Heile Welt von Gaomee (Adventskalender 2011, 20. Türchen) ================================================================================ Kapitel 6: Albträume -------------------- Aber mit dem Bewusstsein kam eine ganz neue Welt der Probleme auf Tenten zu. Tagsüber konnte er wohl die Schmerzen unterdrücken, doch dann wachte er nachts von Schmerzen und Albträumen gepeinigt auf und konnte sich fast nicht beruhigen. Er zitterte am ganzen Leib und weinte sogar. Sie hatte Neji noch nie weinen sehen und es war weder ein schöner Anblick noch ein schönes Geräusch. Heisere Schreie gefolgt von heiseren Schluchzern, völlig unkontrolliert, aber, was vielleicht noch schlimmer war, war, dass sie wusste wie sehr er sich schämte. Als er sich immer mehr bewegen konnte, wurde es noch schlimmer. Er schmiss seinen Nachttisch neben dem Bett um und die Schublade entleerte sich auf dem Boden. Da beschloss Tenten, ihm die Privatsphäre zu nehmen. Auf dem Boden schlafen wollte sie allerdings auch nicht, also stellte sie sich entschlossen hinter ihr Bett und schob es durch ihre Schlafzimmertür den Flur hinunter und in Nejis Gemach. Das war überhaupt nicht einfach, da ihre Schlafstätte gerade so durch die Türrahmen passte und sie das ganze Gestell gefährlich kippen musste nur, um es um Ecken zu manövrieren. Nur einmal musste Tenten Todesängste durchstehen. Neji erwachte mit aktivierten Byakugan und sprang ihr an die Kehle. Sie schrie verzweifelt und konnte ihn jedoch einfach abwehren, da er noch nicht zu seinen alten Kräften zurückgefunden hatte. Ihre Nachbarn riefen schon lange nicht mehr die Polizei bei frühmorgendlichen Schreien. „Tenten!“, kam es eines Morgens heiser an ihr Ohr. Verschlafen öffnete sie die Augen und ihr Blick fiel als erstes auf das leere Bett zu ihrer Linken. Sofort war sie hellwach. „Neji, du kannst ja gehen!“ Fasziniert betrachtete sie ihn wie er sich mit zwei Krücken im Raum bewegte. Hastig schwang sie sich aus den Federn und warf ihren pinken Plüschmantel über. Mit ihr an seiner Seite humpelte er zur Küche und setzte sich auf seinen Stuhl. Tenten klatsche ihm die Rechnungen vor die Nase und von da an versuchten sie ein normales Leben zu führen. Jedenfalls taten sie so. Sakura oder Lee brachten noch immer alle Einkäufe vorbei, doch, wenn sie nach Neji fragten, antwortete Tenten „Top fit, wie immer. Wieso fragst du?“ oder „Ach, genervt und schlecht drauf, aber sonst gut.“ Außer Lee schien niemand so wirklich dieses Prinzip zu verstehen. „Ich wusste, dass die Kraft der Jugend ihn heilen würde. Das geh ich sofort Gai erzählen!“ und mit Freudenstränen rannte er hinfort. Sakura war weit weniger verständnisvoll. „Gut? Sein Körper ist ein Scherbenhaufen und du nennst ihn topfit?“, empörte sie sich. „Geht’s dir noch gut?“ In dem Moment humpelte Neji von seinem Schlafzimmer zur Küche und schon konnte man die Kaffeemaschine hören. „Mach mir auch einen“, rief ihm Tenten ungerührt nach. „Du lässt ihn für dich arbeiten?“ Sakura war fast außer sich. Sie wisperte zwar, doch das war völlig egal, denn Neji war direkt im angrenzenden Raum. „Ihm geht’s gut. Er macht Kaffee. Was willst du?“ „Du sollst dich um ihn kümmern“, erklärte Sakura. In letzter Zeit gefiel es Tenten nicht wie Sakura mit ihr umsprang. Sie war vielleicht keine Krankenschwester, doch sie fand, dass sie sich bis jetzt sehr gut um Neji gekümmert hatte. Tenten blieb ruhig und erklärte: „Wir müssen auf unsere Weise damit klar kommen. Wir werden das Ganze so besiegen wie wir können, klar?“ „Wir?“, blaffte Sakura. „Jetzt seid ihr also schon ein Wir! Aha! Pass bloß auf mit euren Siegen“, warnte sie. „Das kann auch in die Hose gehen.“ Es war ein nur ganz sanfter Laut und Tenten wurde auch sanft geweckt. Sie wälzte sich unter ihrer Decke herum und wollte gerade wieder in süßen Schlummer versinken als ihr etwas komisch vorkam. Sie saß auf und rieb sich die Augen. „Neji?“, fragte sie in die absolute Stille des dunklen Raumes. „Neji?“, wiederholte sie noch einmal etwas lauter. Da hörte sie es. Sie kletterte sofort aus ihrem Bett und schob sich auf seins. Sie tastete und fand seinen Oberschenkel. Er saß auf der Bettkante. „Alles in Ordnung? Brauchst du mehr Morphium?“ Er schüttelte heftig den Kopf. Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf den gekrümmten Rücken. Er war nackt. „Neji, ist dir nicht kalt?“ Wieder schüttelte er den Kopf so plötzlich. Also blieb sie eine ganze Weile einfach nur neben ihm sitzen. Allerdings fielen ihr immer wieder die Augen zu. Für Sekunden schlief sie dann, wachte aber sofort wieder auf, wenn sie vornüber kippte. Dann aber ersann ihr Körper eine clevere Strategie. Er lehnte sich einfach an Neji an und ließ sie ihre Augen schließen. Sie war sofort weg und schlief einen tiefen traumlosen Schlaf. Neji hatte wieder zu seinem alten ruhigen Selbst gefunden und blickte nur kurz in Tentens friedliches Gesicht bevor er wieder an die Wand starrte. Ihm fiel es schwer zu schlafen. Er träumte noch immer furchtbare Sachen, doch er wachte nur schweißgebadet auf und ihm war dann immer schwindlig und schlecht. Manchmal waren seine Byakugan aktiviert und er hatte Kopfschmerzen. Nach einer Weile fühlte er seine schweren Glieder sowie die Müdigkeit über ihn kommen und er ließ sich vorsichtig nach hinten in seine Kissen fallen. Tenten legte er sanft neben sich ab, drehte sich herum und schlief mit dem Geräusch ihres Atems in seinem Rücken ein. In den frühen Morgenstunden blinzelten sie und lagen verschlafen nebeneinander. „Tenten … Ich muss hier ’raus sonst werd’ ich verrückt“, teilte er ihr mit. Er ahnte ihr Nicken und sie schliefen beide noch einmal ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)