Geheime Wünsche.. von Arisa-Yuu (und bunte Geschenke) ================================================================================ Kapitel 1: Frohe.. ------------------ Mit großen Augen starrte ich auf den Bildschirm meines Laptops. Eigentlich sollte ich mich um die neuen Lyrics für unsere nächste Single kümmern, die wir in zwei Wochen rausbringen wollten. Ich war dafür sogar extra früh in den Probenraum gefahren, noch bevor meine Bandkollegen erscheinen würden. In meiner Wohnung lenkte mich zu viel ab, besonders wenn ich, wie jetzt, keine Lust zum Arbeiten hatte. Eine halbe Stunde war es mir tatsächlich gelungen konzentriert bei der Sache zu sein, doch dann verließ mich mein Pflichtgefühl und ging zusammen mit meinem schlechten Gewissen auf Wanderschaft. Kai würde mich schon nicht umbringen, sonst würde die Single nie fertig werden. Außerdem war ich nicht der Einzige, der die Arbeit schleifen ließ. Reita hatte es bis heute noch nicht geschafft seinen Basspart zu überarbeiten und das, obwohl er sich vorher beschwert hatte, dass er in den Songs immer zu kurz kam. Das würde sicher noch Diskussionen in der Band gegen, also konnte ich mit getrost Zeit mit dem Text lassen. Meine Gedanken kreisten ohnehin gerade um ein ganz anderes Thema. Nämlich darum, wie ich mich am besten selbst befriedigen konnte. Deswegen hatte ich das Internet durchstöbert und war relativ schnell auf eine Seite für Sextoys gelandet, die vielversprechend aussah. Ich besaß schon eine kleine Sammlung von Dildos und Vibratoren, die ich um ein weiteres Teil erweitern wollte. Schließlich stand Weihnachten vor der Tür und was wäre besser als Geschenk zum Fest der Liebe geeignet, als etwas das mir mehr Glücksgefühle verschaffte, als eine Shoppingtour und ein Friseurbesuch zusammen. Eigentlich war es erbärmlich, dass ich schon seit über zwei Jahren sozusagen nur Sex auf Knopfdruck hatte, aber durch das viele herum touren kam ich nicht dazu jemanden kennenzulernen. Noch dazu einen Mann. Denn, so gut, wie niemand wusste, dass ich schwul war. Selbst meine Bandkollegen nicht. Und das sollte so bleiben. Nicht aus Angst sie würden mich verachten oder gar hassen, aber sie würden sich mir gegenüber ganz sicher anders verhalten. Distanzierter. Oberflächlicher. Und das würde ich nicht ertragen können. Da spielte ich lieber einen Hetero, der von vielen Fans für schwul gehalten wurde und auf der Bühne Fanservice mit seinen Bandkollegen vollführte, um diesen Eindruck noch zu verstärken. Wenn das keine Ironie war? Jeder musste seinen Preis bezahlen und das war meiner. Wie lange ich noch so weiter leben konnte, wusste ich nicht. Vorerst hatte ich mich damit abgefunden. Allerdings hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben irgendwann wieder einen Partner zu finden. Denn ich sehnte mich nicht nur nach richtigen Sex, sondern noch viel mehr nach einer Person, vor der ich mich nicht verstellen brauchte und die mich so liebte, wie ich war. Nicht den berühmten Sänger, sondern Takanori. Bis es so weit war, würde ich jedoch noch auf meine batteriebetriebenen Freunde zurückgreifen müssen. Wie gut, dass es so viele verschiedene gab. Sodass ich immer wieder etwas Neues ausprobieren konnte. Die Auswahl an Formen, Größen und Farben so enorm, dass es mich überraschte, was sich mache in den Hintern schoben. Gerade besah ich mir einen Vibrator, der leicht gebogen war und wie ein Delphin aussah. Das sah recht niedlich aus, allerdings musste ich sofort an Flipper denken. Was mehr als unerotisch war. Besonders wenn ich mir vorstellte, dass der Vibrator die gleichen Geräusche machte. Das war ein Fall für den WWF. Nicht für