Lover To Go - Leseprobe von CaitLin (Milchschaumschläger unter sich) ================================================================================ Kapitel 1: Ein beschissener Tag ------------------------------- Ein perfekter beschissener Tag fängt meistens seltsam an und endet in einer Katastrophe. „Triple Grande Almond Latte!“, wiederholte er zum fünften Mal. Der Pappbecher in seiner Hand glühte, es war brechend voll doch sämtliche Gäste blickten einander verwirrt an, völlig ratlos was dieser seltsame Code zu bedeuten haben mochte. Dylan stöhnte und rief dann noch einmal. „Großer Milchkaffee mit Mandelgeschmack und dreifachem Espresso!“ „Oh!“, schrie eine junge Frau, fast sofort schoss ihre Hand in die Höhe. „Hier, ich!“, rief sie und quetschte sich durch die Masse hindurch, hielt ihm kurz den Kassenbon hin. „Danke!“ Er schob ihr das Getränk entgegen als er auch schon von hinten mit dem Ellbogen von seinem Chef angestoßen wurde. „Dilly, lääääächeeeeeln!“ knurrte er Dylan zu und grinste dermaßen abartig kalt und künstlich, dass sich der junge Mann nicht zum ersten Mal fragte ob dieser Mensch überhaupt Freunde hatte. Seine freundliche Art war gekünstelt, sein grinsen war es, er war überheblich, Nerv tötend und seine Anwesenheit einfach nur ein Graus! Außerdem kotzte es ihn an wenn dieser Mistkerl ihn „Dilly“ nannte. „Yo, Chef!“, knurrte er nur zurück und arbeitete weiter, die Schlange nahm einfach kein Ende. Besonders zu Weihnachten begannen die Menschen nach Kaffee zu lechzen. „Du sollst mich nicht Chef nennen!“ Die Hand seines Chefs hatte sich auf die Schulter des blonden jungen Mannes gelegt und drückte kurz zu. Sollte das eine aufmunternde Wirkung haben oder war das nur eine stumme Drohung? Dylan stieß die Tür zur Küche auf. „Mehr Milch, bitte!“, rief er und ließ die Tür wieder zufallen. Er konnte nicht von der Bar weg, zwei standen schon an der Kasse während er die Getränke abarbeite. Die ebenso wenig ein Ende nahmen wie die Schlange. Im Gegenteil… irgendwie wurden es mehr und mehr Becher, Tassen gaben sie schon keine mehr raus, denn in einer halben Stunde war Feierabend. Und sein Chef, Jeremy? (Passender schrecklicher Name, für so einen schrecklichen Kerl, übrigens) Der wuselte einfach nur lässig umher, lugte ihm hin und wieder über die Schulter oder hockte mit einem Becher Kaffee im Büro, während sie sich dort zu viert totarbeiteten. Zwei Leute Kasse, Dylan war an der Bar und die vierte Person kümmerte sich um den Gästebereich. „Ich hab auch mal klein angefangen.“, betonte er jedes verdammte Mal, wenn das Thema aufkam. Von wegen! Der Penner hatte sich doch direkt als Storemanager beworben, hatte vermutlich nur ein paar Monate an der Baar stehen müssen und brüstete sich jetzt mit seiner Medaille. Dabei war er nur drei Jahre älter als Dylan. Natürlich war es mindestens genauso nervig einen Chef zu haben, der kaum älter war als man selbst. Dann fing man an sich Fragen zu stellen. Allerdings war dafür keine Zeit. Nicht jetzt. Seine grünen Augen ignorierten Jeremy jetzt völlig, immerhin musste er sich konzentrieren. Der Kerl stand dann irgendwann dicht hinter ihm so, dass Dylan die Hitze spürte, die von ihm ausging. Jeremy war größer als er selbst und natürlich durchtrainiert. Die meiste Zeit verbrachte der immerhin im Fitnessstudio, als im Store. Und eigentlich, wenn man es denn wirklich zugeben musste, sah er recht gut aus. Er hatte ein charismatisches, leicht markantes Gesicht und kurzes pechschwarzes Haar. Obwohl Dylan schon seit fünf Jahren dort arbeitete, hatte er noch nie eine andere Frisur an dem Kerl gesehen. Es war nie länger als ein, zwei Zentimeter. Seine Augen waren ebenso dunkel, sie leuchteten in einem tiefen braunen Ton, die von dichten schwarzen Wimpern noch zusätzlich betont wurden. „Das ist das falsche Getränk.“, hörte er die Stimme seines Chefs dicht hinter seinem Ohr. Seine aufgestaute Wut wurde zusätzlich angekratzt. „Dann stell dich doch für fünf Minuten hier hin und hilf mir!“, blaffte Dylan zurück. Er versuchte ja schon ruhig zu bleiben, aber der Stress ließ es grade einfach nicht zu. Vernünftig zu denken gehörte im Augenblick nicht zu seinen Stärken. Er sah nicht einmal, dass der Scheißkerl hinter ihm die Augenbrauen hob. „Bittest du mich etwa gerade um Hilfe?“ Zu deutlich hörte er das Grinsen aus der Stimme heraus. „Wenn du glaubst, dass ich noch auf die Knie gehe, hast du dich geschnitten!“ Die Maschine dröhnte laut, als er zum gefühlten tausendsten Mal heute die Milch aufschäumte. Wenn das Geräusch doch auch nur dieses abartige belustigte Lachen übertönen würde! Aber Jeremy half ihm selbstverständlich. Und zu zweit ging es natürlich gleich viel schneller. Während Dylan weitestgehend stumm arbeitete, flötete Jeremy locker vor sich hin, hielt kurzen Smalltalk mit den Gästen und arbeitete dabei beneidenswert schnell. Er hatte blitzschnell die Becher aufgeteilt, einen Teil arbeitete er selbst ab, den anderen baute er vor Dylan auf. Die Kassenabrechnung dauerte so furchtbar lange, am liebsten hätte er alles hingeschmissen und wäre hinaus gerannt. Heute lief auch alles beschissen. Es kam ihm möglicherweise auch nur vor, denn es war nicht einfach zu verkraften wenn der Freund nach zwei Jahren Beziehung einfach ohne ein Wort aus der gemeinsamen Wohnung verschwand. Die halbe Einrichtung hatte er auch noch mitgenommen… Okay, es lief die letzten Monate nicht mehr so prickelnd, der Sex wurde lahm, sie konnten sich nicht einmal mehr unterhalten. Die Luft war schon sehr lange raus. Wenn sie gemeinsam am Tisch saßen schwiegen sie sich nur an und konzentrierten sich stärker als nötig auf das Essen. War da auch eine gewisse Erleichterung…? Nein… vielleicht würde es später eintreten, aber er hätte sich gewünscht, dass Daniel mit ihm gesprochen hätte bevor er sich mir nichts dir nichts vom Acker machte. Gab es denn gar nichts, was sie noch hätten besprechen können? Nicht einmal ein Wort des Abschieds? Dylan trat hinaus an die frische Luft und wünschte den anderen einen schönen Abend. „Hey, Dyl! Wir gehen noch was essen, komm doch mit!“, rief ihm Susann hinterher. „Komm, das wird sicher lustig!“ Müde blickte er zu der kleinen Gruppe hinter sich. Susann, Layla, Rob und Collin grinsten ihn an. „Komm schon, hast du etwa was Besseres vor?“ Collin grinste. „Vielleicht will er zu seiner Freundin, lasst ihn in Ruhe!“ Layla kniff Collin in den Arm. Eigentlich war es sicher tröstend, ein wenig Zeit mit den Kollegen zu verbringen… wenn er jetzt in seine halbleere Wohnung zurück kehren würde, würde es ihn sicher nur noch mehr deprimieren. „Hey, am Liberty Square gibt’s einen tollen neuen Laden, lasst uns da hinfahren!“ Für Collin war es schon entschiedene Sache und Susann hakte sich auch schon bei Dylan ein. „Am Liberty Square? Das liegt aber in entgegen gesetzter Richtung, ich hab keine Lust mitten in der Nacht durch die Gegend zu fahren!“, grummelte er. „Wieso wo wohnst du denn?“, fragte eine weitere Stimme, die er anfangs gar nicht realisiert hatte. „In Longwood!“, gab Dylan zurück und stellte mit einem Schlag fest, dass die Stimme bis eben nicht zu der Gruppe dazu gehört hatte. Ein Schulterblick zeigte ihm das Gesicht seines Chefs, das ihn wieder so künstlich angrinste. „Kein Problem, ich fahre dich heim.“ Innerlich fasste Dylan sich an den Kopf und hätte sich dann doch lieber der Trostlosigkeit seiner Wohnung hingegeben. Der ging mit…?? „Na siehst du!“ Collin lachte und schleppte Dylan zusammen mit Susann die Straße runter. Es fehlte nicht viel und Dylan hätte fast die Füße in den Asphalt gestemmt. Gab es nicht eine Show, bei der er sich bewerben konnte? Mit dem Titel „Der verfickteste Tag meines Lebens?“ oder „how to fuck your life. Immer wieder warf er einen kurzen, aber verstohlenen, Blick zurück. Seit wann hingen sich solche Chefs wie er einfach mal so an seine Mitarbeiter? Jeremy unterhielt sich gerade angeregt mit Rob und Layla, da bemerkte er Dylans Blick und fing ihn natürlich sofort auf. Allerdings grinste er nicht mehr so künstlich wie immer. In seinen Augen funkelte ein kleiner Schimmer auf, der Ausdruck mit dem er Dylan betrachtete war seltsam und jagte dem jungen Mann einen kleinen Schauer über den Rücken. Schnell blickte er wieder nach vorne, Collins Stimme ertönte, als käme sie aus einer anderen Dimension. Was war das…? Was war das für ein Blick?? Schließlich landeten die fünf in einer gemütlichen kleinen Bar, in der es auch ordentliche Burger gab, fand Collin zumindest. Und dem konnte man einen Burger so schnell nicht recht machen. Nach dem Essen wurden Drinks serviert, alles in allem war die Stimmung ziemlich locker und Dylan war der einzige, der ein kleinwenig verkrampft war. Woran das lag? Nun, vermutlich an seinem Chef, der direkt an seiner Seite saß. Noch unangenehmer wurde es, als dieser zwischendurch über die Witze der anderen lachte. Unheimlich war daran, dass es ehrlich klang… das Lachen eines einfachen Menschen, nicht mehr das eines wahnsinnigen Diktators. Auch wenn Jeremy gar kein Diktator war, er verhielt sich seinen Mitarbeitern gegenüber locker, war freundlich… aber Dylan konnte nicht mit Menschen umgehen, die ihm nicht ehrlich erschienen. Und selten hatte er bei Jeremy das Gefühl gehabt, dass der andere irgendwie ehrlich war, zumindest was sein Lachen und sein Auftritt im Store als Manager anging. Von den Gesprächen bekam Dylan nur einen Bruchteil mit, denn nachdem er schon sechs Gläser von seinem Winter Lager hinunter gekippt hatte, breitete sich dieses wohlig warme „Leck mich am Arsch“ Gefühl in ihm aus. Die Welt wurde uninteressant, Daniel wurde uninteressant. Ausgelassen fing er bald an mit Collin und den anderen zu lachen, schien sich nach außen hin prächtig zu amüsieren. Die wundervolle rubinrote Farbe des Bieres wurde so verlockend, dass er irgendwann bei seinem zehnten angekommen war. „Ich glaube du solltest ein bisschen langsamer machen…“ Susann lachte, dachte sich aber nichts dabei. Warum sollte sie auch, das hier waren alles nur Arbeitskollegen. Sehr nette, klar, aber die konnten es wohl kaum erkennen, wenn es ihm schlecht ging. Er wollte auch gar nicht darüber reden. Bis nun auch Jeremy einschritt. Seine Hand packte die Flasche, die Dylan gerade gefährlich schwankend in sein Glas umfüllen wollte und drückte sie ganz langsam hinunter. Bevor der Boden des Glases aber die Tischplatte erreicht hatte, stoppte Dylan und funkelte Jeremy aus tiefgrünen Augen an. Wäre er ein Hund gewesen, hätte er jetzt geknurrt und die Ohren leicht angelegt. Der Blick allerdings erzielte einen ähnlichen Effekt. „Du kotzt mir nachher das Auto voll, also hör jetzt lieber auf, solange du noch in der Lage bist mich so anzustarren!