Schmelzender Schnee von Jeschi ================================================================================ Kapitel 1: Fucking perfect - Leben auf Anfang --------------------------------------------- „…und deshalb möchte ich dich fragen, ob du mich heiraten willst,“ ende ich meinen kleinen Vortrag und sehe Elisa fragend an. Meine Hände zittern. Sicherlich sind sie ganz schwitzig. Hastig wische ich sie an meiner Hose ab, ohne den Blick dabei von Elisa abzuwenden. Sie schaut aus großen Augen zurück. Was wohl in ihr vorgeht? Ich kann es nicht ganz deuten. Freut sie sich? Sie lächelt nicht. Verzieht keine Miene. Dann endlich treten Tränen in ihre Augen. Sie nickt und plötzlich fällt der erste Schock von ihr ab. „Natürlich,“ haucht sie begeistert, „Ja…“ Erleichtert atme ich auf und lasse die Schultern hängen. Sie hat wirklich ja gesagt! Pures Glück jagt durch meine Venen. Völlig euphorisch nehme ich sie in den Arm, küsse sie immer und immer wieder. Mein Leben. Jetzt ist es fast perfekt. Fast… 3 Tage später: Ich fühle mich noch immer wie in einem Rausch. Der Antrag… was hat es mich für Nerven gekostet, bis ich es geschafft hatte, die Sache endlich über die Lippen zu bringen. Und was hatte ich für Angst, dass sie nein sagen könnte! Nun aber ist mein Leben einfach perfekt – na ja… fast perfekt. Obwohl es mir wirklich an nichts fehlt. Ich arbeite bei einer großen Firma, im Büro, und der Job ist wirklich gut bezahlt. Ich lebe zusammen mit Elisa in einer kleinen, aber feinen Wohnung und diese wundervolle Frau möchte mich nun auch noch heiraten. Warum ich dann sage, dass es nur fast perfekt ist? Nun ja… irgendwie hat mir über die Jahre, in denen ich mit Elisa nun zusammen bin und hier in der Firma arbeite – jetzt dauert Beides schon fast vier Jahre! - immer etwas gefehlt. Nicht, dass ich unzufrieden gewesen wäre. Aber irgendwie… war es eben auch nicht perfekt. Lange habe ich gegrübelt, woran es liegen könnte? Und ich denke, dass ich jetzt herausgefunden habe, was es ist. Die Unsicherheit, die mich in der Beziehung mit Elisa manchmal befällt. Ich weiß nicht, wo sie herkommt. Aber ich habe mir ausgemalt, dass es daran liegen könnte, dass man ohne eine Ehe eben nicht eine solch solide Basis hat, wie mit. Und weil ich mir fast sicher bin, dass es daran liegt, habe ich Elisa nun also gefragt, ob sie mich heiraten will. Weil mit der Ehe, da muss mein Leben doch einfach perfekt werden! „Nicholas!“ Ich zucke erschrocken zusammen, was meinem Chef zum Glück nicht auffällt. Ganz in Gedanken versunken, habe ich meine Umgebung ganz ausgeblendet und sogar aufgehört, den einen Antrag fertig auszufüllen. Nun blicke ich auf und direkt in die gutmütigen Augen von ihm. Er hat mich damals übernommen, weil ich mir wirklich den Arsch aufgerissen habe, um den Job hervorragend zu machen. Und weil ich ihm damit schwer imponiert habe, vertraut er mir nun auch Aufgaben an, die sonst nur langjährige, erfahrene Mitarbeiter anvertraut bekommen. „Kannst du kurz kommen?“, fragt er nun und ich nicke und springe auf, um zu ihm zu eilen. Wenn ich ihn ansehe, denke ich immer, dass er aussieht wie der Weihnachtsmann. Weiße Haare, langer Rauschbart. Fehlt nur noch das rote Kostüm. Auch vom Charakter ist er ein richtiger Weihnachtsmann: Gutmütig, nett… aber mit der notwendigen Strenge, um alle Mitarbeiter unter Kontrolle zu haben. „Kannst du bitte kurz Niall helfen?“, fragt er nun und nickt zu diesem. Wir stehen neben seinem Platz. „Ich muss zu einer wichtigen Besprechung und kann ihm gerade nicht helfen. Der PC spinnt wohl.“ Ich nicke und zu mehr komme ich auch nicht, da ist er auch schon verschwunden. Ich blicke zu Niall, unserem neuen Auszubildenden. Er ist jetzt fast vier Wochen hier, macht sich aber wirklich schon ganz gut, obwohl ich ihn bisher ehrlich gesagt gar nicht so eingeschätzt hätte. Wie er schon aussieht. Dieser Emo-Style ist bei den Teenagern ja total beliebt geworden, aber letztlich wirken sie damit trotzdem unkonventionell und unpassend – zumindest für einen solchen Betrieb, wie wir es sind. In dem Anzüge getragen werden und man Wert auf die ansprechende Optik liegt. Nicht, dass Niall sich nicht daran hält. Er trägt auch immer einen Anzug. Aber was er normalerweise trägt, dass merkt man trotzdem. Schon alleine an den zotteligen Haaren. Offenbar hat unser Chef aber schon immer große Stücke auf ihn gehalten, dass er ihn eingestellt hat – anscheinend berechtigt. „Wo gibt es denn ein Problem?“, will ich wissen und wende mich nun gänzlich an ihn, lächle ihn an. Als ich aufblicke, blicke ich direkt in das Gesicht von Nicholas. Und obwohl ich genau weiß, dass er eine Freundin hat, beginnt mein Herz dennoch, augenblicklich schnell zu schlagen. Wie immer, wenn ich ihn sehe. Allerdings steht er dann nicht so nahe neben mir, wie jetzt. Nun kann ich sogar sein Parfume riechen. Er riecht wirklich gut. Ich spüre, wie ich ganz automatisch rot werde. Ich kann nichts dagegen tun, dass die Hitze in Rekordzeit in mir empor steigt und mein Gesicht leuchten lässt. Also muss ich das Beste daraus machen und ihn von mir ablenken. Hastig deute ich also auf den PC und meine: „Das… Programm… es… irgendwie… hängt es.“ Nicholas runzelt die Stirn, beugt sich dann über meine Schulter und schnappt nach der Maus. Ich halte die Luft an, als sein Körper mich streift. Wenn überhaupt möglich, werde ich noch röter und stammele ein ‚Danke’, als er ein paar Klicks vollführt und alles wieder läuft. „Das wars schon,“ lächelt er, als er sich überzeugt hat, dass es das wirklich war und richte sich wieder auf. Verflossen ist die bittersüße Nähe. Ich atme tief ein, um mich wieder zu sammeln und erwidere das Lächeln, dass er mir schenkt wackelig. Wenn er lächelt, dann bekommt er immer so tolle Grübchen und seine haselnussfarbenen Augen leuchten dann fast magisch. Dann bin ich immer ganz hin und weg und kann mich gar nicht mehr konzentrieren. Deshalb kriege ich auch fast nicht mit, dass er mich gefragt hat, was ich eigentlich mache. „Nur ein paar neue Adressen eingeben,“ winke ich ab. Wirklich nichts Interessantes. Aber was bekommt ein Azubi in den ersten Woche schon groß für interessante Aufgaben?! Nicholas nickt verstehend und wendet sich dann wieder ab, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen. „Ruf einfach, falls es wieder nicht geht!“, ruft er mir dann noch über die Schulter zu, ehe er gänzlich in seinem Büro – wenn man das so nennen kann – verschwindet. Ich sehe ihm nach und beiße mir auf die Lippen, kaum kann er das nicht mehr sehen. Warum benehme ich mich nur immer wie der letzte Trottel, wenn er in meiner Nähe ist? Das ist schon ziemlich peinlich! Ein wenig belustigt nehme ich wieder Platz und widme mich meiner Arbeit. Niall ist schon ein seltsamer Junge. So schüchtern und so leicht zu verschrecken. Sicher ist ihm auch peinlich, wenn er mal was falsch macht oder ein Problem hat. Anders kann ich mir nicht erklären, warum er gerade so rot geworden ist und so herumgestammelt hat. Aber na ja… irgendwie ist es ja auch ziemlich süß. Süß… also… so süß, wie es eben sein kann, wenn ein Junge rot wird. Wobei Niall im Allgemeinen ja wirklich sehr süß ist. Schon alleine, weil er noch so jung aussieht. Er ist Achtzehn, hat gerade sein Abitur gemacht. Aber er ist so klein und schmal – er sieht aus, als wäre erst Sechzehn oder so. Jedenfalls nicht maskulin. Könnte natürlich auch an den Haaren wirken, die ihm ins Gesicht fallen. Damit sieht er ja eh aus, wie ein halbes Mädchen. Würde er auch noch geschminkt zur Arbeit kommen – ich bin sicher, in seiner Freizeit schminkt er sich! – würde das diese weibliche Seite sicher noch mehr betonen. Kein Wunder also, dass er so süß ist! In meinen Gedanken über Niall vertieft, merke ich erst, dass er nach mir ruft, als er neben mir steht und ich aus großen Augen anstarrt. Ich schüttle den Kopf, um wieder klar zu werden, und sehe ihn dann entschuldigend an. „Sorry, war gerade so in die Arbeit vertieft…. Was ist?“, frage ich. Das sieht man mal, wie unaufmerksam ich manchmal bin. Er muss sicher mehrmals gerufen habe, ehe er in mein kleines Separee getreten ist. Separee sage ich übrigens deshalb, weil man den abgetrennten Bereich, in dem ich arbeite, nicht als einzelne Büros sehen kann. Es ist nur einen Türbogen mit dem restlichen Großraumbüro verbunden und ich habe keine Chance, mich ganz zurück zu ziehen. Das ich als einfacher Angestellter solch ein Privileg überhaupt habe, liegt übrigens an dem, was ich schon erzählt habe. Das ich Aufgaben bekomme, die sonst nur langjährige Mitarbeiter bekommen. Ich darf Kunden betreuen. Und die muss ich dann natürlich auch ein wenig Abseits des Trubels begrüßen – deshalb das Separee. Niall jedenfalls winkt ab und deutet dann auf seinen PC. „Ich weiß nicht, wo ich die eine Nummer eingeben soll,“ erklärt er mir und bemüht sich sichtlich, gefasst zu werden. Wusste ich doch, dass es ihm unangenehm ist, etwas nicht zu wissen. Ich möchte natürlich nicht, dass er den Eindruck bekommt, sich zu blamieren, deshalb nicke ich nur und stehe auf, gehe mit ihm zurück zu seinem PC. Dann erkläre ich ihm flink, wo er was eingeben muss und möchte wieder gehen, als er mich plötzlich zaghaft – um nicht hauchzart zu sagen – am T-Shir festhält. Ich sehe ihn überrascht an. Seine Finger streifen meinen Unterarm, als er sie zurück zieht und ich habe ganz plötzlich das Gefühl, zu fallen. Kennt ihr das? Wie auf der Achterbahn. Man fährt hoch, die Anspannung steigt – und dann geht es rasant nach unten und man glaubt, der Magen schwebt davon. So fühle ich mich gerade. Sicher, weil ich mich gerade deshalb erschrocken habe! „Ähm… ich wollte… fragen… also dich… einladen… ähm…“ Er beißt sich wieder auf die Lippen und ich weiß gar nicht, was gerade geschieht. Darüber muss ich aber nicht nachdenken, weil er weiter spricht: „Ich hab… Karten bekommen. Zum Geburtstag. Für eine Band… und ich brauche wen, der mitgeht.“ Zum Ende wird seine Stimme etwas fester. Dennoch bin ich überrascht. Da fragt er mich?! Genau diesen Gedanken spreche ich auch laut aus. Eigentlich möchte ich nur, dass Nicholas einen guten Eindruck von mir bekommt. Das habe ich jetzt aber wohl grünlich in den Sand gesetzt, weil ich in diesem gänzlich unpassend Moment die Frage gestellt habe, die mir schon seit Tagen auf der Zunge liegt. Keine Ahnung, woher der Mut plötzlich kam – ich weiß nur, dass er schon wieder verflogen ist. Aber nun musste ich ja fragen. Und jetzt warte ich gespannt aufeine – hoffentlich positive – Antwort, bekomme aber nur eine Gegenfrage. Knallrot bin ich auch schon wieder, mit anderen Worten: Ich hab mich komplett blamiert! Jetzt leuchte ich also wie ein Ampelmännchen und darf ihm auch noch erklären, warum ich ihn gefragt habe. Die Wahrheit kann ich aber nicht sagen. Ich kann weder sagen, dass ich keine Freunde habe, die ich fragen könnte – und das ich das als inoffizielles Date mit ihm ansehe, kann ich erst Recht nicht sagen! Also sage ich: „Es hat sonst keiner Zeit und alleine mag ich nicht gehen. Vor allem, weil sonst die teure Karte verfallen würde.“ Eigentlich kann es gar nicht mehr schlimmer werden. Ich hab mich komplett zum Idioten gemacht… reicht doch! „Ach so,“ meint er nun jedenfalls bedächtig und scheint das ganze dann zu überdenken. Letztlich nickt er langsam: „Elisa geht heute nach der Arbeit zu ihrer Freundin. So ein Mädelsabend… da habe ich also eh Zeit.“ Bei der Erwähnung von Elisas Namen zucke ich leicht zusammen. Das Mädel aus dem Einkauf – die Abteilung eine Etage tiefer - habe ich nie leiden können. Zumindest nicht, seit ich erfahren habe, dass sie mit Nicholas zusammen ist. Was schon an meinem ersten Arbeitstag der Fall war. Das war nämlich der Tag, an dem Nicholas mich herumgeführt hat und an dem ich mich verknallt habe. Plötzlich war da Elisa und er hat sie als seine Freundin vorgestellt. BAM! Da war ich auch schon vor den Kopf geschlagen! Super Start! Trotz dessen, dass er seine Entscheidung von ihr abhängig gemacht hat, hat er zugesagt, was mir ein Hochgefühl beschert. „Okay,“ hauche ich also leise und versuche mich an einem schiefen Lächeln. Er nickt noch einmal bekräftigend. „Weißt du… Eigentlich wollten wir heute Essen gehen, unsere Verlobung feiern. Aber jetzt hat diese Esmeralda Beziehungsprobleme und da muss sie ihr natürlich beistehen… Da hast du echt Glück gehabt,“ lacht er und klopft mir auf den Rücken. Mein Lächeln erstirbt augenblicklich. „Verlobung?“, krächze ich leise, ohne vorher zu überlegen, wie das ankommen könnte. Er beginnt augenblicklich, zu strahlen. „Ja… ich hänge es ja nicht na die große Glocke – aber wir haben uns verlobt.“ Nicht an die große Glocke hängen klingt bei mir ja anders, aber gut… ist er also verlobt… Ich weiß gar nicht, was ich jetzt denken soll. Mein Kopf ist wie leer geblasen. Ich ringe mich zu einem höflichen „Glückwunsch“ durch und schlucke schwer. Er muss gehen, sofort! Sonst kann ich die Tränen, die hinter meinen Augen brennen, nicht mehr zurück halten. „Okay. Dann warte ich nach Feierabend auf dich,“ lächelt er zum Glück und geht endlich. Ich blinzle die erste Träne weg und kann kaum glauben, was ich gerade gehört habe. Er ist verlobt. Oh Gott… Verlobt… wie konnte ich nur eine Sekunde lang so naiv sein, zu glauben, dass ich ihn mit diesem ‚Date’ doch noch von mir überzeugen könnte? Ich meine… er ist nun mal hetero. Er liebt Elisa. So sehr, dass er sie heiraten will… Ich bin ja so blöd! Nach Feierabend warte ich auf Niall, der eine viertel Stunde länger arbeiten muss – dafür fängt er morgens später an. Als er endlich auftaucht, sehe ich ihn fragend an: „Jetzt erzähl mir mal genau, was das für eine Band ist, zu der du mich entführen willst,“ fordere ich. „’Dead by April’,“ klärt er mich auf, „Meine Lieblingsband.“ Er senkt den Blick zu Boden und läuft Richtung Eingangstüre. Für den schön dekorierten Eingangsbereich hat er wohl gerade keinen Blick, denn er stürmt nahezu ins Freie. Ich folge ihm. Kalte Luft schlägt uns entgegen. „Kenn ich nicht! Eine dieser Emobands?“, versuche ich die Konversation am laufen zu halten, aber er nickt nur knapp. Ich runzle die Stirn. Was ist los mit ihm? „alles okay?“, will ich wissen, aber er nickt nur, bleibt dann aber abrupt stehen und sieht mich fragend an: „Warum verfolgst du mich?“ Ein kleines Lachen kann ich mir bei der Frage nicht verkneifen. „Du hast mich zu einem Konzert eingeladen! Schon vergessen?“ Er wird rot. Oh man, wie süß ist er denn bitte?! „Ja…“, stammelt er dann wieder, „aber… aber ich muss doch erst… umziehen. Zu Hause.“ Langsam gleitet sein Blick über meine Klamotten. „Und du auch!“, stellt er dann fest und ich muss erneut lachen. „Da hast du allerdings Recht. Aber ich fürchte, ich habe nichts passendes im Schrank.“ Im Anzug kann ich allerdings wirklich nicht auf ein Konzert. Gut, dass er bereit ist, mir was zu leihen. Auch, wenn ich fürchte, dass mir das wenigste von ihm nicht passen wird. Schon alleine von der Statur her, bin ich einfach männlicher. Er ist nervös. Das spüre ich, während wir zu ihm laufen. Viel reden tut er auch nicht. Aber gut. Ich wohne alleine in einer kleinen Neubauwohnung, ganz in der Nähe der Firma. Nicholas stellt sofort anerkennend fest, wie sauber und akkurat augeräumt diese ist. Offenbar legt er selbst Wert auf Ordnung und Sauberkeit, auch wenn er mir gesteht, dass sich wohl Elisa um diese Dinge kümmert – sie wohnen wohl zusammen. Super… Ich krame in meinem Schrank nach einer Jeans, die ich mal geschenkt bekommen habe und auch mag, die mir aber leider viel zu groß ist. Also perfekt für Nicholas. Dazu findet sich noch ein Sweater, den ich in Übergroße gekauft habe, damit ich mich im Winter hinein kuscheln kann. Leider ist er nicht von ‚Dead by April’ sondern von den ‚Black Veil Brides’. Nicht so ganz passend für das Konzert, aber was solls. Nicholas schnaubt belustigt, als ich ihm den Sweater reiche. „Könnte schlimmer sein,“ winkt er dann aber ab, „Ich könnte ja auch ein Shirt von 50 Cent tragen.“ Er lacht und ich runzle die Stirn. „So was hörst du?“ Nun offenbart er mir, dass er eigentlich mehr auf Rock steht – Linkin Park und so… Aber offenbar fährt Elisa auf 50 Cent ab und hat ihm das Shirt geschenkt. Ich runzle die Stirn. schon wieder Elisa… ob er noch ein anderes Thema kennt? Wir ziehen uns um, wobei ich mich wirklich zwingen muss, ihn nicht nach zusehen. Dann verschwinde ich im Bad, um meine Haare zu stylen und mich zu schminken. So kann ich auch ein wenig Abstand zu ihm gewinnen. Und die gewinne ich wirklich. Denn bist meine Haare so sind, wie ich sie will, vergeht schon mal ne halbe Stunde und eine halbe Dose Haarspray. Während ich meine Haare wild aufstelle, schießt mir immer wieder der Gedanke durch den Kopf, dass er verlobt ist. Die fixe Idee, ihn heute Abend anzuflirten – was ich wohl eh nicht geschafft hätte – verwerfe ich also gleich, ehe es peinlich wird. Nun darf ich den ganzen Abend mit gebrochenem Herzen herumrennen und versaue mir das ganze Konzert, auf dass ich mich so lange schon freue, weil der Grund für meinen Herzschmerz auch noch meine Begleitung darstellt… Wie soll ich es nur schaffen, jetzt auf gut Kumpel zu machen? Ich kaue wieder auf meine Lippe herum, als ich aus dem Bad trete zurück ins Zimmer. „Willst du noch was essen, ehe wir gehen?“, frage ich, um nicht unhöflich zu sein. Ich blicke auf, als Niall wieder ins Zimmer kommt und pfeife anerkennend. Jetzt weiß ich, warum er so lange im Bad war. Der Aufenthalt hat sich jedenfalls gelohnt. Ich mustere ihn und stelle fest, dass er schon gut aussieht, in den engen Klamotten. Und auch seine Haare… und seine Augen! Ich wusste, er schminkt sich. Nun sind sie schwarz umrandet und strahlen – wo sie eh schon so eine intensive türkise Farbe haben. Wirklich faszinierend… Ich reiße den Blick davon los und antworte stattdessen lieber auf seine Frage: „Nein… ich hab vorhin erst gegessen. Lass uns gleich losgehen.