Blutrache von Xanokah ================================================================================ Kapitel 2 --------- KAPITEL 2 "Ich hol dich da raus, Kakuzu", murmelte Tomoyo, unsicher, ob Kakuzu ihn noch hören konnte. Tropf. Wasser? Tropf. Es tut weh. Tropf. Es tut wirklich weh. Tropf, tropf, tropf. Mein Kopf. Tropf, tropf, tropf, tropf. Nein, bitte. Hört auf. Kakuzu versuchte zu blinzeln, die Augen aufzumachen, doch das ständige Tropfen des Wassers verhinderte ihm die Sicht. Er wusste nicht, wo er war, spürte nur die unaufhörlichen Schläge auf seiner Stirn, die sich allmählich wie kleine Steine anfühlten und immer Stärker wurden in ihrer Kraft. Er konnte sich nicht bewegen, konnte seinen Kopf nicht einmal drehen, war gefesselt, lag auf kaltem Stein, hatte Schmerzen am gesamten Körper. Doch was ihm am meisten schmerzte, war sein Kopf, seine Stirn, um genau zu sein. Nicht mehr lange und das Wasser schlug ihm ein Loch in den Schädel, da war er sich sicher, er musste hier weg, wo auch immer er war, ob ihn der Feind wohl gefangen genommen hatte? Fragen kreisten in seinem Kopf, welcher höllisch unter diesen ständigen Schlägen zu leiden hatte und noch ehe er über eine passende Antwort nachdenken konnte, hörte Kakuzu ein seltsames Geräusch, Schritte, die widerhallten. Erst leise, dann immer lauter und immer lauter, klack, klack, klack, Kakuzus Kopf schien schier zu explodieren. Tropf, tropf, tropf. Klack, klack, klack. Immer lauter, immer schmerzender. Kakuzu wollte schreien, doch er konnte nicht, zu trocken war seine Kehle, das Wasser war zwar da, doch es war unerreichbar für ihn. Wie Hammerschläge fühlte sich die auf seine Stirn fallenden Tropfen an, Hammerschläge, die seine Knochen spalten würden. Und plötzlich hörte alles auf. Die Schritte verstummten, das Wasser stand still. Nur mit Mühen schaffte es Kakuzu nun endlich, die Augen zu öffnen, sie auch offen zu halten, seine Stirn pochte dabei vor Schmerz. Das erste, was Kakuzu sah, war eine ungewöhnliche Vorrichtung, eine Art Trichter, die auf sein Gesicht gerichtet war. Er war in einer Folterkammer. "Ah, Kakuzu", unterbrach die Person, die mit den unheimlich lauten Schritten hereinkam. Zugegeben, Kakuzu hatte fast vergessen, dass überhaupt jemand den Raum betreten hatte. "Du bist endlich bei Bewusstsein, sehr schön, sehr schön." Die Stimme, die der Person gehörte, klang alt, erfahren und... irgendwie vertraut. Ja, er kannte diese Stimme. Sie gehörte Tonari, einem der drei Vorstände von Takigakure. Moment, Folter? In Takigakure? Er hatte nichts getan, was mit Folter bestraft werden würde, es sei denn-- "Kakuzu", sprach Tonari weiter, "es macht mich traurig, einen unserer besten Ninja jetzt hier unten auf dem Foltertisch liegen zu sehen." Er begann wieder, im Raum umherzulaufen, auf und ab, während er weiterhin seine Rede fortsetzte. "Nun, wir sind ein sehr tolerantes Dorf, musst du wissen, den ein oder anderen Fehler können wir verzeihen. Aber solch ein Fehler von so einem talentierten Ninja." Er blieb stehen, blickte Kakuzu an. "Kannst du mir, uns, das erklären?" Kakuzu wusste keine Antwort, wusste nicht einmal, worum es ging, Tonari erwartete allerdings auch keine Antwort auf seine Frage, sondern setzte seinen Vorwurf fort. "Einen Teamkameraden zu verlieren, einen weiteren im Stich zu lassen