Rise and Fall von Asako (Fortsetzung zu 'Behind the Scenes') ================================================================================ Kapitel 1: Chapter 1 -------------------- „Yuuhi...“ Ein leises Stöhnen. „Yuuhi warte. Geh runter...“ Verwirrt hob die Otokoyaku den Kopf, lies damit vom Hals ihrer Freundin ab und blinzelte etwas verwirrt. Eigentlich wusste sie genau, was jetzt kam, denn der Dialog fing immer gleich an, verlief genau gleich und hörte gleich auf. Entnervt stöhnte der Soragumi-Top Star etwas auf. „Kiriyan...“ „Geh runter.“ „Was ist jetzt schon wieder? Hab ich was falsch gemacht?“ „Nein. Geh einfach runter. Ich kann das einfach nicht.“ Nur etwas widerwillig rutschte Yuuhi von dem Tsukigumi-Top Star, setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare. Immer wieder dasselbe Trauerspiel. Seit Asako ausgestiegen war wurde es nur schlimmer in ihrer Beziehung. Asako... Es war jetzt schon über ein Jahr her, dass die Otokoyaku Takarazuka verlassen hatte. Über ein Jahr, in dem Kiriyan die Rolle des Top Stars von Tsukigumi übernommen hatte. Ein Jahr, in dem Yuuhi endlich zum Top Star aufgestiegen war, der Top Star von Soragumi. Ein Jahr, in dem sie in ihrer Beziehung mit Kiriyan nur Probleme hatte. Manchmal fragte Yuuhi sich, wie Saeko so geduldig mit Asako gewesen war, denn immerhin hatte diese fast vier Jahre auf ihre Freundin gewartet, war so lange von ihr getrennt gewesen. Inzwischen arbeiteten die beiden zusammen am Touho-Theater, ein weiteres, geradezu gigantisches Theater, an dem insbesondere Asako glänzte. Saeko hatte wirklich ganze Arbeit geleistet ihrer Freundin diesen Platz zu verschaffen, zog lieber hinter der Bühne die Fäden, auch wenn es für ein ziemliches Gelächter gesorgt hatte, dass Asako als ihre erste Rolle nach Takarazuka Elisabeth gespielt hatte. Osa zog ihre Freundin noch immer damit auf, dass sie so an der Elisabeth-Rolle hing, wobei keiner aus ihrem Freundeskreis jemals wieder die Rolle des Todes angesprochen hatte. Auch Osa war inzwischen wieder am Theater, allerdings ein weniger bekanntes, zog es eher vor mehr Zeit mit Gaichi zu verbringen, wobei die ehemalige Senka noch immer im Takarazuka-Theater in der oberen Etage arbeitete, denn das Organisationstalent konnte sich einfach von der Arbeit nicht los sagen. Dennoch schien sie ziemlich viel Zeit für ihre Freundin zu haben. Yuuhi seufzte schwer. Wenn doch nur ihre Beziehung auch so ungezwungen wäre wie die ihrer Freunde. Sie hatte fast drei Jahre auf Kiriyan hingearbeitet, hatte noch länger gebraucht um Kiriyan endlich ganz für sich zu gewinnen, doch seitdem traten sie auf der Stelle. Ihre Freundin wies sie immer ab, stieß sie zurück wenn sie sich annäherte und ihr schien mit einem Mal nichts mehr zu gefallen. Es war immer das Selbe. Dabei wusste sie genau, dass es Kiriyan nicht so schwer fallen dürfte. Yuuhi fuhr sich durch die Haare und sah auf die Seite. Noch immer etwas schwer atmend zog der Tsukigumi-Top Star ihr Hemd zu, setzte sich auf und knöpfte das Hemd wieder zu, schluckte leicht. „Tut mir leid...“, murmelte sie, starrte auf ihre Hände und zog die Beine etwas an den Körper. Verdammt eigentlich sollte das gar nicht so schwer sein. Es war nicht, dass sie nicht mochte, wenn Yuuhi ihr nahe war, aber etwas in ihr blockierte sobald der Soragumi-Star sich an ihrem Hemd zu schaffen machte. „Ich versteh dich nicht, Kiriyan“, begann die Frau eben ihr, wobei Kiri sich nicht traute ihre Freundin an zu sehen. „Vertraust du mir denn nicht?“ „Natürlich vertrau ich dir...“ „Anscheinend ja nicht. Damals mit Asako hast du auch nicht gezögert.“ Kiriyan schnaubte, biss sich etwas auf die Unterlippe. „Das war was anderes. Das weist du.“ Yuuhi schwieg, stand kurz darauf aber auf und Kiriyan sah ihr dabei zu, wie sie nach ihrem Hemd fischte. Dabei hätte der Abend so perfekt sein sollen. Der Tsukigumi-Star hatte sich extra früher von ihrem Training davongestohlen, hatte gekocht und sogar aufgeräumt, was sie sonst nur tat, wenn sie ein hohes Tier, aka Gaichi, besuchen kam und hatte fast zwei Stunden damit verbracht sich her zu richten. Sie hatte extra dieses Hemd angezogen, dass sie sich mal von Yuuhi geklaut hatte, verflixt sie trog sogar mal richtige Unterwäsche anstelle der Abbinde. Sie hatte das ganze endlich hinter sich bringen wollte, aber jetzt kniff sie schon wieder. „Yuuhi...“, murmelte Kiriyan leise, stand dann ebenfalls auf. Die vergleichsweise kühle Luft an ihren Beinen lies sie etwas zittern und sie trat von einem Fuß auf den anderen, da ihre Füße am Boden eher was von Eisklötzen hatten. „Yuuhi bleib.“ „Wieso sollte ich?“ „Warum macht dich das so sauer?“ „Ich bin nicht sauer.“ Natürlich war sie wütend. Inzwischen kannte Kiriyan ihre Freundin gut genug um zu wissen, wann ihr etwas nicht in den Kram passte. „Warum ist dir das so wichtig?“ „Weil es mir zeigt, dass du mir nicht zu vertrauen scheinst. Man Kiri, ich warte schon seit über Fünf Jahre auf dich.“ „Aber...“ „Laut Asako hat sie nur eine Minute gebraucht.“ Kiriyan wurde etwas lauter, verschränkte trotzig die Arme. „Wie lange willst du noch drauf rumhacken??“ „Glaubst du es freut mich, dass Asa das bekommen hat, was mir hätte gehören sollen?“ Yuuhi schnaubte. „Ich gehe.“ Ohne weiter etwas zu sagen sah Kiriyan dabei zu, wie Yuuhi sich wieder anzog, starrte dabei zu Boden und biss sich auf die Zunge bis diese taub wurde. Erst als ihre Freundin mit einem Mal vor ihr stand und ihr über die Wange strich sah sie auf, sah in die großen, dunklen Augen der anderen. „Bleib“, murmelte sie leise, nahm die Hand des Soragumi-Stars und hielt sie fest in ihrer. „Ich liebe dich, Kiriyan. Das heißt aber nicht, dass ich ewig auf dich warten kann. Denk darüber nach und sag mir, was du willst.“ Yuuhi entzog ihr die Hand, ging in Richtung Tür, wobei Kiriyan wie ein ausgesetzter Hund vor dem Bett stehen blieb. Kaum aus der Wohnung ihrer Freundin fluchte Yuuhi einmal leise zu sich selbst. Eigentlich fühlte sie sich ganz und gar nicht gut Kiriyan so einfach allein zu lassen, denn immerhin hatte sie sich sichtlich angestrengt den Abend so gut wie möglich zu gestalten. Dennoch griff es den Stolz der Soragumi-Darstellerin immer zutiefst an wenn Kiriyan sie so rüde zurückstieß, dabei hatte sie doch nicht vor ihr weh zu tun. Manchmal erwischte sie sich, dass sie sich fragte, wie Asako Kiriyan damals herumbekommen hatte, aber sie zwang sich jedes Mal aufs neue diesen Gedanken zu verdrängen. Sie hatte schon eine ausladende Unterhaltung mit der ehemaligen Tsukigumi-Darstellerin diesbezüglich gehabt und war dabei zu dem Schluss gekommen, dass Asako in der Zeit ohne Saeko nicht wirklich zurechnungsfähig gewesen war. Verzweiflung war eine starke Emotion und verleitete die Menschen schon zu so mancher Dummheit. Seufzend ging der Top Star zurück zu ihrer Wohnung, die nur ein paar Minuten von Kiriyan's entfernt lag, und lies sich drinnen auf einen der Stühle fallen. Zuerst überlegte sie noch einmal ihre Rolle durch zu gehen, stellte aber schnell fest, dass sie sich nicht konzentrieren konnte. Ihre Gedanken flogen immer wieder zu Kiriyan und sie fragte sich, was sie wohl falsch machte. War sie zu schnell? Dann aber wieder wartete sie schon vier Jahre. Frustriert warf die Soragumi-Schauspielerin ihr Script in die Ecke, griff sich stattdessen das Telefon. Es dauerte eine Weile, aber dann ging doch eine verschlafene Stimme dran, die nur missgelaunt in den Höhrer brummte. „Tut mir leid, dass ich dich wecke.“ „Tut es nicht. Kotz dich aus und lass mich weiterschlafen.“ Yuuhi seufzte etwas. Saeko war immer ein furchtbarer Kotzbrocken, wenn man sie weckte, aber sie brauchte nur jemanden der zuhörte. War ja nicht das erste Mal, dass sie die beiden Schauspielerinnen mitten in der Nacht aus dem Bett klingelte, doch gewöhnlich hatte sie Asako am Telefon. In ihrer Wohnung hockte Kiriyan auf ihrem Bett, hatte inzwischen ebenfalls ein Telefon zur Hand genommen und Masao angerufen. Seit Asako weg war hatte sie wohl am meisten mit Mirio und Masao zu tun, mit denen sie sich regelmäßig traf und sich wunderbar mit ihnen verstand. Genau wie es vor einigen Jahren noch bei ihr und Yuuhi gewesen war hatten es die beiden jüngeren nicht geschafft sich einander an zu näher, worüber Kiriyan manchmal ihre Scherze machte, dann aber wusste sie genau, dass sie eigentlich nie besser war. „Ja ja und mir hällst du immer Vorträge“, kam es vom anderen Ende und Kiriyan brummte eimal laut auf. „Immerhin schaffe ich es ihre Hand zu halten ohne gleich rot zu werden wie eine Tomate.“ Nur ein leises 'Hmpf' am anderen Ende und Kiriyan seufzte etwas. „Kommst du noch vorbei? Ich hab noch Auflauf übrig.“ „Bin gleich da.“ Kiriyan legte auf, lies sich rückwärts wieder in ihr Bett fallen und schloss ihre Hose. Noch immer wusste sie nicht, wieso es ihr so fürchterlich schwer fiel Yuuhi einfach an sich ran zu lassen, aber in ihr stieg jedes Mal Panik hoch wenn sie die nackte Haut der anderen auf ihrer spürte. Es ist nicht so, dass sie schon diverse Methoden ausprobiert oder Ratschläge befolgt hatte, aber nichts davon schien zu wirken. Obwohl sie genau wusste, dass dieses so winzige Detail ihre Beziehung eventuell in die Brüche gehen lassen könnte schaffte der Tsukigumi-Star es einfach nicht über ihren Schatten zu springen. Sie seufzte. Was machte sie sich eigentlich vor? Es war nicht nur der nicht vorhandene Sex, der nicht funktionierte. Seit sowohl sie selbst als auch Yuuhi den Status zum Top Star erhalten hatten sahen sie sich fast nie und wenn, dann wurde eine von beiden von irgendwem irgenwohin beordert, was sie jedoch auch nicht ablehnen konnten. Hinzu kamen die Streits, die sich gerade in den vergangenen Wochen immer weiter häuften, denn von ihrem alten Freundeskreis hatten sie nur noch sich, gingen sich dementsprechend auf die Nerven. Wieso es bei ihnen dazu gekommen war, dass sie nicht mehr viele Stunden am Stück aufeinanderhocken konnten ohne, dass es zu einem Streit ausartete, war ihnen unklar. Vielleicht fehlte ein Gegenpart, der sie etwas ausbalancierte. Dann aber wieder wollte Kiriyan nicht, dass Yuuhi mit irgendwem anderes als ihr Zeit verbrachte, denn ob sie es nun gerne zugab oder nicht, sie wurde sehr schnell furchtbar eifersüchtig. Ein Klingeln riss den Tsukigumi-Star aus ihrem Döszustand und sie schreckte auf. Sie war wohl ein wenig weggenickt, stand dann aber auf und tappste schlaftrunken zur Tür, öffnete diese und sah sofort in Masao's fröhliches Gesicht. Manchmal war diese Frau ein wenig wie Asako, aber glücklicherweise schien sie nicht diesen Schatten in sich zu tragen. Seit den Geschehnissen zu ihrer Top-Star-Zeit kippte in der Schauspielerin regelmäßig etwas um, insbesondere, wenn Natsuki sich in der Nähe befand. Die Sechs hatten Ayana Oto, Saeko's kleine Schwester, mit in die Gruppe integriert, was zwangsläufig die Folge hatte, dass Natsuki sich ebenfalls dort befand. Die beiden Frauen hatten wohl so etwas wie eine Beziehung, auch wenn sie nicht so ganz verstand auf was diese basierte. Dann aber war es wieder recht amüsant zu zu sehen, wie Natsuki immer wieder instinktiv bei Asako auf Abstand ging, sich eigentlich nie mit ihr unterhielt und sich nicht an Saeko rantraute, wenn der ehemalige Tsukigumi-Star sich im Raum befand. Falls sie es doch mal wagte erntete sie von Asako einen Blick, der dem Ausdruck 'Todesblick' eine ganz neue Dimension verlieh. „Guten Abend, Kiriyan“, sagte die jüngere, trat nach einem einladendem Brummen in die Wohnung ihres Top Stars hinein. Masao war ein Nachtmensch, wesshalb es ihr immer wenig ausmachte, wenn Kiriyan sie mitten in der Nacht anrief und sich mit ihr unterhalten wollte, ganz im Gegensatz zu Mirio, die immer sehr grausam brummig wurde, wenn sie zu wenig Schlaf hatte. „Bist du eingeschlafen?“ „Nur ein wenig gedöst. Hol dir einfach einen Teller wenn du hunger hast. Du weist ja, wo alles ist.“ Inzwischen ja. Seit dem Elisabeth-Stück im Vorjahr hatte sie sich ziemlich eng mit ihrem Top Star angefreundet, wohl insbesondere, weil Mirio große Stücke auf Kiriyan hielt. Ausserdem harmonierten sie ganz gut zusammen. Die Jüngere tat, wie ihr gesagt wurde und sie ging mit Kiriyan in die Wohnstube, anschließend in die Kochecke. Obwohl die Ältere inzwischen Top Star war beharrte sie immer noch darauf in der kleineren Wohnung zu bleiben, wahrscheinlich, weil sie sich inzwischen zu sehr dafür eingerichtet hatte. Nachdem sich Masao einen Teller von dem genommen hatte, was sie als Nudelauflauf interpretierte, setzte sie sich neben Kiriyan auf die Couch, wobei die Ältere sich durch die Haare fuhr und sich die Schläfen massierte. „Woran ist es denn diesmal gescheitert?“, fragte Masao gänzlich schamlos. Ihr war es kein Rätsel, dass Kiriyan Probleme hatte einfach mit Yuuhi zu schlafen, woran das lag wusste aber selbst sie nicht. Es war aber kei Geheimnis, dass es der Grund für die ständigen Reibungen in der Beziehung der beiden war. „Was denkst du denn?“ „Hast du sie schon wieder runter geschmissen? Kiri, so jemand wie Oozora fällt nicht einfach vom Himmel. Streng dich doch mal mehr an.“ „Das versuch ich doch. Jedes Mal stoß ich sie aus Reflex von mir. Und bevor du fragst: nein die Unterwäsche hat nicht geholfen.“ Masao schüttelte nur den Kopf. Das war so typisch. Eigentlich hatte sie sich erhofft, dass die hübsche Unterwäsche, die sie Kiriyan mitgebracht hatte, ihr ein wenig helfen würde sich zu überwinden, denn Masao's These war, dass ihr Top Star sich schlicht und ergreifend für ihren Körper schämte. Aber wenn das auch nicht half, dann war sie ratlos. „An irgendwas muss es doch liegen.“ „Keine Ahnung“, brummte Kiriyan leise, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Eigentlich war ihr gar nicht danach über ihre Beziehung zu sprechen. Vielleicht konnte sie Masao ja ablenken, geschweigedenn sich selbst. „Wie geht’s denn mit Mirio vorran? Immer noch keinen Erfolg gehabt.“ Masao schnaubte, woraufhin Kiriyan nur grinsen konnte. Mirio war in letzter Zeit ihr Lieblingsthema. „Kein Stück. Aber ich weis auch nicht, ob sie das wirklich will. Sie ist immer so zweideutig.“ „Zweideutig?“ „Ja. Warte ich zeigs dir.“ Der Top Star sah dabei zu, wie Masao in ihrer Hosentasche kramte, das Handy heraus zog und anfing ihre Nachrichten durch zu blättern. Sie schien schnell gefunde zu haben, nach was sie suchte, hielt ihr daraufhin das Handy hin und Kiriyan überflog die Zeilen flüchtig. Sie waren tatsächlich nicht eindeutig, aber so Sätze wie 'Du fehlst mir' zeigten dann doch schon einiges. „Erinnert mich ein bisschen an das, was ich Yuuhi immer geschrieben habe als wir noch so umeinander herumgetänzelt sind.“ „Echt?“ „Ja. Ich hab Yuuhi damit immer verunsichert, bis ich eines Tages doch damit rausgeplatzt bin.“ „Und wie kams? Einfach so?“ „Ich war eifersüchtig.“ Masao hob die Augenbraue und Kiriyan schubste sie etwas an der Schulter an. „Jetzt schau mich nicht so an. Ich war sogar verdammt eifersüchtig. Zuerst dachte ich nur, dass es war, weil Yuuhi immerhin meine beste Freundin war, aber als mal jemand mit ihr geflirtet hatte, hatte ich Angst sie zu verlieren. Also hab ichs ihr einfach gebeichtet.“ „War der Flirt denn ernst gemeint?“ „Um Himmels willen, nein. Es war nicht mal ein Flirt, sondern eine einfache Unterhaltung. Ich hab zu viel hineininterpretiert.“ „Wenn das so wäre, dann würde Mirio mir schon um den Hals hängen.“ Kiriyan biss sich auf die Zunge und unterdrückte die Tatsache, dass Mirio sich in ihrer Eifersucht Asako an den Hals geschmissen hatte anstelle von Masao. Die Jüngere wusste nichts davon, dass ihr alter Top Star in ihrem Größenwahn so viele Leichen verbuddelt hatte. „Vielleicht warst du nicht offensichtlich genug?“ „Was soll ich machen? Ne Beziehung vorheucheln? Dazu vertrau ich niemandem genug.“ „War ja nur ein Vorschlag. Lass es erstmal ruhen. Vielleicht ergibt sich ja doch noch was.“ Mehr oder minder guter Laune hockte Yuuhi am nächsten Tag auf ihrem üblichem Platz im Besprechungssaal, starrte auf ihr Script und versuchte ihr noch immer aufgewühltes Gemüt zu beruhigen, was sich als nicht ganz so leicht herausstellte. Eigentlich sollte sie sich als Top Star zusammenreisen, aber auch so jemand wie sie hatte mal einen schlechten Tag, auch, wenn sich das inzwischen häufte. Ihre neue Saison begann und sie war noch zu nichts gekommen, war nur darüber informiert worden, dass es den ein oder anderen Neuzugang in Soragumi gab. Jemand aus Hoshigumi, soweit sie sich erinnerte, und ein paar ganz junge Schauspielerinnen um ihre Zahl etwas auf zu füllen. Abgesehen davon hatte sie noch keine Ahnung von der Neubesetzung. „Guten Morgen, alle miteiander“, rief der Direktor, als dieser durch die Tür eintrat. Am liebsten hätte Yuuhi entneervt aufgestöhnt, aber sie zwang sich zu etwas Disziplin und setzte sich aufrecht hin. Immerhin wurde schlechte Laune gar nicht geduldet. Es drückte das Arbeitsklima, insbesondere, wenn der Top Star das schlechte Karma verbreitete. Obwohl sie sich jedoch zusammenriss gingen ihre Mitschauspielerinnen auf abstand. „Bevor wir mit den üblichen Formalitäten fortfahren, heißen wir unsere Neuzugänge willkommen. Ich bin mir sicher, dass ihr euch schnell einleben werdet. Aus Hoshigumi begrüße ich zusätzlich Ouki Kaname in unserer Troupe.“ Yuuhi drehte sich um. Kaname Ouki... Den Namen hatte sie schon einmal gehört, aber das war schon eine Weile her gewesen. Sie erblickte die in den Absätzen geradezu gigantisch wirkende Frau, welche sich gerade vor der Troupe etwas verbeugte und den Mädchen charmant zulächelte. Yuuhi wurde etwas rot. Das letzte Mal, seit sie diese Frau gesehen hatte war diese im Badeanzug und sie selbst auf die Knochen durchnässt gewesen. „Yuuhi?“ Keine Reaktion. „Yuuhi!“ Mit einem fast erschrocken klingendem 'ja?' drehte sich die Frau auf ihrem Stuhl. „Möchtest du noch etwas sagen?“ „Uhm ja“, erwiederte der Top Star, stand auf und drehte sich gänzlich zu ihrer Troupe. „Ich heiße unsere Neuen herzlich in Soragumi willkommen. Ich bin mir sicher, dass ihr euch schon auf den ersten offiziellen Auftritt freut, aber stellt euch schonmal auf viel Arbeit ein. Heißt nicht, dass der Spaß zu kurz kommt.“ Yuuhi lächelte. „Und an alle anderen: seid nicht so gemein zu den Neuen. Ich weis, dass ihr sie gern ärgert, aber das heißt nicht, dass sie hier weinend rausrennen sollten.“ Frech zwinkerte Yuuhi einmal und erntete ein wenig Applaus, wobei sie sich vor ihren Leuten verbeugte und sich anschließend setzte, sodass der Direktor fortfahren konnte. Den ganzen formellen Kram kannte sie schon langsam auswendig, immerhin hatte sie die Selbe Rede schon über Zehn Jahre regelmäßig zu hören bekommen, wesshalb ihre Gedanken eher an der Frau hing, die da in ihrem Rücken stand. Ein recht merkwürdiger Wink des Schicksals, wie sie fand. Als sie die Frau damals in der Schwimmhalle getroffen hatte, mit ihr ein paar Bahnen gezogen hatte, hatte sich ihr Gespräch eigentlich auf recht simple Halbsätze beschränkt. Sie hätte sowieso nie gedacht diese wieder zu sehen, denn obwohl sich die Schauspielerinnen regelmäßig grüppchenweise irgendwo trafen war es selten eine einmalige Bekanntschaft wieder zu sehen wenn man den Kontakt nicht aufsuchte. Dazu waren sie in Takarazuka einfach zu viele Menschen. Yuuhi merkte gar nicht, dass der Direktor seine kleine Rede beendet hatte, die Schaustellerinnen in ihre Grüppchen zusammenfanden und anfingen zu tratschen. Erst als jemand ihr die Hand auf die Schulter legte schreckte sie auf. „Na wenn das nicht die Otokoyaku aus dem Pool ist.“ Es war Ouki, woraufhin Yuuhi nur leicht lächeln konnte. „Wenn das nicht die Otokoyaku im Badeanzug ist“, erwiederte sie nur frech und Ouki setzte sich vor sie auf den Tisch, lachte kurz. Der Soragumi-Star musste den Kopf ziemlich in den Nacken legen um die andere an zu sehen, denn sie war alles andere als klein. Das letzte Mal war ihr das nicht so aufgefallen, denn sie hatte in der Zeit Absätze getragen während die Frau, die nun vor ihr saß, barfuß gewesen war. In der Schwimmhalle hatte sie nicht wirklich Zeit gehabt darüber nach zu denken, wieso sie mit Absätzen und Ouki ohne ziemlich genau gleich groß gewesen waren. „Hätte ich gewusst, dass ich mit einem Top Star meine Runden gezogen habe, dann hätte ich vor meinen Freunden endlich mal was zum angeben gehabt. So konnte ich nur von einer hübschen Otokoyaku erzählen.“ „Damals war ich noch keiner. Aber trotzdem danke. Ich sehe das als Kompliment.“ „War auch eins.“ Auch Kiriyan befand sich zur selben Zeit bei ihrem Training, jedoch war ihr Stück schon sehr viel weiter fortgeschritten und sie befanden sich mitten im Gesangstraining als sie sich dann doch für eine Pause entschieden. Kiriyan blieb auf ihrem Platz, fischte nur nach der Wasserflasche in ihrer Tasche und nahm einen kräftigen Zug daraus. Sie fühlte sich etwas besser als am Vorabend, wohl besonders, weil Masao die halbe Nacht mit ihr verbracht hatte und sie ziemlichen Blödsinn gemacht hatten. Ihre Nacht war in einer Backnacht geendet und so brachte Kiriyan am nächsten Tag ganze vier Bleche Kuchen mit, die gerade so für ganz Tsukigumi reichte. Masao setzte sich zu ihr und der Tsukigumi-Star schreckte etwas auf. „Du Kiriyan ich hab mal drüber nachgedacht. Das was du gestern Abend gesagt hast“, sagte sie und sprach dabei etwas gedämpfter. Für einen Moment musste Kiriyan überlegen, was die jüngere meinen könnte, aber erinnerte sich dann doch dumpf an etwas. „Das mit Mirio meine ich.“ „Achso das. Was ist damit?“ „Ich glaube nicht, dass das bei ihr funktionieren würde. Sie weis, dass ich auf sie abfahre und...“ „Guten Morgen“, rief Mirio als sie zu den beiden Frauen gelaufen kam und hockte sich vor sie. Kiriyan lächelte. „Morgen Mirio. Gutes Solo“, lenkte Kiriyan ab, wobei Masao nur etwas lächelte. „Danke. Ich hab gestern den ganzen Abend geübt.“ „Pass auf, dass du nicht heiser wirst. Das letzte, was wir gebrauchen können ist eine kaputte Stimme.“ „Ich pass schon auf keine Sorge.“ Mirio grinste und hockte sich in den Schneidersitz, sah Kiriyan an. Dieses quirlig-aufgedrehte war schon irgendwie liebenswert, aber der Tsukigumi-Star würde damit nicht lange auskommen. Sie brauchte einen ruhigeren Gegenpart. „Wie geht’s Asako? Sie meldet sich kaum noch.“ „Sie steckt soweit ich das gehört habe wieder mitten in den Proben. Oder zumindest was in der Richtung. Sie rückt nicht wirklich mit der Sprache raus. Wieso fragst du?“ „Ich wollte sie mal besuchen gehen, aber bei ihr ist nie jemand zuhause.“ Im Augenwinkel sah der Tsukigumi-Star, wie Masao die Zähne aufeinander biss obwohl sie lächelte. Sie wusste, dass die Frau neben ihr keine Ahnung hatte, was da wirklich zwischen Mirio und Asako passiert war, es war auch besser sie erfuhr nie davon, aber die Eifersucht, dass Mirio eine leichte Asakofixierung hatte war nicht zu übersehen. „Sie wird schon wieder auftauchen. Hinterlass ihr einfach eine Nachricht und sie meldet sich schon bei dir.“ „Mach ich. Kommst du am Wochenende eigentlich auch mit?“ „Wohin?“ „Masao und ich wollten mit ein paar Leuten aus Hoshigumi und Soragumi in die Bar am Park. Das Karaoke dort soll echt toll sein.“ „Wer sind 'ein paar Leute'?“ „Ich weis nicht, ob du sie kennst. Yurika, Beni, Tomomin und Teru kommen auf jeden Fall mit.“ „Uhm nein die Namen sagen mir nichts.“ „Ach dann stell ich sie dir einfach vor.“ „Beni kommt auch? Ich dachte sie hat so viel zu tun“, meinte Masao und Mirio zuckte mit den Schultern. „So wie es aussieht nicht. Vielleicht will sie nur wegen Tomomin mit. Ich hab gehört Wataru kommt auch.“ Kiriyan hob eine Augenbraue. Wataru... da klingelte was bei ihr. Sie kam nur nicht darauf was. Erst spät am Abend trat die ältere der ehemaligen Tsukigumi-Top Stars durch die Haustür, schmiss frustriert ihren Schlüssel auf die Kommode und fluchte leise vor sich hin. Der ganze Tag war für sie furchtbar verlaufen. Nicht nur, dass ihr sogenannter Partner in ihrem neuen Stück nur Augen für ihren Hintern hatte, er spielte auch noch furchtbar und singen konnte er nur mal gar nicht. Blöde Anfänger. Warum musste sie sich nur mit so etwas abgeben? Wenn ihre Freundin nicht in diesem Theater arbeiten würde, dann hätte sie wohl schon lange fristlos gekündigt. Dann aber wieder hätte sie sich keinen besseren Arbeitsplatz wünschen können, denn immerhin sah sie Asako regelmäßig, die Arbeitszeiten waren einigermaßen human und sie konnte weiterhin im Rampenlicht stehen. Trotzdem regte sie dieses ganze hin und her auf. Yuuhi hatte ihr die ganze Nacht die Ohren vollgejammert, hatte sich aufgeregt, wobei Saeko währenddessen halb am schlafen gewesen war, demnach kaum etwas mitbekommen hatte, aber irgendwann hatte sie es doch geschafft gehabt die Soragumi-Darstellerin dazu zu bewegen nochmal darüber zu schlafen, wohl um endlich selbst etwas die Augen zumachen zu können. Normalerweise war es Asako's Aufgabe sich die Jammereien ihrer Freunde an zu hören, aber die hatte noch bis in die frühen Morgenstunden gearbeitet, hatte dafür den Tag darauf frei bekommen. Dem Geruch nach zu Urteilen hatte sie mal wieder ein paar Kerzen angemacht. Irgendwie hatte ihre Freundin einen Faible dafür entwickelt die Wohnung geradezu aus zu räuchern wenn sie allein war. Alles, wonach Saeko jetzt aber war, war das Bett, ein Kissen und eine Decke. „Du bist aber spät da“, kam es von der Couch. Asako, ein Buch in der Hand und im Bademantel, hatte es sich wohl bequem gemacht, sah über die Schulter zu ihr. Saeko kam zu ihr, hauchte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen und brummte etwas dabei. „Diese Volltrottel bekommen einfach nichts auf die Reihe. Ich bin irgendwann einfach abgehauen und geh gleich schlafen.“ „Ist was passiert?“ „Yuuhi hat mich die ganze Nacht vollgelabert. Ich will einfach den Schlaf nachholen. Gute Nacht.“ Letzteres sagte sie etwas liebevoller, lächelte dabei. Müde tappste die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin ins Schlafzimmer, lies sich mitsammt Klamotten auf die weiche Matratze fallen und rollte sich in die Decke ein. Nach Umziehen war ihr einfach nicht mehr, nur schlafen. Sie hörte, wie die Tür erneut aufgemacht wurde und sah etwas auf. Asako stand im Türrahmen, beäugte sie etwas. „Willst du mich nicht wenigstens fragen, wie mein Tag war?“ „Asa ich hab jetzt echt keinen Bock mich zu unterhalten.“ „Das ist echt schade. Ich finde, du solltest mich fragen.“ Saeko schnaubte etwas. Manchmal war diese Frau ziemlich wiederspänstig. „Wie war dein Tag?“ Sie sah Asako grinsen, setzte sich dabei etwas auf. Sie kannte das nur zu gut. Normalerweise grinste sie so, wenn sie etwas angestellt hatte. „Ich hatte einen echt tollen Tag. Zwar hab ich nicht viel geschlafen, aber ich war heute Nachmittag mal in der Stadt. Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mitkommst, aber du hast ja gearbeitet.“ Die Jüngere trat ins Schlafzimmer, schloss die Tür hinter sich und öffnete den Knoten ihres Bademantels, lies den hellgelben, schwarz bestickten Stoff über die Schultern gleiten und entblöste neben der nackten Haut noch nicht zu verachtende, wundervoll tiefrote Unterwäsche, die Saeko die Kinnlade runterfallen lies. „Ich war mir nicht sicher was davon dir gefallen würde. Ich hab jetzt einfach mal die genommen. Oder findest du, ich sollte sie zurückbringen?“ Recht schnell fing sich Saeko dann doch wieder. Egal, wie oft Asako sich etwas in dieser Richtung ausdachte, sie wurde davon immer noch überrascht. Sie grinste. „Komm her. Dann seh ich sie mir mal genauer an und sag dir dann, was wir damit tun.“ Kapitel 2: Chapter 2 -------------------- Wieso und vor allem WIE hatte sie sich eigentlich zu diesem blöden Karaokeabend breitschlagen lassen? Nicht nur, dass Kiriyan einfach zugestimmt hätte, nein, in einem Anflug von geistiger Umnachtung hatte sie Mirio und Masao auch noch die komplette Kleidungswahl überlassen. Mal ganz davon abgesehen, dass es beinahe erschreckend war, wie gut dieser Anzug er passte, er sah auch noch gut aus. Jedoch sah sie darin aus, als wäre sie bereit den nächstbesten ab zu schleppen. Der hellgraue, sehr elegant geschnittene Anzug mit dem schwarzem Hemd, dessen oberster Hemdknopf offen stand, lud geradezu zu einem Flirt ein. Dabei hatte sie gar nicht vor sich großartig mit jemandem zu unterhalten, wollte eher nur ein bis zwei Drinks kippen, so schnell wie möglich nebenbei bemerkt, und dann wieder nach Hause gehen. „Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, Kiri“, maulte Mirio, die in Hemd und Jeanshose vor ihr stand. Dafür, dass sie Kiriyan in diesen eher schicken Anzug gesteckt hatten trugen die beiden jüngeren Otokoyaku ziemlich alltägliche Kleidung. „Wieso hab ich mich nochmal überreden lassen?“, fragte der Top Star dann doch nach. In Momenten wie diesen kam sie sich vor wie eine alte Frau. Nicht gerade verwunderlich wenn man bedachte, dass Kiriyan seit sie zum Top Star geworden war kaum noch auf etweiige Parties ging, sondern eher arbeitete. Ein Phänomän, dass bei allen Top Stars zu beobachten war, denn auch Yuuhi hatte sich sehr von der ganzen Partyszene zurückgezogen, mal ganz davon abgesehen, dass Kiriyan sowieso immer diejenige war, die die andere immer mit sich mit gezerrt hatte. „Weil du uns liebst und weil wir nett gefragt haben?“ Kiriyan grinste schief und strich sich eine Haarsträhne zurück. „Hättest du wohl gern.“ „Jetzt sei doch nicht so verklemmt. Du bist ja furchtbar. Hab ein bisschen Spaß.“ „Wir werden sehen, was daraus wird. Als ob wir den ganzen Tag über nicht schon am singen sind.“ „Ach komm das wird lustig. Hier schaut wenigstens keiner, ob du die Töne auch triffst.“ „Es kratzt an meinem Stolz, wenn ich es nicht tue.“ „Bei dir kratzt so vieles am Stolz.“ Kiriyan grinste nur schief. In einem anderem Abschnitt des Dorms machte sich auch Teru langsam zurecht, hörte dabei, wie ihr Besuch halb die Küche zerlegte, aber das war ja nichts neues. Die junge Otokoyaku stand vor ihrem Ganzkörperspiegel, besah sich ihre Kleidung und zupfte sich einige der Haarsträhnen zurecht. Noch immer ärgerte es sie, dass Tomomin abgesagt hatte, denn sie müsste das irgendwie Beni beibringen. Irgendwann. Es war eine ziemliche Weile her, dass sie mit ihren Freunden zusammen etwas unternehmen konnte, denn obwohl sie in der selben Troupe, Hoshigumi, gewesen waren, waren derartige Treffen eher selten gewesen aufgrund des gespaltenen Trainingsplans. Ihr jetztiger Trainingsplan in Soragumi vertrug sich aber ganz gut mit dem von Hoshigumi, sehr zu ihrer Erleichterung. Teru zuckte zusammen, als sie ein Klappern hörte, als wäre ein Topf zu Boden gefallen. Was stellten die beiden jetzt schon wieder an? „Beni! Man Beni hör auf!“, hörte die Otokoyaku, kaum dass sie die Tür geöffnet hatte, gefolgt von schallendem Gelächtrer. „Gib doch einfach zu, dass ich Recht habe.“ „N-Niemals.“ Okay. In diesem Moment wusste sie, was los war. Mit rollenden Augen ging Teru durch den kleinen Gang, blieb im Türrahmen stehen und sah zu der Kochniesche. Makaze Suzuho und Kurenai Yuzuru, Yurika und Beni, woihre beiden besten Freunde, lagen am Boden, wohl eher Yurika lag am Boden und Beni hockte auf ihrem Rücken, und Beni hatte die Hände an den Seiten der jüngeren Otokoyaku, die schallend lachte. So ernst Yurika auch sein konnte, mindestens ebenso kitzlig war sie, was Beni nur zu gerne ausnutzte. Yurika war der kleine Sonnenschein des Dreiergespanns, konnte aber durchaus furchterregend sein wenn ihr etwas gegen den Strich ging, was meistens der Fall war, wenn man sich an ihren Sachen, allen vorran eine kleine Musikbox in ihrem Zimmer, vergriff. Beni war ebenso unkompliziert, aber manchmal ziemlich gemein und verletztend mit ihren Sprüchen. Trotzdem mochte sie die beiden unglaublich gerne und verbrachte so viel Zeit wie möglich mit ihnen. Eigentlich gab es noch eine vierte im Bunde, Yumeno Seika, gerufen Tomomin, jedoch gab es zwischen ihr und Teru in den vergangenen Wochen so viele Reibungen, dass sie es für besser gehalten hatten etwas auf Abstand zu gehen, sehr zu Beni's Leidwesen, die sich vor einigen Wochen etwas in ihre Freundin verguckt hatte. Dann aber wieder nicht verwunderlich, denn Beni war bekannt dafür eine Schwäche für hübsche Dinge zu haben und Tomomin war immerhin mehr als hübsch. „Ich wäre euch verbunden, wenn ihr meine Wohnung ganz lasst.“ Beni sah auf und grinste breit, lies dabei aber nicht von den Seiten der lachenden Frau los. „Das muss ich mir nochmal überlegen.“ „Überleg aber schnell. Im Schlafanzug nehm ich dich nämlich nicht mit.“ „Wieso nicht? Ist doch sexy.“ „Nicht so sexy wie die Hose, die da im Bad auf dich wartet.“ Beni grinste, lies dann schlieslich von Yurika ab und stand auf, woraufhin Yurika sich völlig ausser Atem auf den Rücken rollte. „Man Beni. Jetzt muss ich meine Haare schon wieder machen gehen“, jammerte die jüngere und hockte sich auf nachdem sie einigermaßen atmen konnte. Beni, inzwischen neben Teru, sah über die Schulter und streckte der jüngeren die Zunge raus. „Als obs da so viel zu machen gäbe.“ Seufzend kontrollierte der Soragumi-Top Star ein letztes Mal ihre Haare und ihr Make-up, ging mehr oder minder zufrieden aus dem Badezimmer und schnappte sich ihren Geldbeutel. Es war das erste Mal seit einer Ewigkeit, dass sie mal wieder ausging, obendrein ohne Kiriyan. Sie hatte sich von Teru dazu breitschlagen lassen mit ihr und ihren Freundinnen in eine dieser neuen Karaokebars zu gehen, zuletzt war aber Osa der Ausschlag dafür gewesen, dass sie doch zugestimmt hatte. Sie hatte sich mit der ehemaligen Hanagumi-Darstellerin unterhalten und sie hatte ihr nahe gelegt auch mal etwas ohne Kiriyan zu unternehmen. Ständig aufeinander zu sitzen half ihrer Beziehung immerhin auch nicht. Yuuhi hatte zugeben müssen, dass sie Recht behielt und vielleicht tat ihr etwas andere Gesellschaft gut. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Eigentlich war sie schon zu spät, beziehungsweise ihre Gesellschaft war zu spät. Teru hatte sie abholen wollen, da sie ja keine Ahnung hatte wo genau sich die mysteriöse Karaokebar befand, ausser, dass sie irgendwo am Park sein musste. Die Otokoyaku ging in den Wohnbereich, kramte dort nach ihrem Handy in einer anderen Jacke, die sie davor hatte anziehen wollen, sich dann aber doch dagegen entschieden hatte. Eigentlich hatte sie gar nicht vor gehabt sich derartig raus zu putzen, aber irgendwas in ihr brachte sie dann doch dazu sich zumindest einigermaßen zu präsentieren. Wahrscheinlich verbot ihr ihr Status als Top Star, dass sie einfach in Jogginghose zu der Party ging. „Hey Yuuhi. Hör mal wir sind in ungefähr zehn Minuten bei dir. Beni hat mal wieder getrödelt“, kam vom anderen Ende als sie einige Zeit gewartet hatte. „Soll ich nicht zu dir kommen? Ich bin sowieso fertig. Dann müsst ihr nicht extra zu mir.“ „Oder so. Ich hoffe mal du hast dich entsprechend rausgeputzt.“ Der Top Star rollte etwas mit den Augen. „Du klingst wie Gaichi.“ „Wie wer?“ „Schon gut, Mama“, sagte sie und schmunzelte etwas. Manchmal vergaß sie einfach, dass ihre Mitschauspielerinnen ihre Freunde nicht kannten. „Ich bin gleich da.“ „So und wo genau treffen wir uns jetzt mit den Hoshigumis?“, fragte Kiriyan, als sie mit Mirio und Masao am Rand des Parks stand und sie sich dort auf eine niedrige Mauer gesetzt hatten. Auf der anderen Straßenseite sah Kiri schon die Treppe, die in einen Keller führte und über der ein Schild mit leuchtender Aufschrifft prankte. Sie erkannte einige Otokoyakus und Musumeyakus, die hier und da eben jene Treppe hinuntergingen, schmunzelte dabei etwas. Also hatte sich der Laden schon rumgesprochen. Mit den ganzen Takarazuka-Schauspielerinnen konnte der Abend sicherlich interssant werden und Kiriyan sagte schon innerlich den ein oder anderen Wettkampf vorraus. Innerhalb Takarazukas gab es eine strickte Anordnung, was Rang und Gesangstechnik anbelang, aber immerhin waren sie ausserhalb der Proben vom Zwang befreit ihre Stimme zu verstellen und konnten einfach ihrem Hobby, der Musik, nachgehen. Mit einem Mal schien ihr die Karaokebar ziemlich passend um ab zu schalten, auch, da ihre alte Stammbar langsam sehr eintönig und langweilig wurde, denn immerhin hatten sie einige Jahre damit zugebracht immer auf dem Selben Platz zu sitzen. Etwas Abwechslung tat wohl ganz gut. „Sie müssten eigentlich gleich kommen. Beni braucht mal wieder länger.“ „Wer genau kommt jetzt eigentlich?“, fragte Kiriyan dann doch nochmal an Mirio gewandt. Die jüngere hatte mehr Ahnung davon wie genau der Abend verlaufen sollte, denn immerhin hatte sie diesen geplant. Eine sehr negative Eigenschaft, die sie wohl von Asako übernommen hatte. „Teru, Beni und Yurika. Tomomin hat noch abgesagt gestern. Vielleicht auch besser so.“ „Wieso?“ „Zwischen Teru und Tomomin ist momentan dicke Luft. Irgendwas wegen dem Vice-Status. Ich weis nicht so genau, was da abgelaufen ist. Ach ja und Teru wollte noch jemanden mitbringen.“ „Na dann wird das ja ein bunter Abend.“ „Sicher. Du solltest aber ein bisschen vor Beni aufpassen.“ Kiriyan hob eine Augenbraue und Masao grinste nur schief. „Wieso das denn jetzt schon wieder? Beist sie?“ Mirio und Masao sahen warfen sich einen flüchtigen Blick zu bevor sie beide anfingen zu lachen. „Manchmal“,sagte Masao. „Beni ist aber ziemlich... nennen wirs geradeaus und ich glaube du passt in ihr Beuteschema.“ „Beuteschema?“ „Frag besser nicht.“ Schon als Yuuhi die Wohnung ihrer Vice betrat fielen ihr die zwei kebbelnden, jungen Frauen auf, von denen eine Teru war. Die Frau, die ihr die Tür geöffnet hatte, war gar nicht dazu gekommen sich vor zu stellen, da sie sofort zu ihren Freundinnen eilte um die ihr Unbekannte von Teru zu ziehen. Yuuhi hob eine Augenbraue. „Soll ich später nochmal kommen?“, fragte sie irritiert und Teru rappelte sich vom Boden auf. „Nein nein bleib. Tut mir leid aber BENI“ Sie warf einen leicht wütenden Blick zu der anderen Frau, die kurz zuvor auf ihr gehockt hatte. „wollte mir einen Rock aufdrücken. Ich sagte nein.