“ Er stimmt zu und so machen wir uns auf den Weg, welchen wir mehr oder minder schweigend hinter uns bringen. Er ist schon komisch! Da lädt er mich ein, redet aber nicht mit mir. Offenbar ist er wirklich sehr schüchtern. Was meinen Ehrgeiz weckt, ihn aus der Reserve zu locken – so niedlich ich das Ganze auch finde. „Wieso hast du dich bei uns beworben?“, frage ich also, um ein Gespräch zu beginnen. „Wird das jetzt ein nachträgliches Bewerbungsgespräch?“, fragt er ziemlich keck zurück. Oho! Da geht ja doch was! „Ehe der Versuch, ein Gespräch zu führen,“ necke ich ihn dann, woraufhin er aber leider wieder rot und verlegen wird. Okay, das sollte ich lassen. Letztlich erfahre ich, dass er wohl Gutes von uns gehört hat und sich deshalb beworben hat. „Und Bürokaufmann war also dein Traumjob?“ „Nein. Aber ich glaube, im Büro bin ich besser aufgehoben, als sonst wo,“ gibt er schnaubend zu. Offenbar hat er das Bild von sich, dass er sozial unfähig ist und auch technisch unbegabt. So ganz mag ich das nicht glauben, er wird schon wissen, was er tut. „Und du wohnst alleine? Hast du keine Freundin? Oder wollt ihr noch nicht zusammen ziehen?“ Plötzlich sieht er mich irgendwie traurig an. Keine Ahnung, was ich falsch gemacht habe, aber die anfänglich eigentlich gute Stimmung kippt sofort. Er erklärt mir, dass er keine Freundin hat und wird wieder rot. Daraus schließe ich, dass es da aber jemanden gibt, der ihn gefällt. Diesen Gedanken spreche ich aus und tatsächlich nickt er bedächtig. Aus purer Neugierde heraus frage ich ihn dann darüber aus: „Kenn ich sie? Vielleicht jemand aus dem Büro? Louisa?“ „Nein,“ nuschelt er zurück. „Nein, was?!“ „Nicht Louisa.“ „Aber aus dem Büro?“, hake ich nach. „Ist doch egal,“ wehrt er plötzlich hart ab, was er zu bereuen scheint. Dennoch fährt er fort: „Es ist eh aussichtslos. Er ist vergeben und hält mich sicher für einen Trottel…“ Zum Ende hin ist er immer lauter gewordne, nun schlägt er sich die Hand vor den Mund. Ich hingegen verarbeite die Information. „Er?“ Er wird nur rot, bleibt mir die Antwort aber schuldig. Aber die brauche ich auch nicht. „Oh… okay…“, meine ich langsam und beiße mir auf die Lippen. Nun bin ich es, der unsicher ist. „Mehr fällt dir nicht ein?“, kommt es ziemlich barsch von Niall. Der Kleine kann ja auch ganz anders sein. Irgendwie imponiert mir das. Denkt man gar nicht, wenn man ihn so erlebt. Macht ihn interessant. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll,“ gestehe ich jedenfalls. „Was man halt so dazu sagt,“ erwidert er und ich muss grinsen. „Was sagt man denn so dazu?“ Er zuckt mit den Schultern und ich beschließe, auf das Thema nicht weiter einzugehen. Also sage ich abschließend: „Mich stört es nicht, solange du nichts von mir willst.“ Daraufhin kommt ein seltsames Geräusch von ihm, aber er sagt nichts mehr. Und dann sind wir auch schon da, müssen zum Glück nicht lange anstehen und bekommen sogar noch einen tollen Platz, fast ganz vorne. Viel mehr erfahre ich nicht mehr von seinem ominösen Schatzi, dann werde ich auch schon vom Konzertbeginn abgelenkt. Das Konzert war wirklich klasse. Dank der genialen Band und dieser tollen Liveperformance habe ich wenigstens kurz vergessen, was Nicholas davor vom Stapel gelassen hat. Als wir nun aber aus der Halle treten, schlägt die Realität wieder auf mich ein. Er hat also nichts gegen meine Sexualität – solange sie nicht ihn betrifft. Blöd, dass sie aber leider nun mal ihn betrifft! Um nicht darüber nachdenken zu müssen, frage ich ihn: „Das war geil, oder?“ „Ganz gut… für so eine Emoband,“ gibt er zu und ich grinse. „Lass uns noch irgendwo hin gehen, was trinken,“ schlägt er vor und ich bin gerne bereit, noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Masochistisch, wie ich bin… Er kennt einen guten Club, gleich in der Nähe und zu dem gehen wir auch. Dor besteht er darauf, mir alle Getränke auszugeben. Als Dankeschön für die Karte. „Willst du mich abfüllen?“, frage ich und versuche mich also doch noch an einem Flirt – wo meine Zunge vom Alkohol schon so gelockert ist… Ich hoffe nur, dass ich nicht schon zu viel hatte und lalle… „Ne, ne…“, schüttelt er nur den Kopf. Die Antwort ist reichlich unbefriedigend. Obwohl ich nicht wirklich ein Ja erwartet habe… Als wir eine ganze Zeit später wieder aus den Club treten, regnet es und ich springe euphorisch ins Nass. „Toll, oder?“, rufe ich Nicholas zu, der nur belustigt den Kopf schüttelt und mich wieder auf den Gehsteig zieht. „Hast du nicht gesagt, du magst keinen Regen, weil der deine Frisur zerstört?“ Keine Ahnung, wann ich ihm das gesagt habe, jedenfalls hat er Recht. Traurig blicke ich zu Boden. Jetzt ist es aber schon zu spät. Meine Haare sind nass. Ich muss lachen, als ihm scheinbar wieder einfällt, dass er Regen nicht mag und seine Hände hastig mit den Händen bedeckt. Ist schon wahnsinnig süß. Nicht nur das. ER sieht auch noch echt niedlich aus, mit den nassen Haaren und den Regentropfen, die über sein schönes, schmales Gesicht laufen… purer Zucker! Ich schüttle den Kopf – wegen dieser Gedanken – und biete ihm dann an, mit zu mir zu gehen. Meine Wohnung liegt fast neben dem Club, da werden wir nicht gänzlich durchnässt. Wäre ja blöd, wenn wir uns am Ende noch vekühlen. Er nimmt meinen Vorschlag an und so gehen wir los. Nach fünf Minuten sind wir angekommen und ich erlaube ihm, zu duschen. Er ist ganz durchnässt… Fast noch mehr, wie ich. Ich hätte wenigstens nicht die Idee, in einem Anfall purer Euphorie im Regen herumzuhüpfen – anders als Niall. Als er zurückkommt, gehe ich duschen. Dann meine ich: „Willst du hier schlafen? Sonst musst du ja wieder hinaus in den Regen!“ Keine Ahnung, warum er plötzlich so erschrocken guckt. Vielleicht will er mir keine Umstände machen. Weil die Duschaktion anders aber wenig Sinn hätte, muss er einsehen, dass es so besser ist. „Okay. Dann nehme ich aber die Couch,“ sagt er, weil ich ihm das Bett angeboten habe. Vehement schüttle ich den Kopf: „Du als Gast kriegst natürlich das Bett!“ Er verschränkt die Arme und schürzt die Lippen – wahnsinnig süß! „Ich nehme die Couch,“ hält er dagegen. Ich seufze und meine belustigt: „Dann nehmen wir Beide das Bett!“ Und schon ist er wieder rot – warum auch immer. Letztlich stimmt er aber zu und ich krabble unter die Decke und klopfe auf die Matratze neben mir. Langsam setzt er sich in Bewegung und kommt zu mir. Ich lösche das Licht. „Gute Nacht, Niall.“ „Nacht,“ haucht er zurück. Wie soll ich mich da noch zusammenreißen? Wo meine Hemmungen eh schon gefallen sind, bei dem ganzen Alkohol in meinem Blut. Weißt er, was er mir da antut? Ich werde die ganze Nacht nicht schlafen können, so dicht bei ihm… „Erzählst du mir eigentlich noch mal, wer der geheime Glückspilz ist, in den du verliebt bist“?, fängt er dann plötzlich wieder an und ich echoe dümmlich: „Glückspilz.“ Er kichert wieder leise. „So süß, wie du bist, wäre ich schon glücklich, wenn du in mich verliebt wärst.“ Mein Herz rutscht in meine Hose. Vielleicht ist es auch meine Geilheit… Jedenfalls meine ich herausfordernd: „Und wenn du es wirklich wärst?“ Er lacht: „Naja… ich habe Elisa und bin hetero. Aber…“ Er bricht ab, spricht nicht weiter. Ich kann hören, wie er nach Atem schnappt und frage mich, was er nach dem Aber anhängen wollte… Jedenfalls kommt nichts mehr von ihm. Aber sein Stocken – in Verbindung mit dem verdammten Alkohol – bringt mich dazu, mich weit vor auf das dünne Eis zu wagen: „Aber?“ „Egal, ich bins ja nicht,“ wehrt er ruppig ab und dreht mir den Rücken zu. Nun liegt er auf der Seite, während ich noch immer an die Decke starre. „Doch… bist du…“, flüstere ich so leise, dass er es eigentlich nicht hören dürfte. Aber ich fürchte, er hat es gehört, denn er zuckt neben mir zusammen. Oh… scheiße… Ich bin noch immer entsetzt von mir, was ich da von mir geben wollte. Nun, da er auch noch zugibt, in mich verliebt zu sein, weiß ich gar nicht mehr, was denken. Meine Gedanken fahren Karussell und unter all diesen verschiedensten Gefühlen bricht eine ganz klar hindurch: Die Freude. Warum nur freut mich das so? Er ist nur ein Junge! Urplötzlich wird mir bewusst, wie nah er mir ist. Seine Anwesenheit brennt wie Feuer in meinem Körper. Ganz langsam drehe ich mich wieder auf den Rücken und taste nach seiner Hand, bis ich sie dicht neben meiner fühlen kann. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Neben mir erstarrt Niall. Ich höre, wie er schluckt. Dann legt sich sein kleiner Finger wie in Zeitlupe auf meinen. Ich atme scharf ein. Es ist, als würde eine heiße Welle über meinen Körper hinweg schwappen. Ich spüre ein sanftes Kribbeln an der Stelle, an der er mich berührt und hebe meine Hand ganz, um sie auf seine zu legen. Fest halte ich sie letztlich in meiner und richte mich dann langsam auf, beuge mich über ihn. Ich halte den Atem an. Zumindest atme ich nicht mehr. Ich tue gar nichts mehr. Das einzige, was ich tue, ist, dass ich mich auf die Hand konzentriere, die nach meiner greift. Mein Herz schlägt so schnell, dass ich glaube, es springt gleich aus meinem Brustkorb. Vorsichtig hebe ich den Blick und sehe ihn an, als er sich über mich beugt. Wirklich viel sehe ich nicht, dafür ist es zu dunkel im Zimmer. Aber schon allein das Wissen, was er gerade tut, macht mich unglaublich nervös und aufgeregt. Ganz langsam kommt er meinem Gesicht näher. Ich spüre seinen Atem über meine Lippen hauchen. Scheu legen sich die seinen auf meine. Mein Herzschlag setzt ein, zwei Schläge aus und ich muss keuchen. Er küsst mich! Er küsst mich! Was tut er denn da nur? Wieso tut er das? Ob es am Alkohol liegt? Diesen unangenehmen Gedanken verdränge ich ganz schnell, denn sein Kuss ist wie ein einziges Feuerwerk, dass in mir und um mir herum explodiert. Ganz sanft beginnen sich seine Lippen gegen meine zu bewegen. Ich spure jede winzigste Bewegung und schnappe nach Luft. Ich versuche, mitzumachen, obwohl ich noch immer gänzlich gelähmt bin. Er sinkt auf mich. Nun fühle ich sein ganzes Gewicht auf mir und sein toller Körper drückt gegen meinen. Ich zucke zusammen, als seine Hand plötzlich über meine Seite streift. Als ich meinen Mund ein Stück öffne, dringt seine Zunge sofort in diesen und spätestens jetzt erschaudere ich gänzlich und kann nun kaum noch an mich halten. Das muss ein Traum sein! Es muss einfach… und wenn es wirklich einer ist… so lasst mich nie wieder erwachen! Ich erwache nicht, weil es sich tatsächlich um die Realität handelt. Und in dieser umschließen seine Arme meinen Körper. Ich spüre ihn noch enger an mir. „Du zitterst ja,“ stellt er leise fest. Seine Stimme hallt in meinen Ohren wieder. „Das ist nur… wegen dir… du…“, stammle ich wie der letzte Depp und er kichert leise. „So aufgeregt?“, fragt er dann und küsst mich wieder. Ich nicke, ohne den Kuss dabei zu unterbrechen. Seine Hände fahren unter mein Shirt, dass eigentlich ihm gehört, weil ich es mir von ihm geliehen habe. Es ist mir zu groß. Aber das ist egal, weil er es mir nun auszieht, um ungehindert über meine nackte Brust streichen zu können. Ich stöhne leise auf. Allerdings wird mein Stöhnen lauter, als er den Kuss löst und einen ersten auf mein Brustbein setzt. Oh Gott… Ich spüre, wie Plötzlich richtet er sich auf und ich fürchte schon, dass er zur Vernunft gekommen ist, als er mich auf einmal zu sich zieht. Nun knie ich vor ihm und er presst mich an sich und küsst mich. Ich kann nicht mehr anders, als meine Arme um ihn schlingen und ihn festhalten. Ich will ihn nie wieder hergebe. Er ist zu weit gegangen, um jetzt noch zu gehen. Allerdings bin ich nicht mutig genug, ihn auszuziehen. Ich habe zu viel Angst, damit alles kaputt zu machen. Er hingegen hat gar keine Angst vor irgendwas. Seine Hände streichen über meinen Rücken und schieben sich in meine Shorts. Ich spüre, wie er meinen Po umfasst und sanft massiert. Währenddessen küsst er meinen Hals, knabbert zärtlich daran. Mir wird heiß. Ich glaube zu verbrennen. Deshalb bebe ich auch unter seinen Berührungen und streiche nun doch sanft über seinen Rücken. Aber ich traue mich nicht, weiter, als bis zum Bund seiner Shorts zu gehen. Stattdessen fasse ich gerade so viel Mut, dass ich ihm das Shirt ausziehe, dass er trägt. Nun sind wir beide obenrum nackt und ich kann ihn noch besser spüren. „Nicholas,“ nuschle ich leise, als nackte Haut auf nackte Haut trifft. Es ist unglaublich… Seine Hände drücken gegen meine Po und ich presse meinen Unterleib nur liebend gerne gegen seinen. Er ist hart. Aber nicht nur er. Als er das bemerkt, stöhnt er auf. Der erste Laut dieser Art, den ich von ihm höre. Ich kann nicht beschreiben, wie wahnsinnig geil sich das anhört. Ich kann ein weiteres Stöhnen ebenfalls nicht unterdrücken, erst Recht nicht, als seine Hände, die auf meinen Hüften ruhten, sich bewegen. Sie umfassen den Bund meiner Hose und ziehen diese mit einem Ruck nach unten. Jetzt bin ich also ganz nackt und wahnsinnig scharf auf ihn. Ich will mehr. So viel mehr. Ich will ihn spüren. Ganz. Er sieht das genauso, denn er küsst sich wieder meiner Brust entlang, während seine Finger vorsichtig meine Hoden umfassen und diese gemächlich kraulen. Mir wird schwarz vor Augen. Schon davon. Wie ich Weiteres überleben soll, ist mir ziemlich unklar. Wie kann er mich so quälen? Er hört erst auf, als ich mehr als haltlos stöhne, nur um dann den Rest meines Gliedes zu ertasten und mich zum keuchen zu bringen. „Gefällt dir das?“, fragt er unsicher. Unglaublich, dass er nicht merkt, wie wahnsinnig mich diese Berührungen machen! Ich antworte nicht, sondern kralle meine Finger nur in seine Schultern. Seine Finger streichen über meine Spitze. Ich zittere. Diesmal nicht vor Aufregung, sondern aus purer Lust. Langsam werde ich wieder mutiger und packe seine Shorts, ziehe sie nach unten. Nun ist er nackt. Und er ist so schön. „Du bist so schön,“ haucht er mir in dem Moment ins Ohr, als hätte er meine Gedanken gelesen und will mir nun selbiges versichern. Ich werde wieder nach unten gedrückt. Sein Schwanz berührt meinen und ich bebe erneut. Ganz langsam hebe ich die Hand und berühre sein Glied, streiche sanft darüber. Ich bin unsicher. Ich habe selbst kaum nennenswerte Erfahrungen im Bett… Ich will nicht, dass es ihm unangenehm wird. Nicholas stöhnt auf. Sein Griff wird fester. Ich spüre, wie eine Gänsehaut seinen Körper überzieht, auch noch, als er sich vorbeugt, um mich wieder zu küssen. „Ich will dich ganz,“ haucht er mir nach einiger Zeit ins Ohr und ich schlucke. „Okay,“ wispere ich heißer zurück. „Aber ich habe nichts da…“, flüstert er mit ebenso belegter Stimme zurück. Ein Kondom ist zwar schnell gefunden, aber natürlich hat er kein Gleitgel. „Egal,“ entgegne ich entschlossen. Ich will ihn in mir haben. Egal wie. „Ich will dir nicht weh tun,“ nuschelt er zurück, aber ich schüttle nur mit dem Kopf und umklammere ihn. „Bitte…“ Er zögert einen Moment, dann stülpt er sich das Kondom über und benässt einen seiner Finger mit ausreichend Speichel, um ihn dann langsam in mich gleiten zu lassen. Ich stöhne auf. Ein zweiter Finger folgt und ich möchte jetzt schon nicht mehr warten. Drängelnd drücke ich gegen seinen Hintern. Er versteht den Wink, lässt sich aber dennoch Zeit, mich zu weiten, ehe er in mich eindringt. „Geht’s?“, fragt er sofort, als ich schmerzerfüllt aufstöhne. Ich nicke, als der bittersüße Schmerz langsam zu purer Lust wird. „Mach weiter… bitte…“ Natürlich lässt er sich nicht lange bitten und dringt ein Stück weiter in mich ein, hebt sanft meine Beine an, um tief in mich zu gelangen. Ich höre wieder seine unglaubliche Stimme, die meinen Namen stöhnt. „Du bist so eng,“ nuschelt er gegen mein Ohr… „Einfach perfekt.“ Seine Hände gleiten über meinen Körper und ich höre kaum noch, was er sagt. Stattdessen winde ich mich unter seinen Berührungen und biege den Rücken durch, als er noch tiefer gleitet. Er schlägt einen langsamen Rhythmus an, liebkost gleichzeitig meinen Penis. Ich bewege die Hüften so, dass er noch ein wenig schneller wird, aber letztlich will er mir wohl nicht weh tun, denn seine Stöße bleiben angenehm sanft. Es dauert nicht lange, da komme ich in seiner Hand und kurz darauf kommt er in mir. Erschöpft bricht er auf mir zusammen und ich schlinge die Arme um ihn, um den Moment zu halten. Vor allem, weil ich weiß, dass es diesen Moment wohl nie wieder geben wird. Im schwachen Licht, dass von draußen ins Zimmer fällt, sehe ich wie er lächelt. Dann küsst er meine Schulter, ehe er auch schon eingeschlafen ist. Ich liege noch ein wenig länger wach, aber dann übermannt auch mich der Schlaf. Als ich am nächsten Morgen aufwache, vergrabe ich meine Nase sofort in Elisas Halsbeuge. Bin ich auf ihr eingeschlafen? Das mag sie eigentlich nicht. Aber ich spüre ihre Arme schwer auf meinen Rücken, also hat es sie wohl doch nicht gestört. Wohlig seufze ich auf, ehe ich ihren Geruch tief in meine Nase ziehe. Dann runzle ich allerdings die Stirn. Elisa riecht nach Rosen. Aber heute riecht sie nach einer Mischung aus Gummibärchen und meinem Duschgel. Ein berauschender Geruch, aber leider völlig falsch. Ich erahnte den Körper unter mir, der ziemlich knochig ist und so gar keine weiblichen Rundungen vermuten lässt. Alarmiert richte ich mich auf und reiße sogleich erschrocken die Augen auf. „Scheiße!“, entfährt es mir, ehe ich all meine Gedanken zusammen habe. Davon aufgeweckt, öffnet Niall ebenfalls die Augen und seine Augen schließen sich betrübt, als er mein entsetztes Gesicht erblickt. „Niall,“ meine ich leise, weil mir der gestrige Abend wieder einfällt – und vor allem sein Geständnis. Großer Gott… was habe ich getan? Ich habe Elisa betrogen. Mit einem Jungen. Habe ihn einfach gefickt, ohne Rücksicht auf Verluste. Und nun muss ich ihn wegschicken, weil meine Verlobte bald zurück kommt, obwohl ich genau weiß, wie sehr ich damit seine Gefühle verletzen werde. Ehe ich etwas sagen oder tun kann, stößt Niall mich auch schon von sich und wirft mich dabei fast aus dem Bett. Er springt auf und beginnt sofort, sich anzuziehen: „Ich gehe!