und dazu noch zum Scheitern der Mission Verantwortung zu tragen." Tonari stieß einen Seufzer aus. "Ich, wir, sind enttäuscht, Kakuzu. Das hätten wir von einem Ninja des Dorfes nicht erwartet." Immer mehr Fragen taten sich in Kakuzus Kopf auf, was hatte er verbrochen, dass es einer derartigen Bestrafung nötig war. "Aber nun zum eigentlich Grund deines Aufenthalts hier unten", fuhr der alte Herr fort. "Du sollst uns von den Fähigkeiten des Missionsziels berichten und natürlich davon, woran die Mission denn gescheitert ist und welche Konsequenzen unser Dorf treffen werden." Sie unterzogen ihn tatsächlich einer Strafe, weil ein gar unmögliches Attentat missglückt war? "Was deine Teammitglieder angeht, das Mädchen namens Shinya ist laut Berichten während des Attentatsversuchs gestorben." Sie war also wirklich tot. Tonari blieb abrupt stehen, drehte sich zu Kakuzu, sah ihm direkt in die Augen. "Und du solltest Tomoyo danken, nur durch ihn bist du überhaupt lebend zurückgekehrt. Du kannst froh sein, dass er dich mit allergrößten Mühen ins Dorf zurückgebracht hat, nachdem du ihn so hintergangen hast." Tomoyo hintergangen, ihn? "Und nun", sprach Tonari, kam näher zu Kakuzu, beugte sich über ihn, sah ihm eindringlich in die Augen, "erzähle mir von Hashirama Senju, dem ersten Hokage." Das Wasser tropfte wieder. Nachdem er von der schrecklichen Folter erlöst worden war, wurden seine Verletzungen endlich ärztlich behandelt, zahllose Knochenbrüche und offene Wunden bedeckten seinen Körper. Allerdings war er auch dann noch nicht befreit, er fristete weiterhin im Kerker sein Dasein, angekettet an den Hand- und Fußgelenken, hinter Gittern, ohne Nahrung und sonstige Versorgung. In dem Kerker war es dunkel, keine Beleuchtung weit und breit und nur das Jammern der anderen Verurteilten verriet ihm, dass er nicht alleine hier war. Sorgfältig tastete er seine Stirn ab, kein Loch, nichts. Nur tat ihm der Kopf immer noch furchtbar weh und Kakuzu war sich sicher, dass er bereits das zweite Mal auf der Schwelle des Todes stand. Tonari hatte ihn ausquetschen wollen, alles aus ihm herausbekommen, doch Kakuzu schwieg. Er wollte zuerst die Antworten auf seine eigenen Fragen, bevor er die der anderen beantwortete. Tomoyo hatte alles gesehen, wieso fragten sie nicht ihn, wieso sollte Kakuzu ihn hintergangen haben? Oder war es gar der Fall, dass Tomoyo ihn hintergangen hatte? Doch warum sollte er das tun, er hatte keinen Grund dazu, schoss es Kakuzu durch den Kopf, er wollte nicht wahrhaben, dass sein bester Freund ihn täuschte, ihn verriet. Shinya war tot, Tomoyo ging es offensichtlich gut, Kakuzu saß im Gefängnis für etwas, dass er nicht verbrochen hatte. Doch wie er seine Unschuld beweisen sollte, wusste er nicht, er hatte auch noch nie von einem Menschen gehört, der je wieder aus dem Kerker herauskam. Wer hier unten landet, stirbt hier unten, so lautete das Gesetz von Takigakure. Kakuzu konnte immer noch keinen klaren Gedanken fassen, Fragen ohne Antworten kreisten in seinem Kopf. "Hey", sprach eine vertraute Stimme aus der Dunkelheit plötzlich. Jemand stand vor seiner Zelle, namentlich Tomoyo. Kakuzu antwortete nicht, starrte nur in die Dunkelheit, starrte dahin, wo er glaubte, dass ein Freund sich befinden würde. "Tut mir Leid wegen dem hier", sagte Tomoyo, wartete einen