1000 und ein Neuanfang von Plotchaser ================================================================================ Kapitel 7: Dokumentationen -------------------------- Kaum hatte Kira die Tür in ihrem Rücken lautlos geschlossen, war sie auch schon an dieser zu Boden gesunken und hatte die Luft angehalten. Erst, als die Schritte auf dem Flur an ihrem Zimmer vorüber geeilt waren, hatte sie es sich erlaubt, wieder zu atmen. Und zu denken. Denn als sie nun den Blick anhob und durch den Raum schweifen lies, konnte sie nicht die kleinste Kleinigkeit erkennen. Erneut befiel sie ein Schauder, ehe sie sich am Riemen riss und, noch immer im Sitzen, nach dem Lichtschalter tastete. Nach einem leisen „Klick“ des Schalters ertönte auch schon das altbekannte Brummen und Klicken der Leuchtstoffröhre über ihr, die dann auch langsam den Raum erhellte. Blinzelnd schaute Kira sich um, während sie langsam aufstand. Die Wände waren gesäumt mit Regalen, die bis unter die Decke mit Ordnern, Papierstapeln und Kartons vollgestopft waren. Der Tür gegenüber stand ein kleiner Schreibtisch, der ziemlich in den Raum gezwängt aussah, denn auch hinter diesem Tisch ragten Regale bis unter die Decke. Auf dem Schreibtisch selbst lagen zigtausend Papiere, die kreuz und quer verteilt waren und keine Ordnung hatten. Ebenso stand ein kleiner PC-Bildschirm auf der Tischplatte und unter dem Tisch der Rechner selbst, sowie ein Papierkorb, der bereits überquoll. Die Maus und die Tastatur des PCs waren von den Papierbergen begraben. Als die Blonde zu dem Schreibtisch hinüber ging, hörte sie, dass der PC an war, weshalb sie den Bildschirm anknipste. Während sie darauf wartete, dass der alte Leuchtstoffmonitor ansprang, nahm sie sich ein paar der Papiere in die Hand. Doch fand sie auch jetzt noch keine Logik dahinter, denn manche waren auf ein Datum von vor einem Jahr datiert, manche auf ein Datum vor wenigen Monaten. Mit schief gelegtem Kopf versuchte sie heraus zu finden, ob es vielleicht vom Inhalt her zusammenhänge gab, doch wurde sie nicht schlau daraus, während sie die zusammen getackerten Blätter überflog. „Die neurologischen Eigenschaften blieben unverändert“, „Keine Veränderungen in den Synapsen fest zu stellen“, „Das Wiedererkennen verschiedener Gegenstände ist gesteigert“, „Kognitive Eigenschaften sind gestiegen“, „Die Volition scheint sich ausgeprägt zu haben“, „Es scheint intelligenter geworden zu sein“, „Stärkere Bewachung erforderlich“. Mit Stirnrunzeln betrachtete Kira die hochgestochenen Begriffe, wobei sie zumindest ein paar wiedererkannte und halbwegs zuordnen konnte. Doch was Volition war, war ihr unbegreiflich. So etwas kompliziertes hatte sie noch nie in ihrem Leben gehört. „Volition bezeichnet die bewusste und willentliche Umsetzung von Zielen und Motiven in Resultate. Dieses zielgerichtete Handeln erfordert eine Willenskraft, der Tiere nicht mächtig sind.“ Erschrocken zuckte das Mädchen zusammen und lies die Blätter fallen, ehe sie sich hastig umwandte. Sie hatte niemanden die Tür öffnen hören. Oder war sie so vertieft gewesen, dass sie es einfach überhört hatte? Doch als sie sich umgedreht hatte, war da niemand. „Was zur Hölle...?