Baby, it's cold outside von FreeWolf (Ein Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 20: 20. Dezember - Ballett ---------------------------------- „Hey, Trottel.. Was machst du da?“, Queen hob missgelaunt eine Augenbraue in die Höhe und spazierte die schmale Treppe hinunter in den Flur. Ihr Zwillingsbruder drehte sich nicht um, um ihr Paroli zu bieten. „Na, Zicke? Schon wieder kein Opfer gefunden um deine Liebenswürdigkeit daran abzuladen?“, er blieb locker. Queen lachte leise. „Noch nicht, aber bald!“; jubilierte sie beinahe, und kehrte zurück zu einem.. menschlicheren Umgangston. Der normale Ton, der zwischen den Geschwistern herrschte, wirkte auf Außenstehende leicht erschreckend – aber die brutale und manchmal beleidigende Ehrlichkeit war das Geheimnis ihres guten Verhältnisses zueinander. King stand einbeinig auf dem schmalen, dreibeinigen Schemel aus der Küche, den Queen normalerweise benutzte, um ans oberste Regal ranzukommen, und versuchte scheinbar verzweifelt, das Gleichgewicht zu halben. „Ach, erst bald?“, er wedelte angestrengt mit dem angehobenen Bein, um nicht von dem Dreifuß zu fallen, „Das heißt, ich bin dich nachher los und kann Party machen?“ „Untersteh' dich, eine Party zu feiern, ohne dich dabei mit mir zu betrinken! Das kommt noch früh genug!“, drohte die Schwarzhaarige, und King drehte ihr sein Profil zu, um sie aus den Augenwinkeln heraus anzuschielen. Er grinste schief. „Auch wieder wahr“, fand er. Queen gab die Feldstudie am Objekt Mann, falls ihr Bruder als solche gelten konnte, auf, und zollte nun dem vollste Aufmerksamkeit, das es am meisten verdient hatte: ihrem Spiegelbild. Sie beleckte ihren Zeigefinger, brachte die fein säuberlich gezupften Augenbrauen in Form. Im Spiegel konnte sie unfreiwillig Zeugin der Verrenkungen ihres Bruders werden. „Was meinst du“, meldete sie sich irgendwann zu Wort, während sie eine unbändige Strähne hinter ihr Ohr strich, „ob Großmutter uns wieder die pinken Pullis schenken wird?“ - „Ich hoffe ja auf Socken“, wie zur Bestätigung hob King seinen Fuß in Richtung seiner Schwester und entblößte ihr so ein großes Loch, „Ich hab' nämlich keine mehr!“ Die Schwarzhaarige richtete ihren Haarreifen gerade, streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus. „Eigentlich könnte man deine Verrenkungen gerade fast als Ballett-Bewerbung verstehen“, fand sie und ahmte Kings Verrenkungen überspitzt nach. Ihr schiefes Grinsen war bitterböse, doch King blieb gelassen. „Eigentlich? Du hast mein pat-de-deux noch nicht gesehen!“, erwiderte er. Queen wandte sich dem Garderobenschrank zu. Endlich fand sie einmal ihre Handschuhe und den passenden Schal gleich – King musste Ordnung gemacht haben. Warum auch immer, aber sie konnte den Nutzen eines kleinen Zwillingsbruder (sie war eine Minute älter) in manchen Situationen gut nachvollziehen. Immerhin konnte er hinter ihr her räumen, wenn sie wieder alles über den Haufen warf.. Queen lächelte zufrieden und betrachtete sich selbstgefällig im Spiegel. King seufzte auf und stellte sich nun mit beiden Füßen auf den Dreifuß, blickte nach oben. „Verdammte Mistelzweige“, fluchend schoss er einen imaginierten Feuerpfeil auf die grüne Pflanze mit den weißen Beeren. Endlich begriff auch Queen, was er hier vorhatte. „Gib mal her, du ungeschickter Kerl!“, resolut nahm sie ihm den Zweit mit dem roten Band daran aus der Hand. King landete, weil sie ihn vom Dreifuß herunterschubste, auf dem Hosenboden, blickte zu ihr auf. Das Grinsen auf seinem Gesicht sprach Bände. „Und wehe, du schaust unter meinen Rock!“, mahnte die Schwarzhaarige noch drohend. Der Silberhaarige lachte auf. „Und wovon träumst du nachts?“, erwiderte er und schauderte demonstrativ, „Igitt! Ich brauche nicht zu wissen, wie deine Unterwäsche aussieht!“ Queen wollte gerade etwas erwidern, doch die Türklingel unterband es – King hatte also tatsächlich den Weihnachts-Evergreen einprogrammiert. Sie verzog das Gesicht und sagte nichts mehr. „Wer bist du denn?“, King hob eine Augenbraue in die Höhe und musterte den hoch gewachsenen Amerikaner vor sich. „Eddy“, erwiderte dieser, „Und du?“ - „King“, das sah man aber auch, wenn man aufs Klingelschild blickte. King hob eine Augenbraue. „Ähm..“, der Besucher stand etwas verloren in der Gegend herum, „Ist Queen da?“ King hob eine Augenbraue in die Höhe, seine dunklen Augen funkelten schelmisch. „Mal sehen..“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)