Radikaler Einbruch von Mimmy-chan (- Psychoshipping -) ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1 ----------------- Radikaler Einbruch "♫♪♫ Kam Schneewittchen geflogen, stürzte runter auf mein Haus. Brach das Dach mir in Teile, drum lass ich' s nicht mehr raus. ♫♪♫" Mariku Bakuras PoV Meine Umgebung rauscht so schnell an mir vorbei, dass ich sie durch meine Skibrille kaum noch erkennen kann. Selbst die rot und gelb leuchtenden Warnschilder wie: 'Achtung Lebensgefahr!' 'Betreten der Hänge verboten!' 'Ungesicherter Abgrund in 400m', verlieren bei meinem Speed jegliche Bedeutung. Mit vollem Körpereinsatz lege ich mich in die nächste Kurve, um das selbstgewählte Hindernis, – in diesem Fall eine alte Fichte, – in einem möglichst winzigem Radius zu umrunden. Mit meinen Handschuhen kralle ich mich dabei kurz an der dunklen Rinde fest, um nicht aus der Bahn zu fliegen. Mein Board hebt nun ganz von der festen Schneedecke ab. "Scheiß' die Wand an, ist das geil!!!", schrie ich das Adrenalin in meinen Blut heraus. Erst im richtigem Moment lösen sich meine Finger vom Stamm. Daraufhin fliege ich – ganz den physikalischen Gesetzmäßigkeiten ausgeliefert – noch ein paar Sekunden durch die Luft, bis das schwarz-blaue Brett unter meinen Füßen erneut mit dem Boden in Kontakt kommt. Ein triumphierendes Grinsen über dem gelungenen Stunt schleicht sich auf meine Lippen als ich die Piste weiter hinunter rase. Eigentlich ist dieser Teil des Berges nicht für den Wintersportbetrieb gedacht, aber gerade das macht es für mich nur noch reizvoller, hier mein Können unter Beweis zu stellen. Dennoch sei gesagt, dass das Highlight dieser Abfahrt erst noch kommt. In knapp 100 m wird es endlich so weit sein. Dann schlittere ich auf den 'ach so gefürchteten' Abgrund zu, welcher für mich nichts weiter als eine neue Sprungschanze darstellen wird. Wenn ich unten ankomme, werde ich mich dafür feiern lassen!!! Ich höre Ryou jetzt schon schimpfen. Hehe. Voller Vorfreude gehe ich noch ein wenig in die Knie, um meine ganze Haltung zugunsten der Aerodynamik zu verändern. Auf diese Weise nehme ich selbst auf dem letzten Zentimeter noch an Speed zu. 3...2...1 JETZT! Just in diesem Moment segle ich über den Rand des Felsvorsprunges und bin für einen Augenblick schwerelos. Wenn ich wirklich Zweifel gehabt hätte, diesen Schritt zu machen, dann wären diese spätestens jetzt verschwunden, denn was ich sehe und gerade fühle, ist einfach unbeschreiblich! Die Sonne versinkt in diesem Augenblick zwischen den Berggipfeln und taucht sie in einen satten Rotton. Es wirkt fast so, als ob sie verbrennen würden. Ich hasse zwar jede Art von Romantik, aber das hier hat selbst auf mich einen gewissen Effekt. Doch lange hält diese Aussicht nicht an, denn die Schwerkraft zieht mich weiter und weiter in die Tiefe. Noch immer voller Selbstbewusstsein wende ich dem Erdreich unter meinen Füßen zu – und reiße entsetzt die Augen auf. "SCHEIßE!!" Laut meinen Annahmen und Recherchen wären es nach dieser Klippe gerade mal drei Meter bis zum nächsten Vorsprung gewesen, aber dieser ist nicht vorhanden. Stattdessen tut sich ein großes weites Nichts auf und in genau dieses stürze ich mitten hinein. Noch im freien Fall beuge ich mich hektisch nach vorne, um an mein Bord heran zu kommen – ganz in der Hoffnung verwurzelt, ich könnte mich ohne besser bewegen. Vielleicht gelingt es mir ja, mich am Boden ab zu rollen oder an den Felswänden Halt zu finden, beispielsweise an einem für diese Situation typischen Strauch oder Baum, welcher irgendwo wachsen könnte, aber der Hebel klemmt und in meiner Panik, gelingt es mir auch nicht, die Ursache dafür heraus zu finden. "Verdammt!" Verzweifelt sehe ich nach unten. Ob der Schnee weich genug ist, um meinen Sturz abzufangen? – Wohl kaum. – Das alles passiert hier sicher innerhalb von wenigen Millisekunden, aber für mich ist jeder Atemzug eine Ewigkeit lang! Hilflos blicke ich zum Himmel, und obwohl ich nie an einen Gott oder ähnliches geglaubt habe, erwische ich mich dabei, alle mir bekannten im Geiste zu rufen, auf dass sie irgendein Wunder finden sollen, dass mich vor dem Aufprall rettet. Vor meinem inneren Auge zieht mein Leben vorbei. Es mag aufregend gewesen sein, aber jetzt im nach hinein – hätte ich doch einiges anders machen können. Beispielsweise hätte ich mir eine von Ryous jämmerlichen Weihnachtsfeiern ansehen sollen, nur damit er mir dafür dankbar um den Hals gefallen wäre. Irgendwo ist mir der Kleine wohl doch etwas wert. Oder ich hätte Akefia seine Wettschulden abzocken sollen – Scheißkerl! Jetzt erübrigen die sich ohne, dass ich dafür etwas kassieren konnte. Und Malik, – ein Seufzend verlässt meine Lippen. – ich hätte ihm zumindest noch auf sein Geständnis antworten sollen. Zwar war ich gestern total geschockt, als er mir so mir nichts – dir nichts eröffnet hat, er würde heiraten und mich als Trauzeugen haben wollen, aber ich habe einfach nichts heraus bekommen. Zu groß war der Schock, dass er Mana tatsächlich in die Ehe führen wolle. ... Naja, das hat sich jetzt wohl auch erledigt. Dabei hätte ich im Smoking so viel besser ausgesehen als er – wie unfair, dass die Welt nun auf mein Sexappeal verzichten muss. Ein letztes Grinsen ziert meine Lippen – ja, das war ich – die Legende Yami Bakura – the sexiest man alive, höchst talentierter Wintersportler, nicht ganz so fürsorglicher Bruder und Freund wie es auf die ein oder andere Weise vielleicht nötig gewesen wäre, aber im Großen und Ganzen einfach ein erstklassiger Kerl ... "NEIN!", höre ich meine eigene Stimme an den Felswänden widerhallen. Aus dem Tiefen meines Unterbewusstseins drängt mein viel geschätztes Selbstbewusstsein und das unendliche Vertrauen in meine Person an die Oberfläche und entlädt sich in einer Welle aus Überzeugung und Überlebensinstinkt. "ICH BIN VIEL ZU SCHADE ZUM ABKRATZEN!" Entschlossen fixiere ich den Platz unter mit, auf dem ich aufschlagen werde. Meine Arme halte ich schützend vor mein Gesicht. Was auch immer jetzt mit mir passieren wird – ich werde NICHT sterben. Ich weiß es einfach!!! Mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit krache ich auf die harte Schneedecke des schrägen Untergrunds, doch der Boden gibt stärker nach, als er sollte. Ich höre das knacksende Geräusch von splittendem Holz und bekomme gerade noch mit wie mir der Geruch von Stroh in die Nase steigt. Das Letzte was ich vernehme, ist wie mein Körper auf einem weichen Etwas landet und um mich herum der Lärmpegel drastisch ansteigt – was genau gesagt wird, kann ich jedoch nicht verstehen. Als ein leiseres Knarren und bedächtige Schritte zu hören sind flaut meine ganze Wahrnehmung ab, bis letztendlich alles um mich herum schwarz wird. Marikus PoV Mittwoch – ein stink normaler Tag wie jeder andere auch – trotzdem macht die Welt einen riesigen Aufstand drum. Nur weil es der 24ste Dezember ist. Meine Fresse, die haben aber auch nichts besseres zu tun, als sich den Kopf wegen ein paar, sowieso immer falsch gewählten, Geschenken zu zerbrechen. Naja, was schert es mich? – Hier in meinem Reich gibt’s ja niemanden, der mir deshalb 'rum stresst. Entspannt lehne ich mich in meinen gemütlichen Sessel zurück und widme mich wieder der Sportübertragung in meiner alten Röhre. Unten im Dorf haben zwar fast alle schon diese neumodischen Plasmadinger aber solang' s meine alte Stotterkiste noch tut, brauch' ich ja nix anderes und erspare mir so eine weitere Fahrt nach unten ins Tal. Viele bezeichnen mich als irre, verrückt – weil ich mir ein Haus mitten auf einem vereinsamten Berg zugelegt habe, doch das Gepläre der Leute kümmert mich nicht. Sollen sie doch meckern und schreien – so weit oben habe ich jedenfalls meine Ruhe und nur darauf kommt es mir an, denn trotz des scheinbaren Eremiten Lebens habe ich fließend Wasser und eine recht modere Innenausstattung. – Drum passt mir die Bezeichnung 'Alm Öhi' – wie sie mir unten in Domino angedichtet wird – überhaupt nicht! Als ob ich was mit dem rostigen Knacker aus einer Kindergrütze zu tun hätte. Also echt! Ein wenig abgelenkt von einem unbequemen Drücken an meiner rechten Arschhälfte, verlagere ich mein Gewicht ein Stück weit zur Seite, um das nervende Etwas entfernen zu können, welche sich als meine Fernbedienung entpuppt. "Da warst du also", grummle ich vor mich hin und werfe sie auf die kleine Couch, rechts neben mir. Nur zufällig gleitet mein Blick dabei, am Fenster vorbei wo ich gerade noch mitbekomme, wie ein schwarzer Schatten auf meine Scheune aufschlägt. Das schon länger Reparation bedürftige Dach des Gebäude bricht radikal zusammen. Holz splittert und fliegt weit über die Regenrinne auf den kalten Schnee. Im inneren fangen die Tiere an zu quieken und irritierte Laute von sich zu geben, was selbst durch meine geschlossenen Fensterläden noch zu hören ist. Sofort stehe ich senkrecht und renne zu meinem Schrank, aus dem ich eine Armbrust ziehe. Wenn ich hier ganz allein lebe, und das fast schon in der Wildnis, ist es nur natürlich, dass ich so etwas besitze. Für die extra kritischen Geister hab' ich mir sogar einen Waffenschein machen lassen, damit mir niemand das Baby entreißen kann. Und wie sich heute wieder einmal beweist – bin ich so auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Mit geschickten und flinken Fingerbewegungen ist die Waffe im Nu scharf. Rasch noch in Jacke und Schuhe gerutscht und schon kann ich aus dem Haus stürmen. Der Schnee knarrt unter meinen Füßen, als ich mich mit stetig langsamer werdenden Schritten dem Scheunentor nähere. Jeden Muskel angespannt, lehne ich mich mit dem Rücken an die rechte Flügeltür und lausche in das Wirrwarr an Schallwellen, doch bis auf das Vieh, kann ich kaum etwas ungewöhnliches ausmachen. Merkwürdig. Bedacht drücke ich die Klinke der linken Torseite herunter und ziehe sie mit einem kurzen aber