“, verstört huschten ihre Augen durch den Raum. Sie sah weder Kameras noch sonst welche Lautsprecher. Doch woher war die Stimme dann gekommen? Und, die wichtigste aller Fragen, woher hatte die Stimme gewusst, über was sie nachdachte? Eigentlich wollte die Blonde gar keine Antwort auf diese Frage, da ihr die Situation doch zu unheimlich war. Also durchquerte sie schleunigst den Raum und griff nach der Türklinke. Doch hielt sie vor dem Öffnen noch einmal inne und blickte, aus einem ihr unerfindlichen Grund, zum Schreibtisch zurück. Als ihr Blick auf den Bildschirm traf und dann über die zerstreuten Papiere am Boden huschte, biss sie sich kurz auf die Unterlippe. Auch wenn sie so schnell wie möglich fliehen wollte, so hatte sie doch genug Verstand, um ihre Spuren wieder zu verwischen. Also schlich sie sich doch wieder, übervorsichtig, zurück an den Schreibtisch, wobei ihre Blicke weiterhin den Raum durchforsteten. Doch auch dieses Mal fand sie nichts, was ihr Aufschluss dazu gab, was da eben passiert war. Immerhin war es seither wieder still gewesen. Also knipste sie nur schnell den Bildschirm wieder aus, nachdem sie einen Blick darauf geworfen und ihn für uninteressant befunden hatte und ging vor dem Tisch in die Hocke, um die Papiere wieder aufzulesen. Während sie bereits halb unter dem Tisch kniete, um die letzten Dokumente aufzuheben, grübelte sie erneut über diese seltsame Stimme nach. Sie war sich sicher, dass sie sich die Stimme nicht eingebildet haben konnte. Oder woher sollte sie sonst, aus den Tiefen ihres Gedächtnisses, hervorkramen können, was dieses Wort bedeutete. Vor Schreck hatte sie die Antwort zudem bereits wieder vergessen. Wie war das Wort noch mal gewesen? Volunteer? Ähm, nein, es war bestimmt nicht das englische Wort für Freiwilliger gewesen... Mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen griff Kira gerade nach der letzten Unterlage, als die Stimme sich erneut zu Wort meldete. „Volition war der Begriff, du Dussel!“ Das Mädchen schreckte auf und stieß sich mit einem lauten Scheppern den Kopf an der Tischplatte, wobei sie vermutlich noch mehr Unordnung auf dem Tisch angerichtet hatte. Immerhin pendelte nun hinter ihr die Maus an ihrem Kabel hin und her. Doch bemerkte sie dies nicht, da sie es fürs Erste dann doch dabei beließ, sich unter dem Tisch einfach nur zusammen zu kauern und leise zu wimmern, während sich die Sternchen um sie herum drehten. Und da waren ihre Kopfschmerzen auch schon wieder... Erst, als der pochende Schmerz an ihrem Schädel ein wenig nachgelassen hatte und die weißen Punkte verschwunden waren, wagte sie es sich, die Augen langsam wieder zu öffnen. Erneut war ein Teil der Dokumente von ihrem Schoß gerutscht, wo der Großteil doch noch halt gefunden hatte. Also bückte sie sich hastig nach vorne und griff wütend nach den Papieren. Es war ihr egal, wenn sie dieses Mal doch einige Knicke abbekamen. Doch hielt sie da auch schon wieder inne und blinzelte ungläubig. In der dunklen Ecke hinter dem Papierkorb hatte sich ein kleiner Hund versteckt. Ein Welsh Corgi, um genau zu sein. Sein fluffiges, hellbeiges Fell verdeckte beinahe das Halsband, das er trug. Selbst in dem diffusen Licht unter dem Tisch erkannte Kira die weißen Zeichnungen an der Schnauze, der Brust, dem Bauch und jedem einzelnen Pfötchen. Augenblicklich war ihre vorherige Angst vergessen. „Wo kommst du denn her?“ Bei diesen Worten verengten sich die braunen Augen des Hundes zu misstrauischen Schlitzen. „Durch die Tür, woher denn sonst?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)