“ „Der steht dir aber bestimmt gut. Ausserdem hattest du ihn nie an. Wozu hab ich dir das Teil eigentlich geschenkt?“, meinte die Frau, die dann wohl Beni war. Dann war die kleinere wohl Yurika. „Zu deiner eigenen Belustigung. Ich hab dir gleich gesagt, dass ich keinen Faltenrock tragen werde. Erst recht nicht in der Länge.“ Yuuhi konnte nicht anders als zu schmunzeln. „Och ich würde das gern sehen“, sagte der Top Star und Teru sah sie entgeistert an, wogegen Beni ihr zustimmend zugrinste. „Na also. Sogar sie stimmt dir zu.“ Die größere kam zu ihr, wobei Yuuhi dann erst merkte wie viel größer Beni eigentlich war, denn sie übertraf selbst Teru, die sie um einen halben Kopf überragte, und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Na komm schon Teru. Es wird dir nicht wehtun. Da wo wir hingehen kennt uns eh kein Schwein.“ Yuuhi hob eine Augenbraue und sah die größere an, wobei ihr Blick kurz auf die Absätze fielen. Wieso bekamen die größten Otokoyakus nochmal immer die höchsten Absätze? „Warum ziehst du nicht auch einen an“, fragte der Top Star und schmunzelte etwas. Es war eine ganze Weile her seit sie mal wieder jemanden ärgern konnte. Beni entwichen die Gesichtszüge und sie sah entsetzt drein. „Ich? Vergiss es.“ Teru schien zu verstehen worauf Yuuhi hinaus wollte und lächelte ihr einmal zu, sah dann trotzig wieder zu Beni. „Wenn du keinen anziehst, dann mach ich das auch nicht.“ „Jetzt kommt schon“, jammerte Yurika, die schon in Jacke und Schuhen an der Tür stand und auf die anderen drei Frauen wartete. „Ich will heute noch los.“ Beni neben ihr schmollte, schnaubte einmal und nahm den Arm wieder von ihrer Schulter, verschränkte stattdessen die Arme. „Irgendwann bekomm ich dich nochmal in so ein Teil rein. Verlass dich drauf.“ „Das will ich sehn.“ Wie lange die drei Frauen jetzt schon in der Kälte vor der Bar hockten konnten sie nicht so genau sagen, aber langweilig wurde es nicht. Sie unterhielten sich angeregt, fingen an etwas über die Direktoren zu lästern und tauschten sich in ihren Rollen aus. Ab und an verfiel Kiriyan in ihre Rolle und sie handelte, wie ihr Charakter es tun würde, woraufhin Mirio und Masao beide mitspielten. Es endete mehr oder minder darin, dass Kiriyan künstlich anfing mit Masao zu flirten. Dabei beobachtete sie im Augenwinkel, wie Mirio darauf reagierte. Zunächst hatte sie geglaubt so etwas wie Eifersucht zu erkennen, es endete aber, als die jüngere ihr Telefon zur Hand nahm und angeregt etwas schrieb. Wenn der Top Star so hätte ins Blaue raten müssen, dann hätte sie gewettet, dass die Sms an Asako ging, aber sie wusste, dass die Schauspielerin wohl beschäftigt sein würde, denn die Einladung mit Saeko ebenfalls zu dem Treffen zu kommen hatte sie abgelehnt, hatte ihr erklärt, dass sie mit Saeko auf eine Dinnershow gehen wollte. Gaichi und Osa würden wohl auch dabei sein, das hieß, wenn sich die beiden mal von ihrer Arbeit lossagen konnten. „Masao!“, rief mit einem Mal eine ihr unbekannte Stimme und die junge Otokoyaku drehte sich um. Auch Kiriyan sah in die Richtung, wobei ihr die drei vergleichsweise großen Frauen auf den ersten Blick auffielen, doch als sie näher kamen entdeckte sie auch Yuuhi unter ihnen. Keiner hatte ihr gesagt, dass der Soragumi-Star ebenfalls dabei sein würde. Natürlich freute sie sich, denn sie war schon eine Ewigkeit nicht mehr mit der anderen ausgegangen, aber erwartet hatte sie es nicht. Ob sich die andere wohl auch freuen würde? Yuuhi's Gefühle waren zweigeteilt als sie neben den bekannten Gesichtern von Masao und Mirio noch Kiriyan erblickte. Einerseits freute sie sich natürlich über die Anwesenheit der anderen, aber warum war sie überhaupt gekommen? Obendrein war sie gegangen ohne sie überhaupt zu fragen, ob sie ihr eventuell Gesellschaft leisten wollte. Kiriyan war in letzter Zeit immer so furchtbar arrogant, wenn es um ihre Wünsche ging. Fürs erste entschied sich Yuuhi dafür Masao und Mirio zu begrüßen und so zu tun, als ob zwischen ihr und Kiriyan nichts vorgefallen wäre, lächelte und nickte ihr kurz zu. „Dann sind wir ja komplett“, stellte Beni fest, nachem sich die Frauen Kiriyan vorgestellt hatten. „Also rein. Ich kanns kaum erwarten.“ Gesagt, getan. Die sieben Frauen gingen nacheinander hinunter in die Karaokebar, wo ihnen der Geruch von Alkohol und laute Musik entgegen schlug. Sofort erkannte Yuuhi, dass sich so einige Otokoyaku in der Bar eingefunden hatten. Teru tippte ihr auf die Schulter, zeigte an einen noch freien Tisch am anderen Ende der Bar, auf denen sie zusteuerten und sich hinsetzten nachdem sie noch zwei weitere Stühle hinzugezogen hatten. Kaum, dass sie sich gesetzt hatten kam eine junge Kellnerin zu ihnen, lächelte freundlich. „Was kann ich euch bringen?“, fragte sie und die Runde bestellte. Yuuhi war noch vor Teru und Kiriyan an der Reihe, warf einen kurzen Blick in die Karte. Die Auswahl an Alkohol war geradezu umwerfend, allerdings war Yuuhi noch immer nicht wirklich der Trinker. „Uhm... habt ihr was ohne Alkohol?“ „Du trinkst nicht?“, fragte Teru, die neben ihr saß und sie einmal kritisch beäugte. „Nein. Es schmeckt mir nicht und ich hab gesehen was das Zeug alles anrichten kann.“ Yuuhi wandt sich wieder der Kellnerin zu. „Ich bleib bei einer Cola.“ Schulterzuckend nahm die Kellnerin die restlichen Bestellungen auf, bevor sie wieder zum Thresen verschwand. Teru war schon seit der Begrüßung vor dem Club nicht entgangen, dass Yuuhi's Laune mit einem Mal gänzlich unten war und sie konnte nur raten, woran das lag. Die Art und Weise wie sie Kiriyan ansah sprach leider Bände. Die Beziehung zwischen den beiden Top Stars war bissher nur ein Gerücht innerhalb Takarazukas gewesen, aber so wie sich die zwei verhielten war da wohl etwas Ärger im Paradies. Vielleicht konnte sie Yuuhi ja doch zu etwas Alkoholischem überreden um sie etwas auf zu lockern. Den Drink, den sie sich bestellt hatte, enthielt so einiges an Alkohol, der verdammt schnell in den Kopf ging und ihren Top Star wohl nach ein paar Zügen umhauen würde, dennoch schmeckte er furchtbar süß wie ein Fruchtsaft. Die Otokoyaku warf einen Blick in die Runde, hörte zu, wie ihre Freundinnen miteinander tratschten und beobachtete insbesondere Beni, die sich mehr als offensichtlich für Kiriyan zu interessieren schien. Sie fragte den Tsukigumi-Star geradezu aus während sich Yurika wohl lieber mit Yuuhi unterhielt. Links von ihr redeten Mirio und Masao über die junge Musumeyaku, die gerade auf der Bühne stand und ein Lied schmetterte, dass es ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Kaum dass das Lied zu Ende war stand Masao auf, schnappte sich Yuuhi an der Hand und zog sie noch bevor Yuuhi selbst richtig reagieren konnte mit Richtung Bühne. Teru lachte etwas. Normalerweise kannte sie derartiges von Beni, aber die musste sich von Yurika mal wieder eine Standpauke anhören, dass sie nicht so aufdringlich sein sollte. Kiriyan schien das ganze sehr amüsiert hin zu nehmen, warf aber hier und da immer wieder einen Seitenblick zu Yuuhi. So ganz glücklich über das Verhalten des Top Stars schien sie nicht zu sein. Apropos Top Star. Kaum, dass Yuuhi, mehr oder minder gezwungen, anfing zu singen schlich sich erneut eine Gänsehaut auf ihren Rücken. Die Stimme des Soragumi-Stars war wirklich unglaublich, einzigartig. Sie lehnte sich auf dem Tisch auf. Jetzt wo sie die andere mal so in Ruhe betrachten konnte sah sie auch nicht gerade schlecht aus. Sie hatte etwas liebenswürdiges an sich, was sich insbesondere durch ihre Augen zeigte. Sie hatte etwas von einem Hund in ihrem Blick. Ein liebenswürdiger Hund oder ein Waschbär. Auf der Bühne lachte sie, ehrlich, nicht gezwungen, was sie nur noch schöner machte. Teru kam nicht daran vorbei sich vor zu stellen wie ihr Top Star mit einem Rotstich auf den Wangen aussah. Mit einem Mal wurde die Idee der anderen doch etwas Alkohol auf zu schwatzen immer verführerischer. Kiryan war es nicht entgangen wie Teru am anderen Ende des Tisches ihre Feundin geradezu mit den Augen verschlang, was in ihr einen Brechreiz auslöste. Am liebsten wäre sie der größeren an die Kehle gesprungen und sie aus der Bar gejagt, aber sie konnte immerhin nicht so öffendlich eine Szene machen. Zwar waren in dem Laden zum größten Teil Takarazukaschauspielerinnen anwesend, aber ihre Beziehung mit Yuuhi war immerhin mehr oder minder noch ein Geheimnis. Sie wollte nicht mehr Aufmerksamkeit erregen als notwendig, also biss sie sich auf die Zunge und schluckte einige sehr fiese Kommentare herunter. Irgendwie musste sie Teru doch klar machen, dass Yuuhi nicht zu haben war, die Frage war nur wie. Kiriyan hatte keinerlei Erfahrung mit so etwas, hatte immer nur Saeko beobachtet, wie sie immer fast krank vor Eifersucht wurde wenn jemand offensichtlich Asako angrub. Sie hatte es nur einmal beobachtet, als Asako ihre Premiere an ihrem neuen Theater hatte und sie alle eingeladen hatte. Ihr Co-Star, der den Tod gespielt hatte, war immer um Asako herum gewesen bis Saeko irgendwann der Kragen geplatzt war. Der ehemalige Tsukigumi-Star konnte mehr als furchterregend sein, wenn sie süßlich lächelnd einen zur Schnecke machte. Sie hatte Asako's Co-Star nie mehr ausserhalb eines Stücks in der Nähe ihrer Freundin gesehen. Asako's Eifersucht hingegen zeigte sich immer auf subtilere Weise. Sie bekam in diesen Momenten immer diesen sehr speziellen, furchteinflößenden Blick, der einen zu Eis erstarren lies. Gewöhlicherweise bekam das Natsuki zu spüren. Manchmal tat sie Kiriyan schon fast leid. Fast. Kiriyan schreckte auf als Yuuhi mit Masao wieder zurück zum Tisch kam, wobei Yuuhi wieder sichtlich bessere Laune hatte. Ihr unerwartetes Aufeinandertreffen hatte die Laune von beiden ziemlich runtergezogen. Kiriyan hatte sich eigentlich vorgenommen Yuuhi zunächst aus dem Weg zu gehen um etwas über ihre Situation nachdenken zu können. „Selbst uneingesungen einfach super“, lobte Teru und lächelte ihrem Top Star zu, wobei Yuuhi nur etwas verlegen auf den Tisch starrte. „Danke. Ich hoffe nur das rächt sich nicht. Ich bekomme Ärger wenn ich heiser zum Training erscheine.“ „Ach mach dir da mal keine Sorgen.“ Kiriyan biss die Zähne aufeinander, nahm einen kräftigen Zug von ihrem Getränk. Je länger der Abend dauerte, umso besserer Laune war der Soragumi-Star. Teru und Yurika verstanden es ziemlich gut sie so ab zu lenken, dass sie Abschnittsweise sogar vergaß, dass Kiriyan mit am Tisch saß. Nur als Kiriyan selbst mal auf der Bühne stand hörte sie der Frau aufmerksam zu und stellte fest, dass sie besser geworden war als sie in Erinnerung hatte, doch genauso schnell wie Kiriyan ihre Aufmerksamkeit gepackt hatte, genauso schnell war sie wieder weg. Vielleicht lag es am steigenden Alkoholpegel ihrer Freunde, aber insbesondere Teru beanspruchte immer wieder ihre Aufmerksamkeit, wobei sie beobachtete, wie Beni eher mit Kiriyan sprach. Sie wartete eigentlich nur auf den Moment, dass Beni sich auf den Schoß der anderen setzte, denn die Hoshigumi-Darstellerin erinerte sie etwas an Asako zu ihrer Top-Star Zeit. Verführerisch, sexy, gutaussehend und sich dessen in jeder Hinsicht bewusst. Zu allem Überfluss war Beni auch noch um einiges direkter als es Asako je gewesen war, denn sie meinte einmal beim Hinhören so etwas in der Richtung 'so eine Frau wie dich hätte ich gerne im Bett' gehört zu haben. Kiriyan war daraufhin wohl knallrot angelaufen, was Yuuhi's Laune für einen Moment wieder auf den Nullpunkt gezogen hatte. Sie fragte sich, wie Kiriyan nur so furchtbar schamlos sein konnte, denn immerhin war sie noch ihre Freundin. Es war ihr sowieso schon schleierhaft gewesen wieso Kiri Asako an sich rangelassen hatte, doch Asako's Erzählungen nach, die sie Yuuhi in ihrem Größenwahn in aller Länge und sehr genüsslich unter die Nase gerieben hatte, hatte Kiriyan sie geradewegs angebettelt. Ihr war klar, dass es so einige gab, die sich vor die Füße des ehemaligen Top Stars warfen nur um einmal von ihr angesehen zu werden, Mirio beispielsweise, aber sie hätte nie geglaubt, dass Kiriyan dazu zählte. „Man Yuuhi. Jetzt schau doch nicht so verbissen drein“, sagte Teru und schnippste ihr gegen die Stirn und Yuuhi rieb ich brummend über die schmerzende Stelle. „Ach lass mich.“ Kiriyan, Yurika und Beni standen zusammen auf der Bühne, sangen eine sehr populären Song, der das Publikum ebenfalls mitriss. Masao und Mirio standen vorne an der Bühne und feierten etwas mit anderen Otokoyaku. Wenn der Soragumi-Star nicht so genau wüsste, dass Masao vollends auf Mirio abfuhr hätte sie geglaubt, dass die jüngere mit jemand anderem flirtete. „Ich kann mir das einfach nicht mit angucken. Du bist schon die ganze Zeit so.“ Teru brummte etwas und schob ihr den Drink hin, den sie sich bestellt hatte. „Probier den mal.“ „Ich trinke keinen Alkohol, Teru.“ „Probier ihn doch einfach mal. Dann können wir weiterreden.“ „Ich will nicht.“ „Ich sage Beni, dass sie Kiriyan abschleppen soll wenn du nicht zumindest einen Schluck nimmst.“ Der Soragumi-Star verstummte, biss sich auf die Zunge und zog das bunte Getränk etwas näher zu sich, beäugte es kritisch. Es war mehr als einfach nur bunt, sah aus, als hätte man willkürlich einen Farbkasten zusammengekippt und ein paar Schirmchen reingesteckt, aber es roch sehr süß und beinahe wie Kirschsaft. Nur sehr zögerlich nippte sie an dem beisend süßem Getränk, blinzelte leicht. War da überhaupt Alkohol drin? Es schmeckte geradezu fantastisch. „Was ist das?“ „Schmeckts?“ „Uhm... ja.“ „Dann trink aus. Ist sowieso fast leer.“ Yuuhi hob eine Augenbraue. Fast leer war anders, aber einem geschenktem Gaul sah man nicht ins Maul. Es schmeckte ihr tatsächlich und sie nahm einen weiteren Zug davon. Wie lange Kiriyan schlussendlich auf der Bühne gestanden hatte konnte sie nicht sagen, aber es war eine ganze Weile gewesen. Einige der anwesenden Otokoyakus und Musumeyakus hatten um ein Duett gebeten, was Kiriyan ja nur schwer abschlagen konnte. Als Top Star hatte sie eine gewisse Haltung zu wahren und gute Publicity auch innerhalb Takarazukas war dafür wichtig. Irgendwann erlösten sie die Frauen dann doch und sie ging mit Beni, mit der sie sich den Abend über blendend verstanden hatte, zurück zum Tisch, blieb aber auf halbem Weg stehen. Nur noch Teru und Yuuhi waren am Tisch zurückgeblieben, denn Masao, Mirio und Yurika standen nun selbst auf der Bühne. In Yuuhi's Hand sah der Tsukigumi-Top Star das Getränk, dass Teru sich bestellt hatte, fast gänzlich geleert und Yuuhi selbst krümmte sich vor Lachen geradezu auf ihrem Stuhl, hatte einen leichten Rotschimmer auf den Wangen. Sie hatte doch nicht etwa... Schnellen Schrittes und Beni's Rufe ignorierend ging sie zum Tisch, sah zu der höchstens angeheiterten Teru und der offensichtlich stockbetrunkenen Yuuhi. „Kiri~“, lallte der Soragumi-Top Star und hob das Glas mit der bunten Flüssigkeit. „Du hast mir nie gesagt, dass das Zeug so gut schmeckt.“ „Yuuhi hast du das ganze Ding allein getrunken?“ Teru sah zu ihr, schmunzelte nur etwas. „Das ist schon ihr zweiter. Sonderlich viel verträgt sie allerdings nicht.“ „Du hast“ Yuuhi entfuhr ein leises 'hick'. „mir auch nicht gesagt, dass das so mit Alkohol zugeknallt ist.“ „Ich hab auch nicht erwartet, dass du nur 10 Minuten für zwei Drinks brauchst.“ Kiriyan sah ziemlich wütend drein. Dann hatte Teru ihrer Freundin also den Alkohol angedreht. Sie hatte doch gewusst, dass Yuuhi keinen Alkohol vertrug, da sie nie trank. Sie schnappte ihre Freundin an der Hand, zog sie mit sich mit. „Du gehst dir erstmal das Gesicht waschen“, sagte der Tsukigumi-Star bestimmt, zog Yuuhi trotz Protest mit zur Toilette. Hauptsache weg von Teru. In dem Vorraum der Toiletten angekommen entriss die wohl zuerst ziemlich überrumpelte Yuuhi den Arm. Dass ihre Reaktionszeit sich so drastisch verlängerte hätte sie nicht gedacht. Yuuhi war noch nie betrunken gewesen, aber selbst in diesem Moment bekam sie noch mehr oder minder alles mit, was um sie herum geschah. Nur lockerte der Alkohol furchtbar ihr Mundwerk. Sie hatte Teru die ganze Geschichte davon erzählt, was mit Asako ein Jahr zuvor im Schwimmbad geschehen war, fand es merkwürdigerweise auf einmal furchtbar komisch, dass ihre Freundin sie zutiefst verletzt in das Schwimmbecken geworfen hatte und sich darüber köstlich amüsiert. „Yuuhi was soll das?“, fragte Kiriyan mit einem Mal, stand vor ihr und hielt sie an den Schultern fest. Um sie drehte sich noch alles. „Bist du wahnsinnig geworden? Du lässt dir doch sonst nix zu trinken andrehen!“ „Als ob dich das interessieren würde, was ich will und tue.“ Gott warum lallte sie so furchtbar? Dabei wusste sie doch genau, was sie sagte, es kam nur recht unverständlich raus. Ausserdem schien es, dass sie ihre Gedanken einfach nicht in ihrem Kopf behalten konnte, sprach einfach alles aus, was ihr so auf dem Herzen lag. Obendrein wurde sie durch den Gedanken allein schrecklich wütend. „Dich hat doch noch nie interessiert, was ich wollte. Erst ignorierst du mich drei Jahre lang, dann zögerst du jahrelang bis du es schaffst mir zu sagen, dass du mich liebst und kurz darauf springst du mit Asako in die Kiste! Und bei mir beschwerest du dich über das bisschen Alkohol?“ „Wie oft soll ich denn noch sagen, dass es mir Leid tut? Ich kanns nicht ungeschehen machen!“ „Nein. Das ganze an sich wäre ja nicht so schlimm, aber bei mir schaffst dus nichtmal das Hemd aus zu ziehen ohne mich gleich aus der Wohnung zu werfen! Du kommst nie von dir aus zu mir, du ignorierst meine Anrufe, dich interessiert es einen Dreck was ich in meiner Freizeit mache und dir scheint es ja auch besser zu gehen wenn du ohne mich ausgehst!“ „Yuuhi das stimmt doch alles gar nicht...“ „Sag mir das letzte Mal, an dem du mich angerufen hast ohne, dass du etwas Konkretes von mir wolltest.“ Kiriyan schwieg. Sie rief nie bei Yuuhi an einfach nur um sich zu unterhalten, zumindest nicht, seit sie mehr oder minder offiziell zusammen waren. Als die beiden nur Freunde gewesen waren hatten sie ständig mitenander telefoniert. „Also“, fuhr Yuuhi dann doch fort und Kiriyan sah betrübt zu Boden. „Dir scheints ja ohne mich sehr viel besser zu gehen.“ Gerade als Kiriyan zum Sprechen ansetzen wollte schob sich Beni zwischen sie und drückte Kiriyan zurück. Die junge Otokoyaku war ihnen wohl gefolgt. „So jetzt beruhigen wir uns erstmal“, sagte sie und sah zu Yuuhi. „Ich glaube mal du brauchst eine Auszeit. Du bist vollkommen betrunken. Ich bring dich heim.“ Yuuhi wollte protestieren doch Beni drehte dem Top Star demonstrativ den Rücken zu. „Sagst du bitte den anderen Bescheid? Und sag Teru bitte, dass ich keinen abgeschleppt habe, noch abgeschleppt worde bin.“ „Bitte was?“, fragte Kiriyan irritiert und noch immer überrumpelt von der mentalen Tracht Prügel, die sie von Yuuhi bezogen hatte. „Lange Geschichte. Sags ihr einfach.“ Wie Beni es letztenendes geschafft hatte Yuuhi unbeschadet nach Hause zu bringen war ihr absolut schleierhaft. Der Alkohol schien ihr immer schneller in den Kopf zu steigen, sodass sie kaum noch geradeaus laufen konnte. Unterwegs steigerte sie sich immer mehr in die Sache mit Asako und Kiriyan hinein. Sie hatte es nie so ganz überwunden, dass ihre beste Freundin mit der Frau geschlafen hatte, der sie ihr Herz geschenkt hatte. Vielmehr war wohl die Enttäuschung da, dass sie Kiriyan so viel weniger zu bedeuten schien als Asako. Sie wusste, dass Kiriyan ab und an von Asako träumte, verdammt wer tat das schon nicht, denn die Gestallt ihres ehemaligen Top Stars suchte selbst sie manchmal Nachts heim, aber zumindest konnte sie sich gänzlich davon loslösen und sich auf Kiriyan konzentrieren. Beni brachte sie ins Schlafzimmer und setzte den Soragumi-Star aufs Bett, hielt sie in einer aufrechten Position fest. „Mein gott du bist wirklich mehr als stockbesoffen“, stellte die Hoshigumi-Darstellerin fest und grinste schief. „Dabei hab ich dich nicht für einen Trinker gehalten.“ „Du hast doch keine Ahnung von mir.“ „Nö. Ich wusste auch nicht, dass du so eine Furie sein kannst. Du schienst mir immer mehr der ruhige Typ zu sein.“ „Ich BIN ruhig.“ „Nicht, wenns um Kiriya zu gehen scheint.“ Yuuhi biss die Zähne aufeinander. Ein sie wurde nie wütend oder böse oder ähnliches. Nur Kiriyan schien sie bissher so weit getrieben zu haben, Alkohol hin oder her. Beni, die sich ihr gegenüber hingesetzt hatte, seufzte einmal. „Wenn sie dich so wütend macht, hast du dir mal überlegt, ob sie die Richtige für dich ist?“ „Ich liebe sie.“ „Das ist in ner Beziehung nicht alles. Woran haperts?“ Yuuhi schnaubte verächtlich. Eigentlich ging Beni das gar nichts an, sie kannte diese immerhin kaum, aber der Alkohol beeinflusste ihr Urteilsvermögen. „Am Sex.“ „Wieso? Ist er schlecht.“ „Wir haben keinen.“ Beni, hob die Augenbrauen, grinste und lachte daraufhin. „Bitte? Das ist alles? Okay ich frag anders: wann war das letzte Mal?“ „Nie.“ „Was?“ „Nie“, wiederholte der Soragumi-Star mit etwas mehr Nachdruck. „Sie wirft mich jedes Mal raus wenn ichs versuche.“ „...Soll das heißen, ihr habt noch nie miteinander geschlafen?“ „Bist du taub? Das hab ich doch gerade gesagt.“ Woh. Das war dann doch härter, als Beni es erwartet hatte. Sie hatte mit einigen Wochen Pause gerechnet, denn das hätte sie durchaus verstehen können. Trotzdem besser mal nachfragen, denn immerhin kannte sie ein paar Päärchen, die seit Jahren zusammen waren ohne auch nur ein Mal im Bett gelandet zu sein. Glücklicherweise schien Yuuhi durch den Alkoholeinfluss ziemlich gesprächig geworden zu sein. „Und das stört dich warum?“ „Sie vertraut mir nicht genug.“ Ah dann gings ihr doch nicht primär um den Sex. Was die beiden hatten war ein Vertrauensproblem. Kiriyan wies Yuuhi zurück und Yuuhi interpretierte zu viel hinein. Sie hatte schon mitbekommen, wie versessen der Tsukigumi-Star auf Yuuhi war und wie krankhaft eifersüchtig sie war allein durch die kurzen Gespräche mit ihr. Nun das konnte man ändern. Vielleicht sprang für sie auch etwas dabei raus, wenn sie es richtig anstellte. „Findest du dann nicht, dass ihr eine Pause machen solltet?“ „Pause?“ „Nun du willst ja offensichtlich nicht schluss machen. Ist ja auch klar. Dann macht halt eine Beziehungspause. Das machen so einige, wenn sie sich gegenseitig nicht mehr riechen können. Vielleicht realisiert Kiri dann, was du ihr bedeutest.“ Sie beobachtete, wie Yuuhi angestrengt anfing zu denken, schmunzelte daraufhin nur etwas. Im betrunkenem Zustand zu denken, auch wenn Yuuhi wohl noch mitbekam, was sie tat, denn immerhin hatte sie noch einigermaßen geradeaus Laufen können, war ein Kraftakt. „Verrenk dir nicht das Hirn. Schlaf erstmal ne Nacht drüber und sag Kiriyan dann, was du willst.“ Kapitel 3: Chapter 3 -------------------- Am nächsten Morgen erwachte Yuuhi mit einem ziemlich drückendem Schädel, blickte ein wenig orientierungslos durch die Gegend bis sie feststellte, dass sie in ihrer eigenen Wohnung war. Diese Art von Kopfschmerzen kannte sie so noch nicht. Vielleicht hätte sie doch besser die Finger vom Alkohol lassen sollen. Teru würde von ihr nochmal desshalb was zu hören bekommen. Langsam raffte sich der Soragumi-Star auf, warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Mist sie hatte den ganzen Morgen verschlafen, schwang sich mehr oder minder motiviert aus dem Bett und fuhr sich durch die Haare. Eigentlich war sie immer eine der ersten, die wach waren, wesshalb es für sie ungewohnt war, dass die Sonne schon hoch am Himmel stand wenn sie sich aus den warmen Laken erhob. Auf dem Nachttisch fand sie einen kleinen Zettel vor, fischte nach diesem und runzelte daraufhin die Stirn. 'Hab dir die Tabletten bei dir auf den Tisch gelegt für den Fall, dass du nen Brummschädel hast. Lass den Kaffee am besten stehen. Hab Teru Bescheid gesagt, die kommt noch vorbei. Grüße, Beni' Beni. Yuuhi runzelte einmal die Stirn. Stimmt die Hoshigumi-Darstellerin hatte sie am Vorabend nach Hause gebracht und sich noch mit ihr unterhalten. Die Soragumi-Schaustellerin knirschte mit den Zähnen. Sie erinnerte sich an das Gespräch und jetzt, wo es wieder da war, musste sie sich ernsthaft darüber Gedanken machen. Kiriyan, die Frau ihres Herzens, vielleicht nicht die Richtige für eine Beziehung. So ganz Unrecht hatte sie ja nicht gehabt. Ihre ganze Beziehung hat wunderbar funktioniert, bis diese Vertrauenssache aufgetreten war, insbesondere seit der Sache mit Asako. Sie gab es nicht gerne zu, aber ihr Betrug saß ihr doch noch tiefer in den Knochen als sie gedacht hatte. Es ging ihr gar nicht mal so sehr ums 'warum' sondern eher das 'warum nicht' ihr gegenüber. Ob Kiriyan vielleicht sogar eine andere neben ihr hatte und desshalb kein Interesse ihr gegenüber zeigte? Es war immerhin allgemein, wohl eher innerhalb Takarazukas, bekannt, dass insbesondere die Tsukigumi-Top Stars zu einem gewissen Größenwahn neigten und diesen in einer ganz bestimmten Richtung auslebten. Vor Kiriyan war es Asako gewesen, die ihre Opfer in ihrem Spinnennetz festgehalten hatte, davor Saeko, wenn auch im weniger krassem Ausmaße als Asako, und auch Shibuki Jun, der Top Star vor Saeko, war bekannt dafür gewesen ihr Zuhause in mehreren Betten gehabt zu haben. Gedankenverloren schliff Yuuhi ins Bad, entledigte sich dort ihrer Kleidung, in der sie geschlafen hatte, und stellte sich unter die Dusche. Ob das so eine Art 'Tsukigumi-Fluch' war? Kiriyan hatte sich ziemlich verändert seit ihrem Top-Star Debut, aber das hatte sie auch, was am zusätzlichem Stress lag. Das ganze Denken half ihrem dröhnendem Kopf jedoch nicht, wesshalb sie erst einmal beschloss später darüber nach zu denken. Die Feststellung, dass Kiriyan eine andere haben könnte, blieb allerdings in ihrem Hinterkopf sitzen. Etwas weiter im Dorm entfernt hockte Teru über ihren Frühstückswaffeln, hatte aber einen Moment davon abgelassen um Beni an zu rufen. Kiriyan hatte ihr erzählt, dass ihre Freundin ihren Top Star nach Hause gebracht hatte, was Teru nicht so recht gewesen war. Beni hatte die üble Angewohnheit sich an so ziemlich alles ran zu werfen, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Eigentlich konnte ihr das recht egal sein, aber sie hatte Yuuhi in der kurzen Zeit lieb gewonnen und wollte sie nicht wegen einem blöden Fehler von Beni gleich wieder verlieren, so wie es bei Tomomin der Fall war. Wieso Beni Tomomin gegenüber so blind war, war ihr jedoch ein Rätsel, denn Tomomin hatte mehr als offensichtlich etwas für ihre Freundin übrig. Seufzend griff sie erneut nach dem Telefon, starrte darauf und wählte schließlich doch die Nummer ihres Top Stars. „Yuuhi?“, fragte sie, als sie hörte, dass abgenommen wurde. „Guten Morgen. Teru hier.“ „Morgen“, kam es nur brummend vom anderen Ende. So guter Laune schien sie nicht zu sein. „Hab ich dich geweckt?“ „Nein. Ich hab Kopfschmerzen.“ „Glaub ich dir. Soll ich vorbeikommen? Ich bring dir auch was gegen deinen Kater mit.“ „Ich hab keinen Kater.“ Teru schmunzelte. Für Yuuhi müssen es einfach nur bestialische Kopfschmerzen sein. Kein wunder, wenn sie noch nie vorher einen Kater hatte. Amüsant war es trotzdem. „Dann halt was gegen deine Kopfschmerzen. Die Tablette wird nicht ganz reichen.“ „...Tu, was du nicht lassen kannst.“ Noch immer rollte sich Kiriyan unruhig in ihrem Bett herum. Dass es inzwischen wieder Morgen war half ihrer Verfassung nicht. Der inzwischen abgeklungene Alkohol machte es nicht besser. Sie machte sich ziemliche Vorwürfe wegen der Auseinandersetzung mit Yuuhi. Sie hatte nicht mit ihrer Freudin streiten wollen und sie hatte Angst, die andere desshalb zu verlieren. Mehr als sonst fragte sie sich, wieso sie nicht einfach über ihren Schatten springen konnte. „Ach vermalledeit“, fluchte sie leise zu sich, stand dann doch wieder auf und zog die orangfarbenen Vorhänge ihres Zimmers auf, kniff wegen dem plötzlichem Lichteinfall die Augen zusammen. War es schon wieder so spät? Kiriyan konnte ungefähr am Sonnenstand sagen, wie viel Uhr es war, denn ihr Zimmer war so ausgerichtet, dass die Sonne zu einer gewissen Uhrzeit immer direkt in ihr Schlafzimmer schien. Und in jenem Moment knallte ihr das helle Licht direkt in die Augen. Noch erblindet und mit Sternen vor den Augen tappste sie ins Wohnzimmer, tastete dort nach dem Telefon, welches eigentlich auf der Kommode liegen sollte nur um fest zu stellen, dass es eben dort nicht war. „Ich sollte mir echt angewöhnen das Teil zurück zu stellen...“, murmelte der Top Star leise und begann, inzwischen mit etwas klarerem Blickfeld, ihre Wohnung nach dem Telefon zu durchsuchen. Die Kochecke und der Tisch im Wohnbereich waren Fehlanzeige gewesen, wesshalb sie für einen Augenblick etwas orientierungslos in der Wohnung stand. So weit kann es doch gar nicht sein, dachte sie sich und kratzte sich am Kopf. Nach einem Geistesblitz ging der junge Top Star erneut in den Wohnbereich, kniete sich dort auf den hellblauen Teppich vor das schwarze Sofa und sah unter den Sessel. Ihre Einrichtung war komplett in die Ecken geschoben damit sie mehr Platz in der Mitte hatte um notfalls ein paar Tanzschritte üben zu können. Manchmal warf der Tsukigumi-Star aus frust ihre Sachen in die Ecken, die meist unter dem Tisch oder dem Sofa landeten. Schlussendlich entdeckte sie das hellweiße Telefon tatsächlich. Kiriyan streckte einmal den Arm danach aus, ertastete neben dem Plastik des Telefons noch ein Stück Papier, dass sie ebenfalls mit raus zog. Der Top Star setzte sich vor den Sessel auf den Teppich, legte das Telefon erst einmal beiseite und betrachtete das Stück Papier. Es war ein Foto und Kiriyan starrte es eine ganze Weile an. Sie erinnerte sich nur zu gut daran. Yuuhi hatte sich während der ganzen Zeit kaum vom Fleck bewegt. Bei jeder Bewegung fühlte sie einen Schmerz, der ihren Kopf wie ein Blitz durchzog, sodass Bücken eine einzige Qual geworden war. Statt sich komplett an zu ziehen, denn sie wusste ja, dass Teru jeden Moment vor ihrer Tür stehen konnte, hatte sie sich etwas Unterwäsche aus ihrem Fach gegriffen, die Fächer waren glücklicherweise in ihrem cremefarbenen Kleiderschrank ungefähr auf Hüfthöhe angeordnet, und darüber nur den rot-schwarzen Bademantel geworfen. Wie Asako sich das eine Zeit lang regelmäßig hatte antun können war ihr ein Rätsel. Einmal und nie wieder. Das Telefon lag noch immer vor ihr auf den Tisch, wobei Yuuhi schon fast fürchtete, dass es jeden Moment wieder los ging und ihr erneut Kopfschmerzen verschaffte. Die Tablette, die Beni ihr hingelegt hatte, war tatsächlich nicht genug gewesen und der Top Star hätte schwören können, dass es sogar noch schlimmer geworden war. Das Licht schmerzte in ihren Augen, sodass sie sich mit halbgeschlossenen Augen fast blind durch ihre Wohnung bewegte. Nur gut, dass sie nicht sonderlich viele Möbelstücke besaß. Das nerventötende 'DRRRRRR' der Türklingel lies den Top Star erneut laut aufstöhnen, kniff die Augen zusammen und legte die Stirn für einen Moment auf die kühle Tischplatte und schlug die Arme über dem Kopf zusammen. Teru war wirklich zu früh. Nur sehr langsam erhob sich die Otokoyaku, zog bei jedem Schritt die Füße gezwungenermaßen über den Boden und öffnete die Tür. „Guten Morgen“, sagte Teru in einem vergleichsweise fröhlichem Tonfall, lächelte, wobei Yuuhi nur schief grinste. „Was soll daran gut sein?“ „Ach komm. Das bisschen Kater geht auch wieder weg.“ „Hoffendlich bevor mir der Schädel platzt.“ „Das hoff ich auch. Immerhin gäb das sonst eine riesen Sauerei.“ Allein die Vorstellung brachte den Top Star etwas zum lächeln und sie lies ihre Vice in ihre Wohnung. Ihren Top Star so vor zu finden hätte sie jetzt nicht geglaubt. Teru war es ganz und gar nicht gewohnt Yuuhi nicht im Anzug zu sehen, wobei sie nicht sagen konnte, dass ihr der zartrote, mit schwarzen Ornamenten versehene Bademantel nicht gefiel. Ihrem Top Star standen diese etwas dunkleren Farben einfach wunderbar. Die Otokoyaku verdrängte den Gedanken, der sich gerade in ihren Hinterkopf schlich, folgte ihrer Freundin einfach in den Wohnbereich und sah sich einmal ausgiebig um. Sie hatte davon gehört, dass die Wohnungen der Top Stars um einiges größer war als die Bruchbude, in der sie wohnte, aber so viel anders waren die Räume dann doch nicht. Die Grundanordnung war anders und sie entdeckte einen zusätzlichen Raum, aber ansonsten sahen ihre Wohnungen eigentlich recht identisch aus. „Ich hab dir ein bisschen was mitgebracht. Hast du hunger?“, fragte die Vice und stellte ihre Baumwolltasche auf den länglichen Holztisch. „Nicht wirklich. Nur Kopfschmerzen.“ „Na wenigstens hast du dich nicht übergeben. Ich hab gar nicht gewusst, dass du SO wenig Alkohol verträgst.“ „Bist du jetzt wenigstens eines Besseren belehrt?“ Teru grinste, fing an, ihre Tasche auf dem Tisch aus zu breiten. Neben einer kleinen Flasche mit einem Fruchtsaft holte sie noch einige Salzstangen heraus. „Setz dich. Ich mach dir Frühstück.“ „Du musst nicht...“ „Ich bin mehr oder minder Schuld an deinem Kater also lass mich.“ In einem anderen Teil der Stadt zog sich der ehemalige Tsukigumi-Top Star aus ihrem Bett, sah auf ihre noch immer schlafende Partnerin und lächelte etwas. Sie wusste, dass Saeko erst ein oder zwei Stunden schlief, denn in letzter Zeit arbeitete sie meistens Nachts und ging ins Bett, wenn sie schon fast wieder aufstand. Zwar arbeiteten die zwei ehemaligen Takarazuka-Darstellerinnen am selben Projekt, jedoch war es Saeko's Aufgabe sich um die Chöre und die Nebencharaktere zu kümmern, die meistens Abends/Nachts trainierten um den Hauptdarstellern, sie eingeschlossen, nicht in den Füßen zu stehen. Erst gegen Ende der Proben stießen die zwei Gruppen meist aufeinander um das komplette Stück zusammen zu trainieren. Asako beugte sich zu ihrer Freundin, hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe, woraufhin sich die ältere einmal etwas regte und sich auf die andere Seite drehte. Die Jüngere kicherte etwas, stand auf und ging leise über den weichen Teppich hinaus aus dem Schlafzimmer in die Küche, wo sie sich zunächst einen Kaffee eingoss. Sie setzte sich an den kleinen Tisch in der Küche, zog ihren Terminkalender heran und schlug diesen auf, blätterte etwas zwischen den vollgeschriebenen Seiten ehe sie fand, was sie suchte. Die ehemalige Otokoyaku hatte sich einen Termin ausgesucht, an dem sie mal wieder mit ihren Freunden etwas unternehmen wollte, denn in den letzten Wochen war das Grüppchen etwas auseinander gebrochen aufgrund der unterschiedlichen Terminplanung. Sie hatte sich vorgenommen zu einem Auftritt zu Hanagumi zu gehen, denn Osa wollte unbedingt wissen, wie sich ihre alte Troupe so schlug und auch Asako war in der Richtung mehr als neugierig. Eigentlich fehlte nur noch Hiromi. Hoffendlich war die kleine Schwester ihrer Freundin endlich mal erreichbar. Hiromi hielt nicht viel von Asako, das war deutlich spürbar, insbesondere wenn es um Chika ging, die irgendwie immer um die jüngere herumtänzelte, aber sie kamen ganz gut miteinander aus. Sie griff nach dem Telefon, wählte die Nummer der anderen und wartete etwas. „Ja?“, kam es nur gedrückt vom anderen Ende. „Guten Morgen Hiromi. Hab ich dich geweckt?“ „Mich nicht.“ Dann war Natsuki wohl wieder bei ihr. Wieso der Yukigumi-Top Star überhaupt noch eine eigene Wohnung hatte war ihr schleierhaft. Naja konnte ihr recht egal sein. „Wie auch immer. Ich habe Karten für uns alle für den neuen Hanagumi-Auftritt und ich möchte, dass ihr beide mit kommt.“ „Wann ist der?“ „Übermorgen. Ich wollte dich früher anrufen, aber du gehst ja nicht ans Telefon.“ „Und jedes Mal wenn ich rangehe bist du am anderen Ende.“ „Charmant. Kommt ihr jetzt mit oder nicht?“ Asako hörte für eine Weile getuschel am anderen Ende. Sie hörte nur zu deutlich, dass Natsuki wohl weniger Lust hatte. Verständlich, wenn man bedachte, dass der ehemalige Tsukigumi-Star sie regelmäßig auf ihre rechtmäßige Größe zurechtstutzen musste wenn sie mal wieder ein Auge auf Saeko legte. Wenn sie so drüber nachdachte wusste sie, wieso Natsuki sich an Hiromi ranwarf, denn die Geschwister sahen sich recht ähnlich. Obendrein tat Hiromi alles, was Saeko verweigerte. Natsuki und Hiromi hatten wohl so etwas wie eine Liebesbeziehung, aber so ganz überzeugt davon war sie noch nicht, wesshalb sie ihr Eigentum zähnefletschend verteidigte. „Na gut“, sagte Hiromi schließlich. „Wer kommt noch mit?“ „Wir sind mit euch komplett.“ Yuuhi hatte doch länger gebraucht um ihren Kater aus zu kurieren, als sie gedacht hatte, aber dank Teru's beinahe liebevoller Pflege war Yuuhi zwei Tage später wieder fit wie ein Turnschuh, aber ihrer Laune hatte es nicht unbedingt geholfen. Der Streit mit Kiriyan hing ihr noch immer nach und dass sich ihre Freundin nicht einmal nach ihrem Zustand erkundigt hatte drückte ihre Laune nur noch weiter runter. Sie hatte Kiriyan eigentlich anrufen wollen, fragen, was denn mit ihr los sei, aber Teru hatte ihr das Telefon weg genommen und sie daran gehindert. Sie hatte ihr gesagt, dass Kiriyan sich gefälligst selbst zu melden hatte und irgendwie hatte sie damit ja auch Recht. Yuuhi hatte die dumme Angewohnheit so vieles auf sich sitzen zu lassen und gerade desshalb wurde Beni's Idee mit der Beziehungspause immer verlockender. Teru schaffte es glücklicherweise sie mehr oder minder ab zu lenken und nachdem auch Yurika sie am Vortag besuchen gekommen war um sich nach ihr zu erkundigen war ihre Stimmung mehr oder minder auf einem Neutralpunkt. Erst als Osa angerufen hatte um sie daran zu erinnern, dass die Hanagumi-Vorstellung bevor stand, sackte ihre Laune wieder ein ganzes Stück weit runter. Nicht nur, dass Kiriyan dort war, Asako würde ja wohl oder übel auch dabei sein. Zwar wusste Yuuhi genau, dass sie absolut nichts mit der Situation zu tun hatte, dennoch war ihr sehr danach ihrem ehemaligem Top Star für ihre Taten den Hals um zu drehen. Das Training war gerade zu Ende als Teru nochmals zu ihr kam. Yuuhi war gerade dabei ihre Tasche ein zu packen und sah noch ein letztes Mal in ihre Noten und die Notizen dazu. „Wie lange geht die Vorstellung von Hanagumi den?