kräftigen Ruck auf, um so rasch wie möglich wieder loslassen zu können. Nicht dass dieses Ding, was in mein Dach gekracht ist, hervor schnellt und mich beißt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es sich um ein großes Tier handelt, denn etwas anders fällt nicht so einfach von Himmel und durchbricht mein Dach. Vielleicht handelt es sich um einen Adler oder eine Bergziege. Beide Kreaturen könnten abgestürzt sein. Ob nun vom Himmel oder von einer Klippe sei durch die Art bestimmt. Nun ist der Eingang jedenfalls offen. Meine Armbrust voraus haltend schleiche ich um die Ecke und betrete die Scheune. Das Erste was mir auffällt ist das aufgescheuchte Vieh, welches panisch in der ein oder anderen Ecke seiner Ställe kauern und wimmernde Geräusche von sich gibt. Doch diesem schenke ich jetzt erst einmal keine Beachtung. Allein dessen Blickrichtung ist entscheidend, welche mich zur hinteren, linken Ecke führt. Auf dem Weg zum Tatort fallen mir große Bretter dunklen Holzes auf, die einst mein Dach bildeten. Nur kurz schweifen meine Augen nach oben und sehen mit wachsendem Entsetzen das riesige Loch darin. "Ach du – das muss ein Mords Teil gewesen sein, dass hierein gesaust ist. Na warte – was auch immer du bist – aus dir mach ich Hackfleisch für die restliche Kälteperiode", schwöre ich mir in einem knurrenden Ton. So wie es aussieht, ist meine Mahlzeit mitten in den, im Herbst so schön geschlichteten, Strohhaufen gefallen. Damit besteht wohl die Gefahr, dass es noch lebt. Auf alles gefasst ziele ich mit meiner Waffe auf das Heu, als ich den letzten Abstand überwinde. Mitten in der gelb leuchtenden Pracht ist eine tiefe Delle, welche von besonders vielen Holzbretterbruchstücken umrahmt wird. Darin vermute ich den Übeltäter. Dieser scheint sich jedoch nicht zu regen, sodass ich trotz der bestehenden Gefahr ebenfalls auf den Strohhaufen klettere um vom Rand des Grabens endlich meinen Feind sichten zu können. Blitzschnell ist dies getan und die Armbrust gespannt, doch was ich in meiner Scheune finde, ist weder ein Adler noch eine Bergziege – sondern ein Mensch. – Zumindest glaube ich, dass es einer ist, da einige Gliedmaßen noch von schwarzen Tannenholz bedeckt werden. Mit nervös zuckenden Fingern greife ich nach einem der Bretter und schleudere es in einem Zug davon. Was mir da sichtbar wird ist ein weißer Haarschopf, der wirklich nur einem Menschen zuzuordnen ist. "Was zum... ?" Mit nunmehr ungeduldigen Handgriffen pfeffere ich auch die restlichen Holzreste davon, bis ich den Fremden frei gelegt habe. Seiner Kleidung zufolge ist es ein Wintersportler. – Aber was hat so einer in meiner Gegend zu suchen? Hier ist nun weiß Ra kein Ort zum Spaß haben. Man müsste schon Lebensmüde sein, um sein Glück zu versuchen. Ungläubig blicke ich zu meinem Dachschaden hinauf, aber sehe absolut nichts, von dem der Trottel hier herab gefallen sein könnte. ... Außer die Felsen natürlich, aber die sind so hoch, dass ... – Er wird doch nicht von da ganz oben ...?! Bevor ich meinen konfusen Gedanken zu Ende bringe werde ich allerdings durch das plötzliche Knacksen von Holz unterbrochen. Aus einem Augenwinkel kann ich sehen, wie ein bis jetzt noch halbwegs hängendes Bruchstück letztendlich doch von Dach herunter fällt und genau meinen ungeladenen Gast ansteuert. Ohne das ich mir im Klaren bin, was ich tue, lasse ich meine Armbrust fallen und fange das Brett ab, bevor es das Rückgrat des Fremden treffen und womöglich beschädigen kann. "... Das war nur ein Reflex", entschuldige ich mein untypisch soziales Verhalten, während ich das schwarze Material in meiner Hand betrachte. Kaum zwei Sekunden später werfe ich wie die anderen zuvor auf den Boden. Danach packe ich den in blau schwarz gekleideten Sportler grob an der Seite und wälze ihn auf den Rücken. Seine Arme, welche bis gerade noch unter dem Gesicht lagen, fallen dabei widerstandslos je links beziehungsweise rechts herab. Mein neugieriger Blick schweift mit ungewohnter Zügellosigkeit über den daliegenden Körper und ich stelle fest, dass sich hinter der weißen Mähne ein verdammt attraktives Gesicht verbarg. Bei dessen schmerzverzerrter Mimik, kann ich nicht anders, als mir kurz über die trockenen Lippen zu lecken. Zwar ist das verwerflich, aber ich bin nun mal Sadist und kann deshalb nicht anders. "Meine Fresse – ein richtiges Schneewittchen." Entsetzt von meinen eigenen Worten schüttle ich den Kopf und konzentriere mich wieder auf das wesentliche, nämlich ob das Prinzesschen hier überhaupt noch atmet oder ob ein giftiger Apfel - in diesem Fall also der Sturz – es ins Verderben geritten hat. Um das heraus zu finden, greife ich nach der Schulter des Fremden und rüttle heftig daran: "Hey! Lebst du noch?" Die Antwort ist ein ersticktes Stöhnen, doch großartig bewegen tut sich Mister Unbekannt auch nicht. Nun gut – zumindest ist er nicht tot. Damit erspare ich mir schon einmal das Eingraben. – Bei einer Schneedeckenbreite von 1,20m und dann nochmal zwei Metern hart gefrorene Erde wäre das ein zeitaufwendiger Spaß geworden. Nun ja, Schwein gehabt. – Allerdings werde ich ihn nun ins Haus bringen müssen, was auch wieder mit Arbeit verbunden ist. Genervt fahre ich mir durchs Haar. "Okay, mach' ich das mal ausnahmsweise, aber dafür wird er mir was schuldig sein." Ohne mir großartig weitere Gedanken zu machen schiebe ich meine Arme unter den immer noch ruhigen Körper und hebe ihn an. "Von wegen Prinzessin. Zwar ist der Kerl nicht fett, aber ein Fliegengewicht leider auch nicht!" Mitsamt meiner Beute rutsche ich wieder von dem Strohhaufen hinunter, schnappe mir meine Armbrust, indem ich sie mit dem Fuß hoch kicke, und gehe aus der Scheune. Der Weg bis zu meinem Haus ist natürlich geschippt, andernfalls würde ich nicht täglich zu meinen Tieren kommen um die undankbaren Biester zu füttern. Dennoch ist der Transport des Fremden kein Honigschlecken. Schon an der Tür zu meinem Heim tritt die erste Schwierigkeit auf, die daraus besteht, in das Gebäude zu gelangen. Erst nach einigem hin und her gelingt es mir mit Mühe und Not den Türknauf zu drehen. "Ich hasse diesen Dreckskerl jetzt schon für die Schwierigkeiten, die er mir macht." Ein kraftvoller Fußtritt befördert die Tür dann schließlich wieder ins Schloss als ich sie passiert habe. Im Vorsaal schlüpfe ich aus dem Schuhen und durchdenke dabei meine Möglichkeiten, den Ballast abzulegen, die sich von Sekunde zu Sekunde als nicht vorhanden oder nur mäßig durchführbar erweisen. Da ich meine Couch für zu klein erachte, schleppe ich den Wintersportler die kurze Treppen zu meinem Schlafzimmer hoch, wo ich ihn unter leisem Ächzen auf dem Bett ablade. "Hör auf zu jammern und fühl' dich lieber geehrt, Unwürdiger. Normalerweise darf absolut niemand mein Reich betreten." Zum Verschnaufen setze ich mich für einen Augenblick auf die Kante. Den Albino lasse ich dabei nicht aus den Augen. Gut, dass ich immer zwei Decken da liegen habe, so wird erst mal nur die eine von dem nassen Schneeanzug durchweicht. Hm~ ob ich ihn dem ausziehen sollte? – Gründe hatte ich genug. Zuerst einmal macht er mir so alles nass. Dann ist der feuchte Stoff auf der Haut sicher auch nicht gesundheitsfördernd und er könnte Blessuren verdecken, die behandelt werden müssen. Und zu guter Letzt – bin ich einfach nur neugierig ob der Junge denn wirklich so gut gebaut ist, wie ich vermute. Ein lüsternes Grinsen umspielt meine Lippen als ich die erste Druckknöpfe öffne. "Na lass mal schauen, was du so zu bieten hast." Leise hallt das Knacken der Druckknöpfe durch den ansonsten stillen Raum und wird hier und da von dem Summ eines Reißverschlusses unterbrochen. Was sich mir bietet ist die Aussicht auf eine ungewöhnlich helle Haut, die zuerst am Hals des Schlafenden aufblitzt. Als ich alle störenden Oberteile endlich entfernt habe, liegt ein verdammt scharfer Körper vor mir. Ich kann einfach nicht anders, als mit gespreizten Händen darüber zu fahren. Daraufhin hebt sich die Brust ganz automatisch, als ob sie nach weiteren Berührungen lechzt. "Gefällt dir das?" Also mir anscheinend schon, denn unterhalb meines Gürtels regt sich etwas, was viel zu lang schon keine Verwendung mehr gefunden hat. - Tja so ein Eremitenleben hat schließlich auch Nachteile. "Hm..." Unsicher, ob ich nun einfach meinen Trieben nachgehen oder doch den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung zusammen kratzen sollte, lege ich den Kopf schief. "Es wäre verboten einfach." Bakuras PoV Der Schmerz ist wie ein Lauffeuer, dass meinen Körper erfasst hat. Er frisst sich bis in die letzte Zelle und doch ist er auch das deutliche Zeichen dafür, dass ich den Sturz überlebt haben muss. Ein siegreiches Grinsen will sich auf meinen Lippen ausbreiten, aber dafür reicht meine Kraft dann doch nicht. Unter einem gequälten Stöhnen öffne ich langsam meine Augen. Es ist ungewöhnlich warm hier, obwohl ich am erfrieren sein müsste – so mitten im Schnee. Ebenso wundert es mich, was da so schweres auf mir liegt oder warum sich meine Sportklamotten so seltsam weich anfühlen. – Hier stimmt doch etwas nicht. Meine Umgebung beginnt erst nach und nach schärfer zu werden, sodass ich schon bald eine dunkle Zimmerdecke aus Holz erkennen kann. Verwirrt runzle ich die Stirn und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. So wie es aussieht liege ich in einem relativ großen Schlafzimmer mit spärlicher Einrichtung. Außer dem Bett und einem Schrank in der linken Ecke gibt es nichts. "Wie komme ich hier her?", frage ich mit krächzender Stimme und versuche mich gleichzeitig aufzusetzen. Das muss ein Traum sein – oder bin ich doch schon tot? Entrüstet mustere ich die Kleidung, welche ich an habe. Bei dem Pullover und der Jogginghose handelt sich nicht um meine eigenen Sachen. Noch dazu sind sie ein wenig zu groß. "Was zum Henker geht hier vor?" Irgendwie