“ Jeremy grinste. Es war nicht mehr das alte grinsen… es war herausfordernd und unheimlich verführerisch. „Finger weg!“, drohte Dylan leise. Aber Jeremy dachte nicht im Traum daran loszulassen. Die beiden starrten einander in die Augen, keiner wollte nachgeben. Rob lachte natürlich los, er war selbst richtig angeheitert. „Mann, ihr seht grad aus wie zwei Wölfe!“ „Dyl, ich finde Jeremy hat recht… lass es doch gut sein für heute. Und am Wochenende machen wir zusammen einen drauf, was sagst du?“ Susann mischte sich jetzt ein und versuchte die beiden zu beruhigen. Mit sehr mäßigem Erfolg. Dylan starrte Jeremy noch immer herausfordernd hat, hielt die Flasche fest umschlungen und leckte sich schwach über die Lippen. Sie fühlten sich noch immer so trocken an, selbst nachdem er schon so viel intus hatte. „Lass los!“, knurrte er wieder. Aber Jeremy hielt die Flasche am Hals fest, er war spürbar stärker. Erst jetzt, nach ein paar Stunden, wurde er sich des Mannes neben ihm deutlicher Bewusst. Die Schenkel des anderen pressten sich fest gegen seine eigenen, die Hitze seines Körpers umhüllte ihn auf eine eigenartige Weise und der herbe Duft seiner Lederjacke schwang in Dylans Nase. Seine tiefbraunen Augen durchbohrten Dylan immer intensiver. „Nachdem du losgelassen hast, vielleicht.“ Belustigt blitzte es in seinen Augen auf, doch da war wieder dieses Flimmern. Dylan vermochte es nur nicht einzuordnen. Allerdings stutzte er plötzlich, denn in Jeremys Augen schwang noch etwas mit. Belustigung. Er amüsierte sich über Dylan… und lachte ihn innerlich vermutlich schon richtig aus. Die Flasche rammte er hart auf den Tisch, es spritzte ein wenig von dem Bier umher, doch sofort wandte er sich ab, taumelte auf die Kellnerin zu, um sein Bier zu zahlen. Schwankend stand er vor ihr, hörte noch wie Collin und die anderen ihn zurück riefen. Aber was zu viel war, war einfach zu viel! Jetzt wurde er auch schon ausgelacht, er war also nicht mehr als eine Lachnummer! Das Maß war voll, sein Tag hatte so scheiße angefangen und genauso beschissen endete er auch oder was?! Wütend stampfte er an der Kellnerin vorbei und schwankte auf den Ausgang zu. Jemand packte ihn am Arm, kaum dass er nach draußen getreten war. Die Tür schwang hinter ihnen zu und hinter ihm stand Jeremy, der Dylan seine Jacke in die Hand drückte. Er selbst zog sich gerade seine Lederjacke an. „Komm!“, knurrte sein Chef und hielt den Arm des jungen Mannes wie in einem Schraubstock fest gefangen. „Lass mich los!“, blaffte Dylan, seine Stimme kippte. Doch der Griff wurde noch fester, mit einem Ruck riss Jeremy ihn so dicht an sich, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. „Dass du ein kleiner Wildfang bist, musst du mir nicht immer beweisen, klar?“, knurrte er und der angenehme, weiche Atem mit der fruchtigen Kokosnussnote wehte Dylan um die Lippen. „Jetzt beweg dich!“ Er zerrte ihn ohne viel Kraftaufwand weiter, bis sie irgendwann den Wagen erreicht hatten. Der knallrote Lack wurde von der Straßenlaterne beleuchtet, unter der Jeremy den Wagen geparkt hatte. Jetzt stemmte Dylan wirklich die Füße in den Boden, warf den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus. Jeremy hob eine Augenbraue. „Normalerweise reagieren die Leute anders auf meinen Wagen.“, knurrte er. Schwang da ein wenig die Entrüstung in seiner Stimme mit? „Was ist das?!“, rief Dylan unter seinem lauten Lachanfall hervor. „Ein Mustang Coupé.“, knurrte sein Chef zurück. „V8 Motor.“, fügte er noch geknickt hinzu. „Das ist ein Wagen für Zuhälter!“ Dylan bekam sich nicht mehr ein, schüttelte laut lachend den Kopf. „Da steig ich niemals ein! Gute Nacht!“ Er hob die Hand zum Abschied und machte auf dem Absatz kehrt. Jeremy hatte ihn aber am Kragen gepackt und zerrte ihn zurück. Wieder funkelten seine Augen den Kleineren gefährlich an. „Dass ich kein Zuhälter bin ist ebenso klar wie die Tatsache, dass du wohl kaum mein Stricher bist, der mir die Karre finanziert.“ Dylan riss den Mund weit auf, die Augen fielen ihm fast aus dem Kopf. War das jetzt eine Beleidigung? Sein Kopf arbeitete nicht mehr! Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Schieb dir deine Karre sonst wohin, du arroganter, unechter Adonis…!“ Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, packte Jeremy beide Hände des jüngeren und ehe Dylan sich versah, wurde er herum gewirbelt. Hart schlug der andere ihn mit dem Rücken auf die Motorhaube, gleich würde er zuschlagen…! Dylan kniff die Augen zu, Jeremy war zu stark, denn er presste ihn fast mit seinem ganzen Gewicht auf die Karre hinunter. Der harte Schlag kam in Form eines heißen Kusses. Heiß legten sich die Lippen seines Chefs auf Dylans, küssten ihn mit einer wahnsinnigen Leidenschaft, die den jungen Mann völlig überrumpelte. Dylan keuchte auf, wand sich unter dem schweren Körper und versuchte sich ihm mit aller Kraft entgegen zu pressen, um ihn von sich zu drücken. Aber sein Widerstand brach, je gieriger der Kuss wurde. Bis er ihn schließlich erwiderte. Heiß und ungestüm bewegte er seine eigenen Lippen gegen die von Jeremy. Was war das…? Alles drehte sich… was tat er hier…? Er war doch besoffen… warum küsste ihn ausgerechnet sein Chef?? Und wieso beim Arsch des Satans ließ er sich das gefallen?! Er musste sich doch wehren! Er musste… Seine Gedanken stürzten ab. Denn schon drückte sich da unten etwas hart gegen Dylans Lenden. Eine Hand bekam er los, griff hart in das kurze Haar, das er zu fassen kam und presste sich ihm wieder entgegen, diesmal allerdings mit einem ganz anderen Gedanken. Immer leidenschaftlicher wurde der Kuss, immer intensiver. Genauso wie das Feuer, das Jeremy in ihm entfacht hatte. Bis er nicht mehr klar denken konnte und alles, wonach er sich sehnte nur noch wilder hemmungsloser Sex mit diesem Mann war. Dylan atmete schwer aus der Nase aus, schnappte nach Jeremys Lippen, sobald diese sich kurz von ihm lösten, um ihm Luft zu gewähren. Aber Dylan wollte nicht atmen, er wollte nicht denken. Nur mit großer Mühe konnte Jeremy sich von ihm lösen, drückte ihn aber schnell in den Wagen und schlug die Tür zu, ehe er sich auf dem Fahrersitz niederließ. Dylan hing schwer atmend in den Ledersitzen, das Haar hing ihm zerzaust ins Gesicht. Seine Augen fixierten wieder Jeremy. „Schnall dich an.“, knurrte nur dieser und erwiderte den heißen Blick, ehe sie mit quietschenden Reifen aus der Straße fuhren. In seinem Kopf rotierte es schneller und schneller, er wusste gar nicht wie sie so schnell nach Longwood gekommen waren, es kam ihm vor als wären lediglich ein paar Sekunden verstrichen. Augenblick! Das war gar nicht Longwood! Kapitel 2: Ehrlichkeit währt am längsten ---------------------------------------- Einem Traum gleich, hatte er das Gefühl sich selbst zu beobachten. Er folgte Jeremy und seinem eigenen Körper, sie betraten ein Apartment in der Stadt und kaum hatte Jeremy die Tür aufgeschlossen, packte er Dylan, hievte ihn hoch und trug ihn ins Schlafzimmer, wo er ihn auf das Bett fallen ließ. Die Matratze gab schwer unter dem Gewicht des jungen Mannes nach, doch dessen Augen waren nur noch auf den stahlharten Körper gerichtet. Jeremy war der Wahnsinn… Die Brustmuskeln waren heiß, seine Arme kräftig und muskulös und sein sixpack war auf unglaublich betörende Weise einfach nur gnadenlos sexy. Im schwachen Schein der Lichter, die aus dem Flur ins Zimmer fielen, wurde der Körper auf eine unheimlich sinnliche Weise betont. Jede Linie, jede ausgeprägte Kontur. Dylan schluckte schwer, denn sofort beugte sich Jeremy wieder zu ihm hinunter, schnappte nach seinen Lippen und begann ihn dabei fordernd auszuziehen. Große, warme Hände erkundeten seinen Körper, der sich durch die kleinste Berührung elektrostatisch aufzuladen schien. Immer öfter zuckte er zusammen, wenn Jeremy ihn gröber anpackte. Allerdings nicht aus Angst, oder vor Schmerz… nein, vor lauter Aufregung und Vorfreude. Wie lange hatte er keinen Sex mehr gehabt? Es war bestimmt einen Monat her… und wie lange war es her, dass er richtig geilen und erfüllenden Sex gehabt hatte? Lieber Gott im Himmel, er wusste es schon gar nicht mehr! Gierig schnappten die Lippen nun auch nach Dylans Hals, saugten sich hier und dort fest und bissen in die glühende Haut. Besonders als Jeremy ihm zwischen die Beine griff, stöhnte Dylan unkontrolliert auf. „Warte!!“, keuchte Dylan hastig und versuchte nach den Händen zu greifen, die ihn so erkundungsfreudig berührten. „Warte, warte… warte!!“ Verwirrt versuchte er die Situation zu erfassen, in der er sich gerade befand. Sein Herz raste, das Blut rauschte ihm in wilder Verzückung durch die Adern und dieser Mann über ihm war einfach nur geil auf ihn… Aber Teufel, war der nicht hetero?! Und warum fummelte er hier mit ihm herum und riss ihm die Kleider vom Leib? Auch Jeremy atmete schwer, sah mit seinen dunklen, erregten Augen zu ihm hinunter, sein breiter Brustkorb hob und senkte sich schwer. „Was…?“, knurrte er und hielt sich sichtlich schwer zurück. Dylan starrte ungläubig zu ihm hoch. Lag das am Rausch des Alkohols? Oder warum wirkte dieser Scheißkerl auf einmal so unglaublich verführerisch und attraktiv? Sein markantes Gesicht, das sich tief zu ihm hinunter gebeugt hatte, das Haar, das ihm Dylan zerzaust hatte und das jetzt nicht mehr so perfekt gestylt zu sein schien. Er verliebte sich ja auf Anhieb in den muskulösen Hals, dessen Linie so perfekt in seine kräftigen Schultern überlief. „Du… du bist… Jeremy…? Mein… mein Chef…?“ hakte seine verlorene Stimme nach. Jeremy schnaufte und hob beide Augenbrauen. „Und?