“ Hastige stehe ich auf. Ich will nicht, dass wir so auseinander gehen. „Niall,“ beginne ich also wieder und packe sein Handgelenk, hindere ihn daran, sich weiter anzuziehen. „Bitte lass uns darüber reden! Ich…“ Erschöpft schließe ich die Augen. Es wird mir alles zu viel. Aber ich möchte nicht, dass er so geht. Nicht so. Nicht für immer… Meine Gedanken fahren Achterbahn. „Bitte geh nicht,“ bringe ich leise über die Lippen. Plötzlich kommt mir der Abend wieder in den Sinn und ich erinnere mich an das, was ich gesagt. ‚Einfach perfekt.’ Das war es. Einfach perfekt. Er sieht mich abwartend an. Garantiert wartet er auf eine Erklärung oder zumindest eine Aussage meinerseits. Aber ich bin viel zu konfus, um etwas Gescheites sagen zu können. „Ich bin verlobt,“ sage ich und hoffe, er versteht, was ich eigentlich sagen will. Dass ich nicht weiß, wie es geschehen konnte, es aber nicht bereue, aber auch nicht beenden kann, so urplötzlich, ohne nachzudenken, dies aber muss. „Vergessen wir es einfach,“ schlägt er vor und klingt dabei viel zu sachlich. Sicher geht es ihm sehr nahe. Er verlässt das Schlafzimmer. Ich sehe ihm nach und ein innerer Drang bringt mich dazu, ihm nachzustürzen. „Niall!“, rufe ich und renne in ihn hinein, weil er im Wohnzimmer stehen geblieben ist. Ich sehe ihn verwirrt an, dann blicke ich auf und erstarre. Vor uns steht Elisa. „Hey, Schatz!“, lächelt diese und kommt zu mir, küsst mich kurz und blickt dann zu neugierig zu Niall: „Hattest du Besuch?“ Eigentlich ist es ziemlich offensichtlich, dass ich Besuch hatte. Dennoch nicke ich. Zum Glück habe ich mir im Laufen noch Shorts angezogen, sonst hätte ich ihr jetzt meine Nacktheit erklären müssen. „Wir waren auf einem Konzert,“ würgt Niall hervor und ich erzähle ihr, warum er hier geschlafen hat. „Schön,“ freut sich Elisa daraufhin nur und ich nicke und Niall nickt auch und meint dann: „Ich wollte gerade gehen.“ Und dann setzt er diesen Vorsatz in die Tat um und ich blicke auf die Eingangstüre, die sich laut krachend hinter ihm schließt. Elisa küsst mich wieder. Ich versuche, mich darauf zu konzentrieren, aber es geht nicht, weil ich plötzlich das Gefühl habe, etwas Wichtiges verloren zu haben. Und plötzlich fühlen sich ihre Küsse gar nicht mehr richtig an. Erschrocken darüber, stoße ich sie ein wenig grob vor mir. Sie sieht mich erschrocken an. „Was ist los?“ Ich sehe sie an und kann kaum glauben, was sich da in meinem Kopf für Gedanken abspielen. Aber plötzlich glaube ich zu wissen, warum mein Leben immer nur fast, aber nie ganz perfekt war. Einfach weil immer ein kleine Teil gefehlt hat. Ein kleiner, alles entscheidender Teil… „Elisa… ich hab dir doch gesagt, mein Leben sei fast perfekt,“ beginne ich leise. Sie nickt. „Und das stimmt auch. So, wie es jetzt war, war es einfach so gut wie perfekt. Aber es hat immer etwas gefehlt. Und ich dachte, ich könnte dieses bisschen ausfüllen, wenn ich dich nur heirate. Aber jetzt weiß ich, dass das nicht stimmt.“ Sie sieht mich an und hat sicher keine Ahnung, auf was ich hinaus will. „Jetzt glaube ich zu verstehen, dass mein Leben auch ohne Ehe perfekt sein kann.“ Ich sehe sie an und sie beginnt zu strahlen: „Du bist so süß.“ Ich schüttle den Kopf und plötzlich schießen mir Tränen in die Augen, weil mir klar wird, was ich gerade tue: „Nein, du verstehst nicht…“ „Warum denn nicht? Nicholas?!“ Ihre Stimme wird leicht panisch, hysterisch. „Es tut mir Leid, Elisa… aber… wenn ich mit dir zusammen bleibe, dann wird mein Leben… nie perfekt.“ Sie reißt die Augen auf. „Was?!“, kreischt sie. So habe ich sie noch nie erlebt. „Ich glaube,“ hauche ich leise und schlucke schwer, „ich glaube, ich bin schwul.“ Ihr klappt der Mund auf. Dann blickt sie zur Tür und die Erkenntnis trifft sie wie ein harter Schlag. Sie keucht auf. „Dieser kleine…“ „Er hat damit nichts zu tun. Er war nur der Auslöser… aber irgendwann hätte ich es sicher bemerkt!“ Ich sehe sie traurig an: „Es tut mir leid, Elisa. So leid…“ Sie schüttelt den Kopf: „Dann machst du Schluss? Vier Tage nach unserer Verlobung? Weil du plötzlich glaubst, schwul zu sein?“ „Nein.. weil ich es weiß.“ Ich sieht mich an, dann holt sie aus und gibt mir eine saftige Ohrfeige. „RAUS!“, brüllt sie und wehre mich nicht gegen den Rausschmiss. Am Montag mag ich gar nicht ins Büro. Wie soll ich Nicholas je wieder unter die Augen treten? Und wie soll ich diese Nacht einfach vergessen und so tun, als wäre nie etwas geschehen? Mit einem wahnsinnig schlechten Gefühl trete ich ins Büro und stelle erleichtert fest, dass er gerade mit einem Kunden beschäftigt ist. Also setzte ich mich an meinen PC und beginne mit der Arbeit und hoffe, dass ich ihm auch den Rest des Tages aus dem Weg gehen kann. Nur nicht mit ihm reden! Das würde alles nur noch schlimmer machen. Irgendwann ist das Kundengespräch beendet und Nicholas bringt den Kunden zur Tür, kommt dann leider direkt zu mir. Ich verkrampfe mich und tue so, als wäre ich wahnsinnig beschäftigt, was leider nicht stimmt. Eigentlich habe ich heute kaum was zu tun. Sinnlos klicke ich in den Programmen umher und warte angespannt, dass er etwas sagt oder weiter geht. „Kann ich dich kurz sprechen,“ bitte er nach einiger Zeit und winkt mich dann mit sich, in sein Büro. Obwohl wir keine Türe haben, die wir hinter uns schließen können, haben wir dort unsere Ruhe. Das passt mir aber nicht. Ich will lieber im Schutz der Öffentlichkeit bleiben. Er sieht mich lange an und ich versuche, seinen Blick zu ergründen. Es gelingt mir nicht. „Ich habe mit Elisa Schluss gemacht,“ erklärt er mir dann und ich reiße erschrocken die Augen auf. „Was?!“ Er lächelt zynisch. „Dummerweise habe ich gemerkt, dass mein Leben mit ihr nicht perfekt sein kann, weil schon eine Nacht mit dir perfekter war, als mein ganzes bisheriges Leben mit ihr.“ Ungläubig schüttle ich den Kopf. Träume ich immer noch? „Ich weiß, dass klingt lächerlich. Aber noch nie zuvor… hat es sich so richtig angefühlt. Flehend sieht er mich an und meint: „Niall… ich bitte dich… bleib bei mir!“ Ich muss auf seine Antwort warten. Offenbar weiß er gar nicht, was er dazu sagen soll. „So… plötzlich?“, fragt er dann unsicher und ich nicke. „Ich weiß, wie ungläubig ich klingen muss, und… und ich weiß auch, dass es keine Garantie gibt, dass es mit uns etwas wird. Aber ich muss es versucht haben!“ „Dann willst du wirklich mich?“, fragt er und ein leichtes Lächeln legt sich auf seine Züge. Ich nicke. „Ja. Ja, ich will dich.“ Zögerlich tritt er näher. Als er nah genug ist, packe ich seinen Arm und ziehe ihn zu mir. Endlich habe ich ihn wieder im Arm. Er schluchzt leise auf und meine Hand fährt sanft über seinen Rücken. „Warum weinst du denn jetzt?“, frage ich leise. „Weil ich es kaum glauben kann,“ nuschelt er zurück und ich lächle und küsse sein Haar. Nun beginne ich also ganz von vorne. Reset. Mein Leben auf Anfang. Ich kann gar nicht glauben, wie gut sich diese Tatsache anfühlt. Einfach richtig… einfach… perfekt. Einfach perfekt. Kapitel 2: Sweet Honey ---------------------- “Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst, Fettsack?”, rief Lukas, obwohl ich ihn gar nicht gestreift oder in irgendeiner anderen Weise behindert habe. Hauptsache er hatte mich angemotzt und beleidigt. Was anderes zählte ja nicht. Nun hatte er nämlich die Lacher seiner Clique – und die war nicht klein – auf seiner Seite und ich stand wieder einmal mehr da, wie ein Depp. Aber was ärgerte ich mich noch über ihn? Heute würde ich in eine andere Klasse kommen. Dann war ich ihn und seines besten Freund – oder auch Hofdiener – Bobby endlich los. Neues Jahr, neues Glück oder wie man so schön sagen kann. Nun hieß es aber erst Mal, ohne weitere Beleidigungen ins Schulgebäude zu kommen. Denn auch wenn ich in meiner neuen Klasse sicher vor ihnen war, so war ich hier draußen noch immer der Gefahr ausgesetzt, angepöbelt zu werden. Ich würde nicht sagen, dass Lukas oder Bobby mich mobben. Aber es reicht schon, dass ich zur allgemeinen Belustigung herhalten muss. Und dass ich wegen ihnen als Loser dastehe, den die ganze Schule belächelt. Und wenn ich sage ganze Schule, dann meine ich auch ganze Schule. Der Freundeskreis der Beiden ist nämlich ziemlich groß und umfasst Schüler fast aller Altersstufe – sogar der unteren, denn Lukas hat dort einen Bruder und hängt viel mit diesem ab. Auch in der Schule. Jedenfalls gibt es kaum einen Schüler, der irgendwie cool ist und gleichzeitig etwas mit mir zu tun hat. Halt, nein. Gelogen. Es gibt gar keinen Schüler, der etwas mit mir zu tun hat. Das ist wie in der Nahrungskette. Ich bin das unterste Glied. All die anderen Schüler, die irgendwie als ‚uncool’ gelten, sind noch über mir angeordnet, weil ich eben das Pech hatte, einige Jahre mit Lukas in einer Klasse zu sein. Wir haben schon gemeinsam die Mittlere Reife gemacht. Sicher wäre ich nicht so schlecht angesehen oder gar beliebt, hätte ich einfach eine andere Klasse erwischt. So aber findet mich einfach jeder scheiße! Nicht, dass ich je etwas getan hätte, was Lukas veranlasst hätte, mich nicht zu mögen. Nicht einmal das Argument, ich wäre ein Fettsacke, zieht wirklich. Denn auch wenn ich nicht gerade Idealmaße habe, bin ich noch lange nicht fett. Vielleicht bin ich nicht so durchtrainiert wie Lukas, aber das will ich auch gar nicht. Und seien wir ehrlich: Selbst wenn ich fett wäre, wäre das kein Grund, mich fertig zu machen! Wie zu Anfang schon einmal erwähnt, müsste ich mir jetzt gar keine Gedanken machen. Ich komme heute in eine neue Klasse, weil wir endlich getrennt werden. Ich mache mein Fachabitur und war bisher in einer gemischten Klasse- sprich technischer und sozialer Zweig. Jetzt in der zwölften Klasse werden die Zweige strikt getrennt. Und deshalb bin ich mit meinem sozialen Zweig nun in einer anderen Klasse, als Lukas und Bobby, die den technischen Zweig gewählt haben. Leider aber wird Tamina in meiner Klasse sein. Ihres Zeichens die Freundin von Lukas und folglich Staatsfeind Nummer Eins oder wie ich zu ihr sagen soll. Aber sie ist ja noch erträglich, solange nicht die Jungs in meiner Klasse sind. Wobei vielleicht auch Bobby noch erträglich gewesen wäre. Alleine ist der nicht so schlimm, wie mit Lukas zusammen. Im Übrigen heißt er nicht wirklich Bobby. Er heißt Bobbart… Ein total dämlicher Name. Keine Ahnung, wie man als Eltern auf so eine Scheiße kommen kann. Jedenfalls nennt ihn keiner so. Alle sagen nur Bobby. Dennoch frage ich mich, warum man sich nicht viel eher über ihn lustig macht, als über mich. Mit meinem Namen Jonathan bin ich doch nun wirklich gesegnet, im Gegensatz zu Bobbart. Ob der Name überhaupt legitim ist? Über meine Überlegungen bezüglich Bobbart, laufe ich fast an den Aushängen vorbei, auf denen unsere Namen und die dazugehörige Klasse stehen. Dabei wäre es ja gut zu wissen, in welches Klassenzimmer ich muss. Also kehre ich um und checke das ab. Dabei kann ich gleich nachschauen, wer außer Tamina und mir noch in der Klasse ist. Lustigerweise trifft mich da gleich der nächste Schlag: Neben mir ist nur ein weiterer Junge in der Klasse. Ich runzle die Stirn. Ich wusste, dass ich in meiner alten Klasse der einzige Kerl im sozialen Zweig war – aber ich ging davon aus, dass in der Parallelklasse auch noch Jungs diesen hatten. Offenbar aber nicht. Seltsam. Dabei waren in der letzten Zwölften so viele Jungs im sozialen Zweig. Nun habe ich also nur einen Kerl, mit dem ich mich gut stellen muss. Wenn der aber so dämlich ist wie Lukas und Bobbart – haha, der Name würde mich über den Tag erheitern -, dann würde ich mal wieder als der totale Außenseiter enden. Außer, ich würde mich wahnsinnig toll mit den Mädchen anfreunden. Als wenn das mit Tamina in der Klasse noch eine Option wäre. Meine Laune sinkt sofort. Dennoch eile ich jetzt fast ins Klassenzimmer. Über den Schock hinweg, habe ich gar nicht gemerkt, dass Lukas und Bobby sich von der Raucherecke entfernt haben, in der sie bis eben standen, und nun das Schulgebäude betreten. Lieber will ich weg, ehe ich noch einen Spruch gedrückt bekomme. Also mache ich mich drauf, das Klassenzimmer zu suchen und finde es. Leider bin ich nicht der erste und so schon gleich neugierigen Blicken ausgesetzt. Allen voran, den von Tamina. „Sieh an, wir haben den Fetti in unserer Klasse,“ lacht sie erheitert und ihre Freundinnen kichern im Chor. Wow, das war ja jetzt der Brüller des Jahrtausends… Missmutige lasse ich mich an einem Tisch nieder, der möglichst weit entfernt von den Tischen steht, die Tamina und ihre Gefolginnen belagert haben. Muss ja nicht sein, dass ich selbst im Unterricht nicht sicher vor ihnen bin. Nun starre ich aus dem Fenster, beobachte, wie die Schuler hastig von den Parkplätzen und Bushaltestellen ins Schulgebäude eilen, vor der äußerlichen Kälte fliehen, die jetzt im September schon Einzug gehalten hat. Wie gerne wäre ich einer von ihnen. Dessen größte Sorge es ist, pünktlich vor dem Lehrer im Klassenzimmer zu sein, ehe man schon am ersten Tag negativ auffällt. Oder deren größte Angst darin besteht, einen guten Platz im Klassenzimmer zu ergattern. Sie können sich alle gar nicht vorstellen, wie es ist, zittern zu müssen, dass man das Jahr ohne schwerwiegende seelische Schäden übersteht. Nicht, dass mich die Beleidigungen und Beschimpfen noch wirklich beeindrucken würden. Oder mir gar nahe gehen würden. Ich hätte nur auch gerne mal jemand, der mir wohlgesinnt ist. Einen Freund, der nett zu mir ist, wenn alle anderen mich ignorieren oder beleidigen. Ich möchte einfach einmal dazugehören. Dabei ist es mir ganz egal, wo ich dazugehöre. Hauptsache, ich gehöre überhaupt irgendwo hin. Habe überhaupt eine Bezugsperson, mit der ich lachen und Spaß haben kann, dem ich aber auch mal meine Sorgen erzählen kann. Nun noch deprimierter, wende ich mich vom Fenster ab und starre vor an die Tafel. Allerdings bleibt mein Blick nicht lange dort hängen, denn kurz darauf tritt dieser ominöse Kerl in den Raum, der neben mir als einziger Junge noch in der Klasse ist. Ich hab gar nicht nachgesehen, wie er heißt. Im Nachhinein eigentlich eine der wichtigsten Informationen. Jetzt tritt er jedenfalls ein und ich bin mir nun absolut sicher, ihn nicht zu kennen. Nicht mal vom sehen. Denn jemand wie er wäre mir sicher im Gedächtnis geblieben, so wie er herumläuft. Einer dieser Emos. Ich kann den Trend nicht wirklich nachvollziehen. Ich höre eigentlich lieber HipHop. Nicht, dass ich ein extremer HipHop-Fan wäre, der mit Baggypants und Cappy und XXL-Shirt durch die Gegend läuft und ständig ‚Yo Alter’ sagt. Ich höre auch eher die softe Art des HipHop, keine Texte, in dem andere gedisst werden oder die frauenfeindlich sind. Aber jedenfalls ist das nicht meine Richtung. Weder musikalisch, noch modisch. Ihm steht es interessanter Weise aber. Könnte aber auch an seinem Gesicht liegen. Er hat ein hübsches Gesicht. Mit männlichen Zügen, aber dennoch irgendwie weich. Klingt widersprüchlich, ist es aber nicht. Er sieht schon ganz attraktiv aus. Und genau das findet wohl auch Tamina. Denn trotz der Tatsache, dass sie mit Lukas zusammen ist, streckt sie ihm sogleich ihre Händen mit den künstlichen krallenartig langen Fingernägeln entgegen und zwinkert ihm zu, während sie schmachtet: „Ich bin Tamina. Und du?“ Ich sehe genau, dass er zögert – was mich grinsen lässt -, ehe er ihre Hand ergreift, seinen Namen nuschelt und weitergeht. Überraschenderweise steuert er genau auf mich zu. Nicht nur das. Er kommt zu mir, schmeißt seine Tasche auf meinen Tisch und belagert den Platz neben mir. Ich ziehe die Brauen hoch, während er mich freundlich anlächelt und meint: „Ich bin Yannek. Und du bist…?“ „Johnny,“ nuschle ich leise und bin noch immer verstört. Was ist los mit ihm? Will er sich freiwillig zum Gespött der Schule machen, in dem er neben mir Platz nimmt? Oder hat er gar keine Ahnung, wer ich bin? Vielleicht sollte ich ihn warnen. ‚Setz dich nicht neben mich! Bloß nicht. Das könnte dein ganzes Leben zerstören!’ Statt etwas zu sagen, starre ich ihn nur weiter ungläubig an, was ihn gar nicht zu beirren scheint, denn er plappert weiterhin fröhlich drauf los: „Ist echt krass, dass wir die einzigen Kerle in der Klasse sind! So viele Weiber – das gibt garantiert Zickenterror ohne Ende!“ Ich nicke nur. Ich weiß gar nicht, was sagen. Das ist das erste Mal seit drei Jahren, dass jemand in der Schule mit mir Smalltalk betreibt. Und so blöd das auch klingen mag: Ich habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten, was ich sagen soll. So sehr er sich darüber beschwert, so wenig scheint es ihn zu stören. Er grinst nur weiterhin. Keine Ahnung, was mit ihm los ist! Vielleicht hat er Drogen genommen. Obwohl er nicht so aussieht. Andererseits habe ich noch nie jemanden gesehen, der auf Drogen war, also kann ich das eigentlich gar nicht beurteilen. Über meine Gedanken hinweg, habe ich leider vergessen zu antworten. Das fällt nun auch ihm auf, denn er meint: „Was ist los mit dir?“ Irgendwie wird mir die Situation sofort unangenehm. Nun bin ich in der Bedrängnis, etwas zu erwidern und ich fürchte, er hält mich jetzt schon für einen Trottel, egal, was ich jetzt zu meiner Verteidigung zu sagen haben. Und zu eben jener fällt mir auch gar nichts Gutes ein. Ich stammle nur ein: „Du… setzt dich… einfach… neben mich?“ Im Nachhinein gesehen wirklich keine glücklich Wortwahl. Aber leider ist es nun mal genau das, was mich überrascht hat, auch wenn er es jetzt ziemlich falsch auffasst. Er mustert mich nämlich nun, dann verzieht er das Gesicht in einer Mischung aus Enttäusch, Missfallen und… keine Ahnung, was allem noch. Vielleicht ist da sogar ein kleiner Funke von Verletztheit, der kurz aufflackert. Jedenfalls steht er auf, packt seine Tasche und ist im Begriff, sich woanders hinzusetzten, mit den Worten: „Wenn’s dich stört.“ Wie gesagt: Er hat es vollkommen falsch aufgefasst. In meiner Panik, dass ich ihn vergrault haben könnte, weiß ich mir nicht anders zu helfen, als sein Handgelenk zu packen und dabei ein erschrockenes „Nein!“ auszurufen. Er hält inne und blickt mich erwartungsvoll an. „So meinte ich das nicht,“ erkläre ich mich hastig, „Du kannst sehr gerne hier bleiben!