meine Libido. Schnell suchte ich nach einer anderen Variante. Nach mehreren Klicks fand ich tatsächlich etwas, was meine Neugierde hervorrief. Es handelte sich um einen an sich recht schlichten Vibrator, der jedoch mit vielen kleinen Noppen versehen war und in einem hellen Grün erstrahlte. Das war das perfekte Weihnachtsgeschenk von mir, für mich. Ich griff mir ein Blatt Papier, riss ein kleines Stück ab und schrieb darauf. -Vibrator mit Noppen(Grün) In den nächsten Tagen würde ich dem Sexshop meines Vertrauens aufsuchen und den Verkäufer fragen, was er davon hielt. Er hatte mir schon viele gute Tipps gegeben und mir meinen ersten Dildo empfohlen. Seit dem fragte ich ihn immer um Rat, wenn ich mir ein neues Sexspielzeug zulegte. Denn ich wollte das Geld nicht umsonst ausgeben. Das wäre im doppelten Sinn unbefriedigend gewesen. „Was machst du denn schon hier..?“ erklang plötzlich Kais Stimme, was mich zusammenzucken ließ. Hektisch klickte ich die Seite mit den Sextoys weg und steckte den beschriebenen Zettel gefaltet in meine linke Hosentasche. Erst danach sah ich über meinen Laptop hinweg. Gerade rechtzeitig. Denn nicht nur der Drummer hatte den Probenraum betreten, sondern auch der Rest der Band. „Ich..hab gearbeitet..“, stammelte ich wenig überzeugend, wie ich selbst feststellte. „So wie du aussiehst, würde ich eher sagen, du hast dir irgendwelchen Schmuddelkram angeguckt..“, meldete sich Reita breit grinsend zu Wort, während er seinen Basskoffer abstellte. „Du musst es ja wissen..“ zischte ich und sendete gleichzeitig stumme Gebete in den Himmel, dass ich nicht rot wurde. Diese Genugtuung wollte ich ihm auf keinen Fall gönnen. Wo gerade er in jedem Zimmer einen Kalender mit nackten Frauen hängen hatte und auch noch stolz darauf war. „Fangt nicht gleich wieder an zu streiten, sonst lasse ich euch extra lange proben..“ mischte sich unser Leader ein, bevor der Lappenträger zu einem Gegenkommentar in der Lage war und uns allen war klar, dass Kai diese Drohung ohne zu zögern wahr machen würde. Außer einer von uns würde plötzlich ins Koma fallen oder die Fruchtblase platzen. Beides war sehr unwahrscheinlich. „Bevor wir anfangen, möchte ich euch noch an unser alljährliches Weihnachtsritual erinnern. Also vergesst nicht mir nach den Proben euren Zettel zu geben, sonst bekommt ihr nichts vom Weihnachtsmann..“ fuhr er mit übertrieben guter Laune fort, woraufhin ein synchrones Aufseufzen zu hören war. Dieses 'Ritual', wie Kai es so schön nannte, bestand lediglich darin, dass jeder aus der Band ihm einige Wochen vor Weihnachten ein Stück Papier in die Hand drückte, wo einer unserer Wünsche notiert war. Natürlich nichts Teures. Denn wir wollten nicht, dass unser Drummer verarmte, außerdem konnten wir uns alles, was wir wollten selbst kaufen. Aus diesem Grund hatten wir Kai schon öfter gebeten auf das Beschenken zu verzichten. Zumal wir Weihnachten sowieso beruflich unterwegs waren und es nicht richtig feierten. Jedenfalls nicht innerhalb der Band. Wenn man von dem mini Plastik Weihnachtsbaum im Probenraum und den hässlichen Weihnachtsmützen absah, die er uns am 24 zwang zu tragen. Aber Kai, wäre nicht Kai, wenn er sich durch einstimmige Ablehnung seiner Bandkollegen von etwas abbringen lassen würde. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass er damit ein bestimmtes Ziel verfolgte. Er gab uns nämlich ebenso Zettel, allerdings unterschieden sich seine Wünsche entschieden von unseren. Zum Beispiel hatte auf meinem letztes Jahr..streite nicht so viel mit Reita und rauche weniger.. geschrieben. Beides war mir leider nicht gelungen. Deswegen hatte ich dem Brünetten, in weiser Voraussicht, einen Schal geschenkt. Genauso wie Aoi, Uruha und Reita ihm etwas gekauft hatten, was er sicher nicht aufgeschrieben hatte. Denn Dinge wie nicht zu spät kommen oder nicht betrunken bei den Proben auftauchen, ließen sich in keinem Geschäft kaufen. Natürlich freute er sich dennoch. Innerlich hatte er aber sicher weiter die Hoffnung, dass wir auf seine Wünsche eingehen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Also tauschten wir jedes Jahr Zettel aus. Jeder wusste, was er bekam, bis auf Kai. Für ihn war es wahrhaftig immer aufs Neue eine Überraschung. Obwohl er der Einzige war, der nicht bekam, was er sich wünschte. „Weihnachtsmänner sind für den Arsch..“, gab unser Quoten-Macho gerade so laut von sich, dass ich es verstehen konnte, was meine Fantasie leider in eine völlig falsche Richtung lenkte. Für einen flüchtigen Moment erschien ein Dildo, der Ähnlichkeit mit einem Weihnachtsmann hatte, vor meinem geistigen Auge. Sogar mit Bart und Glöckchen um den Hals. Leicht schüttelte ich meinen Kopf, um dieses Trugbild wieder los zu werden. Das war noch viel schlimmer als der Delphin. „Du magst den alten Mann in Rot doch nur nicht, weil er einen größeren Sack als du hat..“ holte mich Uruha aus meinen wirren Gedanken, allerdings war das nicht unbedingt besser für meine bildliche Vorstellungskraft. Wenn meine Kollegen so weiter machten, würde ich nie wieder Weihnachten feiern können, ohne ein Trauma davon zu tragen. „Quatsch, ich würde sogar mit ihm tauschen, dann müsste ich nur einmal im Jahr arbeiten. Ich muss nur dafür sorgen, dass nicht mehr Milch und Kekse für mich bereitgestellt werden, sondern Bier und KitKat..“ verkündete unser Bassist trocken und nickte sich sogar selbst zu. Das war wieder typisch! Um nicht näher über diesen absurden Vorschlag nachdenken zu müssen oder darüber, wie Reita als besoffener Weihnachtsmann die Welt unsicher machte, riss ich mir ein weiteres Stück von dem Papier auf dem Tisch vor mir ab und überlegte, was ich mir dieses Jahr von Kai könnte schenken lassen. An sich brauchte ich nichts, außer einen festen Freund, aber das würde selbst die Möglichkeiten des Drummers übersteigen. Außerdem suchte ich mir meine Männer lieber selbst aus. Ich war nicht anspruchsvoll. Er musste lediglich gut aussehen, Sinn für Humor haben, mich auf Händen tragen und mir immer das Gefühl geben etwas ganz besonderes zu sein. Wenn dazu noch gut bestückt wäre, hätte ich meinen Traummann gefunden. Leider war mir ein solches Exemplar noch nicht über den Weg gelaufen. Tonlos seufzte ich auf und konzentrierte mich wieder auf den Zettel in meiner Hand. Träumen konnte ich später. „Ruki, sitz da nicht rum. Wir wollen mit den Proben anfangen..“ ermahnte mich Kai freundlich, aber dennoch nachdrücklich. „Sofort..“, brummte ich, immerhin zerbrach ich mir nur wegen ihm gerade den Kopf. Das könnte er ruhig zu würdigen wissen. Um ihn aber nicht noch zu verärgern, schrieb ich das erst beste auf den Zettel, was mir einfiel. -Gürtel (Silber) Das würde mein manchmal nicht ganz stilsicherer Leader schon schaffen und ich hätte endlich einen passenden Gürtel zu meinem neuen Anzug, welchen ich mir letzte Woche gekauft hatte. „Ruki..!