macht mich meine Unwissenheit wütend, sodass ich die warme Decke ruppig zur Seite schlage und mich aus dem Bett schwinge. – Ein Fehler. Augenblicklich kommt der Schmerz zurück und zwingt mich fast auf die Knie. Aber ich wäre nicht DER Bakura, würde ich diesem Verlangen nachgeben. Alle meine Selbstbeherrschung zusammen raffend halte ich mich auf Beinen und strauchle zur Tür. Das Öffnen dieser führt mich zu einem kleinen Raum, an dem sich zur rechten eine weiter Tür anschließt. Genau vor mir tut sich eine Treppe auf. Meinem Instinkt folgend beachte ich den weiteren Raum nicht und schleiche die Holztreppe herunter, die bei jedem Schritt ein verräterisches Knarren abgibt. Unten angekommen, befinde ich mich im Wohnzimmer. Zunächst ist zwar niemand zu sehen, doch der laufende Fernseher ist ein klares Indiz darauf, dass ich nicht alleine bin. Skeptisch trete ich näher an den großen Fernsehsessel. Ich zögere kurz, doch dann höre ich mich selbst fragen: "Ist hier jemand?" Zuerst ist es still, doch dann spüre ich plötzlich einen heißen Atem in meinem Nacken. "Ja, ich", flüstert dieser mit rauer Stimme. Erschrocken wirble ich herum und schlag einfach zu. Diese Reaktion ist bei mir schon regelrecht eine Art Schutzreflex geworden, da es nicht selten vorkommt, dass mich irgend ein Trunkenbold in der Disko anquatscht oder gleich befummelt. Naja, eigentlich kann ich es diesen hirnlosen Wichten nicht verübeln – ich sehe nun einmal verboten scharf aus. Dennoch lasse ich mir derartiges nicht gefallen. Mein Hintermann hat natürlich nicht mit diesen Angriff gerechnet. Erst zu spät realisiert er, was ich im Begriff bin zu tun, und kann demnach nicht mehr ausweichen. Meine Faust trifft genau die Mitte seiner Visage. Ein Knacken ist jedoch nicht zu hören. Schmerzvoll schreit er auf und tritt zwei Schritte zurück. Seine Hände haben sich ganz automatisch auf sein Gesicht gelegt, doch die Flüche, die er knurrt, werden von den Sonnen gebräunten Fingern nicht abgeschirmt. Laut und deutlich dringen die Beschimpfungen an meine Ohren, allerdings spricht der Fremde kein japanisch. Dennoch kommen mir bestimmte Wortfetzen bekannt vor. ... Ist das... etwas ägyptisch? Während mein Gegenüber sich grün und blau ärgert, verschaffe ich mir einen kurzen Gesamtüberblick über den Kerl. Schätzungsweise ist er um die fünf bis sieben Zentimeter größer als ich und als wäre das nicht schon genug stehen die sandblonden Haare unnatürlich senkrecht von seinem Schädel ab. Außerdem scheint er um einiges muskulöser als ich. Es dürfte also verdammt schwer werden ihn zu überwältigen. VERDAMMT! Skeptisch bringe ich noch ein wenig Abstand zwischen uns, damit er nicht gleich nach mir greifen könnte, wenn er einen der durch trainierten Arme hervor schnellen ließe. Ein Mark erschütterndes Knurren durchdringt den Raum als der Ägypter – ich gehe einfach davon aus, dass es einer ist, denn er hat die selben Merkmale wie Akefia und Malik. Letztgenannten sieht er sogar erschreckend ähnlich – wie ich feststellen muss. Entsetzt weite ich die Augen, denn nun, da der Unbekannte seine Visage nicht länger unter den Händen versteckt fallen mir unzählige Dinge auf, die mich an meinen besten Freund erinnern. "Hey du Arschgeige! Bedankt man sich so bei seinem Lebensretter?", reißt mich die kalte Stimme des Größeren aus meinen Gedanken – und noch bevor ich mir überlegen kann, was ich darauf erwidere machen sich meine Lippen – wie so oft – selbstständig und antworten garstig: "Selber 'Arschgeige'! Was fällt dir auch ein dich von hinten an mich heran zu schleichen?!" Wenn ich ein Außenstehender sein würde, könnte ich mich sicherlich über diese Szene zerschießen, denn einen noch schlechteren ersten Eindruck hätten wir uns kaum bieten können. Von meinem trotzigen Gegenschlag nur noch mehr angestachelt kommt der Fremde auf mich zu, um mich am Kragen packen zu können, doch für jeden Schritt den er auf mich zu macht gehe ich einen Schritt zurück. Das Spiel läuft so lange gut, bis ich mit meinem Rücken die Wand berühre. Aus einem Augenwinkel sehe ich nach hinten, um festzustellen, dass es in die Richtung wohl keinen Ausweg , mehr gibt. Dies hat wohl auch mein Verfolger festgestellt, denn er grinst mich diabolisch an. "Jetzt weißt du nicht mehr vorhin, nicht wahr Schneewittchen?" Widerspenstig funkle ich ihn an. "Ach, meinst du, Prinz Charming?" Finster lachend schnappt er sich meine Handgelenke und drück sie rechts und links von mir an die hölzerne Vertäfelung der Wand. Ich wehre mich gegen den Griff, aber der Schmerz des Sturzes, der mich immer noch in die Knie zwingen will, hemmt meine Kraft zusehend. "Dir bring' ich Manieren bei, du Vollpfosten!" Zum Beweis dieser Aussage will er mir eine heftige Kopfnuss verpassen. Scheiße – wenn die mich erwischt liege ich sofort wieder flach. Fix schaue ich nach rechts und links – da habe ich die Idee. Noch bevor mich die harte Stirn des anderen trifft, gebe ich meinen zitternden Knien nach und gehe ein Stück in die Hocke. Als Resultat dieser Aktion knallt mein angeblicher Lebensretter mit seiner Birne gegen das Holz. Doch der Schrei, den ich nun erwartet hätte, bleibt aus. Stattdessen dreht mein Verfolger den Kopf ein wenig nach unten, ohne sich jedoch von der Wand zu lösen. Der gerade noch so wütende Blick wirkt mit einem mal total ruhig, wenn auch nicht entspannt. Von seiner malträtierten Stirn tropft der erste Bluttropfen hinunter und genau auf die meine. Die warme Flüssigkeit bahnt sich an meinem rechten Auge vorbei über Wangen und Mundwinkel. Als mir der metallische Geruch in die Nase steigt, kann ich nicht anders, als mir über die Lippen zu lecken und dabei den Bluttropfen verschwinden zu lassen. Schweigend sehen wir uns an. Keiner rührt sich. "Kaffee?", durchdringt es erst nach ein paar Minuten die Stille. "... Ja." Marikus PoV Dieser Weißschopf ist wirklich ganz anders als ich ihn mir vorstellt habe. Kein bisschen zerbrechlich oder sanftmütig wie ein Schneewittchen. Eher schlagfertig und gerissen wie die böse Königin. Nachdem ich mir meinen ersten Eindruck von ihm gemacht und festgestellt habe, dass reine Gewalt wohl wenig bringen würde, wenn ich erfahren will wer er ist, biete dem Einbrecher eine heiße Tasse Kaffee an. Den habe ich jetzt einfach bitter nötig und auch mein ungeladener Gast scheint alles andere als abgeneigt. Kommentarlos lasse ich von seinen Handgelenken ab und wische mir mit dem Ärmel über die Stirn. Dann stoße ich mich von der Wand ab und gehe in Richtung Küche. Ich brauche nicht hinter mich zu schauen, um zu wissen, dass mir der Wirbelwind folgt. Am Ziel angekommen öffne ich den Schrank und hohle Instandkaffeepulver und Zucker heraus. Beides stelle ich auf den Tisch. Anschließend gesellen sich sowohl Milch, Löffel und auch Tassen hinzu. Zuletzt befülle ich den Wasserkocher mit heißen Wasser und schalte ihn an. Während das Ganze vor sich hin köchelt, lehne ich mich an der Küchenzeile an und mustere den Weißhaarigen, der auf einem der beiden Stühle Platz genommen hat, die vor dem Esstisch stehen. Genau so wenig wie ich ihm vertraue – scheint er auch mir zu vertrauen, denn seine stechenden, dunklen Augen verfolgen jede meiner Bewegungen. Schon nach 3 Minuten ist das Wasser fertig, sodass ich es in die Tassen gießen und das Küchengerät anschließend wieder in seine Ecke verfrachten kann. Derweile schaufelt sich das Anti-Schneewittchen das Pulver in die klare Brühe. Überraschenderweise nimmt es dabei weder Milch noch Zucker – so wie ich. Während heiße Wasserdampfwolken auf den Kaffeepotts steigen, setzte ich mich gegenüber des Fremden hin. Die Arme verschränke ich vor der Brust als ich mich nach hinten lehne. "Wer bist du?" Der andere scheint nur auf die Frage gewartet zu haben. Distanziert und auch eine Spur arrogant stützt er den linken Ellenbogen auf den Tisch ab, bettet sein blasses Gesicht auf der offenen Handfläche und schaut mich abschätzend an. "Bakura. Und du?" Wow, der überschlägt sich ja fast vor Genauigkeit mit seinen Ansagen. Gerade mal den Vornamen gibt er mir. Okay – wenn du so mit mir spielen willst, dass kann ich auch. "Mariku. Du bist Wintersportler nehme ich an?" Eine Frage – eine Antwort. Ich komme mir fast wie ein Orakel vor, aber er hat ja damit angefangen, warum also, sollte ich ihm mehr Informationen zuspielen, als er mir? Der Fremde scheint meine Gedanken erraten zu haben. Auf seinen Lippen breitet sich ein schwaches, offenbar auch unterdrücktes, aber dennoch sichtbares Grinsen aus. "Ja. Und dir gehört dieses Haus?" Amüsiert zuckt einer meiner Mundwinkel nach oben. Wir spielen also wirklich Orakel – na dann von mir aus. "Sieht wohl ganz so aus. Wie kommst du hier her?" "Ich bin einen Abhang herunter gefahren. Wo hast du mich gefunden?" "In meiner Scheune. Hier in der Nähe gibt es keine Skihänge für Wintersportler. Was hattest du also dort verloren?" "Mich kümmern Regeln und Vorschriften nicht. Ich fahre wo es mir passt. Wo sind meine Sachen?" "Die habe ich in die Waschmaschine gestopft. Wo kommst du her?" "Aus Tokyo. Wie weit ist es bist zur nächsten Stadt?" Fuck, diese Frage könnte ich ebenfalls ganz knapp beantworten, aber ich will sehen wie sich das Entsetzten langsam in seine Züge schleicht, also gestalte ich das Ganze ausführlicher. "Das Erste was du findest, wird ein mickriges Dorf sein. Das liegt etwa 4 Stunden von hier, wenn du zu Fuß gehst. ..." Herrlich – HERRLICH! Dieser Anblick! Ich könnte mich fast daran aufgeilen. – Fast wohlgemerkt. Die eben noch so stolzen Augen beziehungsweise Pupillen meines gegenüber schrumpfen von Millisekunde zu Millisekunde auf Stecknadelkopfgröße und sein Mund öffnet sich, bringt allerdings keine Worte heraus. Um die Ratlosigkeit des Albinos noch etwas weiter aufzustocken, füge ich in einem hämischen Ton hinzu: "... Aber ich glaube nicht, dass du es in deiner Verfassung so weit