“ Yuuhi sah auf, hob die Augenbrauen etwas und atmete lautstark aus, blies dabei die Wangen etwas auf. „Keine Ahnung. Ich denke mal, dass es die übliche Zeit ist.“ „Wenn du willst, komm danach doch nochmal vorbei.“ „Würde ich gern. Ich glaube aber, dass wir noch eine Weile bei Osa und Gaichi sein werden. Das übliche halt. Ich seh zu, dass ich schnell weg komme und dann komm ich gern.“ Teru lächelte und auch Yuuhi zog den Mundwinkel etwas nach oben. „Na gut, dann warte ich.“ Kiriyan trat nervös auf der Stelle, als sie zusammen mit Asako, Saeko und Kimu vor dem Takarazuka-Theater auf den Rest der Truppe warteten. Sie hatte es nicht geschafft, sich die vergangenen zwei Tage auf irgendetwas zu konzentrieren. Sie hatte am Telefon gewartet, dass Yuuhi sie anrief, wie sie es immer tat, wollte sich entschuldigen, aber hatte sich nicht getraut selbst bei ihrer Freundin an zu rufen. Sie wusste nicht, ob ihr Kater sie nicht nur noch mehr verstimmen würde, denn immerhin kannte sie diese verfluchten Kopfschmerzen und die Übelkeit nur zu gut, oder ob der Soragumi-Star überhaupt zuhause war. Beni hatte ihr versichert, dass Yuuhi wohlbehalten zuhause angekommen war und sie es geschafft hatte die andere schlafen zu legen, jedoch war sie sich sicher, dass Teru bei Yuuhi sein würde. Sie wusste nicht so ganz wieso, aber Teru machte ihr ein wenig Angst. Sie war ein bisschen wie Mattsu, still, aber durchaus durchdacht, dann aber nicht ganz so rabiat wie Asako es gewesen war. Am Vortag hatte sie bei Asako vor der Tür gestanden, hatte sie und Saeko dabei mehr als offensichtlich gestört, aber dennoch hatte sie sich bei den beiden ausweinen können. Es war aber nicht der Hauptgrund, wieso der Tsukigumi-Star so nervös war. „Jetzt beruhige dich, Kiri. Es wird schon“, sagte Asako sanft, hielt Saeko's Hand dabei fest in ihrer und lächelte etwas. Es war irgendwie schön die zwei wieder so vereint zu sehen nach dem Stress, den sie so lange Zeit gehabt hatten. Asako wirkte so ausgelassen wie selten vorher. „Ich versuchs.“ Zuerst sah sie Gaichi und Osa, wobei der ehemalige Hanagumi-Star wie immer im Kleid kam, Gaichi im Hosenanzug, beides in sanftem Schwarz, gefolgt von Mattsu und Kimu, wobei die beiden Yukigumi-Darstellerinnen einen eher lockeren Kleidungsstil hatten, genau wie Chigi, die neben den Beiden lief und sich mit ihnen unterhielt. Shio bildete mit Yuuhi das Schlusslicht. Merkwürdig, wenn man bedachte, dass Yuuhi und Shio sich nicht riechen konnten. Sie unterhielten sich nicht, gingen auch auf etwas Abstand voneinander, aber verhielten sich einigermaßen friedlich. Die Gruppe kam zu ihnen und Asako sah sich einmal um nachdem sie sich begrüßt hatten. „Ist noch was, Asako?“, fragte Shio, als Asako sich mehr als offensichtlich in der Gegend umsah. „Sind Hiromi und Natsuki nicht mit euch mitgefahren?“ Gaichi entfuhr ein lautstarkes, entnervtes Stöhnen, was Kiriyan etwas kichern lies. Egal wie sehr sie versuchten Natsuki in ihre Gruppe zu integrieren, denn immerhin hatte sie sich nach ihrer 'Diskussion' mit Asako um Längen gebessert, hasste Gaichi den Yukigumi-Star mit Leib und Seele. Zwar riss sie sich am Riemen, aber dennoch flog bei ihr hier und da eine Sicherung raus. Es war nicht ganz so extrem wie bei Asako, wenn Chika mal wieder den Sicherheitsabstand zu Saeko verminderte, dennoch konnte die ehemalige Senka mehr als furchteinflößend sein. „Du musst ja nicht neben mir sitzen, Midori“, kam es dann von Chika, die mit Hiromi doch zu ihnen gestoßen war. „Ich wusste nicht, dass du kommst. Verzeih meine Reaktion“, sagte sie, konnte die Ironie in ihrem Tonfall aber nicht verhindern. „Ich weis, was du von mir hällst. Versuch gar nicht erst nett zu sein.“ Kiriyan lächelte, als sie Hiromi sah. Sie hatte die kleine Schwester ihrer Freundin schon eine ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen. Hiromi war vor einigen Jahren ebenfalls ein Teil von Tsukigumi gewesen, aber kurz nachdem Asako als Top Star übernommen hatte war sie nach Yukigumi transferiert worden. Kiri war der festen Überzeugung, dass Chika etwas damit zu tun hatte, denn immerhin war Hiromi die Verbindung zu Saeko gewesen, die sie somit gekappt hatte. Ab und an konnte Kiriyan nur die schiefen Blicke bemerken, die sie und Chika sich zuwarfen, knirschte dabei etwas mit den Zähnen. Gekonnt ignorierte Yuuhi, dass Kiriyan sich eher dem anderen Teil der Gruppe widmete, versuchte auch gar nicht erst ein Gespräch mit ihr an zu fangen. Stattdessen ging sie zu Osa und Gaichi, brachte sie auf den neusten Stand, was Soragumi anbelang. Gerade Osa interessierte es unheimlich was nach ihrer Zeit als Top Star so in den Troupes passierte. Obwohl sie sich aber vorgenommen hatte Kiriyan gänzlich zu ignorieren konnte sie nicht verhindern sie ab und an im Augenwinkel zu beobachten. „Yuuhi?“, fragte Mattsu, die mit einem Mal neben ihr stand. „Ist alles okay?“ „Klar. Was soll schon sein?“ Yuuhi bemühte sich gleichgültig zu bringen, aber Mattsu warf nur einen sehr offensichtlichen Blick zu Kiriyan ehe sie ihr wieder in die Augen blickte. Yuuhi seufzte. „Lange Geschichte.“ Die Yukigumi-Darstellerin schien es einfach so hin zu nehmen, folgte dann mit Kimu Asako und Saeko, die sich auf den Weg ins Theater machten, gefolgt vom Rest der Gruppe. Die Soragumi-Schauspielerin bildete mal wieder das Schlusslicht hinter Chigi und Shio, sah, wie Kiriyan neben Hiromi in das Theater ging. Noch immer machte es sie krank, dass Kiriya so unbeschwert zu sein schien und obwohl sie die andere besser kannte als jeder andere konnte sie nicht sagen, ob es ihr wirklich egal war, dass sie da war, oder ob sie nur spielte. Sowieso hatte sie gerade in den letzten Wochen ein ziemlich gespaltenes Verhältnis zu ihrem Freundeskreis und gerade in dem Moment, an dem sie mal wieder alle zusammen waren, fiel es ihr besonders auf. Kiriya allen vorran ging ihr auf die Nerven mit ihrer Ignoranz, dicht gefolgt von Asako, aber wohl eher, weil sie mal wieder diese Geschichte in sich hochkochen lies, Saeko war zwar immer für sie da, aber sie konnte ihr auch nicht helfen. Ausserdem war es schwierig die ehemalige Tsukigumi-Schauspielerin zu erwischen, ohne, dass sie an Asako hing oder man hatte sowieso ständig Asako am Telefon. Gaichi und Osa waren viel beschäftigt, aber dafür konnten sie immerhin nichts. Zu Kimu, Chigi und Shio fand sie sowieso keinen Draht. Die drei gehörten eher auf Kiriya's Seite, wenn man den Freundeskreis aufspalten müsste. Mit Mattsu und Chika verstand sie sich aus irgendeinem Grund wunderbar. Sie waren auf einer Wellenlänge und Yuuhi hatte Chika schon recht häufig vor einigen von Asako's Todesmomenten schützen können. Die Rolle des Todes war noch immer irgendwie im Blut ihrer Freundin. Blieb nur noch Hiromi. Yuuhi war sich ganz und gar nicht sicher, was sie von der jungen Schauspielerin halten sollte. Sie ging oft auf Abstand, doch sie sah hier und da, wie sie verstohlene Blicke in den Raum warf, wobei sie nicht so genau deuten konnte, wem diese zugeworfen wurden. Sie tippte stark auf Chika, denn Yuuhi konnte deutlich sehen, wie viel sich zwischen de beiden entwickelt hatte, doch Gerüchte besagten, dass Hiromi eine ziemlich böse Eigenschaft von ihrer Schwester übernommen hatte. Yuuhi sah in die Runde. Wo waren eigentlich Masao und Mirio? Sonst traf man Kiriya seit ihrem Debut nicht mehr ohne die beiden an. Hoffendlich kamen die beiden Schauspielerinnen endlich mal zusammen. Dieses ständige herumgetänzel ging ihr ziemlich auf die Nerven, besonders, da sie die beiden Tsukigumi-Darstellerinnen wirklich gern hatte. Vielleicht kümmerte es sie desshalb so stark, weil die beiden so sehr waren wie sie und Kiriyan, aber Yuuhi hoffte inständig, dass Mirio nicht ganz so ignorant war wie Kiriya. Irgendwie hatte es Kiriyan doch geschafft, sich größtenteils von der Anwesenheit ihrer Freundin ab zu lenken, wenn auch nur mit Hilfe des Stückes, welches Hanagumi aufgeführt hatte. Die Komödie war einfach nur zum brüllen gewesen, dass sogar Natsuki zwei Plätze von ihr entfernt in Tränen ausgebrochen war vor Lachen. Sie hatte den Yukigumi-Top-Star noch nie so ausgelassen gesehen und bei der anschließenden Privatparty in den Räumlichkeiten von Osa und Gaichi, die beiden hatten immerhin ein halbes Haus zur Verfügung, war die Stimmung ausgelastet. Chika schien sich sogar einigermaßen mit Asako zu verstehen. Zumindest war es eine Seltenheit die beiden dichter als zwei Meter nebeneinander stehen zu sehen, auch, wenn beide eher mit jemand anderem, Asako mit Shio und Natsuki mit Kimu, zu sprechen schienen. Noch immer hatte Kiriyan es nicht wirklich geschafft Yuuhi gänzlich an zu sehen. Die Anwesenheit ihrer Freundin war ihr obendrein irgendwie unangenehm, was es eigentlich nicht sein sollte. Sie liebte Yuuhi immerhin, oder? So langsam verstand sie, wie Asako sich nach dem Streit mit Saeko gefühlt haben musste. Dieses beklemmende Gefühl, dass einen beschlich und die Angst, dass es nochmal passierte und dann gänzlich auseinander brach. So ganz Unrecht hatte Yuuhi ja nicht. Sie hatte alles Recht sauer wegen ihrem Ausrutscher mit Asako zu sein, aber doch nicht für eine so lange Zeit. Immerhin war das ganze über ein Jahr her. Überhaupt hatte sich Yuuhi seitdem irgendwie verändert und Kiriyan hatte versucht sich zu bessern, aber das merkte ihre Freundin anscheinend nicht. Kiri erwischte sich dabei, wie sie Yuuhi im Augenwinkel heraus anstarrte, während sie sich an den Küchentürrahmen gelehnt hatte, beobachtete, wie sie sich mit Natsuki unterhielt. Dafür, dass Yuuhi den Yukigumi-Star angeblich so verachtete für das, was sie getan hatte, schienen die beiden ziemlich eng befreundet zu sein. Sie hoffte nur, dass Yuuhi sich nicht so degradieren lies wie Saeko es einst getan hatte. Seufzend rieb sie sich die Schläfen. Sie brauchte unbedingt etwas frische Luft, also ging die Tsukigumi-Darstellerin auf die Terrasse, lies sich dort in einen der Klappstühle fallen und sah in den klaren Nachthimmel. Es war noch immer recht frisch für die Jahreszeit, aber noch ertragbar. Sie schloss die Augen, griff gedankenverloren in ihre Jackentasche und holte das Bild heraus, dass sie unter ihrem Sofa gefunden hatte, starrte es, wie schon vorher, ein paar Sekunden an. Manchmal vermisste sie diese Zeit, aber es schmerzte noch immer daran zu denken. „Hey Kiriyan.“ Schnell packte sie das Foto wieder in die Tasche und drehte sich ein Stück in dem dunkelblauem Stuhl herum, lächelte etwas. „Hi Hiromi. Was gibt’s?“ „Alles okay bei dir?“ Die junge Otokoyaku kam zu ihr, setzte sich auf die Armlehne nachdem Kiriyan den Arm von dort weggenommen hatte. „Du wirkst so abwesend.“ „Nein. Alles okay.“ „Lüg mich doch nicht an. Ich seh doch, wenn dir was fehlt.“ Kiriyan seufzte etwas. Warum war Hiromi nur so sehr wie ihre Schwester? Es war unmöglich die beiden an zu lügen. Der Top Star fuhr sich durch die Haare und zupfte sich den Kragen ihres gelben Shirts etwas zurecht. „Ich hab ein bisschen Stress mit Yuuhi.“ „Dacht ich mir schon. Was ist es denn diesmal?“ „...Immer noch die Sache mit Asako.“ Hiromi legte einmal stöhnend den Kopf in den Nacken, lehnte sich dabei zurück. „Reitet sie immer noch darauf rum? Sogar Chika lässt das mehr oder minder hinter sich.“ „Schafft sie das überhaupt bei dem Terror, den Asa immer schiebt?“ „Sie versuchts. Sie hat sich wirklich geändert in letzter Zeit.“ „Du hällst wohl viel von ihr.“ Hiromi setzte zu einer Antwort an, sah sie dann aber nur ein paar Sekunden lang stumm an bevor sie sich sichtlich zu einem Lächeln zwang und ihr durch die Haare wuschelte. „Zieh nicht so ein Gesicht. Falls es dich übrigens interessiert, Yuuhi ist gegangen als du hier rausgekommen bist. Sie hatte wohl noch was zu tun.“ Kiriyan schluckte leicht. War vielleicht auch besser so. Hiromi stand auf, doch Kiriyan hielt sie an der Hand fest. „Hiromi?“ Die Yukigumi-Darstellerin sah zu ihr, sah etwas verwirrt drein. „Komm zu mir zurück.“ Der Soragumi-Star spürte genau, wie ihr die Last von den Schultern fiel als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Saeko hatte sie überreden wollen noch länger zu bleiben, aber hatte schnell gemerkt, dass Yuuhi kein Interesse daran hatte länger als nötig in der Nähe Kiriyas zu bleiben. Sie hatte Saeko erklärt, dass sie einen Streit gehabt hatten und Saeko hatte ihr nur durch ihre Haltung bestätigt, dass die beiden eine Auszeit bitter nötig hatten. Zwar hatte sie nichts direkt angesprochen, aber ihr „Du solltest dich ablenken“ war für Yuuhi Bestätigung genug gewesen, sodass sie sogar ein Lächeln auf die Reihe bekommen hatte. Saeko hatte ihr noch versprochen ein Wörtchen mit Kiriya zu reden und Yuuhi hatte sich schlichtweg von den andere verabschiedet und war zurück ins Dorm gefahren. Unterwegs hatte sie noch Teru angerufen ob sie denn noch wach war, nur um gesagt zu bekommen, dass Teru schon mit Keksen auf sie wartete. Yuuhi schmunzelte etwas. Sie liebte Süßigkeiten, aber zwang sich immer zur Selbstdisziplin. Sie nahm so schnell zu trotz des strengen Trainings, aber der Abend sollte mal eine Ausnahme sein. Kekse waren genau das, was sie brauchte um ihre Laune wieder hoch zu bekommen. Ihr Vice empfing sie mit einem strahlendem Lächeln, dass sie geradezu aus den Socken haute und ihre Laune sofort ein Stück weit hob. Es war schön mal wieder zu wissen, dass sich jemand mal wieder ernsthaft über ihre Anwesenheit freute. Von drinnen kam der Geruch von Gebäck aus der Wohnung, wobei sich ein bisschen etwas beisendes untermischte, rauchig. „Sag mal räucherst du hier drin?“, fragte Yuuhi grinsend als sie die Wohnung betreten hatte. „Nein“, brummte Teru etwas missgelaunt. „Mir sind ein paar der Kekse und die Muffins angebrannt. Yurika ist ein richtiges Plappermaul.“ Yuuhi lachte und Teru musste erneut grinsen. „Lass dich doch nicht immer so leicht ablenken.“ „Ich kann mich nur auf eine Sache intensiv konzentrieren. Und Yurika hat nunmal eine spannende Story erzählt.“ „Du meinst, ihr habt getratscht.“ „So kann man es dann auch nennen.“ Die zwei Frauen gingen zum Esstisch, wobei Yuuhi einen Blick zu der Kochecke warf. Man sah deutlich, dass Teru ziemlich zugange gewesen war. Auf der weißen Arbeitsfläche klebte noch etwas Teig und Mehl, ein paar Schokoladensplitter waren über den gesamten Bereich und dem Boden verteilt, Yuuhi kicherte etwas als Teru in einen der besagten Splitter trat und einen Schokofleck auf den hellrosafarbenen Socken hatte, die Bleche, Schüsseln und Besteck lagen ungespült und unbeachtet in der Spüle. Dann entdeckte sie die hellblaue Dose, wohl eher die Dosen, die fein säuberlich gestapelt neben dem ausgeschalteten, aber noch immer offensichtlich warmen Backofen standen. „Was hat dich eigentlich zum Backen geritten?“ Der Soragumi-Star lies sich auf einen der Stühle fallen und lehnte sich mit den unterarmen darauf. Der schwarz Lakierte Tisch gefiel ihr ziemlich gut. Vielleicht sollte sie sich auch so einen zulegen. Das weiße Spitzendeckchen mit den Blumen darauf rundete das ganze ab. Beim zweiten Blick bemerkte sie jedoch, dass die Blumen Kunstblumen waren, woraufhin sie eine Augenbraue hob. „Keine Ahnung. Mir war einfach danach. Yurika, die faule Socke, bewegt sich schon den ganzen Tag nicht aus dem Bett und Beni geht wohl mal wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nach.“ „Und die wäre?“ „Karaoke. Und ja, das sind Kunstblumen.“ Der Soragumi-Star sah auf, nahm die Finger von den so echt wirkenden Blumen. Sie hatte die Blätter befühlen müssen um sicher zu stellen, dass es wirklich künstliche Blumen waren. Yuuhi hatte nicht gerade das, was man einen grünen Daumen nannte und kannte sich dementsprechend kein Stück mit Pflanzen aus. Das überlies sie immer schön Gaichi. „Wie kommts?“ „Ich bin ein mieserabler Botaniker. Yurika hat mir mal einen Kaktus mitgebracht. Er ist mir innerhalb einer Woche eingegangen.“ Die Frau an ihrem Tisch lachte einmal lautstark und Teru fühlte, wie sie rot anlief. Klar wusste sie, dass ihre botanischen Künste sich in ziemlich engen Grenzen bewegten, dennoch war es gemein dafür ausgelacht zu werden. „So lustig ist das auch wieder nicht“, sagte die Vice und zog eine Schmolllippe. „Doch ist es. Das Selbe ist mir mit Franz-Joseph passiert.“ „...Franz-Joseph?“ Teru zog die Stirn kraus. Franz klang nach einem Haustier, vielleicht einem Kaninchen. Das konnte man doch gar nicht vergleichen. Yuuhi fuhr sich durch die Haare und schmunzelte. „Franz-Joseph war eine Pflanze, die Gaichi mir dummerweise mal anvertraut hat als sie mit Osa zusammengezogen ist. Sie gibt ihren Pflanzen immer so komische Namen, frag mich nicht wieso. Zumindest hab ich das Ding nur mal schief angesehen und es fing schon an zu kränkeln. Dabei hat Gaichi mir versichert, dass ich sie nicht einmal giesen muss. Ich glaube, ich bin ein Pflanzenvernichtungsmittel.“ Verwundert hörte sich die Vice die Geschichte an, versuchte sich zunächst zurück zu halten, aber brach dann doch in Gelächter aus, doch sie bekam mit, dass Yuuhi über beide Ohren grinsend zu ihr kam und sie an der Schulter anschubste. „Lachst du mich etwa aus?“, fragte Yuuhi, meinte es aber sehr offensichtlich als Scherz. „Es ist einfach... Pflanzenvernichtungsmittel.“ Teru prustete kurz. „Das ist einfach zu gut. Ich kann wenigstens backen.“ „Dafür kann ich besser kochen.“ Yuuhi streckte ihr die Zunge raus und Teru bekam sich langsam wieder ein. „Das will ich sehen.“ „Beweis mir, dass du backen kannst und ich bekoch dich vielleicht mal. So wies scheint kannst du ja nur Sachen anbrennen lassen.“ Ihr Top Star nickte einmal zu der Platte, auf der ein paar angebrannte Kekse lagen, grinste erneut über beide Ohren. War das eine Herausforderung gewesen? Teru schmunzelte, zog eine der Dosen heran und holte einen der Kekse heraus. Sie war sich nicht ganz sicher gewesen, welche Yuuhi wohl mögen würde, aber ihren Schokokeksen hatte noch keiner widerstanden. Frech hielt sie den Keks der Frau, die ihr gegenüber stand, vor die Nase. „Probier und sags mir.“ Der Top Star schielte auf den Keks, den sie mit einem Mal vor der Nase hatte und blinzelte etwas. Sie hatte nicht erwartet so prompt eine Antwort zu bekommen, biss aber von dem angebotenem Gebäck ab. Am liebsten hätte sie einmal aufgestöhnt, denn das knusprige Teigteilchen schmeckte göttlich. Es war noch leicht warm und verdammt schokoladig, zerfloss geradezu im Mund. Zuerst starrte Yuuhi den halben Keks nur an, nahm sich zusammen um nicht auch nach dem Rest zu schnappen und Teru dabei die Finger ab zu beißen. „Und?“, fragte ihr Vice mit einem Grinsen auf den Lippen. Yuuhi schwieg, klaute sich blitzschnell den Keks aus den Fingern der anderen und nahm heimlich die blaue Dose mit, in denen sie den Rest von diesem himmlischem Gebäck vermutete. Sie stopfte sich den restlichen Keks in den Mund, fischte sogleich nach einem weiteren und ging strammen Schrittes in den Wohnbereich. Kurz darauf schien Teru auch zu bemerken, dass Yuuhi die Dose hatte mitgehen lassen und rief ihr etwas lachend ein 'Hey' nach. „Ja schmeckt“, sagte die Soragumi-Darstellerin und lies sich mit der Dose in der Hand auf die rot-schwarze Couch fallen, sackte dort etwas ein. Sie hatte noch nicht auf dem Möbelstück gesessen, aber es hatte etwas von einem Sandsack, war dementsprechend bequem. „Na dann bin ich ja froh, dass ich nicht nur die eine Dose gemacht hab. Wenn du willst, kannst du die dir mitnehmen.“ Yuuhi lächelte. Ja ihre Laune stieg merklich, aber sie war sich sicher, dass das nicht an den Keksen lag. Zumindest nicht vorrangig. Kapitel 4: Chapter 4 -------------------- Hiromi blickte für einen Augenblick verwirrt drein, starrte nur zu Kiriyan, die noch immer im Stuhl saß. Zurück? Was sollte das heißen 'zurück'? Die Otokoyaku schluckte etwas. Ihr waren diese Blicke aufgefallen, den Kiriyan schon den ganzen Abend hatte, aber sie hatte geglaubt Geister zu sehen. Immerhin hatte sie in den ganzen letzten Jahren nur Augen für Yuuhi gehabt. Sie lächelte etwas nervös und fing an zu stammeln. „Kiriyan red keinen Unsinn.“ „Ich rede keinen Unsinn“, unterbrach sie der Tsukigumi-Top Star und zog sie etwas näher, weg von der Balkontür, ehe sie in ihre Tasche griff und ein Stück Papier herauszog. „Ich... ich hab das wieder gefunden. Und es hat mir zu denken gegeben.“ „Was... was ist das Kiriyan?“ Noch immer hielt der Tsukigumi-Top Star ihr Handgelenk fest, sah sie aus leicht traurigen Augen heraus an. Sie fürchtete, was da auf dem abgegriffenem Papier zu sehen war. Kiriyan schob einen Finger zwischen das zusammengefallene Papier, öffnete es und drückte es Hiromi in die Hand. Sie sah darauf und schluckte etwas, fühlte dabei, wie die andere sie loslies. Die Otokoyaku sah mit bleichem Gesicht auf das Bild, realisierte aber nur langsam woher es kam. Es war eine ganze Zeit her gewesen, dass sie es gesehen hatte, denn ihres war schon lange irgendwo in der Versenkung verschwunden. Das Bild zeigte sie und Kiriyan, wobei Kiriyan die Kamera hielt und sie fotografiert hatte. Hiromi hatte die Lippen auf der Wange der anderen, beide lachten glücklich. Dieses Bild war schon einige Jahre alt. Sie und Kiriyan hatten einst irgendetwas in die Richtung einer Beziehung gehabt, aber es war auseinander gegangen kurz nachdem Saeko wieder Tsukigumi zugeteilt worden war. Die ganze Geschichte kannte Kiriyan nicht, nur, dass Hiromi irgendwann einfach nicht zu Kiriyan gekommen war. Sie hatten sich nie in der Richtung ausgesprochen, aber Kiriyan hatte damals wahrscheinlich akzeptiert, dass es einfach vorbei gewesen war. Wieso grub sie diese alte Geschichte jetzt schon wieder aus? Immerhin hatte sie keinen Grund dazu. Zwar hatte sie den Stress zwischen ihr und Yuuhi mitbekommen, aber sie hatte nicht erwartet, dass es so zwischen den beiden auseinander gegangen war. Hiromi schluckte erneut und setzte zum Sprechen an, aber Kiriyan unterbrach sie. „Yuuhi will anscheinend nichts mehr von mir wissen, falls es das ist, was du fragen willst. Du hast gesehen, wie sie mich den ganzen Abend behandelt hat.“ Erneut senkte Hiromi den Kopf und sah auf das Bild. Die Ignoranz von Yuuhi gegenüber den anderen war ihr schon aufgefallen, aber war es so extrem? Immerhin war Hiromi aufgefallen, dass der Soragumi-Top Star nicht nur Kiriyan, sondern auch dem ganzen Rest der Gruppe mehr oder minder aus dem Weg ging. Chika hatte ihr erzählt, dass sie sich gerade nicht sonderlich wohl fühlte und desshalb früher ging. „Warum gerade jetzt, Kiriyan? Du weist, dass ich und Chika...“ Kiriyan unterbrach sie erneut. „Du weist, dass sie nichts für dich empfindet. Und du bist bei ihr, weil Saeko dich darum gebeten hat.“ Verdammt. Asako hatte doch auf Kiriyan abgefärbt, auch wenn die sich dessen vielleicht nicht so bewusst war. Das schlimmste war, sie hatte Recht. Chika hatte ihr nie gesagt, ob sie Gefühle oder ähnliches für sie hegte. Bissher hatte Hiromi es einfach hingenommen, dass sie mit ihrem Top Star das Bett teilte, wobei sich das auch eher auf Kuscheleien beschränkte. Wo sie so darüber nachdachte hatte Chika nicht einmal irgendein Interesse gezeigt, geschweigedenn mal Anstalten gemacht sie küssen zu wollen. Gelegenheit dazu hatte sie genug gehabt und Hiromi wusste genau, dass Natsuki für gewöhnlich immer das nahm, das sie wollte. Kiriyan sah dabei zu, wie Hiromi auf das Bild starrte, blieb mehr oder minder ruhig in ihrem Stuhl sitzen. Hiromi zweifeln zu lassen war vielleicht nicht die feine englische Art, aber immerhin wollte sie Hiromi zurück. In der Zeit, in der sie noch eine Beziehung gehabt hatten, war sie ungezwungen gewesen und hatte sich keinerlei Sorgen machen müssen Hiromi eventuell enttäuschen zu müssen. Sie wollte herausfinden, was in der Beziehung zu Yuuhi im Vergleich zu damals anders gewesen war. Vielleicht konnte sie ja wieder lernen damit sie ihrer Freundin endlich das geben konnte, was sie wollte. Langsam stand Kiriyan auf, trat an die andere heran und legte ihr die Hand auf den Oberarm. „Hiromi...“ „Warum gerade jetzt?“ „Warum nicht? Das zwischen uns hat funktioniert. Und das immerhin eine ganze Weile.“ Die Frau ihr gegenüber warf einen flüchtigen Blick in den Wohnbereich, wo die anderen Frauen noch immer am Tratschen waren. „Aber Chika...“ „Hat sie dich zu ihrem Liebling gemacht?“ „Nein.“ „Dann wird sie dich fallen lassen. Das weist du.“ Erneut schwieg die Otokoyaku, biss sich auf die Unterlippe. Kiriyan beugte sich vor und hauchte der anderen einen Kuss auf die Schläfe. „Denk drüber nach. Ich fahr auch nach Hause. Aber damit du es weist: ich meine das ernst.“ Der Yukigumi-Top Star stand hinter der Tür, als Kiriya an ihr vorbei in die Wohnung ging und sich von ihren Freunden verabschiedete. Kiriya hatte etwas mit Hiromi gehabt? Davon hatte Saeko's kleine Schwester ihr nie etwas erzählt. Allerdings hatte sie ja auch nicht nachgefragt. Generell unterhielten sich die beiden Frauen selten über ihre Vergangenheit. Chika hatte noch kaum jemanden in der Richtung in ihr Leben gelassen, aber besonders ging der Yukigumi-Star seit ihrer Begegnung mit Sena jedem aus dem Weg, mit dem sie sich eingelassen hatte. Nur an Hiromi klammerte sie, da die Otokoyaku die einzige war, die ihr zuhörte und sich um sie kümmerte, doch, genau wie Kiriya es gesagt hatte, nur wegen Saeko's Bitte. An Hiromi's Schwester traute sie sich nicht heran, denn wo sie war, war Sena nicht weit. Sie hatte panische Angst vor dem ehemaligem Top Star und seit jener verhängnisvollen Nacht hier und da schreckliche Alpträume von ihr, in der sie plötzlich in ihrer Wohnung stand, sie selbst nackt auf dem Boden kniete und schlussendlich jammernd, verschwitzt und beinahe vor Schmerzen stöhnend aufwachte. Hiromi war immer da gewesen um sie zu umsorgen. Vielleicht traute sie sich gerade desshalb nicht. Chika stieß sich von der Wand ab, umklammerte ihr Glas etwas fester und warf einen Blick in die Runde, wobei dieser an Hiromi hängen blieb. Gerade als ihre Blicke sich für einen Moment trafen wich die Otokoyaku eben diesem aus. Chika nahm es als Zeichen. Sie war unerwünscht. Eigentlich war sie nur wegen Hiromi mitgekommen und in der Hoffnung, mal wieder einen Blick auf Saeko werfen zu können, ohne, dass sie fürchten musste wieder den Schmerz von Sena's Rückhand spüren zu müssen. Auch, wenn sie es nicht gern zugab, Saeko war die einzige, die sie einigermaßen verstand, da sie den ehemaligen Top Star am weitesten in ihr Leben gelassen hatte. Zu gern hätte sie mit Hiromi's großer Schwester eine Freundschaft aufgebaut, aber Sena und ihre Freunde wussten dies nur zu gut zu verhindern. Glücklicherweise war Saeko nicht so blind. Hier und da bekam sie Anrufe von der anderen, in denen sie sich ungestört unterhalten konnten und sich in aller Länge ausgesprochen hatten. Daher wusste sie auch, dass Sena frühmorgens zum Theater ging und erst spät Abends wieder kam, während Saeko hauptsächlich Abends und Nachts ihrer Arbeit nachging wenn keine Sonderregelung da war. Saeko und Sena hatten meistens die Abende und die Morgen zusammen um ihre Beziehung zu pflegen. Chika und Saeko hatten sich heimlich getroffen, denn Saeko war es nicht entgangen wie allergisch Sena auf Chika's Anwesenheit reagierte. Nicht einmal Hiromi wusste davon, aber Chika gab sich damit zufrieden, sich hier und da mit der Schwester der Yukigumi-Darstellerin aussprechen zu können. Daher wusste auch nur Saeko, dass sich der Yukigumi-Top Star etwas davor fürchtete das mit Hiromi mehr werden zu lassen als nur Freundschaft. Seufzend ging die Ältere ihre Schuhe anziehen, nachdem sie ihr Glas weggestellt hatte. Es vergingen einige Tage in denen sich Kiriya nicht bei ihr gemeldet hatte, sodass Yuuhi's Laune entsprechend tief war. Zwar schaffte Teru immer wieder, sie einigermaßen auf zu peppeln und sie vergessen zu lassen, wie wütend sie eigentlich war, aber sobald ihr Vice wieder weg war, sackte sie wieder auf den Nullpunkt, wesshalb sie Teru immer so lange wie möglich um sich herum hatte. Sie mochte ihre Vice wie schon lange keinen mehr. Sie lachten, machten Späße, arbeiteten gut zusammen und Teru nahm sie vor allen Dingen ernst, wenn sie sich mal aufregte. Die Idee, eine Auszeit mit Kiriya zu machen war nie so verlockend gewesen und irgendwann im Verlauf ihres Trainings hatte sie es dann doch festgesetzt. Sie hatte keine Lust mehr, sich ständig Gedanken darüber zu machen, so viel sie auch für die Otokoyaku empfand. Für Kiriya war sie wohl zu selbstverständlich geworden, denn immerhin war sie der anderen fast acht Jahre hinterher gelaufen. Der Gedanke machte sie Krank. Immerhin war sie kein treudummer Hund. Nach ihrem Training, spät Abends, machte sie sich auf den Weg zu Kiriya's Wohnung. Dieser Weg war zu einer solchen Gewohnheit geworden, dass sie den auch im Dunkeln und komplett Blind fand. So wie sie Kiriyan kannte hatte die selbst für das vergleichsweise milde Wetter die Heizung voll aufgedreht, wesshalb sie auf ihre Jacke verzichtet hatte. Sie hatte sowieso nicht vor lange zu bleiben. Die Pause war beschlossene Sache, hieß aber nicht, dass sie nicht gewillt war der anderen nochmal eine Chance zu geben und sie an zu hören. Sie gab die Hoffnung noch nicht so ganz auf, dass sie nochmal in Ruhe miteinander redeten und sich das ganze wieder einrenken würde. Mit einem schwerem Seufzen klingelte sie an Kiriya's Tür, wartete davor und rieb sich etwas über die Oberarme. Naja vielleicht hätte sie die Jacke doch mitnehmen sollen. Doch eine ganze Weile passierte nichts. Ob Kiriya nicht zuhause war? Aber sie sah doch den Lichtschimmer, der durch den Türschlitzt nach drausen drang, also musste sie da sein. Erneut klingelte sie und just als ihr Finger den Klingelknopf wieder verlies öffnete sich die Tür vor ihr und Kiriya stand darin, blickte verwirrt drein. „Yuuhi? Was... was machst du hier um die Uhrzeit?“ „Ich muss mal mit dir reden, Kiri...“ „Kann das bis morgen warten?“ „Nein. Es ist wichtig.“ Yuuhi wurde etwas dringlicher und Kiriya sah für einen Augenblick zu Boden. Irgendwie schwarnte dem Soragumi-Star übles. „Lass mich rein.“ Nur etwas wiederwillig trat Kiriya einen Schritt beiseite und lies sie rein, rannte geradezu gegen eine Hitzewand. Veranstaltete sie eine Sauna in ihrer Wohnung? Prompt fing sie an zu schwitzen, zog kurz an ihrem Kragen und wollte sich die Schuhe von den Füßen ziehen als sie aufsah. Aufgrund des Schnitts der Wohnung konnte sie direkt ins Wohnzimmer sehen und erkannte selbst auf den Abstand Hiromi, aber Natsuki war nicht bei ihr so wie sonst. Dennoch sah sie überdeutlich, wie Hiromi die Finger an den Hemdknöpfen hatte und die nackte Haut, die darunter lag. Dann war ihre Intuition also doch richtig gewesen. Im Soragumi-Star quoll die Wut hoch. Dann hatte Asako doch mehr als bissher angenommen auf Kiriyan abgefärbt wenn sich Kiriya sich schon die Freundin einer anderen krallte. Yuuhi richtete sich auf und biss die Zähne aufeinander. Der Tsukigumi-Star stand mit einem mal neben ihr, sah sie etwas verwirrt an. „Yuuhi? Was ist?“ „Du bist ein Miststück...“ Kiriyan zog die Augenbrauen zusammen. Was hatte sie jetzt schon wieder angestellt? „Was ist denn los?“ „Ich sehe einmal nicht hin und dann krallst du dir schon die Nächste?“ Yuuhi war mit einem Mal sehr laut geworden, hatte sich zu ihr gedreht sodass Kiriyan einen Schritt zurücksprang und dabei fast über ihre Stiefel gestolpert wäre. Der Soragumi-Star war ihr gegenüber noch nie laut geworden, besonders nicht mit diesem merkwürdigem Unterton in der Stimme. „Yuuhi ich weis nicht was du...“ „Du weist ganz genau, was ich meine! Du fängst an wie Asako! Verdammt Kiriyan!“ Der Tsukigumi-Star fühlte, wie sie auf der Stelle immer kleiner wurde. Nicht nur, dass die sowieso schon größere Otokoyaku ohne Schuhe so viel größer war als sie, die Absätze machten sie nur noch größer. „Bist du denn völlig wahnsinnig?! Ich wollte dir noch eine Chance geben und du krallst dir erstmal den nächstbesten, der dir über den Weg läuft??“ Yuuhi warf die Arme in die Luft und schlug sie hinter dem Kopf zusammen, zitterte etwas und starrte auf den Boden. „Aber Yuuhi... Hör mir doch mal zu“, sagte Kiriyan leise, versuchte einen Schritt auf die andere zu zu gehen und die Situation vielleicht noch zu retten bevor sie ausartete. Yuuhi ging wieder einen Schritt zur Tür. „Ich muss dir nicht zuhören.“ „Lass mich wenigstens erklären.“ Yuuhi drehte sich zu ihr, sah sie mit einem Blick an, den sie so noch nicht kannte, schug auch die Hand weg, die Kiriyan ihr entgegenhielt um sie auf ihre Schulter zu legen. Etwas zwischen Wut, Verzweiflung und Enttäuschung. „Da gibt es nichts zu erklären. Wir sind fertig.“ Kiriyan zuckte zurück, merkte gar nicht, dass Hiromi neben ihr stand und versuchte Yuuhi noch auf zu halten, aber der Top Star war schneller aus der Tür, als sie hätte reagieren können. Wutentbrannt lief Yuuhi den Gang des Takarazuka-Dorms entlang, orientierungs- und ziellos. Die ganze Wut und Trauer, die in ihr hochkochte vernebelten ihre Gedanken, die Tränen, die ihr inzwischen in die Augen gestiegen war, liesen ihre Sicht verschwimmen und sie konnte nicht sagen, in welchem Abschnitt sie sich befand. Kiriyan betrog sie, soviel stand fest, aber warum gerade mit Hiromi? Saeko's kleine Schwester war an Chika vergeben, auch, wenn es noch nicht offiziell war. Sie hatte Chika so oft gehört, wie viel sie von Hiromi hielt, war sich sicher, dass der Yukigumi-Star irgendwann den Schritt wagen würde und dann kam Kiriyan einfach zuvor? Yuuhi blieb stehen, starrte mit zusammengebissenen Zähnen auf den Boden bevor sie mit der Faust gegen die nächstbeste Wand schlug. Der Schmerz zog sich bis in ihre Schulter hoch und sie fluchte leise, aber selbst das konnte nicht von dem ihr völlig neuem Schmerz in ihrer Seele ablenken. Sie hatte etwas ähnliches erlebt, als Kiriyan ihr ihren Ausrutscher mit Asako gebeichtet hatte, aber damals war er nicht annähernd so intensiv gewesen. Sie konnte es einfach nicht verstehen. Yuuhi hätte alles für Kiriyan getan. Einfach alles. Anstatt sich eine andere zu nehmen hätte sie wenigstens so tun können als ob sie Gefühle für sie gehabt hatte, sie vorheucheln können. Der Soragumi-Star hätte es ihr abgekauft, jedes Wort. Und wenn sie das schon die ganze Zeit getan hatte? Wenn sie die ganze Zeit schon, die ganzen Jahre, nur so getan hatte als ob Kiriyan Gefühle für sie hatte? Yuuhi lehnte die Stirn gegen die kühle Wand, schluchzte leise und sackte schlussendlich auf die Knie. Jetzt wusste sie, wie Saeko reagiert hatte als Asako sie betrogen hatte. „Yuuhi?“ Die Stimme, die auf einmal neben ihr war, klang dumpf, fast unwirklich. „Hey Yuuhi.“ Nur langsam drehte sie den Kopf, sah in Richtung der Tür, die sich geöffnet hatte und an den Beinen der Frau, die herausgekommen war. Yuuhi brauchte ein paar Sekunden um die Frau zu erkennen. „Teru...“ „Was ist passiert?“ Die andere kniete sich zu ihr, strich ihr ein paar der Tränen von der Wange und sah sie besorgt an, auch wenn sich das als etwas schwierig herausstellte, da Yuuhi den Kopf noch immer an der Wand angelehnt hatte. Die Soragumi-Vice hatte in ihrem Zimmer ihr Script gelernt und nebenbei etwas zu Essen warm gemacht als sie ein dumpfes Klopfen an ihrer Wand gehört hatte. Die Wände des Takarazuka-Dorms waren nicht gerade die dicksten, zumindest bei den Räumen der jüngeren Mitglieder, meist zum Leidwesen der Nachbarn. Zwar gehörte Teru schon eine Weile nicht mehr zu den Shinkos, die Abkürzung für Shinji Kouen, aber sie war immer zu bequem gewesen um in die oberen Wohnungen ein zu ziehen. Ihre Wohnung fand sie immerhin inzwischen im Schlaf. Das Schluchzen vor ihrer Tür hatte sie dann doch dazu verleitet mal nach zu sehen, wer da im Gang zusammengebrochen war und hatte mit Entsetzen festgestellt, dass es sich um ihren Top Star handelte. Sie sah bemitleidenswert aus. Blass, weinend und mit leeren Augen. Die Otokoyaku blickte einmal den Gang entlang um zu überprüfen, dass kein anderer Yuuhi gesehen hatte, was allerdings ziemlich unwahrscheinlich war. Um diese Uhrzeit war keiner mehr auf diesem Stockwerk unterwegs. Kurzerhand nahm die Vice das Handgelenk der anderen, legte sich den Arm über die Schulter und zog sie auf die Beine, schlang dabei den Arm um die schlanke Taille um sie weiter zu unterstützen. Ohne weiter nach zu fragen zog sie Yuuhi in ihr Zimmer, Schloss die Tür hinter sich und brachte sie in ihr Wohnzimmer, setzte sie dort aufs Sofa nachdem sie ihr Script auf die Seite gekickt hatte. „Yuuhi was ist passiert?“ Ihr Top Star schwieg, starrte auf den Boden. Warum bekam sie das dumpfe Gefühl, dass es etwas mit Kiriyan zu tun hatte? Ihr Top Star reagierte nie so intensiv wenn es nicht um ihre Freundin ging. Teru war schon den ganzen Tag aufgefallen, dass die Ältere etwas neben sich stand und immer wieder sichtlich aufgebracht war, auch, wenn sie das glücklicherweise nicht an ihren Mitschauspielerinnen auslies. Ob sie bei Kiriyan gewesen war? Ein Streit würde ihre Laune erklären. „Ich mach dir erst einmal einen Tee.