Blutrache von Xanokah ================================================================================ Kapitel 1 --------- KAPITEL 1 "Mach dir keine Sorgen", sagte Kakuzu, jeden Tag, immer und immer wieder, und auch an diesem Tag hatte er es gesagt. Takigakure, ein kleines, noch unbeflecktes Dorf, welches am Feuerreich im Süden und am Erdreich im Westen grenzte, eine noch junge Nation, derer Ninja eine Elite formten, die ihresgleichen suchte. Abgeschottet von jeglicher Fremdeinwirkung, abgeschottet von Krieg, Verderben, Tod – und Fortschritt. Obgleich sich in den anderen Nationen seit einigen Jahren Oberhäupter, die Kage, an die Spitze setzten, wurde Takigakure noch immer von drei Vorständen geleitet, die unter der Hand eines Daimyou, eines Feldherren, standen, der jedoch selbst nicht im Dorf wohnte. Die Vorstände wurden nicht etwa durch das Volk gewählt, auch hier galt das Gesetz des Stärkeren, des Weiseren, desjenigen, der sich durchsetzen konnte. "Euer Auftrag ist es, den Hokage des Feuerreichs zu töten." So lauteten die Worte oder vielmehr der Befehl der drei Vorstände, die über Takigakure regierten, einige Zeit, nachdem die Kageernennung der fünf Nationen bis an das Ohr des Daimyous Lord Eiji und bis an die Ohren der Regierung Takis gedrungen war. Die drei Vorstände waren knittrige, alte Herren, machthungrig, ihnen war die Tatsache zuwider, dass es fünf Nationen gab, deren militärische Macht dazu ausreichen würde, die kleinen Dörfer einzunehmen, gar zu versklaven. Auch besaßen die Nationen einen Großteil der neun Dämonen, mächtige Geister, die in Menschen eingesperrt und zu Kriegen missbraucht wurden – missbraucht wurden, um diese Kriege zu gewinnen. All dies missfiel den drei Vorständen, Tatsachen, die sie sich gerne zu nutze machen würden, Takigakure Macht verleihen würden, obwohl die Existenz des Dorfes kaum jemandem bekannt war oder vielleicht gerade deswegen. Takigakure, umgeben von Felsen, Bäumen, einem Fluss, das Dorf, welches versteckt hinter einem Wasserfall liegt, zu erreichen nur über eine geheime Passage hinter eben diesem. Überschirmt von Bäumen bleibt es auch von oben unentdeckt, in der Mitte des Dorfes thront ein riesiger Baum, dessen Wurzeln Grundflächen für Häuser und Straßen formen, durch eben diese Wurzeln schlängelt sich ein Fluss, der gleichzeitig auch die Bewohner voneinander trennt und mit Holzbrücken überbaut wurde. Das Dorf liegt versteckt, im geheimen, nicht viele der gewöhnlichen Dorfbewohner waren je außerhalb, nur eine kleine Anzahl talentierter Ninja wird regelmäßig auf Missionen und Erkundungen durch den Wasserfall aus dem Dorf verschwinden und ebenso schnell wieder zurückkommen. Kakuzu horchte auf, als ihn die Worte, der Befehl, der Missionsauftrag, der drei Vorstände erreichte, auch ihm war die Kageernennung bekannt. Das Ziel, den Hokage von Konohagakure, Hashirama Senju, zu töten, war nun auch sein Ziel geworden, warum, fragte er nicht, wollte er nicht wissen, würde er ohnehin nie erfahren. Mit einem deutlichen "Jawohl" bestätigte Kakuzu die Annahme der Mission, morgen, noch bevor die Dämmerung anbricht, würde er losziehen, müsse er losziehen, und so verneigte er sich vor den drei Vorständen und marschierte aus dem Raum, aus dem Gebäude des Dorfsitzes, welches eingearbeitet