Matchmaker von Skylark (Haupt: AlaGio; Side: DaeE) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Abend in der Bibliothek -------------------------------------- In der kaum erleuchteten Bibliothek war kaum mehr zu hören, als das leise Rascheln von Papier. Giotto konnte kaum etwas erkennen, als er sich mit vorsichtigen Schritten einen Weg durch den Raum bahnte und dabei der einzigen Lichtquelle folgte. Er entdeckte einen blonden Mann, welcher an einem alten Schreibtisch saß und Passagen eines älteren Buches mit neueren Papieren verglich. „Du arbeitest noch immer?“ fragte Giotto vorsichtig und der Mann sah von seiner Arbeit auf. „Nun, ich bin noch nicht müde und diese Papiere sollten möglichst zeitnah erledigt werden.“ Erklärte er knapp und widmete sich wieder seiner Arbeit. Giotto trat etwas näher und versuchte in dem schwachen Licht herauszufinden, woran sein Wolkenwächter arbeitete. Es schien nichts zu sein, was mit der Vongola in Verbindung stand und so hatte er den Verdacht, dass es sich um Alaudes eigentliche Arbeit handelte. Vermutlich war es keine gute Idee ihn hierbei zu stören, dennoch konnte er sich nicht abwenden. „Kann ich dir behilflich sein, Giotto?“ fragte sein Gegenüber schließlich mit einem leisen Seufzen und ließ die Papiere wieder auf den Schreibtisch sinken, ehe er sich zu ihm umwandte. Offensichtlich wollte er den Störenfried möglichst schnell wieder loswerden. „Ich konnte nicht schlafen und habe gesehen, dass hier noch Licht brennt.“, gab dieser etwas zögerlich zu, „Du solltest um diese Zeit nicht mehr arbeiten.“ Alaude sah nicht sonderlich angetan von diesem Vorschlag aus und erhob sich von seinem Platz, er ging zu einem der hohen Regale und nahm eine dunkelrote Mappe heraus. Dann legte er sie auf dem Tisch und setzte sich wieder. „Ich werde noch ein paar Dinge erledigen müssen. Dann gehe ich schlafen.“ Erklärte er sachlich, behielt seinen Boss jedoch dieses Mal im Blick. Offensichtlich wartete er darauf, dass Giotto die Bibliothek wieder verließ. „Bist du sicher, dass es so viel sein muss? Du könntest es doch sicher auch morgen machen.“ Schlug Giotto vor und betrachtete die Mappe skeptisch. Sie schien jedenfalls nicht nur aus ein paar Blättern zu bestehen und würde den Franzosen sicher noch einige Zeit beschäftigt halten. Nachdem Giotto nicht wieder das Wort ergriff, schien er sich doch zu einem neuerlichen Kompromiss durchzuringen. „Ich denke in etwas eineinhalb Stunden sollte ich soweit fertig sein. Wäre das in Ordnung?“ „Gut.“ erwiderte Giotto resignierend und nickte leicht. „Dann wünsch ich dir später eine gute Nacht, Alaude.“ Giotto sah ihn für einen Moment nachdenklich an, ehe er seinem überraschten Wächter einen kurzen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange hauchte und eilig aus dem Raum verschwand. Alaude blieb verdutzt zurück und hielt sich verwundert die Hand an die Wange. Es war nicht sonderlich unüblich für Giotto einem seiner Wächter einen Kuss auf die Wange zu geben, oft genug tat er dies sogar bei einfachen Mitgliedern seiner Bürgerwehr. Für Alaude dagegen war es umso ungewohnter. Üblicherweise ließ sich Giotto bei ihm nicht so gehen, da er doch wusste, dass der Franzose nicht sonderlich davon überzeugt war. Dennoch hinterließ diese sanfte Liebkosung eine ungemeine Unruhe in ihm. Fast könnte man sagen, dass er sich darüber freute. Allerdings hielt seine Freude darüber nur kurz an, denn ein leises Lachen ertönte in der sonst vollkommen stillen Bibliothek und aus dem Dunkel der Regal trat die Person, welche Alaude im Moment am wenigsten sehen wollte. Grundsätzlich galt wohl, dass er ihn nie sehen wollte, denn die beiden verband schon vor ihrer gemeinsamen Zeit als Wächter von Vongola Primo ein eher angespanntes Verhältnis. Daemon Spade grinste höhnisch, als er das Wort ergriff. „Er macht sich wirklich Sorgen um dich. Wenn du so weiter machst, dann bringt er dich bald sicher persönlich zu Bett.“ „Was willst du hier, Spade?“ fragte Alaude trocken und seine scharfen Augen behielten den Illusionisten im Blick, ganz so als würde er mit jedem Moment Daemon schmunzelte nur amüsiert. „Deine gute Laune scheint ja rasch verflogen zu sein. Vielleicht könnte man eher sagen, dass sie zur Tür hinausgegangen ist.“ Plauderte er und lehnte sich gegen die Tischkante, ehe er eine von Alaudes Büchern schnappte und ohne zu fragen darin herumblätterte. „Weißt du, ich gebe Primo vollkommen Recht. Wenn du so weiter machst, dann bekommst du bald graue Haare. Nicht, dass das sonderlich auffallen würde.“ Daemons vertrauter Tonfall ließ Alaudes Blut geradezu kochen. „Allerdings gehe ich davon aus, dass Primo für dich wesentlich überzeugender ist, als das bei mir der Fall ist.“ Alaude zögerte einen Moment. „Was willst du mir damit sagen?“ „Ach, du weißt doch. Er hat ein Talent dafür andere zu beeinflussen.“ Erklärte der Nebelwächter mit einem Zwinkern. „Außerdem scheinst du ihn doch zu mögen. Der Herr Mich-Interessiert-Nichts-Und-Niemand scheint doch tatsächlich Gefühle zu haben.