Rewind von Asako (Alternative Storyline zu 'Behind the Scenes') ================================================================================ Kapitel 7: Second Soul ---------------------- Am nächsten Morgen erwachte Yuuhi auf der weichen Matratze, drehte brummend den Kopf ein wenig auf die Seite. Sie lag auf dem Bauch, ein Arm hing halb aus dem Bett da sie am Rand lag, und der zweite war unter dem Kissen vergraben, auf dem sie lag. Der Soragumi-Star sog einmal tief die Luft ein, damit den sehr betörenden Duft, der an dem Stoff hing, spürte dabei aber ein Gewicht zwischen ihren Schulterblättern. Wie auf Kommando fühlte sie auch die schlanken Finger etwas über ihre Schultern gleiten, schlug dabei ein wenig die Augen auf. Innerlich verfluchte sie sich, denn sie hatte gehofft, dass der vorrangegangene Abend nur ein Traum gewesen war. Anstatt jedoch auf zu springen und wutzerfressen durch die Wohnung zu rennen, ihre Sachen ein zu sammeln und zu gehen blieb sie unter Asako liegen, drehte den Kopf etwas bis sie den Saum des schwarzen Shirts sah, dass die andere trug, ebenso die schönen Hände auf ihrem Arm. Als sie den warmen Atem des Tsukigumi-Stars auf ihrer noch immer nackten Haut fühlte erschauderte sie dann doch leicht. Das schien die Frau auf ihr dann doch zu merken, brummte etwas missgelaunt und rollte sich von ihr herunter auf die andere Seite, nahm dabei die Decke mit und rollte sich ein wie eine Raupe. Yuuhi, nun entblöst und bibbernd, da sie nichts trug ausser dem Slip, stemmte sich auf, sah zu ihrer Freundin. Diese Frau hatte einen wirklich festen Schlaf. Kurzerhand warf sie einen Bick auf die Uhr, stellte fest, dass sie wohl gerade rechtzeitig aufgewacht war. Kiriyan hatte ihr von Suzumi's blöder Angewohnheit erzählt morgens zum Frühstück vorbei zu kommen. Die Hoshigumi-Darstellerin konnte sie noch immer nicht leiden, aber sie gehörte wohl oder übel zu Asako's Freunden und sie konnte verstehen, dass die Blonde sich Sorgen um ihre Freundin machte. Nur langsam erhob sich die müde Frau, griff nach dem erstbesten Stück Stoff, dass neben dem Bett lag, glücklicherweise ein Shirt, und zog es über, ebenso wie das paar Hosen, dass sich in die andere Ecke des Raumes verabschiedet hatte. Nur etwas wankend schaffte sie es durch den Raum, ihre Beine schmerzten furchtbar und waren weich, ging schließlich aus dem Schlafzimmer und hielt sich den Kopf. Fast wäre sie über die Tasche gestolpert, die mitten im Gang lag und die plötzliche Aufmerksamkeit, die sie ihrer Umgebung entgegen bringen musste machte ihr bewusst, was da eigentlich passiert war. Yuuhi fluchte leise unter ihrem Atem. Dafür, dass sie mit Asako geschlafen hatte, gab es keine Ausrede. Dass Kiriyan schon mit ihrer Freundin im Bett gelandet war, war eine Sache, denn immerhin hatte der Tsukigumi-Vice eine leichte Schwärmerei für sie, der sie sich vollauf bewusst war, aber der Soragumi-Star selbst hatte nichts in dieser Richtung vor zu weisen. Sie war nüchtern gewesen, hatte keinerlei tieferes Interesse an dem Tsukigumi-Star, wusste von der brennenden Eifersucht von Saeko, die allem galt, was Asako zu nahe kam, und dennoch hatte sie zugelassen, dass die andere sie derartig verführt hatte. Sie hatte immer wieder die Möglichkeit gehabt auf zu stehen und zu gehen oder ihre Freundin wenigstens zurück zu stoßen. Mit leisem Stöhnen lies sich Yuuhi auf die Couch fallen, legte den Kopf in den Nacken. Je wacher sie wurde, desdo schlimmer wurde ihr Gewissen. Sie hatte Kiriyan betrogen, was sie nie tun wollen, selbst als Chigi sich an sie herangeschmissen hatte. Wenn es nur nicht so verflucht gut gewesen wäre. Der Soragumi-Star sprang leicht auf als sich der Schlüssel in der Tür drehte. Und da war Suzumi. Erst dann merkte sie, dass es keine Anzeichen dafür gab, dass sie auf der Couch geschlafen hatte, lehnte sich einmal hastig über die Couch und zog die Decke quer über sich, hockte