schaffst. Vor allem bei dem Schneesturm, der da draußen tobt. Er begann vor gerade mal einer Stunde, und ihm Fernsehen hat man gebracht, dass es noch lange so weiter gehen wird." Während ich mit meinem Wissen prahle, beugte sich mein Oberkörper immer weiter über den Tisch, um den Abstand zwischen mir und Bakura zu verringern. Eigentlich reicht es ja schon, dass ich ihn psychisch in die Enge treibe, aber ich kann einfach nicht still halten, wenn ich jemand an den Rand der Verzweiflung bringen will. Kurz wandert mein Blick vom Gesicht des anderen auf dessen Hand, welche die Kaffeetasse umklammert. Wenn er so weiter macht, zerbricht der Henkel noch. Das wiederum kann ich mir echt nicht leisten. Sofort ergreife ich eine Rettungsmaßnahme für meine Tasse und entnehme sie Bakuras Griff, indem ich seine Finger von dem Porzellan löse. Oder zumindest versuche ich das, denn so einfach gibt der Albino nicht nach. Stur hält er an dem wärmenden Behälter fest und sieht mich grimmig an. "Du hast mir den Kaffee angeboten, dann lass ihn mir auch", knurrt er gereizt. Unbeeindruckt erwidere ich seinen Blick. "Kann sein, aber davon, dass du meine Tasse zerdrücken darfst, war nie die Rede." Ein wenig beleidigt schnalzt Bakura mit der Zunge und verdreht ganz offensichtlich die Augen. "Ich mache das Ding schon nicht kaputt." Will der mich für blöd verkaufen? Ich habe doch genau gesehen, wie er meine Tasse vergewaltigt hat! "Tust du doch! Die Knöchel deiner Finger stehen doch schon hervor, so sehr umklammerst du sie!" Nunmehr vollständig erregt haut mein ungebetener Gast mit der anderen Hand auf den Tisch. Armer Kerl – jetzt kann er seinen eh schon luftleeren Schädel nicht mehr abstützen. Ich habe fast Mitleid. "Mache ich nicht, verdammt! Und überhaupt – so teuer wäre so ein blödes Teil sowieso nicht, warum also der Aufriss?", faucht er mich an. Gerade will ich mit einem 'doch' ansetzten, da fällt mir eine noch viel bessere Begründung ein. Rasch macht sich eine bösartige Fratze auf meinem Gesicht breit. "Wenn ich sie auf deine bereits vorhandene Rechnung setzte, wird das sehr wohl kostspielig, Anti-Schneewittchen!" Empört steht der weiße Teufel auf, lässt dabei aber nicht von der Tasse ab. "Was für eine Rechnung?" Da mir seine erhöhte Position missfällt stehe ich ebenfalls auf. Unnachgiebig funkeln wir uns an. "Rettung deines Lebens, Verpflegung und vor allem die Kosten für die Reparatur meines Daches, dass du zerstört hast!" Mit jedem Wort das ich von mir gebe, wird der Kopf meines gegenüber noch eine Nuance röter, allerdings nicht vor Scharm, sondern aus Zorn. "DU SCHWEINEPRIESTER WILLST MIR IN RECHNUNG STELLEN, DASS ICH FAST DRAUF GEGANGEN WÄRE?" Auf diese Erkenntnis schnaufte ich abfällig. "Kann ich denn etwas dafür, dass du so unbeschreiblich blöd bist, die Warnhinweise zu ignorieren, weil du dich für auch so toll hältst, dass du jeden Abhang zum Spielen benutzen kannst? Du bist selber Schuld an deiner Situation, also heul' dich nicht bei mir aus, sondern zahl ei– " '...einfach', will ich meinen Satz zu Ende führen, aber so weit kommt es nicht. Bakura hat meiner Predigt wohl nicht standhalten können, weshalb er gleich wieder zu Gewalt greifen wollte. Doch die Faust, die erneut für mein Gesicht bestimmt war, kann ich im letzten Moment abfangen. Zwar drückt der Albino immer noch mit aller Kraft in meine Richtung, doch ich drücke ebenso entschlossen zurück. Unsere Hände zittern leicht bei dem Kraftakt. "Halt bloß die Fresse, du Wichser! Deine vorbildlichen Reden kannst du dir sparen!!!" "Wieso? Ich habe doch Recht, du Null." Bakuras PoV Verdammt, dieser Scheißkerl hat wirklich Recht! Natürlich würde ich das niemals laut zugeben, aber es ist Tatsache, dass ich mir diese Suppe allein eingebrockt habe. Wie soll ich nur aus dieser Situation wieder raus kommen? Gefangen in einer kleinen Hütte, mitten im Nirgendwo in schlechter körperlicher Verfassung und mit einem Berg an Schulden beladen, sehe ich mich zugegebenermaßen reichlich verloren. Als ich nach ein paar Augenblicke immer noch nichts erwidere, grinst Mariku nur noch mehr vor sich hin. "Was ist denn Baku-chan? Ist dir schon die Puste ausgegangen?" Grantig starre ich ihn an. "Träum' weiter!" In unseren verkeilten Situation, bei der jeweils eine Hand von der des anderen blockiert und die andere immer noch an der Tasse zerrt, können wir uns kaum rühren, doch ich merke wie mich nach und nach die Kräfte verlassen. Nicht nur meine Knie werden immer schwächer, sondern auch die Kraftausübung meiner Faust auf seine Hand, welche die meine umschlossen hat, verliert zusehend an Intensität. Mein Stolz versucht zwar immer noch kontra zu geben und mich anzuspornen, aber das zeigt nur kurz einen Effekt. Keuchend lehne ich mich ein Stück zurück und nehme letztendlich zumindest die Faust hinunter. Durch die Aktion tanzen nun schwarze Punkte vor meinen Augen. Schwerfällig versuche ich sie weg zu blinzeln, aber dadurch werden sie nur größer und zerfressen so meine klare Sicht. Anscheinend habe ich mir den Kopf irgendwo angeschlagen – oder es ist etwas darauf gefallen, als ich vorhin das Dach durchbrochen habe. "Bakura?", dringt es an meine Ohren, allerdings hört es sich so an, als ob Mariku ganz weit weg stände. Wild schüttle ich den Kopf, um zu zeigen, dass nichts ist, weshalb man sich sorgen müsste, aber das war dann auch schon zufiel für meinen geschunden Körper. Kraftlos knicken mir die Beine weg. Zwar fängt mich Mariku gerade noch rechtzeitig ab, sodass ich nicht auf dem Boden lande, aber diesen Schmerz hätte ich sicherlich nicht einmal mitbekommen, da es sich sowieso schon so anfühlt, als ob sich jede einzelne Zelle selbst zerreißt. "Ich brauche deine Hilfe nicht!", knurre ich weniger ernst, als die Worte gemeint waren, doch darauf bekomme ich nur ein deutliches Brummen zu hören. "Sieht aber ganz so aus, als ob es ohne nicht ginge. Glaub mir – wenn' s nicht dringend wäre, würde ich dich glatt fallen lassen, denn ich bin weiß Ra niemand, der scharf drauf ist anderen den Arzt zu mimen." Da die schwarzen Punkte derweile mein gesamtes Sichtfeld erobert haben, brauche ich die Augen auch nicht länger aufzuhalten. Erschöpft schließe ich sie, während mein Kopf immer noch an Marikus Brust liegt, die sich gleichmäßig hebt und senkt, bis ein abgrundtiefer Seufzer den eben noch vorhanden Rhythmus unterbricht: "– Das ist mir zu blöd. Ich habe noch besseres zu tun, als dir eine Stütze zu sein. Du legst du sofort wieder hin." Ein verlockendes Angebot, allerdings ... "Ne, das schreibst du mir wieder auf die sowieso schon zu lange Rechnung", entgegnet ich so schlagfertig wie möglich, doch das hilft mir reichlich wenig. Unbeeindruckt und leise lachend wirft mich Mariku über die Schulter und schleppt mich in das beschauliche Wohnzimmer zurück. "Als ob du da ein Mitspracherecht hättest." Ich versuche mich zwar zu wehren, aber die Versuche bleiben eher auf Kindergartenniveau und wirken recht albern. "Du Idiot, lass mich runter!", versuche ich es mit einem letzten Protest, von dem ich mir eigentlich nichts verspreche, doch genau in diesem Moment wirbelt es mich wieder herum und ich falle krachend auf der kleinen Couch. Zu meinem Glück lande ich auf dem Rücken, denn der schmerzt noch am wenigsten. Dennoch reiße ich entsetzt die Augen auf, doch außer ein paar schwache Umrisse sehe ich nicht viel. Meine nunmehr liegende Position fühlt sich unheimlich befreiend an, da ich nicht mehr mit der Versuchung kämpfen muss, sofort umzufallen, doch das erleichterte Seufzen verkneife ich mir aus strengste. Der soll sich bloß nichts einbilden, dieser Esel! Grantig mustere ich eben dessen Umrisse, als er kurz wieder verschwindet, um seinen Kaffee nachzuholen. Meinen lässt er gleich mal weg – naja, wirklich vertragen kann ich ihn in meiner Situation sowieso nicht. Gelassen lässt sich Mariku in den Sessel fallen, der ganz dich an der Couch steht. Als ich bemerkte, dass er mich ebenfalls anstarrt verenge ich die Augen zu Schlitzen. "Starr mich gefälligst nicht so an!" 'Besonders jetzt wenn der sonst so scharfe Bakura wie ein hilfloses Kind wirkt', setzte ich gedanklich noch hinzu. Doch auf meine harsche Anmache, geht Mariku nicht einmal ansatzweise ein. Stattdessen schweigt er einige Sekunde, bevor er die, für mich höchst unangenehme, Stille wieder bricht: "Weißt du eigentlich wie gering die Chance ist einen derartigen Fall zu überleben?", wechselt er ganz plötzlich das Thema. Gelangweilt zucke ich mit den Schultern, obwohl selbst das ein wenig in den Muskeln zieht. "Pff, was weiß ich." "Im Grunde genommen ist es eigentlich unmöglich." Ui toll! Was für eine Aussage. Da wäre wirklich niemand drauf gekommen. Aber mal ganz ehrlich, was genau soll ich aus diesem Satz ablesen. Soll das etwa heißen, das ... "Was willst du mir damit sagen? Das ich mich nicht beschweren soll? Habe ich doch gar nicht!" Oder jammere ich gerade vor mich hin wie sehr jede einzelne meiner Fasern schmerzt? Sicher nicht, schließlich bin ich kein Weichei oder ähnliches. "Außerdem...", setzte ich an, doch Mariku hält mir plötzlich den Mund zu. "Schnauze, du Spinner. Das habe ich doch gar nicht behauptet. Ich find' s ehrlich gesagt einfach nur – unnatürlich." Unnatürlich – naja, so kann man das schon sagen. Ich bin ja auch kein stinknormaler Hanswurst von sonst wo, sondern eben Bakura. "Wer will schon natürlich sein? Ich sicher nicht, außerdem hat mich schon immer etwas mystisches umgehen", meine ich lachend. Daraufhin schweigt Mariku und es ist nur noch der Fernseher zu hören, doch auch dessen monotones Gedudel wird bald durch ein Rauschen ersetzt. "Na klasse, jetzt ist sogar der Empfang weg", schimpft der Ägypter, doch das nehme ich mit einem Grinsen hin. "Dann mach doch was sinnvolleres." Ich persönlich bin nie ein Fan von Internet oder dem TV gewesen. Ich muss raus und draußen etwas