“ Es fiel Alaude immer schwerer sich zu beherrschen und doch ließ er davon ab auf diese Provokation etwas zu erwidern. „Ich frage mich, ob Giotto das schon bemerkt hat. Ich vermute es ja nicht, wo er sich doch so viel Mühe gibt und alle gleich zu behandeln. Wie frustrierend das für dich sein muss.“ Der Hohn war geradezu greifbar und kostete den Wolkenwächter das letzte bisschen Beherrschung. Daemon war gerade schnell genug, seinen Kopf aus der Flugbahn eines dicken Buches zu ziehen. Dann lachte er wieder sein gewohntes Lachen. „Scheint fast so, als hätte ich einen wunden Punkt getroffen.“ Mit diesen Worten löste sich der Illusionist in Rauch auf und ließ einen schwer gereizten Wolkenwächter allein zurück. Ein fröhliches Summen kündigte Elena die Ankunft ihres Geliebten an und als sie in die Richtung der Tür blickte, konnte sie ihn auch bereits sehen. Das breite Grinsen auf seinem Gesicht verstärkte nur den Eindruck, dass er mit sich zufrieden war und zauberte der hübschen Blondine ein Lächeln auf die Lippen. „Wo warst du denn, Daemon?“ fragte sie schließlich neugierig und ging ihm entgegen. Er hauchte ihr zur Begrüßung einen kurzen Kuss auf die Stirn und warf dann seinen Mantel über den nächstbesten Stuhl. „Ich habe eine äußerst interessante Entdeckung gemacht.“ Erwiderte er grinsend und ohne seiner Geliebten eine wirklich präzise Antwort zuteilwerden zu lassen. „Willst du diese Entdeckung denn nicht mit mir teilen?“ fragte Elena nun etwas skeptisch und betrachtete ihn äußerst genau. Wenn Daemon mit so guter Laune nach Hause kam, dann war es nicht zwingend etwas Gutes. „Oh, natürlich. Ich bin sicher, dass es dich ebenso sehr interessieren wird wir mich.“ Elena seufzte genervt. „Wenn sich seine Hoheit dann endlich dazu herunterlassen würde mir mitzuteilen, um was es geht?“ Daemon wartete noch einen Moment ab, ehe er weitersprach. „Hättest du gedacht, dass unser Eisklotz von einem Wolkenwächter tatsächlich Gefühle zeigen kann?“ Der überraschte Blick seiner Geliebten entsprach ziemlich genau seinen Erwartungen. „Und darf man fragen woher du das weißt?“ fragte sie nun deutlich neugierig. „Oh. Ich habe nur eine kleine Unterhaltung mitbekommen.“ Erwiderte Daemon und mit einem Grinsen auf dem Gesicht begann er, Elenas Locken um seine Finger zu zwirbeln. „Nun sag schon.“ drängte sie ihn, „Um wen geht es?“ „Ich wusste ja, dass Alaude eine kleine Schwäche für ihn hat, aber dass da vielleicht noch mehr ist.“ Elena begann zu schmollen. „Daemon. Komm zum Punkt.“ Er seufzte leise. „Na gut. Es ist Giotto.“ Elenas verdutzten Gesichtsausdruck konnte man kaum mit Worten beschreiben. „Du machst Scherze!“ meinte sie ungläubig. „Nicht im Geringsten! Auch wenn ich natürlich gerne herausfinden möchte, wie weit seine Gefühle tatsächlich gehen.“ „Wehe du schließt mich aus, ja?“ drohte ihm Elena nun. Sie würde ganz sicher nicht zulassen, dass sich Daemon allein diesem Geheimnis widmete. „Dann lass uns zusammen den Kuppler spielen, meine Liebe.“ Kapitel 2: Erste Konfrontation ------------------------------ „Das ist Unsinn, Giotto.“ Ein deutlich verärgerter rothaariger Mann verschränkte die Arme vor der Brust, während sein Nebensitzer auf seinem Stuhl kippelte. „Also ich finde die Idee gut!“ gab der Junge dann von sich und um ein Haar wäre er mitsamt des Stuhls umgekippt, als er einem Schlag seines Sitznachbarn auswich. Es entstand eine lautstarke Kabbelei, die sich erst wieder beruhigte, als Lampo doch noch eine fing und mit einem Laut des Unmuts klein bei gab. „Nufufu.“ Erklang nun das markante Lachen des Nebelwächters. „Wo ist denn eigentlich unser schweigsamer Wolken-Kamerad heute?“ „Alaude? Ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen.“ Erwiderte Asari nachdenklich und warf einen Blick in die Runde. „Che.“ Machte G. „Der ist doch nie da, wo er sein soll.“ „Überaus schade.“ Erwiderte Daemon und die Enttäuschung in seiner Stimme klang so überzeugend echt, dass ihn G mit einem Stirnrunzeln betrachtete. Allerdings entschloss er sich dann wohl doch nichts dazu zu sagen. Sich in die Keilereien zwischen Alaude und Daemon einzumischen war kein Spaß und er mochte keinen von ihnen genug, um sich damit abzugeben. „Ich will endlich Pause!“ quengelte nun wieder Lampo und trommelte mit seinen Fingern auf dem Tisch herum. Er schien sich weder für ihre Arbeit, noch für die unerklärliche Abwesenheit von Alaude zu interessieren. Und mit einem Knall bekam er einen weiteren Schlag auf den Hinterkopf. „Als hättest du schon irgendetwas gearbeitet.“ Knurrte der Rotschopf neben ihm. „Du bist doch auch nicht besser!“ gab der Junge schmollend zurück und die Diskussion begann von neuem. Dieses Mal war es allerdings eine wesentlich sanftere Stimme, die sie unterbrach. „Ihr könnt gerne Pause machen.“ Sagte Giotto mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und Lampo sprang so schnell auf und rannte aus dem Zimmer, dass jegliche Diskussion ohnehin überfällig wurde. Auch Asari, Knuckle und G erhoben sich nun von ihren Plätzen und machten sich auf den Weg zur Tür. Erst als sie bemerkten, dass Giotto keinerlei Anstalten machte ihnen zu folgen, hielt G inne. „Kommst du nicht mit?