Kibo von Akumako-chan (Hoffnung) ================================================================================ Kapitel 1: Samstagmorgen ------------------------ Die Tür zu meinem Zimmer wird mit solchem Schwung aufgestoßen, dass die Bücher im Regal daneben stark ins Schwanken geraten. Kurz darauf höre ich auch schon eilige Schritte, etwas springt auf mein Bett und macht es sich auf meinen Rücken gemütlich. Ich muss mir ein schmerzhaftes Ächzen verkneifen. Wenn ich mich schlafen stelle, habe ich vielleicht eine Chance. So winzig klein sie auch ist, sie ist da. Ich muss nur die Augen geschlossen halten und mucksmäuschenstill bleiben. „Sandro? Schläfst du noch?“ Kais schlanke Finger gleiten hauchzart über meine Haut. Von meinen Nacken herüber zu meinen Schultern. Ich mag seine Finger, ebenso wie diese federleichten Berührungen. Nur mühsam kann ich mir ein genießerisches Brummen verkneifen. „Sandro.“ Er säuselt meinen Namen und streicht sanft über meine Schultern. „Aufwachen!“ Die Finger greifen beherzt zu und rüttelten mich kräftig durch. Diese kleine Ratte! „Kai!“ Ich versuche ihn von mir herunter zu schütteln. Ohne Erfolg. Das Einzige was ich erreiche ist, dass sein helles Lachen ertönt. So gut, wie Kai sich festklammern kann, sollte er sich vielleicht mal Gedanken über eine Karriere beim Rodeo machen. „Okay, okay. Ich bin wach. Was willst du?“ Ich geb auf und lass mich zurück auf das Laken fallen. Es ist Samstagmorgen und die Nacht war lang, oder kurz, je nachdem wie man es sieht. Darf man da nicht mal in aller Ruhe ausschlafen, ohne von seinem Mittbewohner tyrannisiert zu werden? Kai sitzt nun ganz still auf mir und streicht wieder so verführerisch leicht über meine Nacken. Auch ohne ihn anzusehen, weiß ich ganz genau, dass er jetzt grinst wie ein Honigkuchenpferd. Er liebt es, wenn er bekommt was er will. Die Frage ist nur, was zum Geier er so früh am Tag von mir will. „Da du ja schon wach bist ...“ Er verlagert sein Gewicht und beugt sich zu mir herunter. Sein Atem streift meinen Nacken und er verteilt leichte Küsse auf der Haut. „… könntest du doch mit mir in die Küche kommen und mir bei einem kleinen Problem helfen.“ Seine Zähne bearbeiten meine Haut und mir fallen schlagartig einige Probleme ein, bei denen ich Kai nur allzu gerne helfen würde. Doch bezweifele ich stark, dass ihn solch ein Problem plagt. Soweit ich weiß, ist er in dieser Beziehung voll und ganz ausgelastet. „Geh runter von mir und ich überlege es mir.“ Seine Zähne machen mich langsam wahnsinnig. „Ich geh erst runter, wenn du mir hoch und heilig versprichst, dass du gleich in die Küche kommst.“ Er beißt etwas fest in meinem Nacken und ich bin kurz davor ihn zu schnappen, unter mich zubringen und hemmungslos über ihn herzufallen. „Ich verspreche es.“ „Toll!“ Quietscht er erfreut, spring vom Bett und ist nur Sekunden später aus meinem Zimmer verschwunden. Soviel zu einem gemütlichen Samstagmorgen im Bett. Während ich mich aus meinem warmen Bettchen quäle und in meine Jeans schlüpfe, nehm ich mir fest vor ab heute meine Tür abzuschließen, wenn ich am nächsten Morgen ausschlafen möchte. Aber vielleicht sieht Kai das dann als Provokation und tobt dann so lange vor meiner Tür, bis ich sie dann doch aufschließe. Kopfschütteln greife ich nach meinem Shirt und zieh es mir über. Womit habe ich nur so einen Mitbewohner verdient? Diese Frage schießt mir abermals durch den Kopf, als ich die Küche betrete. Ich kann nicht verhindern, dass sich ein leichtes Schmunzeln auf meine Lippen schleicht. Kai hat das Radio laut aufgedreht, sich eine Schürze umgebunden und zerstückelt Gemüse mit einem riesigen Messer, während er mit der Hüfte im Takt zur Musik wippt. Wie schafft er das nur, ohne sich dabei die Finger abzuhacken? Es wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Ebenso wie die Tatsache, dass unsere recht große Küche wie ein Schlachtfeld aussieht. Überall stehen kleine Schüsseln, liegen Schalen von irgendwelchem Gemüse herum und auf dem Herd brodelt es in einigen Töpfen. Also, wenn er mich zur nachtschlafenden Zeit aus dem Bett geschleift hat, damit ich hier aufräume, hat er sich aber geschnitten. „Hier bin ich. Wie kann ich unserer Köchin zu Diensten sein?