Sensation von NejiTen-Schreiber ([NejiTen]-Adventskalender 2o11) ================================================================================ Kapitel 14: 15. Dezember | Past & Present (Teil II) --------------------------------------------------- ~Present – 1881 Mai Harrogate~ Er hatte sie sofort erkannt als sie aus der Kutsche gestiegen war – auch, wenn sie sich verändert hatte. Früher war sie eine schillernde Persönlichkeit gewesen und ihr Äußeres hatte sie dementsprechend angepasst. Sie hatte stets leuchtende Farben wie rot oder grün getragen. Nun jedoch war sie in ein braunes, unförmiges Kostüm gekleidet, das sie vollkommen unscheinbar wirken ließ. Wahrscheinlich war das auch ihre Absicht gewesen. Ihr Ruf als Chaperone ging ihr voraus – sie galt als erfolgreiche Vermittlerin. Das wunderte ihn nicht, sie war schon immer geschickt im Vermitteln gewesen. Dennoch fragte er sich, inwieweit er sie überhaupt noch kannte. Die Lady die er vor sich sah schien nichts gemeinsam mit der fröhlichen Artistin zu haben, die er kannte. Dennoch konnte er den Blick nicht von ihr abwenden. Es war so lange her, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte. ~Past – London Januar 1873~ „Ich soll meine Cousine heiraten! Bist du nun zufrieden?“ Der Satz war einfach aus ihm herausgebrochen, er wusste selber nicht wieso. Tenten schwieg eine Zeitlang entsetzt. Was mochte sie nun von ihm denken? Als sie wieder zu reden begann, kamen nur unzusammenhängende Wörter heraus: „Aber… aber…das ist… ist…du…“ „Ich habe dich noch nie so um Worte ringen hören, Tenten“, antwortete er spöttisch. „Wie kannst du darüber spotten?“ „Galgenhumor“, antwortete Neji trocken. Und tatsächlich war es im Moment seine einzige Art es zu sehen. Denn er würde sich nicht gegen etwas wehren können, was sein Onkel beschlossen hatte. „Aber du bist ein Mann! Du darfst dir deine Frau frei wählen!“ „Ich welcher Welt lebst du, Tenten? Auch ein Mann kann nicht immer frei wählen, wenn er von der Familie gezwungen wird.“ Leider war das die traurige Wahrheit, in der er lebte. Er wollte seine Cousine nicht heiraten. Er kannte sie ja noch nicht einmal richtig. Nur ein paar Mal waren sie sich auf dem Anwesen über den Weg gelaufen, doch seine Cousine Hinata war immer schnell vor ihm geflohen. Sie schien ziemlich schüchtern zu sein und das war überhaupt nichts für ihn. Er brauchte eine Frau, die sich gegen ihn bestimmen konnte. Denn wenn er eine Frau hatte, die sich alles von ihm gefallen ließ, würde er das ausnutzen, das wusste er. Und er würde sich schlecht dabei fühlen. Er brauchte keine Untertanin, sondern eine Partnerin. Eine Frau wie… Tenten. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber sie übte einen ganz besonderen Reiz auf ihn aus. Vielleicht weil sie die Freiheit ausstrahlte, die er nie besitzen würde. Sie wirkte frei wie ein Vogel, der umherziehen konnte. Er hingegen war eingesperrt in einem goldenen Käfig. Das er überhaupt im Varieté arbeiten durfte, lag einzig und allein daran, dass er seinen Onkel überreden konnte, dass er seine Fähigkeiten in der Meditation verbessern würde. Und da er seinem Onkel letztendlich nicht so viel bedeutete wie seine eigenen Kinder war es ihm egal gewesen und er hatte zugestimmt. Doch nun sollten andere Zeiten kommen. Er sollte seine Cousine heiraten und mit dieser einer Familie gründen. Es gab nichts, woran ihm momentan weniger gelegen war. „Nein! Das geht nicht!“ Tentens plötzlicher und heftiger Ausbruch durchbrach seine Gedanken. „Ach, und warum sollte es nicht gehen, Tenten? Zwangsheiraten sind doch nichts Ungewöhnliches.“ „Das weiß ich, aber warum ausgerechnet du?