“ fragte er mit einem Stirnrunzeln. Giotto schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. „Ich komme gleich nach.“ Erwiderte er dann schlicht. Er sagte seiner rechten Hand nicht, dass er vorhatte stattdessen weiter zu arbeiten, weil er sonst ein schlechtes Gewissen gegenüber Alaude hatte. Immerhin arbeitete dieser stets bis spät in die Nacht und war am Morgen meist der Erste, der seinen Weg zur Arbeit fand. G zuckte nur mit den Schultern. „Wie du meinst.“ Dann verschwanden auch die drei aus dem Zimmer und ließen Giotto allein zurück. Wobei, das war nicht ganz richtig, denn genau genommen war er nicht allein. „Nufufu.“ Machte Daemon, der als einziger zurückgeblieben war und Giotto zuckte überrascht zusammen. „Ziemlich einfältig. Als würde man nicht bemerken, dass du vorhast weiter zu arbeiten.“ Es war ungewöhnlich, dass Daemon noch zurückblieb, während alle anderen gingen, denn üblicherweise war er einer der ersten der verschwand. Ein ungutes Gefühl überkam den Blondschopf. Ob sein Nebelwächter wieder etwas Dummes im Sinn hatte? Er kam nicht mehr wirklich dazu diese Fragestellung zu erörtern, da in diesem Moment die schwere Holztür erneut geöffnet wurde. Giotto war sich sicher, dass einer seiner Wächter etwas vergessen hatte und registrierte für einen Moment nicht einmal wirklich, dass es niemand anders als Alaude war, der in den Raum getreten war und aus irgendeinem Grund schien er verärgert zu sein. „Ah, man lässt sich doch noch blicken.“ Gab Daemon spöttisch von sich und Giotto realisierte überrascht, dass dieser nun direkt neben ihm stand. „Störe ich?“ fragte Alaude knapp und die Frage war eindeutig an Giotto gerichtet. Giotto brachte einen Moment um seine Sprache wieder zu finden, denn der eisige Blick, mit welchem Alaude ihn bedachte ließ ihn frösteln. Daemon jedoch war schneller als er. „Hast du denn vor uns zu stören?“ fragte er provokant und ließ sich auf Giottos Armlehne nieder, ehe er seinen Arm mehr als freundschaftlich um seinen verwirrten Boss legte. Sein herausfordernder Blick jedoch war auf Alaude gerichtet und sein Grinsen war purer Hohn. „Immerhin ‚arbeiten‘ wir doch gerade.“ Während sich Giotto über die merkwürdige Betonung seines Nebelwächters wunderte, amüsierte sich dieser köstlich über Alaudes steigendes Wut-Barometer. Dieser jedoch machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum umgehend. Giotto sah verwirrt von der geschlossenen Tür zu Daemon. „Was ist los mit ihm?“ „Oh. Ich weiß nicht, Giotto.“ Antwortete ihm der Illusionist vergnügt und ließ ihn wieder los, „aber ich denke ich sollte jetzt auch gehen. Wir sehen uns.“ Und mit diesen Worten ließ er einen vollkommen verwirrten Giotto zurück, der viel nun viel zu unkonzentriert war, um noch zu arbeiten und schließlich doch nachgab und den Raum ebenfalls verließ. „Nufufu.“ Alaude hielt sofort inne, als er dieses verhasste Lachen vernahm. „Du hast Giotto gerade wirklich aus dem Konzept gebracht. Ich hoffe dir ist klar, dass er es jetzt ganz sicher nicht leichter haben wird sich auf die Arbeit zu konzentrieren.“ „Bist du sicher, dass nicht du ihn aus dem Konzept gebracht hast?“ fragte Alaude und seine Stimme klang eiskalt. Jedoch schien das Daemon nicht einmal aufzufallen. „Aber ich habe doch gar nichts gemacht.“ Behauptete Daemon unschuldig, aber das Grinsen in seinem Gesicht sprach Bände. Zur Antwort bekam er nur einen weiteren eiskalten Blick. „Du hast doch nicht etwa ein Problem damit, dass ich mit Giotto allein war?“ stichelte der Illusionist nun. „Weshalb sollte ich das?“ erwiderte Alaude und versuchte kühl zu bleiben, aber seine Stimme klang gereizter als er beabsichtigt hatte. „Man fragt ja nur. Ich meine … nach gestern Abend.“ Es war kaum zu übersehen, dass Alaude kurz davor war dem Nebelwächter an die Kehle zu gehen und auch diesem blieb das nicht verborgen. „Dann hatte ich wohl tatsächlich Recht.“ Meinte dieser amüsiert und wandte sich ab. „Wir sehen uns, Alaude.“ Und mit einem zufriedenen Summen schritt er von dannen. Er bekam gerade noch mit, wie die hölzerne Wandverkleidung nun die Laune des Wolkenwächters aushalten musste. Glücklicherweise gab sie nicht nach. Kapitel 3: Ein Plan nimmt Formen an ----------------------------------- „Elena?“ Ein junger, blonder Mann trat in den kleinen Pavillon und sah sich kurz um. Es dauerte nicht lange bis er sie entdeckte, denn sie eilte auf ihn zu und zog ihn rasch mit sich. „Ich habe schon auf dich gewartet, Giotto.“ Erwiderte sie lächelnd und führte ihn dann zu dem kleinen gedeckten Gartentisch, der direkt am Rand des Rosenbeets stand. Dort angekommen drückte sie ihn rasch auf den Stuhl und er betrachtete überrascht den Kuchen und die Kekse auf dem Tisch. „Wie komme ich denn zu diese Ehre?