“ Ich sehe ihn fast flehend an. Vielleicht ist das der Grund, warum er sich wieder neben mir nieder lässt. Zufrieden sieht er allerdings immer noch nicht aus, was mich zu einer ausführlicheren Erklärung nötigt: „Ich will nur nicht, dass es deinem Ruf schadet…“, kläre ich ihn auf und er mustert mich noch einmal genauestens, ehe er grinst und meint: „Glaub mir… dem kann man gar nicht mehr schaden.“ Bereits in der ersten Pause bin ich mir sicher, dass dieses Schuljahr das Beste meines Lebens wird. Einfach, weil Yannek bei mir ist. Es ist nämlich sehr angenehm, neben ihm zu sitzen. Er redet gerne und viel und stört sich nicht daran, dass ich gar nicht so viel sage, sondern lieber zuhöre. Er machte Witze, die tatsächlich witzig sind, ohne dass sie irgendwen verletzen. Und wenn er mich doch mal auf den Arm nimmt, dann aus Spaß und nicht, um mich zu ärgern. All das weiß ich bereits nach zwei Stunden, denn er ist ein sehr offener Mensch, der sich verhält, als würden wir uns schon ewig kennen. Was das Ganze irgendwie leicht macht. Dadurch, dass er mir das Gefühl gibt, wir wären jetzt schon Freunde, komme ich leichter aus mir heraus. Deswegen ist die Pause auch endlich mal angenehm. Denn jetzt sitze ich neben Yannek in der Aula und die schöne Stimmung ist weiterhin erhalten. Zumindest bis zu dem Augenblick, in dem Lukas und Bobby unsere traute Ruhe stören: „Sieh an, Johnny! Du hast ja einen Freund gefunden!“ Bobby lacht, während Lukas mich gespielt erschüttert ansieht und dann abfällig meint: „Aber passt ja. Der Fettsack und die Schwuchtel. Was für ein süßes Pärchen. Zwei Loser auf einen Haufen!“ Leider weiß ich mal wieder nichts darauf zu sagen, dabei würde ich gerne irgendwie zurückschlagen. Dafür habe ich aber Yannek, der nun meint: „Verpiss dich!“ „Sonst was?!“, entgegnet Bobbart und grinst belustigt. Yannek erwidert nichts, sieht ihn nur hasserfüllt an. „Komm… lassen wir sie in Ruhe flirten,“ meint dann aber Lukas. Auch nur, weil er gerade Tamina gesehen und jetzt zu ihr eilt, um ihr seine Zunge in den Hals zu stecken, aber wenigstens ist er weg. „Wie ich ihn hasse,“ meint Yannek genervt und ich sehe ihn erstaunt an: „Du kennst ihn?“ Er lächelt freudlos: „Er nervt mich jetzt schon ein Jahr…“ Theatralisch verdreht er die Augen und bringt mich zum grinsen. „Warum nennt er dich Fettsack?“, fragt er mich dann und mein Grinsen stirbt abrupt ab. „Weil ich fett bin,“ erwidere ich dann traurig und er Yannek schüttelt sofort heftigste den Kopf. „Gar nicht! Du bist vielleicht nicht gertenschlank, aber sicher nicht fett.“ Er deutet auf einen Jungen am Pausenverkauf, der sich einen Donut in den Mund schiebt und dabei selbst wie einer aussieht. Mit seinen Wurstfingern und dem Doppelkinn und der riesigen Wampe statt eines Bauches. „Der ist fett,“ klärt mich Yannek auf und ich muss grinsen. Eigentlich böse von mir, wo ich doch wegen der gleichen Sache ausgelacht werde. Aber mein Gott… Der Junge sieht auch nicht so aus, als ob er nicht einen ordentlichen Teil dazu beitragen würde, dass er aussieht, wie er nun mal aussieht. Was Yannek damit aber sagen wollte ist, dass ich wirklich nicht gerade dick bin. Und das ist wirklich lieb von ihm. Ich gehe also nicht weiter darauf ein, sondern tue so, als hätte er absolut Recht. Auch, wenn ich noch immer meine Zweifle habe, ob ich nicht zumindest an meiner Körpermitte noch ein wenig abnehmen könnte. „Und warum nennt Lukas dich Schwuchtel?“, frage ich also, weil ich es nur schön finde, wenn ich auch interessiert nachfrage – wo er es doch auch gemacht hat. „Weil ich schwul bin,“ entgegnet Yannek daraufhin und ich sehe ihn aus großen Augen an. „Echt?“, keuche ich überrascht und er nickt und sieht mich prüfend an: „Stört dich das?“ Hastig schüttle ich den Kopf. Es stört mich auch wirklich nicht. Es hat mich nur gerade sehr überrascht. Irgendwie wird er aber plötzlich komisch. Er sieht mich noch einmal musternd an, dann blickt er verlegen zu Boden. Erst denke ich, er glaubt mir nicht. Dann denke ich, dass ihm das Ganze unangenehm ist. Dann aber erkenne ich, warum er all das tut, denn er fragt plötzlich: „Und du? Stehst du auf Frauen?“ Ich kann nicht umhin, dass mein Herz zu rasen anfängt, als er das fragt. Will er das jetzt aus Neugierde wissen, oder weil… er sich vielleicht Hoffnungen machen kann? Schnell verwerfe ich den Gedanken, der so absurd klingt. Als wenn er mich haben wollte. „Nein,“ antworte ich aber und beobachte jede Reaktion in seinem Gesicht, „Ich glaube nicht.“ Im nächsten Moment blickt er vom Boden auf und mir direkt in die Augen und ich bemerke, dass seine Augen eine tiefblaue Farbe haben. „Du glaubst also nicht,“ stellt er fest und ganz flüchtig nur lächelt er, ehe er so schnell wieder das Thema wechselt, dass ich gar nicht merke, dass er plötzlich von was anderem redet. Aus dem Verhalten soll man schlau werden… Es überrascht mich selbst, dass ich gerne in die Schule gehe, seit Yannek neben mir sitzt. Plötzlich kommt es mir gar nicht mehr schlimm vor, am morgen aus meinem warmen kuscheligen Bett zu hüpfen und mich für den Tag zu Recht zu machen. Im Gegenteil. Seit Yannek bei uns ist, überlege ich mir sogar genau, was ich anziehe, um auch eine gute Figur zu machen. Und wenn ich das so sage, meine ich es auch so. Ich möchte nämlich schlank und ansehnlich wirken. Also wähle ich viele schwarze Oberteile, was Yannek schon wieder gefällt, einfach weil es die Farbe Schwarz ist. Mit ihm ist der Tag irgendwie entspannter. Der Unterricht ist fast schon interessant, weil wir Beide gut mitkommen und deswegen auch gut über den Stoff reden können. Nicht, dass wir nicht auch genug außerschulische Gesprächsthemen hätten. Nachdem ich nun langsam auftaue, unterhalten wir uns über Musik, Filme, über unsere Zukunftspläne und all den sonstigen Kram, über den man halt so redet. Nur ein Thema meiden wir irgendwie. Und das ist das Thema Liebe und alles, was damit zu tun hat. Ich weiß nicht, ob ich Yannek einfach fragen kann, ob ihm der und der Junge gefällt, der an uns vorüber geht. Und er fragt auch nie nach einem Mädchen in meinem Leben. Aber auch ohne dies, ist es ganz schön. Und nach und nach merke ich, dass es gar nicht so das Drumherum ist, dass ich als angenehm empfindet. Es ist mehr die reine Anwesenheit Yanneks. Dieses Gefühl, dass man sofort gute Laune hat, wenn der andere in der Nähe ist. Könnte daran liegen, dass er der erste Mensch seit langem ist, dem ich wirklich wieder vertraue. Ich muss bei ihm keine Angst haben, dass er mich auslachen könnte. Er hat eine wunderbar angenehme Art an sich, die ich sehr zu schätzen weiß. Aber auch Yannek hat seine Fehlerchen. Oder eher ein Fehlerchen: Seine Streitlust. Nicht mit mir, sondern mit Lukas und Bobby. Wann immer wir ihnen begegnen und sie etwas sagen, geht er darauf ein und streitet mit ihnen oder gibt sonst wie Konter. Nicht, dass ich das schlecht finde. Im Gegenteil. Eigentlich wünschte ich, ich würde selbst so drauf sein. Aber andererseits habe ich jedes Mal Angst, wir kriegen eine aufs Maul, nur weil Yannek sein eben solches nicht halten kann. Oft packe ich ihn dann am Arm und ziehe ihn Weg, ehe die Sache eskalieren kann. Dann murrt er zwar, dass ich dem Problem nicht immer aus dem Weg gehen soll, aber wirklich böse ist er mir deswegen nicht. Sicher weiß er selbst, dass es manchmal besser ist, ehe alles aus dem Ruder läuft. Aber wie es im Leben halt nun mal so ist, ist nichts von Dauer und kann nichts ewig zu weiter laufen. Und so kommt es zu dem einen Tag, an dem eben etwas schief geht: „Was ziehst du so ein Gesicht?“, will Yannek wissen, während wir uns umziehen. Wir haben Sport und sind noch die Einzigen in der Umkleide. Ich glaube, seinen Blick auf mir zu spüren, als ich mich meines Oberteil entledige, kann mir aber nicht wirklich vorstellen, dass Yannek etwas an mir ansehnlich finden könnte. „Wir haben Sport. Spricht das nicht für sich?“, murmle ich. In den vier Wochen, in denen wir nun schon in einer Klasse sind, sollte er eigentlich gemerkt haben, dass ich Sport hasse wie die Pest. „Wird schon werden. Volleyball ist doch nicht so wild,“ winkt er ab und grinst mich an. Eigentlich sollte es mich nerven. Das er immer so positiv von allem spricht und ständig grinst oder lächelt. Aber das tut es nicht. Im Gegenteil. Irgendwie finde ich es sogar putzig. Ich werfe ihm einen Blick zu, als er sich nun ebenfalls von seinem Pulli befreit. Yannek ist ziemlich dünn und hat ungefähr die Figur, die ich gerne hätte, auch wenn er von sich selbst meint, zu dünn zu sein. Das finde ich aber nicht. Ich finde, er ist gerade richtig proportioniert und folglich ziemlich attraktiv. Aber da jeder eine subjektive Meinung hat, glaubt er mir das nicht wirklich, wenn ich es ihm beteure. Nicht, dass ich so sehr darauf eingehen würde. Ich möchte nicht, dass er noch denkt, ich würde auf ihn stehen. Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich in letzter Zeit oft frage, ob wie es wohl so ist, mit einem Jungen zusammen zu sein. Wenn ich in der Aula oder im Bus oder sonst wo ein Pärchen sehe, dann wünsche ich mir oft nichts mehr, als auch endlich mal jemanden zu haben. Und keine Ahnung, ob es daran liegt, dass Yannek schwul ist und ich deshalb überhaupt solche Gedanken habe, oder ob ein kleiner Teil in mir die Tatsache tatsächlich erwägt, aber ich stelle mir manchmal sogar vor, wie es wäre, wenn Yannek und ich zusammen wären. Als er fertig ist, verlassen wir die Umkleide und begeben uns in die Halle. Noch sind wir alleine, aber nach und nach stoßen auch die anderen Schüler dazu. Dann beginnen zwei Stunden Quälerei vom Feinsten. Wie ich Sport hasse! Und dabei hat Yannek Recht: Volleyball ist eigentlich gar nicht so wild. Aber dennoch schaffe ich es, mich zu blamieren, in dem ich den Ball mit einer Sicherheit von 100 Prozent nicht treffe und sogar den Aufschlag versaue. Die Meisten lachen und Yannek sieht diese dann wütend an, was wirklich lieb von ihm ist. „Überanstreng dich nicht Johnny,“ ruft mir Lukas zu, als ich wieder mit dem Aufschlag dran bin. Ich sage nichts, aber Yannek entgegnet frech: „Sagt der Richtige. Mit deiner Raucherlunge pfeifst du doch selbst aus dem letzten Loch!“ Zum Glück ist der Lehrer da, so dass das Ganze nicht ausarten kann. Dennoch könnte der Blick, welchen Lukas uns nun schenkt, jemanden töten. Vor allem, weil nun tatsächlich die Lacher der Anderen auf unserer Seite sind. Nach dem Sport lassen wir uns Recht viel Zeit, ehe wir langsam in die Umkleide schlendern. Es ist mir unangenehm, mich vor so vielen halbnackt zu zeigen, wenn mich eh alle als zu fett abstempeln. Und viele haben ein Problem damit, sich halbnackt vor Yannek zu sagen, wo er doch die Schwuchtel vom Dienst ist. Also bleiben wir länger als nötig in der Halle, ehe wir langsam in die Umkleide treten. „Da ist ja unser Spaßvogel,“ meint Lukas, kaum öffnen wir die Türe und ehe ich mich versehe, hat er Yannek gepackt und gegen die Wand gedrückt. Erschrocken sehe ich die Beiden an, während besagter Emo keine Miene verzieht. „Du hältst dich wohl für ganz witzig, was?“, knurrt Lukas gefährlich und sieht auch genau so aus. Wahnsinnig gefährlich. „Was? Andere niedermachen und selbst keinen Spaß vertragen, oder wie?“, entgegnet Yannek nur frech und stöhnt im nächsten Moment schmerzvoll auf, weil Lukas seinen Griff verstärkt. Ich beiße mir auf die Lippen und bin mir nicht sicher, wie bedrohlich ich die Situation einzuschätzen habe und ob es nötig ist, einzugreifen. Und das, obwohl bereits jetzt sämtliche Alarmglocken in meinen Ohren schrillen. „Pass bloß auf, sonst könnte es übel für dich enden, Schwuchtel.“ „Lieber ne Schwuchtel, als ein Idiot,“ kontert Yannek nur und in dem Moment weiß ich, dass Lukas zuschlagen wird. Nicht nur, weil er die Faust anhebt, sondern auch wegen seines irren Blicks, der ganz auf Gewalt aus ist. Ehe sich irgendwer anders rühren kann, bin ich vorgeprescht und halte Lukas Arm fest, ziehe ihn irgendwie zurück und reiße ihn damit von Yannek los. Sowohl dieser, als auch Lukas, sehen mich irritiert an. „Sieht an… Beschützt du deinen Schatzi?“, fragt Letzter belustigt und sieht hämisch zu uns. Ich stelle mich tatsächlich schützend vor Yannek. Er ist viel zu schmal und zierlich, um sich gegen Lukas zur Wehr setzten zu können. Ich mit meiner Statur hingegen kann es eher mit Lukas und notfalls auch mit unserem lieben Bobbart aufnehmen. „Sieht so aus, was?“, entgegne ich und fühle ich mich zum ersten Mal stark und mutig. Muss an Yannek liegen. Daran, dass ich alles Schlechte von ihm abwenden will. Lukas sieht mich vernichtend an. Dann winkt er seine Freunde mit sich und sie verlassen die Umkleide, lassen uns alleine zurück. „Danke,“ meint Yannek neben mir leise. „Du… Du bist unmöglich!“, bricht es aus mir heraus und er zuckt zusammen und sieht mich leidend an. „Kannst du nicht ruhig sein, wenn du dich schon in solch einer Situation befindest? Musst du denn unbedingt noch eines nachsetzen, ganz egal, ob er dir dann eine auf die Fresse haut oder nicht?“ „Ich kann mir ja nicht alles Gefallen lassen,“ entgegnet er nun aufgebracht und ich schüttle den Kopf: „Man, Yannek! Ich bin doch nicht immer da, um dir zu helfen! Was, wenn er dich mal alleine erwischt. Dann… prügelt er dich doch halb tot!“ „Ich kann auch gut auf mich alleine aufpassen, Johnny,“ faucht er nur und stopft seine Klamotten mürrisch in seine Tasche. Er sieht mich nochmals wütend an, ehe er wirklich Anstalten macht, die Umkleide zu verlassen. Ich packe ihn am Arm und halte ihn davon ab. „Ich will doch nur nicht, dass dir etwas passiert,“ erkläre ich mich und er sieht mich an. Plötzlich wirkt er irgendwie zerbrechlich. So klein und schmal, wie er da neben mir steht und zu mir hochblickt, weil er doch ein wenig kleiner ist, als ich. „Ich weiß,“ murmelt er, „Ich weiß ja.“ Sanft löse ich meinen festen Griff von seinem Handgelenk und gleite mit meiner Hand tiefer, umfasse vorsichtig seine Hand. „Versprich mir, dass du es nicht mehr so übertreibst,“ bitte ich ihn. Er nickt. „Versprochen,“ haucht er leise und starrt auf unsere Hände. Zufrieden grinse ich und meine dann: „Dabei hatte es ja sogar war Gutes. Ich hab mich ihm endlich mal widersetzt.“ Nun muss auch er kurz lächeln. Er hebt den Blick, sieht mich an. „Das war mein Plan,“ meint er und ich muss kichern. „Natürlich,“ entgegne ich und plötzlich hat die Situation etwas sehr vertrautes, intimes. Ganz vorsichtig beuge ich mich zu ihm hinunter. Nun sind unsere Gesichter nur noch eine Handbreite von einander entfernt. Unsicher blicke ich ihm in die Augen, finde in diesen aber kein Anzeichen von Abneigung. Im Gegenteil. Er sieht mich auffordernd an und seine Lippen öffnen sich minimal. Ganz sanft lege ich die meine auf diese und verfestige den bisher lockeren Griff um seine Hand. Sofort setzt es ein, dieses unglaubliche Kribbeln, überall in meinem Körper. Um noch viel mehr davon zu bekommen, schließe ich meine Arme um seinen Körper, ziehe ihn näher. Ich hätte nie gedacht, dass er sich so gut anfühlen würde, so gut schmecken würde. Aber er fühlt sich unglaublich berauschend an. Unglaublich süß. Wie purer Honig. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen wir uns atemlos voneinander und sehen uns an. Ich möchte etwas sagen, weiß aber nicht was. Ich habe das Gefühl, Worte sind völlig unnötig, andererseits sind sie noch nie nötiger gewesen. „Was war das?“, flüstert Yannek nun leise. „Ich würde fast sagen, dass war ein Kuss,“ murmle ich zurück. Er lächelt. „Und womit hab ich den verdient?“, fragt er leise. „Weil du so süß bist,“ erkläre ich ihm. Er lächelt. „Du bist auch süß,“ entgegnet er. Ich grinse und beuge mich vor, ihn noch mal zu küssen, stoppe aber kurz vor seinen Lippen. „Ist es denn okay?“, frage ich unsicher nach, „Willst du mich denn?“ Er sieht mich belustigt an. „Ist das dein Ernst?“, fragt er zurück und überwindet den letzten Abstand, um mich zu küssen. Fordernd schlingen sich seine Arme um meinen Hals und ich schlinge die meinen um seine Hüften, presse ihn an mich. Das Gefühl, auf Wolken zu schweben, Schmetterlinge im Bauch zu haben, breitet sich schlagartig wieder in mir aus. Ich wickle eine von Yanneks langen schwarzen Ponyfransen um meinen Finger, während ich sein Gesicht förmlich anstarre. Über ihn gebeugt, habe ich dazu nämlich die besten Vorraussetzungen. „Aufgeben, kapitulieren?“, fragt er und ich überlege kurz, ehe ich meine: „To give in oder… to yield?“ „Mhm…“, murmelt er und seine Augen schweben kurz über das Blatt Englischvokabeln, dass wir eigentlich üben wollen. Eigentlich. Obwohl ich noch mitmache, finde ich ihn viel interessanter. Ich beuge mich über ihn und küsse seine Wange. Er lächelt. Ich fühle es mehr unter meinen Lippen, als dass ich es sehe. „Erobern?“, fragt er weiter und ich nuschle ein ‚to conquer’ in sein Ohr. Zufrieden stelle ich fest, wie er erschaudert. „Unterzeichnen?“ Er sieht mich an und seine Stimme bebt. Ich fange den Blick seiner tollen Augen auf. Ich könnte ewig darin versinken. Ob es ihm mit meinen genauso geht? Wo meine doch von einer langeiligen braunen Farbe sind… „To sign,“ murmle ich und beuge mich wieder vor, diesmal, um seine Lippen zu küssen. „Einen Krieg führen…“, nuschelt er mir entgegen und die herrlichen Bewegungen seiner Lippen bescheren mir eine Gänsehaut. „…wage a war…“, murmle ich nun ebenfalls gegen seine Lippen und er lächelt wieder. Ich küsse seine Mundwinkel. Ich höre, wie er das Englischblatt weglegt. Es knistert, ehe es auf der Matratze oder dem Boden oder sonst wo aufkommt. Seine Hände finden meine Arme und er umschließt diese, seufzt zufrieden auf. Sanft mache ich weiter, küsse mich an seinem Hals entlang, bis zu seinem Kehlkopf. Ich fühle seinen Atem an meiner Wange entlang streifen, höre sein Keuchen nahe meinem Ohr. All das macht mich schon wahnsinnig. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es erst sein wird, mit ihm zu schlafen, wenn mich solche Kleinigkeiten schon so benebeln. Das haben wir nämlich noch nicht gemacht. Miteinander geschlafen. Obwohl wir nun schon fast zwei Wochen zusammen sind. Noch sind wir in der Phase, in der uns solche kleinen Berührungen ausreichen. Wobei.. Wo er so verführerisch unter mir liegt und solch betörende Töne von sich gibt, kann ich mich kaum noch unter Kontrolle halten. Fordernd sauge ich an seinem Hals. Ich hatte bisher noch nie eine Freundin. Und schon gar keinen Freund. Nun habe ich plötzlich Yannek und es ist schöner, als ich es mir je erträumt hätte. Überraschender Weise hat jener mir erklärt, dass er auch nie eine wirkliche Beziehung hatte und schon gar keinen Sex. Das bedeutet, dass wir es in der Tat alles ganz langsam angehen lassen können. Die erste große Liebe… Ich verschränke unsere Finger miteinander. „Herrschaft,“ fragt er leise, während meine Finger sanft an seiner Seite auf und ab streichen. „Reign… oder so…“ Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, aber ich lege ihm einen Finger auf den Mund. „Pscht,“ mache ich, „Kein Wort mehr von Englisch.“ Er grinst und ich liebkose seine Lippen wieder mit meinen. Nicht nur diese. Ich wandere erneut über seinen Hals, bis zu seinen Schlüsselbeinen, an denen ich mich ausgiebig auf und ab küsse. Meine Hände fahren noch immer an seiner Seite auf und ab. Irgendwann bin ich so mutig, einen Schritt weiter zu gehen. Ein wenig unsicher schiebe ich sein T-Shirt hoch und setze meine Lippen an seinem Brustbein an. Ein wenig krallen sich meine Hände in seine Haut, als ich ihn an dieser Stelle küsse und weiter zur Seite wandere, bis ich bei einer seiner Brustwarzen angekommen bin. Ich entlocke ihm ein liebliches Geräusch, als ich diese küsse und sanft darüber lecke. „Sag ja nicht, dass gefällt dir,“ meine ich belustigt und er schnaubt. „Idiot.“ Ich grinse und mache weiter. Ich lasse mir alle Zeit der Welt, jeden einzelnen Zentimeter seines Oberkörpers genauestens mit dem Mund und auch mit den Händen zu erforschen. Denn eben jene streichen nun sanft über seine Brust, bis zu seinem Hosenbund. An diesem stoppe ich und sehe fragend zu Yannek. Dieser reckt mir seinen Hals entgegen und ich komme der Bitte nach und rutsche wieder hoch zu ihm, küsse ihn. Es wird ein langer und ausdauernder Kuss und meine Zunge drängt sich sanft in seinem Mund. Ich bebe, als sie auf seine trifft und zu einem kleinen Spielchen herausgefordert wird, dass mich all meine Beherrschung kostet, dass ich nicht alleine davon schon den Verstand verliere. Noch schlimmer wird es, als Leben in seine Hände kommt. Offenbar habe ich ihm zu viel an und seine Finger umschließen mein Shirt, wollen es mir über den Kopf ziehen. Unsicher rucke ich von ihm weg, ehe er es mir ganz ausziehen kann. „Was ist? Zu schnell?“, fragt er unsicher. Ich schüttle den Kopf. „Es ist nur…“ Ich blicke an mir herunter… Was, wenn er mich nicht attraktiv findet? Er scheint meine Gedanken lesen zu können, denn er meint: „Du bist ja so doof… weißt du eigentlich, wie heiß ich dich finde?“ Ungläubig sehe ich ihn an, während er mir das Shirt nun doch auszieht und dann erfreut über meine Brust und meinen Bauch streicht, ehe er sich selbst ebenfall ganz von seinem Oberteil befreit. Ich bin noch immer skeptisch, verdränge die negativen Gedanken dann aber, als er mich zu sich zeiht und meine nackte Haut auf die seine trifft. Seine Arme umschlingen meinen Nacken, ziehen mich noch viel, viel näher und ich bekomme eine wahnsinnige Gänsehaut, überall an meinem Körper. Wieder einer dieser langen Küsse, die mir alle Sinne vernebeln. Und dann Yanneks Finger, die den Knopf meiner Jeans öffnen. Um ihn nicht all die Arbeit alleine machen zu lassen, befreie ich mich von der Jeans und widme mich dann der seinen, öffne den ersten Knopf und auch vorsichtig den Reißverschluss. Erst jetzt merke ich so richtig, wie erregt er ist – und wie erregt ich bin. Als ich mich wieder über ihn beuge, spüre ich sein Glied durch den Stoff unserer Shorts an meinem reiben. Ihm scheint das zu gefallen, denn er hebt die Hüften ein wenig, um das Ganze voll auszukosten. Ich stöhne leise auf. Ganz langsam streiche ich von seinem Knie aus nach oben, über seinen Unterschenkel, bis zu der Beule in seinen Shorts. Er stöhnt auf, als ich diese erreiche und hauchzart darüber streiche. Ich bin unsicher, was tun. Klar… es ist nichts anders, als mir selbst einen runterzuholen. Aber ich weiß ja nicht genau, wie Yannek es mag und ich will nichts falsch machen. Unsicher, aber dennoch wild entschlossen, ihn zu berühren, bis er den Verstand verliert, lasse ich meine Hand in seinen Shorts verschwinden. Er keucht und meine Finger zittern, als sie sich um sein Glied schließen. „Johnny,“ keucht er leise und ich grinse und beginne, ganz langsam an seinem Schaft auf und ab zu fahren. Eine ganze Weile erträgt er es schweigend, dann zupft er an meinen Shorts und ich ziehe diese aus, befreie auch ihn von seinen. Nun sind wir also nackt. Ich wende mich wieder seinem Schwanz zu und versuche, meinen Rhythmus von eben wieder zu finden, werde aber plötzlich abgelenkt, als sich Yanneks Hand um meinen Penis liegt. Ich spüre, wie seine Fingerspitzen meine Hoden sanft kraulen, ehe er beginnt, mich ebenfalls zu liebkosen. Um ihm noch süßere Gefühle zu bescheren, beginne ich, seine Lusttropfen auf seiner Eichel zu verteilen. Er keucht auf und hebt mir seine Hüften wieder entgegen und ich kann halte inne, klettere ganz über ihn und beuge mich wieder vor, ihn zu küssen. Seine Erregung streift meine und diesmal ist da kein störender Stoff dazwischen. Ich kann die Berührung voll und ganz auskosten. „Mehr?“, frage ich ihn leise und zögerlich nickt er. Wie gut, dass ich letzten Freitag in der Drogerie war und besorgt habe, was man in diesem Fall so braucht. Meine Finger sind so zittrig, dass ich fast die Tube Gleitgel nicht aufbekomme. Letztlich schaffe ich es aber und lasse vorsichtig einen Klecks auf meine Finger laufen. Fragend sehe ich zu Yannek, denn so ganz komme ich damit nicht so klar… Soll ich ihm jetzt einfach meinen Finger reinstecken. Er nickt mir nur ermutigend zu und ich probiere es, beschmiere seinen Eingang ein wenig und schiebe meinen Zeigefinger langsam und vorsichtig hinein. Er keucht auf und sein Gesicht sieht nicht unbedingt begeistert aus. Als ich meinen Finger zurückziehen möchte, murmelt er aber leise: „Mach weiter.“ Also bewege ich meinen Finger, schiebe irgendwann sogar noch einen zweiten hinein, und auch noch einen dritten, ehe er letztlich nickt und mir somit zu verstehen gibt, dass es wohl okay ist, wenn ich weitermache. Das Kondom ist noch viel schlimmer, als die Tube Gleitgel. Ich bin so aufgeregt, dass es mir letztlich aus der Hand fällt und unter dem Bett landet. Yanneks Arme schlingen sich um mich und ziehen mich näher: „Alles gut,“ flüstert er gegen meine Lippen, ehe er mich sanft küsst, „Mach dir keine Gedanken.“ Dann beschließen wir, dass wir das Kondom nicht brauche. Es ist unser beider erstes Mal. Woher sollten wir Geschlechtskrankheiten oder all so was haben? Und schwanger werden kann er ja auch nicht wirklich. Also setzte ich ein wenig unsicher an und dränge mich dann langsam in ihn. Er stöhnt laut auf und ich zucke zusammen. „Tu ich dir weh?“, frage ich fast panisch und er nickt und schüttelt zugleich den Kopf. „Es ist… mach einfach weiter…“ Ich komme seiner Aufforderung nach, dränge mich tiefer in ihn. Kaum zu glauben, wie heiß und eng es in ihm ist. So heiß und eng, dass ich erst Mal inne halten muss, um nicht gleich zu kommen. Ich gebe ihm Zeit, sich an den Umstand gewöhnen – und genau genommen gebe ich die Zeit auch mir. Erst dann beginne ich, mich in langsamen Stößen in ihn zu drängen. Mir kommt in den Sinn, sein Glied wieder zu bearbeiten und ich versuche, es im gleichen Rhythmus zu pumpen, wie ich in ihn stoße. Keine Ahnung, ob es mir gelingt. Yannek scheint es aber zu Gefallen, denn dieses unglaublich tolle Stöhnen, dass ihm da entfährt, kann kaum gespielt sein. Ich werde ein wenig schneller, versuche aber dennoch, so sanft wie möglich zu sein. Mein ganzer Körper kribbelt und scheint in Flammen zu stehen. Und ganz plötzlich ergieße ich mich keuchend in ihn und auch Yannek kommt in meiner Hand. Außer Atem bleibe ich einen Moment regungslos über ihn, ehe ich mich langsam auf ihn sacken lasse und an ihn presse. Seine Arme schlingen sich um mich, und als ich mich aufs Bett rolle, rollt er sich auf mich, küsst mich. Ich presse ihn eng an mich, streiche sanft durch sein Haar. Sanft lächelnd küsst er mich. Etwas zu sagen gibt es nicht. Interessanter Weise lassen uns Lukas und Bobby seit unseres kleinen Übereinanderkommens in Ruhe. Keine Ahnung, was mit ihnen los ist. Vielleicht habe ich es tatsächlich geschafft, sie einzuschüchtern. Oder aber sie haben einfach die Lust an uns verloren, wo wir uns doch endlich wehren. Jedenfalls wird die Schule von Tag zu Tag schöner. Und das liegt nicht nur an dieser Tatsache, sondern vor allem daran, dass ich mich jeden Tag mehr in Yannek verliebe. Seit wir miteinander geschlafen haben, ist unsere Beziehung noch hunderte Male schöner und intensiver, als eh schon, was mich dazu bringt, meine Aussage nach unserem ersten Kuss zu revidieren. Denn mit Yannek zusammen zu sein fühlt sich nicht nur an wie Honig, sondern noch viel süßer. Mit dieser Erkenntnis beuge ich mich mitten in Mathe zu ihm und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. Überrascht sieht er mich an, grinst dann aber. „Ich liebe dich,“ flüstere ich leise in sein Ohr und seine Lippen formen ein leises ‚Ich dich auch’, ehe wir uns wieder dem Unterricht zuwenden. Kapitel 3: Wie angelt man sich einen Emo? ----------------------------------------- Ich kann ihn stundenlang ansehen. Was sage ich, tagelang. Immer… Er ist wirklich der hübscheste Junge, der mir je vor die Augen gelaufen ist. Seine kleine, gerade Nase. Seine langen Wimpern. Seine schmalen Lippen. Seine Grübchen, wenn er lächelt. Sein schmaler, wohlgeformter Körperbau… Und nicht zu letzt… seine Augen. Diese umwerfenden Augen, bei denen die Zeit stehen zu bleiben scheint, wenn man in sie blickt. Von einer solch tiefbraunen Farbe… wie flüssige Schokolade – nur viel süßer anzusehen. Nein. Es gibt nichts in der Welt, dass mich so in seinen Bann ziehen kann, wie er. Und das schon seit zwei Jahren. Zwei Jahre, in denen ich ihn liebe. Zwei Jahre, in denen ich ihn jeden Tag anstarre. Zwei Jahre, in denen ich mir jeden klar machen musste, dass er niemals mein sein wird. Denn so sehr ich mir auch wünsche, Mischa würde endlich mir gehören, so sehr bin ich mir auch darüber im Klaren, dass Mischa mich in den zwei Jahren, in denen ich nun schon hoffe, noch nicht einmal wahrgenommen hat. Zumindest nicht richtig. Ich bin eben der Kerl aus der Para, mit dem er Sport hat. Sicher kennt er meinen Namen nicht. Was mich angeht, ich habe ihn schon als etwas Besonderes wahrgenommen, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Vor zwei Jahren kam er neu in die Parallelklasse. Ich hätte es sicher nicht mal mitbekommen, wenn nicht Criss und Samy mit ihm befreundet gewesen wären. So geschah es, dass er in der Pause bei ihnen stand. Und ich, der immer nach den Beiden Ausschau hielt – um ihnen aus dem Weg gehen zu können –, habe keine Sekunde gebraucht, um ihn zu entdecken und für umwerfend befinden zu können. Damals – ich sage das so, weil es mir schon ewig her zu sein scheint -, da war ich mir noch nicht mal sicher, ob ich wirklich auf Jungs stehe. Ich wusste nur, dass mir Mädels nicht gefielen und dass mich diverses Material im Internet nicht kalt ließ. Aber als Mischa dann so vor mir stand… da wusste ich, dass ich auf Jungs stand. Oder eher… dass ich auf Mischa stand. Aber da er ein Junge war, erübrigte sich der Rest von selbst. Und seitdem laufe ich ihm nach. Wobei man das so nicht sagen kann, denn wie gesagt: Er weiß sicher nicht mal, dass es mich gibt. Ich habe ihn nämlich noch nie angesprochen oder sonst wie auf mich aufmerksam gemacht. Ich gehe ihm und Criss und Samy sogar aus dem Weg, weil ich weiß, dass Letztere mich nur verarschen werden, wenn sie mich entdecken, und ich mir diese Blöße vor Mischa nicht geben will. Nicht, dass ich mir Chancen bei Mischa einräumen würde, würde ich ihn doch ansprechen. Ich bin nun mal ein langweiliger Streber, der seine Wochenenden alleine zu Hause vor dem Computer oder mit einem Buch auf der Couch verbringt, anstatt auf Partys zu gehen. Und ich bin nicht mal geoutet, weil ich mir den Stress nicht auch noch geben will, den so ein Outing mit sich bringt. Es gibt also gar keinen Grund, warum sich Mischa für mich interessieren sollte, wo er doch das genaue Gegenteil von mir ist. Er ist nämlich vor allen geoutet und weil er es ist, findet es auch jeder in Ordnung. Immerhin ist er der totale Partylöwe und bei allen beliebt. Ich seufze frustriert auf und blicke mich suchend in der Aula um. Über meine Gedanken hinweg habe ich tatsächlich kurz aufgehört, auf Mischa zu achten und muss nun feststellen, dass er verschwunden ist. Ich wühle – oder soll ich gleich kämpfe sagen? – mich durch die Schülermassen, lasse die Augen wachsam über die Schüler streifen. Wo ist er hin? Mit seinem auffälligen Style – Marke Emo – würde ich ihn doch sofort entdecken! Dann endlich taucht sein schwarzer Haarschopf in der Menge auf und ich stelle mich wieder in seine Nähe. Er steht bei Criss und Samy. Um kurz auf die Beiden zurück zu kommen: Sie gehen in meine Klasse und sind riesige Arschlöcher. Irgendwie finden sie es witzig, sich über andere lustig zu machen. Vor allem über mich. Was sich natürlich anbietet. Ich bin ein totaler Vorzeigeloser und auch noch in ihrer Klasse… Irgendwie klar, dass ich da den schwarzen Peter gezogen habe! Wie gesagt, ich will nicht, dass Mischa etwas davon mitbekommt. Nicht, dass das erste Mal, dass er mich bemerkt, ein Moment sein wird, in dem ich gedemütigt werde. Ich seufze erneut und blicke wieder zu ihm und den andere. Ich stehe nahe genug, um ihre Gespräch zu hören. Was eigentlich schlecht ist, denn so könnte es für sie ein Leichtes sein, mich zu entdecken. Andererseits interessiert es mich brennend, was Mischa so zu erzählen hat. Leider reden sie dann aber erst Mal nur über das anstehende Mathe-Ex. „Habt ihr überhaupt gelernt?“, fragt Samy. Er heißt eigentlich Samuel, ist ein kleiner, fetter, hässlicher Junge mit einer Brille und mehr Picken im Gesicht, als Haaren auf dem Kopf. Eigentlich das totale Opfer – sorry, aber ich muss das jetzt mal so sagen -, aber leider sehr beliebt, weil er schon seit der Zeit mit Criss befreundet ist, in der sie noch in die Hosen geschissen haben. Criss hingegen ist so eine Art Obermacho und Frauenschwarm. Wechselt die Mädels öfter, als seien Unterwäschen, wird aber von allen angehimmelt. Er sieht ja auch nicht schlecht aus. Im Gegenteil. Er ist schon ziemlich attraktiv. Markante Gesichtszüge, sportliche Figur. Wenn ich mich mit meinem schmalen Körper und den langweiligen blonden Haaren daneben stelle, dann weiß ich schon, warum alle nur ihn angucken, keiner aber je mich. „Was glaubst du denn?“, lacht nun eben Criss und wirft seine braunen Haare nach hinten. Sie sind kinnlang, mit modischem Schnitt. Ein richtiger Styler eben. „Ich war am Sonntag so fertig, nach der Party am Samstag… ich hab gar nichts gemacht…“, führt er nun seine Erklärung an, ohne auf Samys Antwort zu warten und sieht zu Mischa, der bekräftigend nickt. „Die Party… danach ne heiße Nacht… da hab ich Sonntag kein Mathe mehr gebraucht!“ Ich verziehe den Mund, während Samy anerkennend nickt und meint: „Sag ja nicht, du hast schon wieder wen abgeschleppt?“ Ich kann nicht sagen, was mehr weh tut. Zu wissen, dass Mischa eine richtige Schlampe ist und ständig mit einem anderen Kerl vögelt oder die Tatsache, dass es niemals ich sein werde. „Was denkst du denn?“, lacht er auch noch stolz. Als wäre es eine Meisterleistung, seinen Körper so anzubieten. Das ist das Einzige, was ich an ihm nicht mag. Aber in meiner naiv-romantischen Vorstellung verliebt er sich ja in mich, ist dann komplett treu und wir werden glücklich… Ich schnaube abfällig Darauf kann ich sicher lange warten! „Dein Talent dafür will ich auch mal haben. Jeden Tag ne andere Frau… das wäre schon schön…“, träumt Samy nun vor sich hin und Criss lacht auf: „Dafür hattest du aber schon mal eine Freundin und Sex. Im Gegensatz zu einer gewissen anderen Person…“ Er dreht sich um und mein Herz setzt ein, zwei Takte aus, als ich begreife, dass er von mir gesprochen hat… schlimmer noch: Dass er zu mir gesprochen hat. Weil er mich nämlich entdeckt hat. Weil er irgendwie gemerkt hat, dass ich in der Nähe stehe. Weil ich mich nicht gut genug versteckt habe… Ich reiße die Augen auf und öffne den Mund, bringe aber keinen Ton über die Lippen. Die Situation überfordert mich. Und es gibt nur noch einen Gedanken, der in meinem Kopf herumhämmert: Mischa steht daneben und hört alles! „Du bist doch noch Jungfrau, oder Kevin?“, fragt er mich nun und ich kann nicht antworten. Was soll ich auch sagen? Wenn ich nein sage, wird er mir nicht glauben. Wenn ich ja sage, blamiere ich mich nur noch mehr. „Wer is’n das?