“ „Ich scheine nichts Besonderes zu sein“, antwortete er mit grimmigem Gesichtsausdruck. „Doch, das bist du! Für mich bist du das!“ „Es ist nett von dir das zu sagen, Tenten. Aber es ist nicht notwendig.“ „Natürlich ist es das, weil es die Wahrheit ist.“ Misstrauisch sah er sie an. Er glaubte ihr kein Wort. Warum sollte er für sie etwas Besonderes sein? Er half ihr schließlich nur ihre Nummer durchzuführen. „Du brauchst mir keinen Honig um den Mund schmieren, Tenten. Anscheinend war ich zu selbstbewusst und arrogant. Ich bin nicht so wichtig wie gedacht. Ich bin nur eine Puppe, die…“ Doch weiter kam er nicht, denn Tenten küsste ihn – einfach so! Er war sprachlos. Warum tat sie das? Nur um ihre Worte zu unterstreichen und ihm zu beweisen, dass sie Recht hatte? Er würde auf diese Frage keine Antwort bekommen, denn sie lächelte nur und wandte sich dann von ihm ab. Ganz so, als hätte der Kuss alles gesagt, was es zu sagen gab. Doch was sagte ein Kuss aus? Oft war er doch nichts Besonderes mehr. Er war schon fast zu etwas rein Formalem geworden. Dennoch hatte er den Eindruck, dass es in diesem Fall etwas anderes bedeutete und zwar so etwas wie Zuneigung. Doch konnte das wirklich sein? Noch nie war ihm jemand zugeineigt gewesen. Er hatte stets in Einsamkeit gelebt, obwohl er in einem großen Anwesen aufgewachsen war. Nie hatte sich jemand genug um ihn geschert, um so etwas wie Zuneigung zu empfinden. Doch nun war da Tenten, die ihn wirklich zu mögen schien. Sollte es wirklich wahr sein, dass sie diejenige war, die ihn aus der Einsamkeit entreißen konnte? Es musste wahr sein, denn schon die ganze Zeit die er mit ihr verbrachte fühlte er nicht mehr dieses beklemmende Gefühl. Vielleicht war Tenten ja für ihn bestimmt – vom Schicksal für ihn vorgesehen. Doch in diesem Moment fiel ihm Hinata ein. Wie sollte Tenten für ihn vorgesehen sein, wenn er Hinata heiraten würde? Oder war das alles nur ein schrecklicher Streich des Schicksals? Er würde es wohl herausfinden müssen. ~Present~ An diesem besagten Tag war er gedankenverloren zurück zum Anwesen der Familie Hyuuga gegangen. Lange hatte er überlegt, ob er nicht doch mit seinem Onkel über die Heirat reden sollte. Doch er hatte es schließlich verworfen, denn was sollte er seinem Onkel sagen? Dass er sich in eine Artistin verliebt hatte und sie lieber heiraten wollte als seine Cousine, die eher seinem Stand entsprach? Nein, das hatte er nicht gekonnt, dafür war sein Stolz zu groß gewesen. Und auch mit Tenten hatte er nicht über seine Zuneigung sprechen können. Ein Fehler, wie er sich letztendlich eingestehen musste. Und er war selten bereit Fehler zu machen, geschweige denn sie dann auch zuzugeben. Aber diesen Fehler konnte er nun einmal nicht ignorieren. Denn dieser hatte das Einzige verdrängt, was ihm wirklich etwas bedeutet hatte. Nur aufgrund seines Stolzes konnte er nicht mehr zurück zum Varieté gehen. Er hatte Tenten einfach nicht mehr in die Augen sehen können. Und aufgrund dessen hatte er sich in eine Welt der Stille und Einsamkeit zurückgezogen. Er war feige gewesen, musste er sich jetzt eingestehen. Er hatte sich einfach nicht getraut für sich und Tenten einzustehen. Und Hinata, die er immer für schüchtern und feige gehalten hatte, hatte genau das Gegenteil getan. Sie war zu ihrem Onkel gegangen und hatte ihm – wenn auch leicht stotternd – erklärt, dass sie sich in jemand anderen verliebt hatte. Einen Jungen von niederem Stand. Natürlich war ihr Onkel darüber erzürnt gewesen, hatte jedoch letztendlich einknicken müssen, da Hinata – wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben – hartnäckig geblieben war und gedroht hatte davon zu laufen. Dieses hätte die Familie noch mehr in Verruf gebracht und so hatte sein Onkel letztendlich widerwillig zugestimmt. Als Neji selber die Nachricht erfahren hatte, war eine Welle des Glücks in ihm aufgestiegen. Und in diesem Moment hatte er sich aus seiner Höhle hinaus gewagt. In diesem Moment war es ihm egal gewesen, was sein Onkel dazu sagen würde, wenn er Tenten heiraten würde. Wenn Hinata ihren Willen durchsetzen konnte, würde er das doch erst Recht können. Also war er zum Varieté zurückgegangen. Das Flüstern einer schönen Frau hört man weiter als den lautesten Ruf der Pflicht.