in den großen Baum über das Dorf wachte. Es war bereits Abend, durchaus schon unangenehm düster in Takigakure, drang doch kaum Licht durch die Baumkronen in das Innere des Dorfes. Kakuzu überquerte die behutsam platzieren Holzbrücken, die ihm entgegenkommenden Leute begrüßte er mit einem freundlichen Nicken, in diesem kleinen Dorf kannte jeder jeden, Fremde waren nicht gern gesehen, waren auch nicht oft gesehen, durch den eingeschränkten Zugang zum Dorf. "Ah, Kakuzu, bist du heute Abend dabei?", fragte ein junger Mann, Hiroki, ein guter Freund, mit dem Kakuzu sich Abends des öfteren zum Kartenspielen trifft, natürlich nicht um Geld, der ihm entgegenkam. "Nein, ich habe morgen eine Mission", antwortete Kakuzu knapp, dem Blick seines Freundes ausweichend. "Das nächste mal vielleicht," "Schade", gab Hiroki enttäuscht zurück, sein Lächeln jedoch blieb, "viel Erfolg." "Danke", murmelte Kakuzu halbherzig, während er Hiroki zur Seite schob und weiter die nur noch schwer erkennbaren Pfade neben dem Fluss entlang lief. Er blickte nicht zurück, vermutete jedoch, dass Hiroki einfach die nächstbeste Person ebenso begrüßen und einladen würde, Kakuzus Fernbleiben stellte also keine allzu großen Probleme für ihn dar. Wichtiger für Kakuzu war im Moment jedoch, nach Hause zu kommen, noch bevor es völlig Nacht wurde, und man kaum mehr die Hand vor Augen sehen konnte, um seine Familie zu sehen, um sich von ihr zu verabschieden. Das Haus, auf das Kakuzu zusteuerte, stand ganz am Rande der langen Häuserreihen, die sich Meter an Meter aneinander quetschten, gerade so viel Abstand zum Fluss ließen, dass zwei oder auch drei Personen nebeneinander her laufen konnten, bei Einbruch der Dunkelheit jedoch auch die Gefahr bargen, in den Fluss zu fallen. In vielen der Häuser brannte Licht, Familien aßen zu Abend oder Freunde trafen sich zum Spielen, auch in Kakuzus Haus – es war kein großes, ein Stockwerk mit einem Dachgeschoss, bat gerade Platz genug für drei Personen – war es bereits hell erleuchtet. "Ich bin wieder zu Hause“, rief Kakuzu in den Flur, als er die Eingangstür öffnete, häusliche Wärme und der Geruch von bereits aufgetischtem Abendessen kamen ihm augenblicklich entgegen, sowie ein Junge, etwa sieben oder achte Jahre alt, der aus dem nahe gelegenen Esszimmer gestürmt kam und seine Arme um Kakuzu schlang, sein Gesicht schier in Kakuzus Kleidung vergrub. "Willkommen, Papa!" lachte der Junge, Kazu, Kakuzus Sohn, während sein Vater behutsam über das kurze, braune Haar des Kleinen strich, ihn ebenfalls begrüßte, mit ihm lachte. "Guten Abend", hörte Kakuzu eine Stimme aus dem Esszimmer, sie kam von einer jungen Frau, Chizuru, seiner Ehefrau, er liebte sie schon, seit er denken konnte und diese Liebe wurde bisher keinen Deut schwächer. Noch ehe Kakuzu den Gruß Chizurus erwidern konnte, zog Kazu ihn ins Esszimmer, beide wurden durch ein warmes Lächeln Chizurus empfangen, setzten sich an den Tisch, als Familie bestehend aus drei Personen aßen sie zu Abend. "Tomoyo war gerade eben hier." Chizuru sah auf. "Du hast eine Mission aufgetragen bekommen?" Tomoyo. Ein junger Mann, Anfang zwanzig, einer von Kakuzus beiden Teammitgliedern, die er am nächsten morgen mit auf die Mission nehmen würde. Gleichzeitig war er auch Kakuzus bester