“, fragt in dem auch noch Mischa und mein Alptraum wird Wirklichkeit. Aber jetzt werde ich ihm als Loser im Gedächtnis bleiben! „Unser Klassensterber und nebenbei der größte Loser der ganzen Schule,“ klärt Criss ihn auf. Dafür hasse ich ihn. Musste er das tun? Nun sieht mich Mischa abschätzig an und grinst dann. „Hat noch nie eine Frau abbekommen, weil die schreiend weglaufen, wenn sie ihn sehen,“ fügt Samy noch hinzu. Völlig übertrieben. Mit Mädchen verstehe ich mich ganz gut. Die wollen nur alle keinen Sex mit mir. Was aber nicht an meiner Unattraktivität liegen kann. Ich finde mich nämlich schon attraktiv. Aber irgendwie geht das wegen meines Images unter… Was Samy betrifft… soll er in den Spiegel gucken, dann weiß er, was zum weglaufen ist… Ehe ich so etwas in der Art sagen kann, um ihn den Wind aus den Segeln zu nehmen, ziehen sie aber schon weiter. Wütend sehe ich ihnen nach. Wütend auf sie, weil sie mich so bloß stellen mussten. Aber vor allem wütend auf mich selbst, weil ich mich nicht gewehrt habe! Mathe versaue ich komplett, weil ich in Gedanken noch beim Geschehen in der Pause bin. Wie konnten sie nur solch einen Idioten aus mir machen? Wie konnte ich nur solch einen Idioten aus mir machen? Ich glaube, dass ist die erste Arbeit, in der ich eine schlechte Note kassieren werde. Vielleicht gelte ich dann wenigstens nicht als Streber… Aber es kommt ja noch schlimmer. Denn nach der Doppelstunde Mathe erwartet mich das Schlimmste aller Grauen: Sportunterricht. Wenn ich an Sport denke, bekomme ich immer ganz zwiespältige Gedanken. Zum einen freue ich mich wahnsinnig, denn wir haben zusammen mit Mischas Klasse Sport, wie ich glaube ich schon mal erwähnt habe. Das heißt, ich erlebe ihn zwei Stunden aus der Nähe und habe auch noch das Bild von ihm vor Augen, wenn er sich sein verschwitztes Shirt auszieht. Zum anderen bin ich eine totale Niete in Sport und blamiere mich immer, was Criss und Samy des Öfteren einen Spruch ablockt. Deswegen laufe ich auch nicht wirklich begeistert in Richtung Sporthalle und als ich die Umkleide betrete, habe ich mir schon fünf Ausreden einfallen lassen, um auf der Bank sitzen zu dürfen. Nutzen werde ich sicher keine einzige davon, weil ich viel zu ehrlich für solche Lügenstorys bin. Also quäle ich mich wenig später mit Hochsprung herum und reiße von meinen fünf Sprüngen vier Mal die Stange mit nach unten. Nur die erste Höhe schaffe ich. Aber wie hat sich mein Sportlehrer ausgedrückt: Die hätte auch ein Erstklässer geschafft. „Hältst dich für clever, kannst aber nicht mal einen Meter hoch hüpfen,“ meint Criss, als wir schon am abräumen sind. Ich ignoriere ihn. Ich habe immer noch die Hoffnung, wenn ich ihn nur lange genug ignoriere, dann wird er mich irgendwann in Ruhe lassen. Aber mein Desinteresse an seinen Attacken führt nicht zu Desinteresse seinerseits. Stattdessen scheint er mich wohl provozieren zu wollen, bis ich irgendwann mal darauf reagiere. Ich wünschte, ich könnte mit einem Wutanfall reagieren. So, wie ich mich kenne, wird es eher ein Heulanfall… Irgendwann meint unser Lehrer, wir sollen uns umziehen gehen, den Rest räumt er alleine auf. Ich weigere mich aber, zu den anderen in die Umkleide zu gehen. Ich weiß genau, dass es dann nur Sprüche hageln wird. Also sage ich ihm, ich hätte eh noch Zeit und biete meine Hilfe an, die er auch annimmt. So komme ich erst in die Umkleide, als fast alle schon fertig sind. In den Duschen ist niemand mehr. Was mich ehrlich gesagt freut. Wenn man schwul, aber nicht geoutet ist, dann ist es immer komisch, mit so vielen nackten Jungs in einer Dusche. Man will nicht gucken, guckt aber trotzdem und hat letztlich Angst, dass es wem auffallen könnte, dass man guckt… Wobei ich eh nur Mischa anstarren würde. Aber auch das würde auffallen. Wahrscheinlich noch mehr, als wenn ich ab und an zu wem anderes blicken würde. So kann ich also nun in Ruhe duschen und bin gerade dabei, mir den Schaum vom Körper zu spülen, als die Türe aufgerissen wird. Ich wirble erschrocken herum und blicke direkt in Mischas Gesicht. Sofort steigt mir die Schamesröte ins Gesicht. Vor allem, als sein Blick interessiert an mir auf und ab wandert, ehe er knapp meint: „Hab mein Duschgel vergessen,“ und sich abwendet. Ich schlucke schwer und starre auf seinen Rücken. Mich zu bewegen, traue ich mich irgendwie nicht. Als er geht, drehe ich den Duschstrahl ab, wickle mich in ein Handtuch und folge ihm aus der Umkleide. Ein wenig enttäuscht bin ich. Da stehe ich so nackt vor ihm und er wendet sich gleich ab. Nicht, dass er gleich hätte über mich herfallen müssen… aber irgendwie hätte er das doch schon machen können… Überraschender Weise ist er noch in der Umkleide, als ich in jene trete. Einen aberwitzigen Moment glaube ich, er hat auf mich gewartet, und mein Herz schlägt plötzlich wie verrückt. Dann aber blickt er zu mir und meint: „Irgendein Trottel hat uns eingesperrt.“ Verwirrt sehe ich ihn an und meine dann langsam: „Was?!“ „Wir sind eingesperrt, du Genie!“ Er rüttelt demonstrativ an der Türe. „Scheint, der Angemüller hat gedacht, wir sind schon weg und alles dicht gemacht.“ „Oh…“, mache ich lahm und beschließe, dass ich mich erst Mal anziehen muss, ehe ich logisch denken kann. So halbnackt, nur mit Handtuch bedeckt vor Mischa… geht gar nicht! Erst als ich angezogen bin, meine ich zu ihm, der er mich ungeduldig beobachtet hat: „Wir könnten im Sekretariat anrufen und ihnen sagen, dass wir noch hier sind.“ Um meine Worte zu bekräftigen, suche ich mein Handy und rufe eben dort an. Es klingelt einmal, zweimal, dreimal… zehnmal… dann gebe ich auf. „Keiner mehr dort… Hast du die Nummer des Hausmeisters?“, frage ich Mischa, der mich nur irritiert ansieht: „Sollte ich die haben?“ Damit hat sich der Plan von selbst erledigt und so langsam wird mir bewusst, in welcher Situation ich mich befinde: Ich bin in der Sporthalle eingesperrt. Mit Mischa, den ich abgöttisch liebe. Ganz alleine. Und es gibt gerade niemanden, den wir bitten können, uns herauszuholen. „Du könntest einen deiner Freunde anrufen und ihn bitten, zum Hausmeister zu laufen und ihm zu sagen, dass wir noch hier sind,“ kommt mir dann die rettende Idee, die von Mischa mit einem „Geht nicht,“ abgetan wird. Ich sehe ihn fragend. „Warum nicht?“ „Hab mein Handy zu Hause liegen lassen.“ Ich reiche ihm meines bereitwillig, aber er mustert mich nur, als käme ich vom Mars: „Weißt du, wie viele Leute ich kenne? Wüsste ich all deren Nummern aus dem Kopf, wäre ich Jesus.“ Darauf weiß ich nichts zu sagen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mir hätte denken können, dass er die Nummern nicht auswendig kennt. „Ruf doch einfach einen deiner Freunde an,“ schlägt er mir nun vor und ich beiße mir auf die Lippen. „Hätte ich so was,“ nuschle ich leise und hoffe, dass er es nicht hört. Tut er aber doch. Widererwarten zieht er nicht spöttisch eine Braue hoch, sondern meint nur: „Was ist mit deinen Eltern?“ „Die arbeiten. Da erreiche ich sie nicht. Erst wieder ab Sieben.“ Ich blicke auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis dahin. Aushaltbar, wäre da nicht die Tatsache, dass der Akku meine Handys jetzt schon fast schlaff macht. Ich sehe zu Mischa: „Kannst du deine anrufen.“ Schon wieder schüttelt er den Kopf, diesmal aber mehr als nur bekräftigend. Ich runzle die Stirn, was ihn zu einer Erklärung nötigt: „Die kann ich nicht anrufen. Mein Alter tickt aus. Ich hab ihm gesagt, dass ich bei Criss schlafe. Wenn ich ihm sage, ich bin hier eingesperrt, dann wird er sofort fragen, ob das Criss nicht aufgefallen ist… weißt du…“ Er sieht mich an, als wäre das total logisch, was er da so erzählt, aber ich verstehe nur Bahnhof. „Warum erzählst du ihm so was?“ „Weil ich auf ein Konzert will, dass heute Abend steigt… und er es mir verboten hat.“ „Dann sag ihm einfach, dass du dich um entschieden hast und doch nicht zu Criss wolltest.“ Für mich ist das Problem damit gelöst, weshalb ich ihm das Handy hinhalte. Er aber macht keine Anstalten, es zu nehmen. „Bist du schwer von Begriff? Dann muss ich ja mit nach Hause und dann kann ich das Konzert vergessen!“ So langsam verliere ich die Geduld. Ich hätte nie gedacht, dass das passieren könnte. Und dann auch noch vor ihm… wegen ihm… „Und wenn du ihn nicht anrufst, verpasst du es, weil wir hier feststecken!“, fauche ich. „Dafür kriege ich keinen Ärger!“ Ich ziehe scharf die Luft ein und dann ist es so weit. Ich fauche: „Und ich soll jetzt hier versauern, weil du keinen Ärger willst?“ Als er auch noch treudoof nickt, wird es mir zu blöd und ich ziehe ab. Ich trete in den langen schmalen Flur, der zur eigentlichen Halle führt und betrete diese. Kurz glaube ich, mich hier kurz abreagieren zu können, aber so leicht macht Mischa es mir nicht. Stattdessen folgt er mir. „Wir können doch später deine Eltern anrufen und dann…. Holen die uns schon raus,“ meint er versöhnlich und weil ich kein Gegenargument finde, stimme ich zu. Meine Wut ist schon wieder verfolgen. Danach breitet sich eine seltsame Stille zwischen uns aus und mir wird mal wieder deutlich bewusst, dass ich gerade alleine mit Mischa bin. Die Gelegenheit… die ich nicht nutze. Stattdessen schweige ich und er schweigt auch, bis er irgendwann vorschlägt, eine große Matte auf den Boden zu werfen, damit wir es bequemer haben. Gesagt, getan. Wenig später sitzen wir also auf der großen Matte und hoffen darauf, dass es Sieben Uhr wird. Allerdings wird mir klar, dass wir so lange nicht warten können. „Mein Akku ist gleich leer… du musst deinen Vater anrufen.“ Ich blicke auf mein Handy, das schon alarmierend vibriert und werfe es Mischa zu. Er wirft es zurück. „Nein.“ „Es ist noch eine halbe Stunde bis Sieben… So lange schafft es der Akku nicht. Ruf deinen Dad an, sonst sitzen wir bis morgen hier.“ Er schüttelt den Kopf und meint: „Schalt es aus, dann hält der Akku vielleicht noch.“ „Mischa… RUF AN!“ Er zuckt zusammen, dann schaut er mich erstaunt an. Ich bin von meinem Befehlston selbst überrascht. Überhaupt bin ich überrascht, dass es mir gerade gelungen ist, die Stimme zu erheben. Muss an ihm liegen. Seine Gegenwart macht mich nervös. Und ich bin schon wieder wütend. Auf ihn, weil er nicht anrufen will. Und auf mich, weil ein kleiner Teil in mir gerne die Nacht mit ihm hier verbringen möchte… „Nein,“ kommt es ruhig zurück und ich sehe ihn fassungslos an. „Das kann nicht dein Ernst sein!“ Ich schnappe mein Handy, das schon wieder kläglich vibriert und klappe es auf. In dem Moment, in dem ich es ausschalten will, vibriert es nochmals und dann wird es schwarz. Sicher vergehen Minuten, in denen ich es nur anstarre. Dann, ganz langsam, drehe ich den Kopf zu Mischa: „Bist du jetzt zufrieden?“ Er zuckt mit den Schultern, steht auf und läuft zu dem kleinen Flur zurück. Weil ich nicht weiß, was tun, folge ich ihm. Eine Antwort oder Erklärung oder sonst was kriege ich nicht. Ich sehe ihm zu, wie er versucht, die Türe zum Büro – das auch als Lehrerumkleide dient – zu öffnen, und feststellen muss, dass es verschlossen ist. „Mist. Da drin wäre ein Telefon…“ „Wie schön, für das Telefon, dass es da drin ist, wo wir nicht dran kommen…“ Wütend stapfe ich zurück in die Halle. Er folgt mir auf dem Fuße. „Sei nicht sauer, ja Kev?“ Irritiert blicke ich zu ihm. Kev? Warum gibt er mir einen Spitznamen? Warum weiß er überhaupt, wie ich heiße? „Deine Eltern werden doch merken, dass du fehlst und dann wird man dich suchen…“ Ich seufze… „Meine Eltern… merken sicher gar nicht, dass ich nicht da bin.“ Ich will auf die Sache nicht weiter eingehen, aber er blickt schon wieder fragend drein. Ich ignoriere den Blick. Er muss nicht wissen, dass die Ehe meiner Eltern eine Katastrophe ist und sie sich aus dem Weg gehen – und ich dabei untergehe. So sehr, dass nicht mal gute Noten helfen, um sie auf mich aufmerksam zu machen. „Das tut mir Leid.“ Ich sehe zu Mischa. Offenbar habe ich laut gedacht. Super… „Das heißt dann, wir kommen hier nicht so schnell weg?“, fragt er dann und besitzt sogar noch die Dreistigkeit zu sagen: „Dann verpass ich aber das Konzert.“ Und dann explodiere ich wieder: „DANN HÄTTEST DU EBEN DEINEN VATER ANGERUFEN, ALS ICH ES DIR GESAGT HABE!“ Er blickt unbeeindruckt drein und wirft sich wieder auf die Matratze. Ich tue es ihm gleich, drehe ihm aber den Rücken zu. Dann schweigen wir fast zwei Stunden. Zwei Stunden, in denen meine Wut über uns hängt und den Raum und die Stimmung vergiftet. Ich erwarte eine Entschuldigung. Auch, wenn ich bereit bin, ihm sofort zu verzeihen, wenn er ‚sorry’ sagen würde. Aber zumindest entschuldigen sollte er sich. Was er aber nicht tut. Stattdessen ist alles, was er nach geraumer Zeit sagt: „Mir ist kalt.“ Ich grummle etwas für ihn sicher Unverständliches und ignoriere ihn so gut wie möglich. „Glaubst du, hier gibt es Decken?“ Als wenn es in einer Sporthalle Decken gäbe! Wobei… vielleicht gibt es in der scheiß Halle sogar irgendwo scheiß Decken… wenn nicht jeder scheiß Raum abgeschlossen wäre!!! „Frierst du nicht?“, bohrt Mischa weiter. Vielleicht tut es ihm doch Leid und er bringt es nur nicht fertig, das zu sagen. Jedenfalls merke ich plötzlich, dass er zaghaft ein wenig näher rutscht. Mein Herzschlag wird sofort wahnsinnig schnell. Damit er nicht noch näher kommt, ziehe ich meine Jacke aus und werfe sie nach ihm. Perplex sieht er mich an. Das kann ich sehen, weil ich zu ihm blicke, um seine Reaktion zu beäugen. „Ist dir dann nicht kalt?“, fragt er leise, kuschelt sich aber bereits in die Jacke. „Nicht sehr,“ wehre ich ab. Nicht genug für ihn. Er rutscht näher und ich merke, wie sich sein Körper an mich drückt. Plötzlich ist einer seiner Arme um mich gelegt und ich schlucke hörbar laut. „Dann ist uns beiden nicht kalt,“ meint er aber nur und scheint wirklich keine anderen Absichten dahinter zu verbergen. Davon gehe ich zumindest aus, als er eingeschlafen ist. Ich blicke auf meine Uhr. Gerade mal halb neun durch. Er muss ja wirklich müde sein. Oder er hat keinen Bock, sich noch länger mit mir Langweiler herum zu ärgern. Sicherlich Letzteres. Mit diesen depressiven Gedanken versuche ich ebenfalls einzuschlafen. Leider aber geht es nicht. Erstens bin ich noch kein bisschen müde, zweitens ist er viel zu nah, um auch nur an Schlafen zu denken. So wütend ich eben noch war… seine Nähe ist so berauschend, dass ich ihn nur noch anbeten kann. Ich warte eine halbe Stunde, dann halte ich es nicht mehr aus und drehe mich, blicke ihn nun direkt an. Er sieht so schön aus. So friedlich und entspannt und zufrieden. Angesichts unserer Situation vielleicht nicht ganz so passend. Sanft streiche ich ihm eine Strähne hinters Ohr und würde ihn am liebsten küssen. Aber das traue ich mich nicht. Wäre ja auch unfair, wo er sich doch gar nicht mehren könnte. Aber über seine Wange streichle ich sanft und ohne schlechtes Gewissen. Seine Haut ist ganz weich. Ein wenig muss ich lächeln. Welche abstrakte Situation. Und ausgerechnet so etwas bringt mich ihm näher! Ich merke erst, dass er wach ist, als seine Hand plötzlich auf meiner liegt, die noch immer verträumt über seine Wange streichelt. Ich zucke fürchterlich zusammen, reiße die Augen auf und blicke ihn entsetzt an. Ich merke, wie ich knallrot anlaufe. Zum Glück ist es mittlerweile so dunkel, dass er das nicht mehr sehen kann. Leider weiß ich so auch nicht, ob er grinst oder angewidert das Gesicht verzieht. Ich tippe auf Letzteres, aber es muss ersteres sein, denn plötzlich streicht sein Daumen sanft über meine Hand. „Du bist also schwul.“ Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich nicke, bis mir einfällt, dass er das sicher nicht sehen kann. Also brumme ich zustimmend. „Hätte ich nicht gedacht.“ Was soll ich darauf sagen? Das ich es auch nicht an die große Glocke hänge? Sicher hält er mich für feige, weil ich mich noch nicht geoutet habe. „Na ja… in deiner Situation hätte ich es wohl auch nicht herausposaunt,“ meint er dann aber überraschender Weise selbst und lächelt schon wieder, ehe er sich plötzlich aufrichtet. Ich sehe ihn an – zumindest seinen Schemen. Das er sich zu mir beugt, spüre ich ebenfalls mehr, als dass ich es mit den Augen erkennen kann. Sein heißer Atem streift über meine Wange, als er mir ins Ohr flüstert: „Und du willst mich?“ Und oh Gott ja! Ich will ihn! So sehr. Niemals hätte ich gedacht, ich könnte nur Sex mit ihm haben und auf alles andere verzichten. Doch jetzt, in dieser Situation, wird mir klar, dass ich alles tun lassen würde, um ihn nur eine Sekunde lang mein nennen zu können. Ihn nur eine Sekunde lang besitzen zu können. Ich möchte ihn reinigen, von all den Typen, die ihn je genommen haben. Möchte ihn eine Sekunde lang Unschuld schenken, die er schon lange nicht mehr hat, seitdem er mit Typen geschlafen hat, die ihn nicht lieben, nur seinen Körper wollen. Dabei weiß ich nicht mal, ob sie alle ihn nicht geliebt haben. Aber was ich sicher weiß ist, dass ich ihn liebe. So sehr liebe, dass es weh tut. Seit zwei Jahren. Ich kann nicht länger warten. Ich will nicht länger warten. „Ja…“, hauche ich leiser, „Ja, ich will dich.