sich aufs Kissen und kuschelte sich unter die kalte Decke. Obendrein hörte sie Stimmen, nicht nur die von Suzumi, sondern auch die von Saeko. Das machte ihr Gewissen auch nicht gerade besser. Zwar war sie inzwischen hellwach, aber sie tat dennoch so, als wäre sie erst aufgewacht, rieb sich die Augen und brummte etwas, als Saeko die Tür zum Wohnzimmer aufmachte und so Licht in die noch immer abgedunkelte Wohnung lies. Yuuhi hatte am Vorabend schon die dünnen, weißen Vorhänge zugezogen. „Morgen“, brummte der Soragumi-Star mit einem zugekniffenem Auge, woraufhin Saeko nur schief grinste. „Morgen, Waschbär“, antwortete der ehemalige Tsukigumi-Star nur. Was hatten alle nur momentan mit dem Waschbär? „Gut geschlafen?“ „So gut wie man eben schlafen konnte.“ Yuuhi zwang sich zu einem Lächeln. Ihre Freundin so an zu lügen war eigentlich unter ihrer Würde, aber sie musste das ganze erst einmal sacken lassen. „Schläft Asako noch?“, fragte die Blonde, stellte eine Tüte auf den Esszimmertisch. Sie fühlte die prüfenden Blicke auf sich, aber der Soragumi-Star nickte nur. „Dann geh ich Dornröschen mal wecken.“ Saeko schien sich geradezu darauf zu freuen und der Soragumi-Star sah ihrer Freundin nach. Leise öffnete Saeko die Tür zum Schlafzimmer, die komischerweise nur angelehnt war, schloss sie wieder als sie fast katzenartig hineingeschlichen war. Sonst bestand Asako immer darauf die Tür gänzlich zu schließen, warum auch immer. Der ehemalige Tsukigumi-Star hatte am Morgen einen Anruf von Kiriyan bekommen, dass sie nicht die Zeit fand ihren Top Star noch ab zu holen, da sie kaum aus dem Bett kam. Das Interview war länger gegangen als erwartet und der Vice war dementsprechend müde. Aber so war ihr das auch Recht, denn immerhin konnte sie so ihre Freundin mal wieder sehen. Vorsichtig setzte sie sich an den Bettrand, betrachtete die noch immer tief schlafende Schönheit genauer. Sie hatte sich in die Decke eingewickelt, wobei der schwarze Kragen ihres Shirts noch herausschaute, ebenso wie die schlanken Finger ihrer rechten Hand. Saeko musste lächeln. Sie war immer so anziehend wenn sie schlief, mindestens genauso, wenn sie wach war, aber mit diesem entspannten Gesichtsausdruck, den leicht geöffneten, schmalen Lippen und den perfekten Gesichtskonturen wirkte sie wahrlich wie ein Engel, unschuldig und rein. Sanft strich sie der anderen eine Haarsträhne zurück, fuhr mit den Fingern über die dünne Haut kurz unter ihrem Ohr, ausser ihr wusste wohl keiner wie empfindlich Asako an dieser Stelle war, und vergrub die Hand genüsslich in den Haaren der anderen. Der Top Star regte sich darauf leicht, seufzte genüsslich und drehte den Kopf in die Richtung. „Guten Morgen“, hauchte Saeko leise, beugte sich über die andere und legte die Hand auf ihre Schulter als Asako sich etwas auf den Rücken drehte und die Augen einen Spalt öffnete. An ihrem Hals klimperte eine lange Kette, dessen Anhänger sich über Nacht wohl unter ihr Shirt geschoben hatte. „Gut geschlafen?“ Die Jüngere lächelte müde, sah mit diesem süßem Rehblick zu ihr hinauf, rieb sich mit dem Handrücken über die Augen und gähnte ausgiebig. „Guten Morgen, Saeko“, nuschelte sie leise und Saeko beugte sich über Asako, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Gerade als sie sich aufrichten wollte hielt sie ein Griff in ihrem Nacken nahe bei der anderen. „Bekomm ich keinen richtigen Guten Morgen Kuss?“ Für eine Sekunde stockte die Ältere, lächelte dann aber erneut und stützte sich neben Asako auf dem Bett auf. „Wenn das okay für dich ist.“ „Ich hätte es sonst nicht gesagt.“ Das Herz des ehemaligen Top Stars setzte einen Moment aus und sie lächelte etwas mehr. Dann war der Kuss an der Tür nichts einmaliges gewesen, glücklicherweise. Zuerst sah sie in die warmen Augen der anderen, strich ihr mit dem Daumen über die Wange ehe sie sich zu ihr runterbeugte und ihr einen zarten Kuss auf die Lippen hauchte. Asako nahm ihre Geste auf, hielt sie für einige Sekunden auf sich ehe sie Saeko erlaubte sich auf zu setzen und sich ebenfalls hinhockte. Abermals rieb sich der Top Star über die Augen, streckte sich und hielt sich kurz darauf den Kopf. „Noch immer Kopfschmerzen?