Moment auf eine Antwort und sprach dann weiter. "Ich weiß auch nicht, warum sie gerade dich hier unten einsperren. Ich wusste, wir hätten den Auftrag nicht annehmen sollen, es lieber den Elf überlassen. Ich kann auch verstehen, dass du mir jetzt böse bist." Böse war nicht das richtige Wort, vielmehr war Kakuzu enttäuscht, entsetzt, aber nicht böse. Er konnte Tomoyo nicht hassen, für das was passiert war, noch nicht jedenfalls. "Shinya ist übrigens gestorben, ihren Vater habe ich schon informiert. Er hat ziemlich gleichgültig reagiert, es war ihm völlig egal, unglaublich oder?" Tomoyo lachte, es war ein bitteres Lachen. "Deiner Familie habe ich auch schon Bescheid gesagt." Kakuzu horchte auf. "Ich werde mich um sie kümmern, so lange du hier unten bist, vor allem Kazu braucht seinen Onkel jetzt, nicht wahr?" sagte Tomoyo, versuchte dabei die Stimmung zu lockern. Keine Antwort. "Nun, ich gehe dann mal wieder, die Wachen holen mich sonst noch", beendete Tomoyo das einseitige Gespräch, stand auf, seine Beine trugen ihn weg von Kakuzus Zelle. "Ich hol dich da raus, Kakuzu", murmelte Tomoyo, unsicher, ob Kakuzu ihn noch hören konnte. "Danke." Einige Zeit verging, Kakuzu war sich nicht sicher, ob er erst einige Stunden oder sogar schon mehrere Tage hier verbrachte. Nach einer schier unendlichen Weile bekam Kakuzu wieder, wenn auch ungebetenen, Besuch, schwere Schritte hallten in dem finsteren Kerkergang wider und kamen immer näher, zusammen mit dem Licht einer Laterne. Der Besucher stand schon bald vor der Zelle Kakuzus, leuchtete hinein, leuchtete die krumme Gestalt an, die sich darin befand, stieß einen tiefen Seufzer aus und sprach schließlich langsam, bedacht. "Eine Schande, ein Jammer, was sie aus dir gemacht haben. Einer unserer besten Ninja, hier unten, kaum zu glauben. Was wird nur der Lord dazu sagen?" Der Mann, ein alter Herr, Mitte Siebzig, der vor ihm stand, war Famizu, ebenfalls einer der drei Vorstände von Takigakure. Ein elender Verehrer des Daimyou Lord Eiji, der Herrscher müsste ihn nur ansehen und Famizu würde ihm die Füße küssen. Kakuzu konnte es allerdings egal sein, was Lord Eiji dazu sagen würde, ist er doch ohnehin nie im Dorf zu Gast, kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. Famizu konnte nicht still halten, während er sprach, lief vor der Zelle auf und ab und warf ab und an mal einen verachtenden Blick zu Kakuzu und den anderen Gefangenen, deren Jammern nicht mehr zu hören war, seit dem der Vorstand den Kerker betreten hatte. "Nun, da du dem Schwachkopf Tonari ja leider nichts zu sagen hattest, habe ich mir gedacht, dass du vielleicht eher Lust hast, mit mir zu reden." Er sah Kakuzu an. "Nicht wahr?" Kakuzu wich seinem Blick aus, sah zu Boden und antwortete nicht, was Famizu einen weiteren enttäuschten Seufzer ausstoßen ließ. "Schade, schade", sagte Famizu und schwenkte die Laterne näher an die Gitterstäbe, um Kakuzu besser sehen zu können. Kakuzu sah auch weiterhin nicht auf, geblendet vom Licht. "Dein Sohn scheint über deine jetzige Situation nicht gerade erfreut zu sein." Sein Sohn? Kazu? "Lasst die Finger von meiner Familie", knirschte Kakuzu mit Mühen, versuchte bedrohlich zu wirken, scheiterte jedoch daran, seine Kehle immer noch trocken vor Durst, sein ganzer Körper immer noch schwach. "Oh, du kannst also