“ wollte er ungeduldig wissen. Aber je länger Dylan verzweifelt nach einer Erklärung für diese Situation suchte, umso ungeduldiger wurde Jeremy bis er Dylans Kinn mit zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und einen neuen, innigen Kuss zwischen ihnen entfachte. Fast sofort fühlte sich Dylans Körper so leicht an, jede Vernunft verließ seinen Körper gemeinsam mit seinem gesunden Menschenverstand, oder wie man es auch so schön „Moral“ nannte. Seine Hände krallten sich erneut in Jeremys Nacken fest. Alles was er spürte war ein ziehen im Unterleib, dem brennenden Verlangen nachzugeben und der verzweifelte Drang danach gebändigt zu werden. Gierig fochten ihre Zungen miteinander, Dylan merkte es nicht einmal sofort als er völlig nackt unter ihm lag. Mit hastigen, doch flinken Bewegungen riss er auch Jeremy noch die Hose samt Slip hinunter. Warm und pulsierend presste sich Jeremys Erregung gegen Dylans Schenkel, schließlich packte er den jüngeren und hievte ihn hoch. Dylan keuchte überrascht, saß auf dem Schoß seines Chefs und küsste ihn so hungrig, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Vielleicht war es einmal genau so zwischen ihm und Daniel gewesen, doch an diese Zeit hatte er sich nur vage erinnern können. Am Anfang, okay, aber lange hatte es nicht angehalten. Sein Körper zitterte, die großen Hände umfassten seinen Körper, pressten ihn enger an sich. In seinem Kopf begann es gefährlich schnell zu rotieren. Er stöhnte wieder auf, diesmal etwas lauter. Jeremys Hand umfasste nicht nur seine Brust, er beugte sich auch noch hinunter und biss in seine Kehle. Seine Zungenspitze leckte lustvoll über die nackte, glühende Haut. Mit den Zähnen knabberte er verspielt in die Brustwarzen und blickte aus funkelnden Augen in Dylans Gesicht auf. Mit der anderen Hand knetete Jeremy seinen süßen Arsch, seine Finger bahnten sich ihren Weg. Langsam begann er ihn zu weiten, im Gegensatz zu seinen fordernden Küssen und seinen besitzergreifenden Berührungen, waren seine Finger vorsichtig. Tief drang der erste in ihn ein, erkundete ihn langsam und schließlich kam der zweite. Vorsichtig dehnte er ihn, leckte ihm wieder über die Brust und biss ihm leicht in die Unterlippe. „Ich will, dass du mich reitest.“, knurrte er Dylan ins Ohr. Seine Hand hatte nach einer Tube geangelt, die dort auf dem Tisch lag. Kurz darauf spürte Dylan schon das kühle Gel, das Jeremy dort an seiner delikaten Stelle verteilte. Wieder stöhnte der jüngere auf, das rein und raus, das dehnen der Finger ließ ihn nach mehr fordern. Sein Körper lechzte nach Jeremy. „Entspann dich… ganz ruhig…“, hauchte seine Stimme dicht an Dylans Ohr, ehe die Zunge das Ohrläppchen umspielte. Dylan wimmerte kurz auf, spürte ihn dort zwischen seinen Beinen pulsieren. Dann drang er ein. Langsam presste sich sein pralles Glied in Dylan hinein. Tiefer und tiefer versank er in ihm, ließ Dylan tief und laut aufstöhnen. Seine Nägel bohrten sich in Jeremys Schultern, er warf den Kopf in den Nacken und kniff die Augen zusammen. „Komm… ein kleines Stück noch…“, hauchte Jeremy. Da gab es… noch mehr…?! Dylan wollte entsetzt etwas erwidern, da hatte Jeremy ihn schon auf den Hüften gepackt, hievte ihn ein Stück hoch und rammte sein Glied die letzten Millimeter tief in den bebenden Körper. Dylan schnappte hart nach Luft, seine Hände schnellten nach vorne, versuchten sich krampfhaft an Jeremys Brust festzuhalten, aber er fand keinen Halt. Der unangenehme Druck im ersten Moment war auch schon bald verflogen, denn Jeremy ließ ihm keine Gelegenheit auch nur irgendetwas anderes außer geballter Lust zu verspüren. Die ersten Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Jeremy grinste ihn an. Und wie der Scheißkerl grinste. „Beweg dich!“ Seine Stimme verursachte eine unglaubliche Gänsehaut auf seinem Körper, er konnte förmlich spüren, wie sich jedes Haar einzeln aufstellte. Zusätzlich umfasste Jeremy seinen runden Arsch und drückte ihn sachte nach oben, er half Dylan seinen Rhythmus zu finden und ließ ihn schließlich gewähren. Seine eigenen Hände machten sich derweil erneut selbstständig, die eine schloss sich fest um den Schaft des jüngeren, die andere griff ihm in den Nacken, zog seinen Kopf leicht zurück um seinen Hals noch ein Stück mehr zu entblößen. „Ich weiß, dass du das magst.“, knurrte er gegen die leicht verschwitzte Haut seiner Kehle, die sich ihm so verführerisch darbot. Auch Jeremy begann die Hüften anzuheben und kam jedem Stoß entgegen, um tiefer in ihm zu versinken. Dylan stöhnte, jeder Stoß erfüllte ihn, jede Berührung jagte Stromstöße durch seinen Körper und seine tiefe Stimme erfüllte ihn mit wilder Leidenschaft. „Sag es…“, hauchte Jeremy ihm zu. „Sag mir, dass du dominiert werden willst… dass du mehr willst.“ Aber Dylan schüttelte hilflos den Kopf, auch wenn seine innere Stimme etwas anderes verlangte. Innerlich nickte er wild, wollte mehr von ihm, mehr von diesem heißen Körper… Er hielt Dylans Hüften fest, drückte sie hoch und presste sich erneut tief in seinen Leib hinein. Das Fleisch umschlang ihn eng, schien ihn gar nicht mehr loslassen zu wollen. Mit jedem Stoß ließ er den jüngeren in lustvoller Qual aufschreien, doch schließlich erbarmte er sich seiner. Dylan gab einen überraschten Ton von sich, Jeremy hatte ihn auf den Bauch gelegt und biss ihm nun in den Nacken. Sein praller Arsch streckte sich Jeremy so verführerisch entgegen, dass er kaum noch inne halten konnte. Erneut umfasste er die Hüften, bewegte sich wieder langsam in ihm, bis sein Rhythmus flüssiger, immer schneller wurde. Dylans Hände krallten sich in die Decke fest, selbst seine Knöchel traten weiß hervor. Jeremys Stöße kamen hart, der Raum wurde erfüllt von dem Geräusch nackter, aneinander prallender Lenden. Ihm blieb die Luft weg, besonders als Jeremy erneut nach seiner Erektion griff und das glühende Fleisch zu pumpen begann. Das Schwindelgefühl wurde größer und größer, kleine Sternchen tanzten vor seinem inneren Auge, irgendwie glaubte er gleich ohnmächtig zu werden… Aber er wollte nicht, dass es aufhörte, wollte nicht, dass er kam! Er wollte weiter die Berührungen spüren, die Bisse in seinen Nacken, die etwas Animalisches an sich hatten. Irgendwann, als sich dann auch noch das Bett und das Zimmer drehten, erreichte er seinen Höhepunkt mit einer Wucht, wie er es noch nicht erlebt hatte. Sein Körper wurde in einen wilden Sog gerissen und davon geschleudert. Er merkte nicht einmal, wie er weggetreten auf dem Bett lag und schließlich eingeschlafen war. Am Morgen keuchte er auf, denn kaum bewegte er sich, wurde er sich der Schmerzen an seinem Arsch erst richtig bewusst. Seine Öffnung pulsierte noch, ein kleiner Schmerz jagte durch sein Rückgrat. Müde angelte er nach dem Wecker, der für gewöhnlich auf dem Nachttisch stand. Wie spät war es? Seine Hand tastete weiter. Halt, der Nachttisch war auf der anderen Seite. Schwerfällig rollte er sich rüber, streckte die Hand aus, die klatschend in dem Gesicht seines Chefs landete, der bis eben noch neben ihm geschlafen hatte. Dylan brauchte eine Sekunde. Er wandte den Kopf ebenfalls in die Richtung des Weckers, oder dorthin, wo er eigentlich sein sollte. Sofort riss er seinen Arm zurück und fuhr sofort aus hoch. Jeremy grummelte und öffnete ein Auge, betrachtete Dylan kurz. Bis seine Mundwinkel leicht zuckten und sich in einer arroganten kleinen Geste hoben. „Na, bist du aus deinem kleinen Koma erwacht?“, fragte seine tiefe, verschlafene Stimme, die wieder so eine irre Wirkung auf Dylan hatte. Sein Chef… der lag hier neben ihm. Wessen Bett war das? Vermutlich das von Jeremy… der nackt neben ihm lag. Die Decke war ein Stück über unterhalb seiner Hüften verrutscht und entblößte dabei unheimlich heiße Bauchmuskeln. Der dunkle weiche Flaum, dünn wie ein Strich, versank unterhalb des Bauchnabels und verschwand zwischen dem Stoff. Der blühenden Fantasie eines jungen Menschen waren dabei keine Grenzen gesetzt und Dylan konnte nur erahnen, wie es ein Stück unterhalb aussah. Zudem war die sonst so geleckte Frisur des anderen leicht zerzaust, er wirkte unfassbar anziehend. Und genau das war es, was Dylan so schockierte. Ein kleiner Film flammte vor seinem geistigen Auge auf, den der Schmerz an seinem Hintern bestätigte. Scheiße…! Verdammte scheiße, er hatte den geilsten Sex seines Lebens gehabt!! Und das auch noch mit seinem verhassten, Hetero Chef!! Aber der war scheinbar gar nicht so hetero! „Was…?!“, fragte Dylan und sein Mund klappte weit auf. Mit großen Augen starrte er zu Jeremy hinunter. „Wa…rum…?!“ Aber sein Chef schnaubte nur belustigt. „Weil ich es wollte. Und weil du es wolltest.“, antwortete er wahrheitsgetreu, denn Dylan erinnerte ich peinlich genau an die Szene, in der er Jeremy in seiner unnachgiebigen Wollust nach mehr angefleht hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal einen so heißen Gesichtsausdruck bei dir erleben würde. Ich hab zwar gewusst, dass du ganz schön wild bist, aber beim Sex wirst du zu einem richtigen Lämmchen.“ Seine makellosen perlweißen Zähne blitzten auf. Eine Hand streckte sich aus, legte sich auf Dylans Schenkel. Aber der junge Mann lief hochrot an, er blies die Backen auf und schließlich hörten wohl selbst noch Jeremys Nachbarn das laute Geschrei. „Du selbstherrlicher arroganter Penner! Du hast mich einfach so abgeschleppt!! Ich war besoffen und du hast das ausgenutzt! Was bist du für ein Scheißkerl?! Und überhaupt, du hattest doch ‘ne Freundin! Seit wann bist du schwul?!“, blaffte er seinen Chef an und war aus dem Bett gesprungen. Er wirkte wie ein kampflustiger kleiner Straßenkater der um eine Fischgräte kämpfte. Anklagend zeigte er mit dem Finger auf den heißen Kerl, der das markante, charismatische Gesicht in der Hand stützte und ihn belustigt bei seinem kleinen Wutanfall betrachtete. Moment, warum beschrieb er ihn innerlich überhaupt als gutaussehend? Das war Jeremy! Der unehrliche Jeremy mit dem kalten, künstlichen Lächeln! Der ihn gestern Nacht auf eine Art genommen hatte, die Dylan niemals für möglich gehalten hätte… „Gehen wir noch zusammen duschen?