*1 ~Past – London April 1873~ „Ich möchte gerne zu Tenten.“ „Tenten ist nicht mehr hier, Junge!“ „Wie bitte?“ „Du hast schon richtig gehört. Irgendein reicher Kerl war hier und hat um ihre Hand gebeten.“ „Und sie hat zugestimmt?“, fragte Neji fassungslos nach. Er konnte sich das nicht vorstellen. Tenten war nie so eine Person gewesen. „Was hätte sie sonst tun sollen? Ihre Leistungen haben nachgelassen, als du gegangen bist.“ Der Mann sah Neji streng an. „Sie hat nach dir gesucht, dich aber nicht gefunden.“ Eine Welle des Schuldgefühls brandete in ihm auf. „Ich hätte sie entlassen müssen“, sprach der Mann plötzlich weiter. „Sie wäre wieder auf der Straße gelandet. Der Mann hat ihr eine bessere Zukunft geboten und sie hat ihre Chance ergriffen.“ Ja, das hatte sie wohl, dachte Neji bitter. „Wissen sie, wie dieser Mann hieß?“ „Habe ich vergessen. Schien aber von recht hohem Stand zu sein, so wie der aussah. War das Beste was Tenten passieren konnte, wenn du mich fragst.“ Neji gab nur ein Grummeln zur Antwort und wandte sich ab. Er hatte sie verloren. Und das nur weil er zu stolz war mit ihr oder seinem Onkel zu reden. Wahrscheinlich würde er sie nie wieder sehen, denn wer wusste schon, wo sie hingezogen war? Und da er nicht wusste wen sie geheiratet hatte, konnte er nicht in Erfahrung bringen wo sie wohnt. Und auch sie wusste nicht wo er zu finden war. Doch vielleicht war das besser so. Denn was würde es ändern? Sie war nun verheiratet und er hatte seine Chance auf sie vertan. ~Present~ Nun aber hatte er sie widergefunden. Er wusste nicht recht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Sie war Witwe geworden, so viel wusste er immerhin. Also hätte er doch noch einmal eine Chance. Aber wollte er das? Nachdem er sie verloren hatte, war er in ein schwarzes Loch der Finsternis gefallen und er hatte sich für nichts mehr begeistern können. Langsam aber sicher hatte er zu zweifeln begonnen, ob sein Leben überhaupt noch einen Sinn hatte. Er hatte einfach nur noch still vor sich hin gelebt und kaum mehr genug Kraft und Antrieb gefunden, um etwas in eigener Sache zu tun. Er hatte einfach alle Wünsche Hiashis erfüllt – außer einen. Er hatte nie geheiratet. An diesem Punkt weigerte er sich einfach zu gehorchen. Denn die Ehe war für ihn in dem Moment gestorben, in dem Tenten gegangen war. Doch was sollte nun passieren? Sollte er sie ansprechen oder sie ihr Leben weiterleben lassen? Die zweite Lösung wäre auf jeden Fall einfacher, doch war einfacher immer gleich besser? Er befürchtete, dass es nicht so war. Außerdem – hatte er früher nicht auch die Lösung gewählt, die am einfachsten war? Er wollte nicht den gleichen Fehler zweimal begehen. Also würde er mit Tenten reden müssen. Dann musste sie entscheiden, wie es weitergehen sollte. Und wenn sie wollte, dass alles so blieb wie es nun war, dann hatte er es zumindest versucht und konnte sich nicht schuldig fühlen oder sich ständig fragen: „Was wäre wenn?