1000 und ein Neuanfang von Plotchaser ================================================================================ Kapitel 5: Vorlesungsraum ------------------------- Eigentlich hatte Kira sich erhofft, etwas ruhigen Schlaf zu bekommen, als sie sich noch einmal hingelegt hatte, doch war dem nicht so. Durch die Kopfschmerzen war sie zwar recht schnell erschöpft eingeschlafen, doch gingen ihr zu viele wirre Gedanken durch den Kopf, was sie sich immer wieder im Bett herum wälzen lies. Und ehe sie sich versah, war auch schon Nachmittag. Das Essen hatte sie verschlafen und ihr knurrte der Magen, als sie sich mürrisch aus dem Bett quälte. Ihr war so, als hätte sie etwas geweckt, doch fand sie keinen Anhaltspunkt darauf, was es gewesen war. Bis es erneut an der Tür klopfte. Misstrauisch wanderte ihr Blick zur Tür. Eigentlich konnten es ja nur die Zwillinge sein, oder? Zögernd stieg die Blonde aus dem Bett und warf einen Blick, durch die offene Badezimmertür, in den Spiegel. Mit der Hand strich sie ihr zerzaustes Haar hinter die Ohren, ehe sie zur Tür schlich und diese leise öffnete. Doch vor der Tür standen nicht die Zwillinge. „Da Sie weder beim Frühstück, noch beim Mittagessen waren, wollte ich mich vergewissern, dass es Ihnen gut geht, Miss Nighthale.“ Doktor Sarbias Blick war abschätzend. „Ehm... Ja... Mir geht es gut. Ist es denn wirklich schon so spät?“, um nicht all zu verdächtig zu wirken, wandte das Mädchen sich kurz dem Wecker auf ihrem Nachttisch zu. Und legte die Stirn in Falten. „Ich denke, ich muss mich erst einmal wieder daran gewöhnen, dass ich nicht den ganzen Tag schlafen kann. Immerhin habe ich das im Krankenzimmer eigentlich den ganzen Tag gemacht.“, entschuldigend lächelte Kira, als sie zurück zu dem Schwarzhaarigen schaute. Der Doktor schien ihre Aussage gründlich im Kopf zu analysieren, ehe er langsam nickte. „So wird es wohl sein. Aber nicht, dass Sie die Rede später verpassen. Und vergessen Sie nicht Ihre Medikamente.“ Da Kira auf diese Aussage hin nur nickte, wandte sich der Arzt ab und zog von dannen. Erst, als er um die nächste Ecke gebogen war, wagte die Blonde es, wieder zu atmen. Hatte der Mann gemerkt, dass sie den Wirkungen der Tabletten nicht mehr unterlag? Sie hoffte inständig, dass es nicht so war. Doch vorerst wollte sie sich keine Gedanken darüber machen. Stattdessen begnügte sie sich endlich damit, unter die warme Dusche zu springen und sich danach frische Sachen an zu ziehen. Erst, als ihre Haare ebenfalls endlich trocken waren, wagte die Blondhaarige sich aus dem Zimmer. Sie hatte noch eine halbe Stunde bis zur Begrüßungsrede. Doch wusste sie noch nicht einmal mehr, wo sie eigentlich dazu hin musste. Also überquerte sie den Flur und klopfte an die Zimmertür des älteren Zwillings. Doch als nach ein paar Minuten – und mehrfachem Klopfen – niemand reagierte, ging sie doch an die andere Tür. Kira war unwohl zu Mute, als sie darüber nachdachte, dass vielleicht auch Nigel nicht da sein könnte, jedoch öffnete der Weißhaarige nur einen Augenblick später seine Tür und ihr Unmut war verflogen. Zumindest so lange, bis ihr klar wurde, dass sie hier auf dem Gelände von den Zwillingen abhängig war und ebenso in deren Schuld stand. „Hey... Ich hab schon bei deinem Bruder geklopft, aber der ist nicht da...“, schüchtern schaute die Blonde zu Boden, wobei ihre Haare ihr ins Gesicht fielen. Zeitgleich fixierten die rötlich-blauen Augen das Mädchen und man sah ihnen an, dass er dieses Verhalten gerade nicht einschätzen konnte. „Devon ist wahrscheinlich irgendwo auf dem Gelände unterwegs. Außer nachts ist er selten in seinem Zimmer.“ Da Kira dem nichts entgegnete, legte Nigel lediglich den Kopf schief. „Du scheinst keine Kopfschmerzen mehr zu haben.“ Überrascht wegen dieser Feststellung hob das Mädchen nun doch endlich den Kopf wieder an und schüttelte leicht den Kopf. Nein, sie hatte keine Schmerzen mehr. „Und deine Tabletten? Hast du sie genommen?