“ „Dann nimm mich,“ flüstert er zurück und mehr braucht es nicht, als diese klare Aufforderung, dass ich mich auf ihn stürze, ihn zu Boden drücken und ihm so stürmisch meine Lippen aufpresse, dass er schon alleine davon stöhnt. Er spreizt die Beine, so dass ich dazwischen passen und mich näher an ihn drücken kann. Am liebsten würde ich ihn verschlingen. Vor allem, als seine Zunge sich zwischen meine Lippen schiebt, auf meine trifft. Sie beginnt ein Spiel mit dieser und sein Hand drückt gegen meinen Nacken, um mich noch näher zu sich zu ziehen. Ich erwidere jedes Stupsen seiner Zunge, während meine Hände auf Wanderschaft gehen, an seinen Seiten hinab streichen, bis zu seinem festen Po. Seine andere Hand streift über meinen Rücken, nicht langsam, sonder fahrig, fordernd. Er scheint nicht lange warten zu wollen. Aber ich, ich möchte, dass wir es langsam angehen lassen. Nicht nur, weil es mein erstes Mal ist, sondern weil ich will, dass es bei uns anders läuft, als sonst, wenn er Sex hat. Deshalb ziehe ich meine Hände zurück und streiche mit einer nur andächtig an seiner Seite auf und ab, während ich die andere dazu nutze, seine Wange zu streicheln. Ich löse unseren Kuss und beginne, nur sachte seine Lippen zu bearbeiten. Sauge erst an der Ober-, dann an der Unterlippe und knabbere dann an dieser. Nun werden auch seine Hände ruhiger. Er streichelt sanft von meinem Rücken zu meinem Po und wieder nach oben. Ich lächle in den Kuss und löse mich erneut, diesmal aber, um an seinem Hals fort zu fahren. Sanft küsse ich mich daran entlang, bis zu seinem Schlüsselbein. Erst, als meine Lippen auf Stoff treffen, komme ich auf die Idee, ihn von seinem Pulli zu befreien. Das tue ich auch und bei der Gelegenheit ziehe ich mir auch meinen Pulli über den Kopf. Als ich mich wieder über ihn beuge, spüre ich seinen nackten Oberkörper an meinen reiben, vor allem, als er sich aufrichtet, mit entgegen kommt. Seine Hände streichen weiter über meinen Rücken. Nur über meinen Rücken. Die wilde Begierde ist aus ihm gewichen, nun habe ich die gesamte Kontrolle. Diese nutze ich, um mich andächtig an seiner Brust entlang zu küssen und seinen Bauchnabel mit meiner Zunge zu liebkosen. Er stöhnte leise und seine Hand streicht sanft durch mein Haar. Ich richte mich ganz auf, ziehe ihn zu mir, so dass er nun auf meinen Schoß sitzt und ich wieder seinen Hals bearbeiten kann. Meine Hände wandern an seinem Rücken entlang, bis sie wieder seinen Hintern treffen und endlich erlaube ich mir, dieses zu massieren, durch die Jeans hindurch. Er lehnt sich ein Stück nach hinten, so dass unsere Körper sich nicht mehr richtig berühren, ich aber Platz habe, seine Hose zu öffnen, was ich auch tue – ohne dabei unseren sanften, gemächlichen Kuss zu unterbrechen. Um mir zu ermöglichen, ihn die Jeans von den Beinen zu ziehen, lässt er sich ganz nach hinten fallen. Als er nur noch in Shorts vor mir liegt, öffne ich meine Jeans und zerre sie mir unbeholfen von den Beinen. Letztlich sind wir beide nur noch in Shorts, aber ich bin nicht gewillt, so schnell noch mehr Stoff zu verlieren. Stattdessen beuge ich mich zu ihm und schnappe nach seinen Lippen, liebkose diese sanft und streiche zärtlich über seine Wange. Meine Hand landet an seinem Oberschenkel und ich streiche gemächlich darüber. Seine Hände umfassen meine Arme, krallen sich in diese, als ich meine Finger sanft über sein Glied streifen lasse, dass ich hart unter seinen Shorts ertasten kann. Ich lasse die Hand an seinem Oberschenkel liegen, erlaube aber meinen Daumen, über die Beule in seiner Unterhose zu streichen. Daraufhin löst er den Kuss und vergräbt sein Gesicht an meiner Schulter, was ich dazu nutze, an seinem Hals zu saugen. Er schmiegt sich an mich und ich löse mich doch wieder von seiner Erregung, schlinge die Arme um ihn und ziehe ihn näher, küsse seinen Hals, seine Schulter, und dann wieder nach oben, bis mein Mund wieder auf seine Lippen trifft. Seine Hände umfassen mein Gesicht, ziehen mich näher und seine Zunge dringt wieder in meinem Mund. Diesmal aber zärtlich, neckisch… nicht mehr so wild und hemmungslos, wie zuvor. Da ich die Hände frei habe, lege ich sie an seine Hüften und streiche mit dem Daumen sanft über seine Leiste. Ich drücke ihn nach hinten, beuge mich wieder über ihn. Das er lächelt, merke ich erst, als ich ihn wieder küsse. Sehen kann ich ihn kaum. Endlich traue ich mich, meine Hand in seine Shorts gleiten zu lassen und umfasse sein pulsierendes Glied, streiche sanft daran auf und ab. Seine Hände streichen über meinen Po und zupfen pikiert an meinen Shorts. Er gibt erst Ruhe, als ich sie ausgezogen habe und seine Hand fordernd über meinen Penis gleiten kann. Ich keuche auf und ziehe ihm auch seine Shorts aus. Nun sind wir nackt und ich werde unsicher, was ich nun tun soll. Deshalb streiche ich nur weiter über seinen Penis, massiere die empfindliche Spitze und warte darauf, dass er die Initiative ergreift. Das tut er auch. Nach einiger Zeit, in der er mein Glied sanft liebkost hat, hebt er mir fordernd sein Becken entgegen und ich spüre seinen Schwanz an meinen reiben. Allerdings nicht lange, denn er entzieht sich mir und seine Hand nimmt meine, führt sie zu seinem Po. Ich weiß sofort, was er will, auch wenn es sich nicht so leicht umsetzten lässt. Ohne Gleitgel, aber mit reichlich Spucke benässt, stecke ich meinen ersten Finger in ihn und lasse bald den nächsten Folgen. Das mache ich so lange, bis er meine Hand sanft wegzieht und seinen Unterleib wieder fordernd an mir reibt. Wo er plötzlich das Kondom her hat, weiß ich nicht. Jedenfalls drückt er es mir auf einmal in die Hand und ich stülpe es über und dringe dann in ihn ein. Sein herrliches, entzückendes Keuchen erfüllt den Raum. Und dazu gesellt sich meines. Es ist ein unglaubliches Gefühl, in ihm zu sein. Ich stoße mich langsam in ihn, werde aber mit der Zeit schneller. Meine Finger pumpen seinen Schwanz, bis er irgendwann kommt. Seine Muskeln ziehen sich zusammen, er schreit leise auf – und um mich ist es geschehen. Ich komme selbst mit einem heißeren Schrei in ihm. Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es noch nicht einmal richtig hell. Ich blicke auf die große Uhr in der Sporthalle. Erst Sechs Uhr. Es wird noch mindestens bis Sieben dauern, ehe der Hausmeister wach ist und uns befreien kann. Uns. Ich blicke zu Mischa, der nackt neben mir liegt, an mich geschmiegt und noch schlafend. Ich lächle sanft, aber traurig. Das war es wohl jetzt. Eine heiße Nacht, die besser war als alles, was ich je erlebt habe… aber auch nur eine heiße Nacht bleiben wird. Nicht mehr, wie ich es mir in meinen romantischsten Träumen ausgemalt habe. Ich sehe ihn an. Wehmütig. Bin ich jetzt nur eine seiner Eroberungen? Als hätte er meine Gedanken gehört, öffnet er die Augen und lächelt, als er mich erkennt. „Morgen,“ meint er und richtet sich tatsächlich auf, um mich zu küssen. Ob er das mit allen macht, mit denen er gevögelt hat? „Morgen,“ nuschle ich leise. Er checkt die Uhrzeit und nickt. Meine Stimmung scheint er gar nicht zu bemerken, oder er blendet sie erfolgreich aus. Natürlich tut er das. Ich bin sicher nicht der erste Kerl, der jammert, weil ihm nur eine Nacht mit Mischa vergönnt war. Irgendwann blickt er wieder zu mir und grinst: „Criss und Samy werden Augen machen.“ Ich denke zuerst, er meint unser Abenteuer hier und meine: „Die werden dich auslachen, weil du mit mir eingesperrt warst.“ Er sieht mich irrtiert an, dann lacht er. „Nicht, dass du Dummerchen. Das mit uns!“ Verwirrt sehe ich ihn an. Dann macht es klick! Er will es ihnen also erzählen. Das wir Sex – überwältigenden Sex – hatten. War ja eigentlich klar… Er erzählt ihnen immer, wann und mit wem er Sex hatte. „Da werden sie dich erst Recht auslachen,“ brumme ich verstimmt. Ich mag nicht von den Beiden reden. Schon gar nicht in dem Zusammenhang. Wenn sie das wissen… Keine Ahnung, wie mein Leben dann weitergehen wird. Dann bin ich ja erst Recht die Lachnummer. Einer von Mischas Tausenden. Abgesehen davon, dass es auch noch ein unfreiwilliges Outing bedeuten würde. „Hör mal… dann wissen sie, dass ich schwul bin und-“ Er lässt mich nicht ausreden, sonst meint nur: „Ich werde es aber nicht geheim halten!“ Er sieht nahezu empört aus. Als wäre es eine Schande, geheim zu halten, mit wem man Sex hatte. „Sie werden dich auslachen, mich auslachen… Sie-“ Wieder darf ich meinen Satz nicht beenden. „Ich werde ihnen nicht erlauben, meinen Freund auszulachen,“ faucht er bestimmt und rollt sich auf mich. Die Worte zu verarbeiten kostet mich ziemlich viel Mühe, weil ich sie gar nicht einordnen kann. „Freund?“, echoe ich hingegen perplex. Er sieht mich an und küsst mich dann plötzlich freudestrahlend. „Du hast gesagt du liebst mich. Also bin ich jetzt dein. Oder willst du mich nicht?“ Ich bin so überwältigt und ungläubig, dass ich erst gar nichts sagen kann. Dann, ganz langsam, meine ich: „Doch… klar… klar!“ Er scheint nicht überzeugt. „Warum hast du so gezögert?“, will er wissen und klingt fast schon enttäuscht. Ich möchte nicht, dass er so klingt. Das er es so falsch versteht. „Ich dachte nur, du bist nicht der Typ für feste Beziehungen…“, gestehe ich. Daraufhin verzieht er zu meiner Überraschung das Gesicht zu einem freudlosen, fast schon zynischen Lächeln. „Das denken alle. Das ich nur eine kleine Schlampe bin, jemand, der jeden ranlässt und unfähig für Beziehungen ist. Aber das stimmt nicht.“ Er sieht mich eindringlich an. „Die Wahrheit ist, dass ich auch nur jemanden suche, der mich liebt. Aber offenbar liebt jeder immer nur meinen Körper und macht die tollsten Versprechen, bis er hatte, was er wollte: Sex. Und dann… dann sind sie morgens meistens schon weg, ehe ich überhaupt die Augen geöffnet habe…“ Plötzlich sieht er sehr traurig aus und fast kann ich es mir vorstellen. Er, der nur die große Liebe sucht und ständig verarscht wird, weil alle ihn nur als Fickmatratze ansehen. Fast… Aber… „Aber du prahlst doch immer, wen du abgeschleppt hast und…“ „Natürlich! Oder würdest du gerne zugeben, mal wieder abserviert worden zu sein? Nur leider hat sich dadurch dieser Ruf aufgebaut, ich bin nur für eine Nacht gut und – Peng! – kommen wieder nur Typen zu mir, die Sex wollen!“ Er ist jetzt ganz aufgebracht und plötzlich glaube ich ihm. Vor allem, weil er auf einmal sehr verletzt drein blickt und sich dann hoffnungsvoll an mich wendet: „Du hast gestern gesagt, du liebst mich. Hast du da gelogen?“ Ich schüttle sofort den Kopf. „Nein.“ „Dann bleib bei mir.“ Ich nicke und kann mein Glück kaum fassen. Er will mich! Mich! „Bist du sicher, dass du auch mich lieben kannst?“, frage ich ihn und er nickt sofort: „Wenn du mich liebst, dann werde ich dich auch lieben. Schon alleine, weil ich mich bei keinem bisher so begehrenswert und glücklich gefühlt habe, wie bei dir.“ Und in seinem Blick ist eine solche Überzeugung und Zuneigung, dass ich ihm sofort glauben. Ich schlinge die Arme um ihn, ziehe ihn an mich. Er ist jetzt meines. Wie in meinem Träumen. Vielleicht nicht ganz so kitschig und romantisch… aber er ist meines. „Wir sollten uns anziehen und zur Türe gehen, damit wir hören, wenn jemand kommt,“ schlägt er einige Zeit später vor und ich nicke und bin kaum gewillt, ihn gehen zu lassen. Aber ich muss, wenn ich aus dieser scheiße Halle irgendwann mal noch rauskommen möchte. „Wo warst du gestern?“ Criss sieht Mischa an. Wir haben Pause und ich bin auf dem Weg zu meinem Freund, der leider schon von Criss und Samy gefunden worden ist. Ich bin nah genug, um ihre Worte zu verstehen. So höre ich auch, wie Mischa ihnen erzählt, dass er mit mir in der Turnhalle eingesperrt war. „Mit Streberli?“, fragt Samy belustigt und ich warte gespannt auf Mischas Reaktion. Glücklicherweise sieht er Samy tadelnd an und meint: „Hör auf, so zu reden.“ Ehe Samy etwas sagen kann, trete ich zu ihnen. „Was willst du denn hier?“, fragt Criss und ich nehme all mein neu gewonnenes Selbstbewusstsein zusammen und schmettere ihm entgegen: „Die Pause mit meinem Freund verbringen!“ Ich lächle Mischa an und er lächelt zurück, und über unser Lächeln hinweg hören wir kaum, wie Criss verwirrt „Freund?“ fragt. Ich trete an Mischa heran, beuge mich nach unten und küsse ihn. Sofort schlingen sich seine Arme um meinen Hals. Neben uns zieht Samy scharf die Luft ein und Criss murmelt: „Alter…“ Ich grinse. Und ich glaube, zum ersten Mal stört mich die Gegenwart der Beiden nicht. Ich genieße sie richtig. Sie und ihr Erstaunen, ihren Unglauben. Und vor allem genieße ich es, Mischa bei mir zu haben. Ich habe mich immer gefragt, wie es schaffen könnte, mir den Emo zu angeln. Jetzt weiß ich, dass es eigentlich ganz einfach ist: Man angelt ihn sich, in dem man ihn liebt. Kapitel 4: Loneliness in your eyes ---------------------------------- Er stöhnt auf. „Chris… Christian…“ Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, mein Verlangen übermannt mich fast. Ich hebe ihn höher auf meinen Schoß, so dass ich ungehindert über seine Brust küssen kann. Sanft übe ich Druck gegen den unteren Teil seines Rückens aus, so dass er sich in meinen Händen nach hinten biegt. Nun kann ich auch seinen Bauch mit gierigen Küssen bedenken, während meine Hand nach seinem Schritt greift, ihn fordernd massiert. „Ah…“ Er stöhnt erneut auf und presst sein Becken an mich. Ich keuche auf, als ich seinen wunderschönen schmalen Körper an mich gepresst fühle. Ich will ihn. Jetzt. Also hebe ich ihm die Hüften entgegen und dringe langsam in ihn ein. Er keucht auf, bewegt sein Becken rhythmisch hin und her, richtet sich auf und lässt sich dann wieder auf mich sinken. Ich blicke ihn an, blicke ins eine verschleierten blauen Augen, die mich Lust erfüllt ansehen. „Nh,“ mache ich, als er sich erneut fordernd bewegt und kralle meine Hände in seine Schultern. Ich schließe die Augen, atme schwer. Meine Hände massieren noch immer sein Glied und ich spüre seinen Körper sich heiß an mich pressen. „Ich komme gleich,“ keucht er mir ins Ohr und ich erschaudere. „Dann komm, Kleiner,“ hauche ich zurück, kann selbst kaum noch an mich halten. Er legt den Kopf in den Nacken und schreit lauf auf, als er tatsächlich heiß in meiner Hand kommt. Ich spure, wie seine Muskeln, um mir herum, sich zusammen ziehen und stöhne auf, komme ebenfalls in ihm. Schwer atmend sieht er mich an und ich blinzle zurück. „Uh…,“ macht er, „Uh… Herr Angemüller.“ Er kichert und vergräbt seine Nase an meiner Schulter. Ich streiche über seinen Rücken, ehe ich die Arme ganz um ihn schlinge. Ich muss ebenfalls grinsen, während er sich an mich drückt. „Du bist ein böser Schüler, Jo,“ flüstere ich in sein Ohr. „Dann bestraf mich,“ gibt er zurück und ich erschaudere, fange wieder an, genießerisch über seinen Rücken zu streichen. „Ich fürchte, für heute müssen wir aufhören. Ich habe gleich eine Stunde in der Zwölften.“ Er seufzt auf. „Schade.“ Langsam löst er sich von mir und zieht sich an. Ich sehe ihm dabei zu. Als er das bemerkt, blickt er fragend zu mir. Ich greife nach seinem Kinn, hebe es an und küsse ihn noch einmal, ehe auch ich mich daran mache, mich anzuziehen. „Läufst du, oder soll ich dich ein Stück im Auto mitnehmen?“, will ich wissen und er schüttelt den Kopf. „Besser, man sieht uns nicht zusammen.“ Natürlich hat er damit Recht und ich nicke nur, lasse es gut sein. Ich bin es, der das Stundenhotel weniger später als Erstes verlässt. Ich werfe einen letzten blick auf Jo, der noch immer halbnackt im Zimmer steht, ehe ich mich abwende und schnellen Schrittes das Zimmer verlasse, zum Auto eile. Was wir hier tun, ist verboten, gefährlich. Ich mache mich vielleicht nicht strafbar, da Jo ja schon Sechzehn ist, aber wenn man uns erwischt, dann verliere ich meinen Job, ehe ich ihn überhaupt sicher habe. Von meiner Zulassung ganz abgesehen, die ich dann nie bekommen werde. Dann war mein Studium umsonst. Ich erreiche mein Auto und fahre mir durch die Haare. Ich weiß all das und trotzdem habe ich eine Affäre mit einem Schüler. Sicher fragt man sich, warum ich ausgerechnet mit einem Elftklässler schlafen muss, warum ich mir nicht jemanden suchen kann, der in meinem Alter ist und nicht gerade auch noch mein Schüler. Aber die Antwort liegt in Jo selbst. Ich liebe ihn nicht, genauso wenig, wie er mich liebt. Aber ich bin auf eine andere Art und Weise sehr wichtig für Jo. Der Sex mit mir erfüllt ihn, lässt ihn für kurze Zeit seine Einsamkeit vergessen. Die Einsamkeit, die man in seinen Augen sehen kann, wenn man nur genau hinsieht. Die Sehnsucht nach Liebe, die er ausstrahlt, wie kein Zweiter. Ich möchte sie stillen, ich möchte ihm ein wenig Glück schenken. Zumindest für kurze Zeit, bis ich wieder nach Berlin muss, mein Studium beenden. An meiner Absicht ist also zumindest nichts verwerflich. Wenigstens das nicht… „Die heilige Jungfrau Maria kommt,“ lacht Paul und grinst mich dämlich an. Wäre er nicht einer meiner engsten Freunde, würde ich ihm wohl die Fresse polieren. So aber werfe ich ihm nur einen vernichtenden Blick zu und zeige ihm den Mittelfinger, was ihn nur noch mehr grinsen lässt. „Ist doch nur Spaß, man,“ meint er und hebt beschwichtigend die Hände. Ich wende mich ab, Kai zu. Aber auch der scheint heute einen Clown gefrühstückt zu haben. „Sieh es ihm nach. Er hat einfach noch nicht begriffen, dass du ein Spätzünder bist.“ Er lacht und ich herrsche ihn wütend an: „Halt die Fresse.“ Ich hasse es, wenn sie mich so nennen. ‚Jungfrau’, ‚Spätzünder’… Und das auch noch so laut, dass es auch wirklich der halbe Schulhof hören kann. Nicht, dass es noch ein besonders großes Geheimnis wäre, dass ich genau das bin. Noch immer Jungfrau, oder wie man das bei einem Mann auch immer bezeichnen möchte. Ich habe eben noch nicht mit einem Mädchen geschlafen und blöder Weise – und das ist der Grund, warum man mich Spätzünder nennt – habe ich auch gar keinen Bock drauf. Es gibt zwar einige hübsche Mädchen in unserer Klasse, der Para oder der Stufe unter uns, aber ich kann mich einfach nicht vorstellen, mit einer von ihnen Sex zu haben – so heiß sie auch sind! „Komm wieder runter,“ rügt Kai mich nun und kann es selbst aber nicht lassen: „Du kannst es ja ganz leicht ändern. Du musst nur ein Mädel flachlegen.“ Er sieht mich an und ich weiß, was er denkt. Das er, als einer meiner besten Freunde, dafür sorgen muss, dass ich ‚endlich mal einen Stich lande’. Er meint, er müsse mich zu meinem Glück zwingen, weil ich es alleine wohl einfach nicht hinkriegen werde. Damit hat er vielleicht nicht mal Unrecht. Wie gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, mit einem Mädchen zu schlafen. Warum auch immer nicht. Wahrscheinlich bin ich wirklich ein Spätzünder. Oder einfach abnormal. „Ich hab keinen Bock drauf, okay?“, maule ich Kai an, der noch immer auf eine Antwort meinerseits wartet. „Irgendwann kommt schon ein Mädchen, dass ich flachlegen werde. Aber ich ficke jetzt keine, nur um es endlich getan zu haben,“ füge ich dann noch hinzu, um sicherzugehen, dass er auch wirklich seine blöde Klappe hält. Kai ist ruhig, aber Paul mischt nun wieder kräftig mit. „Dann such dir wenigstens eine Freundin,“ wirft er ein und ich lächle verbittert. Eine Freundin habe ich natürlich auch nicht. Und hatte ich auch noch nie, was alle ganz witzig finden. Dabei stimm das so gar nicht. Ich hatte schon Beziehungen, nur eben keine wirklich ernsthaften. Ich war zwar schon mit einigen zusammen, habe auch mit ihnen geknutscht und Händchen gehalten und gekuschelt, aber wir hatten keinerlei tiefer gehenden körperlichen Kontakt, sprich Fummeln, Petting oder gar Sex. Und um ehrlich zu sein… wenn ich daran zurück denke, bin ich darüber fast froh. Alleine die Vorstellung lässt mir irgendwie schaudern. Wie auch immer. Meine Stimmung ist jetzt jedenfalls komplett dahin und ich verziehe mürrisch den Mund. „Ich werde schon wissen, was ich tue, ja?