“ fragte er verblüfft, während sie schon seine Tasse mit Tee füllte. „Weißt du, die anderen machen dir jeden Tag so viel Ärger. Ich dachte mir, dass du einmal etwas Ruhe verdient hättest und wenn ich dabei bin, dann wird dich ganz sicher niemand stören.“ Sie zwinkerte ihm rasch zu und Giotto erinnerte sich lebhaft daran, wie sie das letzte Mal G zusammen gestaucht hatte, weil dieser einen dummen Kommentar von sich gegeben hatte. „Das ist sehr nett von dir, Elena. Ich glaube ein wenig Ruhe kann wirklich nicht schaden.“ Er griff nach der Tasse Tee, welche sie gefüllt hatte und er kannte das süßliche Aroma von Früchtetee. Zufrieden nahm er einen kurzen Schluck, ehe er den Garten betrachtete, welcher im Moment in voller Blüte stand. Bislang war er noch nicht einmal dazu gekommen, das überhaupt zu bemerken. Für einen Moment schloss Giotto die Augen und genoss die Ruhe, welche nur vom leisen Gesang von Vögeln unterbrochen wurde. Elena jedoch betrachtete ihn äußerst genau und sie war viel zu neugierig, um ihre Frage lange zurück zu halten. „Sag mal, Giotto. Gibt es eigentlich jemanden den du magst? Ein Mädchen vielleicht?“ fragte sie dann mit einem leichten Lächeln und mimte die Unschuldige, während sie ihren Freund genau im Blick behielt. Giotto sah sie überrascht an und für einen Moment konnte sie den verlegenen Blick zur Seite bemerken. „Weshalb … fragst du das?“ Seine Gegenfrage war so unglaublich auffällig, dass sie sich absolut sicher war, dass Giotto jemanden hatte, für den er vielleicht doch etwas mehr empfand. Es ging also nur noch darum, ihn möglichst zu einer besseren Antwort zu drängen. „Erzähl schon.“ Sie stellte ihre Tasse zur Seite und widmete nun ganz ungeniert ihre ganze Aufmerksamkeit dem Vongola-Boss. „Ich … weiß nicht.“ Stammelte dieser. „Es ist unsinnig.“ Dieses Mal wandte er den Blick tatsächlich ganz von ihr ab. „Nichts ist unsinnig.“ Erwiderte Elena rasch. „Ich würde sogar Alaude zutrauen jemanden zu mögen.“ Giottos Blick wanderte so schnell zu Elena zurück, dass ihr der leicht schockierte Blick beinahe entgangen wäre. „Ich … sollte wieder zurück.“ Sagte er dann hektisch und stellte die Tasse so schnell auf den Tisch zurück, dass sie überschwappte. Dann eilte er mit schnellen Schritten davon und ließ Elena mit einem äußerst zufriedenen Lächeln zurück. „Es gibt Neuigkeiten, Liebling.“ Sagte sie dann mit einem triumphalen Lächeln. „Du bist schon zurück?“ Daemon musterte seine Geliebte mit einem abschätzenden Blick. In so kurzer Zeit konnte sie unmöglich zu neuen Erkenntnissen gekommen sein und doch deutete ihre Laune auf etwas anderes hin. „Ja ich bin zurück.“ Erklärte sie schlicht und dieses Mal schien sie es zu genießen, mehr zu wissen. „Und was gibt es Neues?“ „Ich weiß wirklich nicht, ob ich das mit dir teilen möchte.“ Neckte sie ihn. Er jedoch zuckte überrascht zusammen. Allerdings gewann er seine gewohnte Selbstsicherheit viel zu schnell wieder zurück. „Willst du etwa, dass ich dich dazu zwinge, es mir zu sagen?“ drohte er ihr. Aber sein verspieltes Grinsen ließ sie wissen, dass er es nicht halb so ernst meinte wie es klang. „Oh nein!“ begann sie theatralisch zu antworten. „Der große und mächtige Daemon Spade will Gewalt walten lassen. Dann kann ich es natürlich nicht für mich behalten.“ Er lachte leise bei dieser übertriebenen Darbietung seiner Geliebten. „Nun ja. Du hast mir von Alaudes Gefühlen gegenüber Giotto erzählt und ich konnte nicht anders, als die andere Seite ebenfalls zu überprüfen und ich bin mir ziemlich sicher, dass Giotto auch etwas für unseren Herrn Wolkenwächter empfindet.“ Zur Antwort bekam sie einen beeindruckten Blick und ein amüsiertes Lächeln. „Du bist wirklich eine faszinierende Frau. Auf deine Art gefährlich, aber auch sehr interessant. Genauso wie dieses Wissen. Ich denke wir sollten einen Plan machen, meine Liebe.“ „Das ist leider alles, was meine Informanten herausfinden konnten.“, erklärte der Illusionist und seine Stimme klang enttäuscht. „Die einzige Möglichkeit noch mehr herauszufinden wäre sich auf diesen Ball zu schleichen.“ „Ein Ball?“ Giotto sah überrascht von seinen Papieren auf. „Ja. Es wäre eine Chance, allerdings sollten wir versuchen unbemerkt zu bleiben.“ Er beobachtete seinen Boss aufmerksam. „Dann kann ich sicher auch nur eine begrenzte Zahl an Personen mitnehmen? Was schlägst du vor, Daemon?“ „Nun.“ Begann Daemon und lächelte amüsiert. „Am besten wäre, wenn du dich für einen deiner Wächter entscheiden würdest. Ich werde ohnehin gehen, also vielleicht … Alaude? Ich denke er ist der einzige, der einen Funken Anstand besitzt und nicht sofort auffallen würde.“ Bei der Vorstellung einen der anderen Chaoten mitzunehmen und mit ihnen in der Öffentlichkeit gesehen zu werden, rümpfte er leicht die Nase. Giotto schien einen Moment zu überlegen, aber vermutlich hatte er Recht. Am besten war, wenn er Alaude dazu überzeugen konnte. Er mochte jeden seiner Wächter und doch wusste er genau, dass die meisten sich nicht unauffällig verhalten konnten. Sie waren zu laut, zu eigensinnig und zu individuell. „Ich denke du hast Recht.