“, fragte Jeremy dreist und grinste noch breiter, denn er genoss es Dylan so aufgebracht zu erleben. Dieser aber zog sich gerade auf einem Bein hüpfend seine Shorts an, packte sich seine Schuhe, nachdem er angezogen war und schlug die Tür mit einem lauten Krachen ins Schloss. Wenigstens arbeitete er heute nicht. Doch nicht einmal die kleine Schneewehe konnte sein Entsetzen und seine Wut abkühlen. Im Gegenteil, er hatte sogar das Gefühl, als würden die Flöckchen zischend auf seinem Kopf schmelzen. Das war doch… das war die absolute Höhe! Was für eine Farce hatte er die ganze Zeit über mit ihm gespielt?! Welche Seite war echt?! Und warum zum Teufel hatte Jeremy Sex mit ihm gehabt…? Noch auf dem Weg nachhause fasste sich Dylan hart ins Haar. Das war doch alles völlig unlogisch! Aber verdammt nochmal, das war mit Abstand der heißeste Sex, den er jemals gehabt hatte… Jeremy hatte ihn genauso angepackt, wie Dylan es mochte. Doch er hatte nie Daniel gegenüber aussprechen können, was ihm gefiel. Er hatte doch selbst bis gestern Nacht nicht einmal geahnt, dass er es mochte so wild angepackt zu werden. Das einzige, was ihn daran hinderte sich in dieses Arschloch zu vergucken war die Tatsache, dass er sein Chef war. Den ganzen verdammten, freien Tag verbrachte er mit Grübeln und ehe er sich versah, stand er am nächsten Tag auch schon mit rasendem Herzen im Store. Schnell hatte er sich umgezogen, band sich noch die Schürze um und machte sich an die Arbeit. Zwar begann seine Schicht um halb zwei, doch er hatte sich mit Absicht verspätet. Denn um diese Uhrzeit herum verließ Jeremy für gewöhnlich den Laden erst. „Dilly!“, flötete Collin grinsend, der an der Kasse stand und lachte über Dylans Gesichtsausdruck. Gott sei Dank war es nicht so voll. „Da bist du ja, Mann! Was ist los, hast du gestern noch weiter gesoffen und bist nicht aus dem Bett gekommen?“ Er lachte. „Hör auf mich so zu nennen, ich hasse das!“, knurrte er, doch Collin knuffte ihm kameradschaftlich gegen den Arm und brachte Dylan zum Lachen, indem er ihm von einem Mann erzählte der sich heute vor dem Laden auf das Gesicht gelegt hatte, während seine aufgetakelte Designer Frau wild herum schrie und verzweifelt versuchte ihre wertvollen Einkäufe vor dem Schneematsch zu retten. Der arme Mann war ihr ziemlich egal gewesen Völlig in seine Arbeit vertieft stand Dylan an der Kasse und gab die Bestellungen an Collin weiter, der mal zur Abwechslung an der Bar postiert war. Dylan hob gerade den Kopf. „Hi! Bitteschön…?“ Aber sein kleines, angeklebtes Lächeln verblasste schlagartig. Jeremy stand vor ihm. Dicht eingepackt in seiner dunkelbraunen Lederjacke und das Gesicht halb in einem Schal verborgen. Er nickte Dylan zu. „Ich würde gerne mit dir auf ein Gespräch raus gehen.“ Collin lehnte sich ein Stück nach hinten, um seinen Chef sehen zu können und hob die Augenbrauen. „Collin, sag Jamie er soll dir kurz hier vorne helfen. Ist ja nicht viel los.“, bemerkte er mit einem kühlen Lächeln, das er immer auf den Lippen trug. Collin nickte nur und rief unsere neue Aushilfe aus der Küche nach draußen. Dylan glaubte zu spüren, wie der Boden unter seinen Füßen entglitt. Wo kam der her? Warum war der noch hier? Doch steif wie ein Roboter entfernte er sich von der Bar, streifte sich die Schürze vom Kopf und nahm seine Jacke aus dem Schrank. Ihm wurde richtig mulmig. Das letzte Mal, als Jeremy ihn mit auf ein Gespräch nach draußen genommen hatte, war damals zu seiner Anfangszeit gewesen. Er hatte Dylan für sein Auftreten getadelt und mit ihm ein ernsthaftes Gespräch geführt. Würde er ihn jetzt feuern…? Aber das durfte er nicht, mit seinem Chef Sex gehabt zu haben war kein Grund für eine Kündigung! Oder war es, weil er Jeremy immer so respektlos behandelte und ihn beleidigt hatte…? Weil er freche Antworten gab? Plötzlich war der quirlige junge Mann mit der großen Klappe völlig still. Jeremy hielt ihm die Tür auf und ließ ihn nach draußen treten. Auch um den Laden herum standen Tische, an einem von ihnen ließen sie sich nieder. Dylan schwieg nur, hatte die Schultern hochgezogen und zitterte vor Kälte. Hoffentlich würde er es kurz machen und ihn kündigen, bevor er hier zum Eiszapfen wurde. „Was ist los mit dir?“ Die Frage traf ihn mindestens so eiskalt, wie der Wind, der ihm ins ungeschützte Gesicht peitschte. Okay, es war seine große Klappe… Dylan schwieg erst einmal, er versuchte sich die Worte zusammen zu legen. Würde er sich noch retten können? Oder wollte er diesen Job überhaupt noch, nachdem Jeremy mit ihm ins Bett gestiegen war und jetzt, nach dieser heißen, wilden Nacht, wieder den ekelhaften, unehrlichen Chef mimte? „Hör zu… mir gefällt gar nicht was ich sehe.“, fuhr Jeremy fort, eine Antwort schien er ja heute nicht mehr zu bekommen. „Für gewöhnlich bist du fröhlich, du lachst viel, alberst sogar so oft herum, dass ich dich ständig ermahnen muss. Aber seit ein paar Tagen bist du recht seltsam. Du versinkst in Gedanken, du bereitest Getränke falsch zu und zwar so oft, dass es einem wirklich ins Auge springt. Eigentlich bist du immer recht konzentriert bei der Sache. Und ich will wissen, was der Grund für diese Veränderung ist.“ Ein dicker fetter Eiswürfel setzte sich in seinem Magen fest. Noch immer starrte er überall hin, nur nicht in das Gesicht seines Chefs. „Ist persönlich…“, gab er nur zurück. Daniel… Daniel hatte ihn verlassen, deswegen hatte er immer so miese Laune gehabt… „Wenn deine persönlichen Probleme anfangen, sich auf die Arbeit zu übertragen, dann werden sie auch Sache des Managers.“, gab Jeremy ruhig zurück und Dylan spürte seine Blicke mehr als deutlich auf sich ruhen. „Vielleicht ist es besser du sprichst mit jemandem, bevor es dich auffrisst.“, fügte er noch sanft hinzu. Aber Dylan ballte die Fäuste und sah Jeremy wütend an. „Das geht dich nichts an! Tu nicht so freundlich, das interessiert dich doch alles gar nicht!“ Aber Jeremy hob eine Augenbraue. „Hör zu, Kleiner. Ich unterscheide Privat von Arbeit sehr genau. Wenn ich jetzt hier vor dir sitze, bin ich dein Chef, vergiss das nicht. Was erwartest du? Soll ich dich mit meiner schlechten Laune antreiben? Wäre es dir lieber ich würde euch meine Probleme und meine schlechte Laune spüren lassen? Und was glaubst du, würde dann geschehen?“ Er hob beide Augenbrauen. „Ich bin der Storemanager hier und im Gegensatz zu dir weiß ich, wann es angebracht ist persönliche Angelegenheiten zurück zu schrauben und mich in die Arbeit zu stürzen. Das hat nichts mit Unaufrichtigkeit zu tun.“ Wenn Dylan ehrlich war, dann war diese Information nicht nur nachvollziehbar und logisch, sondern auch recht plausibel. „Und auch wenn ich privat deine gespielte Bissigkeit sehr anziehend finde, mit der du verzweifelt versuchst deinen schwachen Kern zu schützen, so ist sie im Augenblick recht unpassend, findest du nicht?“ Das verschlug Dylan dann doch die Sprache und seine gerunzelte Stirn glättete sich vor Überraschung. Er klappte den Mund zwei Mal auf und zu, bis er endlich mal ein gescheites Wort heraus bekam. Seine Augen richteten sich zu Boden. „Mein… Freund…“, begann er zaghaft und starrte auf seine schwarzen Sneakers. „…hat sich einfach aus dem Staub gemacht… und sich nicht mehr gemeldet…“, gab er zu und seufzte dabei schwer. Jetzt schwiegen sie beide. Jeremy atmete tief ein und genauso tief wieder aus. „Ich verstehe.“, sagte er. „Natürlich ist das sehr ärgerlich. Wie lange wart ihr zusammen?“ „Zwei Jahre…“, antwortete Dylan wahrheitsgetreu. Jeremy nickte langsam. „Als Chef kann ich dir nur einen gut gemeinten Rat geben. Hör auf dich mit Dingen zu belasten, die du nicht mehr rückgängig machen kannst. Reiß dich am Riemen oder versuch zumindest bei der Arbeit einen klaren Kopf zu behalten.“ Jeremy räusperte sich. „Aber wenn du meine Meinung als persönlicher Mensch hören willst; Scheiß auf den Kerl. Wenn er es nicht einmal für nötig hält, sich bei dir zu melden, hat er entweder schon einen neuen, was ich doch stark vermute, oder aber er ist eine kleine Memme, die nicht den Mumm hatte ehrlich zu dir zu sein.“ Dylan biss sich leicht auf die Unterlippe und wollte gerade das Gesicht abwenden, doch Jeremy packte ihn leicht am Kragen und drehte ihn zu sich herum, zwang Dylan somit, ihn wieder anzusehen. „Zudem ist es doch ein großes Glück für mich, meinst du nicht?“ Wieder grinste er so breit, wie gestern Morgen. Diesmal war es ein ehrliches, aufrichtiges Grinsen. Das Funkeln in seinen Augen war ebenfalls zurück gekehrt. Dylans Augen wurden wieder groß, eine kleine Röte schlich sich in seine Wangen. Jetzt wurde ihm langsam aber sicher warm. „Dann hab ich doch bessere Karten bei dir, wenn du Single bist.“ Völlig verstört fuhr Dylan hoch. „Ist das ein schlechter Scherz?!“ fuhr er Jeremy an, doch dieser konnte nicht aufhören zu grinsen, ließ ihn allerdings langsam los. „Du kannst vor mir rein gar nichts verbergen, Dylan. Du bist für mich ein offenes Buch und weißt du warum?“ Dylan spürte ein kleines Prickeln im Nacken. „Warum?“, fragte er herausfordernd. „Weil du es willst.“ Kapitel 3: Und es hört nicht auf... ----------------------------------- (das verlorene kapitel =_=) Gerade eben hatte er sich vor seinem Chef geoutet. Und dieser hatte es als völlig normal und selbstverständlich hingenommen. Warum? Immerhin hatten die beiden Sex gehabt. Doch noch vor knapp zwei Wochen hatte Dylan ihn mit der Frau auf der Straße gesehen. Eng umschlungen, flirtend. Jetzt saß dieser vor ihm am Tisch und hatte Dylan auf eine unmissverständliche Weise klar gemacht, dass er an ihm interessiert war. „Bist du schwul?“ Dylan versuchte ruhig zu bleiben, er wusste nicht wohin mit seinen Händen. Immer wieder strich er mit ihnen nervös über seine Beine, bis er sie nur noch zu Fäusten ballte. Wie oft hatte er Jeremy diese Frage schon gestellt? Zwei Mal? Drei Mal? Jeremy stützte die Wange in seiner Hand und grinste ihn so frech an. „Warum interessiert dich das? Reicht es dir nicht, dass ich dich gevögelt habe? Und du dich großartig dabei gefühlt hast?“ Dylan starrte ihn fassungslos an, das schöne Gesicht musterte ihn auf eine irritierende Weise. „Nein!