Baby, it's cold outside von FreeWolf (Ein Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 12: 12. Dezember - Nana Parker's Geschenk ------------------------------------------------- „Wo ist den...?“, Michael kniete an seinem Bett und sein empor gereckter Hintern hatte Ähnlichkeit mit dem eines Enterichs, welcher sich gerade tunkte. Sein Kopf lag genau am Boden, das kurze, blond gefärbte Haar, das Emily nicht nur einmal als 'grausam' bezeichnet hatte, kitzelte seine Nase, während er angestrengt versuchte, seinen persönlichen Todfeind und erklärten Albtraum zu ignorieren. Die Staubmäuse sahen ziemlich gefährlich aus. Und wie auf Kommando meldete sich auch seine verräterische Hausstauballergie. Ob Eddy die imaginären Haustiere darauf abgerichtet hatte, ihn umzulegen? Ihn anzufallen und zu fressen, oder einfach nur auf sein Gesicht zu setzen und zu warten, bis seine Augen tränten und ihm das Atmen immer schwerer und schwerer fiel.. Der junge Amerikaner spürte bereits seine Augen brennen und tastete einmal blind unter dem Bett herum – selbst auf die Gefahr hin, dass die Mäuse ihn in dieser Zwangslage angreifen konnten. Er schniefte, wohl wegen der Allergie – ansonsten wäre es unmännlich gewesen. Und er legte viel, viel Wert auf Männlichkeit. Hm.. hier war nichts. Michael richtete sich auf und putzte sich geräuschvoll die Nase. Gerade musste er wohl aussehen wie eine halb verrückte Selbstmörder-Ente, die es sich im letzten Moment noch anders überlegt hatte und einen Rückzug vor dem verfrühten Tod vorzog. Und wofür dies alles? Nur für ein kleines, lächerliches Buch, welches er einmal in Eddys – seinem, Michaels, ehemaligen – Zimmer versteckt hatte. Immerhin musste ja nicht jeder wissen, was er seiner Großmutter, Nana Parker, zu Weihnachten schenkte. Und noch weniger mussten wissen, dass er zu stricken versucht hatte. Verdammt, wo war denn nun dieser Strickkorb, den Emily ihm damals aufgeschwatzt hatte? Und wo zum Kuckuck war dieses Strickbuch..? Das schmale, kleine, leicht versteckbare Heft blieb versteckt – wahrscheinlich hatte es sich selbst inzwischen in Sicherheit gebracht, nach dem ersten und bisher einzigen disaströsen Versuch im letzten Jahr. Doch wenigstens eines hatte er wiedergefunden: die Stricknadeln. Dieselben starrte der Blondschopf nun etwas ratlos an, genauso wie das monströse Wollknäuel, aus dem der Schal für seine Nana entstehen sollte. Das Internet war ihm leider auch keine so rechte Hilfe. Und für die Videos hatte er keine Zeit und keine Lust. >Die Maschen werden von der 1. Nadel auf die 2. Nadel geholt, indem man von vorne nach hinten mit der Nadel in die Masche sticht.  Bei der rechten Masche liegt der Faden hinter der Arbeit. Der Faden wird mit der 2. Nadel geholt, durch die bestehende Masche gezogen. Nun kann man die so bestrickte Masche von der 1. Nadel gleiten lassen. Wird nun auf der Rückreihe ebenso verfahren, so entsteht ein „Graupenmuster“, das typisch für eine Strickarbeit ist, die kraus rechts gestrickt wurde.< Michael kratzte sich am Kopf – einfacher konnte die Erklärung nicht sein. Warum verstand er sie dann nicht? Der junge Sportler seufzte frustriert und blickte auf die Uhr. Eigentlich sollte Emily bald im Haus eintrudeln. Vielleicht konnte sie ihm ja weiterhelfen. Wie auf's Stichwort knackte da schon der Schlüssel im Schloss, und die Medizinstudentin stapfte – in ihrer Eleganz wie immer einem Pferd in nichts voraus – herein. Die Tür knallte hinter ihr ins Schloss, als wäre sie alleine auf der Welt, und als würde Rick gerade nicht schlafen. „Hey!“, machte der Blondschopf auf sich aufmerksam und Emily blieb stehen, hob eine Augenbraue an. „Hey“, erwiderte sie langsam, den Blick nicht von den Strickutensilien lösend, „Was machst du denn mit den Nadeln? Planst du, einen Pneumothorax zu behandeln?“ Michael versuchte, ein Seufzen zu unterdrücken. Warum hatte er noch gleich gedacht, die Medizinstudentin könnte ihm in seinem momentan größten Problem weiterhelfen..? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)