“ Gab er dann zögerlich zu. „Gut. Ich verlasse mich auf dich. Elena wird dich dann morgen Abend abholen, vergiss das nicht.“ Mit einem Grinsen auf den Lippen stand der Aristokrat auf und verschwand durch die Tür. Giotto seufzte leise. Es würde nicht einfach sein, Alaude davon zu überzeugen, dass dieser Ball für ihre Arbeit unabdingbar war. Vermutlich sollte er sofort mit ihm sprechen. Kapitel 4: Die Vorbereitungen ----------------------------- „Ist das denn wirklich nötig?“ fragte Giotto verunsichert. „Ja, das ist es, Giotto. Auf dem Ball sind nur Paare erwünscht und wir können uns nicht erlauben Außenstehende mit hineinzuziehen.“ Erklärte ihm Elena, die bereits in ihre Abendgarderobe gekleidet war. Ihr hellblaues Kleid schimmerte im Leicht beinahe silberfarben und wippte mit jeder ihrer Bewegungen leicht mit. Ihre langen blonden Locken waren hochgesteckt und wurden von einer silbernen Klammer zusammengehalten. „Aber das ist …“ begann Giotto, allerdings wurde er unterbrochen. „Kein aber! Du siehst fantastisch aus.“ Der junge Mann erkannte sich kaum wieder. Er steckte in einem bodenlangen fliederfarbenen Kleid, welches am Rücken von einer Schnürung aus silbernen Fäden zusammengehalten wurde. Das Dekolletee und die Ärmel waren mit weißer Spitze geschmückt und der obere Teil des Kleides war leicht gepolstert und verbarg dadurch geschickt die eigentlich flache Brust. Mit Unterstützung von etwas Kosmetik und einem falschen Haarteil war von dem Mann in ihm nichts mehr übrig geblieben. Selbst Elena musste zugeben, dass sie Giotto in dieser Verkleidung für eine junge Frau gehalten hätte. Er hatte aber auch die perfekten Voraussetzungen für diesen Plan. Seine Gesichtszüge waren weich, seine Wimpern lang und dunkel und für einen Mann war er recht klein und schmal. Man konnte beinahe ein wenig neidisch werden. „Ich denke wir sollten jetzt gehen.“ Meinte sie dann und griff die schmale Männerhand, welche durch die weißen, mit Spitze besetzten Handschuhe noch weiblicher wirkte. „Wir wollen doch Niemanden auf uns warten lassen.“ Eilig verließen sie das Zimmer und eilten zu der Kutsche, welche sie zum Ball bringen sollte. Auf der ganzen Fahrt versuchte Giotto sein ungutes Gefühl zu unterdrücken. „Sie sind zu spät.“ Murrte Alaude wenig begeistert und steckte seine Taschenuhr wieder in seine Jackentasche zurück. „Eine Dame braucht eben Zeit, um sich hübsch zu machen.“ Amüsierte sich Daemon, welcher lässig an der Balustrade neben der Kutsche lehnte. Alaude ließ sich nicht anmerken, ob er seine Meinung teilte oder nicht, denn er ging nicht weiter darauf ein. Stattdessen hoffte er einfach, dass Elena und Giotto es bald schaffen würden. „Oya.“ Meinte Daemon plötzlich und löste sich aus seiner Haltung. „Das dürften sie sein.“ Genervt tat es ihm der Wolkenwächter gleich und folgte ihm hinüber zur Kutsche. Daemon übernahm die Aufgabe die Kutsche zu öffnen und half rasch seiner Geliebten heraus, ehe er sich wieder der Kutsche zuwandte. „Was für eine hübsche junge Dame.“ komplimentierte Daemon und grinste zufrieden, ehe er ihr seine Hand entgegen hielt und dabei half, dass sie nicht über ihre Rocksäume fiel. Er nutzte den Moment, um seinen Boss genauer unter die Lupe zu nehmen. Er musste zugeben, dass Elena wirklich ganze Arbeit geleistet hatte. Wäre er allein auf diesem Ball gewesen, er hätte so ein hübsches Geschöpf mit Sicherheit um einen Tanz gebeten. Es war beinahe ein wenig schade, dass ihr Plan ihm das verbot. Giottos Reaktion auf dieses Kompliment war dagegen recht amüsant, denn seine Wangen färbten sich in einem leichten Rot. „Alaude. Darf ich dir deine Begleitung für den Ball vorstellen.“ Gab Daemon von sich und führte Giotto an der Hand zu seinem Wolkenwächter, welcher ein paar Schritte entfernt stehen geblieben war. „Wofür brauche ich eine Begleit-“ Der Rest seines Satzes blieb ungesagt. Denn in dem Moment, als er einen Blick auf das Gesicht seiner Begleitung warf, weiteten sich seine Augen vor Überraschung. „Der Name dieser hübschen Dame ist Giulietta.“ Trällerte der Illusionist, der nun seinen verlegenen Boss bei seinem überraschten Wolkenwächter stehen ließ und stattdessen wieder zu seiner Geliebten lief. „Das ist … nicht euer Ernst.“ Erwiderte Alaude trocken und warf Alaude einen finsteren Blick zu. „Alaude. Bitte es ist wichtig.“ Plädierte Giotto nun trat näher an seinen Wächter heran, immernoch übervorsichtig nicht über den Rocksaum zu fallen. „Ist es so schlimm mich für den Abend als deine Begleitung auszugeben?“ fragte er dann mit einer traurigen Stimme und sah bedrückt zu Boden. Alaude seufzte. „Nein, das ist es nicht, Giotto.“ „Aber was ist es dann?“ „Schön.“ Gab Alaude von sich. „Lass es uns hinter uns bringen.“ „Nufufu. Also kann der Spaß beginnen.“ Kapitel 5: Auf dem Ball ----------------------- „Wo finden wir diesen Kerl nun?“ fragte Alaude genervt, nachdem sie den Eingang überraschend problemlos hinter sich gelassen hatten. Sein kühler Blick streifte über die anwesenden Paare. „Oh. Er kommt wohl erst etwas später. Amüsiert euch einfach solange bis er da ist.