“ Gerade als Teru sich erhob und in die Kochecke wollte hielt sie ein Zug an ihrem Arm davon ab. Yuuhi hatte sie am Handgelenk gepackt und zurückgezogen. Als sich die Vice zu der anderen umdrehte glitten die Finger, die gerade noch so fest und bestimmend ihr Handgelenk festgehalten hatten, schlaff über ihre Hand und ihre Finger und Yuuhi lies die Hand dann einfach in ihren Schoß fallen. Also kein Tee. Stattdessen setzte sich Teru neben die Ältere, sah sie ein paar Sekunden stumm an ehe sie ihr die Hand in den Nacken legte und diesen etwas kraulte. Yuuhi schloss daraufhin die Augen und nahm den Kopf nach vorne, rutschte etwas an Teru heran und lehnte den Kopf an die Schulter der größeren Frau. Fassungslos saß Kiriyan im Eingangsbereich ihrer Wohnung, starrte noch immer an die gegenüberliegende Wand. Hiromi hatte noch versucht Yuuhi nach zu laufen, aber der Soragumi-Star war zu schnell weg gewesen, sodass die Otokoyaku zu dem Tsukigumi-Star zurückgegangen war und sich zu ihr gesetzt hatte. Das ganze war ein riesen Missverständnis gewesen. Hiromi war zu ihr gekommen um sich nochmals mit ihr aus zu sprechen, aber Yuuhi schien den Besuch der Yukigumi-Darstellerin völlig falsch aufgefasst zu haben. Kiriyan schluckte, starrte auf das weiße Shirt, dass Hiromi unter dem inzwischen ausgezogenem Hemd trug. „Kiriyan“, murmelte Hiromi und schüttelte sie erneut leicht an der Schulter. „Jetzt komm schon. Yuuhi hat das in den falschen Hals bekommen. Sie bekommt sich schon wieder ein.“ „Du hast sie doch gehört“, murmelte Kiriyan und sackte dabei etwas mehr in sich zusammen. „Ich... Das alles...“ „Reis dich gefälligst zusammen.“ Kiriyan schluckte und sah zu Hiromi auf, fühlte wie sie zitterte. Etwas derartiges kannte sie noch nicht und sie wollte es auch nicht fühlen. Diese gähnende Leere, dass sie wie eine Klaue umgriff. „Bleib bei mir Hiromi.“ „Danke, dass du Zeit für mich hast.“ „Bitte. Sei mein Gast. Du kannst froh sein, dass Asako gerade nicht da ist. Sie ist die letzten Tage furchtbar gereizt.“ Saeko lies ihre neu gefundene Freundin in die Wohnung, führte sie ins Wohnzimmer, lehnte die Tür zum Gang an und nahm dort ihr gegenüber Platz. Sie hatte Chika jetzt ein paar Tage nicht gesehen seit der Premiere Hanagumis, aber sonderlich gut sah sie nicht aus. Die Augen der Yukigumi-Darstellerin waren mit Augenringen versehen und sie sah aus, als würde sie etwas vor sich hin kränkeln. Irgendwie machte das die Runde. Ouki Kaname, Yuuhi's Vice, hatte sie vor einiger Zeit angerufen und hatte sie gebeten, irgendwie aus dem Soragumi-Star heraus zu bekommen wieso sie so niedergeschlagen war. Da Asako ihr von Kiriyan's Zusammenbruch erzählt hatte konnte sie sich nur zu gut denken, was der Grund dafür war. Irgendwie hing es ja dann doch alles zusammen und dass Chika sie jetzt noch aufsuchte bestätigte das ganze nur. Die ganze Geschichte kannte sie nicht, aber sie konnte mehr oder minder eins und eins zusammenzählen. „Also was ist los? Du klingst nicht gerade glücklich.“ „Es geht um Hiromi. Ich hab sie seit Tagen nicht gesehen und sie geht nicht ans Telefon.“ Saeko runzelte die Stirn, strich sich eine der inzwischen länger gewordenen Haarsträhnen hinters Ohr. Hiromi war weg? Merkwürdig. „Hast du sie nicht beim Training mal angesprochen?“ „Du weist, dass ich das nicht machen kann. Ausserdem geht sie auf Abstand. Ich bekomme sie selbst beim Training eigentlich kaum zu Gesicht.“ Saeko seufzte schwer, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander, zupfte den hellgrauen Rock zurecht. „Und warum kommst du damit zu mir?“ „Ich vermute sie ist bei Kiriya.“ Die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin stockte etwas, sah an die gegenüberliegende Wand, an der fein säuberich eingerahmt die Bilder von ihr und Asako hingen, ebenso wie die Federn der Federräder. Hiromi war bei Kiriyan? Was wollte sie denn da? Die beiden hatten seit Jahren kaum ein Wort miteinander gewechselt, zurecht. Sie hatte aber keinen Grund ihrer kleinen Schwester den Kontakt mit ihrer ehemaligen Freundin gänzlich zu verbieten, auch wenn sie das ganze nicht gut hieß. Sie wusste um ihre Gefühle zu Chika, auch wenn sie sich regelmäßig darüber aufregte, dass Chika so vor der Otokoyaku scheute. Der Yukigumi-Star hatte sich in dem Jahr gänzlich verändert, wesshalb Saeko ihr gewillt war noch eine Chance zu geben. Hiromi tat ihr sichtlich gut, aber wenn die jüngere tatsächlich ihre Zeit mit Kiriyan verbrachte würde sie da nochmal nachforschen müssen. Also entschied sich die ehemalige Otokoyaku das Thema in eine andere Richtung zu lenken, lächelte und sah Chika erneut an. „Das gibt sich schon wieder. Ich rede mal mit ihr. Ich hab gehört du bist umgezogen?“ Chika war ganz froh, dass Saeko mehr oder minder ihre Zustimmung gab. Zuerst hatte sie sich etwas davor gescheut ihren ehemaligen Liebling um Hilfe zu bitten, aber sie war an einem Punkt, an dem sie nicht vor oder zurück konnte. Saeko war ihre einzige Verbindung zu Hiromi und sie wollte die jüngere immerhin unter keinen Umständen verlieren. Der Yukigumi-Star lächelte etwas, nickte. „Ja. Ich hab es in der Wohnung kaum ausgehalten. Zwar ist meine neue Wohnung nur zwei Straßen weiter, aber immerhin ist sie ein bisschen größer. Ach ja bevor ich es vergesse.“ Chika kramte in ihrer Jackentasche, holte einen Schlüssel heraus und legte ihn auf den Tisch. „Gib den bitte Hiromi. Sie soll wissen, dass sie jederzeit kommen kann.“ Saeko lächelte nur schief, seufzte etwas und schüttelte den Kopf. „Wann sagst du ihr endlich, wie sie bei dir steht? Ich kann mir das ja kaum mit ansehen.“ „Ich muss erst einmal über meinen eigenen Schatten springen.“ „Lass nur nicht zu lange auf dich warten. Ich will nur das Beste für Hiromi und wenn du meiner kleinen Schwester das Herz brichst, dann bekommst du mächtig Ärger mit mir.“ Chika lächelte nur schwach. „Mach darüber keine Scherze.“ Fast reflexartig und ohne es wirklich zu merken griff sie sich mit der rechten Hand ans linke Handgelenk, umklammerte dies etwas. Zwar sah man nichts mehr von der Tortour, durch die Sena sie getrieben hatte, aber sie fühlte dieses kalte Metall immer noch manchmal Nachts an ihren Händen. Zwar wusste sie, dass Saeko nichts in dieser Richtung tun würde, aber der Schock saß ihr noch immer in den Knochen. „Tut mir leid.“ Die Frau ihr gegenüber warf einen Blick auf die Uhr. „Ich glaube du solltest gehen. Asako meinte, sie kommt heute etwas früher nach Hause.“ „Musst du heute nicht arbeiten?“ Saeko schüttelte den Kopf. „Nein. Mein Co-Star ist krank. Er hatte wohl einen Unfall oder so. Geschieht ihm Recht.“ „Wieso?“ „Er denkt nur weil ich in dem neuen Stück seine Frau spiele hätte er das Recht mich angrabschen zu dürfen. Asako war davon gar nicht begeistert.“ Saeko lachte etwas, strich über den silbernen Ring an ihrem Ringfinger. „Aber ich kann den Abend dann mal nutzen um meine wirkliche Beziehung zu pflegen. Und mach dir mal keine Sorgen um Hiromi. Ich spreche mal mit ihr.“ Chika lächelte, dieses mal aufrichtig. „Danke.“ Über Teru hatte Beni den Streit von Kiriyan und Yuuhi mitbekommen, aber so wirklich begeistert war die Hoshigumi-Darstellerin davon nicht. Die Probleme der beiden Top Stars schienen doch noch tiefgründiger zu sein als zunächst angenommen, wesshalb sie sich ein paar Gedanken gemacht hatte um den beiden etwas in den Hintern zu treten. Zwar war ihr eigener Top Star nicht gerade begeistert davon, dass Beni so furchtbar abgelenkt war, aber Suzumi Shio, Toyoko wie Beni sie immer rief, erwies sich als gute Deckung. Die Blonde schien Kiriyan und Yuuhi zu kennen, mischte sich aber nicht weiter ein. So wirklich mochte Beni Toyoko nicht, aber sie konnten sich zumindest einigermaßen zivilisiert unterhalten. Mit Yurika hatte sie sich ebenfalls noch desshalb ausgesprochen, besonders, da die beiden Freundinnen Teru so gut wie gar nicht zu Gesicht bekamen. Beni beschlich das dumpfe Gefühl, dass Tomomin so langsam Konkurenz bekam, was das Blut in ihren Adern etwas hochkochen lies. Wenn es um Tomomin ging wurde Beni meist sehr eigen. Wie auch immer. Die Hoshigumi-Darstellerin hatte sich vorgenommen mal das ein oder andere Wort mit Kiriyan zu wechseln. Nicht nur, dass sie Gerüchte von ihr und der jungen Ryuu Masaki gehört hatte, jemand aus Yukigumi schien wohl auch nach ihrer Pfeife zu tanzen. Die Gerüchte kannte sie nur zu gut, denn in der Zeit, als Sena Jun noch Top Star von Tsukigumi gewesen war hatten sich die Takarazuka-Darstellerinnen jeder Troupe das Maul darüber zerissen wer denn nun mit Sena das Bett teilte. Selbiges hatte sie auch schon über Ayaki Nao, dem Tsukigumi-Top Star vor Sena, gehört und sie fragte sich, ob derartige Seitensprünge zur Tradition Tsukigumis gehörten. Innerhalb Hoshigumis waren diese Gerüchte eine Lachnummer, auch, wenn sie sich klar waren, dass Seitensprünge in allen Troupes irgendwie vertreten waren. Tsukigumi schien nur besonders berühmt dafür zu sein. Beni hatte sich auf eine Bank gesetzt, streckte Arme und Beine ausgiebig und ging dabei in den Schneidersitz, fuhr sich durch die Haare. Das Training war mehr oder minder anstrengend, aber sie hatte ihre letzte Szene gespielt und konnte sich nun den Rest der Probe bis zum Finale etwas ausruhen. Sie zupfte ein paar Federfusseln vo dem rot-karriertem Shirt. Wieso sie diesen Federwisch als Wischmopp verwenden musste war ihr schleierhaft. Das Ding war sicherlich schon so alt wie Takarazuka selbst, war entsprechend eklig und verlor Federn. Man hätte damit Frau Holle spielen können. Sie sah auf, als sich jemand zu ihr setzte. „Hey Yurika“, sagte sie leise und grinste etwas. „Gehst du jetzt noch zu Kiriyan?“ „Ja wieso?“ „Weil ich mal wieder nach Teru sehen wollte. Sie geht nicht ans Handy.“ „Sie wird wohl wieder bei Yuuhi sein.“ „Sicher?“ Yurka seufzte. „Da ist sie im Moment oft.“ „Eben. Ich mein es ist schön, dass die zwei sich so verstehen, aber ich glaube Teru steigert sich da in was rein.“ „So wie bei Tomomin?“ Beni nickte nur. Zwar war es Kiriyan mehr als unangenehm gewesen Hiromi gehen zu lassen, aber sie verstand, dass die Yukigumi-Darstellerin ebenfalls noch Arbeit vor sich hatte. Der Streit mit Yuuhi saß ihr in den Knochen und obwohl Hiromi eine gute Ablenkung war konnte sie nicht anders als ständig an ihre Freundin, wohl eher Exfreundin, zu denken. Sie hatte noch versucht mit Yuuhi zu reden, aber der Soragumi-Star blockte ab, wollte ihr gar nicht zuhören. Noch immer konnte sie den Gedanken nicht verkraften Yuuhi eventuell ganz verloren zu haben, hatte sich desshalb schon an Asako gewendet. Die ehamlige Tsukigumi-Schauspielerin hatte versprochen zu versuchen sich mit Yuuhi auseinander zu setzen, sonderlich viel Hoffnung hatte sie aber nicht. Kiriyan war nicht entgangen wie allergisch Yuuhi in letzter zeit auf Asako reagierte. Und der ganze Stress nur, weil die Tsukigumi-Darstellerin es nicht schaffte schlicht und ergreifend mit Yuuhi zu schlafen. Asako hatte ihr schon desshalb einen ziemlich ausgiebigen Vortrag gehalten, aber die Angst ihre Freundin zu enttäuschen war doch einfach zu groß. Noch immer wusste sie nicht, was es war. „Kiriyan? Hey Kiriyan! TOP STAR“, rief Masao in ihr Ohr und Kiriyan sprang einmal von ihrem Platz auf. „Ja? Was ist?“, fragte sie verwirrt, sah sich um. Der Probenraum war fast leer. War sie so lange in Gedanken gewesen? „Die Probe ist um. Hör auf in Gedanken zu sein und komm.“ „...Wohin?“ Masao drehte sich für einen Augenblick um. Kiriyan bemerke, dass der Blick der Jüngeren an Mirio hängen blieb, die aber noch mit einigen anderen Otokoyakus und Musumeyakus beschäftigt war. Anschließend beugte sie sich wieder zu ihr. „Ich muss mal mit dir reden.“ Irritiert sah Kiriyan drein, folgte Masao dann aber mit der Tasche und der Jacke in der Hand nach drausen. Kaum, dass die Tür hinter ihnen zu ging sah Masao sich um als ob sie überprüfen musste, ob ihnen jemand folgte. Erst, als sie auf einigem Abstand waren, sprach sie weiter. „Also ich hab nochmal darüber nachgedacht, was du vor einer Weile gesagt hast...“ „Das da wäre?“ „Das mit der Fakebeziehung...“ „Was ist damit?“ Masao lächelte etwas schief, kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Also weist du. Ich war letztens mit Mirio unten in der Stadt in der Bar und als sie kurz weg war hab ich mich mit jemandem an der Theke unterhalten. Als sie wieder gekommen ist hat sie alles gemacht um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.“ „Das fandest du wohl toll.“ „Ja klar. Aber kaum waren wir auf dem Weg zurück hat sie sich so verhalten wie immer. Ich will einfach wissen ob das jetzt nur was einmaliges war oder ob sie dann doch vielleicht was für mich übrig hat.“ Irgendwie schwarnte Kiriyan übles, aber sie lies die andere mal weitersprechen. „Dein Punkt?“ „Nun... Ich vertraue halt einfach keinem gut genug um das vielleicht vor zu täuschen. Naja nur wenigen. Und da Asako ja nichtmehr da ist...“ „Du wolltest mich fragen ob ich mit dir eine Beziehung vortäusche?“ Kiriyan klang etwas entsetzt, auch wenn sie sich irgendwie geschmeichelt fühlte, dass Masao ihr so sehr vertraute. Aber da Yuuhi ihr noch im Hinterkopf saß verhinderte es, dass sie einfach ja sagte. Die junge Otokoyaku nickte etwas und errötete dabei. „Hör mal Masao. Ich glaub nicht dass das der beste Zeitpunkt...“ Masao fiel ihr ins Wort. „Nur vor Mirio. Ich will das ja auch gar nicht die ganze Zeit durchziehen. Nur wenn Mirio dabei ist. Bittebitte Kiriyan. Ich will nicht, dass mir jemand Mirio wegschnappt und jetzt, da sie so viel Zeit mit Morie verbringt...“ Morie, Aoki Izumi, hatte neben Mirio und Ryouga in Asako's Elisabeth-Aufführung die Rolle des Rudolph übernommen, wesshalb die Otokoyakus natürlicherweise ziemlich viel miteinander zu tun gehabt hatten und diese Freundschaft hatte sich verinnigt. Es war nur klar, dass Masao eifersüchtig auf die andere Schauspielerin war, insbesondere seit diese angefangen hatte sich auch alleine ohne Masao mit Mirio zu treffen. Eigentlich gab es die beiden nämlich nur im Doppelpack. Kiriyan seufzte erneut schwer, fuhr sich durch die Haare und ging ein paar Schritte. Sie konnte doch nicht einfach nein sagen. Dennoch kam sie sich irgendwie schlecht vor wenn sie Hiromi wiederhaben wollte, wenn auch nur als temporäres Trostpflaster bis sie Yuuhi wieder hatte, und gleichzeitig vor Mirio etwas mit Masao vorheuchelte. „Wenn es nur vor Mirio ist...“, nuschelte sie dich schlussendlich und Masao fiel ihr für eine Sekunde um den Hals. „Danke Kiriyan! Du glaubst gar nicht wie mir das Herz in die Hose gerutscht ist.“ Die Jüngere lief vorraus. „Ich komm morgen bei dir vorbei, ja? Ich geh gleich mal alles vorbereiten.“ „Masao warte!“ „Bis morgen!“ Da war die andere auch schon wieder weg. Irgedwie war ihr nicht so ganz wohl bei der Sache, aber wenn es für einen guten Zweck war... Immerhin wollte sie ihre Freunde ja glücklich sehen. Kapitel 5: Chapter 5 -------------------- Teru war sich nicht so ganz sicher, ob sie die vergangenen Tage als vollen Erfolg oder als totale Pleite bezeichnen sollte. Es war eine Pleite, weil sie mit ansehen musste, wie ihr Top Star und Kiriyan sich immer mehr und mehr verkrachten, insbesondere, da jetzt dieses Gerücht um ging, dass Kiriyan etwas mit einer Frau aus Yukigumi und Masao gleichzeitig hätte. Sie musste dabei zusehen, wie Yuuhi daran zerbrach, hatte sie oft weinend bei sich sitzen und tröstete sie bis tief in die Nacht hinein. Yurika und Beni waren ihr dabei eine ziemliche Hilfe gewesen, auch wenn sie genau sah, wie Beni da ihre ganz eigenen Ziele verfolgte. Die Hoshigumi-Darstellerin verbrachte ihre Zeit eher mit Kiriyan, aber selbst sie konnte nicht sagen, ob die Gerüchte wahr waren oder nicht. Jedoch konnte es auch sein, dass ihre Freundin ihr die Wahrheit einfach verschwieg. Noch immer etwas geistesabwesend sah Teru in Richtung Yuuhi, die noch an ihrem Tanz feilte und sich dabei sehr ins Zeug legte. Man sah ihr deutlich an, dass sie sich einfach nur ablenken wollte und wo ginge das besser als beim Training? Als Top Star brauchte sie ihre volle Konzentration, da hatte Kiriyan keinen Platz. Teru lächelte etwas. Yuuhi schaute manchmal sehr verspannt wenn sie sich zu stark auf etwas konzentrierte, obwohl sie gerade dieser Blick wirklich süß machte. Sehr sexy obendrein. Yuuhi wirkte ausserhalb des Trainings mehr als hinreisend, geradezu lieblich wenn sie mal nicht an ihre Exfreundin dachte, doch wenn sie sich in ihre Rollen reinversetzte konnte sie fast furchterregend sein. Obendrein hatte man bei ihr immer das Bedürfnis sich auf den Schoß der anderen zu setzen und sich von ihr an die nächstbeste Wand oder auf den Boden drücken zu lassen. Zwar war es Teru ganz und gar nicht so wohl dabei bei jemand anderem als Tomomin so ein Bedürfnis zu haben, aber da ihre ehemalige Freundin sich immer weiter von ihr entfente beruhigte es ihr Gewissen etwas, wenn sie einer anderen Frau nachsah. Yuuhi setzte sich zu ihr und Teru lächelte ihrem Top Star zu. „Das war wirklich gut. Langsam sitzt es.“ „Danke. Bevor ichs vergesse: die Schneider wollen morgen unsere Kostüme abmessen. Heißt wir werden morgen unsere Zeit wohl damit verbringen wie Statuen da zu stehen.“ Teru lachte etwas, schubste Yuuhi sanft am Arm an. Sie konnte sich eine kleine Flirterei dann doch nicht verkneifen. „Wird sicher anstrengend. Aber ich glaube selbst als Statue würdest du gut aussehen.“ Yuuhi lief etwas rötlich an, grinste schief. „Wie wärs, wenn du dann noch zu mir kommst und ich mache uns eine Stärkung für morgen?“ War das eine Einladung? Yuuhi hatte sie noch nie zu sich eingeladen, auch, wenn sie sich jetzt doch schon einige Wochen kannten. „Klar gern. Ich kann auch Nachtisch machen für den Extrazucker.“ „Welchen willst du denn machen?“ „Wie klingen Muffins?“ Yuuhi grinste breiter. Das war wohl ein Ja. Kiriyan lag mit dem Bauch nach unten auf ihrem Bett, vergrub frustriert ihr Gesicht in ihrem Kissen. Das alles half einfach nichts. Sie hatte geglaubt, dass Hiromi sie ablenken könnte, aber selbst bei ihr kam sie irgendwie nicht mehr über einen gewissen Punkt hinaus. Leicht seufzend drehte sie den Kopf auf die Seite und sah zu Hiromi, die neben ihr hockte. „Sorry...“, murmelte der Top Star leise und stemmte sich auf, hockte sich auf die Knie. „Ich werde aus dir echt nicht schlau“, erwähnte Hiromi nur und legte Kiriyan eine Hand auf die Schulter. Irgendwie war die Anwesenheit der Yukigumi-Darstellerin nicht mehr das, was es vor ein paar Jahren noch war. Sie hatte geglaubt, dass Hiromi eine gute Ablenkung gewesen wäre, aber selbst bei der Jüngeren blockierte in ihr etwas. „Sicher, dass du es nicht nochmal mit Yuuhi versuchen willst?“ Kiriyan brummte missgelaunt und sah Hiromi aus dem Augenwinkel an. „Yuuhi will nichts mehr mit mir zu tun haben. Du hast doch den Vortrag mitbekommen, den sie mir gehalten hat.“ Der sogenannte 'Vortrag' war gar nicht mal so lange her. Kiriyan, Hiromi im Schlepptau, hatte Yuuhi erneut aufgesucht, hatte sie erst in Teru's Wohnung zusammen mit Beni und Yurika vorgefunden. Sie hatte den Soragumi-Star auf die Seite genommen, hatte versucht sich mit ihr zu unterhalten und vielleicht die Beziehung noch zu retten, aber Yuuhi war geradezu ausser sich gewesen. Mehr und mehr konnte der Tsukigumi-Star verstehen, wie Saeko sich vor einigen Jahren gefühlt hatte als Asako sie in der Küche zusammengestaucht hatte, nur dass nicht Yuuhi diejenige war, die frustriert aus der Wohnung gestürmt war. Beni hatte sie herausgezogen bevor die Situation entgültig eskaliert wäre. Seither hatte sie aber kein Wort mehr mit Yuuhi gesprochen. Beni kam sie regelmäßig besuchen, die zwei Schauspielerinnen verstanden sich gut, und erzählte ihr, was sie so von Teru erfuhr. Sie kam sich ein bisschen billig vor, wenn sie sich nur von Beni erzählen lies, was ihre Freundin so trieb, aber Yuuhi hatte auch den Kontakt zu Asako und Saeko mehr oder minder abgebrochen. Bei Asako konnte sie das irgendwie verstehen. Wieso wusste sie nicht, aber der ehemalige Tsukigumi-Star hatte gerade in den letzten Tagen ein neues Rekordtief, was ihre Laune anging. Zwar war sie bei Saeko noch immer handzahm, aber sobald jemand anderes die Schauspielerin mal ansprach fletschte Asako sofort die Zähne, wesshalb Kiriyan sich bei Hiromi ausgeheult hatte. Hiromi hatte eingesehen, dass Natsuki wohl kein Interesse an ihr hatte, denn der Yukigumi-Star ging auf Abstand, wesshalb Saeko's kleine Schwester regelmäßig zu ihr kam. Trotz der Probleme, die sie mit Yuuhi hatte hielt sie sich doch an ihr Versprechen gegenüber Masao, schwindelte vor Mirio eine Beziehung vor, die irgendwie aber nicht so an zu schlagen schien, wie Masao es wohl geplant hatte. Kiriyan verschwieg, dass sie hier und da mitbekam, wie Mirio immer wieder zu ihrem Handy rannte wenn sie Masao einen gespielten Blick zuwarf oder eine Bemerkung ablies, denn sie war sich sicher, dass Masao es doch irgendwann merken würde. Glücklicherweise schienen Mirio und Masao dann doch mehr Zeit miteinander zu verbringen als vorher, auch, wenn Kiriyan auch wusste, dass Morie, Aoki Izumi, ab und an Mirio zu einem Date einlud. Mirio selbst schien kaum zu merken, dass Morie das als Date auffasste. „Schon“, riss Hiromi sie aus den Gedanken. „Aber du gibst immer zu schnell auf. Willst du nicht nochmal allein mit ihr reden?“ „Ich glaube, wen ich alleine mit ihr rede reist sie mir den Kopf von den Schultern. Nein danke. Ich lass das ganze erstmal abkühlen. Vielleicht ergibt sich ja doch noch was.“ Hiromi seufzte schwer. Das war Kiriyan's Standarteinstellung. 'Irgendwas wird sich schon ergeben' und das seit Jahren. Es war der Hauptgrund, wieso das zwischen ihnen nie etwas ernsteres geworden war. Die kleine Schwester des ehemaligen Tsukigumi-Stars war sich sicher, dass das irgendwann nochmal das Verderben ihrer ehemaligen Partnerin war. Sie musste nochmal mit Saeko darüber sprechen, ein Besuch war sowieso überfällig. Hiromi warf einen Blick auf die Uhr. Ihre Schwester musste wohl oder übel zu Hause sein. Es war noch Vormittags und ihre Schwester musste erst gegen Nachmittag ins Theater für den nächsten Auftritt. Zwar würde sie einen gehörigen Tritt kassieren, denn sie ging davon aus, dass Saeko noch schlief, aber sie brauchte den Rat ihrer großen Schwester. Saeko war immer für sie da, selbst, wenn es ihr schlecht ging. „Dann werd ich mal gehen. Du brauchst mich ja wohl nicht mehr.“ Die Jüngere stand auf, fischte nach ihrer Hose und den Socken. „Hiromi warte“, sagte Kiriyan und drehte sich zu ihr. Die Jüngere drehte sich auf der Hacke. „Bist du mir böse?“ Verwirrt blinzelte die andere, lächelte dann aber. „Ich kann dir nicht böse sein, das weist du.“ Es war ehrlich gemeint. Sie kannte Kiriyan inzwischen schon eine Ewigkeit und sie waren immerhin gute Freunde. „Aber tu mir einen Gefallen und reis dich ein bisschen zusammen. An irgendwas muss es ja liegen. Spring mal über deinen Schatten.“ „Ich versuchs.“ Hiromi lächelte erneut, ging, wieder angezogen, zu Kiriyan und wuschelte ihr durch die Haare. „Wir sehn uns. Ruf mich an, falls was ist.“ „Mach ich. Und danke.“ Gähnend und mit noch immer geschlossenen Augen rollte sich die Schauspielerin auf die Seite, brummte etwas, als die so gewohnte Wärmequelle neben ihr fehlte. Sie streckte den Arm etwas weiter aus. Was hatte sie eigentlich dazu geritten eine so große Matratze zu kaufen? Doch alles, was sie ertastete, war das Ende des Bettes, was sie dazu verleitete die Augen doch mal zu öffnen nur um fest zu stellen, dass sie tatsächlich alleine im Bett lag. „Asako?“, murmelte der ehemalige Top Star leise und setzte sich auf, bibberte leicht und zog die Bettdecke höher. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr. Schon so spät? Dann war Asako sicher schon im Theater. Dabei hatte die Jüngere ihr versprochen sie zu wecken, wenn sie weg ging. Brummend zog Saeko sich dann doch aus dem Bett, griff nach dem weinrotem Bademantel und warf sich diesen über, stöhnte nur leise auf als sie merkte, wie kalt das Teil noch war. Erstmal Kaffee. Wenn sie nicht noch einen Auftritt hätte, dann wäre sie wohl den ganzen Tag im Bett geblieben. In der Küche fand sie einen Zettel mit Asako's Handschrift vor, blinzelte etwas und griff nach der erstbesten Brille, die sie auf dem Tisch liegend fand, stellte schnell fest, dass es die von ihrer Freundin war und setzte sich die andere auf die Nase. Wenn sie aufwachte und vor dem ersten Kaffee sah sie immer furchtbar schlecht. 'Wollte dich nicht wecken. Du warst so süß an zu sehen. Bin schon im Theater. Ich liebe dich, Asako.' Saeko lächelte leicht. Manchmal war Asako einfach zu hinreisend, wenn sie nicht gerade das Biest raushängen lies, was in den vergangenen Tagen recht häufig passiert war. Irgendwas ging der anderen gehörig gegen den Strich, auch, wenn sie immer abblockte wenn Saeko sie darüber ausfragen wollte. Wahrscheinlich versuchte ihr Grabscher es nun bei ihr. Das Telefon klingelte lautstark, sodass es wohl Osa mit ihrem Winterschlaf aus den Federn gerissen hätte, und Saeko hob ab. „Morgen“, murmelte sie in den Höhrer und sie hörte ein vertrautes Lachen am Ende. „Morgen Schwesterherz. Hab ich dich geweckt?“ „Nein nein. Ich war schon mehr oder minder wach. Was gibt’s?“ „Kann ich mal bei dir vorbeikommen solange du noch da bist?“ Manchmal kam Saeko sich vor wie ein Seelensorger. Als ob sie nicht genug eigene Probleme hätte. „Klar. Gib mir aber ein bisschen Zeit um mich wenigstens an zu ziehen.“ „Ich brauch eh noch. Bis nachher.“ Hiromi brauchte etwas über eine Stunde bis zu der Wohnung der beiden ehemaligen Tsukigumi-Stars, stellte jedoch erleichtert fest, dass Asako's Auto vor der Tür fehlte. Der ganze Umkreis war nicht ganz so leicht zu überblicken, denn die Wohnung der beiden lag an einer Ecke, doch da die beiden Schauspielerinnen eigentlich immer die selben Parkplätze hatten war es recht einfach fest zu stellen ob jemand darauf stand oder nicht. Ihre große Schwester lies sie gleich in die Wohnung, bog nach ungefähr eineinhalb Metern in die nächstbeste Tür ein, die ins weit gestaltete Wohnzimmer führte. Wieso Saeko die Wand zur Küche hatte einreisen lassen und stattdessen eine Theke dorthin gestellt hatte war ihr ein Rätsel, denn sie wusste, dass Sena sich mehr als einmal über den mangelnden Platz beschwert hatte. Doch da hatte sich ihre Schwester wohl oder übel durchgesetzt. Wie sei mal dahingestellt. „Du siehst immer noch müde aus“, stellte Hiromi fest als sie sich auf die Couch nieder lies. Den Sessel, so bequem und einladend er auch war, lies sie immer aussen vor, denn Saeko war nicht das einzige, was Sena mit Krallen und Zähnen verteidigte. „Wirkt der Kaffee noch nicht?“ „Nicht wirklich. Aber egal. Wo brennts denn, Schwesterchen?“ Saeko zog die Brille von der Nase, rieb sich einmal ausgiebig die Augen. Ihre große, böse Schwester konnte manchmal einfach nur süß sein. „Kiriyan?“ Es war mehr eine Aussage als eine Frage, aber Hiromi konnte sich schon denken, wie Saeko reagieren würde. Es dauerte ein paar Sekunden, Saeko hatte eine lange Reaktionszeit wenn sie nicht wach war, aber dann sah sie doch etwas entsetzt zu der Yukigumi-Darstellerin. „Was hast du jetzt schon wieder mit Kiriyan? Ich dachte das Thema wäre durch.“ „Mal ganz davon abgesehen, dass es nicht fair war, dass du meine Beziehung beendest, geht es nicht um mich und Kiriyan sondern eher um Kiriyan und Yuuhi.“ „Den Streit sollen die mal schön unter sich ausmachen. Die zwei sind erwachsen.“ „So erwachsen wie du und Sena?“ „Hey! Das kannst du nicht vergleichen.“ Hiromi seufzte schwer und lehnte sich zurück. Gut. Vielleicht war sie etwas zu weit gegangen. „Sorry. Aber ich mach mir echt Sorgen.“ „Habt ihr miteinander geschlafen?“ „Was?“ „Du hast mich verstanden. Ich schwöre dir, wenn da wieder was passiert ist, dann bekommst du von mir eine Abreibung die sich gewaschen hat!“ Saeko war mit einem Mal hellwach und sichtlich sauer. Hiromi rollte mit den Augen. „Du bist übervorsichtig Schwesterherz. Schön wir habens versucht...“ „Ihr habt was??“ „...es ist aber nichts passiert. Komm wieder runter.“ „Runterkommen??“ Saeko sprang von ihrem Platz auf, bereute es aber gleich wieder als ihr Kreislauf aufmuckte und setzte sich wieder auf ihren Platz. „Man Hiromi! Ich hab dir gesagt...“ „...Dass Kiriyan nicht die richtige für mich ist, dass ich nur etwas mit jemandem haben soll, wenn es tiefer geht, blablabla...“ Hiromi seufzte. „Ich kenn das schon, Saeko. Jetzt freu dich doch erstmal, dass da nichts ist.“ „Und was ist mit Chika? Sie liebt dich. Glaubst du es macht sie glücklich, wenn du wieder zu Kiriyan rennst? Mal davon abgesehen, dass sie von deiner sogenannten 'Beziehung' mit Kiriyan damals nichts weis. Zum Glück. Sie würde an die Decke gehen.“ „So wirklich zeigen tut sie mir das aber nicht.“ „Gib ihr eine Chance.“ Die Ältere lehnte sich auf ihrem Platz zurück und fuhr sich durch die Haare ehe sie, langsamer als vorher, aufstand. „Sie hat dir was dagelassen. Benutz es.“ Hiromi blinzelte als Saeko zu einer Schublade ging, darin herumkramte. Die Jüngere beugte sich vor, sah, wie Saeko kurz stockte ehe sie eine andere Schublade rauszog. Das ganze Spiel wiederholte sich bis Saeko auf die benachbarte Kommode schielte, kurz nach etwas griff und anschließend wieder zu ihr ging. „Was ist?“ „Chika hat mir einen Schlüssel zu ihrer Wohnung dagelassen, für dich. Sie sagt, dass du bei ihr jederzeit Willkommen bist.“ Kaum, dass das Training der Soragumi's vorbei war, packte Yuuhi ihre Sachen und ging nochmals nach vorne zum Direktor um mit ihm noch letzte Einzelheiten zu besprechen. Am nächsten Tag stand die Kostümprobe an, wesshalb Yuuhi sich und Teru abmelden musste. Zwar war das ganze schon durchgeplant, allerdings mussten sie dem Direktor und dem Assistenten immer nochmals bescheid sagen, damit es nicht zu Missverständnissen kam. „Dann sehen wir uns Übermorgen. Viel Spaß bei der Kostümprobe“, sagte der Assistent freundlich und sie verabschiedete sich noch. „Danke“, sagte Yuuhi und wollte zu ihrer Tasche, doch sie runzelte die Stirn. Sie hatte die Tasche doch gar nicht verstellt. „Yuuhi!“, hörte sie Teru's Stimme und sah zu Tür. „Ich hab deine Tasche. Komm schon.“ Der Soragumi-Star grinste und ging zu ihrem Vice. „Danke.“ Zusammen gingen die beiden Schauspielerinnen zu Yuuhi's Wohnung, warfen die Taschen auf das kleine Sofa. Im Augenwinkel sah Yuuhi, wie Teru sich ausgiebig umsah. „Gefällt es dir hier?“, fragte die Soragumi-Darstellerin und ging in Richtung der Kochecke. „Es ist größer als meine. Sind alle Top Star Wohnungen so groß?“ „Das weis ich nicht“, meinte Yuuhi und fing an die Sachen aus ihrem Kühlschrank zu räumen. Nach dem Streit mit Kiriyan hatte sie sich doch dazu entschlossen in die größere Top Star Wohnung um zu ziehen, hatte sie schon lieben gelernt. Ihre Einrichtung immer noch etwas spartanisch und die Wohnung wirkte etwas leer. Sie war schon davon ausgegangen, dass Teru nach dem Training mit zu ihr kam und hatte schon für zwei Personen eingekauft. „Aber ich weis, dass wir alle Fußbodenheizung haben im Bad.“ Der Soragumi-Star grinste breit als sie den verwunderten Blick im Rücken spürte. „Echt?“ Yuuhi drehte sich um, lehnte sich an den Kühlschrank. „Du kannst ja ne Runde duschen gehen und es ausprobieren. Die Muffins kannst du nicht machen während ich koche.“ Teru blinzelte verwirrt und fuhr sich durch die Haare. Hatte Yuuhi sie gerade echt dazu eingeladen bei ihr zu duschen, oder hatte sie sich nur verhöhrt? Aber sie wollte sich nicht beschweren. Von den sagenunwobenen Fußbodenheizungen hatte sie schon gehört. „Uhm danke? Aber ich hab nichts zum Umziehen dabei...“ „Wenn du willst geb ich dir was Weites von mir. Ds sollte selbst dir passen.“ Es war wohl nicht zu übersehen, dass Teru sich wie ein Schneekönig freute, sprang freudig auf der Stelle. „Wow danke! Dann werd ich das verschwitzte Zeug endlich los.“ „Bis du fertig bist bin ich fertig.“ Yuuhi stellte die Schüssel mit dem Gemüse beiseite, dass sie angefangen hatte zu schneiden, und gab Teru einen weiten Jogginganzug, genau wie zwei Handtücher und ein paar Flauschsocken, und Teru verzog sich daraufhin ins Badezimmer. Der Soragumi-Vice zog erstmal ihre Socken von den Füßen, grinste, als die Wärme an ihre Füße kam. Das war einfach überwältigend. Zwar war der nackte Boden etwas unangenehm, aber nachdem sie sich auf den kleinen, regenbogenfarbigen Vorteppich vor der Dusche gestellt hatte war es geradezu perfekt. Was den Soragumi-Star letztenendes dazu geritten hatte ihren Vice tatsächlich bei sich duschen zu lassen, sie so tief in ihre Privatsphäre zu lassen wusste sie dann doch nicht. Teru war ihr in der Zeit einfach ans Herz gewachsen und in ihr machte immer etwas einen Sprung, wenn die Größere so glücklich lachte und sich freute. Es lenkte sie von dem Stress ab, den sie in den letzten Tagen gehabt hatte. Als Sahnehäubchen hatte Teru ihr obendrein Muffins versprochen. Sie war verrückt nach diesen Dingern. Leise summend warf Yuuhi ihre Zutaten zusammen, sie hatte sich für Gemüseauflauf entschieden, denn der konnte lange genug im Ofen bleiben, ging anschliesend ins Schlafzimmer, wo sie sich ein bequemes, weiches Shirt und eine ebenso bequeme Hose anzog, obendrein die schlichten, schwarzen Söckchen durch ein paar quitschrosane Plüschsocken austauschte, zum schluss die Abbinde unter dem Shirt löste und tief durchatmete. Zwar war das Teil inzwischen gewohnt, aber selbst nach all den Jahren war sie jeden Abend froh das störende Stoffteil endlich los zu sein. Ein leises Knallen riss sie aus der Trance. Teru war wohl aus dem Bad gekommen. „Yuuhi?“ „Schlafzimmer.“ Die Tür öffnete sich etwas scheu und eine klatschnasse Teru steckte den Kopf hinein. Ihre Haare tropften und sie hatte eines der Handtücher über den Schultern, wobei das Shirt dezent durchnässt war. Yuuhi lachte etwas. „Hast du mit Klamotten geduscht?“ „Nein.“ Teru brummte etwas und trat ins Schlafzimmer. „Ich hab nur deinen Wasserhahn unterschätzt.“ Der Soragumi-Star blinzelte etwas, lachte dann laut los als sie verstand, worauf Teru hinaus wollte. Der Wasserhahn tendierte dazu das Wasser ziemlich plötzlich herausschießen zu lassen und die Art und Weise wie das Waschbecken geformt war wurde man gerne mal nass, wenn man nicht wusste, was da auf einen zukam. Yuuhi dachte schon gar nicht mehr daran, denn die Wohnung gehörte einst Saeko. Sie hatte schon genug Zeit darin verbracht um von den Fehlern zu wissen. Der Soragumi-Star ging zu Teru, die inzwischen die Tür geöffnet hatte, und strich ihr eine klatschnasse, klebende Haarsträhne aus dem Gesicht. „Hey du bist ja ganz kalt.“ „Ich hab die Angewohnheit mir nach dem Duschen ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen. Das macht wach.“ Yuuhi kratzte sich grinsend an der Wange. „Merkwürdige Angewohheiten hast du. Das Essen dürfte gleich fertig sein.“ Die Soragumi-Vice war mehr als erstaunt wie gut ihr Top Star doch kochen konnte, nahm mehr als ein Mal nach und leerte den Teller bis auf die letzte Erbse. Dabei vertilgte sie fast das Doppelte von dem, was Yuuhi inhalierte, auch wenn noch immer etwas übrig blieb. So hatten sie immerhin noch etwas für den nächsten Tag. Teru hatte sich aschließend in die Küche gestellt um die versprochenen Muffins zu backen. Yuuhi hatte merkwürdigerweise alles da. Ob sie das geplant hatte? Teru schmunzelte etwas bei dem Gedanken. Yurika hatte sich etwas bei ihr aufgeregt, dass sie sich wohl wieder zu sehr in etwas reinsteigerte, allerdings war Teru sich ziemlich sicher. Yuuhi war etwas anderes. „So fertig“, sagte Teru, nachdem sie den Teig in die Förmchen und das Blech in den Ofen geschoben hatte. „Und du bist dir sicher, dass die Kombination schmeckt?“ „Schokolade und Kirsch passt immer. Wirst schon sehen.“ Teru wusch sich noch die Hände, sah im Augenwinkel, wie Yuuhi sich über die Schüssel mit den Teigresten beugte. Die Vice lachte etwas. „Wenn du willst dann probier doch.“ Teru schüttelte sich ein paar Wassertropfen von den Händen, sah dabei zu Yuuhi, die ohne weitere Fragen zwei Finger in die Schüssel steckte und ein wenig von dem übrigem Teig probierte. Dem Glitzern in ihren Augen nach zu Urteilen schmeckte es. Ihr Top Star schnappte sich die Schüssel, Teru konnte dabei nur breiter grinsen, ging ein paar Schritte und lehnte sich an die Wand, 'löffelte' dabei weiter den Restteig mit den Fingern. „Schmeckt super“, nuschelte die kleinere und leckte sich den Rest vom Finger. „Iss nicht zu viel. Die Muffins backen noch hoch und du bekommst von zu viel Teig bestimmt Bauchschmerzen.“ „Du denkst manchmal echt ich wäre ein Kind oder?“, fragte Yuuhi und zog dabei eine Schmolllippe. Teru lachte etwas, trat an die andere heran und nahm ihr die Schüssel weg, probierte selbst etwas von dem Teig. Sie hätte etwas mehr Schokolade reinmachen sollen, aber das war nah genug dran. „Hey!“ „Du benimmst dir nur wie ein Kind, wenns um Süßigkeiten geht, aber ich kanns dir nicht verübeln.“ Yuuhi tippte ihr gegen die Stirn und grinste. „Sagt die richtige. Sobald irgendwas flauschig ist flippst du doch komplett aus.“ „Was? Das stimmt doch gar nicht.“ Der Top Star hob eine Augenbraue, warf einen Blick nach unten auf ihre Socken, auf die Flauschsocken um genau zu sein. Teru runzelte die Stirn. „...Na gut vielleicht ein bisschen.“ „Sei froh, dass du noch nie auf Saeko's Flauschteppich im Bad gestanden hast. Ich glaube davon würde ich dich nie mehr runter bekommen.“ „Dann bin ich ja froh, dass ich da noch nicht war. Wo wir grade von flauschig reden... ist das das neue Shirt?“ Yuuhi hatte sich das Shirt geholt als sie zusammen mit Yurika und Beni shoppen war um sich ablenken zu können. Der Top Star hatte sich sofort in das Outfit verliebt, insbesondere, da sich der Stoff sich himmlisch anfühlte. Sie nickte etwas. „Klar. Es schläft sich toll darin.“ Teru trat an sie heran, legte die Hände an die Seiten des Top Stars und befühlte den Stoff leicht, fuhr dabei nach vorne über den Bauch. Etwas überrumpelt starrte Yuuhi auf die Hände der Jüngeren, fühlte dabei wie sich ihre Wangen aufhitzten und sie wohl oder übel rot anlief. Wenn sie nicht sowieso schon an der Wand stehen würde, die Wand im Rücken kam ihn auf einmal so kalt vor, wäre sie wohl nach hinten gekippt. Teru trat noch einen Schritt näher an sie heran, Yuuhi's Herz musste wohl jeden Moment aus ihrem Brustkorb springen, und der Top Star war dazu verleitet auf zu sehen. Diesen Blick von Teru kannte sie, sie kannte ihn nur zu gut. Ihr Blick klebte an den sanften, dunklen Augen der Jüngeren, verlor sich ein bisschen darin. Yuuhi hob langsam die Hand, legte sie der anderen auf die Schulter, wich aber instinktiv etwas zurück als ihr Vice ihr ein Stück näher kam. Die Frau ihr gegenüber atmete einmal tief aus und lehnte den Kopf neben Yuuhi an die Wand. „Tut mir leid“, flüsterte Teru leise, wobei dem Soragumi-Star dabei eine Gänsehaut über den Rücken kroch. „Ich wollte nicht...