Freund, allgemein ein guter Freund der Familie, wie ein Onkel für Kazu, oft zu Besuch, meistens unangemeldet, eine der schlechten Eigenschaften seinerseits. "Ja", antwortete Kakuzu knapp, er konnte es nicht ausstehen, hasste es, wenn Tomoyo ihm zu vorkam, vor allem in solchen Dingen. "Wir brechen noch vor Sonnenaufgang auf." "Wann kommt ihr zurück?" Chizuru wusste, dass sie die Missionen der Ninja nichts angingen, seit sie vor acht Jahren ausgetreten war, jedoch machte sie sich Sorgen um ihren Mann, auch wenn sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und ihre Sorge mit Neugierde überspielte. "Tut mir Leid, wir müssen ziemlich weit raus." Kakuzu schüttelte den Kopf. "Eine oder vielleicht sogar zwei Wochen mindestens, je nachdem, mit welchen Umständen wir es zu tun bekommen." Chizuru nickte, verständnisvoll, dieses musste sie aufbringen. Kazu jedoch horchte auf, als er hörte, wie lange sein Vater wegbleiben würde, bei solchen Gesprächen war er normalerweise ruhig, Erwachsenensache, aber zwei Wochen ohne seinen Vater und ohne Tomoyo? "Bist du wirklich so lange weg?", fragte Kazu, sichtlich niedergeschlagen. "Ich bin wieder da, ehe du auch nur merken wirst, dass ich überhaupt gegangen bin," antwortete Kakuzu und strich seinem Sohn erneut über den Kopf, lächelte ihn an, bekam dieses Lächeln erwidert, wenn es auch ein trauriges Lächeln war. "Versprochen?" Ja. Versprochen. "Vielleicht solltest du nachher noch bei Tomoyo vorbeischauen", schlug Chizuru vor, als sie den Tisch abräumte. Kazu war indes aus dem Esszimmer verschwunden. "Ja, vielleicht sollte ich das." Kakuzu mochte es nicht, durfte es auch nicht, mit Chizuru über seine Missionen zu reden, als diese noch ein Ninja war, da war es anders, da hatte er mit ihr praktisch über nichts anderes geredet. Doch nicht seit damals, seit dem das passiert war und Chizuru schwanger wurde, mit gerade mal 16 Jahren. Das ist jetzt acht Jahre her. Chizuru quittierte ihren Dienst als Ninja, sie war jung, nahm das Familienleben an, kümmerte sich um ihren Sohn. Sie konnte nicht sagen, dass sie das Leben, das sie jetzt führte, hasste, jedoch machte sie sich Sorgen um Kakuzu. Machte sich Sorgen darüber, dass er eines Tages auf eine Mission gehen und nicht mehr zurückkommen würde. "Mach dir keine Sorgen", sagte Kakuzu, jeden Tag, immer und immer wieder, und auch an diesem Tag hatte er es gesagt. Chizurus Miene erhellte sich jedoch kein Stück, Tomoyo hatte ihr bereits erzählt, was das Missionsziel vorschrieb, was sie zu erledigen hatten. Kakuzu sollte jemanden töten, jemand Wichtiges. Auch sie hatte Blut an ihren Händen kleben, ja, sie war auch einmal für solche Missionen zuständig gewesen und doch missfiel ihr der Gedanke, dass ihr Mann weiterhin Attentate verüben musste, sehr. Jedoch hatte man in diesem Dorf nicht viele andere Perspektiven, als als Ninja den Vorständen zu dienen. Im Gegensatz zu den großen Ländern verringerte sich die Bevölkerungszahl in Takigakure immer mehr, immer mehr verkommt das Dorf zu einem Aufenthaltsort für Krieger und Mordspezialisten aller Art. Obwohl diese Entwicklung den Bewohnern selbst auch nicht weiter zusagt, ändert sich nichts. Chizuru liebte ihren Mann, sie liebte ihn, seit sie sich kennen, obwohl er fast zehn Jahre älter war, als sie. Eine