“ Also wäre es das Richtige zu Tenten zu gehen und dieses Mal etwas zu wagen. Im Training war er steht’s weitergegangen, um seine Grenzen auszuweiten. Nun hieß es in einem anderen Gebiet voranzuschreiten und zu neuen Ufern aufzubrechen. ~*~ Neji konzentrierte sich kaum auf die Vorstellung, die vor seinen Augen ablief. Stattdessen überlegte er fieberhaft, wie er Tenten alles erklären konnte. Er war nicht gerade geschickt im Umgang mit Worten. Er ließ lieber Taten sprechen. Doch wie sollte er alles mit Taten erklären? Dafür gab es wohl kaum eine umfassende Geste. Also würde er doch auf Worte zurückgreifen müssen. Doch mussten diese wohl gewählt sein, schließlich wollte er Tenten nicht verschrecken. Das Problem bei seiner Wahl der Worte war, dass er ihre Reaktionen nicht einschätzen konnte. Er wusste nicht inwiefern sie sich mit den Jahren verändert hatte und was sie für ihn empfand. Vielleicht sollte er sie bitten zunächst einfach nur zuzuhören? Dann würde er zumindest den ersten Teil besser planen können und womöglich besser bewältigen. Gerade als dieser Entschluss gefällt war, schloss sich auf der Bühne der Vorhang und Neji beeilte sich aufzustehen, um Tenten frühzeitig abfangen zu können. So stellte er sich ihr genau in den Weg, als sie die Halle mit ihrem Schützling verlassen wollte. Er bemerkte genau den Augenblick, in dem sie ihn wahrnahm. Ihr ganzer Körper erstarrte, ihre Augen weiteten sich und ihr Atem stockte. Nach ein paar vergangenen Sekunden tat sie den ersten tiefen Atemzug und begann ihn von oben bis unten zu mustern. Dann setzte sich auch ihr Körper wieder in Bewegung und sie machte Anstalten an ihm vorbei zu gehen, doch er schnappte schnell ihren Arm und verhinderte somit ihren Weggang. Ihr Name war das Einzige, was ihm nun über die Lippen kam. Mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht drehte sich Besagte zu ihm herum. „Was gibt es, Lord …?“, fragte sie in strengem und kaltem Tonfall nach, hielt dann jedoch inne, da sie immer noch nicht seinen Familiennamen kannte. „Hyuuga“, beendete er trocken ihren Satz.. Ihr Schützling neben ihr riss bei diesem Namen die Augen auf. „Hyuuga? Sie gehören wirklich zur Familie Hyuuga?“ Neji beachtete das junge Mädchen nicht und nickte nur, während er weiterhin Tenten ansah. Das Mädchen schien sich jedoch nicht eingeschüchtert zu fühlen und plapperte weiter: „Oh, es ist mir eine Ehre jemanden aus dieser Familie kennen zu lernen. Wie lange gedenken sie denn in Harrogate zu bleiben, Sir?“ Neji fand ihr Benehmen aufdringlich und traf daher schnell die Entscheidung sie nicht zu mögen. „Ich habe mich noch nicht entschieden“, antwortete er deshalb in kühlem Tonfall und wandte sich wieder Tenten zu. „Ich gedenke aber meine Zeit zu nutzen, um mit Lady Tenten zu sprechen.“ „Wie bitte?“, fragte Lady Kasumi entsetzt nach. Sie konnte nicht begreifen, dass jemand eine andere als sie vorzog – und dann auch noch ihre Chaperone! „Wenn sie uns bitte entschuldigen würden?“, fragte Neji nach, wartete eine Antwort jedoch erst gar nicht ab und zog Tenten mit sich. Diese wehrte sich nur halbherzig, da alles andere zu sehr Aufsehen erregen würde. Schließlich befanden sie sich in der Öffentlichkeit und ihr guter Name durfte keine Schädigung erleiden. Also wartete sie mit dem Losreißen, bis sie an einem abgelegeneren Ort angekommen waren. „Was fällt dir eigentlich ein?“, schrie sie Neji an, sobald ihr Arm die Freiheit erlangt hatte. „Ich möchte gerne mit dir reden.“ „Ach, möchtest du das? Jetzt - nach 8 Jahren?!“ „Es tut mir Leid, Tenten. Ich möchte dich bitten mir zu verzeihen.“ „Einfach so, ja?“ „Nein, nicht einfach so.“ Nervös fuhr sich Neji mit der Hand durch seine langen Haare. „Vielleicht habe ich falsch angefangen. Ich möchte dich bitten mir zunächst in aller Ruhe zuzuhören und mich erklären zu lassen.“ „Warum sollte ich das tun?