“, antwortete Dylan und man sah ihm deutlich an, dass er um Fassung ringen musste. Die zuvor winzige Röte auf seinen Wangen begann nun wild zu pulsieren. Sein Gesicht glühte, es brannte lichterloh. Ebenso seine Ohren… Er fühlte sich von Jeremy veralbert und mochte es überhaupt nicht im Dunkeln zu tappen und irgendwie wurde es um ihn herum keineswegs heller. Dafür sorgte dieser Kerl schon. Jeremys Schultern bebten amüsiert. Er lachte… Und wie er lachte… „Hör auf damit!“ Dylan hatte sich bis jetzt zurück halten können, doch es platzte aus ihm raus. Seine flache Hand schlug auf die Tischplatte, er hatte sich ein Stück zu Jeremy hinunter gebeugt. „Hör auf mich zu verarschen! Sag mir endlich die Wahrheit!“ Ihre Gesichter waren nicht mehr als einen Atemzug voneinander entfernt. Jeremy beruhigte sich ein wenig und grinste noch immer zu Dylan hoch. „Gehst du heute Abend mit mir was essen? Dann erzähle ich es dir vielleicht.“ Er hob den Finger, schnippte Dylan verspielt gegen die Nase. Dass er es genoss Dylan so aufgebracht zu erleben war wohl offensichtlich, immerhin machte er keinen wirklichen Hehl aus seiner Freude. „Nein!“, blaffte er und funkelte ihn aus wütenden Augen an. „Könntest du wohl einen Moment damit aufhören, ich muss es wissen!“ Jetzt erhob sich auch Jeremy, somit musste sich auch Dylan aufrichten. Die beiden Männer standen einander gegenüber, wobei Dylan leicht nach oben blicken musste, um ihm in die Augen zusehen. „Es schmeichelt mir, dass du mich jetzt plötzlich doch interessant findest.“, sagte Jeremy und richtete den Kragen seiner Lederjacke. Sein charmanten Augen ruhten in Dylans Gesicht. „Aber wenn du eine Antwort auf deine süße naive Frage willst, musst du schon eine weitere Nacht mit mir verbringen. Und egal wie sehr du dich dagegen sträubst…“ Seine Stimme wurde leiser. „…ich sehe in deinen Augen, dass du mich willst.“ Dylan starrte ihn nur noch mit großen Augen an, er wollte schreien, wollte toben. Doch er war völlig verstört. Sah man ihm all diese Dinge wirklich an…? Das gab es doch nicht! Er wirbelte herum, als Jeremy schon an ihm vorbei gelaufen war und sah ihm hinterher. Sein Mund riss weit auf, er wollte ihm etwas Wüstes hinterher schreien, wollte toben. Aber es kam kein einziger Ton aus seiner verdammten Kehle Dieser hob nur zum Abschied die Hand, ohne sich umzudrehen. Dylan atmete schwer aus, sein Atem bildete weiße Wölkchen in der Luft. Lautlos und sichtbar langsam lösten sie sich vor ihm auf. Ebenso wie ein anderes bedrückendes Gefühl, jedoch ohne, dass er es bemerkte. Einen Scheißdreck würde er tun, er würde sich nicht noch einmal auf seinen Chef einlassen! Ja war er denn völlig verrückt geworden?! Und so schlich sich der Tag langsam hin. Wenn es mal leer war, dann nur für ein paar wenige Minuten doch sobald zwei, drei Leute den Laden betraten, strömte fast augenblicklich die Masse hinterher und bald jagte Tasse um Tasse und Becher für Becher über die Ausgabe. Nicht einmal seine Pause nahm sich Dylan heute. Er ließ die anderen gehen, besonders die neuen Aushilfen waren fast sofort schlapp. Die Vorweihnachtszeit war wohl die wildeste und anstrengendste Zeit. Denn Weihnachten bedeutete viel Stress und wer viel Stress hatte trank auch Unmengen Kaffee. Zumindest war das Dylans Theorie. Erst spät am Abend schloss Dylan ab, winkte den anderen zum Abschied noch zu und sah ihnen hinterher. Er hätte sich selbst belogen, hätte er behauptet, dass er nicht an Jeremy gedacht hatte. In jeder freien Sekunde, auch wenn er dabei in kleine Wutausbrüche verfiel. Hätte er ihn anrufen sollen? Seine Nummer hatte er auf dem Handy gespeichert, er hatte sämtliche Nummern seiner Kollegen. Doch auch als er sich an einen der aneinander geketteten Tische lehnte und sein Handy hervor zog, brachte er es nicht einmal über sich die Nummer aus seinen Kontakten heraus zu suchen. Ob Jeremy wartete? Bestimmt nicht… der Arsch spielte sicher nur mit ihm, das war doch eigentlich ganz offensichtlich. Ständig veralberte er Dylan, nahm ihn mit seinen blöden Sprüchen auf den Arm. Er seufzte und ließ das schmale Handy wieder in seiner Tasche verschwinden. Seine Glieder fühlten sich so schwer und taub an, als er sich vom Tisch abstieß und in Bewegung setzte. Noch auf dem Weg zur Green Line sah er sich verstohlen um. Wurde er jetzt schon paranoid? Natürlich machte Jeremy sich nur lustig über ihn! Seine Gedanken rotierten, völlig mechanisch stieg er aus der Bahn und verließ die Longwood Station und lief langsam nachhause. Die Bäume des berühmten Emerald Necklace waren völlig nackt, der Park, direkt an der Haltestelle, wirkte völlig kahl und nicht besonders einladend. Die Chapel Street runter, schlenderte er auf die Longwood Ave. Etwa zweihundert Meter später stand er auch schon vor dem Apartment. Davor angekommen hatte er die Hände in die Taschen geschoben und blickte zum dunklen Fenster hinauf. Für gewöhnlich hatte dort oben immer Licht gebrannt, wenn er heim gekommen war. Mit einem schweren Seufzen kramte er den Schlüssel hervor und schloss auf. Noch ein weiterer trostloser Abend, in dieser elenden trostlosen Wohnung. Es wirkte schon fast ein wenig verloren, als er da so in dem Flur stand. Seine Hand hatte sich gehoben, wollte den Lichtschalter rechts von ihm betätigen, doch er brachte es einfach nicht fertig. Langsam zog er seine Hand wieder zurück. Wäre es nicht doch besser, wenn er nichts sehen würde? Hier im Flur hingen noch Bilder von ihnen… gemeinsame Fotos der letzten Jahre… ihre lachenden Gesichter, das frische Liebesglück, das in ihren Augen brannte. Es war so schnell erloschen, Dylan hatte es kaum gemerkt. Irgendwann war ihr gemeinsames Leben zu einem völligen alltäglichen Trott mutiert. Wann hatten ihre Augen aufgehört einander so anzulachen? Seine Finger strichen über einen Bilderrahmen an der Wand. Es war ein kleines Foto, er wusste auch genau welches. Es war eine Party, bei irgendeinem Freund von Daniel. Eine Faschingsparty. Daniel hatte rosafarbene Antennen mit dicken Kugeln auf dem Kopf, er war als rosa Alien gegangen, wobei Dylan das passende Outfit als Men in Black trug. Mit einem ebenso pinken Alien in Miniversion in seiner Brusttasche. Sie prosteten mit ihren Getränken in die Kamera. Seine Schritte gingen weiter durch den Flur, er berührte einen Rahmen nach dem anderen, bis er beim letzten angekommen war. Sie saßen in einem Cafe, trugen einfache Klamotten und lächelten recht steif. Das Foto war erst drei Wochen alt… Dylan griff danach, spürte den dicken Kloß in seinem Hals. Wie konnte er ihm das einfach so antun…? Nach so langer Zeit? Sie hätten wenigstens noch reden können… wenigstens ein letztes Mal einander in die Augen sehen können, wenn Daniel sich denn unbedingt trennen wollte. Vielleicht hatte er schon einen anderen gefunden..? War er deswegen so schnell abgezischt? Der Rahmen in seinen Händen begann zu zittern, als ihm potentielle Typen, die als Dan’s neue Partner in Frage kämen, einfielen. Da war dieser heiße Kellner im „PeaCock“, einer der beliebtesten Gay Bars im Lande. Oder Bekannte von ihm? Vielleicht auch einer der Typen, die jeden Samstag Baseball spielten. Immerhin liefen sie gelegentlich zufällig fast jeden Samstag mindestens ein Mal am Playground vorbei, das sich hinter ihrem Apartment befand. Das Bild knirschte in seinen Händen, wütend packte er es und schleuderte es auf das Parkett. Wieder klirrte und knallte es, bis er ein Bild nach dem anderen zu Boden warf. Sein Leben deformierte sich zu einem einzigen Scheißhaufen! Während seines Wutanfalls wünschte er sich die Tür würde sich öffnen, er wünschte sich irgendjemand würde sie öffnen und herein kommen! Daniel… oder… Jeremy… Aber das hier war kein beschissener Film… Niemand kam. Selbst dann nicht, als Dylan zwischen den Scherben hockte. Schließlich begann er die fielen Scherben irgendwann einzusammeln, nachdem seine Wut langsam wie ein schwerer nasser Sack von seinen Schultern plumpste. Seine Emotionen erstarrten, nach dem wilden Ausbruch und kristallisierten sich zu mächtigen Eiszapfen, die sich in seinen Leib bohrten. Denn die Klarheit überfiel ihn erbarmungslos. Er war alleine, Daniel hatte ihn verlassen und den Rest seines Lebens mitgenommen. Zumindest fühlte es sich gerade so an. Und er zweifelte daran, dass sich etwas daran ändern würde. Noch während er die zerbrochenen Teile einsammelte, schnitt er sich in die linke Handfläche. Ein kleiner Bluttropfen quoll hervor und lief ihm über die helle Haut, ehe er hinunter auf die restlichen Scherben tropfte. „Scheiße…“, murmelte er und verband sich schnell die Hand. War der Schnitt tief…? Nein, er glaubte nicht. Zumindest nicht so sehr, dass er ins nächste Krankenhaus stürmen musste. Der feste Verband tat es auch. Sein Blick huschte zur Uhr. Es war kurz nach eins. Jeremy wartete bestimmt nicht mehr auf ihn. Wenn er es denn wirklich getan hatte. Vielleicht hätte er einfach mit ihm essen gehen sollen, dann würde er jetzt hier nicht alleine zwischen den zerschmetterten Bildern hocken. Ein bedrückendes Gefühl der Einsamkeit übermannte ihn, er wollte einfach nur noch ins Bett. Noch schläfrig machte er sich am nächsten Morgen auf zur Arbeit, seine Gedanken allerdings schwebten irgendwo weit über den dunklen Wolken, die so schwer und unheilverkündend am Himmel hingen. Im Store war es brechend voll. Es war Heiligabend und die Menschen stürmten in Massen heran, um ihre letzten Einkäufe noch schnell zu erledigen. „Dyl! Super, dass du schon da bist!“, rief Rob, der zusammen mit Susann und Collin vorne stand. Zwischendurch hetzten zwei Aushilfen in die Küche hinein und wieder heraus, die Schwingtür stieß immer wieder von neuem auf, noch bevor sie in ihren Rahmen zurück schwingen konnte. Aber was hieß hier schon? „Bin gleich da…“ Er ging nach hinten, lief durch das Büro und hing sich dort seine Jacke an den Haken, ehe er sich seine Schürze dort wegnahm. Ein Blick auf den Plan und er erstarrte. Er hätte je erst in zwei Stunden anfangen sollen! Shit! Der Tag fing ja schon wieder beschissen an… nun, jetzt war er allerdings hier. Und machte sich auch irgendwie an die Arbeit. „Lässt du mich an die Kasse?