“ „Teru. Halt die Klappe“, murmelte Yuuhi nur und krallte sich etwas in die Schulter ihres Vices. Sie fühlte, wie der Klos in ihrem Hals ihre Stimme absacken lies. Teru lehnte sich etwas zurück und erneut sah sie in diese wundervollen, dunklen Augen. „Ich wollte nicht, dass du sauer...“ „Küss mich einfach.“ Sie sah der anderen die Verwunderung an, jedoch legte Yuuhi die Hände in den Nacken der anderen. Vorsichtig zog sie die Größere zu sich hinunter, Teru wehrte sich nicht sonderlich, und hob den Kopf etwas, fühlte kurz darauf den Atem und die Lippen der Jüngeren gegen den eigenen. Die scheue Berührung entwickelte sich schnell in einen zärtlichen Kuss, wobei Teru weiter an Yuuhi heranrutschte. Der Soragumi-Star erfreute sich dabei der Zärtlichkeit und der Wärme, die die andere ihr entgegen brachte. In ihrer neuen Wohnung warf Chika zunächst ihre Tasche auf ihre Couch, rieb sich über den Nacken und seufzte schwer. Sie hatte sich immer noch nicht an die neuen vier Wände gewöhnt, wesshalb sie die meiste Zeit des letzten Jahres bei Hiromi geschlafen hatte. Dabei war ihre neue Wohnung gar nicht schlecht. Sie war nicht ganz so so groß wie ihre alte, jedoch wenigstens zweistöckig. Das Wohnzimmer, welches das Herzstück der Wohnung bildete, folgte direkt auf den Eingangsbereich. Von dort aus führte eine Treppe mit einem Metallgeländer nach oben in einen Arbeitsbereich mit darauf folgendem Schlafzimmer. Es diente zwar nur als Gästezimmer, aber Chika ging nicht davon aus es jemals benutzen zu müssen, benutzte es desshalb mehr oder minder als Abstellkammer. Ihr eigentliches Schlafzimmer befand sich im unteren Stockwerk, ebenso wie das Bad und die Küche. Die Küche schloss sich an das Esszimmer an, wobei das Esszimmer durch eine Fensterfront mit einem Balkon verbunden war. Erstmal eine Dusche, denn das Training war mehr als anstrengend gewesen. Obendrein schlief sie seit Tagen kaum. Alles, was sie noch wollte war eine heiße Dusche und ihr Bett. Die Schuhe lies sie einfach ungeordnet im Eingangsbereich, schliff müde über den dunkelroten Teppich, der den Großteil des Wohnzimmers ausfüllte, zog dabei schon ihr Shirt über den Kopf und die Hose von den Beinen, was achtlos auf dem Teppich liegen blieb, es sah ja eh keiner, an der Küche vorbei ins Badezimmer, wo sie sich auch dem Rest ihrer Kleidung entledigte. Seufzend stieg sie in die Dusche, legte den Kopf auf die Seite und schloss die Augen. Das warme Wasser entspannte ihre übersäuerten Muskeln, wobei auch ihr Duschgel seinen Teil dazu beitrug. Blinzelnd besah sich der Yukgiumi-Star ihre Handgelenke, drehte die linke Hand ein wenig und besah sich den letzten Überrest, der vor der Nacht übrig geblieben war, die sie am liebsten vergessen würde. Die Narbe war so hauchzart, so fein, dass sie mit dem blosem Auge nicht sichtbar war, aber man konnte sie ertasten. Sie verlief an der Unterseite ihres Handgelenks, dicht vorbei an ihren Pulsadern. Sena hatte wirklich ganze Arbeit geleistet als sie ihr ins Handgelenk gebissen hatte. Eigentlich sollte es sie gar nicht so stören, aber es störte sie schon, dass die Narbe da war. Hiromi wusste davon, auch, wenn sie die Narbe sehr offensichtlich vermied. Noch immer hing Chika diese Nacht nach. Sie hatte Alpträume davon und manchmal sah sie Sena vor sich, wie sie ihre Haare auf der linken Seite zurückgeflochten hatte, woraufhin sie immer die Flucht ergriff. Kurz nach dem Vorfall hatte es sogar gereicht, wenn Sena die Haarsträhnen an der Seite zurückgezogen hatte um sie in Panik zu versetzen. Sie sah immer wieder die andere vor sich, wie sie in dem bodenlangen Samtanzug, den silbernen, mit roten Strähnen durchzogenen und links zurückgeflochtenen Locken, diesem blassem Make-up und dem kalten Silberring vor ihr stand, kalt lächelte. Insbesondere dieses Lächeln... Chika schüttelte den Kopf. Sie hatte sich geschworen das ganze zu vergessen, mehr noch, sie hatte es Hiromi geschworen. Sie wollte das ganze nur endlich aus ihrem Kopf wissen, was jedoch nicht so leicht war, bedachte man, dass sie Sena immer wieder sah und genau wusste, dass sie über die Selbe Schwelle ging, die sie auch manchmal überschritt. Immer wieder hatte sie Angst, dass Sena auf einmal in der Tür stand wenn sie sich mit Saeko unterhielt. Weis der Himmel, was Sena mit ihr machen würde. Aber auch egal. Sie hatte sich auf wichtigeres zu konzentrieren als ihrer Vergangenheit nach zu hängen. Kurzerhand schnappte sie sich das Shampoo, wusch sich in aller Ausführlichkeit die kurzen Haare und stieg anschliesend mit zugekniffenen Augen aus der Dusche und schnappte sich ein Handtuch. Noch etwas blind stolperte sie zu ihrem Spiegel, legte sich das Handtuch, mit dem sie sich die Haare trockengerieben hatte, um die Schulter gelegt und sah auf die beschlagene Fläche. Wie lange hatte sie darunter gestanden? Mal ganz davon abgesehen, dass sie wegen des Shampoos, dass sie in die Augen bekommen hatte, noch immer blind war. Sie tastete nach einem Waschlappen um sich die Augen aus zu waschen. Kaum, dass sie den nassen Lappen auf den Augen hatte fühlte sie einen kalten Luftzug in ihrem Nacken, erstarrte dabei. Sofort schnellte ihr Blutdruck nach oben. Hoffendlich hatte sie nur vergessen die Tür richtig zu schließen... „Guten Abend, Natsuki“, hauchte es gegen ihren Nacken. Sofort fiel der nasse Lappen zu Boden und sie starrte im noch immer beschlagenen Spiegel auf eine nur allzu vertraute Gestalt, die sie nur zu gut kannte. Die Hand der Person, die hinter ihr stand, reichte an ihr vorbei nach vorne, an der sie nur ein leichtes Glitzern daran erkannte, wischte über die beschlagene Fläche, sodass sie Sena im Spiegel direkt in die Augen sah. Sie erkannte die zurückgeflochtenen Haarsträhnen, den Kragen des Mantels, den sie trug, denn die Frau war ungefähr einen halben Kopf größer. Dabei fühlte sie den Körper der anderen an ihrer nackten Haut. Sena schien ihre Panik und ihre Paralyse zu bemerken, lächelte nur kalt und Chika sackte etwas in sich zusammen. Das konnte nur ein einziger Alptraum sein. „Was willst du?“, wimmterte sie fast atemlos, woraufhin Sena den Arm um ihre Schultern schlang und sich in die nackte Schulter krallte. „Dir eine Lektion erteilen. Obwohl ich gehofft hatte, dass wir das hinter uns hätten. Du ekelst mich an.“ In ihrer Panik wurde Chika lauter. „Ich hab nichts getan!“ „Denkst du ich weis nicht, dass du bei Saeko warst?“ Der Yukigumi-Star fühlte, wie sie etwas in sich zusammensank. Sie fühlte die Lippen der anderen an ihrer Ohrmuschel, wobei Sena die Hand hob und ihr mit dem Handrücken über die Wange strich. Neben der kalten Haut fühlte sie noch etwas anderes, was ihren Körper nur noch heftiger zittern lies. Das konnte nicht sein. Saeko hatte... es konnte nicht... aber er war da. Sie sah das Silber in der verwischten Spiegelung. Mit einem Mal war die unterstütztende Kraft von Sena's Arm weg, wodurch Chika abrutschte und auf die Knie fiel. Sofort drehte sich sich, rutschte zurück bis sie mit dem Rücken an die Kacheln stieß. Durch die Panik orientierungslos konnte sie nicht sagen, ob es jetzt die Wand, die Badewanne oder die Dusche war, an die sie gerade gerutscht war, wurde nur auf der Stelle kleiner, als Sena näher kam, das Hallen ihrer Absätze im Bad war fast unerträglich laut und der dunkle Mantel führte dazu, dass vor Chika's Augen ein Horrorszenario ablief, blieb dann über ihr stehen. Den Blick kannte sie, zu gut. „S-Sena... ich...“ „Willst du schon wieder eine Entschuldigung abliefern? Aber, aber meine Nixe. Ich sagte dir, dass du die Finger von meinem Mädchen lassen sollst. Und schon wieder bist du selbst an deinem Schicksal schuld. Armes Häschen.“ Sena zog die Augenbrauen etwas zusammen, legte dabei wieder dieses unglaublich kalte Lächeln auf. Chika fühlte, wie sie erschauderte als Sena sie am Handgelenk packte und sie mehr oder minder nach oben zog. Ihre Beine waren noch immer weich und sie schaffte es nicht auch nur ansatzweise zu stehen. „Bitte...“ „Bitte was?“ Chika würgte als Sena sie am Hals packte. „Ich habe dich dazu gebracht das zu tun was ich dir sage. Das einzige, was ich dir befohlen habe war nie...“ Der Tod schnaubte. „...nie Hand an meine Frau an zu legen und dich nie in ihrer Nähe auf zu halten. Ich habe dich nur bei unseren Freunden akzeptiert weil du mit Hiromi zusammenhängst. Oder sollte ich dir sagen, hingst? Sonst hätte ich dich schon lange in die Schranken gewiesen.“ Erneut sackte Chika auf die Knie als Sena sie loslies, hustete und stützte sich auf dem Boden ab. „Aufstehen.“ „Sena hör auf...“ „Aufstehen hab ich gesagt!“ Erneut schluckte Chika hart, drückte sich an den Kacheln nach oben. Sie spürte die Blicke der anderen auf sich, starrte desshalb zu Boden. Sie fühlte Sena's manikürte Nägel auf über ihre Kehle streichen. „Na geht doch. Raus.“ Chika stolperte an dem Tod vorbei aus der Tür, wäre dabei fast erneut gestolpert, landete nach einem Schlag auf ihrem Rücken dennoch auf dem tiefrotem Teppich. „Ich war so frei dir etwas zum Anziehn raus zu legen. Dein Körper macht mich krank“, sagte die andere kalt und zeigte auf einen kleinen Stoffhaufen auf dem Sofa. Die Yukigumi-Schauspielerin traute sich gar nicht Sena an zu sehen als sie zur Couch krabbelte und in die Shorts und in das Top schlüpfte, dass sie dort vorfand. Vor dem Sofa hockte sie sich auf den Teppich, zog die Beine an den Körper und sackte in sich zusammen, als sie Sena's Schatten vor sich sah. Inzwischen war ihre Angst so groß, dass die Tränen ihr über die Wangen liefen. „Wie kommst du hier rein?“, wimmerte Chika leise, starrte zu Sena nach oben, die direkt über ihr Stand. Sie trug das Tod-Kostüm nicht, das erkannte sie dann doch, aber etwas, was dem zum verwechseln ähnlich sah, was die ganze Situation nicht verbesserte. Erneut lächelte die andere, zog etwas am Kragen ihrer Jacke, enthüllte damit die Innentasche, in der sie nur etwas allzu bekanntes entdeckte, was sie erneut aufwimmern und zittern lies. Die Handschellen, mit denen sie stundenlang an ihr Bett gefesselt gewesen war. Vor Chika's Augen fing sich die Umgebung an zu drehen als der Tod vor ihr die Hand in die Innentasche schob, kalt Lächelte. Man sah ihr das Vergnügen an, mit der Sena vorging, zog aber statt der vorgeblitzten Handschellen etwas sehr viel kleineres heraus, einen Schlüssel. „Saeko hat versucht den Schlüssel vor mir zu verstecken. Ich war so frei eine Kopie zu machen.“ „Ich habe nicht...“ „Lüg mich nicht an!“ Chika schlug die Hände über die Ohren als Sena anfing zu schreien. „Ich weis, dass du bei ihr warst! In meiner Wohnung! Dass du so närrisch bist dich in mein Reich zu wagen ist einfach nur dumm, Natsuki!“ Wegen der zusammengekniffenen Augen spürte sie erst, dass der Tod über ihr kniete, als sie die schlanken Finger und das kalte Metall an ihrem Kieferknochen spürte. „Oh meine süße Nixe. War dir jene Nacht nicht genug? Hattest du solche Sehnsucht nach mir?“ „Sena...“ „Antworte mir, meine Nixe. Was habe ich dir gesagt?“ Chika schluckte, wimmerte auf als der Tod sie am Kiefer nach oben zerrte. „Komm Saeko nicht zu nahe...“ „Genau. Und? Was hast du getan? Etwas, was du nie tun solltest?“ „Ich war in deiner Wohnung...“ „Kennst du die Konsequenz dafür?“ Nochmals kniff die Schauspielerin die Augen zusammen, krallte sich am Arm der anderen fest. Die Hand löste sich von ihrem Kiefer, griff sich stattdessen ihr Handgelenk und zog es sich zu den Lippen. Mit der zweiten Hand presste Sena sie gegen die Couch. Chika traute sich gar nicht ihr zu antworten. Sena lächelte nur etwas, woraufhin die Yukigumi-Schauspielerin den stechenden Schmerz an der Stelle, wo ihre Narbe saß. „Sena hör auf!“, hörte sie auf einmal eine bekannte Stimme rufen und der Tod löste die Zähne von ihrer Haut und mit einem Mal wurde Sena von ihr runtergezerrt. Die Stimme kannte sie. Hiromi... Der Ruck war so schnell gekommen, dass Asako nicht hatte reagieren können, starrte plötzlich in ein vertrautes paar Augen. Für eine Sekunde hatte sie geglaubt Saeko vor sich zu haben, bis sie bemerkte, dass es der kleine Nervtöter war, der ständig Natsuki mit anschleppte. Wieder fest in ihren Stiefeln baute sich vor der jetzt kleineren Frau auf, sah kalt auf sie hinunter. „Misch dich nicht ein.“ „Und wie ich mich einmische! Du bist doch wahnsinnig!“ Asako warf einen Blick auf die noch immer zusammengekauerte Natsuki, die ihr gerötetes Handgelenk festhielt, sie verfluchte sich nicht fester zugebissen zu haben, die leise vor sich hinwimmerte und zu Boden starrte. „Wenn Saeko mich nicht darum gebeten hätte, dann hätte ich das hier schon viel früher gemacht. Immerhin hat sie nichts in deiner Familie zu suchen.“ Sie lächelte. „Sei mir doch dankbar, dass ich sie aus deinem Leben hole. Sie hat darin eh nichts verloren.“ Hiromi wollte gerade anfangen noch etwas zu sagen, als Asako sie mit einem gezieltem Stoß gegen die Schultern, immerhin hatte Asako einiges an Kraft, an das Metallgeländer beförderte und Hiromi keuchte vor Schmerz auf. Mit schnellem Schritt war der Tod bei ihr, hatte schneller, als Hiromi hätte sehen können, die Handschellen aus der Innentasche gezückt und die Handgelenke der anderen an dem Metallgeländer festgemacht. Asako legte ihr sanft eine Hand auf die Wange, lächelte zärtlich. „Misch dich nicht ein, Hiromi. Ich zeige ihr nur, wo ihr Platz ist.“ Als Hiromi wieder geradeaus sehen konnte, die Erschütterung an ihrem Rücken und Hinterkopf, die sie sich durch den Aufprall am Geländer zuzog, hatte sie Sterne sehen lassen, sah sie Sena, die ein paar Schritte rückwärts ging, sich dann auf dem Absatz drehte und mit schwebenden Schritten zurück zum Sofa, wo sie sah, wie Chika jammernd zurückwich. „Sena...“ So würde sie nicht weiterkommen. „Asako hör auf!“ Dann hörte sie die Tod-Darstellerin leise singen. „Yami ga hirogaru...“ Chika's Flehen tat ihr geradezu in den Ohren weh und sie konnte nur mit Tränen in den Augen zusehen, wie ihr Top Star versuchte von der anderen weg zu rutschen, doch der Absatz des Todes auf deren Hand stoppte sie. Sena war tatsächlich wahnsinnig. „Hito wa nani momienai...“ Sena kniete sich mit allen vieren über Chika, hielt sie mit einer Hand an deren Brustbein und der zweiten an ihrem Handgelenk auf dem Boden. Sie konnte die Angst in den Augen ihrer Freundin sehen. „Dare ka ga sakebu...“ Sie wusste, wie es weiterging. Chika hatte ihr davon erzählt. Sena beugte sich weiter über den Yukigumi-Star und Hiromi fühlte, wie ihr die Ideen ausgingen. Sie riss an den Handschellen, aber diese rührten sich nicht. Sena's Lippen legten sich auf den Wangenknochen der unter ihr liegenden Frau. „ Asako...“ „Koe o tayori ni samayou...“ „Asako hör auf! Glaubst du Saeko würde es gefallen, was du da tust??“ Es war das Letzte, was Hiromi noch einfiel, aber sie schien damit die Aufmerksamkeit des ehemaligen Top Stars zu bekommen. Ihr Kopf hatte sich etwas gehoben und sich zu ihr gedreht. Es war nur ein spontaner Einfall gewesen, aber wenn es funktionierte, dann musste sie weitermachen. „Denk gefälligst darüber nach! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie das rausfindet. Sei gefälligst vernünftig!“ Sena richtete sich auf, sah zu ihr, lies dabei aber nicht die Hand vom Handgelenk der anderen. „Red keinen Unsinn...“ „Die Einzige, die ihr Unsinn spricht, bist du! Saeko vertraut dir. Sie hat dir den Ring nicht geschenkt, damit du ihn so verwendest und sie so hintergehst!“ Asako stoppte in ihrem Tun, lies das Handgelenk der anderen los und stand auf, betrachtete den Ring, den sie am rechten Zeigefinger trug. Hiromi hatte wohl oder übel Recht. Saeko hatte ihr den Ring nicht geschenkt um ihn als Ersatz für den weggeworfenen Todesring zu sehen, sondern als Zeichen für ihren neuen Anfang. Sie zog den Ring von der rechten Hand, zog ihn zurück auf den ursprünglichen Platz an ihrem linken Mittelfinger. Anschließend sah sie wieder zu Hiromi. „Wieso machst du das, Hiromi? Das da...“ Sie zeigte auf das kleine Häufchen Elend zu ihren Füßen. „...ist es nicht wert gerettet zu werden.“ „Ich liebe sie“, fauchte die kleine Schwester ihrer Freundin. „Das ist es was zählt.“ „So? Und du glaubst, wenn sie dir etwas gleichartiges vorheuchelt, dass sie es auch so meint? Diese kleine...“ „Du hast doch keine Ahnung! Du warst vor einem Jahr noch schlimmer!“ Natsuki, inzwischen wieder einigermaßen wieder zu sich gekommen, starrte zu Sena nach oben, sah, wie sie umschlug. „Du wagst es mich auf eine Stufe mit der da zu stellen??“ Sena's Aufmerksamkeit war mit einem mal völlig von ihr abgelenkt und sie ging wieder auf Hiromi zu. Chika schluckte und blinzelte. Nur langsam konnte sie durch den Nebel sehen, der sich vor ihren Augen gebildet hatte, drehte den Kopf etwas und hörte nur, wie Hiromi würgte. Den Grund dafür sah sie kurz darauf auch: Sena's fast klauenartige Hand am Hals ihrer Freundin. „Du hast doch keine Ahnung!“ Bevor Chika es sich versah war sie bei dem Tod, hatte die Arme um die andere geschlungen und sie etwas weg gezogen und sich in die Jacke der anderen verkrallt. „Hör auf, Asako! Sie hat dir nichts getan!“ „Lass mich los.“ Kraftlos sackte der Yukigumi-Star auf die Knie, hielt sich aber noch an der Mantelschleppe des Todes fest. „Ich flehe dich an. Sie hat dir nichts getan. Lass sie gehen.“ Der Klos in ihrem Hals machte ihre sonst so kräftige Stimme zu nicht mehr als einem Flüstern. „Bitte...“ „Und wieso sollte ich?“ „Sie ist Saeko's Schwester. Und ich will nicht, dass du ihr wehtust...“ „Das beantwortet nicht meine Frage.“ „Ich liebe sie...“ Das erstaunte Asako dann doch. Diese Worte aus Natsuki's Mund zu hören war so... surreal. Das Merkwürdigste aber war, dass sie dem Yukigumi-Star glaubte. Nach all diesen Lügen, nach all dem, was Natsuki getan hatte, glaubte Asako ihr. Der Tod zog die Stirn kraus und sie sah zu der gebrochenen Frau zu ihren Füßen, anschließend zu der noch immer angeketteten Hiromi. „Das ist... erstaunlich...“ Hiromi, noch immer zitternd und bleich, sah verwirrt drein. „Du hast wirklich viel von deiner Schwester.“ Mit einer Handbewegung fiel Chika nach hinten, rutschte ein wenig zurück. Seufzend griff Asako in ihre Innentasche, ging an Chika vorbei, ein paar Stufen die Treppe hinauf, sodass sie an die Handschellen Hiromi's rankam. Kurzerhand löste sie das Metall, setzte sich dann auf die Treppen. Von dort lauerte sie wie ein Tier darauf, wie Hiromi eine verwirrten Blick zu ihr hinauf warf, sich dann in die Arme des Yukigumi-Stars fallen lies. Asako musste den Kopf etwas schütteln, erhob sich dann von der Treppe und sah auf Chika hinunter. „Nun meine Nixe...“ Der Top Star und ihre Freundin sahen beide zu ihr nach oben. „Ich gebe dir nur einen Rat. Pflege diese Frau. Saeko ist für dich tabu. Genau wie jede andere. Sollte ich Wind davon bekommen sollte, dass du eine andere ansiehst, dann bereite ich dir die schlimmsten Stunden deines Lebens. Und dieses Mal wird sich keiner einmischen.“ Erneut griff sie sich in die Innentasche, zog die Kopie des Hausschlüssels heraus, den sie achtlos fallen lies, ebenso wie die Handschellen und die dazugehörigen Schlüssel. Noch während sie das Wohnzimmer hinter sich brachte löste sie sich die zurückgeflochtenen Haare. Nur für einen Augenblick blieb sie in der Tür stehen, hörte ein erneutes Liebesgeständnis von Natsuki ehe sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen lies. Kapitel 6: Chapter 6 -------------------- Mit mehr oder minder zwiegespaltenem Gefühl stand der Soragumi-Star unter der Dusche, erfreute sich des heißen Wassers und lies den vorangegangenen Abend nochmals Revue passieren. Noch immer hing ihr dieser kurze, doch so innige und vielsagende Kuss mit Teru furchtbar nach, aber nicht, weil sie es bereute. Nicht Kiriya gegenüber, sondern weil es sich gut angefühlt hatte. Dabei sollte es das gar nicht. Eigentlich hatte sie sich geschworen, dass Kiriya die einzige sein würde, die ihr dieses Gefühl beschehrte. Hatte sich ihre Freundin so weit von ihr entfernt, dass sie anfing Gefühle für jemand anderen zu entwickeln? Leichter machte der Tsukigumi-Star es ihr aber auch nicht. Obendrein war Teru charmant, witzig, sah fabelhaft aus, war einfühlsam und ging auch mal auf sie ein ohne, dass sie darum beten musste. Yuuhi seufzte leise, legte die Hand an den Temperaturregler und drehte ihn einmal auf eiskalt. Sie zog scharf die Luft ein, fühlte aber sofort, dass sie wacher wurde. Ausserdem war der Temperaturunterschied, so krass er auch war, irgendwie erfrischend, besonders für diese Jahreszeit. Leise brummend lies sie den Wasserstrahl versiegen, stieg aus der Dusche und rubbelte sich die Haare trocken. Vielleicht war sie etwas zu hart zu Teru gewesen. Kaum hatten sich die zwei Frauen getrennt hatte sie ihre Vice wohl aus ihrer Wohnung vergrault indem sie einfach nichts gesagt hatte und wie ein ertapptes Schulmädchen auf den Boden gestarrt hatte. Teru hatte das falsch aufgefasst. Es würde sich jedoch nicht vermeiden lassen, dass sich die zwei Frauen doch nochmal über den Weg liefen, denn immerhin stand die Kostümprobe an. Ein lautstarkes Klopfen an ihrer Tür, eher ein Hämmern, lies Teru hochschnellen und sie starrte von ihrem Platz aus in den Gang. Die ganze Nacht hatte sie kein Auge zubekommen und dem sehr aufdringlichem Klopfen nach zu urteilen stand da Beni vor ihrer Tür. Leise knurrend erhob sich Teru von ihrem Bett, schliff aus dem Schlafzimmer, sie hatte noch immer die Klamotten von Yuuhi an, und öffnete die Tür, sah direkt in Beni's grinsendes Gesicht. „Guten Morgen!“, flötete die andere und schob sich an ihr vorbei in die Wohnung. „Zeit zum Aufstehen. Ich hab Dougnuts mitgebracht.“ „Beni was machst du denn um die Uhrzeit hier?“ Normalerweise war Beni ein ziemlicher Langschläfer und Morgenmuffel. Es sei denn, es ging ums Essen. „Darf ich nichtmal mehr meine Freunde besuchen?“ „Nicht vor dem Training.“ „Du hast doch heute nichtmal welches. Also reg dich nicht so auf.“ „Und woher weist du das jetzt schon wieder?“ „Yurika hat es mir erzählt.“ Teru brummte leicht. „Beni was willst du? Ich bin grade echt nicht in Stimmung.“ „Eigentlich müsste es dir doch fabelhaft gehen nach deinem Abendessen mit deinem Super-Top-Star.“ Dabei streckte Beni die Daumen nach oben und ihr Tonfall hatte einen leicht ironischen Ton angenommen. Der Soragumi-Vice blinzelte leicht. Sie war Sarkasmus von der Hoshigumi-Darstellerin gewohnt, aber nicht in diesem Ausmaße. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, ging stattdessen in ihre Kochecke und setzte einen Kaffee auf. Beni sah ihrer Freundin nur nach, wobei das anfängliche Grinsen verschwand kaum, dass Teru ihr den Rücken zugedreht hatte. Dass Teru noch bei Yuuhi gewesen war hatte sie nur über einige Ecken herausgefunden, denn sie hatte am Morgen einen ziemlich aufgebrachten Anruf von Tomomin erhalten, dass Teru beinahe fluchtartig die Wohnung des Soragumi-Stars verlassen hatte. Was Tomomin in der Nähe der Top Star-Wohnungen zu suchen hatte wurde in dem Moment von ihr gekonnt ignoriert worden. Es hatte aber gereicht dass die Schauspielerin sofort hellwach losstürmte um sich selbst davon zu überzeugen. Teru's Reaktion nach hatte Tomomin auch nicht gelogen. Dann musste sie der anderen wohl gehörig den Kopf waschen. „Sag mal bist du eigentlich völlig übergeschnappt, Teru?“, fragte Beni dann doch etwas wütender, stand auf und folgte Teru in die Kochecke. „Du weist genau, dass sie mit Kiriyan zusammen ist.“ „Und du weist, dass die beiden sich getrennt haben. Schon vor einiger Zeit.“ Beni legte den Kopf nur schief, hob die Augenbrauen und starrte Teru an, die ihrem Blick auswich indem sie auf die Kaffeemaschiene starrte als wäre es Gott persönlich. Sie beobachtete, dass der Soragumi-Vice sie nur im Augenwinkel ansah und etwas in sich zusammensank. „Sieh mich nicht so vorwurfsvoll an.“ „Kiriyan liebt Yuuhi immer noch. Die zwei bekommen sich wieder ein wenn du dich nicht weiter einmischst.“ „Und wenn ich das nicht will?“ Beni blinzelte leicht, seufzte dann erneut und lehnte sich an die Theke neben den beiden Kochplatten. „Du steigerst dich schon wieder in was rein, aber das hab ich dir schon einmal gesagt.“ „Ich steigere mich in gar nichts rein. Das ist nicht so wie mit Tomomin.“ „Tomomin war wenigstens solo. Du machst hier eine Beziehung kaputt. Schon wieder wohlgemerkt.“ Teru schlug mit den Handflächen vor sich auf den Tisch und drehte sich zu ihr. Vor Schreck sprang die Hoshigumi-Darstellerin ein paar Zentimeter zurück. „Du hast doch keine Ahnung! Wann hattest du das letzte Mal eine richtige Beziehung? Und nur damit dus weist: Yuuhi ist auf mich zugegangen. Und es war gut. Misch dich nicht in Dinge ein, von denen du nichts verstehst.“ Der Schlag ging dann doch unter die Gürtellinie und Beni biss die Zähne aufeinander. Sie war sich bewusst, dass sie keine Beziehung aufrecht halten konnte, aber das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun. „Schön“, sagte sie nach ein paar Sekunden betretenem Schweigens. „Mach was du willst. Erwarte dann aber nicht, dass ich tatenlos dabei zusehe.“ „Du bist doch nur sauer, weil Tomomin dich verlassen hat.“ „Ja wegen dir! Weil DU ihr die Sterne versprochen hast. Nur um dann heraus zu finden, dass es nicht funktioniert!“ Beni fühlte den Klos im Hals, sah auf die Seite und ging in Richtung Eingang. Teru seufzte etwas. Das hatte sie nicht gewollt. Dass die Wunde noch so frisch war hatte sie nicht gewusst. „Beni... Beni warte.“ Sie hastete der anderen nach, griff nach ihrem Handgelenk doch Beni entriss sich ihr, drehte sich dabei auf der Hacke zu der gleichgroßen Frau um und schnaubte verächtlich. „Ich habs nicht so gemeint.“ „Ich glaube du hast es ganz genau so gemeint. Ich lasse nicht zu, dass du die Beziehung der beiden so kaputt machst wie meine mit Tomimin. Yurika wird mir da sicher zustimmen.“ „Lass sie da raus. Sie hat damit gar nichts zu tun.“ „Sie weis nicht, dass du daran Schuld trägst. Aber glaub mir, ich werde sie mit reinziehen. Versuch gar nicht erst ihr einen Bären auf zu binden so wie Masao.“ Beni machte auf dem Absatz kehrt, zog flüchtig ihre Schuhe über die Füße. „Ich wollte mich eigentlich nicht einmischen, aber wenn du persönlich wirst, dann lässt du mir keine Wahl.“ „Beni...“ „Nichts da Beni!“ Teru konnte nur zusammengezuckt an die Tür starren, die Beni lautstark hinter sich zugeschlagen hatte. Sie hatte die andere schon lange nichtmehr so sauer erlebt. Die Hoshigumi-Darstellerin fuhr sonst nie aus der Haut. Normalerweise machte gerade das schwer sie zu lesen und zu verstehen. Sie hoffte nur, dass Beni nichts Dummes tat, denn sie wollte Yuuhi nicht einbüsen für etwas, was sie Beni angetan hatte. Dass sie ihrer Freundin ohne ihr Wissen Tomomin weggenommen hatte hing ihr noch immer nach. Masao saß ein wenig grummelnd auf ihrem Platz während sie auf ihren nächsten Einsatz wartete, der sich jedoch noch um so einiges zu verzögern drohte. Kiriyan bekam nichts wirklich auf die Reihe bei dieser Probe und so zog sich die ganze Szene ziemlich in die Länge. Wieso ihr Top Star so aufgebracht war, so verwirrt dass sie keine drei Sätze richtig raus bekam war ihr ein Rätsel, denn vorher hatte sie diese Szenen immer perfekt beherrscht. Hoffendlich wurde sie nicht krank. „Hey Masao.“ Bitte nicht. „Kann ich dich was fragen?“ „Hallo Izumi.“ Masao drehte sich zu der Frau, die sich gerade zu ihr gesetzt hatte. Aoki Izumi, die allgemein Morie gerufen wurde, war eine der wenigen Personen, die Masao am liebsten von der nächstbesten Klippe werfen wollte. Izumi war ihre Konkurenz zu Mirio, auch wenn Mirio selbst sich dessen nicht wirklich bewusst war. Die Otokoyaku war schon mit Asako ziemlich eng befreundet gewesen, was in Masao's Augen etwas auf sie abgefärbt hatte. Sie wollte das, was sie nicht haben konnte. „Was gibt’s?“ Izumi warf einen flüchtigen Blick in die Runde um sicher zu gehen, dass sie sonst keiner hörte, beugte sich dann etwas weiter zu ihr. „Stimmt es, dass du was mit Kiriyan hast?“ „Wo hast du das denn aufgeschnappt?“ „Hier und da.“ „Selbst wenn, dann würde ich es dir sicherlich nicht auf die Nase binden. Wie lief denn dein Date mit Mirio?“ Masao konnte nicht verhindern etwas aggressiv zu klingen bei ihrem letzten Satz, das schien Izumi aber gekonnt zu ignorieren. „Unter einem Date stelle ich mir etwas anderes vor, aber alles in allem verlief es ganz gut. Wieso hängt ihr eigentlich nicht mehr so viel miteinander rum? Ihr wart doch sonst unzertrennlich.“ „Halt deine Nase da raus, Izumi“, sagte Masao mit einem Lächeln und sah in Richtung von Mirio, die gerade mit Kiriyan probte. Zu gern hätte sie jetzt der Frau neben ihr unter die Nase gerieben, dass Mirio nicht zu haben war, warum sonst würde sie durch das ganze Theater gehen etwas mit Kiriyan vor zu heucheln, aber sie lies es. Es war unnötig hinaus zu posaunen was sie vorhatte. Glücklicherweise hatte sie ihre Freundin schon für den nächsten Abend für sich reserviert. Sie wollte mal wieder etwas Zeit mit Mirio verbringen, auch, wenn der Zeitpunkt wohl nicht ungünstiger sein könnte. Sie hatte ihre Freudin quasi dazu zwingen müssen sich mal wieder mit ihr zu verabreden. Die andere wich ihr in den letzten Wochen immer ein wenig aus. Yuuhi war schon mittendrin sich für ihre neues Kostüm vermessen zu lassen als sie im Augenwinkel sah, wie Teru den Raum betrat. Da sie immer so wenig Kleidung wie möglich unter den Kostümen trugen hatte Yuuhi nicht wirklich mehr an als ihre Abbinde, eine enge Hose und ein ärmelloses Shirt. Es nervte sie etwas, dass neben den eigentlichen Schneidern noch ein paar Neulinge dabei waren, die sich das ganze ansehen wollten/mussten, denn so kam sie sich vor wie ein Stück Fieh, dass man auf dem Markt ansah. Noch mehr jedoch war sie genervt davon, dass Teru nur einen kurzen Blich zu ihr warf und dann in Richtung Gaderobe verschwand ohne sie wirklich zu grüßen. Eigentlich verständlich wenn man bedachte, dass Yuuhi sie am Vorabend geradezu rausgeworfen hatte. „Ist das so eng genug?“, fragte der Schneider, der geradewegs eine Stecknadel in ihre Seite rammte. Der Soragumi-Star biss sich auf die Unterlippe und ertrug das Stechen. „Ja. Ich hätte aber lieber keine Nadel in der Seite.“ Die unterschwellige Nachricht verstehend zog der Schneider die Nadel heraus, platzierte sie korrekt und Yuuhi sah sich im Spiegel an. Das Outfit war gänzlich in rot mit schwarzen Stickereien und Pajetten, wobei auch ein paar glitzernde, silberne Ketten an der Hose hingen. Es hatte nicht ganz den Uniform-Schnitt, den sie sonst hatten, war stattdessen mit weiten Ärmeln, die an den Handgelenken enger waren, das Oberteil ging ihr hinten bis zu den Kniekehlen. Es untertstrich Yuuhi's sowieso schon schmale Hüfte nur noch mehr, doch so gut es ihr auch stand, so abgesteckt und ungenäht hatte das Kostüm etwas lächerliches. Sie schälte sich wieder aus der roten Seide, übergab dem Schneider das Oberteil und die Hose, welcher sich mit der Horde Schneiderinnen im Schlepptau zu den Nähmaschienen begab. Bis der fertig war, was durchaus eine Weile dauern konnte da er den Jüngeren noch so einiges erklären musste, konnte sie ein Wörtchen mit Teru reden. Barfuß und nur in den nötigsten Klamotten sah sich die Schauspielerin um, war obendrein unbeobachtet und schlich desshalb von ihrem Platz auf dem Podest in Richtung der Umkleidekabinen, in die sie einfach reinging. Ihr Vice stand vor einem Spind, zog sich beinahe im Zeitlupentempo aus und stopfte ihre Tasche in den kleinen Spind. Im Gegensatz zu den Top Stars stand den Vice oder den untergestellten Schauspielerinnen kein eigener Raum zu. „Teru?“, fragte Yuuhi dann doch und Teru hätte fast das Hemd fallen gelassen, dass sich ausgezogen hatte. „M-Morgen Yuuhi.“ Die andere setzte ein gequältes Lächeln auf. „Sorry dass ich dich nicht gegerüßt habe. Du sahst beschäftigt aus.“ „Lüg doch nicht“, sagte der Soragumi-Star streng und trat vor die andere. „Du weichst mir aus.“ „Ist das nicht offensichtlich? Immerhin hast du mich rausgeworfen.“ „Wie lange hast du vor mir das nach zu hängen?“ Keine Antwort von Teru. Vorsichtig griff Yuuhi nach der Hand der größeren Frau, die mehr als verwirrt auf den plötzlichen Kontakt reagierte. Der Soragumi-Star zog die Größere etwas an sich, lehnte die Stirn an deren Schulter und schloss die Augen. „Yuuhi?“ „Nimm mich in den Arm“, flüsterte sie leise, hob etwas den Kopf als Teru der Bitte, eher dem Befehl, nachkam und die Arme um sie schlang. Leise seufzte die andere, legte die Hände in den Nacken ihres Vice und reckte sich etwas m das Ohr der anderen zu erreichen. „Es tut mir leid, wie ich reagiert habe. Aber du bist das Beste, was mir in der ganzen letzten Zeit passiert ist. Bleib bei mir.“ Teru's Herz machte einen kleinen Satz als sie das sanfte Raunen an ihrem Ohr hörte, drückte die andere etwas fester an sich. Die so einfachen Worte aus dem Mund der anderen zu hören war erleichternd und sie konnte nicht anders als zu Lächeln. Allerdings warf es einige Fragen auf. Hatte Yuuhi Kiriyan schon abgeschrieben? Wenn ja, würde sie sich auf sie einlassen? Sie verzehrte sich geradezu nach den Lippen der anderen, denn dieser kurze Moment am Vorabend hatte bei ihr Lust auf mehr geweckt. „Wenn du mich lässt“, flüsterte sie und drehte den Kopf leicht um ihrem Top Star in die Augen sehen zu können. „Was ist mit...“ Yuuhi's Blick, den sie gesenkt hatte, lies sie jedoch verstummen und sie sah in das bedrückte Gesicht der anderen. Sie wollte Gewissheit, aber dabei wollte sie die andere nicht verärgern oder traurig machen. „Tut mir leid.“ Doch Yuuhi sagte nichts weiter. Dann waren da doch noch Gefühle für den Tsukigumi-Star. Das, was Beni ihr am Morgen gesagt hatte ging ihr immer noch nicht aus dem Kopf, doch sollte sie ihr eigenes Glück einfach in die Tonne treten nur wegen Kiriya? Yuuhi würde es bestimmt mit ihr auch besser gehen als mit dem Tsukigumi-Star. Vorsichtig legte sie eine Hand unter das Kinn der anderen, hob es ein wenig an. „Willst du das wirklich?“ „Ich hätte es sonst nicht gesagt, oder?“ Sanft lächelte die Jüngere etwas, beugte sich gerade vor um die andere sanft zu küssen und somit ihr Band zu besiegeln, als das Geräusch der Tür, die sich öffnete, dazu führte dass sie voneinander sprangen. „Kaname? Bist du fertig?“, kam es vom Schneider, der in die Umkleide getreten war. „Oh. Hallo Miss Oozora.“ „Ich bin gleich soweit“, sagte Teru, war innerlich etwas gereizt über die so rüde Unterbrechung. Der Schneider nickte etwas. „Gut. Der Fotograf hat im übrigem nach ihnen verlangt. Das Kostüm ist fertig und sie wollen so schnell wie möglich mit den Fotos beginnen.“ Yuuhi nickte nur, entfernte sich dann aus dem Raum, fühlte dabei noch Teru's Blicke im Rücken, und machte sich zurück zu ihrer Umkleide um sich erneut in den roten Satin zu quetschen, auch, wenn es nur für die Promofotos war. Die Promofotos wurden immer gemacht, sobald das Konzept für das jeweilige Kostüm stand und war hauptsächlich für die Fans gedacht, damit diese einen winzigen Einblick in das zukünftige Programm hatten und sich eventuell Karten für die Show kauften. Das hieß für Yuuhi aber noch einige Zeit in der Maske, auf die sie wirklich nicht scharf war. Seufzend schloss sie den Klettverschluss, der ihr Oberteil am Rücken zusammenhielt und warf einen Blick in den Spiegel. Sie sah nicht übel aus, bei weitem nicht, und sie war schon gespannt, was sich die Maske sonst noch für sie ausgedacht hatte. Nur im Augenwinkel bekam Yurika mit, wie schlecht es ihrer Freundin anscheinend ging, doch immer wenn sie versuchte Beni auf ihre so offensichtlich schlechte Laune an zu sprechen versuchte, sie blockte immer wieder ab. Selbst als Tomomin versucht sie an zu sprechen, immerhin fiel es auch ihr auf wie schlecht es der Schauspielerin ging, tat sie nichts anderes als auf den Boden zu stampfen und sich zu ihrem Top Star zu verziehen um weiter zu trainieren. Irgendetwas musste Beni gehörig auf den Magen geschlagen haben, denn egal wie ihre Laune für gewöhnlich war, sie lächelte immer, ärgerte zwar andere mehr als gewöhnlich, aber man kam damit klar. Im Verlauf des Tages nahm sich Yurika ihre Freundin doch auf die Seite, zerrte sie mehr hinter sich her in den nächstbesten Abstellraum und pinnte sie dort an die Wand, stellte sich zwischen sie und die Tür damit sie nicht einfach wieder abhaute. „Verdammt Beni was ist los mit dir? Du bist sonst nie so ungehalten. Jetzt sag mir endlich, was passiert ist!“, fauchte die Jüngere der beiden und die adere Hoshigumi-Darstellerin sackte etwas in sich zusammen, lehnte sich an die Wand. Sie sah, wie verbissen sich ihre Freundin auf die Zunge biss und wegsah. „Es hilft dir gar nichts, wenn du das so für dich behällst.“ „Ich will nicht drüber reden, okay?“ „Ist es schon wieder wegen diesem blöden Rock?“ „Als ob ich mich wegen so einem verfluchten Ding so aufregen würde.“ „Wieso dann? Sag es mir endlich. Früher oder später bekomme ich es eh raus, wenn du es Teru...“ Beni trat sichtlich frustriert gegen einen Pappkarton, der bedrohlich wackelte. Darin schien sich jedoch etwas schweres befunden zu haben, denn leise fluchend hielt sich ihre Freundin den Fuß und lehnte sich an die Wand. Langsam verstand die Jüngere dann doch. „Hast du dich schon wieder mit Teru gezofft?“ Erneut biss sich ihre Freundin wütend auf die Unterlippe, doch ein leichtes Nicken bestätigte ihre Vermutung. Teru und Beni stritten sich hier und da mal, aber so sauer hatte sie die Hoshigumi-Darstellerin desshalb noch nie erlebt. „Ich will nichts mehr mit ihr zu tun haben. Soll sie doch bei Soraumi bleiben.