“ antwortete der Illusionist rasch. Mit einem fröhlichen Grinsen legte er einen Arm um Elena und schob sie schon zur Tanzfläche, während sie noch einen neugierigen Blick über die Schulter warf. Ein einziger Blick von Giotto in Alaudes Richtung reichte aus, um ihm zu zeigen, dass es besser war jetzt nichts zu sagen. Sein sehnsüchtiger Blick wanderte wieder in die Richtung in der Elena und Daemon verschwunden waren. Warum hatten die Beiden ihn einfach mit Alaude allein gelassen? Nicht, dass er ein Problem mit seinem Wächter hatte oder damit, mit diesem allein zu sein. Aber Alaudes Laune schien furchtbar schlecht geworden zu sein und da er mit ihm allein war, musste er nun mit dieser Lauen leben. Außerdem war da noch diese andere Sache. „Willst du Wurzeln schlagen?“ kam nun die Zurechtweisung und Giotto zuckte kurz zusammen. „Ich dachte…“ murmelte Giotto, aber Alaude ließ ihm keine Zeit für Widerworte und machte sich allein auf den Weg. Rasch versuchte Giotto ihm zu folgen, was sich als alles andere als einfach herausstellte. Es war so schon schwer genug den großen Schritten seines Wächters zu folgen, aber das Kleid schränkte ihn so sehr ein, dass er kaum einen richtigen Schritt machen konnte. Allerdings wollte er um jeden Preis vermeiden allein herumzustehen. Auch wenn er schnell feststellen musste, dass die Alternative nicht wirklich besser war. Denn so wie es aussah hatte Alaude vor den ganzen Abend an einer abgelegenen Wand zu lehnen und abzuwarten. Giotto blieb nichts anderes übrig, als sich neben ihn zu stellen und ebenfalls zu warten. „Dürfte ich die Dame um einen Tanz bitten?“ Giotto sah überrascht auf und erblickte einen jungen dunkelhaarigen Mann, der ihm die Hand hinhielt. Einen Moment zögerte er. Es war nicht so, dass er nicht tanzen konnte und er war überzeugt auch die Damenschritte zumindest halbwegs anständig hinzubekommen, aber andererseits war er sich nicht sicher, ob er das wirklich wollte. „Nein.“ Seine Grübeleien wurden von einer knappen und klaren Antwort unterbrochen und er sah zu seinem Wolkenwächter auf. Dieser musterte den Fremden mit einem eiskalten Blick. „Schade.“ Murmelte der junge Mann noch enttäuscht und verschwand dann schnell wieder. Giotto sah noch mit an, wie er stattdessen eine junge Frau in einem orangenen Kleid um einen Tanz bat. Alaude schien ihn erfolgreich abgeschreckt zu haben und Giotto konnte es ihm nicht einmal übel nehmen. „Wieso hast du für mich geantwortet?“ fragte er dann leise. Er erntete einen ungläubigen Blick. Als Giotto ihn jedoch weiter fragend ansah, fügte er noch ein paar Worte hinzu: „Wir sind nicht zum Spaß hier.“ „Dann gehe ich mich ein wenig umsehen.“ Seufzte Giotto leise. Er war gelangweilt und hoffe vielleicht doch noch etwas interessantes geboten zu bekommen. Es mochte ein ungutes Gefühl sein in diesem Kleid über den Ball zu schlendern, aber er zog es Alaudes Schweigsamkeit vor. Er wollte gerade gehen, als er von einer Hand um seinen Arm zurückgehalten wurde. Als er sich umdrehte, blickte er direkt in Alaudes eisblaue Augen. „Du solltest hier nicht allein unterwegs sein.“ Sagte dieser und seine Stimme klang etwas weicher als zuvor. „Ich kann auf mich selbst aufpassen.“ Erwiderte Giotto nur leicht beleidigt. Er mochte in einem Kleid stecken, aber das machte ihn nicht unbrauchbar. Er war noch immer der Anführer der Vongola und kein kleines Mädchen, welches ständiger Aufsicht bedurfte. Allerdings sorgte er kalte Blick seines Wolkenwächters dafür, dass er sich eine weitere Diskussion verkniff und sich stattdessen schmollend dessen Willen beugte. Alaude seufzte leise. „Ich hole uns eben etwas zu trinken. Du bleibst bitte hier.“ Giotto gab ihm zwar keine Antwort, aber Alaude schien davon überzeugt zu sein, dass er sich ihm nicht widersetzen würde. „Was haben wir hier denn für eine hübsche Dame.“ Giotto sah überrascht auf, als er eine allzu bekannte Stimme vernahm. Als er aufsah, erblickte er einen jungen Mann mit rotem Haar und einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen. Seine Augen weiteten sich überrascht und das Lächeln seines Gegenübers verwandelte sich in ein schelmisches Grinsen. „Wirklich hübsche Haare hast du da.“ Lobte der Rotschopf amüsiert und schnappte sich eine der langen blonden Locken. „Cozart! Was tust du hier?“ fragte Giotto erfreut, aber ohne sich daran zu stören, dass Cozart ihm so nahe kam. Für einen Moment vergas er Alaudes schlechte Laune und strahlte stattdessen seinen alten Freund an. „Ich war zufällig in der Nähe.“ Erklärte Cozart amüsiert. „Aber weißt du, ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet ausgerechnet dich hier zu treffen und dann auch noch in diesem niedlichen Kostüm.“ „Das war nicht anders möglich.“ Stammelte Giotto verlegen. „Mit wem bist du hier?“ Cozart lachte. „Meine Cousine hat mich als ihre Begleitung ausgegeben. Sie wollte unbedingt auf diesen Ball und kaum waren wir hier, war sie verschwunden. Aber so ist sie eben.