“, erkundigte sich die Vorgängerin und sah ihre Freundin besorgt an als diese nickte. „Ja. Ich hab verdammt schlecht geschlafen.“ „Wie das?“ „Der Traum, den ich hatte war wirklich merkwürdig...“ Asako schüttelte den Kopf. „Egal. Wie spät ist es überhaupt?“ „Zeit zum Aufstehen.“ Saeko schmunzelte etwas. „Kiriyan schläft wahrscheinlich noch, also nehm ich dich mit zur Probe.“ Der ehemalige Top Star sah dabei zu, wie die Jüngere sich langsam aus den Federn erhob, begutachtete sie nochmal genauer. Sie trug neben dem Shirt noch ein paar kurzer, blauer Shorts. Asako wollte an ihr vorbei nach drausen, aber Saeko hielt sie nochmal zurück indem sie die Arme um die Taille der Jüngeren schlang, sie zärtlich an sich zog und festhielt. Genüsslich vergrub sie die Nase in den weichen Haaren, sog einmal tief den so vermissten Geruch ein und seufzte daraufhin genüsslich. „Alles okay?“, murmelte die Jüngere, drehte sich in ihren Armen und sah ihr in die Augen. Die Ältere brauchte einige Sekunden um sich von diesem wundervollem Anblick wieder zu sammeln, lächelte dann. „Ich hab es nur so vermisst bei dir zu sein. Ich dachte du könntest mich vielleicht verstoßen.“ Zuerst sah Asako etwas betreten drein, legte dann die Hände an ihre Schultern und hauchte ihr einen Kuss auf. „Dazu hab ich keinen Grund oder?“ Fasziniert sah sie in die dunklen Rehauge der schönen Frau, verlor sich einen Augenblick darin. Ihre Finger wanderten über den Stoff des Shirts an ihrem Rücken, ertastete dabei den tiefblauen Rand am unteren Saum. Sie wusste gar nicht, dass Asako so ein Oberteil überhaupt besaß. Statt sich jedoch darüber Gedanken zu machen beugte sie sich nochmals zu der anderen um den so ersehnten Gute-Morgen-Kuss ein wenig zu verlängern. Shio sah dabei zu, wie Ayaki in das Schlafzimmer ihrer Freundin verschwand, sah erneut zu dem Soragumi-Top Star. Ihr war nicht entgangen, dass Yuuhi, die eigentlich auf Asako aufpassen sollte, ein Oberteil ihrer besten Freundin trug. Obendrein erkannte sie genau, dass der Top Star nur schauspielerte. Jedoch wollte sie nicht, dass Saeko mitbekam, wie gut sie die andere durchschaute. Stattdessen setzte sie sich ihr gegenüber, sah etwas grimmig drein. „Was ist dir über die Leber gelaufen?“, fragte die Soragumi-Schauspielerin und wich ihrem Blick aus. „Darf man fragen, wieso du Asako's Sachen trägst?“ Die Blonde entschied sich dafür erst einmal um den heißen Brei herum zu reden um zu sehen, wie sie sich verteidigte, doch sie schwieg. Shio seufzte und biss die Zähne aufeinander. Noch immer wich die andere ihrem Blick aus. „Sag Saeko nichts“, murmelte Yuuhi schließlich leise und zog die Decke etwas mehr auf ihren Schoß. „Ich werde rein gar nichts sagen, sondern du. Du weist genau, dass Asako nicht zurechnungsfähig ist und du nutzt das aus? Schäm dich.“ Dann sah Yuuhi sie doch an, sah für einen Moment so aus als würde sie aufspringen und ihr wiedersprechen, aber sank dann doch wieder zurück. „Halt dich da einfach raus. Es ist nicht so gelaufen, wie du es dir vielleicht vorstellst.“ „Wie dann?“ „Das werde ich dir nicht auf die Nase binden.“ Erneut entfuhr der Hoshigumi-Darstellerin ein Seufzen, aber sie sagte darauf nichts mehr, sah nur Asako, mit Saeko an der Hand, aus dem Schlafzimmer kommen und lächelte zu ihrer Freundin. „Guten Morgen, Asako.