“ „Das sagst du jetzt nur so.“ „Ich meine es ernst. Erst nimmt sie mir Tomomin weg und jetzt macht sie die Beziehung von Kiriyan und Oozora kaputt.“ Yurika blinzelte etwas. Hatte sie sich da gerade verhört? „Woh. Moment. Tomomin? Was war mit ihr?“ Beni schwieg ein paar Momente, setzte sich dann einfach auf den Karton, gegen den sie getreten hatte und schnaubte frustriert. „Hast du dich nie gewundert, wieso Tomomin mir so ausweicht?“ „Schon...“ „Teru ist der Grund dafür“, unterbrach ihre Freundin sie. „Sie hat mir Tomomin weggenommen als wir gerade mal eine Woche zusammen waren. Das macht sie jedes Mal.“ „Was meinst du mit 'jedes Mal'?“ „Immer wenn ich mich für jemanden interessiere findet sie einen Weg mir die Person entweder weg zu nehmen oder mich dazu zu bringen diese zu vergraulen. Was glaubst du, wieso ich keine längerfristige Beziehung hatte?“ Darauf wusste Yurika einfach keine Antwort, schluckte nur leicht und verschränkte die Arme. Dass Teru der Auslöser für Beni's Bindungsprobleme hatte war ihr völlig neu, denn Yurika hatte ihre so ganz eigene Theorie zu der Hoshigumi-Darstellerin. „Und was hast du jetzt vor?“ „Ich werde nochmal mit Kiriyan reden. Es kann nicht angehen, dass sie sich so verkriecht und sich einfach feige versteckt. Dieses Mal lasse ich Teru nicht machen, was ihr passt.“ Erst später am Nachmittag waren die Promofotos schließlich geschossen und Yuuhi konnte etwas verschnaufen. Die Damen in der Maske hatten sich an ihrer Perücke mehr als ausgetobt, denn zu dem sowieso schon rot-schwarzem Outfit gestellten sich ein paar etwas längerer, über schulterlanger, schwarzer Haare, die größtenteils zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden waren. Der als Seitenscheitel angelegte Pony hing über die linke Seite ihres Gesichts, rahmten es aber nur zusätzlich ein und gaben ihr etwas verführerisches. Vorteilhaft, wenn man bedachte, dass ihr Charakter einen Vampir darstellte. In ihrer Kabine gönnte sie sich zuerst einen Schluck Wasser, sah sich ausgiebig um. Die Top Stars bei den Shootings teilten sich immer genau diese Kabine, wesshalb noch ein paar Einzelheiten von vorherigen Stars noch immer hier zu finden waren. Sehr zu ihrem Bedauern, mehr zu ihrem Ärgernis, hing eine gelbe Kravatte an der Wand, die irgendwer mal zu diversen anderen Accessoirs gehängt hatte. Inzwischen war diese Wand zu einer Momento-Wand geworden. Die Kravatte gehörte Asako. Nur sehr ungern erinnerte sie sich an den Tag zurück, denn es war genau der Tag gewesen, an dem sie und Chika bei dem Fotoshooting aufeinandergetroffen waren, der Tag, an dem Kiriyan wutendbrannt zu ihrer Freundin gestürmt war. Der Tag, an dem sich die damalige Vice sich ihrem Top Star an den Hals geworfen hatte wie ein williger Hund. Erneut fühlte Yuuhi etwas in sich hochbrodeln und sie biss sich auf die geschminkten Lippen. Am liebsten hätte sie dieses Stoffstück von der Wand gerissen. Warum erinnerte sie eigentlich alles was sie tat, jedes noch so kleine Teil in ihrem Leben immer nur an Kiriyan? Dabei wollte sie den Tsukigumi-Star hinter sich lassen. „Yuuhi?“ Der Soragumi-Star fuhr herum und sah, wie Teru den Kopf in den Raum steckte. „Alles okay?“ „Ja. Ich hab mich nur erschreckt. Komm rein.“ Die Otokoyaku lächelte etwas, kam in den Raum, schloss die Tür und Yuuhi wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Die andere sah mehr als fantastisch aus. Sie trug eine gänzlich schwarze Uniform mit goldenen Knöpfen und ein paar gelben Aplikationen. „Gefällts dir?“, fragte Teru als sie zu der im Raum befindlichen Couch ging und sich dort nieder lies. Die Ältere bemerkte, wie die andere sie genauer beäugte. Yuuhi, mit den Gedanken irgendwie immer noch bei dieser verfluchten Kravatte, lächelte etwas und ging zu Teru, setzte sich neben sie. „Steht dir wirklich gut. Damit sollten wir eine gute Show abliefern können.“ Die beiden lachten etwas bevor über sie ein betretenes Schweigen fiel. Die beiden starrten auf den Boden und im Augenwinkel bemerkte der Top Star, wie ihr Vice nervös ihre Finger knetete. Yuuhi seufzte etwas, denn sie wusste, dass ihrer Freundin eine Frage auf der Zunge brannte. „Frag schon.“ Teru drehte den Kopf etwas zu ihr, holte zwei-drei Mal Luft um zum Sprechen an zu setzen, doch brachte erst nach einigen Anläufen einen Satz heraus. „Ich wollte nur wissen, ob es wirklich Okay für dich ist.“ „Ich weis, was gut für mich ist.“ „Ist es aber auch das, was du willst?“ „Ich hätte den Schritt nie getan, wenn ich nichts für dich empfinden würde.“ Mit einem Mal saß Teru aufrecht neben ihr und auch der Top Star entschied sich die Frau in der Uniform endlich an zu sehen. Kurz darauf lächelte sie etwas und ihr Vice war sichtlich erleichtert. „Und ich dachte schon...“ Yuuhi unterbrach ihre Freundin mit einem Wink. „Ich will nichts mehr davon hören.“ Die andere sah drein wie ein Hund, dem man gerade eine Lektion erteilt hatte und Yuuhi lächelte etwas. Sie war wirklich süß, wenn sie so unschuldig drein sah. Kurzerhand lies sie die Finger unter die Kravatte gleiten, die Teru noch unter der Uniform trug, zog sie an sich und legte die Lippen auf die der Jüngeren, schloss dabei die Augen. Wie beim ersten Mal fühlte sie, wie ihr Herz einen kleinen Satz machte, einen Takt schneller schlug und sie sich gänzlich der Größeren hingeben konnte. Teru nahm diese Geste nur zu gerne auf, schob eine Hand auf ihren Oberarm und krallte sich leicht in den weichen Satin. Yuuhi zog noch etwas stärker an der Kravatte, krallte sich mit der zweiten Hand in den Gürtel um die Jacke der Uniform, zog an dieser bis ihr Vice über ihr kniete und sie den Kopf etwas in den Nacken legte, dabei jedoch nicht von ihrem Spiel ablies. Gründlich tastete der Soragumi-Star die Seiten ihrer Freundin ab, entlockte der anderen Frau, die ihre Hände auf die Rückenlehne gelegt hatte und sich hinein krallte, ein leises Stöhnen. Schlieslich fanden die Finger des Stars den festen Po der anderen, drückten dort einmal beherzt zu. Die Jüngere legte dabei den Kopf etwas in den Nacken, löste dadurch den Kuss und sah Yuuhi anschliesend in die Augen. Das war nicht gerade der geeignete Ort für derartige Zärtlichkeiten, aber es war gut zu wissen, dass Teru etwas in dieser Richtung überhaupt zulies. Ihr Vice blinzelte etwas irritiert. „Alles okay?“ Yuuhi schwieg, legte ihrer Freundin stattdessen zwei Finger auf die Lippen und fuhr sinnlich darüber. Es war etwas Make-Up darauf, aber das störte sie nicht. Es legte sich erneut diese weiche Stille um sie. Nur das leise Klappern von drausen war zu hören, doch innerhalb dieser Räume würde sie keiner stören. Auch die Fotografen wagten es nicht zu klopfen wenn es kein absoluter Notfall war, wesshalb dieser Moment nur ihnen gehörte. Gerade diesen Augenblick geniesend sah der Soragumi-Star in die Augen der anderen, strich über ihre Wange. „Ich liebe dich.“ Der Rest des Tages hätte nicht schlimmer verlaufen können. Nicht nur, dass sie Yurika wutentbrannt von so ziemlich allem erzählt hatte, was ihr so auf der Seele lastete, ihr Top Star Yuzuki Reon war auch noch der Meinung gewesen an ihr herum zu kritisieren. Eigentlich verstand sie sich mit ihrem Top Star verdammt gut, doch nachdem Shio der Meinung gewesen war ihr ebenso Vorträge darüber zu halten war für sie das Maß voll gewesen und sie war einfach früher gegangen. Dafür würde sie noch Ärger bekommen, doch sie würde sich irgendeine Ausrede einfallen lassen. Bevor sie zu Kiriyan ging musste sie sich zunächst abregen, ging in ihre kleine Wohnung und stellte sich zunächst unter die heiße Dusche. Sie musste Teru aus dem Kopf bekommen wenn sie Kiriyan helfen wollte. Wieso steigerte sie sich da eigentlich so rein? Immerhin hatte sie keinen Grund, doch es machte sie krank zu sehen, wie Teru sich in jede Person verguckte, die auch nur einigermaßen nett zu ihr war. Mit Tomomin war es nicht anders gewesen. Die Trennung mit Tomomin an sich hatte ihr nicht einmal so viel ausgemacht, sondern vielmehr, dass ihre Exfreundin ihr so explizit ins Gesicht gesagt hatte, dass es wegen Teru war. Mit einem leisem 'Hmpf' griff sie nach ihrem Erdbeershampoo, das hatte sie geschenkt bekommen, und wusch sich erst einmal ausgiebig die Haare. Kaum, dass der Schaum aus ihren Haaren war drehte sie das kalte Wasser auf, fiebte dabei auf und bibberte etwas. Wenigstens wurde sie dadurch wach. Irgendwie war das Wasser kälter als sonst, wesshalb Beni kurz darauf fluchtartig die Dusche verlies und sich in ein Handtuch einwickelte, sich mit einem anderem, blau karriertem Handtuch die Haare trocken rubbelte. Doch Gedanken über ihre Kleidung machte sie sich erst, als sie etwas später wieder vor ihrem Schrank stand. Zuerst hatte sie eine stinknormale Hose und ein Hemd heraus gezogen, doch dann stockte sie. Während sie unter der Dusche gestanden hatte war ihr nur eine Idee gekommen, wie sie Kiriyan dazu bringen konnte über ihren Schatten zu springen, doch ob sich die andere so einfach darauf einlassen würde war eine andere Sache. Sie griff stattdessen nach einem anderen Kleidungsstück, zog ein weißes Hemd darüber und warf sich zuletzt den Mantel um die Schultern, der ihr bis in die Kniekehlen ging. So fertig gemacht machte sie sich auf den Weg zu der Wohnung des Tsukigumi-Top Stars, vergrub die Hände dabei in den Manteltaschen und durchdachte das, was sie tun wollte noch einmal. Sie kam nicht darum herum. Etwas zögerlich klopfte sie, bekam von Kiriyan auch gleich die Tür geöffnet. „Beni?“, fragte der Top Star erstaunt als sie mit einem mal die Hoshigumi-Darstellerin vor ihrer Tür stand. „Wie kann ich dir helfen?“ „Kann ich reinkommen?“ Kiriyan seufzte leicht. Eigentlich war ihr gar nicht danach mit irgendwem zu reden, denn Masao, Morie und Mirio waren erst vor kurzer Zeit gegangen und sie hatte ein wenig Zeit für sich haben wollen, was wohl wieder darauf hinausgelaufen wäre, dass sie in Selbstmitleid versunken wäre. Wenn keiner bei ihr war tat sie nichts anderes mehr. Vielleicht tat ihr Gesellschaft, die nicht aus Tsukigumi war, mal ganz gut. „Gut. Komm rein.“ Sie lies die Schauspielerin in die Wohnung, ging jedoch ohne weiter auf sie zu achten in die Kochecke, machte sich dort einen Tee. Doch kaum, dass sie sich umgedreht hatte, sah der Top Star erschrocken drein, blinzelte verwirrt und starrte auf die Hoshigumi-Darstellerin, die sich ihrer Schuhe und ihres Mantels entledigte. Beni trug neben dem weißen Shirt einen verdammt kurzen Rock an, der wohl mehr preis gab als versteckte, der aber die langen Beine der anderen nur zu gut zur Schau stellte. Hinzu kam ein Halstuch in passender Farbe zum Rock. Die roten Overkneesocken machten ihre Beine nur noch länger. Kiriyan konnte nicht vermeiden etwas rot an zu laufen, räusperte sich dann aber kurz, fing sich wieder und lächelte schief. „Was hat dich denn dazu geritten einen Rock an zu ziehen? Ich dachte die sind beim Training verboten für die Otokoyakus.“ „Sind sie auch.“ Beni lächelte und lies sich auf der bunten Couch nieder. „Ich war nochmal duschen und ich hatte das Ding noch nie an. Also dachte ich mir, wieso nicht?“ „Na er steht dir gut. Willst du auch Tee?“ Die Hoshigumi-Darstellerin lächelte etwas mehr und Kiriyan fühlte den Blick im Rücken als sie den Tee weiter vorbereitete. „Ja bitte.“ Für eine Weile sagte keiner von ihnen etwas während der Tsukigumi-Star weiter den Tee vorbereitete, doch Beni war das wahrscheinlich zu ruhig. „Hast du mal mit Yuuhi gesprochen, so wie ich es dir gesagt habe?“ Die Ältere lies den Löffel geradezu in die Tasse fallen, sah nur flüchtig über die Schulter zu der Frau auf der Couch, starrte dann aber auf das kochende Wasser. Jetzt wusste sie auch wieso Beni gekommen war. Nicht, weil sie einfach Gesellschaft brauchte, sondern um ihr mal wieder eine Lektion zu erteilen. „...Nein. Sie wird doch sowieso nicht auf mich hören. Und selbst wenn wird es nur wieder nicht funktionieren.“ „Mit der Einstellung wirst du sie garantiert verlieren.“ „Ich mach es aber auch nicht besser, oder?“ „Dann frage ich mich aber, woran das liegt.“ „Als ob du das nicht schon von Yuuhi gehört hast.“ Beni hatte ihr davon erzählt, was ihre Freundin ihr im betrunkenem Zustand gestanden hatte und seither ritt die Hoshigumi-Schauspielerin ständig darauf herum. Eigentlich war Kiriyan das furchtbar peinlich, dass sie es nicht schaffte über ihren Schatten zu springen. „Vielleicht brauchst du jemanden, der rabiater durchgreift als Oozora.“ „Dich etwa?“ „Zum Beispiel.“ Kiriyan lachte etwas, stellte die zwei Teetassen auf ein Tablett und ging damit zu Beni, stellte das Tablett auf den Tisch. „Guter Scherz. Aber ich glaube nicht, dass das funktionieren würde.“ „Würdest du mit mir schlafen wollen?“ Dann stockte Kiriyan doch. Eigentlich hatte sie es für einen schlechten Scherz von Beni gehalten, doch dem Gesichtsausdruck der anderen nach war es keiner. Immer noch in der Hoffnung dass die andere scherzte lächelte sie nervös, starrte auf die Teetassen. „Ich sag doch, das würde mir wahrscheinlich nicht helfen.“ „Soll ich dir sagen was ich denke?“ Nur im Augenwinkel sah Kiriyan zu Beni, die sie immer noch mit festem Blick ansah. Sie traute sich gar nicht zu antworten, wesshalb Beni einfach weitersprach. „Du brauchst jemanden, der dir zeigt wies gemacht wird. Jemand anderes als Sena.“ Kiriyan zuckte etwas zusammen. Woher wusste Beni von ihr und Asako? „Woher...“ „Von Yurika über Teru von Yuuhi. Also?“ „Ich...“ Kiriyan schluckte, wurde nervös. „Ich glaub nicht, dass das so eine gute Idee ist.“ „Was hast du zu verlieren?“ Nichts, schoss es dem Tsukigumi-Star durch den Kopf. Aber wie wollte Beni das anstellen? Kiriyan ist es auch schon passiert, dass sie in ihrer Panik aus dem Raum gelaufen war. Das Schweigen der Älteren nahm die Hoshigumi-Darstellerin wohl als Einladung, drückte sich aus der Couch. Auf die Lippen der Jüngeren hatte sich ein verschmitztes Lächeln geschlichen und sie nahm die Hände der anderen, zog sie ebenfalls auf die Beine. Kiriyan war etwas abwesend während Beni sie mit ins Schlafzimmer zog, dabei das schwarze Halstuch runterzog und die Tür hinter Kiriyan schloss. Kurz darauf fand sich die Tsukigumi-Darstellerin auch schon auf dem noch immer ungemachten Bett wieder, sie hatte keine Lust gehabt die Decke am Morgen zu richten, sah dabei auf die Hoshigumi-Darstellerin, die vor dem Bett stehen blieb. Das Halstuch noch immer in der Hand knöpfte sie das Hemd gänzlich auf, entblöste damit einen nicht gerade unschönen BH ehe sie zu Kiriyan aufs Bett krabbelte und die Tsukigumi-Darstellerin gänzlich an die Wand drückte. „Beni ich weis immer noch nicht...“, stammelte die Ältere, fühlte das so vetraut gewordene Zittern wenn ihr Körper anfing zu streiken, doch Beni hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. „Vertraust du mir?“ „Ja aber...“ „Dann tu einfach, was ich dir sage.“ „Aber.“ „Es ist wirklich nicht schwer. Wenn du den Dreh mal raus hast, dann geht der Rest von ganz allein.“ Erneut setzte Kiriyan zum wiedersprechen an, doch Beni hatte nach ihrem Handgelenk gegriffen und schneller als sie schauen konnte hatte die Hoshigumi-Darstellerin ihre linke Hand an das Bettgestell gebunden. Beni hatte den Schal verdammt fest gebunden, sodass es dem Tsukigumi-Star fast das Blut abschnürte. Sie wollte den Stoff lockern um sich eventuell herauswinden zu können und aus dem Raum zu flüchten, doch Beni hatte andere Pläne, packte ihre Rechte und hielt sie davon ab. „Das wirst du nicht mehr anrühren, bis ich es dir sage.“ „Beni ich mag nicht, was du vor hast.“ „Was hab ich denn vor?“ Kiriyan schwieg. Sie wusste nicht, was Beni genau vor hatte, aber es dauerte nicht lange, bis Beni damit rausrückte. Die Hoshigumi-Darstellerin legte ihre Hand an die freigelegte Seite unter das geöffnete Hemd, sodass Kiriyan die weiche, wohl eingecremte und wohl duftende Haut unter den Fingern spürte. Schlecht war es nicht, doch sie fühlte sich nicht wohl dabei. Beni lenkte sie ab indem sie ihr die Lippen auf die eigenen legte, wobei die Tsukigumi-Darstellerin den ihr gegebenen Kuss nur sehr zögerlich erwiederte. „Fangen wir einfach an“, flüsterte Beni gegen ihre Lippen. „Zieh mich aus.“ Kiriyan blieb wohl nichts anderes mehr übrig als dem Befehl zu folgen, neugierig geworden was Beni wohl noch so alles vor hatte und unfähig zu flüchten. Kapitel 7: Chapter 7 -------------------- Kiriyan jappste leise als Beni sich von ihrem Rücken rollte, vergrub dabei das Gesicht im Kissen und brummte leise aufgrund der abwesenden Wärmequelle. Inzwischen hatte sie sich so daran gewöhnt ihr Bett mit der Hoshigumi-Darstellerin zu teilen dass es sich fast so anfühlte wie vor einigen Jahren mit Hiromi. Von der Yukigumi-Schauspielerin hatte sie schon eine ganze Weile nichts mehr gehört, aber von Asako wusste sie, dass sie und ihr Top Star sich inzwischen doch zusammengerauft hatten. Woher Asako das wusste und sonst kein anderer wollte ihre Freundin ihr aber nicht erklären. Dass sich Kiriyan von Beni 'trainieren' lies hatte der Tsukigumi-Star aber auch keinem verraten, nicht einmal Asako oder Osa. „Der Wecker hat noch nicht geklingelt“, murmelte der Tsukigumi-Star. „Komm zurück ins Bett.“ Beni brummte nur und Kiriyan hörte sie noch aus dem Raum gehen, rollte sich dann auf die Seite und fuhr sich durch die Haare. Sie war noch immer nur mit einem Slip und einem Shirt bekleidet, dass sie sich am Abend flüchtig wieder angezogen hatte, setzte sich darin auf. Noch immer hatte die Hoshigumi-Darstellerin ihr nicht erklärt wieso sie diesen ganzen Aufwand auf sich nahm. Dann aber wieder wusste Kiriyan auch nicht, wieso sie sich überhaupt darauf einlies. Ihre Gedanken hingen noch immer an Yuuhi und Beni stellte auch sicher, dass sie es bei jeder Gelegenheit tat. Ihr Blick fiel auf die Seite auf die Kravatte, die als Augenbinde am Vorabend missbraucht worden war. Wenigstens wurde sie inzwischen nicht mehr angebunden, denn die Therapie der anderen, so makaber sie auch zu sein schien, zeigte ihre Wirkung. Doch noch immer war sie sich nicht so sicher, ob es richtig war was sie tat. In den vergangenen Tagen hatte sie immer wieder Yuuhi zusammen mit Kaname gesehen und Kiriyan spürte, wie es ihr Herz runtersacken lies. Sie kannte Yuuhi gut genug um ihr an zu sehen wie tief die Beziehung zwischen dem Soragumi-Star und ihrem Vice wirklich ging. Beni und Yurika hatten es ihr nur bestätigt. Masao, die es sich zur Angewohnheit gemacht hatte mit ihr zu Abend zu Essen, die junge Otokoyaku erinnerte sie gruseligerweise an Shio, seit neustem jedoch immer alleine. Mirio schien immer weniger Zeit mit ihrer Freundin zu verbringen, doch so wirklich wollte Masao ihr nicht verraten wieso. Vielleicht sollte sie mal mit ihrem Vice reden. Kurzerhand erhob sich der Top Star, streckte sich ausgiebig und ging in die Küche, wo sie sich zunächst einen Kaffee machte. Beni war eher der Teetrinker, aber den würde sie sich selbst machen können wenn sie aus der Dusche kam. Sie hatte noch etwas Zeit bevor sie zum Training musste. Die Otokoyaku setzte sich auf ihren Platz, starrte erneut auf das Telefon, dass dort noch immer wartend lag, sodass Kiriyan befürchtete es bald abstauben zu müssen. Noch immer wartete sie auf diesen Anruf von Yuuhi in dem sie ihr sagte, dass sie vorbeikam und mit ihr reden würde. Sie schluckte etwas, spürte den Klos im Hals. Seit sie von dem Soragumi-Star und Kaname wusste fiel es ihr nur noch schwerer auf ihre ehemalige Freundin zu zu gehen, so sehr sie es auch wollte. Ihre Sehnsucht nach der Liebe ihres Lebens wuchs nur noch weiter, doch rückte inzwischen in so unerreichbare Ferne, dass sie nach Nebel greifen würde wenn sie es nochmals versuchte. Wie lange sie das noch aushalten würde wusste sie nicht, doch wenn sie einfach aus Takarazuka aussteigen würde, dann würde sie Yuuhi entgültig verlieren. Wenn sie es nicht schon getan hatte. Die Hoffnung saß noch immer wie ein kleines Licht in ihr. „Ich geh dann.“ Beni riss sie aus den Gedanken, sodass Kiriyan erst in dem Moment merkte, dass sie sich fast die Hände an der heißen Kaffeetasse verbrannt hätte. „Wir sehen uns demnächst.“ „Beni?“ Die Hoshigumi-Darstellerin drehte sich auf dem Absatz und sah fragend zu ihr. „Was ist in den letzten Tagen los mit dir? Du bist noch schlechter drauf als sonst.“ „Ich hab einfach schlechte Laune. Das ist alles.“ „Ist es immer noch wegen Kaname?“ Kiriyan hatte nur flüchtig von dem Streit zwischen Beni und Kaname gehört, denn Yurika hatte eine Anspielung in dieser Richtung gemacht, doch so wirklich hatte keine der Hoshigumi-Darstellerinnen ihr erzählt was vorgefallen war. Beni wich ihrem Blick aus. Das war ihr Antwort genug. „Und mir hällst du Vorträge, dass ich mich zusammenreisen soll.“ „Wenn du nicht so verbissen und feige wärst, dann wäre das ganze nicht passier“, fauchte die andere leise und Kiriyan senkte etwas den Blick. So direkt musste die Hoshigumi-Darstellerin wirklich nicht sein. „Ich versteh aber nicht, warum Yuuhi und ich daran Schuld sind. Es hat doch nichts mit dir zu tun.“ Die andere schwieg, Kiriyan erhob sich und ging auf Beni zu. „Beni...“ „Bekomm erstmal dein Leben in den Griff bevor du dich in meins einmischst, Kiriyan.“ Die Jüngere drehte sich zu ihr, seufzte etwas und ihre harte Miene wich etwas. „Ich mag dich wirklich gern, aber du solltest langsam mal einen Schritt nach vorne machen. Oozora wird nicht zu dir zurückkommen, wenn du nicht den ersten Schritt machst.“ Der Tsukigumi-Star sah auf die Seite. „Ruf sie wenigstens heut Abend mal an.“ Kiriyan nickte nur flüchtig. Irgendwie hatte die Hoshigumi-Schauspielerin ja Recht. „Es fällt mir nur schwer. Vor allem jetzt mit Kaname...“ „Überlass Teru mal mir. Und wenn ich mich nochmal mit ihr zanken muss, ich halt sie von Yuuhi weg. Aber nur heute Abend verstanden? Wenn du es heute nicht packst, dann geb ichs auf.“ Kiriyan zog einen Mundwinkel hoch, seufzte dann etwas und sah der anderen in die Augen. So hart die andere manchmal auch war, sie hatte ein gutes Herz. „Danke.“ „Dank mir, wenn du deinen Hintern mal hochbekommen hast.“ Mit etwas fröstelnden Beinen sah der Tsukigumi-Star ihrer Freundin nach, rieb sich dann mit der rechten Hand über den linken Oberarm. Nur an diesem Abend... Es war vielleicht ihre letzte Chance Yuuhi nochmal für sich zu gewinnen. Eigentlich hatte Masao nicht geglaubt, dass ihre Laune noch weiter sinken konnte als in den vergangenen Tagen, aber ihr Morgen war so fürchterlich beschissen verlaufen, dass ihre Motivation am Nullpunkt kratzte. Seit Mirio sie versetzt hatte ging ihr immer so leicht die Hutschnur hoch. Es hatte schon mit dem Einschlafen am Vorabend begonnen, denn egal wie oft sich die junge Tsukigumi-Schauspielerin auch hin und her gerollt hatte, ihr Hirn weigerte sich einfach ihr die wohlverdiente Ruhe zu gönnen, wesshalb sie die halbe Nacht aufgeblieben war. Als sie dann doch endlich eingeschlafen war riss ihr Wecker sie aus dem traumlosen Schlaf und Masao fühlte sich nur noch müder als vorher. Ihr Körper war schwer und sie hatte Ringe unter den Augen. Irgendwie hatte sie es dann doch geschafft so lange im Bett zu liegen und vor sich hin zu trödeln, dass sie fast zu spät aus ihrer Wohnung gekommen wäre, doch an der Tür wurde ihr Tag nur noch schlimmer. Gerade als sie in ihre Lieblingsstiefel schlüpfte und sie einen Schritt nach drausen machte brach ihr Absatz mit einem lauten 'Knack' und Masao hatte sich einmal der Länge nach auf den Gang gelegt, sich dabei gehörig den Unterarm aufgeschürft. Obendrein schmerzte seither ihr Schienbein. Da sie keine Zeit hatte um an den Schrank zu gehen schnappte sie sich einfach das erstbeste nächste Paar Schuhe, zog diese über und rannte aus dem Dorm um noch pünktlich zu sein. Es stellte sich heraus, dass sie gerade die Schuhe erwischt hatte, die noch uneingelaufen waren, wesshalb ihre Füße dementsprechend schmerzten. Als sie in den Probenraum lief fand sie dann aber nur ein paar wenige Musumeyaku und noch weniger Otokoyaku vor. Eine davon, Masao erinnerte sich, dass man sie Magee rief, doch der volle Name war ihr in dem Moment einfach nicht eingefallen, hatte sie kurz darauf gefragt wieso sie denn schon da war, denn da die Shinji Kouen kurz vor einem Auftritt für ein Special standen hatte man das eigentliche Training von Tsukigumi um zwei Stunden nach hinten verlegt. Masao hätte sich in diesem Moment beißen können, hockte stattdessen seither in der Ecke des Probenraumes um die Shinji Kouen nicht zu stören und studierte wie so oft ihr Script. So wirklich konzentrieren konnte sie sich noch nicht, war aber zu schlecht gelaunt um sich unnötig zu bewegen. Wenigstens hatte sie so Grund für eine Weile die Stiefel aus zu ziehen. Irgendwann trudelten die anderen Tsukigumi-Schauspielerinnen dann doch ein, sehr zu ihrem Leidwesen auch Izumi. Sie konnte die Frau in den letzten paar Tagen noch weniger leiden als sonst, was wohl am meisten daran lag, dass Mirio ständig um sie herum war. Kiriyan hatte ihr gesagt, dass sie sich etwas auf Mirio versteifte, doch auf die recht aggressive Antwort, die die Jüngere ihrem Top Star gegeben hatte, hatte diese dann doch geschwiegen. Auch Mirio selbst kam irgendwann in den Raum, wich ihrem Blick aber aus und ging ans andere Ende der Halle, wo sie ihre Tasche abstellte. Das konnte so nicht weitergehen. Masao schnaubte etwas und stützte den Kopf auf der Hand auf, grübelte was sie Mirio sagen konnte um ihr endlich klar zu machen was genau sie von ihr wollte. „Morgen Masao.“ Die Jüngere sah auf als Kiriyan sich zu ihr setzte, brachte, wie auch immer, ein Lächeln zustande. „Magee sagt du warst schon vor zwei Stunden hier?“ „Ja“, brummte die junge Frau und schmollte etwas. „Ich hab vergessen, dass wir heute später anfangen.“ „Du klingst nicht gerade fit.“ „Heut ist einer der Tage, die ich am liebsten aus meinem Leben streichen würde.“ „Kopf hoch. Immer der Sonne entgegen laufen. Das wird schon.“ „Hoffendlich.“ Masao's Blick wanderte durch den Raum, blieb mal wieder an Mirio hängen. Sie fragte sich wieso ihre Freundin auf einmal so fern von ihr war, sodass noch nicht einmal ihre falsche Beziehung zu Kiriyan, die sie inzwischen auch aufgegeben hatten, nicht mehr zu wirken schien. Allgemein schien es Mirio inzwischen recht egal zu sein wenn sie anfing mit jemand anderem zu flirten. Ihre Gesprächspartner schienen das jedoch nicht ganz zu verstehen, dass sie Mirio nur eifersüchtig machen wollte, wesshalb Masao ihnen immer einen Korb geben musste. Kiriyan schubste sie am Arm an und riss sie dadurch erneut aus den Gedanken. „Hm?“ „Wenn du schon nicht mit ihr sprichst, schreib ihr einen Zettel“, murmelte Kiriyan zu ihr. „Spielst du jetzt Beziehungsratgeber?“ Es war wahrscheinlich etwas säuerlicher ausgedrückt als sie wollte, doch ihr Top Star schien sich daran nicht zu stören. „Tus einfach, okay? Du musst mir nicht immer alles nachmachen.“ Masao seufzte etwas. Sie hatte ja schon Recht. Der Tsukigumi-Star hatte ihr davon erzählt was zwischen ihr und Yuuhi passiert war bevor die beiden ein Paar wurden und es war dem, was ihr und Mirio passierte erschreckend ähnlich. Kiriyan stand auf, ging nach vorne zu den Direktoren um den Plan zu besprechen und Masao kramte unterdessen in ihrer Tasche nach ein paar Klebezetteln. Sie hatte diese Dinger normalerweise um sich vorläufige Notizen in ihr Script zu kleben bevor sie diese entgültig dazuschrieb, denn die Tsukigumi-Darstellerin tendierte dazu ziemlich viel und ziemlich willkürlich Notizen zu schreiben. Doch kaum, dass sie den Stift in der Hand hatte fragte sie sich, was sie schreiben sollte. Ihr kam so etwas in den Sinn wie 'Ich will mit dir reden' oder 'Verbring mehr Zeit mit mir', doch sie entschied sich für etwas anderes. Sie würde Mirio den Zettel irgendwann im Verlauf des Tages ins Script kleben. Über den Tag verteilt konnte Kiriyan nur dabei zusehen wie Mirio Masao aus dem Weg ging und wie Morie sich immer wieder zwischen die beiden stellte. Eigentlich durfte sie sich da nicht einmischen, denn sie mochte Masao und Mirio genauso wie Morie. Obendrein konnte sie nicht so genau sagen wo das Problem lag und wieso Mirio ihrer Freundin, die sich so offensichtlich bemühte, auswich. Obendrein ignorierte sie den Moment, an dem Masao der anderen den kleinen gelben Zettel ins Script klebte. Sie fragte sich, was Masao wohl darauf geschrieben hatte. Ihre Gedanken klebten den Tag über jedoch eher an dem, was sie sich für den Abend vorgenommen hatte. Sie wusste, dass Beni ihr Wort halten würde und Kaname für den Abend abhalten würde, doch sie fragte sich ob sie tatsächlich über ihren Schatten springen konnte. Ob Yuuhi ihr auch zuhören würde war eine andere Sache und so zog sich der Tag bis zum schier unendlichen. Irgendwann im Verlauf des Tages saß sie neben Mirio gerade als diese den Zettel in ihrem Script entdeckte. Dabei beobachtete sie, wie Mirio etwas bedrückt dreinsah und auf den Boden starrte. „Was ist los?“, fragte der Top Star, rutschte etwas näher an sie. Mirio schreckte hoch und sah zu ihr, lächelte. „A-ach nichts...“ Für ein paar Sekunden stoppte die Tsukigumi-Darstellerin, nickte dann aber zu dem Zettel, den die Jüngere in ihren Händen verbarg. „Was schreibt sie?“ Mirio schwieg erneut. „Ich weis, dass er von Masao ist.“ Dann öffnete die Jüngere doch ihre Hände und Kiriyan fischte nach dem Zettel, sah darauf. Kurz darauf musste sie etwas lächeln. Manchmal war Masao so ein Mädchen. 'Du fehlst mir' stand auf dem kleinen Vermittler und Kiriyan sah zu ihr. „Du solltest sie mal wieder besuchen gehen.“ „Ich weis, aber...“ „Aber was?“ „...Schon gut. Ich werde mal bei ihr vorbeisehen heute abend...“ „Tu es auch. Sie vermisst dich wirklich.“ Mirio lächelte etwas, stand dann auf um ihren nächsten Einsatz nicht zu verpassen. Zwar war es Chie nicht so recht gewesen, doch irgendwie hatte Beni es trotzdem geschaft früher vom Training zu verschwinden, hatte sogar noch die Zeit gefunden sich etwas frisches an zu ziehen nachdem sie ziemlich geschwitzt hatte. Sie würde Teru bei sich zuhause abfangen wo die andere ihr nicht entwischen konnte. Glücklicherweise wusste sie dank Yurika, die ja zu allen Seiten hin zu ihrem Glück gleichermaßen Kontakt hatte, wann Teru mit ihrer kleinen Anziehprobe fertig war und wann sie ungefähr wieder in ihrer Wohnung war. Apropos Yurika. Die Shinko war ihr auf dem Fuß aus dem Probenraum gefolgt und saß ihr gehörig im Nacken. Dass sie nicht mitgekommen war als Beni sich umzog war noch alles. „Jetzt sag mir doch endlich mal, was du bei Teru willst. Du willst nicht umsonst wissen wann sie sich wo rumtreibt.“ „Ich sagte doch, dass ich dir das nicht verraten kann.“ „Dann erklär mir wenigstens warum du in letzter Zeit ständig mit Kiriyan ins Bett steigst. Das muss einen Grund haben. Ich weis zwar, dass du das manchmal aus Spaß an der Freude machst, aber mehr als ein One-Night-Stand wird das bei dir sonst nie.“ „Vielleicht will ich mich ja ändern.“ Beni klang mehr als patzig, lief von einer Ecke ihrer Wohnung in die andere und versuchte irgendwie die Zeit tot zu schlagen ohne sich mit Yurika anlegen zu müssen. „Das wäre mir sogar willkommen, aber doch nicht so. Wollt ihr euch wieder vertragen, willst du desshalb zu ihr?“ Erneut schwieg die andere und Yurika ging zu ihrer Freundin, packte sie am Oberarm und zwang sie sich zu ihr zu drehen. Die kleinere starrte doch noch immer auf den Boden, so wie eigentlich die ganze Zeit schon. „Sprich endlich Klartext mit mir. Ist es wegen Tomomin?“ „Tomomin hat gar nichts damit zu tun. Teru treibt es nur einfach zu weit, das habe ich dir schon gesagt.“ „Dann geht es doch um Teru und Yuuhi.“ „Eher um Yuuhi und Kiriyan.“ „Du kannst die Beziehung der beiden nicht gradebiegen wenn du Kiriyan abschleppst.“ „Abschleppen ist das falsche Wort. Ich hab ihr geholfen.“ „Bitte?“ „Egal. Ich lasse Teru nicht tun und lassen was ihr gefällt nur weil es ihr so passt. Sie soll sich gefälligst mal auf eine Person konzentrieren anstatt immer zu springen.“ Yurika hob eine Augenbraue. Den Tonfall kannte sie von ihrer Freundin noch gar nicht. Sonst schien es ihr immer so egal gewesen zu sein mit wem Teru das Bett teilte. „Und was sagt dir, dass Yuuhi die Falsche für sie ist?“ „Ich weis es einfach.“ Die Größere schmunzelte etwas und Beni sah sie verwirrt an. „Was? Was gibt’s da zu grinsen?“ „Du bist eifersüchtig.“ Damit schien sie die andere Hoshigumi-Darstellerin doch etwas aus der Bahn geworfen zu haben, denn diese drehte ihr erneut den Rücken zu und starrte an die gegenüberliegende Wand. Yurika konnte genau sagen, dass sie rot wurde. „Das ist doch Unsinn! Ich bin nicht eifersüchtig!“ „Ich glaube dir das nicht. Wie lange kennen wir uns jetzt schon? In all den Jahren habe ich dich noch nie so ausflippen gesehen und das nur weil Teru eine andere ansieht.“ Beni wurde still und verschränkte die Arme vor dem Körper. Stille bildete sich zwischen den beiden bis Beni mit leicht steifem Schritt in Richtung Eingangsbereich ging, ohne weitere Worte die Wohnung verlies. Masao war nur froh, als sie es endlich zurück in ihre Wohnung geschafft hatte. Noch immer wusste sie nicht, ob Mirio ihren Zettel jetzt gefunden hatte oder ob sie schlicht und ergreifend ignoriert wurde. So ziemlich ihre erste Aktion zuhause war, dass sie ihre Schuhe ausgezogen hatte und die schmerzenden Zehen in Eiswasser getaucht hatte. Die Schuhe würden sie nochmal umbringen. Normalerweise hatte sie Schuheinlagen um ihre Füße etwas zu schonen, doch die hatte sie in der Eile einfach vergessen. Trotzdem hatte sie versucht das Training so gut es ging mit zu machen, auch, wenn sie ihre Mitschauspielerinnen mehr oder minder gewollt anschnauzte. Sie war nur froh endlich in ihr Bett zu kommen und endlich etwas zu schlafen. Doch bevor sie auch nur ansatzweise dazu kam ihr Shirt, dass sie schon geöffnet hatte, aus zu ziehen und das T-Shirt hinterher zu werfen klingelte es an ihrer Tür und Masao stöhnte etwas genervt auf. Wer war denn das schon wieder? Am besten wäre es wohl, wenn sie einfach so tat als wäre sie nicht da. „Masao? Ich weis, dass du zuhause bist. Mach auf“, tönte es von drausen und die Tsukigumi-Darstellerin wurde aufmerksam. Das war Mirio. Hatte sie den Zettel doch gelesen? Nur zögerlich kam die Ältere von beiden an die Tür, öffnete diese und sah in das Gesicht ihrer Freundin. Diese sah etwas bedrückt auf den Boden und hob den Klebezettel. Ohne weitere Worte lies Masao die andere in die Wohnung. „Dann hast du mich doch den Tag über ignoriert?“, fragte die Ältere und verschränkte die Arme als Mirio ins Wohnzimmer getreten war. „Nein. Aber ich konnte doch nicht vor den anderen so ein Drama machen.“ Masao schwieg, ging stattdessen in die kleine Kochecke und goss das heiße Wasser, dass sie aufgesetzt hatte, in zwei Teetassen, machte etwas Tee und ging damit zu ihrer Freundin. Die andere sah nur sehr scheu auf, schluckte leicht. „Bist du sauer?“ „Nein. Enttäuscht. Warum gehst du mir so aus dem Weg? Du bist doch sonst nicht so.“ „Du hast doch Kiriyan. Da kam ich mir etwas überflüssig vor.“ „Als ob dich das gestört hätte.“ Bevor Mirio Kontra bieten konnte sprach Masao jedoch weiter. „Du hast mir meine Frage nicht beantwortet.“ Die Jüngere stammelte leise etwas, sah auf die Seite und biss sichtbar die Zähne aufeinander. Resigniert lies Masao die Schultern fallen, lehnte sich zurück und wärmte sich die Hände an der heißen Teetasse. Vielleicht war es besser jetzt keinen Streit an zu fangen, denn sie wollte diese Zeit mit ihrer Freundin ja. Sie seufzte etwas. „Egal“, murmelte die Ältere von beiden, nahm einen Schluck und sah dann wieder zu Mirio, die noch immer auf ihre Hände starrte. „Kommst du denn gut vorran mit dem Script?“ Mirio nickte leicht, sah nur scheu auf. „Ja ganz gut soweit. Ich...“ Ein Handyklingeln unterbrach Mirio und sie zog das Telefon aus der Handtasche, sah kurz darauf und drückte den Anruf weg, woraufhin Masao neugierig den Kopf hob und zu ihr blickte. „Wer war das?“ „Niemand. Unwichtig.“ Masao hob die Augenbraue, sah ungläubig zu der anderen. „Wirklich. Ich hab gehört Kiriyan ist momentan nicht so bei sich?“ Die Ältere nahm es einfach mal so hin. Eventuell war es ja jemand, mit dem Mirio gerade Streit hatte. Masao ignorierte dann gut und gerne mal einen Anruf. „Sie hat gerade eigene Probleme.“ „Immer noch wegen Yuuhi?“ „Ja. Sie hat erzählt, dass Yuuhi das mit Asako wieder hochkochen lässt. Dabei hab ich gehofft, dass die beiden endlich mal mit sich ins Reine kommen. Es war zwar nicht schön von Kiri mit Asako ins Bett zu gehen, aber das ist jetzt immerhin auch schon Jahre her.“ Mirio sah etwas bedrückt zu Boden. „Was ist?“ „N-nichts. Es ist nur schade, dass die beiden nur desshalb so auseinander gegangen sind.“ „...Bleibst du heute Nacht?“ Mirio hob etwas irritiert den Blick. Zwar war sich die Ältere schon bewusst, dass der Umschwung sehr plötzlich gekommen war, aber sie wollte ihre Freundin mal wieder etwas mehr bei sich haben. Die Jüngere nickte dann etwas, lächelte und auch Masao zauberte es ein Lächeln auf die Lippen. Sie konnte in Gegenwart der anderen einfach nicht lange Böse über irgendetwas sein. Sie stand auf. „Dann leg ich dir was zum Anziehen raus. So wie ich dich kenne willst du baden gehen oder?“ Ihre Freundin selbst hatte keine eigene Badewanne so wie Masao sie hatte, was wohl daran lag, dass Mirio noch halb zu den Shinkos zählte. „Wenn das okay für dich ist.“ „Als ob ich dir das verbieten würde. Ich moch noch was kleines zum Essen.