“ Einen Moment hielt er inne. „Wieso stehst du hier eigentlich ganz allein herum? So hübsch wie du hergerichtet wurdest, solltest du auf der Tanzfläche stehen.“ Er reichte seinem Freund seine Hand hin, um ihn zur Tanzfläche zu bringen. Diese einmalige Chance würde er ganz sicher nicht ungenutzt verstreichen lassen. „Gerne.“ Erwiderte Giotto strahlend und wollte eben nach der Hand seines Freundes greifen, als er erinnert wurde, dass er nicht allein hier war. „Darf man fragen was das wird?“ fragte Alaude kühl und Giottos strahlendes Lächeln gefror innerhalb von Sekunden. „Alaude.“ Begann er zögerlich. „Das ist ein Freund von mir, Cozart Shi-“ „Es ist mir egal, wer es ist.“ Alaude stellte die beiden Gläser die er gebracht hatte auf den Tisch neben ihnen. Sein kühler Blick war weiter fest aus Cozart gerichtet. „Ich denke ich lasse euch lieber erstmal allein.“ Meinte Cozart rasch. Er schien die Situation verstanden zu haben. „Wir sehen uns.“ Und mit diesen Worten verschwand er in der Menge. „Alaude. Was sollte das?“ fragte Giotto frustriert. Allerdings bekam er keine Antwort mehr, stattdessen packte ihn sein Wächter fest am Arm und zog ihn unsanft durch eine Tür, hinaus auf die große Terrasse. Kapitel 6: Im Mondlicht ----------------------- Alaude zog ihn weiter über die beinahe menschenleere Terrasse und blieb erst stehen, als er sicher war, dass sich niemand in ihrer Nähe aufhielt. Dann drehte er sich zu Giotto um, welcher nun deutlich mitgenommen aussah und erschöpft um seine Balance kämpfte. „Wie kannst du so unvorsichtig sein?“ schalt ihn Alaude dann in halblautem Ton. „Hast du schon vergessen, dass wir hier nicht auffallen sollen? Was denkst du wird passieren, wenn jemand deine Identität herausfindet?“ „Aber ich …“ begann Giotto, brach dann aber ab. Alaudes eindringlicher Tonfall machte ihm bewusst, dass er sich vielleicht tatsächlich unvorsichtig verhalten hatte. Alaude seuftze leise. „Bitte versuch einfach dich unauffälliger zu verhalten.“ Giotto sah etwas überrascht auf. Alaudes Stimme klang doch recht besorgt und auch seine Augen spiegelten eine gewisse Besorgnis wieder. Warum nur machte er sich solche Sorgen? „Ich werde es versuchen. Bitte verzeih mit.“ Nuschelte Giotto kaum verständlich und starrte wieder auf den steinigen Boden. Plötzlich spürte er eine kühle Hand an seinem Kinn und sein Kopf wurde langsam angehoben. Sein verwirrter Blick traf auf die eisblauen Augen seines Wächters, die einen seltsamen Ausdruck angenommen hatten. Es dauerte einen Moment, bis er bemerkte wie nahe ihm Alaude auf einmal war. Nur einen Wimpernschlag später fühlte Giotto die Lippen seines Wächters auf den Seinen und seine Augen weiteten sich vor überrascht, als er bemerkte in welcher Situation sie sich befanden. Er wollte einen Schritt zurückweichen, aber Alaude hatte bereits einen Arm um seine Taille gelegt und zog ihn sacht näher an sich. Giotto versuchte sich loszureißen, aber auch dieser Versuch schlug fehl. „Mh!“ machte er leise und Tränen bildeten sich in seinen Augen und trübten seinen Blick. Panik stieg in ihm auf und sein Instinkt übernahm die Kontrolle. Für einen kurzen Moment zuckten orangene Flammen durch das Dunkel und er überrumpelte seinen Wächter zumindest genug, sodass sich dessen Griff lockerte. Giotto nutzte diesen Moment, um aus der Umarmung zu schlüpfen und mit Tränen in den Augen und so schnell wie es sein Kleid und die Schuhe zuließen, rannte er die steinernen Stufen hinunter und verschwand in den weitläufigen Gärten des Anwesens. „Ich bin so ein Trottel.“ Murmelte Alaude leise und verdeckte sein Gesicht mit einer Hand. „Was hast du getan?“ „Er hat unseren Plan ruiniert, meine Liebe.“ Überrascht drehte sich Alaude um und erblickte eine empörte Elena und einen vergleichsweise ernsten Daemon, die eilig in seine Richtung liefen. „Was?“ fragte Alaude verwirrt. „Da gibt man sich solche Mühe und schafft es euch beide allein auf einen Ball zu bekommen und alles und dann das!“ schimpfte sie weiter. „Wie bitte?“ fragte Alaude mit einer Mischung aus Überraschung und Ärger. „Ihr habt das eingefädelt? Dann sind wir umsonst hier?“ „Nicht wirklich.“ Erwiderte Daemon und lachte leise. „Immerhin wissen wir jetzt, dass du Giotto wirklich sehr magst.“ „Und du hast alles kaputt gemacht! Wir konntest du nur!“ beschuldigte Elena ihn weiter. „Ich werde Giotto suchen.“ Verärgert drehte sie sich um und wollte Giotto in die Gärten folgen. Ein Arm um seine Taille hielt sie allerdings zurück. „Ich denke Alaude sollte selbst wieder zurecht rücken, was er verbrochen hat.“ Erklärte Daemon und sein Blick war weiter auf den Wolkenwächter gerichtet. „Schön.“ Antwortete dieser knapp. Dann rauschte er an den Beiden vorbei und folgte Giotto in die Dunkelheit, welche mittlerweile über den Gärten lag. „Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“ fragte Elena zögerlich und sah noch an den Punkt in der Dunkelheit, an dem Alaude verschwunden war. „Es bringt nichts, wenn sie sich stattdessen nur noch aus dem Weg gehen.