“, fragte er Susann, ihren Shift Supervisor. Die junge Frau sah ihn überrascht an, als er ihr seine verletzte Hand hinhielt. „Ja, klar! Alles okay?“ fragte sie verunsichert und wechselte so schnell es ging mit ihm die Kasse. „Alles in Ordnung…“, hatte er ihr nur knapp bestätigt. Und kaum stand er dort an der Kasse, wurde er wieder ganz zum kleinen Roboter. Hier schaltete sich sein Gehirn wenigstens für einen Moment ab und hörte auf so laut nachzudenken. In seiner Pause allerdings begab er sich nach hinten. Zwar hatte er seine linke Hand so gut wie gar nicht benutzt, doch es pulsierte schon noch ziemlich. Er hatte sich etwas zu trinken genommen und wollte sich ins Büro setzen. Hungrig war er nicht, er wusste nicht einmal wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte. Noch während die anderen durch den Laden stürmten, der Durchgang zur Küche führte am Büro vorbei, saß er dort und warf einen Blick auf den Plan. Jeremy stand nicht darauf, war ja klar. Nun, sie würden ja in wenigen Stunden schließen, da lohnte es sich nicht, wenn das ganze Team sich hier gegenseitig auf die Füße trat. Aber erleichtert war er schon, denn immerhin musste er seinem Chef nicht ins Gesicht sehen, weil er ihn gestern sitzen gelassen hatte. „Scheiße, wir haben keine Milch mehr!“, schrie Jamie, die Aushilfe, aus der Küche. „Dann renn schnell los in die anderen Stores und sieh zu dass man dir etwas mitgibt!“ Er sah Susann, die aufgebracht das Telefon in der Hand hielt und die Nummern der anderen Läden zu wählen. Das war wohl das praktische an einer Kette, besonders wenn weitere Filialen dicht beieinander lagen. Die Panik war groß, es war ihnen noch nie passiert, dass die Milch einfach ausgegangen war. „Ich gehe schon!“ Dylan erhob sich und stellte seinen Becher beiseite. Susann, die gerade vor dem Büro stand, hob verblüfft den Kopf. „Echt? Kannst du mit deiner Hand fahren? Ich gebe dir die Schlüssel, du kannst meinen Wagen nehmen!“ Sie drückte ihm sofort die Schlüssel in die Hand, warf aber einen skeptischen Blick auf seine Linke. „Das geht schon!“ Er ging mit schnellen Schritten durch den kleinen Flur, stieß die Schwingtür auf. „Warte, Dyl! Ich hab grad Sally dran!“, rief Susann hinter ihm und eilte ihm nach. Dylan bemerkte es nicht, er hatte die linke Hand an den Türrahmen gelegt und einen Moment lang vergessen, dass die Tür auch wieder zurück geflogen kam. Besonders wenn man sie ein wenig mit Kraft aufstieß. Und die Tür flog tatsächlich zurück. Noch bevor er reagieren konnte, stieß die Tür hart gegen die Hand auf dem Rahmen und zerquetschte sie ihm so schmerzhaft, dass ihm die Luft wegblieb. Der Schmerz jagte wie die Bisse kleiner raffgieriger Vampire durch seinen Körper, die an seinen Venen und Nerven zerrten. „Dylan!“, rief Susann hinter ihm, sie schleuderte entsetzt das Telefon zu Boden. Er zog seine Hand langsam zurück, sie war rot und pulsierte… Dylan hatte die Zähne fest zusammen gepresst, hielt sich mit der rechten Hand das linke Handgelenk und keuchte. Jemand packte ihn ruckartig an den Schultern und stieß ihn in die Küche. „Eis!! Bringt Eis her!“, brüllte Jeremys Stimme dicht an seinem Ohr und schubste ihn weiter. Jamie war schon vorgerannt und hatte das Eis in einen Eimer gefüllt, hielt es Jeremy hin. Dieser hatte Dylan’s Hand gepackt und steckte sie sofort zwischen die Eiswürfel. Dylan zischte laut auf und wollte seine Hand reflexartig zurück reißen, doch Jeremy ließ ihm dazu keine Gelegenheit, sondern drückte die Hand noch tiefer in den Eimer hinein. „Oh Gott!“, wimmerte Susann. „Mensch, du bist vielleicht schusselig in letzter Zeit!“, fuhr sie ihn an und schickte dann doch Jamie los, um die Milch zu holen. Schließlich ging auch sie wieder nach vorne, um den anderen zu helfen. Dumpf pochte seine Hand zwischen den Eiswürfeln, auf die Dylan hinunter starrte. Der Schmerz war zwar etwas weniger geworden, zog sich aber durch seinen Arm, bis hin zu seiner Schulter. Jeremy sagte erst einmal nichts, sondern schnaufte nur. „Langsam hab ich die Schnauze voll von dir!“, blaffte er Dylan so laut an, dass dieser zusammen fuhr. Sein Chef schritt an ihm vorbei und verließ schnell die Küche. Dylan war fast schon nach heulen zumute. Er wollte ersaufen, im Meer seines Selbstmitleides ertrinken und sich so klein machen, dass ihn niemand sehen konnte. Plumpsend ließ er sich auf den Hocker nieder und zog den Eimer auf seinen Schoß. Warum war er nicht zuhause geblieben…? Vorsichtig zog er seine Hand ein kleines Stück raus und sah einen großen roten Fleck auf seinem Verband. Das seltsame rötliche Farbenspiel, das sich in den Eiswürfeln brach, hatte ihn verwundert. Jetzt wusste er was es war. Seine Hand blutete. Vielleicht würde er ja glücklicherweise verbluten, wenn er hier noch länger saß? Oder verschimmeln. Jamie kam schon zurück, mit ein paar neuen Kisten und erkundigte sich immer zwischendurch, ob Dylan etwas brauchte. Jamie war ein lieber Junge, er hatte gerade angefangen hier in Boston zu studieren und war wohl kaum älter als neunzehn oder zwanzig. Seine Familie war seinetwegen hierher nach Boston gezogen, um ihn nicht allein zu lassen. Ein kleines, humorloses Lächeln zierte seine Lippen. Seine eigene Familie hielt ihn für einen Nichtsnutz, weil er nichts aus seinem Leben gemacht hatte, wie sie so schön sagten. Er stammte aus einer Familie, die eine Reihe von Diplomaten und Rechtsanwälten hervor gebracht hatte. Und weil er keine Lust aufs studieren gehabt hatte, hatte man ihm den Rücken gekehrt. Irgendwann, etwa eine Stunde später, kam Jeremy zurück. Dass er noch immer zornig war, sah man ihm deutlich an, er brodelte wie ein heißer Vulkan. Sofort senkte Dylan wieder den Kopf. „Komm, wir fahren ins Krankenhaus.“, knurrte er und zog Dylan am rechten Arm wieder auf die Beine. „Schon okay…“, murmelte Dylan und versuchte seine blutige Hand zu verstecken, aber Jeremy hatte es längst gesehen. „Ich warne dich, treib es nicht zu weit!“ Das war sein letztes Wort, er schleppte Dylan einfach mit sich zu seinem roten Mustang. Beim letzten Mal war Dylan gar nicht aufgefallen, dass das Ding neu zu sein scheinen musste. Zumindest war er sicher, dass es keinen Wunderbaum mit „neuer Wagen“ Duft gab. Eigentlich verdiente doch Jeremy auch nicht gerade viel, wie konnte er sich da so einen Wagen leisten? Der kostete doch sicher mehr als zwanzigtausend Dollar! Und das war nur eine grobe Schätzung seinerseits, denn von Autos hatte er auch recht wenig Ahnung. Woher auch, er hatte selbst noch nie ein eigenes besessen. Das Leder schmiegte sich an seinen Körper und für einen Moment musste er sich zusammen reißen, um nicht einzuschlafen. Er verfiel in einen dösigen Zustand und kaum pennte er ein, da hielt der Wagen auch schon am Krankenhaus an. „Steig aus!“, war alles was Jeremy sagte, bis man Dylan versorgt und wieder entlassen hatte. Sie hatten warten müssen, doch die Schwestern waren freundlich. Der Arzt meinte, es sei nur eine Prellung, nichts schlimmes. Auch der Schnitt war nicht tief, wurde aber so gut wie möglich versorgt. Schließlich saßen sie wieder im Wagen, der Verband um Dylan’s Hand war schon weitaus angenehmer als sein eigener. Diesmal konnte sich Dylan jedoch wirklich nicht mehr halten und die Stille zwischen den beiden Männern trug dazu bei, dass er fast sofort einschlief. Irgendwann öffnete er die Augen und schielte durch ein halb geöffnetes Lid nach vorne. Er sah Jeremys schönes Gesicht direkt über seinem eigenen. Der andere fummelte gerade mit dem Schlüssel herum und bemerkte nicht, dass Dylan halb wach geworden war. Er stieß die Wohnungstür auf und da merkte Dylan erst, dass sein Chef ihn auf den Armen trug. Jeremy hatte ihn nachhause gebracht… Deutlich sah er Jeremys überraschtes Gesicht, denn dieser musste noch die restlichen Scherben auf dem Boden gesehen haben und die dazu gehörigen zerstörten Bilderrahmen. Mit ruhigen, halbgeöffneten Augen beobachtete Dylan das schöne Profil und in diesem Augenblick musste Jeremy eine Regung gespürt haben. Er sah zu Dylan hinunter und ein kleines Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. „Schlaf ruhig weiter.“, murmelte seine angenehme, tiefe Stimme. Ihm war, als würde er schweben und wollte fast schon protestieren, als Jeremy ihn ins Bett legte. Die warme, breite Schulter unter seiner Wange war wunderbar angenehm gewesen, jetzt fühlte er sich nackt, selbst unter der Decke, die Jeremy über ihn legte. Jetzt war Dylan jedoch wach und hörte, wie Jeremy leise durch die Wohnung lief. Ging er…? Nein… Er war in der Küche. Und doch fiel es ihm schwer, die Augen offen zu halten. Müde schloss er sie wieder und war eingeschlafen, mit dem letzten, panischen Gedanken, dass Jeremy fort sein würde, sobald er wach wurde. Beim nächsten Mal, als er erwachte stellte er allerdings fest, dass Jeremy in der Küche saß. Er hatte sich einen Kaffee gemacht, es war schon dunkel draußen und blickte zu Dylan auf. Dylan selbst stand etwas verwirrt in seiner Küche. Warum war Jeremy noch hier? „Wie geht es deiner Hand?“, fragte er. Noch immer etwas irritiert, hob Dylan die Hand und bewegte seine Finger. Der Schmerz war kaum noch zu spüren. Der Schnitt allerdings schon. „Es tut kaum noch weh…“, murmelte er und stand wie ein Fremder in seinen eigenen vier Wänden dort. Warum? Weil er eine Anspannung spürte. Er wusste, Jeremy hatte schlechte Nachrichten für ihn. Bestimmt würde er ihn feuern… und dann? Dann würde sein Leben erst recht den Bach runter gehen. „Setz dich.“ Jeremy zog den Stuhl ein Stück zurück, so dass auch Dylan sich darauf niederlassen konnte. Stocksteif ließ der Jüngere sich darin sinken, er war völlig verkrampft. Jeremys Anwesenheit war seltsam. Sie war fast schon ein wenig unangenehm, doch zeitgleich war er froh, dass sein Chef hier war… denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihn irgendwas an diesem Kerl anzog. Kaum seufzte sein Chef schwer, zog Dylan die Schultern ein wenig hoch. „Ich will dich in der nächsten Zeit nicht mehr im Store sehen.