“ „Sandro!“ Mit einem strahlenden Lächeln kommt er auf mich zu und drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Das ist so lieb von dir, dass du extra für mich aufgestanden bist.“ Tze, als ob ich eine Wahl gehabt hätte. Spätestens zehn Minuten später wäre er doch wieder in mein Zimmer gestürmt und um seine Weckaktion gnadenlos fortzusetzen. Kai kann bei solchen Sachen sehr einfallsreich und vor allem sehr penetrant sein. „Ich hab da ein kleines Problem mit den Tomaten.“ Er wuselt zur Arbeitsfläche, schnappt sich dort zwei Konservendosen und den Dosenöffner. Ich ahne schon, was jetzt kommt. „Ich hab’s versucht, ehrlich. Aber ich bekomm sie einfach nicht auf“, mault er, hält mir die Dosen hin und schiebt einen kleinen Schmollmund. Nur mühsam kann ich mir das Lachen verkneifen. Aber gegen das breite Grinsen kann ich echt nichts tun. Vor allem weil Kais niedlicher Schmollmund dadurch noch süßer wird. Er sieht einfach zum Anbeißen aus, wenn er schmollt. „Das ist nicht witzig.“ Die Dosen und der Öffner werden mir in die Hände gedrückt. „Was kann ich denn dafür, dass ich das nicht kann? Es ist wie verhext!“ „Verhext?“ Immer noch grinsend schieb ich die Sachen auf dem Tisch etwas zur Seite und stelle die Dose ab. Ich setzte den Öffner an der leicht malträtierten Dose an und schwupps, sie ist offen. Auch die Gegenwehr der zweiten Dose ist nicht der Rede wert. „Ist doch ganz einfach.“ Ich lege den dreckigen Öffner in die Spüle. „Ja, für dich vielleicht“, grummelt Kai und schnappt sich die Dosen. „Ich glaube, ich, der Öffner und Konservendosen sind einfach nicht kompatibel.“ „Na, dafür hast du ja mich.“ Grinse ich und beobachte ihn dabei, wie er die Tomaten in einen der Töpfe auf dem Herd kippt. „Was wird das eigentlich, wenn es fertig ist?“ Neugierig linse ich in einen Topf. „Ein romantisches Abendessen für zwei.“ Säuselt Kai mit einem verliebten Lächeln und verbirgt den Inhalt des Topfes unter einem Deckel. Wieder wuselt er durch die Küche und kommt dann mit einer großen, dampfenden Tasse auf mich zu. Kaffee? Bitte lass es Kaffee sein! „Danke, Sandro.“ Er drückt mir die Tasse in die Hand und einen leichten Kuss auf die Wange. „So und jetzt raus mit dir!“ Mit den Händen wedelnd treibt er mich aus der Küche. Er hasste es, wenn er beim Kochen beobachtete wird. Warum auch immer. Ich wage nur noch einen kurzen Blick zurück. „Wann kommt dein Stephan denn?“ Stephan ist Franzose, Geschäftsmann, neun Jahre älter als Kai und sehr besitzergreifend. Ich kann ihn auf den Tod nicht ausstehen. Irgendetwas stimmt mit dem Kerl nicht. Ich weiß auch nicht was, aber es ist so. Kai will davon natürlich nichts wissen. Er schwebt auf Wolke sieben und faucht jeden an, der was gegen seinen Stephan sagt. Ich hatte es einmal gewagt und wurde danach drei Tage lang ignoriert. Kein schönes Gefühl. Daher halt ich mich Stephan bezüglich lieber zurück. „In …“ Kai schielt zur Küchenuhr und zuckt dann erschrocken zusammen. „Oh Gott, nur noch zwei Stunden!“ Panisch fängt er an, das Schlachtfeld zu beseitigen. „Okay. Dann bin ich spätestens in eineinhalb Stunden verschwunden.“ Ich nippe an meiner Tasse. Es ist Kaffee! „Ist es in Ordnung, wenn ich so um zehn kurz heimkomme? Nur schnell ins Zimmer huschen, umziehen und schon bin ich wieder weg.“ Ich will mir den Abend bestimmt nicht damit versauen, dass ich Stephans dämliche Visage sehen und mir seine Sprüche anhören muss. Soll er doch glauben, dass die Welt nur auf so einen tollen Gockel wie ihn gewartet hat, ich tu es bestimmt nicht. Kai lächelt mich an, nickt und widmet sich eilig wieder seinem Kochchaos. Ich trolle mich zurück in mein Reich, kuschel mich in mein noch warmes Bettchen und genieße die erste Tasse Kaffee des Tages in vollen Zügen. Schlafen ist zwar nicht mehr drin, aber ein bisschen Dösen wird wohl noch erlaubt sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)