doch reden", spottete Famizu, sichtlich amüsiert. "Nun gut, würdest du mir jetzt etwas über Hashirama Senju erzählen, über seine Fähigkeiten, seine Angriffe?" Kakuzu räusperte sich, bedeutend, dass er Wasser benötigte, etwas, um seine Stimme wiederherzustellen. Famizu verstand, deutete einer der Wachen mit einem Kopfnicken, ein Glas Wasser zu bringen, was wenige Minuten, vielleicht auch nur Sekunden, später geschah und Kakuzu nun bereit war, zu sprechen. "Der Hokage hat die Fähigkeit, Holz entstehen zu lassen", sagte Kakuzu knapp. Als ob das etwas gewesen wäre, was die drei Vorstände nicht schon wussten. "Ja, ja, das Mokuton ist uns bereits bekannt. Ein Kekkei Genkai, dessen Fähigkeit es ist, mit der Verbindung von Wasser und Erde Holz entstehen zu lassen", sagte Famizu, wohl wissend, um welche Technik es sich dabei handelte. "Ihr wusstet von der Technik?" fragte Kakuzu, mehr entsetzt als neugierig, wenn die Vorstände von der Technik wussten, wieso hatte Kakuzu und sein Team vor dem Antritt der Mission dann keinen blassen Schimmer von den Fähigkeiten des Hokage, wieso hatte man ihm so etwas wichtiges nicht mitgeteilt? "Nun, in gewisser weise schon“, lenkte Famizu ab. "Sonst noch etwas? Erzählst du mir vielleicht von dem Tod von dem Mädchen, Shinya oder wie ihr Name auch immer lautete?" "Warum fragt Ihr nicht Tomoyo, er war dabei", wich Kakuzu aus, sah weiterhin zu Boden, obwohl er sich mittlerweile an das Licht der Laterne gewöhnt hatte. "Dem armen Tomoyo sind keine weiteren solcher Belastungen zuzumuten, hat er doch schon so viel durchgemacht. Außerdem berichtete er, erst zum Schlachtfeld gekommen zu sein, als bereits alles zu spät war." Famizu lief wieder vor Kakuzus Zelle auf und ab. "Und weißt du, wer daran Schuld hat? Du, Kakuzu. Tomoyo hat berichtet, du wärst im Alleingang losgezogen." Aber... "Aber das stimmt nicht", platzte Kakuzu raus, ohne zu zögern. "Tomoyo sollte den Hokage zu uns her locken, er war dabei, als wir gekämpft haben." "Ja, ja", winkte Famizu ab, sichtlich desinteressiert. "Erzähle mir lieber von dem Mädchen, als mich hier mit Kleinigkeiten zu langweilen." Der Vorstand verbarg etwas, so viel stand für Kakuzu in diesem Moment fest. "Shinya ist bei dem Attentatsversuch gestorben. Der Hokage hat sie mit seinem Kekkei Genkai umgebracht." Kakuzu sah nun auf, zum ersten Mal blickte er Famizu in die Augen. "Das ist alles, was ich weiß." "So, so, das ist alles, was du weißt", sagte Famizu, wirkte gelassen, fast schon zu gelassen für ein Gespräch von der Art. "Weißt du, was mit ihrem Körper passiert ist?" "Nein, ich habe kurz darauf das Bewusstsein verloren", erinnerte sich Kakuzu, als ihm die Bilder von dem Angriff wieder in den Kopf kamen. Shinyas verdrehter Körper, den Kopf um einhundertachtzig Grad gedreht, mit der Haltung hatte sie nicht mehr am Leben sein können. "Tomoyo hat ihren Körper verbrannt, bis nichts mehr davon übrig war." Famizu lachte spöttisch. "Er konnte ja immerhin nicht zwei Personen transportieren." Warum war Famizu dann so versessen darauf, von Shinyas Tod zu erfahren? Um zu prüfen, ob sich Tomoyos und Kakuzus Berichte gleichen? "Nun gut", räusperte sich Famizu, es hatte den Anschein, als wäre er bereit, den Kerker wieder zu verlassen. "Dann bedanke ich mich herzlichst, Kakuzu. Anscheinend müssen wir andere