“ „Um die Wahrheit zu erfahren und endlich Klarheit zu bekommen. Ist es nicht das, was du möchtest?“ Tenten schwieg für einen Moment und nickte dann. Erleichtert atmete Neji auf und sammelte sich einen Moment, bevor er zu sprechen begann. „Du musst wissen, dass ich immer bemüht war das zu tun was richtig ist. Doch im entscheidenden Moment habe ich es nicht erkannt. Ich habe meine Pflicht vor meine Wünsche gestellt. Es schien mir in dem Augenblick das einzig Mögliche zu sein, doch ich lag falsch. Und als ich das begriff war ich zu stolz um meine Entscheidung zu ändern.“ „I was so anxious to do what is right, that I forgot to… do what is right.”*2 „Ich verstehe kein Wort, Neji. Könntest du bitte etwas genauer werden?“ „Es war meine Pflicht meine Cousine zu heiraten. Doch es war nie mein Wunsch. Und ich hatte nicht genug Courage zu meinem Onkel zu gehen und ihm dies offen zu sagen. Stattdessen habe ich es hingenommen.“ „Also hast du deine Cousine geheiratet“, brachte Tenten etwas atemlos hervor. „Bitte unterbrich mich nicht. Es ist schon so schwer genug für mich offen mit dir zu reden“, sagte er ohne auf ihre Aussage konkret einzugehen. „Es ist mein Fehler keine Fehler zugeben zu können, Tenten. Ich brauchte es bisher auch nicht, denn ich habe stets vermieden Fehler zu begehen. Doch diesen Einen habe ich trotzdem begangen. Und es ist dieser Eine, der mir wirklich Leid tut. Ich habe meinem Onkel – und auch dir – nie gesagt, was ich wirklich empfinde. Ich war zu feige.“ „Du, Neji?“, fragte Tenten überrascht nach. „Ja. Und meine Cousine die so viel feiger zu sein schien als ich war es nicht. Denn sie ist zu meinem Onkel gegangen und hat ihm erklärt, dass sie mich nicht wollte, sondern einen anderen Mann. Sie hat es geschafft zuzugeben, was ich nicht konnte und zwar das sie ihre eigenen Wünsche hat und das sie die Vorstellungen die mein Onkel pflegt nicht teilt. Sie ist seinen Fängen ausgebrochen, während ich nur still gewartet habe bis sie zupacken. Dank Hinata haben sie es nicht getan.“ „Du hast also gar nicht geheiratet?“, fragte Tenten fassungslos nach. „Nein, ich habe nie geheiratet. Im Gegensatz zu dir.“ Er konnte sich diesen letzten Satz nicht verkneifen, auch wenn er ihn zu dem Zeitpunkt wo er gesagt wurde bereits bereute. Tentens Augen weiteten sich geschockt bei dem Vorwurf, den sie in seiner Stimme hörte: „Du willst mir Vorhaltungen machen, Neji? Gerade du? Was meinst du wohl, warum ich geheiratet habe?“ Sie ließ ihm keine Zeit zu antworten, sondern redete stattdessen weiter und beantwortete die Frage selbst: „Weil es zu diesem Zeitpunkt meine beste Möglichkeit zu sein schien. Denn ohne dich war nichts, wie es vorher war.“ Nun traten Tränen in ihre Augen. „Ich habe dich gesucht! Wie verzweifelt gesucht!“, brachte sie erstickt heraus. „Ich weiß“, beeilte sich Neji schnell zu sagen. Er fürchtete, dass die Tränen in ihren Augen bald überlaufen würden. Und wenn das geschah wäre er wirklich hilflos, denn mit Tränen konnte er nicht umgehen. „Woher willst du das wissen?“, fragte sie misstrauisch nach. „Weil ich dort war.“ Tenten wollte darauf antworten, doch Neji hob die Hand. „Nun lass mich doch endlich ausreden und erklären. Meine Geschichte ist noch nicht zu Ende.“ Tenten nickte auf diese Worte hin und verschränkte störrisch ihre Arme vor der Brust. Neji lächelte bei diesem vertrautem Anblick, wurde jedoch schnell ernst, als er wieder zu reden begann: „Als ich erfahren habe, dass ich Hinata nicht würde heiraten müssen war ich sehr glücklich und dachte endlich das Schicksal überlistet zu haben. Ich bin sofort zum Varieté gegangen um es dir zu erzählen, doch du warst bereits verschwunden und hast keine Spur für mich hinterlassen. Ich habe gedacht, dass mich das Schicksal nun doch überlistet hatte und so habe ich aufgegeben und mich einfach gefügt. Doch dann habe ich dich hier in Harrogate gesehen als du aus der Kutsche gestiegen bist. Und ich habe es als Chance gesehen mein Verbrechen an dir wieder gut zu machen.