“ Die Worte trafen ihn hart wie Ziegelsteine. Kapitel 4: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul ----------------------------------------------------------- „Das kannst du nicht machen!“, fuhr Dylan ihn an. „Das hab ich nicht verdient!“ Jeremy aber hob verwundert die Augenbrauen. „Ich kann es machen und ich werde es machen. Und ob du das nun verdient hast oder nicht, darüber lässt sich wohl streiten.“ Dylan fuhr in seinem Stuhl hoch, stieß ihn dabei scharrend über den Boden. „Wenn du mich rauswirfst, dann steh ich ohne Job da!! Was glaubst du wer mich so einfach nimmt?! Ich bin alleine und auf mich selbst gestellt, wenn ich keine Kohle mehr verdiene dann werde ich verhungern! Ich würde eingehen! Ich… zeig dich an wegen sexueller Nötigung!! Du hast mich gezwungen! Ich werde…“ Jeremy fing an laut los zu lachen. „Spinnst du?!“ Er packte Dylan am Arm und drückte ihn wieder auf den Stuhl hinunter. Dabei hielt er ihm etwas vor die Augen. Ein Ticket. Sein Chef lachte noch immer heiter und wuschelte ihm durch das Haar. „Leider hab ich so kurzfristig nichts Besseres bekommen. Du fliegst morgen früh, also solltest du schon mal anfangen deine Sachen zu packen.“ Völlig irritiert starrte Dylan auf das Ticket in seinen Händen. Was stand da? Athen…? Seine Augen wurden immer größer. „Es ist zwar nicht besonders warm, doch weitaus angenehmer als hier.“ Jeremy war wieder ruhiger geworden und trank mit einem amüsierten kleinen Lächeln seinen Kaffee. „Ur…laub?“, fragte Dylan entgeistert. „Ja-ha“, erwiderte Jeremy und stellte mit einem zufriedenen kleinen Lächeln die Tasse auf den Tisch. „Drei Wochen sollten dir hoffentlich reichen, um wieder bisschen zur Besinnung zu kommen.“ Er erhob sich und stand jetzt dicht vor seinem jüngeren Mitarbeiter. Dieser sah noch immer sprachlos zu seinem Chef auf, dessen Gesichtsausdruck bei seinem Anblick so unglaublich sanft wurde. Vorsichtig strich Jeremy ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Damit du ein wenig auf andere Gedanken kommst.“ Als er sich Dylan allerdings mit dem Gesicht näherte, zuckte dieser leicht zurück und kniff die Augen fest zusammen. Aus unerfindlichen Gründen begann sein Herz zu rasen, schneller und schneller. Er erwartete wieder diesen wilden, gebieterischen Kuss. Doch es geschah nichts. „Pass auf dich auf und melde dich, wenn etwas ist. Ich hab eine Vollpension gebucht, du brauchst also nicht besonders viel Geld mitzunehmen. Raub keinen aus, wenn du pleite bist und hüte dich dort deine kleinen temperamentvollen Anfälle zu bekommen, verstanden? Wenn du was brauchst, ruf mich an.“ Völlig irritiert von dem Umschwung in Jeremys Stimme sah er zu ihm auf. Warum war er auf einmal so nett…? „Warum tust du das…?“, fragte Dylan vorsichtig und spürte die warme Hand auf seiner Wange, Jeremy sah ihm lange in die Augen, ehe er wieder sanft lächelte. „Weil ich glaube, dass dir das gut tun wird…“ Dylan schüttelte aber den Kopf. Das war nicht die Antwort auf seine Frage. „Ich meine, warum hast du mich hergebracht? Warum bist du geblieben…?“ Jeremy zuckte mit den Schultern. „Weil ich dachte, dass du vielleicht einsam wärst, wenn du wach wirst und es ist niemand da. Aber eigentlich wollte ich nur dein dummes Gesicht sehen, wenn ich dir das Ticket unter die Nase halte.“ Wieder zeigte sich das verspielt ironische Grinsen auf seinen Lippen. Der dicke, schwere Eisklumpen in seinem Magen wurde größer. Spitze, scharfe Eispflöcke bohrten sich durch seinen Bauch. „Ich brauche dich nicht!“, knurrte er langsam zurück und funkelte zu Jeremy hoch. „Ich brauche dein Mitleid nicht und ich brauche auch nicht deine sogenannte Freundlichkeit! Lass mich in Ruhe!“ Almosen brauchte er schon gar nicht! Er hatte kein Geld um diesen Urlaub zu finanzieren…also drückte er ihm das Ticket wieder in die Hände, doch Jeremy nahm es nicht entgegen. „Wir sehen uns dann in drei Wochen. Ach und wenn du in Athen ankommst, wird dich schon jemand erwarten. Also komm bloß nicht auf die unsinnige Idee in ein Taxi zu steigen.“ Jeremy klopfte ihm sanft auf die Schulter und verließ die Wohnung, ohne ein weiteres Wort. Das nötigste war gesprochen. Und kaum war sein Chef weg, ließ Dylan sich erneut auf den Stuhl sinken, starrte noch immer ungläubig auf das Flugticket vor seinen Augen. Er nahm Jeremys Tasse, sie war noch warm und schielte hinein. War dieser Kerl völlig verrückt geworden…? Und obwohl es doch eine sehr nette Geste war, war ihm das Ganze nicht geheuer. Jeremy war mit Abstand der seltsamste Mensch, der ihm je untergekommen war und wirklich schlau wurde er nicht aus ihm… Sollte er wirklich einfach in den Flieger steigen? Er hatte noch nie in einem Flugzeug gesessen. Eigentlich war er auch nie wirklich aus Massachusetts raus gekommen. Sein ganzes elendes Dasein hatte er hier verbracht, also war das doch die beste Gelegenheit… Okay… okay also er würde diese Reise antreten, aber das Geld dafür würde er ihm zurück zahlen…! Ganz bestimmt. Mit einem Zug leerte er den Rest des Kaffees und verzog angewidert das Gesicht. Da war ja nicht ein Gramm Zucker drin! Um kurz nach acht Uhr in der Früh startete der Flieger mit Dylan im Gepäck. Noch während des Fluges von dreizehn Stunden begann er fast zu platzen vor Langeweile und dachte sich besonders passende Flüche aus, mit denen er Jeremy belegen würde. Beim Start hatte er wirklich die Hosen voll gehabt, besonders als es steil bergauf ging. Das Flugzeug kam ihm vor wie ein kleines Plastikspielzeug, das ohne ersichtlichen Grund vor seinen Augen in Flammen aufgehen würde. Natürlich schaute er zu viele Filme, am schlimmsten war es wohl als er sich urplötzlich an den ersten Final Destination Film erinnerte… Aber irgendwann entspannte er sich doch, bekam noch ein flauschiges Kissen und schielte gelegentlich aus dem Fenster, wenn er den Mut aufbringen konnte. Die Wolken unter ihm war ein gewaltiger, überdimensionaler Teppich aus Watte. Man wollte nicht meinen, dass es kein festes Material war, denn die Wolken sahen aus als würde man ohne Probleme auf ihnen herum tänzeln können, wenn man auf sie fiel. Der Gedanke ließ ihn schmunzeln, doch kaum saß er in diesem Flugzeug, ließ Boston langsam aber sicher hinter sich, begann er sich nach und nach zu entspannen. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit schloss er die Augen und spürte das Herz rhythmisch und langsam in seiner Brust schlagen. Gegen halb sieben hatten sie London erreicht, von hier aus würde er weiter nach Athen fliegen. Gemächlich schlenderte er über den Flughafen, Zeit hatte er nun wirklich mehr als genug und es gab keinen Grund zur Eile. In einem Cafe ließ er sich nieder und grinste breit, als er einen „ihrer“ Shops hier entdeckte. Diese verdammte Kette war wirklich weltweit vertreten aber es war mal etwas anderes selbst hier in den gemütlichen Polstern zu sitzen und die Hektik der Welt an sich vorüber ziehen zu lassen. Wann er das letzte Mal so entspannt gewesen war, vermochte Dylan gar nicht mehr zu sagen. Er wusste es nicht, denn seit jeher war sein Leben von völliger Hektik bestimmt. Vor allen Dingen weil er selbst ein genauso hektischer Mensch war. Er hatte sich der Welt angepasst, war sein Leben lang gerannt und jetzt plötzlich einfach mal abzubremsen war sehr ungewohnt. Aber es entwickelte sich langsam zu einem sehr wohligen Gefühl. Ein paar Stunden später ging es weiter und schließlich landete er irgendwann am frühen Mittag in Athen. Aufgeregt war er selbstverständlich, besonders als er den Flughafen mit seinem Gepäck verließ. Draußen wehte ihm eine angenehme Brise um die Ohren, die Luft war erfüllt von fremden Gerüchen, doch sie schien ihm so erschreckend klar, dass er erst ein weiteres Mal tief einatmen musste. In unweiter Ferne sah man die Umrisse von Gebirge, der Himmel war klar und die Sonne schien sanft auf ihn herab. Vielleicht waren es nur knapp unter zwanzig Grad, doch es war kein Vergleich zum kalten Nass in Boston. Seine Ankunft hier in diesem fremden Land war recht ereignislos verlaufen, da keine Saison war, war es nicht besonders voll. Dementsprechend klein war die Gruppe von Taxen, die draußen auf potentielle Kunden warteten. Aber wo war der Mensch, der ihn abholen sollte? Jeremy hatte ihm doch gesagt, dass man ihn vom Flughafen abholen würde, oder etwa nicht? Sollte er Jeremy mal anrufen? Dann stach ihm allerdings ein junger Typ ins Auge. Er trug eine gebleichte, helle Jeans und ein dunkles Shirt. Dylan fiel fast die Kinnlade hinunter. Der Kerl kam lässig auf ihn zugelaufen, hatte eine Zigarette zwischen seinen sinnlichen, voluminösen Lippen und stechend graue Augen. Das wilde, schwarze Haar umspielte die braungebrannte Haut seiner Wangen. Über seiner rechten Augenbraue trug er ein Piercing, ebenso an seiner Unterlippe, in Form eines Ringes. „Bist du Dylan Keating?“, fragte er mit leichtem Akzent. Dylan riss sich von dem betörenden Anblick dieses Mannes los, der ihm wohl den ersten Eindruck vermittelte, warum die Frauen aus den Mythologien den Männern hier so schnell zum Opfer gefallen waren. Besonders den Göttern. Der hier war wohl auch einer... oder zumindest einer seiner Vorfahren. „Der bin ich…“, antwortete Dylan schwach und schluckte schwer. Der Bursche grinste, sicher war er nicht viel älter als Dylan selbst. „Gut, ich bin Leander. Freut mich.“ Er reichte dem gebürtigen Amerikaner, sein Händedruck war fest und unnachgiebig, sein Blick ebenso. „Ich soll dich hier abholen. Ist das alles?“, fragte er und schielte an Dylan vorbei, auf den Koffer hinunter. Irgendwie war ihm das peinlich und im Angesicht dieses Schönlings versagte ihm die Stimme. „Ja…“ Leander grinste, nahm ihm den Koffer ab. „Das geht schon..!“, beteuerte Dylan, doch Leander hob nur leicht eine Augenbraue und deutete mit einem kleinen Nicken auf die verbundene Hand des Amerikaners. „Du bist verletzt, was wäre ich denn für ein Gentleman, wenn ich dich den Koffer schleppen ließe.“ Er zwinkerte ihm zu. Und Dylan musste zugeben, dass es endlich mal einen Tag für ihn gab, der wundervoll beginnen konnte! Gemeinsam schlenderten sie auf einen kleinen schwarzen Kangoo zu, der in der Reihe der Taxen parkte. In unauffälliger Schnörkelschrift zierte der Name des Hotels den Wagen. Erastes. Bed and Breakfast Place Darunter standen noch einige Wörter, doch Dylan war der griechischen Sprache nicht mächtig und konnte nicht einmal erkennen, ob es sich bei diesen Hieroglyphen überhaupt um Buchstaben handeln konnte. „Dann spring mal rein.