Maskenspiel von Gaomee (Adventskalender 2011, 7. Türchen) ================================================================================ Prolog: Das Streitobjekt ------------------------ „Oh nein“, sagte sie und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. „Niemals.“ „Aber, Tenten…!“, flüsterte Neji energisch. „Genau“, unterbrach Lee. Tenten ergriff erbost den Stofffetzen. „Das ist ein durchsichtiges, rotes Kleid – Nein!“ Die kleine Gruppe kauerte im flachen Schnee hinter einer Mauer und hatte eigentlich vor, sich Zugang zur Behausung des Feindes zu verschaffen. Leider gab es vorher ein paar Angelegenheiten zu klären. Neji verdrehte die Augen, Lee bettelte. „Bitte, bitte, zieh es an. Tu’s für uns!“ „Nein!“, fauchte Tenten. „Schon gar nicht für euch. Was bildet ihr euch ein?“ Neji schnappte sich das Kleid und hielt es hoch. „So schlimm ist es nicht. Außerdem ist es deine Aufgabe als Kunoichi-“, begann er, während er das fremdartige Kleidungsstück auf Armlänge vor sich herhielt. „Als Geisha aufzutreten? Nein, das wurde in der Akademie nie erwähnt. Zieh’ das Ding selber an.“ Tenten hob eine Augenbraue und verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust. Sie standen vor dem Anwesen eines feindlichen Herrschers und sollten ein paar Informationen zusammenkratzen und außerdem weigerte Tenten sich gerade den Hausherren abzulenken. Toll, dachte sich Neji. Er versuchte es noch einmal. „Sei doch vernünftig. Ich kann’s unmöglich anziehen!“, gab er zu bedenken. „Seh’ ich nicht so.“ Sie wandte sich kurz um und spukte ihm vor die Füße. „Ich finde, du würdest den Herrn Pomp sehr gut ablenken, aber, wenn du wirklich nicht magst … Warum überredest du dann nicht Lee?“ Nejis Gesichtszüge verzerrten sich vor Zorn, doch da hatte Lee sich schon das Kleid geschnappt und versuchte es über seinen grünen Kampfanzug zu zwängen. „Alles um die Mission zu retten!“ „Nein!“, brüllte Neji entschieden und entriss ihm das Kleid. Da hörten sie plötzlich Rufe jenseits der Mauer. „He! Wer da?!“ „Scheiße“, fluchte Neji. Tenten, die auf einem Suizid-Trip war, kreischte „Eine respektable Frau und zwei Schwuchteln!“ und wurde von Neji umgeworfen. Der Aufprall drückte ihr die Luft aus den Lungen und für ein paar Minuten konnte sie nichtsweiteres Dummes sagen. Sie hörten das Lachen der Wachen sich langsam entfernen. „He, he, diese Dorftrottel, sorgen immer für Erheiterung …“ Neji nahm die Hand, die er als zusätzlichen Schutz gegen Tentens schlechte Laune über ihren Mund gelegt hatte, wieder fort und ließ seine Partnerin wieder frei. Lee kam hinter einem Busch hervor, dessen Dunkelgrün perfekt mit seinem Anzug verschmolzen war. „Was war das denn, Tenten?“, wollte er wissen. Sie seufzte. „Weiß auch nicht. Ich glaube, ich krieg’ meine Tage oder so … Heute geht ihr mir einfach besonders auf die Nerven.“ „Tut uns Leid“, bemerkte Lee zerknirscht. Sie winkte ab. „Ach, ist bestimmt nur, weil es kalt ist und ich nach Hause will, um Weihnachten zu feiern.“ „Oh ja“, schwärmte Lee. „Ich auch … “ Sie lächelten sich versöhnlich an. Neji war nicht so klug, sich für seine bloße Existenz zu entschuldigen. „Tenten.“ Sie wusste schon, was er wollte, bevor er weiter sprach und verdrehte die Augen. Er ging zu ihr über das feuchte Gras, packte sie bei den Schultern und sah ihr tief und ernst in die Augen. „Ich gebe dir sehr viel Geld“, erklärte er. „Plus einen Extrawunsch?“ Neji nickte zögerlich. „Egal was?“ Er überlegte. Wie schlimm konnte es schon werden? Wahrscheinlich wollte sie, dass er Weihnachtsmann für einige Kinder im Hospital spielte. Sie wusste, er hasste Kinder. „Meinetwegen, was immer du willst.“ „Alles klar.“ Tenten befreite sich aus Nejis Griff und ging entschlossenen Schrittes an Lee vorbei, schnappte sich das Kleid und verschwand hinter dem nächsten Baum. Als sie wieder hervortrat, erkannte man sie kaum wieder. „Es zwickt ein bisschen.“ Sie griff auf ihren Rücken und zog bis der Stoff besser saß. „Oh“, hauchte Lee. Sie schüttelte ihre Haarmähne aus und drehte sich im Kreis. Das rote Gewand schwang verführerisch mit. Vielleicht war die ganze Kleid-Angelegenheit doch nicht so schlimm. Die beiden machten ganz schön Augen. „Na, Jungs? Mir ist kalt - Ich geh’ jetzt ’rein!“ Und weg war sie. „Neji, sollten wir ihr sagen, dass die Seide wirklich überall durchsichtig ist?“ „Besser nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)