erleben. Umso gefährlicher, umso besser. Das gibt mir das Gefühl zu leben und eine gewissen Qualität in meinem Alltag, die sich bei meinem sonstigen Beruf als Klempner schwer verwirklichen lässt. Darum verstehe ich keinen, der sich auch nur eine Stunde vor so eine Flimmerkiste hocken kann und sie anstarrt bis ihm die Augen tränen. Marikus PoV "Was sinnvolles – es wäre durchaus sinnvoll mein Scheunendach zu reparieren, aber ..." Betonst langsam wende ich meinen Kopf in Richtung Fenster und sehe hinaus. "Dafür pfeift der Wind doch eine Ecke zu heftig." Um nicht zu sagen draußen peitschten die Hagelkörner nur so gegen das dicke Glas. Gut, dass ich mein Vieh – welches eigentlich nur aus fünf Hühnern, einem Hahn, zwei Ziegen, einer Kuh, ihrem Kalb und zwei Schweinen bestand – in meiner Garage habe unterbringen können. Dort war es nun zwar ein wenig eng und mein Schneemobil muss deshalb draußen stehen bleiben, doch für die paar Tage würde es schon gehen. "Weichei", schimpft es darauf nur von der Couch zu mir herüber, was ich aber mit einem Grinsen quittiere. "Na, du kannst ja schon einmal alleine anfangen, während das Weichei wartet bis es aufgehört hat zu schneien. Helfen wirst du mir so oder so." "WAS?" Wie aus der Pistole geschossen sitzt Bakura kerzengerade auf der Couch und starrt mich entsetzt an. Was ich allerdings nicht wirklich versteh. Hat er denn ernsthaft geglaubt ich würde für seinen Schaden allein aufkommen? Eigentlich müsste ich ihn sogar alles alleine machen lassen, aber da das dann wohl doch zu lange dauern würde, bin ich noch so nett und geh ihm zur Hand. "Problem damit? Immerhin bist du allein Schuld daran." "Sehe ich vielleicht so aus, als ob ich so was könnte?", schreit er mich fast an und zeigt dabei ganz demonstrative auf sich selbst. Nachdenklich lasse ich meinen Blick über den Körper des anderen schweifen. "Ich dachte eigentlich schon, aber wenn du dich für zu schwach hältst, kann ich wohl nichts daran ändern", erwidere ich leidlich und stelle meine Kaffeetasse auf dem Tisch ab um mich tiefer in den Sessel fletzen zu können. Die Arme verschränke ich dabei hinter meinem Kopf. "Ich bin nicht schwach! Mir fehlt nur der Plan wie man ein Dach deckt!" Dieser Schwachkopf ist wirklich leicht zu provozieren. Kaum hat man die richtigen Knöpfe gefunden macht er, was man will. Ich hätte es mir schwerer vorgestellt, aber naja. Umgekehrte Psychologie scheint doch nicht von dummen Eltern zu kommen. "Keine Sorge ich weiß wie man' s macht. Demnach steht die Sache also. Du hilfst mir und damit sind wir zumindest was das angeht quitt", grinse ich triumphierend. In der ersten Sekunde erwidert mein gegenüber dieses Lächeln sogar bis ihm auffällt, dass ich ihn genau dort habe wo ich ihn haben wollte. Auf sich selbst wütend, beißt er sich auf die Unterlippe. "Armes Anti-Schneewittchen, aber so ist das Leben. Man wird von vorne und hinten nur verarscht – gewöhne dich dran, Baby." Auf diese Ansage hin gerät Bakura so richtig in Rasche und betitelt mich fast eine geschlagene halbe Stunde mit den unmöglichsten Beschimpfungen bei denen selbst ein Seemann rot werden würde, aber mich juckt das reichlich wenig. Stattdessen beobachte ich die komischen Flügeldinger, die anscheinend ebenfalls seine Haare sind wie sie sich bei jedem Satz taktvoll auf und ab bewegen. ... Wie kann man sich nur so eine bescheuerte und darüber hinaus recht groteske Frisur zimmern lassen? Der Typ hat sie wirklich nicht mehr alle an der Latte. 30 Minuten danach hat die Erschöpfung Bakura dann doch dahin gerafft. Zusammen gerollt liegt er auf meiner Couch, das Gesicht tief in einem der weichen Kissen vergraben, und scheint keinerlei Probleme damit zu haben, dass sein neues 'Bett' viel zu eng ist, als das man wirklich darauf schlafen könnte. Tja, aber wenn er damit keine Probleme hat, muss ich mir ja kein Bein ausreißen eine Alternative zu finden, oder? Von dem Anblick des sich gleichmäßig auf und ab bewegenden Körpers nun fast schon selbst ganz schläfrig geworden, stehe ich auf und tapse in die Richtung des Kamins, um Holz nachzulegen, ansonsten würde die Flamme gänzlich ausgehen und es im Haus kälter werden. Zur Vorsicht lege ich gleich mal ein paar Holzbalken mehr dazu, damit ich nicht mitten in der Nacht aufstehen muss, weil hier unten jemand friert und zu blöd ist, den Nachschub zu finden. Gähnend halte ich mir eine Hand vor den Mund und sehe auf die Uhr, welche 22.34Uhr anzeigt. Normalerweise wäre das keine Zeit zu der ich schon das Licht ausmache, aber heute ist einfach zu viel passiert. Ein letztes Mal kehre ich zu meiner Couch zurück und betrachte den ungeladenen Gast, der sich just in dem Moment von mir wegdreht und irgendwas gegen das Kissen nuschelt. "Unhöflicher Kerl – selbst im Tiefschlaf noch." Ohne darauf zu achten, was genau ich tue schnappe ich mir die dicke Decke, welche unter dem Fernsehtisch versteckt war und werfe sie über den Idioten, sodass nur noch die Haarspitzen zu sehen sind. "... Und da meinte meine Mutter immer, ich wäre nicht aufmerksam genug gegenüber anderen. Tzäh! Beweis ihr das Gegenteil, Bakura, und wälze dich in meiner Gastfreundschaft!" Als hätte der Albino das gehört, zieht er sich die Decke noch weiter über den Kopf und verschwindet ganz. "Schmarotzer. Das war nicht ernst gemeint." Bis ich mitbekomme wie erbärmlich es eigentlich von mir ist, mich mit einem Schlafenden zu unterhalten müssen allerdings nochmal ein paar Minuten vergehen, in denen ich Bakura einfach nur anstarre. ... Schon komisch, dass das am Heiligabend passiert, da könnte man fast glauben, dass ~ ach Quatsch. Wild schüttle ich meinen Kopf hin und her, um den kitschigen Gedanken los zu werden. "Es war ein Unfall – und er wird bald wieder weg sein", versichere ich mir schließlich selbst, als meine Füße mich die Treppe hoch und in mein Badezimmer tragen, damit ich endlich die von der Arbeit verschwitzen Sachen loswerden kann. Nach einer ausgiebigen Dusche und dem Zähneputzen kann ich mich dann endlich in mein eigens Bett fallen lassen. Es dauert nicht einmal besonders lange, bis ich schließlich ebenfalls ins Reich der Träume abdrifte, denn der Gedanke, dass noch jemand anders außer ich im Haus ist – beunruhigt mich merkwürdiger Weise kein Stück. ... Im Gegenteil – es ist irgendwie keine schlechte Aussicht für morgen. Bakuras PoV Ich falle – ich falle immer weiter in die schwarze Tiefe, doch nirgends ist ein Felssprung noch sonst etwas, woran ich mich festhalten könnten. Keuchend ringe ich nach Luft, sehe nach unten und bekomme gerade noch mit wie sich der Boden immer schneller zu nähern scheint, bis ich schließlich hart aufkomme. Es zerreißt meine Eingeweide, ich spüre noch wie meine Knochen splittern und mir dabei teilweise ins Gesicht fliegen – und dann ist der Schmerz auf einmal weg. Von oben sehe ich meinen leblosen Körper wie er auf einem kaum mit Schnee bedeckten Abhang aufgeprallt ist. Blut strömt aus dem zerfetzten Fleisch und tränkt das alte Gestein unter mir mit roter Farbe. Dann ist da plötzlich ein Zeitsprung. Ryou kniet vor meinem Grab – komplett in schwarz gekleidet und Malik versucht ihn an den Schultern nach oben zu ziehen, aber der Kleine will sich einfach nicht bewegen. Rotz und Wasser läuft ihm das Gesicht herunter, während er sich an den weißen Marmor klammert. 'Nein, ich will nicht! Last mich! Er ist doch mein – mein ...' 'Ryou-chan, es fällt uns allen nicht leicht, aber du musst loslassen können. Mach es dir doch nicht so schwer', versucht mein bester Freund den Jungen zu beruhigen, doch der wird darauf nur noch hysterischer: 'NEIN! ER kann nicht tot sein, er hat doch versprochen auf mich aufzupassen!', bleibt mein Bruder hartnäckig, doch als sich die starken Arme von Akefia um seinen zierlichen Körper schlingen und ihn sanft wegziehen, kann sich auch Ryou nicht mehr wehren. 'NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN! BAKURA! VERLASS MICH NICHT!!!' "KIKIRIKIIIIIIIIIIIIIIIII!" Erschrocken reiße ich die Augen auf und erblicke die Fratze eines zutiefst verärgerten Hahns, der von zwei gebräunten Händen direkt an mein Ohr gehalten wird und nun versucht mit seinem Schnabel auf die groben Finger einzuhacken. "Na, endlich wach?", fragt Marikus zutiefst zufrieden klingende Stimme, noch während ich meinen Kopf schwerfällig in seine Richtung drehe, um meinen Peiniger ansehen zu können. Noch immer geht mein Atem flach und das Herz hämmert mir wie wild gegen die unruhige Brust, dich die Symptome lassen allmählich nach. "Du hast sie doch nicht mehr alle, du Schwanzlutscher!", fauche ich mein gegenüber an, der allerdings wenig beeindruckt mit den Schultern zuckt. "Das sagen sie unten im Dorf alle." Knurrend richte ich mich auf, woraufhin das Sofa ein weites Knarren von sich gibt. Erst jetzt fällt mir so richtig auf wie zusammen gekrümmt ich dagelegen haben muss, denn allein schon zum sitzen benötige ich die gesamte Länge der Couch. Na klasse – da sind die Verspannungen doch schon vorprogrammiert. In der Zwischenzeit klemmt sich Mariku seinen Hahn wieder unter den Arm und trägt ihn durch Zimmer. Er hatte zwar gestern erwähnt, dass ich in seine Scheune eingebrochen sei, aber die Vorstellung, dass er wirklich irgend welches Viehzeug hätte, wirkt dennoch ziemlich absurd auf mich. Wer zum Teufel hielt sich in einer modernen Gesellschaft wie Japan bitte schön noch solche Tiere, wenn man sie jederzeit Mikrowellen gerecht im Supermarkt kaufen könnte? "Ich hab Frühstück gemacht – falls du Hunger hast", durchbricht der Ägypter meine Gedanken. "Aber glaub' bloß nicht, dass du etwas davon ab haben kannst, ohne eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen." "Gegenleistung?", wiederhole ich sein Wort und schlage die Decke beiseite, um aufzustehen. Überraschenderweise geht das sogar ziemlich leicht von der Hand, denn von dem Beschwerden, die