Mission, ein Botengang zu einem Freund des Daimyou in Kusagakure, hatte die beiden zusammengebracht, ihr erster Auftrag als Ninja, fast noch ein Kind war sie damals. Und selbst nach so vielen Jahren ist diese Liebe nicht verblasst, auch, wenn die beiden nicht mehr so oft zusammen waren, da Kakuzu sehr oft auf Missionen unterwegs ist. Chizuru blickte nachdenklich aus dem Fenster, draußen war es nun völlig Finster, nur noch die Lichter in den anderen Häusern waren zu erkennen, als sich plötzlich zwei Arme um sie schlungen. Kakuzu umarmte Chizuru, wollte sie nie wieder loslassen, den Moment nie enden lassen und so verweilten die beiden, am Fenster stehend, sich fest umschlungen. Plötzlich waren kleine Schritte zu hören, jemand kam ins Zimmer gestürmt. Kakuzu und Chizuru ließen von einander ab, drehten sich verwundert um, es war Kazu, der da hineingeplatzt kam, in der Hand ein Geschenk für seinen Vater. "Hier, das ist für dich", sagte Kazu, während er seinem Vater ein gefaltetes Blatt Papier in die Hand drückte, "das bringt dir auf deiner Mission Glück." "Oh, wird es das?" fragte Kakuzu, neugierig, gewillt, das Stück Papier in seiner Hand aufzufalten, jedoch von Kazu gestoppt wurde. "Nein, das darfst du erst morgen aufmachen", stoppte ihn Kazu, lachte seinen Vater an. Kakuzu, ebenfalls lächelnd, verstand und steckte das Stück Papier in eine seiner Hosentaschen, versprach sich selbst, es morgen bei Aufbruch aufzumachen. Die beiden sahen sich lange an, fielen sich in die Arme, lachten miteinander. Kazu liebte seinen Vater über alles, auch wenn ihm dessen Ninjadasein ebenfalls große Sorgen bereitete, er verstand es noch nicht so wirklich, was sein Vater auf diesen Missionen machte, jedoch wusste er, dass es Gefährlich war. Kazu wollte daher kein Ninja werden, er sah zu seinem Vater auf, wollte allerdings nicht so werden, wie er, das stand fest. Die Drei verweilten noch lange in dem Raum, lange, bis der Abend voranschritt. Kakuzu liebte seine Familie ebenfalls. Sehr. Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg in das Dorf gefunden hatten, fand Kakuzu seine beiden Teammitglieder bereits vor der Geheimpassage hinter dem Wasserfall wartend, Tomoyo und eine Frau, jung, unentschlossen, verschlossen, eine Prise Furcht lag in ihren Augen. Der Name der jungen Frau war Shinya, weder Kakuzu noch Tomoyo kannten sie besonders, noch besonders lange, jedoch verstanden sie sich unter den Umständen entsprechend gut. Vor ihnen fiel eine Wand aus Wasser herab, der Wasserfall, der den Eingang des Dorfes verdeckte. Die Passage bestand aus eben diesem Eingang und einem gegrabenen Tunnel, an dessen Ende eine schmale Treppe in das Dorf hinauf führte. Am Ende des Tunnels, wie auch am Wasserfall stand jeweils eine Wache, welche feststellte, wer einen Fuß in das Land setzte und ob man dieser Person auch Einlass gewähren kann. Nicht unweit von diesem Tunnel entfernt, ein paar wenige Kilometer, begannen die ersten Häuserreihen und der große Baum war in Sichtweite geraten, schon bald war das Dorfinnere erreicht. Normalerweise wurden nur Ninja aus dem Dorf gelassen, Fremde wurden nur selten eingelassen, selbst reisenden Händlern blieben die Tore Takigakures oft verschlossen. "Seid ihr vorbereitet?", fragte Kakuzu in die Runde. Natürlich waren