Methoden herziehen, damit du dich wieder an den Vorfall erinnerst." Mit diesen Worten verschwand Famizu, mit ihm das Licht der Laterne und die Dunkelheit zog wieder in den Kerker. Kakuzu war jedoch immer noch verwirrt, er hatte alles erzählt, Tomoyo war derjenige, der nicht angegriffen wurde... Und da durchschoss es Kakuzu wie ein Blitz, die Bilder, die er kurz vor seiner Ohnmacht gesehen hatte, flogen ihm wieder ins Gedächtnis. Das Lächeln Tomoyos, als er im Schutz des Hokage stand, das niederträchtige Lächeln, das er Kakuzu kurz bevor dieser seine Augen schloss zuwarf. Tomoyo hatte ihn also wirklich hintergangen, hatte ihn verraten. Die Zeit verging ohne jeglichen Besuch, weder von Tomoyo noch von den Vorständen, und so fristete Kakuzu sein Dasein in der Zelle. Vermutlich, weil Besuche nicht erlaubt waren, nur unter besonderen Umständen, heißt es. Unterhaltungen mit den anderen Verhafteten waren ebenfalls untersagt, konnte man ohnehin nicht sehen, wie viele Gefangene sich im Kerker befanden, war das Gefängnis immer in Dunkelheit gehüllt. Wieder und wieder hatte man Kakuzu zu Verhören gebeten, ihn gefoltert, Folter, die tiefe Wunden in sein Fleisch riss, dort Narben hinterließ. Doch Kakuzu blieb still. Sein Stolz verbat es ihm, etwas anderes anzunehmen, etwas anderes zu glauben, als das, das er mit seinen eigenen Augen gesehen hatte. Nun, nach einer Weile traf wieder ein solch besonderer Umstand ein, der Besuche erlaubte, Kakuzu wurde von zwei Wachninja entkettet, ihm wurden die Augen verbunden und er wurde aus der Zelle durch den langen Kerkergang in einen hell erleuchteten Raum gebracht. Als er wieder des Sehens mächtig war, strahlte ihm ein prunkvoll aufgemachter Raum entgegen, mit einem kleinen Tischchen in der Mitte. Auf dem Tisch befanden sich zwei Tassen Tee. Am gegenüberliegenden Fenster stand ein alter Mann, ebenso prunkvoll gekleidet. Dieser Mann war Tsukumi, der älteste der drei Vorstände, ein strenger alter Mann, dem Fehler und Misserfolge mehr als nur zuwider sind. "Der Gefangene ist hier, Lord Tsukumi", sprach einer der Wachen, behielt Kakuzu aber weiterhin gut im Auge. Tsukumi regte sich jedoch kein Stück, verharrte weiterhin am Fenster, dachte nicht einmal daran, sich umzudrehen. "Nun?" sprach Tsukumi mit rauer Stimme, der das Alter nur zu gut anzuhören war. Er wartete auf eine Antwort, Kakuzu indes wusste jedoch nicht, was er entgegnen sollte, erst sperrte das Dorf ihn tage-, vielleicht sogar wochenlang in eine dunkle Gruft, folterte ihn schier grundlos für etwas, das er nicht getan hatte, unterrichtete ihn nicht um den Zustand seiner Familie und nun erwarteten die Vorstände, dass er vielleicht reden würde, wenn sie ein wenig Tee vor seine Nase stellten? Tsukumi ließ sich all dem jedoch nichts anmerken, starrte immer noch aus dem Fenster, wartete behutsam eine mögliche Antwort ab. Die beiden Wachen, die Kakuzu in den Raum begleitet hatten, ließen ihre Blicke nicht von dem Gefangenen, bereit anzugreifen, bereit Kakuzu auszuschalten, falls die Situation es erfordere. Etliche Minuten vergingen, still, schweigend. "Ist es denn so schwer, zu sprechen, mein Junge?" seufzte Tsukumi, klang dabei jedoch so gleichgültig wie zuvor auch, den Blick zum Fenster gedreht. "Ich...", begann Kakuzu, nach den richtigen Worten suchend. "Ich weigere