“ „Morgen Shio“, sagte der Tsukigumi-Star, wirkte aussergewöhnlich gelassen, aber dieses Shirt war ihr neu. Immerhin kannte Shio so ziemlich ihren gesammten Kleiderschrank. Das Shirt hatte neben dem weißen Rand noch einen kleinen Aufdruck an der rechten Hüftseite, wesshalb sie kurz zu dem Soragumi-Star sah, die etwas blässlich wirkte. Dann war das wohl eins von Yuuhi's Shirts. Ayaki schien noch nichts in der Richtung gemerkt zu haben. Shio war jedoch auch nicht gewillt in irgendeiner Art und Weise Andeutungen zu machen. Asako hatte schon genug durchgemacht. „Ich hoffe du hast Hunger. Ich hab ein paar der Puddingteilchen mitgebracht, die du so gern hast.“ Asako freute sich sichtlich. „Danke. Ich gehe noch Kaffee machen.“ „Beeil dich aber“, sagte Ayaki, die sich zu Yuuhi setzte. „Du brauchst immer so lange im Bad und wir sind schon später dran als sonst.“ „Jaja ich beeil mich.“ Shio lächelte etwas. Manchmal wirkte Asako wie ein kleines Kind, aber gerade das machte sie so süß. Zwar hatte sich der Tsukigumi-Star ziemlich beeilen müssen, aber dennoch schaffte sie es rechtzeitig unter die Dusche zu springen um anschließend mit Saeko, Yuuhi und Shio zum Probengebäude zu fahren. Unterwegs, sie setzten Yuuhi am Dorm ab da diese noch zu sich wollte, dachte Asako darüber nach, was am Vorabend passiert war. Sie erinnerte sich noch daran sich von Kozuki verabschiedet zu haben, diese war etwas aufdringlich geworden, sie war in das Gebäude zurück um ihr vergessenes Script zu holen... dann hörte ihre Erinnerung auf. Der Traum, den sie gehabt hatte, war jedoch mehr als merkwürdig gewesen. Sie sah diese kalten Augen vor sich, hörte ihre eigene Stimme, wie sie sich anschnauzte, fühlte heißen Atem, der ihr gegen die Lippen schlug, aber dann hatte sie Saeko auch schon geweckt. Merkwürdig war das auf jeden Fall gewesen. Als sie am Gebäude angekommen waren sahen sie auch schon einige kleine Grüppchen vor den Türen stehen. Normalerweise fand man dort keinen vor und als sie aus dem Wagen stiegen erkannte Asako auch die Frauen als Tsukigumi-Mitglieder. Kurzerhand ging sie zu der nächstbesten Schauspielerin, sie hatte glücklicherweise Mirio erwischt, und tippte ihr auf die Schulter. „Mirio, was ist los?“ Die junge Schauspielerin drehte sich zu ihr. „Hey Asako. Wissen wir auch nicht, aber man verbietet uns hoch zum Probenraum zu gehen. Wataru ist oben. Sie meinte, dass du hochkommen sollst.“ „Wataru?“, sagte Saeko und ging kurzerhand vorbei an den anderen in Richtung des Gebäudes. „H-Hey Saeko warte!“, rief der Tsukigumi-Star und drehte sich nochmals zu Shio. „Wir sehen uns?“ „Ja. Ich komm morgen Früh vorbei. Jetzt geh schon.“ Asako lächelte, lief dann im Eilschritt ihrer Freundin hinterher. Dabei fühlte sie die Blicke der anderen Tsukigumi-Schauspielerinnen in ihrem Rücken, ignorierte diese aber. Am Aufzug hatte sie die andere schließlich eingeholt, sprintete in den Fahrstuhl bevor sich die Tür schloss. Drinnen fand sie auch Kiriyan vor. „Morgen Kiri“, sagte sie, nickte ihrem Vice zu und drückte auf den Knopf zum Tsukigumi-Stockwerk bevor sie zu Saeko sah. „Kommst du mit?“ Ihre Freundin nickte nur stumm und sah etwas verbissen auf die Stockwerkanzeige. Der Weg nach oben schien ewig an zu dauern. Als mit einem leisem 'Pling' die Tür schließlich aufging sahen sie schon Kozuki, die Direktoren, Gaichi und den Chef. Schnellen Schrittes war sie mit den anderen zu der heftig diskutierenden Gruppe gegangen. „Was ist passiert?“ Gaichi löste sich von dem Grüppchen, die mehr als wütend diskutierte, nahm die drei beiseite. „Keine Ahnung was genau passiert ist, aber jemand hat einen der Spiegel im Probenraum zerstört. Wir sind am diskutieren, was jetzt gemacht werden soll.“ „Was? Wie konnte das passieren?“, fragte Asako verwirrt, sah etwas fassungslos drein. „Wissen wir nicht. Es gibt kein Überwachungsvideo und es war wohl auch keiner im Gebäude.