“ drängte Kai, wie eine Mutter die ihre Kinder vom Süßigkeitenstand weg bekommen wollte. Also erhob ich mich, steckte den kleinen Zettel gefaltet in meine rechte Hosentasche und lief dann zu meinem Mikro. Dort blieb ich den Großteil der Proben über. Von einer Raucherpause abgesehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte der Drummer mit uns Erbarmen und erklärte die Probe für beendet. Die bis dahin deutlich zu Schau getragene Unlust verschwand, wie durch Zauberhand, von dem Rest der Band. Es dauerte keine fünf Minuten und jeder hatte seine Sachen gepackt und war verschwunden. Das Gleiche tat ich ebenfalls. Nachdem ich mir meine Jacke übergezogen und meinen Laptop geschnappt hatte, wollte ich mich auf den Heimweg machen. Doch kurz bevor ich die Tür erreicht hatte, tauchte Kai neben mir auf. Mit seinem üblichen Lächeln auf den Lippen. Wie konnte ein Mensch nur immer so gut gelaunt sein? „Du hast was vergessen..“, gab er verschwörerisch von sich. Ich brauchte einen Augenblick, dann ging mir ein Licht auf. Geschickt zog ich den gefalteten Zettel aus meiner linken Hosentasche und reichte ihm dem Älteren. Sofort nahm er ihn an sich und drückte mir gleich darauf einen anderen in die Hand. „Bis morgen..“ brachte ich schlicht über meine Lippen, während ich Kais Wunschzettel in meiner Jackentasche verstaute. Zu Hause würde ich mir in Ruhe angucken, welchen 'gut gemeinten' Wunsch ich dieses Jahr wieder ignorieren würde. Denn ich bezweifelte, dass er sich dieses Mal etwas Richtiges aufgeschrieben hatte. Ich schenkte ihm noch ein knappes Lächeln, ehe ich endgültig verschwand. ~*~*~*~*~*~* Einige Tage später.. Wie jeden Samstag kümmerte ich um meinen vernachlässigten Haushalt, um nicht in Dreck und Unordnung zu versinken. Ich hatte schon meine Küche aufgeräumt und mein Bett neu bezogen. Nun kümmerte ich mich um meine schmutzige Wäsche. Ich stellte den Wäschekorb vor der Waschmaschine ab und warf ein Kleidungsstück nach dem anderen hinein. Allerdings nicht, ohne vorher etwaige Taschen auf Inhalt zu kontrollieren. Ein Handy hatte ich bereits geschrotet, das reichte. Gelangweilt fasste ich in jede Tasche, bis ich tatsächlich etwas in einer meiner Hosen fand. Verwundert zog ich das Stück Papier heraus und drehte es zwischen meinen Fingern. Doch dann fiel mir wieder ein, was es damit auf sich hatte. Vor lauter Arbeit hatte ich meinen kleinen Notizzettel ganz vergessen, und weil mich Kai mit seinem Weihnachtsquatsch abgelenkt hatte. Dieses Jahr hatte er einen ganz speziellen Wunsch notiert. Auf meinen Zettel stand allen Ernstes.. Ich wünsche mir einen Takanori, der wieder mehr lächelt.. Das war auf der einen Seite besser als die verschönten Beschwerden, die er gewöhnlich zu Weihnachten aufschrieb. Trotzdem war ich darüber ganz schön ins Grübeln geraten. Mir war nicht aufgefallen, dass ich weniger lächelte als sonst. Wie auch? Schließlich hielt ich mir nicht dauernd einen Spiegel vor mein Gesicht. Außerdem waren die vergangenen Monate anstrengend gewesen. Immer mussten wir von einem Termin zum nächsten hetzen oder Proben, da konnte einem das Lächeln schon vergehen. Noch dazu, wenn es niemanden zu interessieren schien, wie es einem wirklich ging. Kai schien das nichts auszumachen. Mir hingegen schon. Zwar lächelte ich, sobald irgendwo in der Nähe eine Kamera zu sehen war, aber das war eigentlich nicht mehr als das Anspannen bestimmter Gesichtsmuskeln. Wann ich aus einer Gefühlsregung heraus das letzte Mal wirklich gelächelt hatte, konnte ich nicht sagen. Wie es schien, war das selbst Kai aufgefallen. Dabei hatte ich mich immer für einen guten Schauspieler gehalten. Ich würde mir in Zukunft wohl noch mehr Mühe geben müssen, um auch ihn zu überzeugen. Mit diesem Vorsatz faltete ich den Zettel auseinander. -Gürtel (Silber) Ich las noch einmal die zwei Wörter und dann wieder und wieder. Mein Gehirn weigerte sich schlicht diese Information zu akzeptieren. Denn wenn ich den Zettel mit meinem Weihnachtswunsch in der Hand hielt, dann hatte Kai.. „Oh nein..“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)