sie das, sonst wären sie jetzt nicht hier, aber diese Frage diente auch mehr einer Begrüßung. Tomoyo und Shinya Antworteten mit einem Nicken, seines klar und deutlich, ihres zögernd, ungewollt. "Unser Vorhaben ist ein Attentat auf den Hokage, Hashirama Senju." Trotz der Anwesenheit der Wache, scheute sich Tomoyo nicht, den Auftrag noch einmal durchzugehen, wusste er doch, dass über die Lippen eines Wachninja kein Wort an Außenstehende ging und die Höhle vor dem Dorfausgang wohl der letzte sichere Ort für die Dreiertruppe sein wird, an dem sie sich in den nächsten Tagen aufhalten werden. Shinya sah abwesend zu Boden, während Tomoyo erklärte und Kakuzu kam es gerade recht, dass er nicht die Redearbeit erledigen musste. Tomoyo faltete eine Karte auf, die er aus seinem Rucksack holte, obwohl ein Ninja eher leicht bepackt sein sollte, schaffte der Junge es trotzdem immer wieder, einen ganzen Rucksack mitzunehmen. Nun, bis jetzt hatte seine Vorbereitung den Dreien auch nie sonderlich groß geschadet. "Wir bewegen uns durch den Wald, ich würde vorschlagen, wir nehmen diese Route", sagte Tomoyo, während er mit dem Finger die Karte entlang fuhr. "Allerdings wird es schwer, unbemerkt ins Dorf zu kommen." Tomoyo sah Shinya und Kakuzu abwechselnd an, in der Hoffnung, einer von beiden habe eine Idee, wie sie lebendig ins Dorf und am besten auch wieder zurück kommen würden. "Einer von uns spielt den Lockvogel", warf Shinya zögernd ein, "und die anderen beiden greifen ihn dann an." Es war offensichtlich, dass der Hokage nicht durch ein normales Attentat nieder gestreckt werden konnte, in Anbetracht dessen, dass es sich hierbei um ein Dorfoberhaupt und Eliteninja zugleich handelt. Selbst gegen Madara Uchiha soll er gekämpft und gewonnen haben, mehr Informationen besaßen Kakuzu und sein Team jedoch nicht, weswegen das Unterfangen, den Hokage zu ermorden, sich als komplizierter herausstellte, als es eigentlich hätte sein sollen. Die drei beschlossen schlussendlich, dass Tomoyo den Hokage auf ein auf der Karte markiertes Feld bringen soll, weit weg vom Dorf, weit weg von möglicher Verstärkung aus Konohagakure und ihn dann in den Kampf zwingen. Shinya stimmte augenblicklich zu, sie würde sich einfach davonschleichen, wenn es brenzlig würde, sie würde garantiert nicht ihr Leben bei einer lächerlichen Attentats-Mission auf's Spiel setzen. Kakuzu selbst hielt nicht sonderlich viel von der Lösung des Problems, allerdings hatte er dank dem Mangel an Information selbst keinen besseren Plan ausarbeiten können, war ihm weder bekannt, wie viele fähige Ninja Konoha hatte, noch welche Fähigkeiten Hashirama Senju denn besaß. Bereit zum Aufbruch bauten sich Kakuzu, Tomoyo und Shinya vor dem Wasserfall auf, nickten der Wache zum Abschied – und zur Bestätigung des Missionsantritts – zu und tauchten durch das Wasser, die ersten Sonnenstrahlen des Morgens berührten ihre Gesichter, hatten sie mit der Ausarbeitung des Planes nun doch so viel Zeit verschwendet. Nur wenige Stunden vergingen und die drei Ninja passierten die Grenze, welche das Land, in dem Takigakure liegt, und das Feuerreich voneinander trennt, kein Wort wurde bisher zwischen den Teamkameraden gewechselt, sie zogen schweigend durch die Wälder, in einem bahnbrechenden Tempo. "He", sagte