“ Asako drückte sich an Gaichi vorbei, ebenso an der immer noch diskutierenden Wataru und ging einfach in den Probenraum, auch wenn sie hinter sich Kiriyan's Protest hörte. Drinnen fand sie den zerstörten Spiegel vor. Die Splitter des Spiegels waren über den Boden verteilt, davor lag ein angeknackster Stuhl, der gegen die Fläche geworfen worden war und das klaffende Lock in der Spiegelfläche verursacht hatte. Die Wand dahinter war grau im Gegensatz zu den restlichen, hellgelb gestrichenen Wänden. Entsetzt ging Asako zwischen den Spiegelscherben entlang, besah sich den Schaden, der angerichtet worden war. Ein plötzlicher Kopfschmerz veranlasste sie dazu sich an die Stirn zu fassen und die Augen zu zu kneifen. Sie hörte eine Melodie, einen leisen Gesang, aber er schmerzte als würden Elefanten über ihren Schädel rennen. „Asako?“ Saeko's Stimme lies sie herumwirbeln. Mit einem Mal war der Schmerz weg. „Komm raus. Du könntest dich verletzen.“ Bleich sah sie auf die Spiegelscherben, fühlte ihre Hand zittern. Sie beschlich ein schlechtes Gewissen und die Angst, die sie schon einmal gefühlt hatte. „Ist alles okay?“ „J-Ja...“, murmelte der Tsukigumi-Star leise. „Mir ist nur etwas schwindlig.“ „Dann solltest du dich hinsetzen. Aber nicht hier. Komm jetzt.“ Egal was es war, dieses Gefühl, dass sich in ihrem Hinterkopf festsetzte, konnte nichts gutes bedeuten. Nur langsam verlies sie den nun gesperrten Probenraum, wobei drausen gleich Wataru zu ihr kam, sie einen Moment beäugte. „Mir geht’s gut“, sagte Asako sofort bevor der ehemalige Hoshigumi-Star nachfragte. Sie seufzte etwas genervt, denn sie wollte nicht, dass die Leute sie ständig mit Samthandschuhen anfassten. „Was mache wir jetzt? Den Raum können wir nicht verwenden.“ Wataru runzelte etwas die Stirn, nahm es aber hin und sah den Gang hinunter. „Wir benutzen erst einmal die anderen beiden Räume und werden die Troupe aufteilen. Es kann eine Weile dauern bis der Spiegel ersetzt worden ist.“ „Dann machen wir uns gleich an die Arbeit.“ Asako sah zu Kiriyan. Langsam fühlte sie sich tatsächlich wie ein Top Star. „Gehst du bitte die anderen holen? Wir haben noch einiges vor uns und wir sollten so schnell wie möglich weitermachen.“ Die Proben von Tsukigumi verliefen in den darauf folgenden zwei Wochen in den kleineren Probenräumen. Ab und an trennte Wataru die Troupe auf um etwas in kleineren Gruppen trainieren zu können, wesshalb sie recht zügig vorran kamen. Die Assistentin selbst zog es meistens vor in der Gruppe des Top Stars zu sein, wenn sie getrennt trainierten. Sie war fasziniert von Sena, beobachtete sie oft, auch wenn sie mal nicht probte, wesshalb ihr auch oftmals auffiel, wie zwiegespalten der Top Star manchmal schien, insbesondere, wenn sich Saeko in der Nähe aufhielt. Sie war sehr lieblich, süß, wenn sie sich mit Saeko unterhielt, doch während des Trainings schien sie manchmal eine völlig andere Person zu sein. Wenn sie tanzte, ihren Text lernte oder ihre Mitschauspielerinnen zusammenstauchte, was im Laufe dieser zwei Wochen immer weiter zunahm, wirkte sie streng, diszipliniert und verdammt sexy. Ihre Bewegungen waren gezielt, fast schwebend und elegant, doch dieses Gesicht nahm sie immer nur an, wenn der ehemalige Tsukigumi-Star sie abgesetzt hatte. Wataru konnte sehr gut zwei und zwei zusammen zählen, aber eifersüchtig war sie auf Sena nicht, im Gegenteil. Der Tsukigumi-Star war durchaus interessant, auch, wenn die ehemalige Hoshigumi nicht sagen konnte, was von beiden jetzt wie Maske war. Entweder konnte sich Sena mehr als sehr gut am Riemen reisen und ihre Lieblichkeit unterdrücken oder sie spielte Saeko etwas vor. So oder so war ihr Interesse an der anderen geweckt, behielt sie oftmals noch nach dem Training da um mit ihr etwas zu tratschen. Sonderlich viel bekam sie aus dem Tsukigumi-Star aber nicht heraus, denn sie redete immer um ihre Fragen herum. Meistens endete es darin, dass Wataru aus dem Nähkästchen plauderte ohne es zu merken, wofür sie sich im Nachhinein meistens schlagen wollte. „Gut. Machen wir schluss für heute“, sagte Wataru, klatschte in die Hände und sah sich im Raum um. Sie sah Sena, wie sie sich mit der jungen Rio und Aoki Izumi unterhielt. Es war unschwer zu sehen, dass