mich, über etwas auszusagen, dass ich nicht begangen habe. Ihr kennt meine Version der Geschichte bereits aus dem Gespräch mit Lord Famizu, daran wird sich nichts ändern." "Ach ja? Nun, ich würde es bevorzugen, den Vorfall aus erster Hand berichtet zu bekommen", sagte Tsukumi, drehte sich nun endlich um und Kakuzu blickte in das vom Alter mitgenommene Gesicht. "Los, erzähle es mir." Kakuzu schilderte das Attentat, den Tod Shinyas, die Fähigkeiten von Hashirama Senju so, wie er es in allen anderen Verhören erzählt hatte, wie er es selbst erlebt hatte. Tsukumi hörte zu, aufmerksam, jedoch auch den Anschein von Desinteresse weckend. "Hm", sagte Tsukumi, als Kakuzu seine Erzählung abgeschlossen hatte. "Nun, mein Junge, die Geschichte klingt sehr abenteuerlich, stimmt jedoch nicht mit meinen Aufzeichnungen über ein. Da der Ninja, der mit dir in einem Team war - Tomoyo war dessen Name, soweit mich mein Gedächtnis nicht trügt - den ganzen Kampf über bei vollem Bewusstsein war, halten wir seinen Bericht für weitaus glaubwürdiger." Kakuzu reagierte nicht auf die Antwort, zu oft hatte er sie in der vergangenen Zeit schon gehört. Tsukumi deutete den Wachen, dass sie Kakuzu wieder in den Kerker bringen sollten, genug hatte er gehört. Bevor Kakuzu jedoch den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um, richtete noch einmal das Wort an Tsukumi. "Bitte beantwortet mir eine Frage: Wieso habt Ihr gewöhnliche Ninja wie uns auf diese Mission geschickt und nicht etwa die Elf, wenn Ihr doch von der Unmöglichkeit, diese Mission erfolgreich auszuführen, wusstet?" Tsukumi und Kakuzu sahen sich an, Kakuzu konnte dem alten Mann nicht ansehen, ob er nach einer Antwort suchte, oder ob er wartete, bis der Gefangene vor ihm die Suche nach einer Antwort aufgab. Bald bewegte sich Tsukumi wieder zum Fenster, stieß einen tiefen Seufzer aus. "Weißt du, mein Junge", begann er, "es herrscht Krieg. Krieg zwischen den Ländern, wer das größte Land und damit die größte militärische Stärke hat, gewinnt. Aber das ist nur ein kleiner Krieg im Vergleich, zu dem was sich anbahnen wird." "Was sich anbahnen wird?" fragte Kakuzu, verwirrt über die Worte des Vorstandes. Der Vorstand jedoch schwieg auf diese Frage hin. Die Wachen zerrten Kakuzu erneut aus dem Raum, doch dieses mal war es Tsukumi, der sie bei ihrer Tätigkeit aufhielt. "Wartet", befahl er, lächelnd, unheimlich lächelnd. "Kakuzu, wie dir sicher bekannt ist, wirst du alsbald nicht aus der Haft entlassen. Aber keine Sorge, deine Familie ist in diesem Dorf gut aufgehoben. Das reicht, bringt ihn weg." "Du Schwein!" entfuhr es Kakuzu, rasend vor Wut versuchte er sich aus dem Griff der Wachninja zu befreien, jedoch zu schwach, um dies zu schaffen. Nicht lange und einer der Wachen schlug ihn bewusstlos und das letzte, das Kakuzu sah, war das Grinsen des Vorstandes. Kakuzu wachte ein wenig später wieder in der Zelle auf, wieder angekettet, wieder in völliger Dunkelheit. Lange kamen keine Verhöre mehr, vielleicht ließen sie ihn hier unten verrotten, vielleicht hatte Kakuzu auch nur sein Zeitgefühl verloren. Doch dann hörte er plötzlich Schritte, Schreie, Ninja stürmten in den Kerker, alarmierten die dortigen Wachen. "Konoha! Ninja aus Konoha fallen in das Dorf ein!" Es war Krieg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)