Tomoyo, um das stille Schweigen endlich zu brechen und warf einen Blick zu Shinya, "dein Vater ist doch einer der Elf, oder?" Shinya, sichtlich an der Grenze ihrer Ausdauer, bat, eine Pause einzulegen, nur von kurzer Dauer, versteht sich. Eine gute Kriegerin war sie bei weitem nicht, wurde sie schließlich von ihrem Vater - ein hohes Tier in Takigakure - gezwungen, das Ninjadasein zu fristen, in der Hoffnung, er hätte einen Nachfolger für seine Position. Die drei machten Halt, nun, da sie die Grenze überschritten hatten, mussten sie jedoch darauf achten, nicht zu lange an einem Ort zu verweilen. "Ja, ist er", antwortete Shinya, außer Atem und sich in das weiche Gras legend, "und dann?" "Und dann, fragst du?" Tomoyos Augen füllten sich mit Aufregung, gar ein Funkeln leuchtete in ihnen auf, ein Funkeln, das auch ein wenig Neid barg. "Du hast damit beste Chancen, auch einer zu werden, nun, mit deinem Können vielleicht weniger, aber jeder andere würde diese Möglichkeit wohl kaum so abtun, wie du." Tomoyo warf sich nun ebenfalls ins Gras, den Blick verträumt gen Himmel gerichtet. "Eines Tages, da bin ich auch einer von den Elf." Shinya seufzte nur, so ein Idiot, wer rennt schon freiwillig in den Tod, dachte sie. Die Elf von Takigakure, eine Elitetruppe, die direkt unter den Vorständen stand und wie der Name schon andeutete, aus den Elf besten und talentiertesten Ninja des Dorfes bestand. Die Elf agieren meist als geheime Attentatstruppe, durchaus auch, um Attentate innerhalb des Dorfes durchzuführen, weshalb sie von den zivilen Dorfbewohnern oft verachtet und gemieden werden. Die Ninja des Dorfes jedoch sehen zu ihnen auf, viele setzen sich das Ziel, eines Tages ein Teil von ihnen zu sein, von den anderen Ninja angesehen zu werden. Eine weitere Besonderheit der Truppe ist, dass die Identitäten der Mitglieder innerhalb des Dorfes sehr wohl bekannt waren, außerhalb durch den Umstand, dass das Dorf sehr abgeschieden liegt, jedoch weiterhin als Geheimtruppe agieren können. Kakuzu schoss die Frage durch den Kopf, warum nicht einer von den Elf das Attentat auf den Hokage verübt, als er der Unterhaltung von Tomoyo und Shinya zuhörte, warum sollten drei vergleichsweise normale Ninja die Ermordung durchführen, wenn Taki doch eine eigene Attentatseinheit besaß? Ehe er jedoch einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, waren Tomoyo und Shinya schon wieder auf den Beinen, bereit, die Reise oder vielmehr die Mission fortzuführen. "Hey, Kakuzu, Schluss mit Tagträumen!", lachte Tomoyo, reichte seinem Teamkameraden eine Hand, zog ihn hoch. Kakuzu jedoch schwieg indes, sprach seine Gedanken nicht aus – etwas, das ihm früher oder später zum Verhängnis werden würde. Nach der viel zu kurz andauernden Pause waren die Drei wieder unterwegs, Tag und Nacht, nur wenige Pausen pro Tag, durch den Wald des Feuerreichs, auf dem Weg nach Konohagakure, ihrem Zielort. Erneut verlief die Reise schweigend, auch Unterbrechungen durch ihnen feindlich gesinnte Ninja blieben überraschenderweise aus, mehr Pausen, als die von Tomoyo vorgegebenen, wurden nicht eingelegt, auch wenn Shinya des öfteren am Rande ihrer Kräfte angelangt war. Ein großes Dorftor, das Tor von Konohagakure, war bereits in Sichtweite gelangt und die Drei machten ein