Baby, it's cold outside von FreeWolf (Ein Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 23: 23. Dezember - Lichterkette --------------------------------------- (Ein altes Thema.. aber immer wieder neu, huh? ;) ) Der erste Ferientag. Takao streckte sich, und prompt musste er niesen. Leider war er nicht freiwillig einen Tag früher Zuhause – die allwinterliche Grippe hatte ihn gepackt, und das gerade vor Weihnachten. Der Blauhaarige drehte sich zur Seite, schielte auf seinen momentan ausgeschalteten Wecker. Kurz nach zehn – normalerweise feierte er um diese Zeit mit Hiromi die letzte bestandene Arbeit mit einem Instant-Kaffee aus dem schuleigenen Automaten. Seit sie ihm Nachhilfe gab, konnte er das meiste – und Mathematik ließ er sich vom Chef erklären. Manchmal mochte der kleine Streber doch etwas nerven mit seiner übertriebenen Liebe zum Laptop, aber Takao war ihm zutiefst dankbar, dass er ihn noch nicht in den Wind geschossen hatte wie sämtliche anderen Nachhilfelehrer, die sein Bruder organisiert hatte. Apropos Bruder.. wie auf's Stichwort tapste Hitoshi an seiner aufgeschobenen Zimmertür vorbei, und der Dunkelhaarige blinzelte. „Was soll den der Riesenkarton?“, fragte er laut, wobei seine Stimme eher wie das Krächzen eines Verdurstenden nach Wasser anhörte. „Wie- Oh, hey, Bruderherz“, tatsächlich allerdings schien Hitoshi seinen gescheiterten Ruf wahrgenommen zu haben und grinste ihn nun schief von der Zimmertür aus an, „Geht's dir besser?“ Takao wollte nicht nochmal riskieren, zu klingen, wie ein männlicher Kröterich auf Brunft, und nickte bloß. Der Ältere nickte bloß, wirkte dabei ein wenig abwesend und wollte schon weiterhasten, da machte Takao mit einem lauten Husten auf sich aufmerksam. Oh Mann, er klang ja noch immer nach einem Todkranken. Dabei war es wirklich nicht mehr so schlimm – zumindest das Fieber musste weg sein! „Was ist denn noch?“, Hitoshi bemühte sich, rücksichtsvoll zu sein. Aber das war einfach nicht seine Stärke, war es nie gewesen. Takao krächzte kurz, wie einer der Raben, die sich auf den Strommasten tummelten, ehe er den Sprechversuch aufgab und auf den Karton deutete. Dabei machte er ein fragendes Gesicht. Hitoshi hob seine Last etwas in die Höhe, zuckte mit den Schultern. „Da ist die Beleuchtung für den Garten drinnen“, erklärte er, „Großvater meinte, es Mr. Tate nachmachen zu müssen“ Takao grinste schief. Oh, stimmte ja: Max's Vater hatte, neben einem Großteil seines Arsenals, die Weihnachtsbeleuchtung aus Amerika mit nach Japan gebracht, und sein Garten leuchtete nun wie tausend strahlende Sonnen. Der Blauhaarige schüttelte den Kopf. Okay, er hatte wohl echt eine Überdosis japanischer Literatur bekommen. Aber wenigstens hatte er die Japanisch-Arbeit nicht versemmelt. Hitoshi unterdessen entfernte sich weiter in Richtung Dojo – hatte Großvater seine Drohung vom letzten Jahr tatsächlich wahr gemacht und sich einen Weihnachtsbaum zugelegt? Oh Gott, das konnte ja nur schief gehen.. Da musste er dabei sein! Mühsam rappelte Takao sich auf und tapste auf den Flur. Letzte Nacht hatte es geschneit, und noch immer lag eine dünne, beinah transparente, glitzernde Schneedecke auf dem Rasen. Selbst der Teich hatte etwas Eis angesetzt, wenn auch nicht viel. So kalt wurde es hier nicht. Nicht so wie in Russland, auch wenn Kai sich immer einen Riesenhaufen Schnee zu Weihnachten wünschte. Das wusste Takao, weil sie einmal eine dieser seltsamen, mit Alkohol angereicherten Nächten darüber diskutiert hatten, als der Halbrusse betrunken genug gewesen war, um redefreudig zu werden. Leider erinnerte der junge Japaner sich kaum mehr an die Hälfte des gesagten. Verdammter Alkohol. Takaos Großvater hatte keinen Baum aufgetrieben – dafür hätte er wahrscheinlich den riesigen Garten Voltaire Hiwataris entern müssen. Der Dunkelhaarige traute seinem Großvater zwar vieles zu, jedoch nicht das. Wenigstens nicht das. Der alte Herr stand, auf sein Schwert gestützt, am Absatz des überdachten Ganges zum Garten und blickte zufrieden auf seinen anderen Enkelsohn. „Sieh dir das an, Grünschnabel!“, forderte er Takao auf, und der junge Japaner verschluckte sich beinahe an seinem eigenen Husten. „Ist das tatsächlich eine so gute Idee?“, krächzte er fragend. Mist! Seine Stimme war noch immer nicht richtig da. „Warum sollte es keine so gute Idee sein?“, erwiderte sein Großvater jedoch, als hätte er ihn verstanden, und Takao atmete erleichtert auf. Sein Hals allerdings schmerzte wieder mehr – allerdings konnte das auch daran liegen, dass er gerade barfuß und nur im Schlafanzug an der offenen Wintergarten-Tür zum Garten stand. „Du weißt nicht, was für eine Katastrophe er ist!“, wollte er erwidern, doch die Stimme blieb ihm im Halse stecken. So blieb ihm nichts Anderes übrig als seinem großen Bruder bei seinen seltsamen Verrenkungen zuzusehen, die er machte, um den kleinen Ginkobaum mit einer Lichterkette zu umwickeln. Sollte er seinem Großvater vielleicht doch erzählen, dass der Kurzschluss, den Hitoshi im letzten Jahr verursacht hatte, das ganze Viertel lahmgelegt hatte..? Oh, zu spät. Hitoshi hatte bereits nach dem Verlängerungskabel gegriffen. Takao lächelte breit und wartete auf den zu erwartenden Knall. Blieb nur zu hoffen, dass der Baum nicht abfackelte.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)