“ Sie sah dabei zu wie die Jüngere aufstand, ihre Jacke zurücklies und ins Badezimmer verschwand. Masao grinste schief. Mirio war einfach zu süß um ihr böse zu sein. Bevor sie sich in die Küche stellte ging sie jedoch ins Schlafzimmer, holte da ein weites Shirt und Shorts heraus und klopfte ans Badezimmer. Mirio nahm die Sachen nur dankend entgegen. Drinnen war Mirio schon drauf und dran das Bad aus zu räuchern und hatte das Wasser voll aufgedreht. Masao schmunzelte etwas. Schon so oft war sie versucht gewesen einfach ins Badezimmer zu gehen und ihre Freundin durch den ganzen Dampf hindurch zu beobachten wie sie einfach in der Badewanne lag, sich des heißen Wassers erfreute und ihre weiche Haut pflegte. Allein das lies ihr einen Schauer über den Rücken laufen, denn immer wenn Masao daran dachte rutschten ihre Gedanken immer ins nicht-jugendfreie ab. Immer wieder stellte sie sich vor wie sie ihre Finger über die für eine Otokoyaku doch recht schmalen Schultern gleiten lies, wie sie am Schlusselbein der anderen knabberte und ihr sanfte Küsse zwischen die Schulterblätter setzte. Noch immer in Gedanken wandelte die Ältere in Richtung Kochecke, wobei ihr Gesicht inzwischen hochrot war, begann dort ein paar Brote fertig zu machen. Was anderes hatte sie nicht da, aber es sollte reichen. Immerhin mussten sie zumindest etwas auf ihre Figur achten obwohl Mirio's Liebe zu Süßigkeiten ihr manchmal durchaus Probleme machen konnte. Das Klingeln aus Mirio's Jacke riss die junge Frau dann entgültig aus ihrer Tagträumerei und sie blinzelte etwas. Vielleicht war das dieselbe Person, dessen Anruf ihre Freundin weggedrückt hatte, doch wegen des anderen Klingeltons tippte sie eher auf eine Kurznachricht. Masao zögerte einen Moment. Eigentlich war es unhöflich die Nachrichten anderer Leute zu lesen, aber sie konnte ja wenigstens nachsehen von wem sie war. Kurzerhand legte sie das Messer beiseite, dass sie noch in der Hand gehabt hatte, war mit schnellem Schritt an der Couch und fischte nach dem Handy in Mirio's Jacke nachdem sie sicher gestellt hatte, dass sich die Jüngere noch im Badezimmer befand. Erneut sackte ihre Laune ein ganzes Stück runter als sie Mori's Namen auf dem Display sah. Was wollte die schon wieder? Irgendwie neugierig war sie ja schon. Hoffendlich hatte Mirio Mori für sie versetzt. Masao biss sich auf die Lippe, warf erneut einen Blick Richtung Badezimmer. Und wenn sie die Nachricht las, sie löschte und so tat, als wäre nie etwas gewesen? Es war nicht die feine englische Art, aber da Mirio ja nicht selbst mit der Sprache rausrückte war es doch nur legitim. Mit etwas zitternden Fingern, sie wusste ja eigentlich, dass es falsch war, öffnete sie die Kurznachricht, doch beim lesen fielen ihr schon fast die Augen aus. 'Wenn du schon nicht auf meine Anrufe reagierst hoffe ich, dass du zumindest die Nachricht liest. Ich sagte dir, dass es mir furchtbar leid tut dich so überfallen zu haben, das ändert aber nichts daran wie viel mir die Nacht mit dir bedeutet hat.' Masao biss sich inzwischen so heftig auf die Zunge, dass sie ihr Blut schmeckte und der Klos in ihrem Hals nahm weiter zu. Sie traute sich fast nicht weiter zu lesen, tat es trotzdem. 'Ich flehe dich an mir noch eine Chance zu geben. Du bedeutest mir zu viel um dich wegen diesem einem Ausrutscher zu verlieren.' „Masao?“ Die Tsukigumi-Schauspielerin hob den Kopf etwas, merkte dabei, wie ihr die Tränen inzwischen über die Wangen liefen und von ihrem Kinn tropften. Sie konnte noch nicht so ganz fassen, was sie da gelesen hatte, aber diese kurzen Zeilen erklärten alles, was sie sich die letzten Tage gefragt hatte. Enttäuschung und Wut stiegen in ihr hoch. Dabei drehte sie sich nur langsam zu der anderen, die inzwischen aus dem Bad gekommen war und in ihrem Shirt und ihren Shorts im Türrahmen stand. „Masao, was-“ Mirio stockte, als ihr Blick auf das Telefon fiel, dass die Ältere noch immer in der Hand hielt. Mit zwei Schritten war die Jüngere bei ihr, entriss ihr das Handy und drückte es an sich. „Du kannst doch nicht einfach an meine Nachrichten!“ Noch immer bekam Masao kein Wort raus, ballte nur die nun leere Hand und starrte auf ihre Füße. Nur langsam kehrte das Gefühl in ihren Körper zurück, nachdem sie für einen Moment geglaubt hatte einfach um zu kippen nach dem, was sie da gerade gelesen hatte, was ihre Eifersucht nur noch schlimmer machte. „Du hast mit Mori geschlafen“, flüsterte sie leise, blickte etwas auf und trat einen Schritt an Mirio heran, die dabei zurückwich und noch verstummte, bevor sie den Satz angefangen hatte. Sprunghaft wurde sie laut. „Du hast sie an dich rangelassen! Und das nach allem, was ich für dich getan habe?“ „Masa...“ Die Ältere fiel ihr ins Wort. „Hast du eine Ahnung, was ich alles für dich gemacht habe?? Ich hätte alles für dich getan und du springst einfach mit der erstbesten ins Bett, die dir über den Weg läuft?!“ „Das war doch gar nicht...“ „Natürlich war es so! Versuch dich gar nicht erst raus zu reden! Das Maß ist voll, Mirio. Ich kann nicht mehr. Schluss, aus, vorbei.“ Masao drehte der anderen den Rücken zu, nahm deren Jacke und warf sie der Jüngeren in die Arme. „Verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen!“ „Hör mir doch mal...“ „Raus!“ Sie hörte Mirio nur dumpf schluchzen, sah, wie sie im Augenwinkel in sich zusammensank und sie verzweifelt ansah. „Jetzt hör mir doch verdammt nochmal zu! Es war ein Ausrutscher!“ „Toller Ausrutscher, den du dir da geleistet hast!“ „Du hattest doch auch was mit Kiriyan! Also stell mich nicht als einzigste Schuldige hin! Du hast mich doch zuerst betrogen! Als ich was mit Asako hatte hat es dich doch auch nicht interessiert!“ Nochmals merkte Masao, wie ihr die Gesichtszüge entglitten und sie sah geschockt zu Mirio, die sich die Hand über den Mund geschlagen hatte. „...Bitte was?“ Mirio schluckte hörbar und krallte sich daraufhin in die Jacke in ihren Armen. „Du bist doch diejenige, die immer mit anderen flirtet. Die ganze Zeit. Und da wunderst du dich, dass ich mir jemanden suche, der mich versteht?“ Masao schwieg für ein paar Sekunden. „Raus...“ „Masao ich-“ „Ich sagte verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen!“ Nochmals drehte die Ältere ihrer Freundin den Rücken zu, hörte dann nur, wie nach einer kurzer Zeit der Stille die Tür ins Schloss fiel, woraufhin sie sich einfach auf den Boden fallen lies und sich gegen die kleine Couch lehnte. Mirio hatte etwas mit Asako gehabt? Ohne, dass sie das gemerkt hatte? Wenn Mirio die ganze Zeit schon nach ihrer Aufmerksamkeit geschrieen hatte, dann war sie Schuld, dass sie etwas mit Mori angefangen hatte. Aber der sogenannte Ausrutscher an sich war für sie dennoch unverzeihlich gewesen. Mirio war immerhin ihr ein und alles schon seit dem Tag, an dem sie sich kennen gelernt hatten. Vielleicht... sollte sie sich nochmal in Ruhe mit der anderen zusammensetzen um das ganze zu klären. Kapitel 8: Chapter 8 -------------------- Langsamer als sie es eigentlich vorgehabt hatte schlich Beni den Gang hinunter. Dieser Weg, den sie schon so oft gegangen war, erschien ihr mit einem Mal so viel länger als sonst. Ihr ging das, was Yurika gesagt hatte nicht aus dem Kopf. War sie wirklich eifersüchtig? Die Frage war nur auf was. Wenn es nach ihrer Freundin ging, dann war sie eifersüchtig darauf, dass sie Teru nicht haben konnte. Doch je länger sie darüber nachdachte, desdo mehr merkte sie, dass sie Teru nur darum beneidete, dass sie immer alles bekam. Alles. Sei es der Status, sei es der Partner, seien es die Freunde, die Soragumi-Vice bekam immer alles, was sie haben wollte. Tomomin hatte es nicht zuletzt gezeigt. Seit ihre ehemalige Freundin jedoch von Teru angefasst worden war ekelte sich Beni über alle Maßen davor sich ihrer alten Liebe nochmal zu nähern. Obendrein war die Hoshigumi-Darstellerin noch nie der Typ gewesen, der zweite Chancen vergab. Hoffendlich war Kiriyan schlau genug ihrem Rat nach zu gehen. Wenn es an diesem Abend nicht klappte, dann nie. An Teru's Tür hob die Hoshigumi-Schauspielerin die Hand, wollte klopfen, doch senkte die geballte Faust wieder. Vielleicht war es anständiger wenn sie klingelte. Doch noch bevor ihr Finger die Klingel berührte stoppte ihre Hand und Beni zog diese zurück. Und wenn Teru wirklich mit Oozora glücklich war? Was, wenn sie es war, die eine glückliche Beziehung kaputtmachte? Dann würde sie sich auf das Niveau ihrer ehemaligen Freundin herab begeben. Wenn aber nicht sie, wer dann? Egal wie man es drehte und wendete, irgendwer wurde immer unglücklich. Hoffendlich konnte sie Teru wenigstens etwas Anstand ins Hirn prügeln. Es war nicht fair, wenn sie sich einfach jemanden nahm nur weil diese gerade in einer Kriese steckte. Erneut hob die Hoshigumi-Schauspielerin die Hand, klopfte mehr oder minder bestimmt an die dünne Holztür. Keine Reaktion. Sie klopfte erneut. Teru musste da sein. „Ich weis, dass du da bist. Lass mich rein“, rief die junge Frau gegen die Tür, blieb davor stehen. Die blieb jedoch zu. „Was willst du?“, kam es auf einmal von drinnen. Teru. „Lass mich rein.“ „Sag mir erst was du willst.“ „Das werde ich dir garantiert nicht auf dem Gang sagen.“ Nochmal eine lange Pause, doch dann klickte das Schloss und die Tür öffnete sich einen Spalt. Beni sties diese gänzlich auf, trat ein und warf die Tür ohne darauf zu achten hinter sich zu. Teru, halb fertig gemacht, stand im Wohnbereich, hatte die Arme verschränkt. „Wenn du nur gekommen bist um mich dazu ab zu halten zu Yuuhi zu gehen, dann lass es besser gleich. Ich gehe zu ihr ob es dir passt oder nicht.“ Beni schnaubte, fühlte sich zwar ein wenig ertappt, aber die Wut, die in ihr aufstieg, machte das wieder wett. Oozora war das einzige, was der Soragumi-Vice momentan im Kopf hatte und das kotzte sie gewaltig an. „Es gibt nicht nur deine kleine Freundin, Teru. Yurika hat sich auch schon beschwert dich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen zu haben.“ „Ich sehe sie öfter als dich.“ „Rate mal wieso. Ich hab keine Lust mir ständig an zu hören wie toll es zwischen euch läuft.“ „Dann solltest du wirklich wieder gehen weil es fantastisch läuft.“ Diese Gleichgültigkeit, dieser monotone Gesichtsausdruck, den Teru gerade an den Tag legte zog ihre Laune nur noch weiter runter. Noch hielt sie sich aber zurück nicht los zu brüllen, auch wenn ihr absolut danach war. Am liebsten hätte sie Teru eine Ohrfeige verpasst. Stattdessen griff sie sich an die Stirn, atmete tief durch. „Ich sage nur, dass du dich ein kleines bisschen auf deinen tollen Top Star versteifst.“ Beni hob den Blick und knirschte etwas mit den Zähnen. „Das ist dieses Mal was anderes.“ Teru war etwas lauter geworden. „Sie liebt mich.“ „Tomomin hat das auch und trotzdem hast du sie vor die Tür gesetzt!“ Manchmal hasste Beni sich für ihren überaus kurzen Gedultsfaden. „Du liebst sie doch gar nicht.“ „Oh doch das tu ich.“ Das warf die Hoshigumi-Darstellerin dann doch etwas aus der Bahn. Mit etwas entglittenen Gesichtszügen starrte sie ihre Freundin an, biss die Zähne aufeinander. Das aus Teru's Mund zu hören war so... falsch. Und mit einem mal war ihre Wut irgendwie weg. „Du lügst doch.“ „Nein Beni. Nicht dieses Mal. Ich war mir noch nie so verdammt sicher.“ Stumm starrte die Hoshigumi-Darstellerin auf den Boden. Dafür dass sie sonst so eine große Klappe hatte, wusste sie nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie war mit dem Vorsatz gekommen Teru auf zu halten während Kiriyan mit Oozora sprach, doch so konnte sie die andere nicht im Raum halten. Sie hatte dieses Gefühl schon einmal gehabt. Es quoll in ihr hoch und setzte sich in ihrem Brustkorb fest, macht es ihr schwerer zu atmen. Teru trat an sie heran, legte vorsichtig die Fingerspitzen auf ihren Arm und die Hoshigumi-Darstellerin sah auf. „Warum ist dir das mit Oozora so ernst? Sie ist nicht anders als Tomomin.“ „Der Unterschied könnte kaum größer sein.“ Beni fühlte die Tränen in sich hochquillen und sie kämpfte gegen den Klos im Hals an. „Warum hast du mir dann Tomomin weggenommen? Das zwischen uns hatte funktioniert und du hast dich einfach eingemischt.“ Beni's Stimme zitterte und sie hatte alle Mühe nicht los zu weinen, wobei sie ein paar Tränen nicht verhindern konnte, die ungehindert über ihre Wangen liefen. Unschlüssig starrte ihre Freundin auf den Boden. „Ich verstehe dich nicht.“ „Ich weis es doch auch nicht. Ich dachte es wäre richtig.“ „Du denkst immer es ist richtig! Immer wieder!“ Die Hoshigumi-Darstellerin wich etwas zurück, entzog sich somit der Berührung des Soragumi-Vice. „Ich hab es langsam satt! Du machst immer nur alles kaputt! Genauso wie jetzt mit Kiriyan und Oozora!“ „Das ging auch von ihrer Seite aus“, erklärte Teru ruhig, aber mit merklich zitternder Stimme. „Stell mich nicht so hin als ob ich immer an allem Schuld bin.“ „Das bist du aber!“ „Hör auf solchen Unsinn zu reden!“ Beni wich nochmal einen Schritt zurück als Teru die Hand nach ihr ausstreckte. „Ich rede keinen Unsinn! Wann verstehst du endlich, dass du nicht immer alle haben kannst die dir gefallen oder die du angeblich liebst?! Oozora gehört zu Kiriyan. Nur desshalb mach ich den ganzen Mist mit ihr mit! Konzentrier dich gefälligst mal auf jemand anderen, der es auch verdient hat!“ Die Worte kamen schneller über ihre Lippen als sie es kontrollieren konnte. Ihr Kopf schrie, dass sie am besten einfach gehen sollte, doch etwas in ihr brach hervor, von dem sie nicht wusste, dass es dort lauerte. „Und wer soll das deiner Meinung nach sein? In deinen Augen ist doch nie jemand gut genug!“ „Doch! Ich zum Beispiel!“ Teru's Kinnlade fiel ein Stück nach unten. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte ihre Freundin noch nie so aufgebracht und offensichtlich wütend erlebt wie in diesem Moment. Allerdings hatte sie die andere auch noch nie so verbittert weinen gesehen, wobei der Soragumi-Vice sich wunderte, ob sich diese ihrem Verhalten überhaupt bewusst war. Gerade als sie Luft holte um etwas zu sagen schrie Beni sie erneut an. „Raff doch endlich, dass ihr nicht zusammen sein könnt! Ich will nicht, dass du sie liebst! Ich will nicht, dass du bei ihr bist! Ich will dich für mich!“ „Beni...“ Der anderen entfuhr dann doch ein lautstarkes Schluchzen und sie drehte sich auf dem Absatz um, stürzte, ohne ihre Schuhe wieder an zu ziehen, wieder in den Gang und aus ihrer Wohnung. Sie hatte nicht gewusst, dass Beni so von ihr dachte. Dann aber, war es nicht das, was sie sich hier und da mal vorgestellt hatte? Teru hatte schon immer das gewollt, was Beni hatte, das, was sie berührt hatte. Wollte sie unterbewusst Beni selbst? Teru schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen. Sie hatte Yuuhi. Sie liebte ihren Top Star, die Frau, die sich dahinter verbarg. Doch hatte sie nicht unbewusst schon immer ihrer Freundin nachgeschaut? Allein die Sache mit dem Rock. Teru schluckte und lies sich auf ihren Sessel fallen. Schon wieder stand Kiriyan in ihrer Wohnung, hielt das Telefon mit der gewählten Nummer in der Hand. Zuerst wollte sie anrufen, aber war es nicht besser wenn sie persönlich vorbei kam? Sie war hin und her gerissen. Einerseits wollte sie dieses Gespräch mit Yuuhi, wollte versuchen sie zurück zu gewinnen, andererseits hatte sie Angst davor. Vielleicht sollte sie Asako anrufen. Die junge Frau hatte es schon immer verstanden ihr in den Hintern zu treten wenn es notwendig war. Kurzerhand löschte Kiriyan die Nummer auf dem Display und tippte eine andere ein. Gerade als sie auf den kleinen grünen Knopf zum wählen drücken wollte stockte sie erneut. Ihr kam das in den Sinn, was Yuuhi ihr immer vorgehalten hatte. Sie wäre unselbstständig und wenn man es ihr nicht explizit sagte tat sie nie etwas von sich aus. Der Tsukigumi-Star starrte auf das Telefon. Asako jetzt an zu rufen wäre falsch. Sie musste das selbst hinbekommen, sonst würde sie es nie tun. Mit noch immer eingetippter Nummer warf sie das Telefon auf die Couch, machte auf dem Absatz kehrt und ging aus ihrer Wohnung, machte sich mit zitternden Knien auf den Weg zu der Wohnung des Soragumi-Stars. Und was, wenn Yuuhi ihr die Tür wieder vor der Nase zuschlug? Was, wenn sie mit Teru so glücklich war, dass sie Kiriyan schon lange vergessen hatte? Die junge Schauspielerin schluckte. Teru. Sie hoffte nur, dass Beni nichts Dummes tat nur um sie auf zu halten. Zwar wollte sie Yuuhi zurück, aber nicht mit dreckigen Tricks, sondern offen und ehrlich, nicht wie Asako es zu tun gepflegt hatte. Sie wollte diese 'Tradition', die die vorherigen Tsukigumi-Stars eingeführt hatten, nicht fortführen. Das war sie einfach nicht. Nur sehr langsam trat sie an die Tür heran, biss sich auf die Zunge. Alles oder nichts. Sie klopfte, sachte, unterbewusst in der Hoffnung der Top Star war nicht da. Doch schon kurz darauf hörte sie Schritte von drinnen, die die Tür ansteuerten. „Ich dachte schon du kommst-...“, sagte Yuuhi, als sie die Tür öffnete, doch stoppte als sie Kiriyan ins Gesicht sah. Das kurze Lächeln, dass die andere aufgelegt hatte war ebenfalls wie weggewischt. „Was willst du denn hier?“ Der Tonfall sagte ihr so viel. Kiriyan biss die Zähne aufeinander, starrte ein paar Sekunden zu Boden. Sie war unerwünscht, soviel war sicher. „Du hast sicher Teru erwartet oder?“ „Hab ich. Egal was du willst, mach es schnell oder ich mach die Tür wieder zu.“ Der Kopf des Tsukigumi-Stars schnellte nach oben und sie trat einen Schritt vor. Zuerst unschlüssig was sie sagen sollte fing sie an rum zu stammeln ehe sie einen geraden Satz rausbrachte. „Ich will nur mit dir reden. Bitte gib mir nur fünf Minuten.“ Fünf Minuten. Für das, was sie zu sagen hatte brauchte sie auf jeden fall mehr, aber mehr würde Yuuhi ihr nicht geben. Der Soragumi-Star sah sie ein paar Sekunden schweigend an, trat dann einen Schritt zurück und öffnete die Tür etwas weiter. Etwas verwirrt sah Kiriyan ihre Freundin an, die stur in die Wohnung sah. „Fünf Minuten. Dann gehst du.“ Erleichtert lies sie die Schultern etwas sacken, trat auch sofort ein und schloss die massive Tür hinter sich. Wieso fühlte sie sich, als wäre sie geradewegs in einen Käfig gelaufen? Jetzt gab es für sie kein Zurück mehr. Es musste einfach funktionieren. Und selbst wenn Yuuhi sie dann nicht wieder haben wollte, so würde sie sich wenigstens ausgeredet haben. Yuuhi lies sich in ihre Couch fallen, schlug ein Bein übers andere und verschränkte die Arme ehe sie einen kurzen Blick auf die Uhr warf. „Also? Deine Zeit läuft.“ Auch der Blick des Tsukigumi-Stars wanderte flüchtig auf das Ziffernblatt. Sie hatte keine Ahnung wie sie anfangen sollte, geschweigedenn alles in diese fünf Minuten packen sollte. Noch immer fühlte sie den stechenden Blick der anderen auf sich, traute sich dabei nicht Yuuhi an zu sehen. Schon wieder war da dieses Gefühl durchbohrt zu werden, was die ganze Situation nicht verbesserte. Asako hatte sie auch mal so angesehen nach der Nacht, nach der ihre Beziehung zu Yuuhi dem Untergang geweiht war. Auf einmal viel ruhiger lies Kiriyan die Schultern fallen, sah schuldbewusst auf den Teppich. „Ich weis, dass das alles meine Schuld ist. Ich hab mein Versprechen nicht gehalten als ich bei Asako war.“ „Wenn du gekommen bist um dich zu entschuldigen dann werfe ich dich raus.“ Kiriyan sah auf, schluckte etwas, doch dann schüttelte sie den Kopf. „Nein bin ich nicht. Es gibt keine Entschuldigung dafür. Ich wollte das. Ich wollte diese Nacht mit Asako um sie aus der Birne zu bekommen.“ Sie seufzte etwas. „Ich weis, dass du das nicht verstehst. Aber du kannst mir glauben wenn ich dir sage, dass ich dich liebe und dass ich dich zurück will.“ „Dann erklär mir eins.“ Yuuhi beugte sich vor und legte die Unterarme auf ihre Beine, stützte sich so auf. Noch immer war ihr Blick für die Tsukigumi-Darstelleri nicht lesbar. „Was sollte das mit Masao? Und Hiromi? Und Beni?“ „Ich hab Masao nie angefasst“, verteidigte sich die andere. „Wir haben den anderen nur was vorgeheuchelt damit Mirio darauf aufmerksam wird.“ „Der Schuss ging ja wohl nach hinten los. Und Hiromi?“ So langsam fühlte sie sich wie bei einer Befragung. „Wir hatten etwas noch lange bevor wir zusammen waren. Es war nie etwas ernstes. Damals hat mir Saeko ziemlich den Kopf gewaschen und sie hat Hiromi verboten sich mit mir zu treffen. Wir haben uns dran gehalten. Und dieses Mal ist auch nichts passiert.“ „Du warst aber mit Beni im Bett. Versuch auch gar nicht das ab zu streiten. Das hat sie mir nämlich schön unter die Nase gerieben.“ Wieder hatte sie keine Antwort darauf. Sie starrte nur auf den Boden, schluckte und riss sich am Riemen. Für Beni hatte sie keine Entschuldigung. Wieso sie sich überhaupt auf die Hoshigumi-Darstellerin eingelassen hatte wusste sie nicht. Beni's Motive lagen klar auf der Hand: sie wollte Teru eins auswischen. Hatte nur nicht ganz so funktioniert wie sie sich das vielleicht vorgestellt hatte. Zwar hätte Kiriyan behaupten können, dass es nur von Beni's Seite ausgegangen war, dass ihre Freundin sie angeleint hatte und sie geführt hatte, nur für die Nacht blieb und ihr sonst aus dem Weg ging, doch das war nicht ihr Grund. Wieso sie sich auf Beni eingelassen hatte wusste sie nicht, auch nicht, wieso Beni das geschafft hatte, was Yuuhi jahrelang versucht hatte. „Ich weis es nicht“, sagte Kiriyan schlieslich und blickte erneut auf. Nur für einen Augenblick änderte sich die kalte Mimik der anderen. „Ich weis es einfach nicht.“ „Tolle Ausrede“, murmelte der Soragumi-Star kalt. „Es ist keine Ausrede sondern die Wahrheit.“ „Du hättest dir eine ausdenken können so wie sonst immer.“ „Das wäre aber eine Lüge gewesen.“ „Damit hattest du sonst auch keine Probleme.“ „Ich habe aber jetzt ein Problem damit. Ich habe mir vorgenommen dich nicht mehr an zu lügen, egal was es betrifft.“ Yuuhi schluckte leicht. Sie hatte nicht erwartet, dass Kiriyan sich so offen verhielt, obwohl das, was sie getan hatte wahrheitsgemäß schlimmere Folgen hatte als wenn sich der Tsukigumi-Star einfach etwas zusammengesponnen hätte. Dann aber wieder wusste die andere sicher, dass der Soragumi-Star sie sofort durchschaut hätte. Inzwischen kannte sie Kiriyan gut genug, doch die Sache mit Beni hing ihr noch immer in den Kniekehlen und lies sie wie über einen Stolperdraht fallen. Nach Kiriyan's offensichtlich ehrlicher Erklärung zu Hiromi und Masao hätte sie ihr die zwei Gerüchte verzeihen können, Beni war aber eine andere Sache. Die Hoshigumi-Darstellerin hatte mit einem Mal vor ihrer Tür gestanden, hatte ihr lang und breit erklärt wie sie ihre Freundin ins Bett gebracht hatte. Das ganze in solchem Detail, die Yuuhi erstmal gar nicht hören wollte, die aber keinen Zweifel an dessen Glaubwürdigkeit zuliesen. Nur gegenüber Asako hatte sie derzeit so eine Abscheu wie vor Beni, vor zweiteren sogar mehr. Auch Asako selbst hatte sich letztens ungefragt bei ihr einquartiert, hatte sich lang und breit darüber ausgelassen, dass Teru nicht die Richtige für sie wäre. Dabei hatte der Top Star einfach auf Durchzug gestellt. Sie wusste zwar, dass es der ehemalige Tsukigumi-Top es nur gut meinte, doch der Frust, der die letzten Wochen wieder in ihr hochgekocht war, war einfach zu tiefsitzend als es einfach ignorieren zu können. Es hatte etwas in ihr verändert, soviel stand fest. Gerade wollte sie zum Sprechen ansetzen, da klingelte es an der Tür und Yuuhi sah an Kiriyan vorbei. Das war dann wohl Teru. Hoffendlich. Sie stand auf, ging zu Kiriyan. „Deine fünf Minuten sind um.“ „Aber...“ Der Soragumi-Star hob die Hand, brachte damit ihre Freundin zum Schweigen. Sie wollte nicht mehr von ihr hören. „Kein Aber, Kiriyan. Ich mache dir aber einen Vorschlag.“ Sie sah in die leicht erstaunten Augen der anderen. „Denk drüber nach warum du dich auf Beni eingelassen hast und werd dir darüber im Klaren. Ich geb dir bis morgen Abend Zeit, dann will ich eine Erklärung von dir. Wenn du zu feige bist, dann musst du mir gar nicht mehr unter die Augen treten.“ „...Und wenn ich komme?“ „Wenn du mir eine gute Begründung gibst, dann denke ich darüber nach dich wieder in mein Leben zu lassen. Jetzt geh.“ Sie schob den Tsukigumi-Star zur Tür, öffnete diese und fand tatsächlich Teru davor vor. Die größere blinzelte leicht verwirrt, doch trat ein als Kiriyan ohne weitere Worte und ohne Teru eines Blickes zu würdigen an ihr vorbei ging. Der Blick ihres Vice jedoch gab ihr etwas zu denken. Sie wirkte niedergeschlagen und dass Yuuhi's Exfreundin gerade durch die Tür getreten war schien sie gar nicht so wirklich zu registrieren. Der Top Star schloss die Tür bevor sie an ihre Freundin rantrat und ihr vorsichtig die Hand auf den Oberarm legte. „Teru? Was ist los?“ „Ich...“ Die Größere stockte und stammelte etwas unverständliches, schluckte und fuhr sich flüchtig durch die blonden Haare. „Ich muss mal mit dir reden.“ Irritiert sah sie ihre Freundin an, biss sich gleichzeitig auf die Zunge. Dieser Satz war bekannt dafür das Ende einer Beziehung da zu stellen, wovor sich der Top Star momentan fürchtete. Sie wollte nicht schon wieder jemanden verlieren. Dennoch nickte sie leicht, ging mit Teru in den Wohnbereich und setzte sich mit ihr auf die Couch. Eine ganze Weile schwiegen sie sich an, Teru wich ihrem Blick dabei gekonnt aus, wesshalb sie selbst irgendwann das Wort ergriff. „Was ist passiert? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen.“ Die Blonde schüttelte den Kopf, sah dann aber doch auf. Sie wirkte blass und müde, dabei müsste sie ziemlich ausgeschlafen sein. Entweder hatte sie die Nacht durchgemacht, was sie weniger glaubte, oder ihr schlug gehörig etwas auf den Magen. „Beni war bei mir“, murmelte sie und Yuuhi biss sich fester auf die Zunge, sodass es schmerzte. „Wir hatten uns wieder in den Haaren.“ Dass Teru den Streit mit Beni nicht gut vertrug war dem Top Star schon lange klar gewesen, denn immer wenn die zwei sich stritten, was in den letzten Tagen und Wochen immer häufger vorgekommen war, bis sie sich schlussendlich gar nicht mehr gesehen hatten, hatte Yuuhi alles auffahren müssen was ihre Trickkiste hergab um ihre Freundin wieder auf zu muntern. Der Knackpunkt bei den Streits der beiden ehemaligen Partner waren immer wieder sie und Kiriyan gewesen. Als ob sie nicht alt genug wären um nicht so ein Highschool-Drama zu schieben. „Und?“ „Das übliche. Aber sie war dieses Mal so anders.“ „In wiefern anders?“ Teru schwieg, senkte nur erneut den Blick und knetete ihre Finger. Sie hatte die Stirn krausgezogen und es sah so aus, als ob sie genau wüsste was sie sagen wollte, aber nicht die passenden Worte fand. Yuuhi entschied sich ihr ein wenig Zeit zu geben. „Ich weis auch nicht. Anders eben.“ Sie hob den Blick und sah ihr in die Augen. „Kann ich dich was fragen?“ „Als ob ich dir das verbieten würde.“ „Liebst du Kiriyan noch?“ Woher kam die Frage auf plötzlich? Yuuhi blinzelte. Versuchte Teru nur ab zu lenken? „Ich glaube nicht, dass das relevant ist.“ „Doch ist es. Für mich.“ „Ich...“ Sie seufzte leicht, fasste sich an die Stirn als sie die Erkenntnis traf. Resigniert legte sie die Hände in den Schoß. „Natürlich ist da noch was. Aber das weist du.“ „Und woher weist du, dass du sie liebst?“ Yuuhi drehte sich leicht zu der Blonden, hob die Augenbraue. „Was soll die Fragerei? Du hast deine Antwort.“ „Bitte“, meinte Teru auf einmal etwas leiser, starrte auf den Boden. „Du musst doch irgendwie merken, dass du noch Gefühle für sie hast. Oder wie du gemerkt hast, dass du überhaupt etwas für sie empfindest.“ „Soll ich dir jetzt meine ganze Geschichte mit Kiriyan erzählen oder wie?“ Die Stimme des Top Stars wurde mit einem mal lauter. Zwar war ihr bewusst, dass Teru es nicht so meinte, doch es quoll dann doch in ihr hoch. „Zum Beispiel.“ Verbissen presste der Soragumi-Star die Lippen aufeinander. Sie wollte Teru nichts in dieser Richtung erzählen. Obendrein war sie schlau genug um eins und eins zusammen zu zählen. Vielleicht kam sie drumrum ihrem Vice die Geschichte mit Kiriyan zu erzählen, davon, wie sie der Tsukigumi-Darstellerin jahrelang nachgelaufen war ohne einen wirklichen Schritt zu tun. „Hör auf um den heißen Brei herum zu reden“, brummte Yuuhi mit einem Mal und krallte sich in den Saum ihres Hemds, sah die Frau neben sich fest an. „Wieso war Beni bei dir?“ Nochmals starrte der Soragumi-Vice auf den Boden, wurde auf ihrem Platz kleiner und zog die Schultern ein klein wenig nach oben. Sie schnappte ein paar Mal nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, setzte zum Reden an, aber sie starb jedes mal ab. „Sie... sie hat mir vorgehalten, dass unsere Beziehung nicht richtig ist“, stammelte sie dann doch und fing an ihre Finger zu kneten. „Das ist nichts neues. Das tut sie die ganze Zeit.“ Teru lies sie gar nicht zu einem neuen Satz ansetzen, sprach einfach weiter. „Sie sagte, dass ich aufhören soll immer alle Beziehungen kaputt zu machen, dass ich mich auf eine Person konzentrieren soll. Beni will diese Person sein.“ „Also liebt sie dich.“ Ein kurzes, betretenes Schweigen. „Sie hat es nicht explizit gesagt, aber ich denke ja. Ich hab sie noch nie vorher weinen sehen. Ich fühle mich, als hätte sie mich unangespitzt in den Boden gerammt damit.“ „Ich dachte sie ist mit Kiriyan zusammen.“ „Das dachte ich auch“, seufzte die Blonde, legte den Kopf in den Nacken und starrte mit abwesendem Blick an die Decke. „Doch sie hat felsenfest behauptet, dass du noch immer zu Kiriyan gehörst.“ Yuuhi schnaubte etwas und ging in den Schneidersitz, krallte sich dabei in ihre Schienbeine. „Das kann ich immer noch gut selbst entscheiden.“ Sie warf einen Blick zu Teru. „Ich liebe dich.“ Teru saß mit einem Mal wieder aufrecht, wirkte mit plötzlich aufgeregt und aufgebracht. „Ich weis das doch! Und ich liebe dich auch aber... aber...“ Ihre Stimme knickte etwas ein. „Ich frage mich ob deine Gefühle zu Kiriya nicht doch stärker sind.“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Wärst du mir jahrelang nachgelaufen?“ Der Soragumi-Star fühlte ihre Gesichtszüge entgleiten, starrte stumm auf die Blonde. „Woher... weist du das?“ „Ich habe mit Haruno geredet.“ Mit Osa. Der ehemaligen Hanagumi-Darstellerin hatte sie regelmäßig ihr Herz ausgeschüttet, doch wann hatte sie sich an Teru gewandt? Auch egal, denn irgendwie hatte sie Recht. Sie wäre wohl keinem anderen so lange nachgelaufen, hätte so lange gewartet wie auf Kiriyan. Das ganze zerstört durch diese eine Nacht mit der größenwahnsinnigen Tod-Darstellerin. Yuuhi war sich durchaus bewusst, dass Asako nicht ganz bei sich gewesen war, doch immer wieder lies sie diesen Schatten in sich aufkeimen. Vielleicht war sie selbst daran Schuld, dass Kiriyan diese Blockade hatte? Der Soragumi-Star wusste, dass sie durchaus wie ein gefühlsloser Eisklotz sein konnte, fraß den Frust in sich rein und erwartete, dass andere das Selbe taten und einfach weiter lächelten. Sie war nicht besser als Asako. „Nein. Wahrscheinlich nicht“, antwortete sie nach einer ganzen Weile der Stille und sah Teru an. Der Blick ihrer Freundin war traurig, aber Yuuhi wusste genau, dass sie diese Antwort erwartet hatte. Vielleicht war es besser es zu beenden bevor es ausartete. „Wirst du Beni eine Chance geben?“ „Wenn sie bereit dafür ist“, murmelte ihr Vice und starrte auf den Boden. „Es tut mir leid, dass es so kommt...“ Yuuhi lächelte etwas, legte die Hand auf die Schulter ihrer Freundin. Diese sah irritiert auf, schloss etwas die Augen als der Top Star ihr über die Haare strich. „Es ist okay. Es ist besser und ich glaube, dass sie dich glücklich macht.“ Teru hob etwas die Augenbrauen. Die Frage sah man ihr einfach an. „Denkst du nicht ich habe gemerkt, dass du immer nur von ihr sprichst? Dass deine Gedanken immer in ihre Richtung gehen? So blind bin ich nicht. Ich hatte nur gehofft, dass ich mich irre.“ Teru lachte etwas. „Dann sind wir uns ähnlich. Mir ist das Selbe bei dir mit Kiriyan aufgefallen.“ „So?“, fragte Yuuhi verwirrt und sie drehte sich ein Stück weiter zu der Blonden. „Ja. Gib ihr noch eine Chance.“ „Die muss sie sich verdienen.“ Das Lächeln der anderen verschwand und sie starrte nochmals auf den Boden. „Tut mir leid. Wenn ich nicht gewesen wäre, dann hätte sich das zwischen euch wieder eingerenkt.“ „Ich bin sogar froh, dass du da bist.“ Der Blick der Blonden zuckte einen Augenblick in ihre Richtung, blieb dann aber weiter auf dem Boden fixiert. „Ich sehe daran nichts gutes.“ „Ich schon. Du hast in mir Gefühle geweckt von denen ich dachte sie wäre gestorben.“ Kiriyan hatte die ganze Nacht kein Auge zu bekommen. Die ganze Nacht hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen über das, was Yuuhi ihr gesagt hatte, über Beni, doch sie kam auf keinen Nenner. Sie blickte einfach nicht durch ihre eigenen Handlungen durch und dass Masao, zu der sie sich gesetzt hatte als sie den Raum betrat, ebenfalls ein Gesicht schob wie sieben Tage Regenwetter half ihr auch nicht weiter. Die junge Frau sah ebenso unausgeschlafen aus wie sie. Vielleicht sollte sie eine Weile aufhören darüber nach zu denken. Manchmal erschlug einen die Erkenntnis, wenn man am wenigsten daran dachte. „Masao? Alles okay?“, fragte sie und beugte sich etwas zu ihr. Aus den Gedanken gerissen schreckte ihre Freundin hoch. „Was ist los?“ Eigentlich müsste sie nach dem Treffen mit Mirio topfit sein, gut gelaunt obendrein, aber das Gegenteil war der Fall. Sie hatte die Jüngere noch nie so niedergeschlagen erlebt. „Nichts ist los“, brummte der junge Hitzkopf und biss sich auf die Unterlippe. Kiriyan hob nur eine Augenbraue. Eigentlich müsste Masao wissen, dass sie sich gut genug kannten damit der Top Star sah ob ihr Vice sie anlog oder nicht. Ausser ihnen und Magee, immerhin hatte die junge Frau den Shinko-Lead, war noch kein anderer anwesend, dennoch dämpften die beiden Frauen ihre Stimme. So gern sie Magee auch hatte, sie musste der jungen Frau nicht ihr Privatleben unter die Nase reiben. „Mirio war gestern bei mir“, murmelte sie dann doch schlieslich. „Und?“ Kiriyan legte den Kopf schief. „Dann müsste es dir doch fabelhaft gehen.“ „Ich will nicht drüber reden, okay?“ Erneut zog der Top Star die Augenbrauen zusammen. War etwas passiert? Das war zumindest die einzige Erklärung. „Na wenn du das sagst.“ Als mit einem Mal die Türklingel losging hätte die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin fast den Kochlöffel gegen die Decke geworfen. Normalerweise war sie nicht so schreckhaft, doch sie war in Gedanken ihren Text durchgegangen. Sie warf einen Blick auf die Uhr, blinzelte etwas irritiert. Es war doch noch viel zu früh. Und Besuch kam um die Uhrzeit schonmal gar nicht, zumindest nicht in ihrem Freundeskreis. Die waren doch alle noch am Arbeiten. Erneut klingelte es und die junge Frau drehte die Hitze des Herds runter, trocknete ihre Hände an einem Handtuch ab und ging zur Tür. Kaum geöffnet fand sie ein ihr unbekanntes Gesicht vor. „Uhm... guten Tag?“ „Sena Jun?“ „Ja? Wer fragt?“ Die offensichtlich jüngere, aber bei weitem größere Frau verbeugte sich tief und Asako hob irritiert die Augenbraue. „Makaze Suzuho. Ich bin eine Freundin von Kiriyan.“ Für einen Augenblick musste der ehemalige Top Star überlegen. Bei dem Namen klingelte etwas. „Yurika?“ „Ja so ruft man mich.“ Asako wollte gerade noch etwas sagen, jedoch sah sie einen Augenblick in die Wohnung. Saeko war noch nicht da. Aber was wollte eine von Kiriyans Freunden bei ihr? Es war vielleicht besser das nicht vor der Haustür zu bereden. „Bitte. Komm rein. Ich muss nur eben das Essen vom Herd nehmen.“ Sie lies die junge Frau in die Wohnung, verschwand zunächst in die Küche und zog die Schleife ihrer zartrosafarbenen Schürze auf, hing diese an einen Haken nachdem sie die die Töpfe runtergenommen hatte. Der eingestickte Bär auf der Schürze grinste sie dabei frech an. Was Osa dazu geritten hatte ihr das Teil zu schenken war ihr immer noch schleierhaft. Sie schüttelte den Kopf und strich sich eine der schulterlangen Haarsträhnen zurück, ging anschliesend zurück zu der jungen Frau, die inzwischen in ihrem Wohnzimmer stand. „Setz dich bitte. Kann ich dir was anbieten?“ „Nein. Ich kann auch nicht lange bleiben.“ Die beiden Frauen liesen sich nieder, Yurika auf der Couch, Asako selbst auf ihrem Sessel. „Ich komme wegen Kiriyan und Yuuhi.“ „Das dachte ich mir schon, aber warum kommst du damit zu mir?“ Yurika knirschte einmal sichtbar mit den Zähnen, lehnte sich zurück. „Um ehrlich zu sein geht es mir nichtmal vorrangig um Kiri, so gern ich sie auch habe.“ „Beni. Wegen Yuuhi's Vice richtig?“ Die Jüngere sah irritiert auf, blinzelte etwas und Asako lachte. „Ich lasse mich regelmäßig auf den neusten Stand bringen. Aber ich verstehe noch immer nicht was du von mir willst.“ „Ich wollte... nunja... Ich wollte fragen ob du vielleicht ein Wörtchen mit Kiriyan reden könntest. Sie hört sonst auf keinen.“ „Und was sagt dir dass sie auf mich hören wird?“ „Du bist ihre beste Freundin.“ Seufzend legte die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin den Kopf in den Nacken. Zu gern hätte sie der jungen Frau gesagt, dass sie Schuld an der ganzen Misere war, aber dazu hätte sie weiter ausholen müssen und das wollte sie vermeiden. Gedankenverloren fuhr sie mit den Fingern über den Ring, den Saeko ihr geschenkt hatte, schloss einen Augenblick die Augen. „Na gut.