letztes Mal Halt, gingen sicher, dass sie von niemandem beobachtet wurden, besprachen erneut ihre Lage. Konohagakure war ein noch sehr kleines Dorf, im Gegensatz zu Takigakure allerdings mehr als nur riesig, durch seine zentrale Lage musste das Feuerreich im Moment wohl weitaus mehr Bewohner haben, als jedes andere Land. Dann ging Tomoyo los. Er ging los, um den Hokage, Hashirama Senju, aus dem Dorf zu locken. Shinya und Kakuzu begaben sich nach einer Weile ebenfalls zum vereinbarten Ort, einer kleinen Lichtung, ein paar Kilometer entfernt, und versteckten sich dort im Gebüsch. Bisher hatten sie keinen der Konohanin auf sich aufmerksam gemacht, alles lief genau nach Plan, Shinya erschien jedoch trotzdem sichtlich nervös. "Keine Sorge", sagte Kakuzu, väterlich, legte ihr eine Hand auf die Schulter, wollte ihr Mut machen. "Wir werden das schon überleben." Wir werden überleben. Etwas, das auch Kakuzu sich ständig erneut sagen musste, seitdem sie losgezogen waren, sie wussten nichts über den Hokage, liefen ihm praktisch ins offene Messer. Doch sie hatten einen Vorteil, sie konnten aus dem Hinterhalt angreifen, wenn Tomoyo seine Sache gut machte. "Da kommt jemand", bemerkte Kakuzu nur wenige Minuten später, kein Zweifel, das waren Tomoyo und Hashirama Senju, die dort mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit auf die kleine Lichtung zurasten. Kakuzu sah noch einmal zu Shinya. "Mach dich bereit", flüsterte er und auf eine Bestätigung wartend sah er sie an, wartete auf ein Nicken, ein Wort, irgendetwas. "J-ja", stammelte Shinya, mehr oder weniger bereit, aus dem Versteck zu platzen und das Ziel anzugreifen. Und die beiden warteten. Minuten, Sekunden vergingen. Plötzlich schossen zwei Ninja aus den Bäumen, der eine war Tomoyo, der andere ein Mann mit langen, braunen Haaren, in rot gekleidet, es bestand kein Zweifel, das musste der Hokage sein. Schweißperlen bildeten sich auf Tomoyos Stirn, diese Hetzjagd hatte ihm mehr abverlangt, als dem Hokage, der sich nicht den kleinsten Grad Anstrengung ansehen ließ. Das war Kakuzus und Shinyas Moment, die beiden würden aus dem Versteck springen, angreifen, Hashirama Senju ermorden und ehe sie sich versahen wieder in Takigakure sein. Kakuzu machte sich bereit. Gleich würden sie, er und Shinya, angreifen. Er würde mit einem Doton-Jutsu angreifen, Shinya mit einer Suiton-Technik, zwei Affinitäten, die in Takigakure besonders häufig auftraten. Bereit, die Fingerzeichen zu formen, schoss Kakuzu aus dem Gebüsch, bereitete seine Technik vor, blickte nicht einmal mehr in das Gesicht des nun hoffentlich überraschten Hokage. Nur einen Blick zur Seite wagte er, einen prüfenden Blick, ob Shinya-- Shinya war nicht da, sie stand nicht neben ihm, bereitete nicht ihr Jutsu vor. Kakuzu musste nicht einmal mehr nachsehen, sein Gefühl verriet ihm, dass sie im Gebüsch geblieben war, bis zum letzten Moment zögerte, sich nicht traute. "Tomoyo!", schrie Kakuzu, sein Partner hatte die Situation augenblicklich erkannt, formte Fingerzeichen, war bereit zum Angriff. Dann ging alles zu schnell, die Attacke, die Abwehr des Hokage, alles wurde rot, dann schwarz. Es verging nicht viel Zeit, vielleicht ein paar Sekunden, ehe Kakuzu wieder zu sich kam. Es gab kaum eine Stelle an seinem Körper, die nicht