“ Daemon wirkte ungewohnt nachdenklich. „Das ist wohl wahr.“ Kapitel 7: Die Aussprache ------------------------- Tränen rannen über Giottos Wangen und er konnte sich ein leises Schniefen und Schluchzen kaum unterdrücken, auch wenn er sein Bestes gab um möglichst leise zu sein. Er fühlte sich elend und rasch wischte er die Tränen mit dem Handrücken ab, dann schlang er seine Arme um seine angezogenen Beine und kauerte sich zusammen. Was war nur in Alaude gefahren? Er hatte ihn einfach festgehalten und geküsst. Und was noch schlimmer war, es hatte Giotto gefallen und dabei war es doch so falsch. Er schien wahnsinnig zu werden. Eine sanfte Berührung an seiner Schulter ließ ihn aufschrecken und er versuchte der Berührung zu entkommen. „Giotto. Bitte beruhige dich.“ Sagte Alaude sanft. Im Moment fiel es ihm schwer den jungen Mann wieder zu er erkennen, denn er wirkte panisch und erschreckt und sah ihn mit großen Augen an. „Bitte verzeih mir, Giotto. Ich hätte das nicht tun dürfen.“ Der Blick seines Wächters war bittend und Giotto beruhigte sich ein wenig, bereit ihm zuzuhören. Alaude schien erleichtert zu sein, als er erkannte, dass Giotto nicht weiter versuchen würde ihm zu entkommen. „Verzeih mir.“ Sagte Alaude erneut und setzte sich neben ihm auf die Bank. „Dann ... magst du mich nicht?“ fragte Giotto heiser und wandte seinen Blick ab. Alaude sah ihn verwirrt an. „Was sagst du?“ „Du magst mich nicht.“ Wiederholte Giotto. „Das ist nicht wahr. Ich …“ Giotto begann leicht zu zittern und Alaude konnte nicht anders, als ihm vorsichtig über den Rücken zu streicheln. Dann nutzte er seine freie Hand dazu, das Gesicht seines Geliebten leicht anzuheben und sein Haar vorsichtig zur Seite zu schieben, sodass der Blick auf sein Gesicht frei war. Giottos Augen waren gerötet und das Make Up mit dem Elena ihn bedachte hatte, war von den Tränen gelöst. Vorsichtig strich Alaude mit dem Daumen darüber, sodass es wieder halbwegs präsentabel war. Sein Blick jedoch wanderte unbewusst von Giottos großen verweinten Augen zu seinen leicht zitternden Lippen. „Alaude?“ fragte Giotto vorsichtig und riss ihn aus seinen Gedanken. Erst jetzt bemerkte der Wächter, dass er Giotto unbewusst näher an sich gezogen hatte. Weshalb nur war es so schwer ihn loszulassen? Giottos Blick war verlegen abgewandt. „Lass mich … nicht los.“ „Das werde ich nicht.“ Erwiderte Alaude leise. Sie saßen noch eine Weile so da und erst als sich Giotto beruhigt hatte und gänzlich aufgehört hatte zu Zittern oder zu Schniefen, fragte Alaude ob sie zurückgehen sollten. Der jüngere Mann nickte leicht und Alaude half ihm dabei wieder von der Band aufzustehen. Dann half er ihm dabei das Kleid und die Frisur wieder in Ordnung zu bringen. Giotto ließ das alles schweigend über sich ergehen. „Ich mag dich.“ Flüsterte er dann leise und wieder wanderte sein verlegener Blick zu Boden. Alaude blinzelte überrascht. „Was hast du gesagt?“ „Nichts.“ Murmelte Giotto rasch. Alaude zögerte. „Ich mag dich auch, Giotto.“ Seine Stimme klang ungewohnt sanft und erneut hob er das Gesicht des Kleineren an und ihre Blicke trafen einander. Dann legte Alaude seinen freien Arm um die Taille seines Gegenübers und küsste ihn. Dieses Mal jedoch wehrte sich Giotto nicht. Stattdessen ließ er zu, dass sein Wächter ihn noch näher an sich zog und den Kuss intensivierte. Vorsichtig hob Giotto seine Arme und schlang sie um Alaudes Hals, während dieser die Hand von dessen Wange nahm und stattdessen in Giottos vollem blonden Haar vergrub. Es herrschte vollkommene Stille, ehe Alaude den Kuss wieder löste und seinen Geliebten nachdenklich betrachtete. Ein nervöses Lächeln lag auf dessen Lippen und seine Wangen brannten. „Ich denke wir sollten zurückgehen.“ Flüsterte Alaude mit einem leichten Lächeln und strich seinem Liebhaber sanft über den Kopf. Dieser nickte nur zaghaft. Alaude jedoch löste sich von ihm und griff stattdessen nach seiner Hand. Dann machten sie sich auf den Weg zurück zum Ball. Im Gegensatz zu Giotto schien Alaude ihn sich den Weg gemerkt zu haben und sie gingen gerade die Treppen zur Terrasse hinauf, als Alaude Daemon und Elena erkannte, die auf sie gewartet hatten. Elena machte zunächst einen eher skeptischen Eindruck, auf Daemons Gesicht dagegen prangte ein breites Grinsen. Alaude spürte, wie Giotto leicht zu Zittern begann und reagierte darauf, indem er seine Hand fester hielt. „Ich denke wir werden wieder tanzen gehen. Was meinst du, Elena?“ fragte Daemon amüsiert und griff die Hand seiner Freundin, ehe die beiden wieder im Ballsaal verschwanden. Im Normalfall hätte sich Alaude sicher über Daemons Verhalten geärgert, aber im Moment gab es etwas, was noch wesentlich wichtiger war. „Willst du noch immer unbedingt tanzen?“ fragte er stattdessen und sein Blick wanderte zu Giotto. Auf dessen Gesicht zeigte sich ein leichtes Lächeln, dann nickte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)