“ Kapitel 9: Chapter 9 - The End ------------------------------ Nur zu gern hätte Masao Kiriyan erzählt, was am Abend vorgefallen war, aber sie war sich sicher, dass sie das nicht schaffte ohne laut zu werden. Besser also sie schwieg ganz. Mal ganz davon abgesehen, dass sie sich die ganze Nacht die Augen ausgeweint hatte und sie sich sowieso elendig fühlte war sie todmüde und ihre Laune war sowieso auf einem Nullpunkt. Sie hatte nie zuvor daran gedacht einfach beim Training blau zu machen, egal wie schlecht es ihr ging, doch dieses Mal war sie nie so nahe dran gewesen. Ob sie es schaffte Mirio an zu sehen ohne erneut aus zu rasten wusste sie nicht, aber sie würde sich so gut es ging zusammenreisen. Gerade das Training und der Probenraum war nicht der Ort für derartige Ausraster und Masao konnte durchaus sehr emotional und laut werden wenn man es genug ausreizte. Stattdessen würde sie ihren Frust runterschlucken bis sie sich Abends irgndwo hingehen konnte und sich dort abregte. Nur im Augenwinkel beobachtete der Tsukigumi-Star ihre Freundin, runzelte ur die Stirn dabei. Eigentlich musste es ihr doch wunderbar gehen nach dem Treffen mit Mirio. Apropos Mirio... wo war die junge Frau eigentlich? Waren sie und Masao nicht zusammen gekommen? So wie es schien ja nicht. Der Top Star warf einen Blick auf die Uhr, blinzelte anschliesend etwas verwirrt. Mirio war spät, viel zu spät. Hoffendlich war nichts passiert. „Wir sollten langsam anfangen“, sagte sie dann doch und stand auf, ging nach vorne um nochmal mit den Assistenten zu sprechen. Im Augenwinkel sah sie, wie sich die Tür öffnete und dann doch eine ziemlich hechelnde Mori mit Mirio im Schlepptau ankam. Beide wirkten ziemlich durch den Wind, begrüßten sie nur mit einem flüchtigem Kopfnicken ehe Mori die Jüngere an der Hand nahm und sich mit ihr auf den Weg zum anderen Ende des Raumes machte. Was zur Hölle machte Mirio bei Mori... oh... Sofort huschte der Blick des Top Stars weg von den Direktoren wieder zu Masao. Das erklärte ihre schlechte Laune nur zu gut. Sofort schien die Laune ihres Vice umschlug und die Wangen der Jüngeren hochrot wurden, man geradezu zuschauen konnte wie die Ader an ihrer Stirn pochte. Am liebsten hätte Kiriyan wohl aufgeschrien um ein Unglück zu vermeiden, doch die Hände der Jüngeren verkrallten sich in den Rand der Bank, sodass ihre Knöchel weiß heraustraten und sie war schon auf dem Sprung, wollte aufstehen und zu den beiden Frauen rennen, die am anderen Ende des Raumes ihre Sachen ablegten, doch Magee, die glücklicherweise hinter Masao saß, war schneller. Die Tsukigumi-Schauspielerin hatte die Arme blitzschnell um die Schultern der kleineren Frau geschlungen, die Hand über ihren Mund gelegt bevor diese protestieren konnte und zerrte sie zurück auf ihren Platz. Kiriyan war dankbar, dass die Jüngere so schnell geschaltet hatte, atmete erleichtert aus und warf einen kurzen, dankbaren Blick zu Magee. Diese murmelte etwas in Masao's Ohr, die sich daraufhin immer weniger wehrte und sich zu beruhigen schien. Teru traute sich fast gar nicht aus ihrem Zimmer zu kommen. Sie hatte noch die ganze Nacht mit Yuuhi geredet und sie waren sich einig, dass sie sich weiterhin gut verstehen würden, auch wenn es auseinander ging. Die beiden hatten trotzdem noch einiges zu Lachen gehabt und Teru hatte ihrer Freundin ein paar Kekse versprochen. Dann blieb nur noch zu hoffen, dass es mit Beni ebenso glatt lief. Sie hatte Yurika früh am Morgen aus dem Bett geklingelt um sich von ihr den Ersatzschlüssel geben zu lassen, denn ihre Freundin würde ihr garantiert nicht öffnen. Dazu kannte sie die Hoshigumi-Darstellerin zu gut. Auch hatte die Soragumi-Vice mit dem Gedanken gespielt noch etwas kleines zu backen um sie milde zu stimmen, doch sie hatte keine Materialien und noch weniger Zeit. Ihr Zeitplan war immerhin eng gestrickt. Aber zumindest sollte sie sich eine ordendliche Hose anziehen, denn sie war schon die ganze Zeit in Jogginghose durchs Dorm gelaufen und Yurika hatte sie desshalb ziemlich ausgelacht. Sie seufzte schwer auf dem Weg zurück in ihre Wohnung, knirschte leicht mit den Zähnen. Vielleicht sollte sie die andere erst einmal um Verzeihung bitten dafür, dass sie das, was so offensichtlich war so lange ignoriert hatte. Sonst hatte sie doch nie so Probleme gehabt auf jemanden zu zu gehen, doch bei Beni war es etwas anderes. Sie hatte Angst, den Beni durchschaute sie wie kein anderer und gerade desshalb schreckte sie zurück. Mit leisem Seufzen trat die junge Frau gegen ihre Tür als sie schlussendlich doch davor stand, fluchte in sich hinein. Warum war das alles nur so kompliziert? „Teru“, ertönte es hinter ihr und Teru wirbelte herum, hätte dabei fast die Frau hinter sich erwischt und sprang halb gegen die Tür. Wenn man vom Teufel sprach. „Jetzt komm runter. Ich beise nicht.“ Beni stand vor ihr, wirkte noch immer stinksauer, aber inzwischen schien sie sich etwas beruhigt zu haben. Dennoch zierten tiefe Augenringe das sonst so hübsche Gesicht und noch immer waren ihre Augen leicht rot. Sie schluckte etwas. Der Ersatzschlüssel war dann wohl unnötig. Irgendwann würde sie das durchziehen müssen, ob es ihr passte oder nicht, denn sie wollte ihre Freundin auf gar keinen Fall verlieren. „Was kann ich für dich tun?“, fragte Teru, richtete sich wieder etwas auf und biss die Zähne aufeinander. Sie war davon ausgegangen, dass sie Tage, wenn nicht nicht Wochen brauchen würde ehe Beni wieder mit ihr sprach. Yurika hatte ihr dabei zugestimmt, denn natürlicherweise hatte sie ihrer Freundin erzählen müssen wieso die den Ersatzschlüssel haben wollte. Die Hoshigumi-Darstellerin hielt ihr die Hand hin. „Den Ersatzschlüssel. Ich weis, dass Yurika ihn dir gegeben hat.“ „Was? Aber wie...“ „Sie hat mich angerufen. Nachdem du weg warst.“ Für ein paar Sekunden starrte die Soragumi-Vice auf den Boden, steckte dann doch die Hand in den Jogginganzug und zog den kleinen, silbernen Schlüssel aus der Tasche, welchen sie Beni in die Hand legte. Kaum hatte das Silber die Hand der anderen berührt packte Beni ihr Handgelenk und die Blonde fand sich mit dem Rücken an der Tür wieder, fühlte die heiße Stirn ihrer Freundin an ihrer Halsbeuge und den Körper an ihrem. Ihr Herzschlag setzte dabei einen Moment aus und ihre Wangen wurden heiß. Teru war hin und her gerissen ob sie die andere jetzt in den Arm nehmen durfte oder ob Beni sie dann wieder wegstoßen würde. Stattdessen ruhte ihr Handrücken an der Tür, da die Hoshigumi-Darstellerin noch immer ihr Handgelenk gegen das Holz drückte, und der zweite Arm hing hinunter, wobei sie an die gegenüberliegende Wand starrte. Schier endlose Minuten standen die beiden da, die Soragumi-Schauspielerin dabei unfähig sich zu rühren. Schlussendlich hob Beni, die immerhin gleichgroß war, etwas den Kopf und beim Atem der anderen an ihrem Ohr huschte eine Gänsehaut über ihren Rücken. „Ich weis...“, flüsterte sie sanft, aber vorwurfsvoll. „...dass du mit Yuuhi schlussgemacht hast. Ich dachte du bist mit ihr so glücklich?“ „Weil ich nachdenken musste.“ Die Stimme der Blonden war nicht mehr als ein Raunen. „Über das, was du gesagt hast. Und ich würde es gerne versuchen. Das heißt, wenn du mir eine Chance gibst.“ Beni lehnte sich etwas zurück und sah ihr in die Augen. Dabei merkte sie genau, wie die dunklen Augen der anderen genau überprüften, was sie dachte und ihre Worte auf Wahrheit überprüften. „Warum sollte ich?“ „Ich kann dich nicht dazu zwingen. Ich möchte es aber versuchen.“ „Dann bin ich nur ein Experiment?“ „Nein. Du bist viel mehr als das. Ich würde dich nie als Experiment sehen.“ „So wie Tomomin?“ „Verdammt hör endlich auf immer mit Tomomin an zu fangen!“ Teru war doch etwas lauter geworden, wurde von ihrer Freundin aber noch immer gegen die Tür gedrückt. „Das kannst du gar nicht vergleichen! Du bist so viel mehr als Tomomin und es tut mir so verdammt leid dass ich dich so verletzt habe. Das letzte was ich will ist dir weh zu tun! Versteh das doch endlich man!“ Gerade holte Teru nochmal Luft holte um ein erneutes Donnerwetter los zu lassen hatte Beni schon die Lippen auf ihre gedrückt, brachte sie somit zum Schweigen. Ohne weiter darüber nach zu denken erwiederte sie den Kuss, schob die noch freie Hand auf die Seite ihrer Freundin und zog sie näher. Sie hatten noch nie viele Worte gebraucht, doch gerade in diesem Augenblick war die Stille zwischen ihnen, diese kurze Berührung so viel mehr als irgendwelche Worte. Nur dank Magee, die sie immer wieder wie eine Leine zurückzog, schaffte es Masao Aoki nicht an die Kehle zu springen und sie wie ein wildes Tier in Stücke zu reisen. Immer wieder beobachtete sie, wie sie Mirio berührte, ihre Hand hielt und sie tröstete. Oder etwas in der Art. Egal was es war, allein dieses verlogene und hinterhältige Stück bei ihrer Freundin zu sehen machte sie rasend. Glücklicherweise war entweder Magee, die wirklich einen ausserordendlichen Sinn dafür hatte wenn Masao die Hutschnur hochging, oder Kiriyan, die sie immerzu ablenkte, bei ihr und verhinderten ein Riesentheater vor den anderen Schauspielerinnen. Zwar wusste sie genau, dass es absolut verboten war vor den anderen irgendetwas in Richtung einer Beziehung an zu deuten, ganz zu schweigen von irgendwelchen Eifersuchtsanfällen, doch dazu war Masao gerade viel zu emotional. Sie wollte Aoki einfach nur den Kopf abreisen, auch, wenn sie streng genommen als Ältere über ihr stand, doch das war ihr momentan gehörig egal. Egal wie wichtig Aoki für die Gruppe war, sie hatte Mirio nicht an zu fassen, erst recht nicht in ihrer Gegenwart. „Jetzt reis dich zusammen“, ermahnte Magee sie erneut und zog an ihrem Arm, zwang sie so sich zu der größeren Frau um zu drehen. „Es hilft keinem wenn du jetzt durchdrehst.“ Masao schluckte etwas. „Ich weis. Aber was soll ich machen? Sie hat eine Abreibung verdient.“ Magee brummte etwas missgelaunt, warf einen kurzen Blick zu den anderen Frauen, die gerade am Proben waren ehe sie sich ein paar Sekunden später wieder zu ihr drehte. „Wenn du mir versprichst nicht handgreiflich zu werden, dann locke ich Mori in die Toiletten. Dann kannst du ihr sagen, was du denkst.“ „Und wie zum Teufel willst du das bitte machen?“ Wahrscheinlich klang die junge Tsukigumi-Darstellerin wütender als sie war. „Keiner geht da freiwillig hin wen es nicht absolut notwendig ist.“ „Überlass das mal mir. Wenn du siehst, dass die beiden raus gehen, komm einfach nach.“ Zwar war der Vice nicht ganz geheuer dabei, doch sie nickte etwas. Magee wusste schon, was sie tat, zumindest hoffte sie das schwer. Masao warf nochmals einen Blick zu Mirio und Mori, brummte nochmals missgelaunt ehe sie wieder zu Kiriyan ging. Zumindest schaffte ihr Top Star es mehr oder minder sie ab zu lenken, auch, wenn es ihrer Laune kein Stück half. Dennoch zog sich das Training nur noch weiter ins schier unendliche. Immer und immer wieder sah sie zu Magee, die sich zunächst gar keine Mühe zu machen schien auch nur einen Schritt auf das ach so tolle Päärchen zu zu machen. Nochmal fühlte sie, wie sie erneut eifersüchtig wurde, wesshalb sie sich dazu entschloss verbissen am Klavier stehen und in ihr Script zu starren. Erst ein Tritt an ihr Schienbein von Kiriyan verleitete sie dazu leise fluchend zu der Älteren zu sehen, wobei sie auf einem Bein sprang. „Hey was soll das??“ Als ob ihre Laune nicht schon weit genug unten wäre. Doch ein sehr auffälliger Blick von ihrer Freundin verleitete sie dazu zum Eingang zu sehen. Magee stand darin, hob eine Augenbraue und winkte sie unauffällig mit sich mit. Masao sah kurz zu Kiriyan. „Jetzt geh schon“, brummte ihr Top Star und Masao folgte der Anweisung. Die Toiletten waren nicht sonderlich weit entfernt, aber weit genug, dass sie keiner im Probenraum hören konnte. „Was ist denn jetzt?“, hörte sie schon Mori im Gang, wesshalb sie zunächst drausen stehen blieb. „Was gibt es denn so wichtiges? Wir haben noch Arbeit vor uns.“ „Es ist wichtig.“ Kurze Stille, dann wurde die Stimme der anderen etwas lauter. „Jetzt komm schon rein.“ Erwischt. Masao seufzte schwer, holte einmal tief Luft und trat in die Toiletten. Mori, sichtlich überrascht, hob die Augenbrauen und Mirio, die etwas hinter der Älteren stand, wich einen Schritt zurück. Masao war sich bewusst, dass sie ihre schlechte Laune nicht verbergen konnte und jetzt so unter sich kam es nur noch mehr heraus. Sie knirschte etwas mit den Zähnen und trat einen Schritt vor. Am liebsten hätte sie Mori eine gehörige Ohrfeige verpasst, aber ein Zug an ihrem Arm, mal wieder Magee, verhinderte jenes. Stattdessen starrte sie der Schauspielerin in die Augen. Noch ehe die Ältere etwas sagen konnte erhob der Vice die Stimme. „Was fällt dir eigentlich ein dich an meine Freundin ran zu machen??“ Mori blinzelte etwas, runzelte die Stirn. „Ich weis nicht wovon du redest.“ „Ich hab deine Nachricht gelesen. Spiel also gar nicht die Dumme.“ Auch Mori wurde mit einem Mal ernst, verschränkte die Arme und brummte leise. „Tolle Freundin bist du Mirio einfach aus zu spionieren.“ „Das ist nicht der Punkt! Du bist mir meiner Freundin ins Bett gestiegen! Du hast kein Recht mir Mirio weg zu nehmen!“ Die beiden Frauen wurden lauter und inzwischen konnte auch Magee sie nicht mehr zurückhalten. Die beiden Streithennen standen dicht voreinander und schnaubten sich gegenseitig an. „Du kannst ihr nicht verbieten sich mit anderen zu treffen!“ „Wenn sie von jemandem wie dir abgeschleppt wird, doch!“ „Hast du sie überhaupt mal nach der ganzen Geschichte gefragt? Himmel wie kann man nur so selbstfixiert sein?!“ Mirio stand kurz darauf bei Mori, nahm sie am Handgelenk und wollte sie zurückziehen. Masao war einen halben Schritt zurückgetreten, blinzelte irritiert. „Mori bitte lass es“, sagte Mirio leise, doch die Ältere entzog ihr das Handgelenk. „Was soll das heißen, die ganze Geschichte?“ Das warf sie dann doch ein wenig aus dem Konzept. Sie hatte geplant Mori weiter an zu schreien, ihr zu sagen, dass sie von ihrer Freundin weg bleiben sollte, aber es gab noch mehr dahinter? „Ja die ganze Geschichte. Ich habe Mirio eigentlich versprochen nichts zu sagen, aber wenn du so reagierst, dann lässt du mir keine Wahl.“ „Sag mir einen Grund wieso ich dir zuhören sollte!“, fauchte der Vice und sie fuhr zusammen, als Magee sie auf den Oberarm schlug. „Au...“ „Reis dich zusammen und hör zu“, ermahnte die Größere sie und Mori seufzte etwas, sah flüchtig zu der Älteren und seufzte schwer. Masao brummte erneut. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig als zu zu hören was Mori zu sagen hatte. Sie lehnte sich an eines der Waschbecken und starrte zu der Älteren. Mirio sah sie nur im Augenwinkel, aber ihre Freundin wurde merklich auf der Stelle kleiner als Mori dann doch anfing zu sprechen. „Mirio kam eines Abends zu mir, weinend und verzweifelt. Und das nur wegen dir. Denkst du wirklich dass es dir hilft, wenn du was mit Kiriyan anfängst wenn du Mirio haben willst?“ „Das war gefaked und das habe ich gesagt.“ „Ja gestern. Ich habe es erzählt bekommen. Das kann sie aber nicht riechen. Es ist eine Sache wenn du sie eifersüchtig machen willst, aber ihr damit weh zu tun finde ich unverantwortlich, gerade von dir. Hast du überhaupt eine Ahnung wie viel Angst sie hatte dich zu verlieren?“ Masao schnaubte. Mori hatte da schon einen Punkt, aber das entschuldigte nicht, dass ihre Freundin mit ihr im Bett war. „Und desshalb musstest du mit ihr schlafen?“ „Es war spät und Mirio hat sich aus Frust betrunken. Es war nicht richtig von mir das aus zu nutzen, das ist wahr, aber dann sei gefälligst sauer auf mich und nicht auf sie. Du musst mich nicht mögen, aber sei erwachsen. Wir sehen alle was ihr füreinander empfindet also steh endlich mal selbst dazu!“ Und schon wieder kam sich Masao vor wie ein zurechtgestutztes Schulmädchen nachdem Mori erneut laut geworden war. Die Ältere sah zu Magee, die nur seufzte und Mori mit sich mitwinkte. Im Augenwinkel sah sie, wie die Ältere nochmal einen aufmunternden Blick zu Mirio warf, die auf der Stelle klein geworden war ehe sie hinter Magee aus den Toiletten ging. Kiriyan, noch immer über ihrem Script hängend und die Shinkos und die anderen Darstellerinnen so gut wie es ging ablenkend, sah dabei zu, wie Magee zusammen mit Mori den Raum betrat, wobei Mori etwas eingeschnappt wirkte. Sie hatte mitbekommen, was Magee vorhatte. Waren Masao und Mirio also jetzt alleine? Vielleicht ganz gut so. So konnten sich die beiden Streithennen mal aussprechen. Wenn sie so darüber nachdachte, dann waren ihr Vice und ihre Freundin gar nicht mal so verschieden von ihr und Kiriyan. Masao war wütend darüber, dass Mirio mit Mori geschlafen hatte, doch Mirio war einfach zu zurückgezogen als sich den Fehler ein zu gestehen, was Masao wieder sauer machte. Merkwürdig. Sie sah genau, was Mirio und Masao falsch machten, aber bei sich selbst konnte sie nie derartige Analysen machen. Der Top Star lies sich auf eine Bank fallen, starrte in ihr Script und tat so, als würde sie hier und da eine Notiz machen. Wieso hatte sie sich auf Beni eingelassen? Irgendetwas in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass es der Selbe Grund war, wie der, wesshalb sie mit Asako geschlafen hatte. Beni war verdammt schön, provokant, attraktiv und war auf sie zugegangen. Aber in ihren Augen war Yuuhi doch so viel mehr. Sie liebte diese Frau mehr als alles andere im ihrem Leben, naja mit Ausnahme ihres Hundes vielleicht, aber wenn sie könnte würde sie dem Soragumi-Star die Sterne vom Himmel holen. Dann war da noch Teru. Sie und Yuuhi schienen so glücklich zusammen zu sein. Welches Recht hatte sie sich da ein zu mischen? Dennoch wollte sie um ihre Freundin kämpfen, wie auch immer sie das anstellen würde. Leise fiebte der Top Star auf als es in ihrer Jackentasche vibrierte und sie zog das kleine Ding schnell heraus bevor der Ton losging. Sie hatte ganz vergessen den Ton aus zu stellen. Ein kurzer Blick darauf und Kiriyan merkte, wie sie bleich wurde, schluckte einmal hart. Die Nachricht kam von Asako. 'Ich hab ein Hühnchen mit dir zu rupfen.' Sehr aufmunternder Beginn dafür, dass sie sich so lange nicht gesehen hatten. 'Komm nach dem Training bitte zu mir. Sonst komme ich persönlich vorbei.' Das ganze klang eher nach einer Drohung als nach einem Besuch, aber gut. Wenn Asako diesen Ton anschlug, dann war es meistens nicht gut ihr ihren Willen zu verwehren. Masao und Mirio saßen inzwischen stumm nebeneinander auf dem Kachelboden neben den Waschbecken, starrten nur an die gegenübenliegende Wand. Die Vice hatte keine Ahnung, wie sie das, was Mori ihr gerade gesagt hatte, verarbeiten sollte. Einerseits war sie immer noch stocksauer auf Mirio, die sich auf die Ältere eingelassen hatte, andererseits war sie ja daran Schuld. Die Idee ihre Freundin eifersüchtig zu machen war dann ja wohl gehörig nach hinten losgegangen. „Masao?“, flüsterte ihre Freundin leise und die Vice drehte den Kopf etwas, sah aber nur auf die Knie der anderen. Sie schaffte es nicht ihr jetzt in die Augen zu sehen. „Hm?“ Sie brauchte einige Sekunden um zu reagieren, doch kaum hatte sie sich gerührt legte Mirio vorsichtig die Fingerspitzen an ihren Oberschenkel. Sie hatte die andere noch nie so behutsam gesehen. Ganz davon abgesehen, dass Masao es durchaus anziehend fand, dass Mirio diesen Schritt wagte, war es das erste Mal, dass ihre Freundin den ersten Schritt machte. Die Tsukigumi-Vice drehte den Kopf etwas mehr als Mirio den Kopf an ihre Schulter lehnte. „Es tut mir leid“, murmelte die Jüngere. Seufzend schloss Masao die Augen, legte den Arm um die andere und zog sie näher. Dankbar über diese Geste kuschelte sich Mirio ein wenig mehr an sie und die Ältere sties einen genüsslichen, wenn auch nur leisen Laut aus. Sie hatte diese traute Zweisamkeit sehr vermisst. Zwar hatten sie nie Zeit verbracht mit dem Wissen, dass der jeweils andere von ihren Gefühlen wusste, doch wahrscheinlich machte gerade das diesen Augenblick so kostbar. „Ich glaube den Schlag auf den Hinterkopf hab ich verdient.“ Mirio blieb ein paar Sekunden stumm, doch ein leichtes Vibrieren an ihrem Brustkorb sagte ihr, dass ihre Freundin angefangen zu lachen. Masao grinste schief. „Lachst du mich etwa aus?“ „Nein. Mir ist nur gerade aufgefallen, dass wir beide ziemlich dumme Nüsse sind.“ Da kicherte auch Masao etwas. „Wahrscheinlich. Machen wirs ab sofort besser?“ Mirio in ihrem Arm nickte und eine Gänsehaut schlich sich auf den Rücken der Vice als sie den Atem ihrer Freundin an ihrem Schlüsselbei spürte nachdem diese sich etwas zurechtgerückt hatte. „Einverstanden. Versprichst du mir aber etwas?“ „Kommt drauf an.“ „Gib Mori eine Chance. Sie ist wirklich in Ordnung.“ „Versprechen kann ich es nicht“, seufzte Masao etwas. „Aber wenn es dich glücklich macht kann ichs versuchen.“ Sie würde es versuchen, immerhin war sie Mori dann doch irgendwie etwas schuldig. Nochmal würde sie Mirio nicht einbüßen. Nicht wegen so einer Dummheit. Nur im Augenwinkel hatte Kiriyan bemerkt, wie Masao und Mirio zusammen wieder die Trainingshalle betreten hatten, lächelte etwas für sich. Sie hatte ihren Vice nicht weiter ausgefragt, denn es war nur zu offensichtlich, dass die beiden sich versöhnt hatten. Glücklicherweise. Sie wäre ratlos gewesen wenn die zwei sich entgültig zerstritten hätten, denn das hätte notfalls bedeutet die beiden in unterschiedliche Troupes zu stecken, wobei es aller Wahrscheinlichkeit nach dabei um Mirio gehandelt hätte. Die Jüngere hatte Talent, tat sich aber schwer sich in neuen Gruppen ein zu finden. Meistens war es Masao gewesen, die ihre Freundin überall integriert hatte, insbesondere nach dem Zwischenfall mit Asako. Kiriyan schnaubte. Da war schon wieder ihre alte Vorgesetzte in ihrem Kopf. So gut wie es ihr möglich war hatte sie die Nachricht verdrängt, aber da war sie schon wieder. Als ob es nicht genug wäre, dass ihre Freundin, oder eher das, was sie einmal dargestellt hatte, immer wieder ihre Alpträume heimsuchte. Jetzt wo sie so darüber nachdachte... „Machen wir für heute Schluss“, sagte sie zu ihrer Troupe. „Wir haben heute viel geschafft und ich denke wir haben uns einen etwas längeren Abend als sonst zu genehmigen.“ Die Schauspielerinnen applaudierten, doch Kiriyan grinste breit. „Aber lernt eure Texte. Wer ihn bis morgen nicht kann, dem reise ich den Kopf ab.“ Sie meinte es nur gut mit ihren Mitschauspielerinnen, das wussten sie, dennoch lächelten ein paar der jungen Frauen nervös, die, die sich angesprochen fühlten besonders. Der Top Star selbst war eine der ersten, die das Gebäude verliesen, denn immerhin hatte Asako sie zu sich gerufen. Wieso sie sich von ihrer ehemaligen Vorgesetzten immer noch herbeipfeifen lies wie ein Hund war ihr noch immer etwas zuwieder, aber ihr wurde mulmig, wenn sie daran dachte, wie schnell und wie heftig die Laune der ehemaligen Tsukigumi-Schauspielerin umschlagen konnte. Natsuki war immerhin das beste Beispiel dafür gewesen. Die Wohnung des ehemaligen Top Star-Pärchens hatte sie schnell erreicht, doch ein nicht vorhandenes Auto sagte ihr, dass Saeko wohl noch nicht wieder da war. Das, oder ihre Freundin hatte sie mal wieder unter irgendeinem Vorwand weg geschickt. Wenn Asako den Ausschnitt etwas tiefer werden lies machte Saeko wie eine rollige Katze so einiges, was sie bei anderen nicht tun würde. Ihre Freundin nutzte das manchmal schamlos aus. Mit dem Gedanken schmunzelte der Tsukigumi-Star etwas, drückte auf die Klingel und verschränkte die Arme. Wenn das stimmte, was sich während des Trainings in ihren Hinterkopf geschlichen hatte, dann war das Gespräch vielleicht gar nicht so schlecht. Sie schüttete Asako regelmäßig das Herz aus, insbesondere in den letzten Wochen, und wenn die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin ihr nicht weiterhelfen konnte, dann wohl keiner. Wo sie gerade noch an den Ausschnitt gedacht hatte, der, den ihre Freundin preisgab, als sie die Tür öffnete, war geradezu beeindruckend sodass Kiriyan nicht verhindern konnte, dass sich ihre Augenbrauen ein Stück weit hoben. Die Ältere hatte eines von Saeko's Hemden an, die eine halbe Nummer zu groß für sie waren, ebenso ein paar eng sitzende, schwarze Hosen. Das gestreifte Hemd war an den Ärmeln hochgekrämpelt, die oberen drei Knöpfe geöffnet und darunter blitzte ein roter Spitzen-BH heraus. „Ich hab dich ein bisschen später erwartet, aber komm rein“, sagte sie und öffnete die Tür weiter. Irgendwas sagte Kiriyan, dass die andere flunkerte. Sie hätte ihr wohl kaum die Tür in diesem Aufzug aufgemacht, wenn sie jemand anderen als den Top Star erwartete. Den Kommentar hinunterschluckend trat sie an ihrer Freundin vorbei, fuhr sich einmal durch die Haare. „Wir haben früher aufgehört. Wesshalb wolltest du mich sprechen?“ Asako antwortete nicht gleich, lies sich in den lilanen Sessel fallen und schlug die Beine übereinander. Unaufgefordert sich ebenfalls zu setzen blieb Kiriyan neben der Couch stehen. Irgendetwas lag in der Luft, auch wenn sie den Finger noch nicht so ganz darauf legen konnte was es war. Dieses Gefühl eingekerkert zu sein wie ein zitterndes Tier im Käfig kam ihr nur allzu bekannt vor. Vielleicht lag es daran mit welcher Gelassenheit und Eleganz Asako in diesem Sessel saß, sie mit dem Blick auf den Boden pinnte und sie daran hinderte noch einen Schritt zu machen. Der Mund der ehemaligen Vice wurde mit einem Schlag knochentrocken. „Hatte ich mich damals eigentlich nicht klar ausgedrückt?“, begann Asako mit einem Mal. Ihre Stimme sackte ein wenig hinunter. So hatte sie als Otokoyaku immer gesprochen. „Was? Was meinst du?“ „Kein Wort über den Sex von mir mit dir. Vor allem nicht zu Yuuhi. Sieh, wo dich das hingebracht hat.“ Kiriyan schwieg, biss die Zähne aufeinander. Warum packte sie das jetzt wieder aus? Als ob es ihr nicht schon schwer genug fiele. Bevor Kiriyan noch etwas sagen konnte unterbrach die Ältere sie erneut. „Soll ich dir etwas verraten, Kiriyan? Du wirst alleine enden. Wenn du mal am Abgrund stehst wird dir Yuuhi keine helfende Hand reichen. Und das nur weil du zu feige bist.“ „Ich bin nicht feige“, murmelte die Jüngere und starrte derweil zu Boden. Sie hörte dabei, wie Asako sich erhob und sich vor sie stellte, traute sich aber nicht den Blick zu heben. „Und ob du das bist.“ Der Atem ihrer ehemaligen Vorgesetzten striff ihre Ohrmuschel. „Du hast es nicht geschafft Hiromi zu halten weil die böse große Schwester Nein gesagt hat. Du schaffst es nicht Yuuhi zu halten.“ Sie fühlte die schlanken Finger der ehemaligen Tsukigumi-Schauspielerin auf ihrer Seite und biss sich auf die Unterlippe. Dieses Gefühl überrannte sie schon wieder. Schon wieder glaubte sie in einen Traum ab zu driften. „Sag mir wieso du dich nicht von mir nochmal an die Leine nehmen lässt? Ich kann das alles wieder hinbiegen. Dafür musst du aber das tun, was ich sage.“ Der Traum zerbrach so schnell wie er gekommen war als sie die Erkenntnis traf. Ihr Puls schnellte hoch und sie schlug die Hand der anderen weg, wich ein paar Schritte von ihr zurück. Ob es Wut, Trauer oder Verzweiflung war, die da in ihr hochkoch, war ihr egal. „Vergiss es!“, schrie sie der anderen entgegen. „Ich will mich von dir nicht mehr vorführen lassen! Nur wegen deiner verdammten Leine bin ich doch erst in diesem Schlamassel!“ Sie trat wieder einen Schritt an die andere heran um ihr in die Augen sehen zu können. Zwar war Asako minimal größer als sie, doch das hielt sie in dem Augenblick nicht auf. „Aber ich sage dir eins: Ich werde Yuuhi nicht nochmal verlieren! Ich liebe sie und ich werde um sie kämpfen! Und nochmal lasse ich mich von dir nicht aufhalten! Nicht von dir und nicht von Teru! Ich lebe mein Leben also halt dich da raus!“ Kiriyan schnaubte und starrte mit wütendem Gesichtsausdruck in das völlig überraschte der ehemaligen Tsukigumi-Schauspielerin. Kurz darauf runzelte Asako die Stirn, grinste und verschränkte die Arme. „Warum nicht gleich so? War das jetzt so schwer?“ Kiriyan entglitten die Gesichtszüge und etwas anderes als ein verwirrtes „Huh?“ war von ihr nicht zu hören. Was sollte das schon wieder heißen? Etwas lachend machte Asako auf dem Absatz kehrt und ging ein wenig in die offen gehaltene Wohnung, knöpfte dabei das Hemd zu und griff nach einer Teetasse, nahm einen Schluck daraus. „Ich dachte mir schon, dass dein ganzes Problem wegen mir ist also dachte ich mir, ich zwinge dich mal ein wenig für dich selbst ein zu stehen.“ Der Tsukigumi-Star blinzelte, sah mit offen stehendem Mund dabei zu, wie Asako den Tee wegstellte und sich gegen den Türrahmen der Küche lehnte. Ihre Freundin hatte das geplant? Einfach so? Aber irgendwie hatte es geholfen. Kiriyan fühlte, wie ihr eine gigantische Last von den Schultern genommen worden war. Sie lachte etwas, ging zu Asako und umarmte sie fest. Sie schluchzte dabei etwas. „Verdammt. Du bist doch verrückt. Aber dafür liebe ich dich.“ „Ich weis.“ Asako umarmte sie kurz fest, drückte sie dann aber von sich. „Bleibst du noch oder willst du gleich zu Yuuhi?“ Der Top Star strich sich einige Tränen von den Augenwinkeln, schniefte nochmal kurz ehe sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte und sah Asako dann erneut an. „Ich gehe gleich. Aber woher wusstest du...“ „Yurika war bei mir. Wenn du mich fragst hat sie ein bisschen etwas von Gaichi.“ Abermals leicht lachend lies die Jüngere die Schultern fallen. „Ja hat sie.“ Ob es so gut war Teru einfach so gehen zu lassen? Sicher, ihre Chancen mit Beni standen mehr als gut, aber war es richtig dafür ihr eigenes Glück ein zu büßen? Der Soragumi-Star schlug die Hände über dem Gesicht zusammen, stöhnte einmal für sich und rollte sich auf die Seite. Den ganzen Tag hatte sie sich noch nicht aus den Federn gelegt, war noch immer im viel zu weiten Shirt und Jogginghose. Eigentlich hatte sie an ihrem freien Tag so viel geplant gehabt, aber ihre Gedanken hatten sie ans Bett gekettet. Sie hatte Teru geliebt, so sehr, dass es ihr durchaus wehtat sie mit einer anderen zu sehen, doch je mehr sie sich in ihren Vice verschaut hatte, umso mehr hingen ihre Gedanken an der Frau, der sie so lange nachgelaufen war. Noch immer weigerte sich ihr Kopf dem Tsukigumi-Star noch eine Chance zu geben, auch wenn ihr Herz an sie gekettet war. Das einzig Aussergewöhnliche an diesem Tag war ein ziemlich aufgebrachter Anruf von Gaichi gewesen wie sie versucht hatte ein wenig Vernunft in Yuuhi's Schädel zu schlagen, doch der Top Star hatte auf Durchzug gestellt. Sie war nicht daran interessiert sich von irgendwem sagen lassen, was sie am besten tun sollte, denn das entschied sie immer noch selbst. Doch gerade da haperte es. Was, wenn Kiriyan keinen vernünftigen Grund hatte, wo wie sie sich das erhoffte. Und wenn sie doch einen hatte, wie sah der aus? Ihr waren tausend gute Gründe eingefallen, doch auf jeden, der sich ihr Kopf ersponn, folgten zwei oder mehr schlechte Gründe. Sie war sich unschlüssig, wie sie reagieren sollte. Für die Öffendlichkeit war sie immer gehalten, immer streng und diszipliniert, aber wenn es um Kiriyan ging wurde sie immer emotional. Sie erinnerte sich noch, wie wie damals in Tsukigumi immer wieder einen flüchtigen, heimlichen Blick auf die Jüngere geworfen hatte, wie sie immer wieder von ihr fasziniert war. Von dieser Faszination war sie nie los gekommen, doch ihre Faszination war von Eifersucht überrannt worden. Ihre Eifersucht auf Asako suchte ihres Gleichen, obwohl sie keinen Grund mehr hatte eifersüchtig zu sein. Sie liebte Asako auf ihre ganz eigene Weise, als Freundin und dennoch hegte sie Abscheu ihr gegenüber weil sie Kiriyan diese Blockade in den Kopf gesetzt hatte und sie damit getrennt hatte. Ihr war klar, dass ihre ehemalige Vorgesetzte das nicht mit Absicht tat, aber dennoch scheiterten hier und da die Versuche die Vorwürfe zu unterdrücken. Mit einem Schwung hockte sich Yuuhi hin, starrte aus dem Fenster. Es war schon fast wieder dunkel und Kiri war immer noch nicht da. Entweder war sie noch beim Training oder sie würde nicht kommen. Der Soragumi-Star zog sich aus dem Bett, seufzte daraufhin schwer und streckte sich ausgiebig. Ihre Beine fühlten sich an wie Blei als sie sich dann doch durch das Schlafzimmer ins Wohnzimmer schleppte und dort das erste Mal am Tag das Licht anmachte. Wenigstens lüften musste sie noch, doch der Weg zum Fenster war fast unerträglich lang, sodass sie sogar überlegte einfach wieder kehrt zu machen und den Tag dort ausklingen zu lassen, wo sie die ganze Zeit schon war. Gerade auf der Hacke und wieder auf dem Weg zum Schlafzimmer machte ihr ihre Türklingel einen Strich durch die Rechnung. Yuuhi erschrack dabei so sehr, dass sie beim herumwirbeln fast die Lampe von der Kommode gefegt hätte. Wie paralyziert stand sie ein paar Sekunden auf der Stelle bis eine ihr nur zu vertraute Stimme durch das dünne Holz der Tür drang. „Yuuhi?“ Es war Kiriyan. „Ich weis, dass du da bist. Lass mich bitte rein.“ Ihr Herz klopfte bis zum Hals als sie sich langsam in Richtung Eingang begab. Ein bisschen fühlte sie sich wie bei ihrem ersten Date, aber es mischte sich mehr Angst unter als sie es wollte. Äusserlich blieb sie ruhig. Kiriyan sollte nicht wissen, dass sie sich vor dem fürchtete, was da vielleicht auf sie zukam. „Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr“, erwiederte sie nur auf das kurze Hallo von Kiriyan als sie die Tür dann doch öffnete. „Ich hatte heute Training. Es dauerte etwas.“ Yuuhi ging zu ihrer Couch, lies sich darauf fallen als Kiriyan im Eingangsbereich ihre Stiefel wegstellte und schlussendlich doch in die Wohnung trat. Am liebsten hätte sie die Jüngere sofort mit Fragen überrannt, aber sie entschied sich dafür Kiriyan dieses Mal den ersten Schritt tun zu lassen. Diese sah sich nur flüchtig in der Wohnung um. „Ist Teru nicht bei mir?“ „Teru und ich haben gestern schluss gemacht.“ „Oh...“ Super. Dann hatten sie wenigstens da hinter sich gebracht. Erneut schwieg der Soragumi-Star, sah dabei zu, wie Kiriyan auf den Boden starrte und sich dann ihr gegenüber setzte. Sie schien nach Worten zu suchen, die sie wohl mal wieder nicht fand. „Ich bin nicht nur wegen dem Training spät. Ich war noch bei Asako“, seufzte die Jüngere dann schlieslich doch. Wie aufs Stichwort biss Yuuhi die Zähne fester aufeinander, schielte auf die Seite. „Es ist nicht so wie du denkst.“ „So? Wie ist es dann?“ Die Ältere konnte nicht verhinden, dass sie wütend klang. Immerhin hatte auch sie einen Punkt, an dem sie sich nicht mehr zurückhalten konnte. Wenn es um ihre ehemalige Vorgesetzte ging war ihr Gedultsfaden besonders kurz. „Sie hat mir klar gemacht wieso ich so ein Volltrottel war.“ Der Soragumi-Star hob den Blick und sah Kiriyan in die Augen. „Ich hatte Angst vor ihr. Oder zumindest vor dem, was damals passiert ist.“ „Und was hat das mit uns zu tun?“ „Eine ganze Menge.“ Kiri seufzte und knetete nervös ihre Hände. „Ich habe dir doch erzählt, dass sie mir damals gedroht hat.“ Für einen Augenblick musste der Top Star nachdenken, aber sie nickte. „Ich erinnere mich dumpf, ja.“ „Und da liegt der Punkt.“ Yuuhi hob fragend eine Augenbraue. „Ich weis nicht was es ausgelöst hat, aber ich habe angefangen in jedem, der mir zu nahe kam Asako zu sehen. Oder besser den Tod in ihr. Ich hatte Angst, dass sie mir nochmal droht, dass sie dich mir wegnimmt. Das wollte ich nicht, also habe ich wohl unbewusst beschlossen keinen an mich heran zu lassen.“ Nochmals holte der Soragumi-Star Luft um etwas zu sagen, aber Kiri war schneller. „Das hat nichts mit Vertrauen zu tun.“ Gut. Dann lies sie den Punkt eben weg. Irgendwie verstand sie ihre Freundin dann doch. Kiriyan lies Emotionen sehr viel schneller an sich heran und wenn Asako sie tatsächlich so traumatisiert hatte, dann konnte sie noch so viel dagegen argumentieren, aber ändern konnte sie es nicht. „Und was hat das dann bitte mit Beni zu tun?“ Kiriyan schluckte, senkte den Blick erneut. „Sie ist Asako so verdammt ähnlich. Und ich habe zugelassen, dass sie mich an die Leine legt. Den Fehler habe ich jetzt eingesehen und ich werde es besser machen.“ „Und was lässt dich denken, dass du das kannst?“ Flüchtig hob der Tsukigumi-Star den Blick, starrte anschliesend wieder auf ihre Hände. Sonst wirkte sie wie ein zurechtgestutzer Hund, aber dieses Mal war irgendetwas anders. „Ich war vorhin bei Asako.“ „Das hast du schon gesagt. Was hat das damit zu tun?“ „Sie hat es nochmal getan.“ „Was nochmal getan?“ „Sie hat mir nochmal gedroht.“ Etwas in Yuuhi machte einen Satz und schneller als sie es hätte verhindern können war sie auf den Füßen, quasi bereit um aus der Tür zu stürmen und dem ehemaligem Tsukigumi-Star gehörig die Leviten zu lesen. „Ich habe Nein gesagt.“ Kaum an Kiriyan vorbei stockte sie im Schritt, starrte ein paar Sekunden an die Tür und sah dann auf die Jüngere hinunter wie sie noch immer auf ihre Hände starrte. „...Bitte?“ Kiriyan hob den Blick. „Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht will. Ich will mich nicht nochmal anketten lassen. Ich will dich nicht nochmal verlieren. Ich liebe dich und ich will mein Leben mit dir leben.“ Die Worte waren so klar in ihren Ohren, dennoch musste sie das erst einmal ein paar Sekunden verarbeiten. Kiriyan war noch nie so... ehrlich und direkt zu ihr gewesen. Langsam, fast in Zeitlupe setzte sie sich auf den Boden, lehnte den Rücken an die Armlehne und starrte auf den Boden. Hieß das, dass Kiriyan ganz von alleine diesen Abgrund überwunden hatte? Bissher war Yuuhi immer der Meinung gewesen, dass der Tsukigumi-Star das ohne sie nie schaffen würde. Doch sie war stärker geworden und das in einem Moment, in dem sie mal nicht hingesehen hatte. Doch war sie jetzt stark genug um sie beide zusammen zu halten? Kiriyan bewegte sich neben ihr und zog ihr die Arme etwas beiseite, hockte sich breitbeinig auf ihren Schoß und hob ihren Kopf etwas an, zwang sie, ihr in die Augen zu sehen. Dabei merkte der Soragumi-Star wie ihr ein paar Tränen in den Augen standen. „Ich liebe dich“, flüsterte die Ältere leise und Kiriyan lächelte zärtlich. „Ich weis. Und dieses Mal machen wir es besser, oder?“ Das zauberte dem Soragumi-Star dann doch ein Lächeln auf die Lippen und sie legte die Hände auf die Oberschenkel ihrer Freundin. Sie konnte dann doch nicht anders als verliebt drein zu schauen. Dieses Band, dass sie zusammenhielt war stärker und mehr präsent als sie es je vorher erlebt hatte. Sie nickte. Kiri beugte sich zu ihr, hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Dabei fühlte sie die warmen Finger an den ihren, die ihre Hände unter das Shirt der Jüngeren führten. Die Zweifel wie weggewischt wussten sie beide, dass kein Abgrund der Welt sie trennen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)