schmerzte. Wo Tomoyo war, konnte Kakuzu nicht erfassen, jedoch nicht unweit von ihm, aus dem Gebüsch gezerrt, lag Shinya. "Shinya...", entfuhr es Kakuzu, allerdings erwartete er keine Reaktion von ihr, die unnatürliche Position des Körpers, das Holz, das sich um ihren Körper gedreht, ihren Körper verdreht hatte, verrieten ihm, dass sie bereits tot war. "Wieso...", keuchte Kakuzu, durchbohrt von Holz, übersät mit Splittern, nahe dem Tod. Vor ihm thronte Hashirama Senju, der Hokage des Dorfes Konoha, mit gnadenlosem Blick, bereit, Kakuzu zu töten. Diese Fähigkeit, schoss es Kakuzu durch den Kopf. Wenn er nur diese verdammte Technik nicht hätte. Sein Gegner besaß eine Art Jutsu, mit der man Wasser und Erde zu Holz verbinden konnte, ein Kinjutsu? Oder vielleicht sogar ein Kekkei Genkai? "Ich kenne euer Stirnband nicht, aus welchem Land seid ihr?", fragte Hashirama Senju gelassen, das Leben von Kakuzu in der Hand. "Sag es mir und ich werde dich verschonen." Der Hokage fragte Kakuzu, ob dieser sein Land, sein Dorf verraten würde, ob er seinen Stolz und seine Ehre als Ninja aufgeben würde. Den Blick zum regungslosen Körper von Shinya, das Feld nach Tomoyo absuchend, nach Rettung suchend. Kakuzu wollte nicht sterben. Kazu, und Chizuru, warteten auf ihn. Er konnte nicht sterben. Nicht hier, nicht jetzt. "Taki...", gelang es über seine Lippen, der Hokage zog verwundert eine Augenbraue hoch, hatte er noch nie etwas von diesem Dorf gehört und immer noch zweifelnd, ob der feindliche Ninja, dessen Leben an einem seidenen Faden hing, die Wahrheit sprach, zog er seine tödlichen Holzgeschosse zurück, gab Kakuzus Körper frei. "Taki?", sprach der Hokage, Verachtung in Blick und Stimme. "Nun gut, Takis Vorhaben, ein Attentat auf mich, Hashirama Senju, den Gründer und Hokage des Dorfes Konohagakure, verüben zu wollen, wird nicht ungeachtet bleiben. Heute verschone ich dich noch, aber diese Aktion wird ihre Konsequenzen haben." Kakuzu wandte sich vor Schmerz, er konnte mit Sicherheit sagen, dass einige seiner Knochen dem Druck nicht standgehalten hatten und gebrochen waren, und sein Blick glitt noch ein letztes Mal über das Schlachtfeld. "Geh in dein Dorf zurück", sagte der Hokage, drehte sich um und machte sich bereit, zu verschwinden, "und berichte von mir. Berichte von mir und meiner Stärke." Kakuzu sah auf, sah zu dem Mann hin, der ihn gerade fast das Leben gekostet hatte und die Macht hatte, Holz entstehen zu lassen. Und da, hinter dem Hokage, nicht unweit von ihm entfernt, da stand jemand. Jemand, den er nur allzu gut kannte. Jemand, dem er diese Mission anvertraut hatte. Dieser Jemand war Tomoyo. Tomoyo befand sich hinter Hashirama Senju, in dessen Schutz, das Stirnband abgelegt, und lächelte Kakuzu an. Es war kein freundliches, warmes Lächeln, sondern ein herablassendes Lächeln, ein Lächeln voller Überlegenheit, vielleicht auch Sicherheit. Tomoyo machte den Mund auf, sagte etwas, doch Kakuzu verstand ihn nicht mehr, zu groß war der Schmerz, der seinen Körper durchfuhr, zu nah war die Ohnmacht, die der herbe Blutverlust mit sich zog. Tomoyo hatte ihn, hatte Shinya und ihn, verraten. Noch bevor dieses flüchtige Hirngespinst zu einem festen Gedanken wurde, verlor Kakuzu das Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)