ich gestern noch zu beklagen gehabt hätte, spüre ich nicht mehr so ganz so stark. Anscheinend hat meine nächtliche Ruhephase wahre Wunder gewirkt – umso besser. "Jepp. Beispielsweise kannst du damit anfangen meine Couch wieder herzurichten", wird mir noch knapp zugerufen, bis der Blondschopf aus einer Tür verschwindet, um den zappelnden Vogel endlich los zu werden. "Seh' ich etwa wie deine Putze aus?", schreie ich ihm noch nach, aber es kommt nur ein belustigtes Lachen zurück, bevor sich dir Tür schließt. Mürrisch mustere ich meine Schlafstätte und zupfe an einer Ecke der Decke. "Zuhause muss ich so was nicht machen. Entweder es bleibt so, oder Ryou macht das." Ryou – apropos – ich muss ihn anrufen, sonst meldet er mich vielleicht sogar wirklich als tot oder zumindest vermisst. Routinemäßig greife ich nach meiner Hosentasche, aber dort ist mein Handy natürlich nicht drin, da es erstens nicht meine Hose ist und zweitens habe ich mein Telephon nicht einmal dabei gehabt, als ich mit dem Snowboard unterwegs war. Na großartig – wie soll ich ihn denn dann erreichen? "Shit." Ganz in meiner Grübelei versunken, knülle ich die Decke einfach irgendwie zusammen und stopfe sie in die nächstbeste Ecke, die ich finde. Gerade in dem Moment, in dem ich mich dem Kissen zuwenden will, landet mein Stoffknäuel aber wieder auf der Couch. Genervt seufze ich auf: "Was?" Doch dafür kassiere ich nur einen Schlag auf den Hinterkopf, von dem ich kurzzeitig wieder schwarze Punkte sehe. "Mach' s richtig!", knurrt mich mein Gastgeber gebieterisch an, woraufhin ich ihm einen feindseligen Blick zu werfe. Der glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich ihm ein willenlose Untertan sein werde, nur weil er mich zufällig gefunden hat! Soweit kommt' s noch! "Und wenn nicht?", kontere ich garstig woraufhin mich der andere gewaltsam am Haarschopf packt. "Dann zwinge ich dich dazu." Die Kälte in den Augen meines gegenüber schreckt mich trotz ihrer enormen Ausstrahlung kein bisschen. Im Gegenteil es reiz mich nur noch mehr ihm zu beweisen, dass er mir gar nichts zu sagen hat. "Versuchs doch!" Auf den Überraschungseffekt bauend trete ich ihm auf dem Fuß und hohle dann mit der Faust aus. Die Strategie geht voll auf und ich lande einen Treffer, den Mariku mit einem Knurren quittiert, bevor er selbst ausholt. Um ausweichen zu können gehe ich einen Schritt nach hinten, habe aber ganz die Couch vergessen, die mich nicht vorbei lässt. Darüber hinaus muss sich Mariku natürlich auch genau in diesem Moment auf mich stürzen, sodass wir auf die Sofalehne krachen, doch da das ganze Ding sowieso nicht besonders groß oder gar schwer ist, kippt das Möbel durch den Schwung gleich mit um und wir landen im hohen Bogen auf dem Boden. Keuchend ringe ich nach Luft als der Blödmann auf mir landet. Sofort drehe ich mich um, damit ich aus der misslichen Lage krabbeln kann, doch Mariku ist schneller und setzt sich einfach auf meinen Rücken. "Ha!", lacht er stolz und schnappt sich meine Hände, die er hinter meinem Rücken zusammen hält. Widerwillig zerre ich daran, doch es fehlt mir immer noch an der nötigen Kraft. Außerdem drückt mich der Mistkerl, so wie er auf meinem Rücken sitzt, fest auf den harten Holzboden, woraufhin meine blauen Flecken vom gestrigen Sturz wieder spürbar werden. Mühevoll schließe ich die Augen um das aufkommende Schwindelgefühl zu unterdrücken, welches ich für verraucht gehalten habe. "Runter!" "Ach komm schon Bakura. Ist das alles was du zu bieten hast? Mein Sieg wäre ja mehr als einfach", höhnt der Esel hoch zu Ross und entlockt mir so einen weiteren wütenden Schrei. "Fick dich ins Knie!" Marikus PoV Klar, ist es unfair, da Bakura sicherlich immer noch Nachwirkungen von gestern spürt, doch mir ist das herzlich egal. Hat ja niemand behauptet, dass wir fair sein müssten, oder? Und wenn er dann eben so dumm ist, sich darauf ein zulassen – tja – selbst Schuld. Während Bakura sich immer noch wie ein Fisch auf dem Festland zu wehren versucht, mustere ich ihn von oben herab. Es hat wirklich schneeweiße Haare – und auch die Haut ist so erstaunlich blass. Man könnte fast denken, er sei Väterchen Frost persönlich, aber dafür ist er doch noch einen Zacken zu warm, jung und trotzköpfig. Dennoch hat er etwas von einer verschneiten Wiese – man kann hinschauen so lang man will, aber da ist immer wieder dieser Drang Spuren zu hinterlassen. Grinsend lege ich den Kopf schief und nehme Bakuras Handgelenke in nunmehr eine Hand. Die andere krallt sich in seine lange Mähne. Für ihn mag es nun den Anschein haben, dass ich nur meine Machtposition weiter ausbauen will, doch ich messe dem gerade keinen Wert zu, – gewonnen habe ich so oder so – stattdessen interessiert mich inwieweit ich Spuren auf der blassen Haut hinterlassen kann. Neugierig beuge ich mich weiter herunter woraufhin Bakura abermals ein Keuchen von sich gibt. "Ist ja gut, verdammt noch mal", murrt er, den Kopf bereits seitlich auf dem Laminatboden abgelegt und die Augen geschlossen. "Ich leg' die bescheuerte Decke ordentlich zusammen, damit Großvater Mariku seine Ruhe hat, aber geh endlich runter!" Doch auf diese Aussage gehe ich gar nicht ein. Einem inneren Trieb folgen beiße ich Bakura in die Schulter, woraufhin dieser aufschreit. Doch anstatt mich davon abzuhalten weiter zu machen, alarmiert mich Bakuras Schrei nur noch mehr dazu heftiger zuzubeißen. Durch meinen Körper zuckt ein angenehmer Schauer, als ich den leicht metallischen Geschmack des Blutes wahrnehme. "Mariku ich meine es ernst! Geht sofort runter!", presst Bakura zwischen den Lippen hervor und versucht dabei so gelassen wie möglich zu klingen, doch vormachen kann er mir damit nichts. Ihn wühlt mein Biss viel mehr auf, als er sich selbst eingestehen will. Allein schon die Tatsache, dass seine Hände, die ich immer noch zusammen halte sich zu Fäusten geballt haben ist Indiz genug. "Wieso? Tut es weh, Jammerlappen?", schnurre ich gegen die gereizte Haut und verursache damit eine Gänsehaut. Heftig hebt und senkt sich der warme Körper unter mir, bevor dessen Besitzer seinen Kopf so weit wie möglich in meine Richtung dreht. "Genau so wie der Biss eines Kleinkindes. Aber du wirst auf Dauer schwer, also hau ab." Wenig begeistert von der immer noch schlagfertigen Antwort senke ich die Augenlider zur Hälfte herab. "Kleinkind, ha?" Bestätigend nickt der Albino mit dem Kopf und setzt ein freches Grinsen auf. "Dir geb' ich 'Kleinkind' ", knurre ich daraufhin und löse mich von Bakura. Der nur darauf gewartet zu haben scheint, da er sofort wieder flüchten will, doch dafür gebe ich ihm keine Zeit. Rasch packe ich den Unhold an der Seite und versuche mit aller Gewalt ihn herum zu drehen, was zu einem kleinen Kräftemesser führt. Einige Minuten geht es immer wieder hin und her, bis ich es letztendlich doch unter einem Schnaufen schaffe, meine Antiprinzessin auf den Rücken zu drehen. Augenblicklich holt sie mit den Beinen und freien Armen aus, doch das nützt ihr reichlich wenig, als ich mich auf ihr Becken setzte und die bleichen Arme über dem Kopf erneut zusammen halte. Keuchend ringen wir gleichsam nach Luft. Bakuras ohnehin schon nicht gerade gebändigte Haare sind nun um seinen ganzen Kopf verteilt und durch die Kraftanstrengung liegt ein leicht geschaffter Zug in seiner Mimik. Es würde mich nicht wirklich wundern, wen er augenblicklich wieder zusammen klappen würde, aber dem scheint nicht so zu sein, auch nicht als ich mich so nah über ihn beuge, dass seine Visage nur noch wenige Zentimeter von der meinen entfernt ist. Gerade will ich den letzten Abstand zunichte machen, da kommt er mir zuvor und verbeißt sich in meiner Unterlippe. Schmerzlich zucke ich zusammen, ziehe mich aber nicht zurück, sondern genieße das Brennen als sich die scharfen Zähne durch meine Lippen bohren. "Du bist Sadist, nicht?", murmelt Bakura leise, lässt mich aber dabei nicht los. "Gut erkannt. Hast du selbst derartige Vorlieben?", versuche ich ein Grinsen, dass aber ein wenig misslingt, so ohne Kontrolle über meine Unterlippe. Dafür aber sehe ich in den dunklen Augen meines Fängers ein wahnsinniges Leuchten aufblitzen. "Könnte man so sagen", flüstert der Albino als er seine Zähne wieder aus meinem Fleisch zieht und mir damit ein prickelndes Gefühl den Rücken runter jagen lässt. Aus irgend einem Grund geht dabei ein vor freudiges Zucken durch meinen Unterleib. "Inwiefern?" Probeweise lockere ich den Griff um seine Hände, die – wie erwartet – nicht gleich wieder versuchen mich von sich zu stoßen, sondern zu meinem Pullover wandern und sich im Ausschnitt festkrallen. "Find's doch raus", haucht er mir gegen die Wunde, woraufhin ich unbeherrscht meine Lippen gewaltsam auf seine drücke. Sofort wird der Druck ebenso hartnäckig erwidert, sodass ich mir sogar fast ein Seufzend unterdrücken muss. Es fühlt sich nach der langen Zeit, die ich jetzt schon ohne Sex auskomme einfach nur unglaublich gut an, noch dazu wo Bakura ebenso brutal wie ich veranlagt zu sein scheint. Noch während meine Zunge über seine Lippen streicht um Einlass in die feuchte Mundhöhle zu erhalten, spüre ich wie sich seine Arme um meine Schultern schlingen. Zügellos werde ich näher an den heißen Körper unter mir gepresst. In der Zwischenzeit zerre ich den dünnen Pullover, den ich Bakura geliehen habe so weit nach oben, das der Großteil des leicht muskulösen Brustkorbs frei liegt und ich sündig mit dem Fingernägeln darüber kratzen kann. Keuchend löst Bakura dabei den Kuss und biegt den Rücken ein wenig durch. "Fester!", stöhnt er genießend und ich tue wie mir geheißen, während ich mich erneut in seinem Hals festbeiße. Bakuras PoV Ich muss verrückt sein mich hierauf einzulassen. Ich kenne den Typen doch gar nicht und dennoch – dennoch kann ich einfach nicht widerstehen dem Verlangen nachzugeben. Warum musste er mich nur beißen