Wenn die Zeit still steht. von Vyenne ================================================================================ Kapitel 1: 1. Kapitel --------------------- Es war ein Morgen wie jeder andere, als ich mich nach Mordgedanken gegenüber meinem Wecker, dem kleinen pummeligen Teil doch entschied aufzustehen. Als ich die Füße über die Bettkante warf... UAH! Wie ich es halt immer wieder vergaß. Das Hochbett. Ich rieb mir die Knie, welche rot waren, von der nicht allzu sanften Berührung mit dem eisigen Boden. Wer kam auf die Idee, den Boden mit Eis zu überziehen? Da wollte wohl jemand ein ernstes Wort mit mir sprechen. Grummelnd machte ich mich auf den Weg zu einem Ort, an dem es Essen gab. Die Küche! Ich schloss die Tür, als ich den Raum verließ. Und ich verließ den selben Raum direkt noch einmal. Und schloss die Tür ein zweites Mal. Ich liebe Kinder. Ich liebe Kinder, mit zu viel Langeweile. Ich muss sie lieben, da ich sie sonst auf brutalem Weg um... egal. Egal! Schließlich kam ich in der Küche an, ein prallgefüllter Obstkorb schmückte die Theke, dieser Anblick war wie... der Himmel auf Erden. Auf einem Apfel herumkauend verließ ich die Küche wieder, ging zurück in das Zimmer, welches ich mir mit einem skurrilen Mädchen teilte und zog mir etwas Alltagstaugliches an. Katherine, das skurrile Mädchen, von welchem ich eben zu sprechen wagte, saß wie ein kleines Hündchen auf dem Bett, es fehlte nur noch, dass sie anfing zu sabbern. Aber sie war niedlich, wie sie dort saß. Die schwarzen, glatten Haare vielen über ihre schmalen Schultern, das rosane Kleidchen, welches sie an jedem Montag trug lag um sie herum ausgebreitet. Wenn man schon von skurril spricht... ja, sie trug jeden Tag eine andere Farbe. Montags war wohl ihr „Rosa-Tag“. Ich wunderte mich die ersten Wochen darüber, aber mittlerweile konnte ich damit Leben. Keiner wusste so genau, was in ihrem Kopf vor sich geht... Vielleicht war das auch besser so. Sie starrte mich an, sie starrte mich jeden Morgen an und ich wusste nie wieso. Sie schaute mir zu, wie ich mich umzog, wie ich mich fertig machte, schminkte, mir die Haare durchkämmte, verschiedene Frisuren versuchte und sie schließlich doch offen runter hängen lies. Ich mochte meine braunen Locken, wie sie sanft um mein Gesicht und meinen Körper fielen und in perfektem Einklang mit meinen braunen Augen waren. Ich sah schon aus wie Schokolade, nur nicht ganz so süß. Vielleicht 100% Zartbitter. War ich so bitter? Wahrscheinlich ja, sonst würden hier wohl mehr Leute mit mir reden. Oder... na ja, ich gebe ihnen ja eigentlich nicht mal eine Chance dazu. Das war auch gut so. Ich bin nicht arrogant oder so, ich möchte wirklich nicht mit denen reden. Eigentlich sind hier eigentlich alle ziemlich langweilig. Halt so typische, abnormale Menschen, die eigentlich gar keine richtige Ahnung haben, warum sie hier sind. Menschen waren sie schließlich alle, oder sind. Vielleicht sind sie mittlerweile auch tot, ich weiß es nicht. Ich könnte mich darüber informieren, aber eigentlich waren mir diese Menschen noch nie auch nur einen Schritt wert. Katherine war auch eine von ihnen. Okay, die anderen waren nicht ganz so skurril und hündchenhaft wie Katherine und starrten mich auch nicht an, sie ignorierten mich, oder verachteten mich. Keine Ahnung, wo der Unterschied liegt, von daher... ich mochte sie nicht. Was auch ihren Grund hatte. Es gingen immer wieder komische Gerüchte über mich herum. Ich habe eine Beziehung mit Herrn van Salldern. Gut, dass ich das auch erfahre, danke. Ich mochte die Gerüchte, es war interessant, wie andere mehr über mich wussten, als ich selbst. Vielleicht wusste ich auch nicht viel über mich, weil ich ich bin und andere nicht ich sind?! Jaron würde jetzt sagen „lol“. Aber das würde auch nur er. Er war schließlich... der einzige Nerd hier, den ich weit und breit gefunden habe! Und wohl der einzige Mensch mit dem ich ein Wort zu wechseln wagte. Er war cool. Auch, wenn nur ich das so empfand. Die anderen empfanden ihn eher für eklig, hässlich, dumm oder langweilig. Ich muss zugeben, er war nicht grade der gutaussehende Typ von neben an, aber er war korrekt. Und was wollte man mehr, als einen Menschen, der Dinge für sich behalten kann, wenn er soll in einem Meer von Tratschtanten. Letztlich entschied ich mich dann doch dazu endlich etwas sinnvolles zu tun und den Tag nicht mit reinem Nachdenken zu verplempern. Etwas... sinnvolles... Mal im Tutorium nachfragen, was es denn so sinnloses... ehm, sinnvolles zu tun gab. Heute. Auf dem Weg zum Tutorium kamen mir viele kleine Kinder, welche wie ich hier aufwachsen entgegen, rannten in scharfen Kurven um alles herum, spielten Fangen zum Klassenraum oder sonst was. Das waren noch Zeiten, als wir klein waren... Ich mochte es nie. Beim Tutorium angekommen begrüßte mich direkt die freundliche Sekretärin, welche Aufträge verwaltet und weitergibt. Zu ihr wollte ich schließlich auch. „Hallo Winter“, sagte sie mit ihrem allseits bekannten Lächeln. „Wie geht es dir?“ „Gut, danke. Gibt’s was zu tun?“ Smalltalk war nie mein Ding. „Für dich doch immer.“ Sie wühlte kurz in den verschiedenen Akten herum, bis sie schließlich eine herauszog und mir diese mit einem Zwinkern reichte. „Genau das Richtige, für jemanden wie dich!“ „Danke, Ann.“ Ich nahm die Akte entgegen, wusste nicht einmal genau, ob ich wirklich wissen wollte, was darin stand, aber die Neugier, was Ann für so „passend“ für mich halte bekam mich letztendlich doch dazu den schweren hellbraunen Umschlag zu öffnen. Als ich die Unterlagen herauszog, fiel mir direkt auf, dass es mehr war, als sonst. Ich durfte also längere Zeit weg? Cool. Den gelben Klebezettel mit der Aufschrift „Für Winter Harrington aufheben!“ entfernte ich und schmiss ihn in den nächstgelegenen Papierkorb, so fing ich an den Auftrag, welchen Ann mir gab durchzulesen. Und ich musste zugeben, er schien interessant. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)