“ „Ich verstehe es immer noch nicht, Neji. Warum bist du damals nicht einfach zu den Proben wiedergekommen? Und warum kommst du nun zu mir? Nur um dich zu entschuldigen? Und wenn ja, für was? Das begreife ich nicht. Was genau möchtest du, Neji?“ „Was ich dir sagen möchte ist schwer in Worte zu fassen und ich bin sowieso nicht geübt darin.“ Er atmete einmal tief ein und blickte ihr dann in die Augen. „Ich war blind, Tenten. Blind gegenüber meinen eigenen Gefühlen. Als du mich damals geküsst hast, da… da war es, als würdest du plötzlich die Binde von meinen Augen nehmen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich begriffen, dass ich etwas für dich empfinde. Und zwar das, was Männer für Frauen empfinden, die einen besonderen Platz in ihrem Herzen einnehmen.“ „What I wish to tell you[ ...] warrants more strength of language than that in which I could possibly clothe it; for if you would, after all my blundering and blindness, choose me, it would be happiness which no description could reach.”*2 Tentens Augen weiteten sich bei seinen Worten und ihr Atem stockte. Doch Neji fuhr unbeirrt fort: „Doch wie konnte ich diese Gefühle zulassen, wo doch meine Cousine diesen besonderen Platz einnehmen sollte? Also habe ich zu verdrängen versucht was ich wirklich fühlte. Doch um das zu tun, konnte ich dich nicht mehr sehen. Ich befürchtete, dass ich meine Gefühle in deiner Gegenwart nicht länger kontrollieren könnte. Dabei musste ich doch die Kontrolle behalten um keinen Fehler zu machen und meine Pflicht zu erfüllen. Doch gerade in diesem Punkt hatte ich Unrecht. Pflicht sollte nie die eigenen Wünsche verdrängen. Und ich bin hier um diesen Fehler wieder gut zu machen. Ich möchte dich bitten mir die Chance zu geben zu beweisen, dass meine Gefühle aufrichtig sind. Ich möchte versuchen das Vergangene vergessen zu machen und dich glücklich zu machen.“ Nach diesem – für ihn unüblichen – Ausbruch der Gefühle schwieg er und starrte sie abwartend an. „Ich kann die Vergangenheit nicht vergessen, Neji“, sagte Tenten sanft. Neji senkte auf diese Worte hin niedergeschlagen den Kopf. Doch Tenten trat auf ihn zu und hob mit ihrem Zeigefinger seinen Kopf an, damit er ihr wieder in die Augen sehen konnte, während sie sprach. „Ich kann nicht vergessen“, wiederholte sie. „Aber ich kann versuchen dir zu verzeihen, wenn wir die Vergangenheit hinter uns lassen und beginnen gemeinsam in der Gegenwart zu leben.“ ~Fin~ *1 Pablo Picasso *2 Zitate von Edmund aus dem Screenplay von Mansfield Park von Patricia Rozema (2000), S.143 in Anlehnung an Jane Austens Roman. Wer mich kennt wird von diesem Ende nicht überrascht sein. Ich liebe Happyends. Und auch das Thema Vergangenheit/ Gegenwart/ Zukunft scheint mich vor allem beim Pairing NejiTen zu verfolgen. Es ist übrigens Absicht, dass die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart teilweise etwas verschwimmen. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an Flecki49, die das letzte Kapitel kommentiert hat. Ich werde den Fehler möglichst bald bereinigen, danke ;)Bin für solche Hinweise immer dankbar. Trotz Korrekturlesen übersieht man doch mal was. Das war mein letzter Beitrag für dieses Jahr also wünsche ich euch allen schonmal ein frohes Fest und ein guten Rutsch ins neue Jahr! LG, Arashi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)