Rio mal wieder versuchte mit ihr zu flirten, Aoki sich immer wieder einmischte und versuchte Rio's Aufmerksamkeit zu bekommen. Dahinter sah sie Ryuu Masaki, den Namen vergaß sie ständig, die intensiv in ihr Script starrte, sich nebenbei mir Hiromu unterhielt. Wataru drehte sich auf dem Absatz, ging zu ihrem Platz und unterhielt sich mit dem Direktor, packte nebenbei ihre Mappe zusammen. Sie verabschiedete sich und nachdem die meisten der Schauspielerinnen gegangen waren drehte sie sich auf dem Absatz, erschrack als Sena auf einmal vor ihr stand, sodass sie fast die Mappe fallen gelassen hätte. „Sena. Schleich dich nicht so an. Was kann ich für dich tun?“, fragte die größere Frau, sah auf dieses unglaublich anziehende Lächeln der anderen. Wie die Jüngere auf diesen Absätzen, ihre waren ja auch nicht kleiner, so leise sein konnte war ihr schleierhaft. „Ich wollte dich fragen, ob du mich zum Essen begleiten würdest. Ich möchte mit dir ein wenig das Script durchgehen wegen den Änderungen, von denen ich gesprochen hatte.“ Wataru blinzelte leicht, aber sie hatte schon wieder dieses verführerische Lächeln aufgelegt, da konnte sie ja nicht nein sagen. „Nun, wenn deine Freundin das zulässt, gern.“ Die Hoshigumi-Darstellerin sah in Richtung Hiromu, die sich noch immer mit Ryuu unterhielt. Zwar hatte sie die Vermutung, dass Sena die dubiose neue Freundin von Saeko war, aber sie hatte nichts dergleichen in der Hand, wesshalb sie einfach andeutete, dass Hiromu an Saeko's Stelle stand. Immerhin klebte der Vice geradezu an ihrem Top Star. „Ignorier sie einfach. Ich schicke sie nach Hause. Treffen wir uns gleich an meinem Auto?“ „Gern.“ Mit einem charmantem Lächeln drehte sich der Top Star weg, ging in Richtung Hiromu. Wataru grinste etwas für sich, packte ihren restlichen Kram zusammen und warf sich ihre Jacke über die Schultern. Vielleicht war die andere ohne ihren Aufpasser etwas zugänglicher. Dabei war die andere wirklich süß, gleichzeitig so kontrolliert und selbstbeherrscht, bis zu einem gewissen Punkt. Sie hatte einen wirklichen Wutausbruch bissher nur ein Mal bei dem Top Star erlebt. Während sie durch die inzwischen halbdunklen Gänge ging zückte sie nochmals ihr Telefon um Midori an zu rufen. Das erste Mal kam sie nicht durch, doch beim zweiten Mal hatte sie Glück und hörte die Stimme ihrer Vorgesetzten. „Was immer du willst, Kozuki, mach es schnell.“ Wataru blinzelte etwas. „Störe ich bei etwas?“ Kurze Pause. Dabei hörte sie eine leise Stimme im Hintergrund. „So kann man es nennen, ja.“ „Dann entschuldige ich mich. Ich wollte nur wissen, ob der Termin für den Auftritt weiterhin steht.“ „Hätte das nicht bis morgen zum Meeting warten können?“ „Nein. Dann werde ich mir Sena nämlich jetzt auf die Seite nehmen damit wir rechtzeitig anfangen können.“ Seitens Midori kam ein mehr als missgelauntes Brummen. „Ja er steht noch. Die Proben fangen Montag an.“ „Danke. Dann will ich dich nicht weiter stören. Verrichte einen Gruß an deine Freundin.“ Midori legte einfach auf und Wataru grinste leicht. Da hatte sich die ehemalige Senka wohl jemanden zum Spielen geholt. Wie auch immer. Als sie das Gespräch beendet hatte fand sie sich auf dem Parkplatz wieder, sah dort auch schon die schlanke Gestalt des Top Stars an ihrem Auto stehen. Sie hatte die Augen geschlossen, wippte etwas mit dem Fuß, strich dabei mit den Fingern über einen silbernen Ring an ihrem Finger. Sie hatte diese Geste oft beobachtet, wenn sie eine Melodie durchspielte. Gelassen lies sie ihr Handy zurück in die Tasche gleiten, schritt zu der anderen und lächelte sie an. „Verzeih, wenn du warten musstest.“ Die andere sah auf, lächelte etwas. „Ich warte nicht gerne, aber ich mache mal eine Ausnahme.“ Sie machte eine Geste. „Wollen wir?“ „Bitte nach dir.