noch dazu in den Hals – er kann doch gar nicht wissen, dass das meine Schwachstelle ist, oder? Naja – wie auch immer – jetzt gibt es kein zurück mehr. Mein ganzer Körper zuckt und prickelt, wo auch immer Mariku mich berührt – es ist zum wahnsinnig werden. Um nicht am Ende als Einziger völlig hilflos zu sein, versuche ich mich so gut es geht zusammen zu reißen und schnappe mir den Saum seines Oberteils, welches rasch über den Kopf gezogen und lieblos davon geworfen wird. Gierig lasse ich meine Finger über seinen Rücken bis zu seinem Hinter fahren, wo ich durch etwas Kraftaufwand sein Becken enger an meines drückte. "Agh ~ha" Unglaublich – ich bin jetzt schon geil auf ihn, dabei haben wir doch noch kaum was gemacht. Drängend fange ich an mich gegen ihn zu reiben, was auch durchaus den erwünschten Effekt hat. Mit nunmehr doch erregten Gesicht lässt er wieder von meinen Schulterblättern ab und bahnt sich seinen Weg nach weiter unten. Genießend verdrehe ich die Augen nach hinten und rücke mich ihm entgegen. Mittlerweile schiebt sich eine der heißen Hände unter die ausgeliehene Jogginghose und macht sich an meine Schritt zu schaffen. Erregt schreie ich auf und beeile mich nun, da er seine Hose auch loswerden soll. Als endlich auch dieser störende Stoff beseitigt ist, drückt Mariku meine Beine großzügig auseinander. Erst zu spät bekomme ich es mit, stoppe aber sofort in meiner Handlung mich an seinem Ohr zu schaffen zu machen und sehe ich merklich mürrisch ins Gesicht. "Was soll das werden?", frage ich mit erregter Stimme woraufhin er mir gleich noch einmal kräftiger den Schritt massiert. Doch diesmal widerstehe ich dem Drang mich einfach wieder nach hinten fallen zu lassen, um das zu genießen. "Na was wohl ...", grinst mir der Ägypter entgegen und kratzt über die Innenseite meiner Oberschenkel. Erneut erfasst ein atemberaubendes Gefühl meinen Körper – lähmt ihn fast – aber mein Wille ist dennoch vorhanden. "Nein, ich – ich mach nicht das Weib", stöhne ich unter dem Zittern auf, woraufhin Mariku fragend eine Augenbraue hebt. "Äh – du glaubst doch nicht etwa im ernst, dass ich..?" Berechnend schiebe ich eines meiner Beine in den Bereich seiner Erregung und reibe es scharmlos daran. Mit weit aufgerissenen Augen zieht er Luft zwischen den Zähnen ein. "Doch, ich bin der Meinung." Nur mit viel Selbstbeherrschung schiebt er mein Bein von sich. "K-keine Chance. Hab ich noch nie gemacht – und das wird sich auch nicht ändern." Zunehmend ratlos sehe ich ihn an. "Wie jetzt? So haben wir nicht gewettet." Verwirrt stützte ich mich mit den Ellenbogen am Boden ab und setzte mich ein wenig aufrecht. Mariku scheint ebenso verpeilt und mustert mich kritisch. "Wir haben gar nicht gewettet, Bakura. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass du das machst." Grimmig verenge ich die Augen, aber durch die Erregung ist es schwer wirklich böse drein zu schauen, noch dazu, wenn er sich immer noch leicht daran zu schaffen macht. "Weshalb bist du davon ausgegangen?" "Na, schau dich an – und schau mich an. Da ist es wohl klar, wer hier wen fickt, oder?" "Gar nichts ist klar!", knurre ich zurück und setzt mich ganz aufrecht hin, woraufhin Mariku es mir gleich tut. Planlos sitzen wir vor einander und starren uns an. Mariku ist der Erste, der wieder anfängt mich in die Brustwarzen zu kneifen, woraufhin ich mir das Stöhnen nicht verbeißen kann. "Komm schon – gib dir einen Ruck. Wir sind doch beide kaum noch zurechnungsfähig." "Weshalb ich? Mach du doch." Knurrend schüttelt Mariku den Kopf. "Wie gesagt – niemals." Sofort nehme ich die Hände von dem Ägypter und funkle ich wütend an. "Dann lassen wir' s also?" Leidlich verzieht Mariku das Gesicht und wendet den Blick ab und sieht aus dem Fenster, wo der Frost eisige Muster an sie Scheiben gezeichnet hat. Marikus PoV Verdammt! Das darf doch nicht wahr sein! Ich werde doch nicht auf geilen Sex verzichten müssen, weil sich Bakura nicht dazu bequemen lässt die Beine breit zu machen! Nachdenklich kaue ich auf meiner Unterlippe herum als mir meine Scheune ins Auge fällt. Man könnte doch ... Grinsend wende ich mich wieder Bakura zu und schnappe mir sein Kinn, damit er mich genau ansehen muss. "Dann lass uns drum wetten – wie du gerade so schön vorgeschlagen hast. Wer den größeren Anteil des Daches ordentlich deckt, der liegt oben." Erstaunt mustert mich der Albino nickt dann aber entschlossen. "Obwohl du auch gleich aufgeben könntest. Wenn ich etwas haben will – dann bekomme ich es auch." "Das werden wir sehen", schnurre ich ihm entgegen bevor sich unsere Lippen wieder finden und wir uns erneut in einem blutigem Kuss verlieren, bis sich meine Hand erneut in seine Intimsphäre verirrt. Stöhnend dreht er den Kopf zur Seite. "Und was machen wir jetzt damit?" "Handarbeit", entgegne ich grinsend woraufhin sich seine Arme wieder um meine Schultern schlingen und mich zu Boden ziehen. ... Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal einen derartigen Orgasmus hatte, aber meine Fresse – es war einfach nur der Hammer. Wenn der Rest auch noch geklappt hätte, hätte ich Bakura sicher die nächste Woche nicht mehr aus dem Bett gelassen. Aber nein – er musste sich ja zieren. Murrend setzte ich mich wieder auf und hohle meine Hose ran. "Wo war gleich nochmal dein Bad?", fragt mein ungeladener Gast noch während er mich beim Anziehen bespannt. "Die Treppe hoch und dann rechts. ... Aber vorher legst du deine Decke ordentlich zusammen", ermahnte ich ihn, als ich aufstehe und mich in die Küche aufmache, wo immer noch der ungenutzte Frühstückstisch steht. Nunmehr hellwach lasse ich mich auf einen der Stühle fallen und trinke einen Schluck des inzwischen kalten Kaffees, bevor ich mein Brot mit Butter und Käse ausstatte. Wenig später gesellt sich auch Bakura dazu. Fast eine ganze Stunde verrinnt, doch dann stehen wir beide vor den Ergebnis des gestrigen Kennenlernens – einem großen Loch in dem Dach meiner Scheune. Der Schaden sieht furchtbar aus, doch das liegt eigentlich nur daran, dass das sowieso schon alte Holz nunmehr fast schematisch abbricht und zu Boden fällt, sodass bereits das halbe Dach eingestürzt ist. Alles in allem wirkt es also ziemlich bemitleidenswert. – Das Einzige, an dem wir uns bei diesen Aussichten erfreuen können, ist die Tatsache, dass es gerade mal nicht schneit. Der weiße Mist würde uns nur zusätzlich beim Arbeiten behindern. "Man könnte meinen es sei ein Nilpferd vom Himmel gestürzt", murmle ich nachdenklich. Eine Hand in die Hüfte gestützt und die zweite als Sichtschutz verwendet betrachte ich unser Problem noch einmal ausführlich. Doch von hier aus ist es nicht wirklich möglich eine Entscheidung zu treffen, was unser Vorgehen angeht. Darum klettere ich auf den erst besten Balken, der eigentlich als Abgrenzung zwischen den Tierstellen dient und verringere so meinen Abstand. Bakura bleibt indessen auf dem Boden und schaut meinem Treiben skeptisch zu. Scheinbar nebenbei geht er auf meine doch spitzfindig gemeinte Ansage ein: "Pech, aber mein Ego musste ja auch noch mit rein. Es ist erstaunlich, dass überhaupt noch etwas von deiner Schrotthütte steht." "Schrotthütte?", entgegne ich beleidigt und dreh den Kopf in seine Richtung. "Ja, klar. Sieh dir das doch mal an." Besser wissend kickt der Albino eines der umher liegenden Holzbretter nach oben und mustert es von allen Seiten. "Gelöchert, gerissen und halb verfault – ein Wunder das die Scheune überhaupt noch stand, bevor ich hier ankam." So ein Klugscheißer! Warum lässt der sich nicht einfach übers Ohr hauen? Grrrr! Murrend springe ich von meiner Erhöhung herunter und entreiße das Holz aus seinen Fängen. Sein gehässiges Grinsen bleibt mir dabei nicht verborgen. "Ist doch auch egal! Und jetzt komm!" Ohne weiter darüber nachzudenken schnappe ich mir Bakura am Handgelenk und zerre ihn wieder mit nach draußen. Der Hof ist rasch überquert, sodass wir schon nach wenigen Schritte wieder vor meiner Wohnung stehen. Bakura lasse ich einfach an der Tür zurück, während ich mir die Schuhe von den Füßen streife und ins Haus gehe. Bakuras PoV Das war doch jetzt nicht sein Ernst, oder? Zutiefst verstimmt verschränke ich die Arme und starre die Holzmaserung der Tür an, nachdem Mariku sie mir praktisch vor der Nase zugeschlagen hat. Noch in meiner Bewegung raschelt der Stoff, den ich am Leib trage in dem bekannten Klang typischer Wintersportkleidung, obwohl es nicht meine eigenen Sachen sind. Der Blödmann wollte mein Zeug nämlich immer noch nicht heraus rücken, sodass ich gezwungen bin mir wieder etwas zu borgen. 'Deine Sachen bekommst du erst wieder, wenn ich dich gehen lassen kann.', hat er gemeint. Tsss – als ob ich von hier aus den Weg nach Hause finden würde. Fast 5 Minuten vergehen in denen nichts passiert und ich gelangweilt die Umgebung studiere. Mariku scheint so etwas wie einen kleinen Bauernhof hier oben zu haben. Zumindest schließe ich das aus dem Geruch und der Scheune. – Glück für ihn, dass ich mit so was keine Probleme habe. Ryou an meiner Stelle – Entsetzt schlage ich mir die flache Hand gegen die Stirn. VERDAMMT – RYOU! Ich wollte ihn doch anrufen, damit er mir keinen Grabstein setzt. Mariku leiht mir sicher sein Handy. ... Fragt sich nur wo er eigentlich bleibt. Genau in diesem Moment rappelt es über meinen Kopf. Erschrocken weiche ich ein paar Schritte zurück und entdecke eine Luke im zweiten Stock des Hauses, an der mit aller Gewalt geruckelt wird. Ein Ächzten und Knacken ist zu hören, doch dann springt das Fenster endlich auf und ein total erschöpfter Mariku schaut heraus: "Na endlich. Ich dachte schon, ich müsste es abfackeln." Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Gut gemacht Einstein", rufe ich zu ihm hoch, "Aber wie soll uns das weiter helfen?" Doch anstatt meine Frage zu beantworten schmeißt der Verrückte ein Brett nach unten, dass sacht im Schnee und nur 7 Zentimeter von meinen Füßen entfernt landet. "Die habe ich eigentlich für den Bau einer Sauna verwendet wollen – doch dazu ist es nicht gekommen", erklärt er sich kurz während immer neuen Bretter nach unten fallen. Schön und gut, ... Material ist zumindest da, aber wird das reichen? Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf. "Mariku~u?" Pat, pat, pat, pat – ein wahrer Bretterhagel schlägt über mich ein, sodass ich in der Ferne nach Sicherheit suche. "Ja?" "Meinst du nicht es wäre sinnvoller erst einmal das alte Holz abzureißen und das andere hier trocken zu lagern, bis wir es wirklich brauchen?" "..." Belustigt kräuseln sich meine Mundwinkel nach oben, als der Ägypter mit ein wenig Röte um die Nasenspitze den Kopf abwendet und zu fluchen beginnt. Meinem Ratschlag zufolge sammeln wir also das gesamte Holz wieder ein und schaffen es erst einmal ins Haus, wo es lieblos auf dem Boden der Wohnstube landet. Danach geht es daran, die abgesplitterten Holzteile aufzusammeln und zu einem hohen Stapel zu schlichten, der in den nächsten Tagen und Wochen wohl noch als Brennholz zu gebrauchen sein wird. Und damit sich die Sache mit dem 'neu decken' so richtig lohnt, reißt Mariku aus Spaß an der Freude auch noch den bestehenden Rest ab. "Ganz oder gar nicht", schnurrt er mir dabei entgegen woraufhin ich genervt die Augen verdreh. Es ist ja nicht so, dass die körperliche Arbeit nicht sowieso schon schwer auf meinem ramponierten Körper lasten würde. Es muss ja unbedingt noch mehr Arbeit werden, damit ich ja auch alle blauen Flecke merke. Nach einer halben Ewigkeit ist es dann aber auch geschafft. Das morsche Holz lagert auf seinem Turm und die Scheune hat nun gar kein Dach mehr. Mürrisch lehne ich mich an eine der Wände und betrachte das klaffende Loch. Ein Glück, dass die Scheune nicht gigantische Ausmaße hat, sonst würde wir ja Wochen dafür brauchen. Ein geschafftes Stöhnen entfleucht meinen Lippen als ich an die noch vor uns liegende Hürde denken. Mariku hingegen scheint das Ganz gelassen zu sehen. Pfeifend bleibt er neben mir stehen. "Damit wäre doch schon ein ganzes Stück geschafft." "... Ein Stück von einem riesig, großem Ganzen." "Jetzt sieh es doch nicht so pessimistisch. Es ginge schlimmer." "Und wie?" "Du hättest die ganze Scheune einreißen können." "Wow", knurre ich wenig begeistert und wende den Blick ab. Nunmehr kann ich die Seitenwände anstarren, die allerdings überraschend stabil wirken. Das Holz scheint noch nicht einmal halb so angegriffen wie das vom Dach. Wie kommt das? "Sag mal – warum ist eigentlich nur das Dach so labil gewesen?", harke ich sofort nach und folge Mariku, der gerade im Begriff ist, wieder in Richtung des Hauses zu gehen, doch auf meine Frage folgte nur ein verdächtiges Schweigen. "Hey du Evolutionsbremse, ich rede mit dir." Marikus PoV Ich lasse das Anti-Schneewittchen erst einmal schimpfen und bringe ein paar Meter Abstand zwischen uns bevor ich mich räuspere: "Naja... es könnte gut sein, dass in diesem Sommer ein Unfall passiert ist, und das Dach dabei Feuer fing, ich aber keine Lust hatte es zu reparieren und deshalb die relativ kleinen aber dafür zahlreichen Löcher einfach nur mit Stroh abgedeckt habe." Eilig beschleunige ich meine Schritte, um etwas weg von meinem Haus und eher auf die Wiese, die drum herum liegt zu kommen, doch hinter mir schnauft es bereits verdächtig. "WAAAAAAAAAAAAAAAAAAS???" Trotz aller Vernunft, die in mir schreit, dass ich es lassen sollte, spähe ich über meine Schulter. Natürlich ist das ein Fehler, denn nun kann ich die Gewitterwolke über Bakuras Kopf ganz deutlich sehen, während der Albino mit den Köcheln knackst. "VON WEGEN, ES SEI MEINE SCHULD! DU HAST DIR DIE SUPPE GANZ ALLEIN EINGEBROCKT, WEIL DU ZU FAUL WARST, DAS DACH GLEICH ZU RICHTEN! UND ICH HABE DIR AUCH NOCH GEHOLFEN! NA WARTE, DAS BÜßT DU MIR!!!" Wusch! Und schon stürzt Bakura los, fällt bei seinen ersten Schritten fast in den frischen Neuschnee, welcher auf der noch unberührten Wiese liegt, aber nach ein paar eingewöhnenden Tapsern findet er eine Methode sich in einem raschen Tempo durch die weiße Pracht zu stampfen. Jetzt kann ich auch nicht länger warten und renne los – so gut wie es zumindest geht. Gemeinsam eiern wir durch den Schnee und spielen sozusagen Katz und Maus unter erschwerten Bedingungen. Nach ein paar Runden ums Haus, bin ich bereits heftig am Keuchen, doch Bakura gibt einfach nicht nach. Wiederholt schaue ich über meine Schulter, doch plötzlich ist von meiner Katze nichts mehr zu sehen. Verwundert bleibe ich stehen und spähe umher. Ob er etwa schon eine halbe Runde zurück liegt und auf der anderen Seite des Hauses schlapp gemacht hat? Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Vielleicht tarnt er sich auch einfach nur perfekt – bei seinem Äußeren sollte das kein Problem sein. "Bakura?" Wie aus heiterem Himmel taucht dieser plötzlich neben mir auf und stürzt sich auf mich. Aus lauter Überraschung schreie ich laut auf, bevor wir im Schnee landen. Nunmehr völlig außer Atem sitzt Bakura auf mir drauf und sieht mich strafend an. Man könnte jetzt unfairer Weise behaupten, ich hätte das verdient, aber dem ist nun wirklich nicht so. "Hab ich dich!", faucht er gereizt und ich könnte Schwören, dass selbst seine Haare dabei etwas wütend zucken. Reuig grinsend sehe ich zu ihm auf, erwidere aber nichts auf seine Feststellung. "Ich reiß dir die Eingeweide raus!" "Mach doch", schmunzle ich belustigt, was den anderen aber nur noch mehr anzustacheln scheint. Ruppig packt er mich am Schlafittchen und zieht meinen Oberkörper etwas hoch. Dann trifft mich seine Faust – wie immer ins Gesicht. Prüfend bewege ich die rechte Wange, aber sie scheint noch in Takt zu sein. Es bleibt nur das leicht schmerzende Gefühl, auf das ich so stehe zurück. "War' s das schon?", höre ich mich enttäuscht fragen und kassiere dafür weiter Schläge, die nach dem fünften aber abrupt aufhören. Verständnislos sehe ich Bakura an, der von jetzt auf gleich ein rotes Gesicht bekommen hat. "Wa..?" 'Was ist?', will ich gerade fragen, da wird mir der Satz mit einem Kuss erstickt. Grinsend lege ich einen Arm um die Schultern des anderen und erwidere die Geste. "Wir sind total krank – auf so was zu stehen", flüstere ich grinsend gegen die leicht geöffneten Lippen des Wirbelwind, der daraufhin in die meinen beißt. "Kann sein, aber das macht doch den Reiz an der Sache aus." Darauf kann ich nicht widersprechen, darum lasse ich mir einfach gefallen, was Bakura da macht und erwidere zu gegebenem Zeitpunkt. Allein die Schweinekälte und unsere langsam durchweichenden Klamotten sind Schuld, als wir uns schon nach ein paar weiteren Sticheleien Zähne klappernd ins Haus begeben müssen. Frierend schlage ich die Tür hinter mir zu und wirsche die nasse Jacke von meinem Leib, noch bevor ich überhaupt das Wohnzimmer betrete. Bakura ist derweile damit beschäftigt neues Holz in den Kamin zu werfen, damit es schnell wieder warm wird im Zimmer, bevor er überhaupt ans Ausziehen denkt. Von oben besorge ich uns beiden trocken Sachen zum anziehen, bevor ich mich in die Küche aufmache, um ein Mittagessen zusammen zu stellen, welches aus nichts weiter als einer Dose Erbsen, Kartoffeln von gestern und jeweils einem Stück Rindfleisch besteht. Beide Teller bringe ich in die Wohnstube wo Bakura sich auf der Couch gleich mal in zwei Decken eingehüllt hat. Kommentarlos nimmt er das Essen entgegen und beginnt gleich darauf es gierig in sich hinein zu stopfen. Doch noch während seiner ersten Bissen hält er plötzlich inne und sieht mich an. "Sag mal – hast du ein Telephon?" Ich mach mir zumindest die Mühe hinter zu kauen, bevor ich darauf antworte: "Wieso?" Naja – 'antworte' ist wohl zu viel gesagt. Bakura hingehe schaufelt sich einen weiteren Löffeln Erbsen in den Mund. "Ich muss meine Klicke anrufen, sonst melden die mich für vermisst – oder gar tot." Fast verschlucke ich mich an meinem Essen, doch mehr als ein: "Hä?", kommt nicht aus meinem Mund. Genervt verdreht der Albino die Augen und kaut etwas langsamer auf seiner Mahlzeit herum, fast so, als ob er nicht nur seine Worte sondern auch die Frage ob er überhaupt hinter schlucken soll bedenken würde. "Okay – dann mal ganz von vorne. ..." Bedächtig stellt er den Teller auf dem Couchtisch ab und wendet sich ganz zu mir um. Trotz dessen, dass ich eigentlich mehr über ihn wissen will, beunruhigt mich seine plötzliche Bereitschaft mir mehr zu verraten. Doch das lasse ich mir nicht anmerken und widme mich weiterhin meinem Fleisch um wenigstens so auszusehen, als sei mir das reichlich egal, was der andere vor sich hin brabbelt. "Eigentlich komme ich aus Tokyo, doch über die Feiertage wollten ein paar Freunde und ich einfach mal etwas anders erleben als die bedächtige Stille eines langweiligen Familienfestes und haben deshalb beschlossen Urlaub in den Bergen zu machen. Wir lieben alle Wintersport von da her passt das ganz gut. Naja, jedenfalls bin ich gestern mal allein losgezogen, um mir die andere Seite des Berges anzusehen und dann – schließlich hier gelandet. Aber ich will dich jetzt auch gar nicht mit Details zu müllen. Fest steht, dass sich die anderen bestimmt Sorgen machen, weshalb ich besser anrufen sollte. Nicht dass sie mich als vermisst – oder gar tot erklären." Ich kann förmlich spüren wie er mich frech angrinst, doch genau sehe ich es nicht, denn mein Blick haftet stur auf dem halb leeren Teller vor mir. Nur langsam sickert in meinen Verstand, was mir Bakura damit sagen will, doch es gefällt mir ganz und gar nicht. ... Wenn er seine Freunde erreicht, ... dann werden die doch sicher her kommen und ihn wieder mitnehmen. Dann wäre er weg und ich ... . Nein, dass will ich nicht! Er soll hier bleiben! Weiter geht’s im 2. Teil Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)