“ Erneut schüttelte sie nur leicht den Kopf, was den Jungen zu einem wissenden Grinsen brachte. „Nimm' sie am besten gleich. Bevor du zur Rede gehst.“ Da die Blondhaarige im Moment scheuer war, als sie es noch am Morgen gewesen war, musste er ihr wohl alles aus der Nase heraus ziehen. „Willst du noch ein Bier, zum beruhigen der Nerven?“ Wieder nur ein leichtes Kopfnicken. Mit einem tonlosen Seufzen nahm Nigel eine Flasche von seinem Tisch und reichte sie dem Mädchen. „Was stört dich sonst noch?“ Die verschiedenfarbigen Augen des Mädchens suchten den Blick ihres Gegenübers, ehe sie die Flasche ergriff und diese betrachtete. „Ich weiß nicht, wo ich hin soll. Und wie ich dort hin komme. Und... Was, wenn jemand das hier“ - sie hob die Flasche leicht in die Höhe - „mitbekommt? Sarbia war vorhin da. Weil ich nicht beim Frühstück und dem Mittagessen war. Was ist, wenn er Verdacht schöpft?“ „Hör' auf, dir so viele Gedanken zu machen. Verhalte dich einfach ganz normal, dann fällt das Ganze nicht auf. Und solange du die Tabletten schluckst, werden sie dir nichts nachweisen können. Egal, ob er Verdacht schöpft, solange du dich nur normal verhältst. Und was den Vorlesungsraum betrifft, ich kann dich dorthin bringen, wenn du willst.“ „Ja, bitte...“, Kiras Stimme war leise, was dem Jungen ein weiteres Grinsen ins Gesicht zauberte. „Na dann komm, nimm die Tabletten und ich bring' dich hin.“ Angezogen war er ja immerhin zu dieser Uhrzeit, also schloss er die Zimmertür hinter sich, ehe er Kira zu ihrem Zimmer folgte. Dort nahm sie ihre Tablette und trank zum herunterspülen eine halbe Flasche Bier, ehe sie dem Albino durch die Gänge folgte. Erst nach einer ganzen Weile schien sich die Blonde endlich nicht mehr ganz so unwohl zu fühlen, da ihr Blick immer öfter neugierig durch die Gänge glitt. „Ich werd' mich hier verlaufen, Nigel...“, brummelte sie leise vor sich hin. Schon vor 5 Minuten hatte sie den Überblick verloren, wann sie wo abgebogen waren. „War bei mir anfangs auch so. Aber irgendwann weiß man schon, dass eigentlich jeder Weg ans Ziel führt. Zumindest laut Devon. Für mich sind die Gänge teilweise noch immer wie Labyrinthe.“ Je näher die beiden dem Vorlesungsraum kamen, um so mehr Menschen tauchten auf den Gängen auf. Die Meisten unterhielten sich darüber, wie sehr es ihnen gefiel und wie gespannt sie darauf waren, was wohl bei der Ansprache gesagt werden würde. Als Nigel dann jedoch vor einer großen Doppeltür stehen blieb, blickte Kira wieder zu dem Älteren auf. „Da wären wir. Wenn du willst, hol' ich dich später wieder ab, damit du dich nicht auf dem Rückweg noch verläufst.“, das Grinsen auf seinen Lippen war dezent frech, was Kira selbst ein wenig Grinsen lies. „Ja, gerne.“ Beiläufig strich Nigel ihr über die Haare, während er sich abwandte und einen der Gänge hinunter verschwand. Der Blick des Mädchens hing noch eine Weile auf ihm, ehe sie sich dazu durchrang, den großen Raum zu betreten. Der Vorlesungsraum war mit Stühlen geradezu gepflastert. Und die meisten der Plätze waren bereits besetzt. Nur ziemlich weit hinten, nahe der Tür, waren noch vereinzelt Plätze frei. Sie war also doch recht spät dran. Vor den Stuhlreihen gab es ein Podest, auf dem ein Mikrofonständer stand. Die Bühne war hell erleuchtet, während der Rest des Raumes nur mit trübem Licht geflutet zu sein schien. Da jedoch noch kein Redner auf der Bühne stand, befand Kira es so, dass sie doch noch nicht zu spät war. Während die restlichen Personen von den Gängen her in den Raum traten und sich hinsetzten, beschloss die Blonde, sich ebenfalls hin zu setzen. Doch suchte sie sich den Platz aus, der am nächsten zur Tür war. Ihr war das Ganze immer noch nicht geheuer, also wollte sie zumindest diese Fluchtmöglichkeit in ihrer Nähe wissen. Keine Minute später wurde es dunkel und eine Frau mit langen schwarzen Haaren betrat die Bühne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)