“ Recht schnell hatten die zwei Frauen die Takarazuka-typische Bar erreicht, wobei Asako bestimmten Schrittes zu einem der Tische ging. Ob Wataru ihr folgte oder nicht war ihr in diesem bestimmten Moment ziemlich egal, aber sie ging aus purer Gewohnheit an diesen Tisch, setzte sich auf den gewohnten Stuhl und lehnte sich zurück. Wataru war ihr dann doch nachgelaufen, setzte sich ihr gegenüber und zog dabei die Jacke von den Schultern. „Wie schön, dass wir uns mal privat unterhalten können.“ „Ganz meinerseits“, sagte Asako und schmunzelte etwas, winkte nebenbei deine der Kellner heran. „Was kann ich dir bestellen?“ „Ich kann schon selbst...“ „Ich bestehe darauf.“ Sie sah der anderen an, dass sie kurz mit sich kämpfte, doch dann nickte sie etwas, woraufhin Asako zwei schlichte heiße Getränke und eine Kleinigkeit zu Essen bestellte. „Nun Sena...“ „Nenn mich bitte Asako. Ich hasse es, immer so förmlich zu bleiben.“ Die Frau ihr gegenüber lachte etwas und lehnte sich auf dem Tisch auf. Der Ausschnitt, den sie dabei frei gab, war faszinierend. Er zensierte perfekt das, was an nicht sehen sollte, gab aber dennoch genug Haut frei. „Dann Asako. Ich bin froh, dass wir mal die Chance bekommen alleine miteinander zu reden.“ „Ich hätte dich gerne schon früher eingeladen, aber meine Freunde haben die dumme Angewohnheit immer um mich rum zu sein. Dabei ist auf keinen mehr wirklich Verlass.“ „Wie kommts?“ Asako antwortete nicht, tat es mit einem Lächeln ab und verschränkte stattdessen die Finger auf dem Tisch. „Unwichtig. Mich interessiert etwas anderes.“ „Und das wäre?“ „Deine Beziehung zu Ayaki Nao.“ Verwundert hob die ehemalige Hoshigumi die Augenbraue und Asako schmunzelte leicht. Da hatte sie wohl einen Volltreffer gelandet. „Warum interessiert dich das? Wir waren nur zur selben Zeit Top Star.“ „Das glaube ich dir nicht. Osa schweigt immer nur, wenn ich sie über dich frage. Dabei weis ich, dass ihr euch kennt.“ „Was hat das mit Saeko zu tun?“ „Du musst mir einen Gefallen tun.“ Sie sah dabei zu, wie Wataru angespannt auf die Tasse starrte, die inzwischen vor ihr stand und nachdachte. Zwar war der Tsukigumi-Star recht ungeduldig, aber manchmal musste sie sich einfach am Riemen reißen. Dann sah sie erneut auf. „Das kommt drauf an was es ist. Und was für mich dabei rausspringt.“ Asako schmunzelte. Noch jemand, der gerne Geschäfte machte. „Ich will, dass du Ayaki ablenkst. Ich will sie nicht ständig in meiner Nähe haben.“ „Wieso?“ „Ich habe meine Gründe. Ich glaube, das ist auch in deinem Interesse.“ Wataru zog die Augenbrauen zusammen. Die Frau, die ihr gegenüber saß, machte keinerlei Sinn. Sie sprang im Gespräch von A nach B ohne Überleitung, platzte hier und da einfach mit den Tatsachen heraus und verschwieg das, was wichtig war. Jedoch funktionierte es. „Du musst mir schon ein paar mehr Informationen geben, Asako.“ „Ayaki hängt an mir und ich will sie nicht bei mir haben. Mehr musst du nicht wissen. Und ich sehe, dass sie total auf dich abfährt.“ Vulgär, aber dennoch war Wataru verzückt das zu hören. „Mir egal wie du es anstellst, schlepp sie von mir aus ab.“ „Du hast mir immer noch nicht den Grund gesagt. Wieso kommst du damit zu mir?“ „Ich brauche einen neuen Partner. Das ist alles. Und ich langweile mich.“ „Verstehe...“ Eigentlich verstand sie kein Wort. „Das bezweifle ich.“ Erwischt. „Wie auch immer. Stimmt es, dass es ein Top Star Special geben wird?“ Und nochmals sprang sie im Thema. Zwar hatte der ehemalige Hoshigumi-Star nicht zugestimmt, aber sie würde auf jeden Fall darüber nachdenken. „Woher weist du davon?“ Asako lachte leicht, lehnte sich auf ihrem Platz zurück und grinste beinahe bösartig. „Ich habe meine Quellen, Wataru. Also?“ „Es stimmt. Die Proben fangen am Montag an.“ „Wird Mizu Natzuki dabei sein?“ Abermals stockte der ehemalige Hoshigumi-Star, hob eine Augenbraue. Was hatte sie jetzt mit dem Yukigumi-Star? Auf ihre Verwirrung hin grinste der Tsukigumi-Star nur noch breiter. „Sie ist Yukigumi-Top Star, also selbstverständlich.