“ Leander brachte das Gepäck hinten unter und fuhr mit Dylan los. Auch wenn er anfangs ziemlich nervös gewesen war, war Leander doch ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Er strahlte eine gewisse Ruhe aus, wirkte fast schon lässig und fragte Dylan über den Flug aus. Schließlich lachte er, als Dylan ihm beichtete, dass das seine erste Reise war. „Manchmal ist es für uns angenehmer uns in eine kleine Kiste zu sperren, diese unsere kleine Welt zu nennen und uns von allem Unbekannten abzuschirmen.“ Dylan lächelte und nickte leicht. Das stimmte wohl… Dies war seine erste abenteuerliche Reise, außerhalb seiner gewohnten Heimat, außerhalb allem was er kannte. Trotz seiner ersten Bedenken, war er froh in den Flieger gestiegen zu sein. Die nächste Überraschung war wohl, als sie nach gut fünfundzwanzig Kilometern Athen erreicht hatten. Allerdings fuhren sie quer durch diese belebte, herrliche Stadt. „Wo befindet sich eure Pension?“, fragte Dylan langsam nach und schielte aus dem Fenster, sah weit über der Stadt gewaltige Ruinen aufragen. „In Pláka. Wir sind bald da, keine Sorge. Hat Jem dir nichts erzählt?“, fragte Leander grinsend. Fast sofort wandte er dem anderen das Gesicht zu und sah ihn überrascht an. „Jem?“ Leander lachte. „Jeremy! Was denn, ich dachte ihr arbeitet zusammen?“ Moment, warum kannte der Kerl Jeremy? Und wieso nannte er ihn „Jem“, war das sein Spitzname? „Woher kennt ihr euch?“, wollte Dylan wissen. Leander’s grinsen wurde immer breiter und breiter, bis er nur noch prustete. „Er hat dir also nichts gesagt… ich erzähle es dir wenn wir da sind.“ So breit und süß wie der grinste, spielte der doch sicher in Werbungen für Zahnpasta mit, oder? „Schau, siehst du das da oben?“ Er deutete auf die Ruinen, ohne hinzusehen. „Das ist die Akropolis. Wir werden allerdings genügend Zeit haben um mit dir eine Menge Sightseeing zu veranstalten, du wirst noch alles hier nach und nach kennen lernen, keine Bange.“ Verwirrt und um keinen Deut klüger, starrte er aus dem Fenster, bis sie in die malerische kleine Altstadt einfuhren. „Wir parken am Fuße der Altstadt, den Rest des Weges laufen wir.“, bemerkte Leander, nachdem er geparkt hatte und Dylan’s Koffer aus dem Wagen heraus nahm. „Es gibt hier nämlich so gut wie keine Straßen.“ Dylan’s Gesicht ließ ihn wieder lachen. „Na komm, du wirst sehen. Dies hier ist eines der schönsten Orte auf der Welt.“, schwärmte der junge Mann und lief mit Dylan los. Die Altstadt, die sich am Fuße der Akropolis befand, bestand tatsächlich fast nur aus engen, verwinkelten Gassen und kleinen Treppen, die immer wieder zwischendurch auftauchten und weiter nach oben führten. Die Atmosphäre war unglaublich faszinierend und trotz des Alters dieses kleinen Ortes, wirkte er so belebt, so berauschend, dass man sofort von ihrer unglaublich charmanten Ader mitgerissen wurde. Die vielen Altbauten und besonders die mit den roten Dachschindeln wirkten unheimlich malerisch. So einen schönen Ort sah er wirklich zum ersten Mal. „Im Sommer ist es hier noch belebter.“, sagte Leander stolz. Kleine Geschäfte zierten ununterbrochen die engen Gassen, vor kleinen Cafés standen Tische mit Holzstühlen. Fasziniert betrachtete Dylan die alten Gebäude, mit ihren blauen Fensterverkleidungen und den ebenso blauen Türen. „Viele Gebäude wurden restauriert, da sie Denkmalgeschützt sind.“, erklärte Leander. „ Und die Arbeiten an den Häusern sind schier endlos, denn wie du siehst kommen die Touristen sehr gern hierher. Die meisten um dem Lärm der Stadt zu entkommen. Es ist immerhin ein sehr idyllisches Fleckchen, nicht wahr?“ Dylan nickte nur und bemerkte nicht, dass Leander extra langsam lief, damit er sich alles in Ruhe ansehen konnte. Er war schon lange nicht mehr ansprechbar. An fast jeder Ecke strahlten ihn die Souvenirshops an und versuchten ihn anzulocken, ihrem Ruf konnte er nur sehr schwer widerstehen. Allerdings sprach seine Geldbörse eine deutliche Sprache. Fremde, jedoch sehr leckere und würzige Gerüche wehten ihm entgegen, sein Magen knurrte laut auf. Alles war neu und richtig aufregend! Leander lachte und schob Dylan sachte in eine enge Gasse hinein. „Lass uns erst mal heim gehen und nachdem wir etwas gegessen haben, führe ich dich weiter herum, in Ordnung?“ Das klang doch mal nach einem überaus fantastischen Angebot! Die Pension lag in einer der schönen Seitenstraßen auf einer kleinen Anhöhe. Sie gingen ein paar Stufen die Straße hinauf und blieben vor einer strahlend blauen Tür stehen, die kunstvoll und altertümlich fast in die Mauer eingebaut worden war. Auf dem Torbogen war ein Schild zu erkennen, es war dieselbe Schrift wie auf dem Kangoo. Erastes. Bed and Breakfast Place Über dem weißen Schild, das ziemlich neu zu sein schien, waren zwei schwarze hängende Laternen angebracht. Leander öffnete ihm die Tür, sie betraten einen wundervollen Vorgarten mit immergrünen Pflanzen und Palmen. Die Pension ragte ein Stück vor ihnen und war durch die weiße Mauer vor unerwünschten Blicken geschützt. Auch die Fensterläden dieses Hauses waren blau und wirkten richtig einladend, ebenso wie die vollkommene Erscheinung dieser kleinen Idylle, die verborgen hinter dem blauen Tor lag. Vor der Pension waren kleine weiße Tische, sie wirkten recht altertümlich und ebensolche Stühle. Sie waren über dem kleinen Hof verteilt, hier und da stand eine gemütlich aussehende Hollywoodschaukel und auf dem Boden waren mehrere große Sitzkissen verteilt, in sämtlichen Regenbogenfarben, die dabei einen Feuerplatz einrahmten. Hier konnte man sicher tolle Abende verbringen… An einem der Tische saßen zwei Gestalten, die beide die Köpfe hoben, als die Neuankömmlinge den Hof betraten. Einer von ihnen war von der Körpergröße her mindestens einen Kopf kleiner als Dylan, hatte flachsblondes Haar und strahlend blaue Augen. Ein Grübchen zierte seine rechte Wange und ließ ihn recht jung erscheinen, zudem verlieh es ihm einen noch sympathischeren Eindruck, als er lächelte. Allerdings war er auch viel schmaler, hatte eine fast schon recht androgyne Figur, für einen Mann. „Da seid ihr ja!“, rief er und sprach ebenfalls mit leichtem Akzent. Neben ihm saß ein dunkelhaariger Bursche mit frechen hellbraunen Augen, die Dylan neugierig musterten. Er schien aber auch der ältere von den hier anwesenden zu sein. Mitte dreißig war er bestimmt, doch der freche Ausdruck in seinem Gesicht ließ ihn jünger wirken. Auch er lächelte und erhob sich mit dem schmaleren zusammen, der sofort auf sie zugelaufen kam. „Ich freue mich, dass du da bist! Herzlich willkommen!“, rief er und strahlte Dylan so unglaublich süß und bezaubernd an. „Hattest du eine angenehme Reise? Du ärmster, du siehst so müde aus! Setzt euch zu uns!“ Dylan staunte nicht schlecht als der Kleine Leander am Arm berührte und ihn mit einem warmen und viel herzlicheren Blick begrüßte. Seine Augen strahlten bei Leanders Anblick. „Habt ihr gegessen?“, fragte er. Leanders Lächeln wurde unheimlich sanft bei dem Anblick des kleineren. „Nein, noch nicht.“ Der blonde nickte wild und drückte Leander und Dylan auf zwei Stühle hinunter. „Ich bringe euch sofort etwas! Ah!“ Gerade wollte er loslaufen, als ihm etwas einfiel. Sofort reichte er Dylan die Hand und drückte sie fest. Für so einen schmalen Burschen hatte er einen unheimlich kräftigen Händedruck, stellte Dylan amüsiert lächelnd fest. „Mein Name ist Yannis! Du bist Dylan, nicht wahr?“ Sein Lächeln steckte an und auch wenn Dylan sich ein wenig idiotisch dabei vorkam, grinste er mit. „Der bin ich… sagt mal bin ich der einzige Gast hier oder warum kennt ihr mich schon?“, wollte er wissen. Die Jungs lachten, selbst der, der noch am Tisch bei ihnen saß. „Du bist unser V.I.P.“ Leander zwinkerte ihm grinsend zu. „Stell dich gefälligst auch noch vor!“ Yannis gab der Gestalt mit den dunklen Haaren einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf. „Eduardo Amaducci. Aber nenn mich bloß nicht Eduardo, sonst quetsch ich dir was ab!“, knurrte er und grinste, als er an den Ohren gezogen wurde. „Ich hab dir gesagt, du sollst höflich sein!“, fuhr ihn Yannis an, sah dann entschuldigend zu Dylan hinunter. „Er meint es nicht so, nenn ihn einfach Edy, wie alle hier, okay?“ Wieder grinste er so süß und lief hinein ins Haus. Kaum war der Jüngere weg, beugte sich Eduardo… alias Edy, auch schon zu Dylan vor und grinste. „Und aus welchem Grund wurdest du verstoßen, Junge?“, fragte er mit einem süffisanten Lächeln. Verwirrt sah Dylan ihn an. „Ich wurde nicht verbannt… mein Chef hat mir Urlaub gegeben.“ „Dein Chef?“ Edy hob eine Augenbraue und sah fragend zu Leander. Die beiden tauschten einen kurzen Blick aus, der Dylan dann doch schon ein wenig verwirrte. Die Männer einigten sich mit einem kurzen Zwinkern, das Dylan gerade noch so aufschnappen konnte. „Ah, verstehe.“ Edy grinste, Leander ebenso, doch der wandte das Gesicht leicht zur Seite um sein Grinsen zu verstecken. „Also dann, ich helfe Yannis mal in der Küche…“ Auch er erhob sich und verschwand. Zurück blieben Leander und Dylan, dessen Verwirrung nur weiter anwuchs. „Was hat er damit gemeint?“ Er sah Leander an, doch der Schuft wich ihm aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Nimm ihn nicht ernst, er reißt nur manchmal saudumme Witze, die kein Mensch auch nur annähernd lustig findet. Aber weil wir Freunde sind, lachen wir dennoch darüber.“ Jetzt sah er Dylan wieder an und fixierte ihn für einen kurzen Moment mit seinen schönen grauen Augen. „Wenn man in dieser Pension landet, haben sich die Freunde entweder einen Scherz erlaubt, oder man ist schwul.“ Dylan’s Magenknurren wurde wieder laut, doch er ignorierte es und starrte Leander verblüfft an. „Was bedeutet das?!“ Leander grinste wieder breit. „Willkommen in der schwulen Villa Kunterbunt, mein Kleiner.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)