“ „Wundervoll. Ich habe Chika schon eine Weile nicht mehr gesehen. Dabei sind wir so gute Freunde.“ Saeko saß, wie immer um diese Uhrzeit, an ihrem Schreibtisch und kümmerte sich um die Arbeit, die übrig geblieben war. Dadurch, dass die Takarazuka-Leitung beschlossen hatte, das Top Star-Special ein zu bauen verdoppelte sich ihre Arbeit geradezu. So wirklich glücklich war sie darüber nicht, denn sie hatte jetzt eigentlich nur noch das Frühstück mit ihrer Freundin. Dass sie so wenig Zeit mit Asako verbringen konnte ging ihr gehörig gegen den Strich. Doch so, wie es gerade lief, war es ganz gut, auch wenn der Tsukigumi-Star sich noch immer nicht erinnerte. Aber ihre Tollpatschigkeit, ihre natürlicher Frohsinn und die ganze Lieblichkeit, die sie ihr gegenüber hatte, wärmten ihr Herz immer wieder und sie geriet ins Träumen. Kiriyan hatte ihr gesagt, dass sie beim Training langsam aber sicher ans Top Star-Dasein gewöhnt war, dementsprechend streng handelte und noch immer ein paar Eigenschaften durchsetzte, die sie vor ihrem Unfall hatte, jedoch hatte Saeko noch nichts in der Art beobachten können. Doch anstatt sich an ihrer süßen Freundin erfreuen zu können hockte sie über ihren Unterlagen und plante alles durch. Natsuki ging ihr noch immer aus dem Weg, vermied so weit es ging Augenkontakt und ihre Nähe. Wie auch immer. Sie hatte anderes zu tun, griff nach dem Telefon. Hoffendlich war Gaichi zuhause. „Ja?“ Das war nicht Gaichi, sondern Osa. „Guten Abend Osa. Ist Gaichi zuhause.“ „Nein“, kam es nur aggressiv vom anderen Ende. „Sie kommt heute auch nicht mehr.“ Saeko runzelte die Stirn. „Ist was passiert? Du klingst sauer.“ „Ich hatte nen ziemlich beschissenen Tag. Und momentan hab ich einfach keine Lust auf gar nichts.“ „Was ist denn los?“ „Ich will nicht drüber reden.“ „Aber...“ „Weist du, wann Asako wieder zuhause ist?“ „Uhm...“ Merkwürdig verhielt sich Osa schon. Sie hatte den ehemaligen Hanagumi-Star so wütend erlebt als sie von Asako's Affairen erfahren hatte. Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Das weis ich nicht. Die Probe ist bestimmt schon um, aber so wie ich Wataru kenne hällt sie sie wieder länger da.“ Ein verächtliches Schnauben am anderen Ende. „Irgendwann wird Kozuki von mir noch was zu hören bekommen wenn sie mit Asa ständig Überstunden macht.“ „Sag das ihr, nicht mir.“ „Ich sage es DIR, damit du es ihr bei eurem Meeting sagst!“ „Kein Grund mich so an zu schreien. Ich schau mal, was sich tun lässt.“ Osa legte einfach auf und Saeko sah auf den Höhrer. Nein so üble Laune hatte Osa schon lange nicht gehabt. Für ein paar Momente stockte der ehemalige Tsukigumi-Star und sah auf die Uhr. Wer war eigentlich bei Asako? Wahrscheinlich wieder Shio, denn die Hoshigumi-Darstellerin verbrachte wieder so viel Zeit wie möglich mit ihrer Freundin. Sie ging auch davon aus, dass Chigi, Kimu und Mattsu ebenfalls bei ihr waren. Je mehr desdo besser. Aber sie hatte noch was anderes zu tun. Sie hatte Chika immer noch nicht gebeichtet, dass sie wieder mit Asako zusammen arbeiten musste. Besser sie tat es gleich. Kurz darauf hatte sie schon die Nummer des Yukigumi-Stars gewählt. „Ja?“ Es war Hiromi's Stimme. Was hatte sie schon wieder bei dem Yukigumi-Star zu suchen? „Hallo Hiromi. Ist Chika bei dir?“ „Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie mit dir reden will, oder?“ „Nein, aber es ist was geschäftliches.“ Hiromi am anderen Ende seufzte und Saeko hörte ein leises Piepen und die Stimme ihrer Schwester hallte kurz darauf etwas. „Ich hab dich auf Lautsprecher gestellt.“ „Danke.“ Saeko seufzte etwas, klappte ihre Mappe auf und zog ein Blatt heraus. „Also Chika, ich weis, dass dir das nicht gefallen wird, aber bitte reis dich zusammen. Der Chef hielt es für eine gute Idee ein Top Star-Special für ein Wohltätigkeitskonzert ein zu führen. Die Proben beginnen am Montag.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)