“, wende ich mich an Paul und sehe auch Kai noch einmal eindringlich an. „Wir wollen dir nur helfen,“ zuckt Ersterer daraufhin mit den Schultern, „Ich meine… du machst dich lächerlich. Siebzehn und noch immer keinen Sex…“ Als wenn es nicht mehr Siebzehnjährige gibt, die noch nie Sex hatten… gibt es doch, oder? „Wenn ihr es nicht breit tratschen würdet, wüsste es keiner,“ gifte ich zurück und Kai sieht mich noch mal streng an, legt Paul dann eine Hand auf die Schulter: „Hör auf, es hat ja keinen Sinn…“ Wie er das sagt. Als wäre ich ein hoffnungsloser Fall. Die Wut kocht immer mehr in mir hoch und ich muss meine gesamte Willenstärke aufbringen, nicht gänzlich zu explodieren. Paul jedenfalls verdreht nur die Augen und wendet sich einigen anderen Schülern zu, während Kai nun wieder zu mir blickt: „Sorry, Demo, aber irgendwie werden wir einfach nicht schlau aus dir.“ Ich seufze und gebe mich geschlagen. Wenn Paul nicht zuhört, ist es einfach mit Kai zu reden. Dann ist Kai auch verständnisvoller. Deshalb spreche ich aus, was ich denke: „Ich weiß ja, ich werde ja selbst nicht schlau aus mir.“ Ich scharre mit meinem Fuß auf dem Kies, während ich weiter spreche. „Aber irgendwie habe ich einfach keine Lust auf Sex. Ich meine… irgendwie sind die Mädels ja ganz heiß, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen…“ Ich breche ab und zucke nur mit den Schultern. Kai schnaubt. „Ich weiß echt nicht, was bei dir schief gelaufen ist,“ neckt er mich und ich grinse freudlos. „Können wir dann über was anderes reden?“, bitte ich ihn. Er willigt ein. „Na schön…. Hast du Mathe gemacht?“ Ich schüttle den Kopf. „Nein. Aber Deutsch. Hast du den Aufsatz fertig?“ „Pff…“ Kai macht eine abwinkende Handbewegung, „Ich reiß mir vor den Angemüller doch nicht den Arsch auf. Er ist ein Referendar, der uns nicht mal benotet. Also ist mir auch egal, was er von mir hält.“ „Du hast Nerven! Wenn die Schneider wieder unterrichtet, dann kann ich mir nicht erlauben, dass mit dem Aufsatz nicht zu beherrschen.“ „Du vielleicht nicht, ich aber schon.“ Da hat er Recht. Der Streber hat nämlich eine Zwei in Deutsch. Er zwinkert mir zu und ich bin es, der diesmal schnaubt. „Das Buch, dass er mir geliehen hat, das ist echt gut,“ meine ich dann, um mit dem Gespräch beim Angemüller zu bleiben. „Du hast es gelesen?“ Kai zieht die Brauen hoch. Wir reden von einem Buch über Erörterungen. Darüber, wie man sich am besten ausdrückt, Pro und Kontra abwägt… Totaler Stuss eigentlich, aber sehr wichtig, wenn ich endlich mal was Vernünftiges abgeben möchte. Ich will gerade etwas erwidern, als es zum Pausenende klingelt. Herr Angemüller blickt auf uns nieder und lächelt ein wenig. Sicher ist er froh, dass er uns bald wieder los hat. Er sieht ein wenig abgehetzt aus, versucht aber, sich nichts anmerken zu lassen. Na ja… mir kann es egal sein. „Heute ist also unsere letzte Stunde zusammen,“ beginnt er, „Nächste Woche verlasse ich euch wieder. Deshalb würde ich heute auch gerne eure Aufsätze einsammeln. Ich korrigiere sie und Frau Schneider gibt sie euch dann wieder. Sie werden zwar nicht benotet, aber ich hoffe, ihr habt euch trotzdem angestrengt.“ Er sieht uns auffordernd an und geht dann durch die Reihen, sammelt die Aufsätze ein. Als er an unseren Tisch tritt, muss Kai ihn aufklären, dass er ihn vergessen hat. Ich verdrehe die Augen. Vergessen trifft es nicht ganz. Wenn er aber jemals glaubte, damit durchzukommen, wird er nun eines Besseren belehrt. „Dann gibst du ihn einfach nächste Woche Frau Schneider. Ich sag ihr bescheid.“ Ich grinse schadenfroh, während ich meinen Aufsatz überreiche. „Hast du das Buch dabei, Damien?“ Im nächsten Moment grinst Kai schadenfroh, denn natürlich habe ich das Buch vergessen. Ich entschuldige mich und der Angemüller winkt ab. „Bring es mir einfach morgen nach der Schule ins Lehrerzimmer, okay?“, meint er und ich nicke. „Okay. Es hat mir übrigens sehr geholfen,“ kläre ich ihn auf und er grinst: „Das freut mich.“ „Schleimer,“ zischt Kai mir zu und ich strecke ihm die Zunge raus. Als es zur Pause klingelt, stürmen die Schüler freudig hinaus und ich seufze. Das war sie also, meine letzte Stunde in dieser Klasse. Morgen ist mein letzter Tag hier. Eigentlich Schade, denn es hat mir viel Spaß gemacht, hier zu unterrichten. Ich sammle mein Zeug zusammen und wende mich ebenfalls zum Gehen. Als ich aus dem Klassenzimmer trete, renne ich fast Jo um. „Ich hab di- Ich habe Sie schon gesucht,“ meint er zu mir und ich kann nicht anders, als zu lächeln. „Was gibt es denn, Jo?“, bemühe ich mich um einen sachlichen Ton, obwohl ich an seinem Blick und seiner Körperhaltung genau sehe, was er möchte. „Sie wollten meinen Aufsatz noch mal genauer unter die Lupe nehmen,“ meint er und streicht sich aufreizend eine seiner blonden Strähnen hinter das Ohr, grinst mich auch noch zweideutig an. „Ja, stimmt… Hm… Heute kann ich aber leider nicht mehr. Tut mir Leid, Jo.“ Dabei würde ich ihn wahnsinnig gerne noch einmal… „Dann morgen? Bevor Sie gehen?“, fragt er und blickt enttäuscht drein. Wären nicht so viele Schüler im Flur, hätte ich ihn jetzt geküsst. Ich nicke also nur. „Gerne. Komm einfach nach der Schule in dein Klassenzimmer, dann gehen wir es durch.“ „Danke, dass ist nett von Ihnen,“ grinst er und läuft dann an mir vorbei, flüstert mir dabei zu: „Ins Klassenzimmer. So, so… Herr Angemüller… Sie sind mir ja einer.“ Ich schlucke schwer und unterdrücke den Drang, ihm einen Klaps auf den Hintern zu verpassen. Den nächsten Tag verbringe ich in einer Mischung aus Wehmut und Vorfreude. Wehmut, weil ich heute den letzten Tag hier habe und Vorfreude, wenn ich daran denke, was mich nach der Schule im Klassenzimmer der 11 c erwartet. Als es endlich klingelt, unterdrücke ich nur schwer den Drang, noch vor den Schülern aus dem Raum zu flüchten. Als endlich alle weg sind, eile ich schnellen Schrittes zum Lehrerzimmer, gebe mich dort betont gleichgültig und kläre dann die wenigen Kollegen, die schon darin versammelt sind auf, dass ich noch mit einem Schüler einen Aufsatz durchgehen werde und gleich wieder verschwinde. Dann endlich öffne ich die Türe zu Jos Klassenraum und entdecke diesen am Fenster. Als ich eintrete, blickt er über die Schulter zu mir und grinst mich an. „Sperren wir ab?“ „Ich glaube kaum, dass noch jemand kommt,“ winke ich ab und trete in die Mitte des Raumes. Er zuckt nur mit den Achseln und tritt zu mir. Ich ziehe ihn in meine Arme. „Ich hab dich schon vermisst,“ grinse ich und küsse ihn dann stürmisch. Keine Sekunde möchte ich mehr verschwenden. Er schlingt die Arme um mich. „Ich dich auch.“ Sanft kralle ich meine Hände in seinen perfekt geformten Po und seufze genießerisch. „Sicher, dass wir es hier tun sollten?“, fragte er und ich grinse, während ich seine Sweatshirtjacke öffne und ihm von den Schultern ziehe. „Wieso? Reizt dich das nicht?“ „Doch…“ Er löst sich von mir, tritt ein Stück zurück. Ich sehe ihn fragend an, als er mich grinsend gegen das Pult drückt und meinen Gürtel öffnet. „Können Sie es sich nicht noch mal überlegen, mit meiner Note, Herr Angemüller?“ meint er und sieht mich unschuldig an. Ich grinse. „Dieses Spiel willst du spielen?“ Ich lache amüsiert auf und gehe darauf ein: „Nun… Was bist du denn bereit, dafür zu tun, Jo?“ „Alles… ich würde alles tun, Herr Angemüller…“ Flink öffnet er meine Hose, greift hinein und holt mein Glied heraus. Er beugt sich darüber und ich spüre seinen warmen Atem darüber streifen, erschaudere. „Gefällt Ihnen das?“, haucht er gegen die Spitze und ich schlucke und spreize die Beine ein Stück mehr. „Oh ja, Jo… mach weiter…“ Als er über anfängt, über meine Eichel zu lecken, vergrabe ich meine Finger in seinem Haar und stöhne auf. „Jo,“ keuche ich, während er sanft Küsse darauf platziert. „Her Angemüller. Sie sind ja ganz steif…“, murmelt er gegen meinen Schwanz und ich spüre, wie sich seine Lippen daran bewegen. „Du verdorbenes Stück,“ grinse ich, und er beginnt, daran zu saugen, ihn tiefer in den Mund zu nehmen. „Jo,“ flüstere ich und meine Hand gräbt sich fester in sein Haar. Ich stöhne auf und in genau dem Moment öffnet jemand die Türe. „Endlich Wochenende,“ stöhnt Kai auf, als wir die letzte Stunde hinter uns gebracht haben. „Kommst du mit Eis essen, Demo?“, fragt er und ich schüttle den Kopf. „Geht ihr alleine, ich muss dem Angemüller noch das Buch zurück bringen und wollte fragen, ob er mir noch etwas zu meinem Aufsatz sagen kann.“ „Manchmal bist du ein richtiger Streber,“ kommentiert Paul das Ganze und ich ignoriere ihn, verabschiede mich flüchtig von den Beiden. „Wenn’s nicht so lange dauert, komme ich nach,“ rufe ich ihnen noch zu. Ich winke und laufe dann zum Lehrerzimmer. Als ich klopfe, öffnet mir meine Klassenlehrerin, Frau Weberknecht. „Hallo,“ begrüße ich sie höflich, „Ist Herr Angemüller zu sprechen? Ich muss noch etwas abgeben.“ „Tut mir Leid, Damien. Herr Angemüller ist gerade noch mal gegangen, um etwas mit einem Schüler zu besprechen.“ Sie sieht mich bedauernd an. „Gib es doch einfach mir, dann gebe ich es ihm, wenn er zurückkommt.“ Ich wäge ab, ob ich es ihr geben soll. So hätte ich es zwar vom Hals, aber nichts gewonnen, was meinen Aufsatz angeht. Also meine ich: „Das ist nett von Ihnen, aber ich wollte ihn auch noch etwas fragen.“ Ich beiße mir auf die Lippen und kläre sie auf: „Es geht um meinen Aufsatz.“ Nun ist es sie, die nachdenkt und ich füge hinzu: „Es ist wirklich wichtig.“ Jetzt ist sie weich gekocht, denn sie meint: „Ich glaube, er wollte ins Klassenzimmer einer der Elften, um einen Aufsatz durchzugehen. Du könntest ihn suchen, es gibt ja nur vier Räume zur Auswahl. Und wenn er in der Zwischenzeit zurückkommt, bitte ich ihn, auf dich zu warten. Okay?“ „Danke, dass wäre wirklich nett,“ strahle ich und mache mich dann gleich auf den Weg. Das naheste Zimmer ist das der 11 b, aber in dem ist er nicht. Auch in dem der 11 a finde ich keinen vor. Ich beeile mich, zum nächsten Klassenzimmer zu kommen. Es wäre mir ja lieber, ich würde ihn da auffinden. Dann könnten wir in Ruhe den Aufsatz durchgehen. Vor allem, wenn er dasselbe gerade mit einem anderen Schüler macht. Vielleicht darf ich da dann auch mit zuhören und kann noch etwas dazu lernen. So großartig unterscheiden sich die Aufsätze in der Elften und Zwölften ja nicht. Im nächsten Moment erreichte ich das Klassenzimmer der 12 c und reiße die Türe. Tatsächlich entdecke ich Herrn Angemüller, allerdings in einer etwas anderen Situation, als erwartet. Ich erstarre. Er reißt die Augen auf und blickt entsetzt zu mir, während der Junge vor ihm sich schnell von ihm löst und mich ebenfalls anblickt. Ich werde rot und komme mir ziemlich dumm vor. Es gibt so Dinge, die einfach nicht für die Augen anderer gedacht sind und das hier gehört eindeutig dazu. Ich versuche, etwas zu sagen, stammle aber nur vor mich hin: „Oh… ähm.. ich äh…“ Ich suche nach Worten, aber es wird nicht wirklich besser und so ist es der Angemüller, der als nächstes da Wort ergreift: „Damien…“ „Demo,“ korrigiere ich ihn, ganz neben der Spur, und kann ihm nicht länger in die Augen sehen. Also blicke ich den Jungen an, der da vor ihm kniet und ihm… na ja…. gerade einen blasen wollte. Ich kenne ihn, wenn auch nur flüchtig. Er heißt – so weit ich mich erinnern kann – Johannes, wird aber nu Jo genannt. Er ist ein hübscher Kerl, mit platinblonden Haaren, die ihm frech ins Gesicht fallen. Er hat blaue Augen, die einem sofort auffallen, genau wie die Snakebites, die seine Lippen zieren. Als er merkt, dass ich ihn anstarre, löst er seine Hand von Angemüllers Schwanz und blickt zu Boden. Ich bin mir sicher, er erkennt mich ebenfalls. Wir haben so ziemlich den gleichen Style, wenn ich auch schwarze Haare habe, und sind darüber schon mal in ein flüchtiges Gespräch gekommen. Ich sehe ihm zu, wie er auf seinem Piercing herumkaut und nun zum Angemüller blickt. Dieser spricht erneut an: „Demo… Lass es mich… also das… es ist…“ Offenbar bin ich nicht der Einzige, der nicht weiß, was sagen. Im Gegensatz zu mir, schafft er es aber, sich zusammen zu reißen. „Komm doch bitte rein und schließ die Türe.“ Ich tue, es was er von mir verlangt, obwohl ich eigentlich lieber wegrennen möchte. Vielleicht sollte ich ins Lehrerzimmer und denen sagen, was hier gerade geschehen ist. Aber irgendwie möchte ich das nicht. Ich möchte es erst verstehen, ehe ich tatsächlich so weit gehe, ihn um seinen Job als Lehrer zu bringen und Jo einen Haufen Ärger einzuhandeln. „Das ist mir jetzt peinlcih. Und Jo sicher auch…“ Er sieht zu Jo und ich tue es auch und bemerke, dass dieser mittlerweile aussieht, als ob er gleich in Tränen ausbricht. Ich wende den Blick ab, wieder dem Referendar zu. Nie hätte ich gedacht, dass er… na ja… auf Jungs steht. Obwohl Paul ja mal meinte, er sehe schwul aus. Aber ich fand das eigentlich nie. Und finde es auch jetzt nicht, wo ich den Beweis dafür habe. Er hat eine sportliche Figur und kurze, braune Haare. Ich glaube, er ist Mitte Zwanzig, also noch ziemlich jung. „Ich bitte dich inständig, es keinem zu erzählen.“ Ihm scheint aufzufallen, dass er noch immer halbnackt vor mir steht und fängt nun an, seine Kleidung zu ordnen. Ich starre noch immer. Viel zu viel Information. Um ein wenig Zeit zum Nachdenken zu haben, stelle ich ihnen eine Frage: „Geht… geht das schon länger?“ Zu meiner Überraschung ist es Jo, der diese Frage beantwortet: „Ja. Und wir machen das freiwillig. Keiner zieht irgendwelche Vorteile daraus. Also bitte… sag nichts…“ Ich sehe ihn an und verspreche ihm, nichts zu sagen, ganz überrascht von mir selbst. Eine peinliche Stille legt sich über den Raum und ich hebe kläglich das Buch hoch: „Ich wollte eigentlich nur da vorbeibringen…“ Herr Angemüller tritt zu mir und nimmt es mir ab, legt es auf dem Pult ab. Ich starre noch immer Jo an. „Also…“ Der Angemüller blickt mich unschlüssig an und ich meine: „Den Aufsatz… müssen wir ja nicht unbedingt besprechen.“ Ich sehe die Beiden an. „Dann lasse ich euch alleine und…“ Ich breche ab, will gehen, rühre mich aber nicht von der Stelle. „Ist alles okay mit dir?“ Das ist Jo, der mich besorgt mustert. „Du siehst so konfus aus.“ „Ich weiß, das muss verstörend für dich sein. Es tut mir Leid, dass du das sehen musstest, Demo…“ Ich winke ab, ehe er weiter sprechen kann. „Das… das ist es nicht.“ Das ist es auch wirklich nicht. Es geht um den Grund, warum ich mich nicht wegbewegen kann. Darum, warum ich sofort eingewilligt habe, nichts zu sagen. „Es ist nur…“ Ich kann ihnen ja kaum die Wahrheit sagen. Oder doch? Ich meine… immerhin habe ich sie gerade in flagranti erwischt. Warum sollte ich mich also ausgerechnet vor ihnen schämen. Was ihnen da passiert ist, ist tausend Mal schlimmer. Gleichzeitig hat es mir die optimale Möglichkeit geschenkt, ehrlich zu sein. „Ich hatte nur kurz das Gefühl…,“ ich seufze und spreche es aus, „Das es genau das ist, was ich will.“ „Du stehst auf Jungs?“, fragt Jo überrascht und sieht irgendwie… angetan aus. Ich zucke mit den Schultern. Er aber grinst und tritt einen Schritt zu mir. „Deshalb hattest du noch nie Sex mit einem Mädchen,“ bemerkt er und ich blicke mürrisch drein. Sogar er weiß darüber Bescheid! „Nun,“ ergreift der Angemüller wieder das Wort und wechselt einen Blick mit Jo, „Was meinst du, Jo? Wollen wir ihm geben, was er will?“ Ich werde rot. Meint der das ernst? Überlegen die gerade… „Gerne,“ grins JO und blickt zu mir: „Oder willst du nicht?“ Ich schlucke schwer. „Also…“ „Es war nur ein Vorschlag. Du musst nicht,“ wirft der Angemüller – es fällt mir immer schwerer, ihn so zu nennen – ein. „Also… doch… ich würde gerne. Aber… ich hab noch nie und…“ Jo grinst begeistert und winkt mich zu sich. Meine Beine gehorchen mir nur langsam. „Keine Angst,“ meint er, „Wir weisen dich schon ein.“ Christian – ich gebe es endgültig auf, ihn Angemüller zu nennen – schließt die Türe sorgfältig ab, damit nicht mal jemand hineinplatzen kann. Derweil ergreife ich die Hand, die Jo mir hinhält und überwinde die letzte Distanz zu ihm. Er steht auf – bisher hat er ja gekniet – und blickt mach an. Er ist einen halben Kopf kleiner wie ich, und auch noch jünger, aber dennoch bin ich gewillt, ihm die Führung zu überlassen. „Was… soll ich tun?“ „Entspannt dich einfach.“ Er packt mein Kinn, zieht mich zu sich und küsst mich. Ich zucke erschrocken zusammen, aber dann entspanne ich mich doch ganz schnell und schließe die Augen. Etwas in mir regt sich und ich brauche einen kurzen Moment, bis mir klar wird, dass es Lust ist, die sich in mir anstaut. Seine Lippen bewegen sich gegen meine, pressen sich mir regelrecht fordernd auf. Langsam leckt er mit seiner Zunge über meine Lippen und ich schnappe nach Luft. Er nutzt die Gelegenheit, seine Zunge in meinen Mund wandern zu lassen und meine Mundhöhle zu erkunden. Das Knutschen habe ich auch schon mit einem Mädchen hinter mich gebracht, aber jetzt mit Jo, ist es etwas ganz anderes. Ich werde mutiger, stupse seine Zunge an. Es ist eindeutig besser! Ich spüre Christians Blick auf uns und nach einiger Zeit, nach der er uns stumm zugesehen hat, tritt er hinter mich, berührt meine Hüften. Ich öffne die Augen und sehe Jo unsicher an. „Keine Angst,“ meint er, „Es wird dir gefallen.“ Er packt meine Hände und legt sie sich auf die Hüften. Ich spüre seine Haut durch den Stoff seines Shirts brennen. „Mach einfach das gleiche, das ich mache,“ haucht Christian mir ins Ohr und ich nicke, noch ein wenig unsicher. Sanft beginnt Christian, meinen Hals zu küssen und ich erschaudere und beuge mich zu Jo, berühre seinen Hals mit den Lippen, beginne, ihn zu liebkosen. Als er wohlig aufseufzt, breitet sich Gänsehaut auf meinen gesamten Körper aus. Er tritt noch näher zu mir und seine Hände greifen nach meinen Armen. Ich spüre, wie sich seine schlanken Finger in mein Fleisch graben. Christians Hände bewegen sich, gleiten unter meinen Pulli und streichen sanft über meine Haut an meinem Hosenbund. Ich stoppe in meinem Tun, als Jos Griff sich verändert und er meine Arme noch oben hebt. Im nächsten Moment zieht mir Christian das Shirt über den Kopf und wirft es zu Boden. Jos Arme schlingen sich um meinen Hals und er küsst mich so sanft, dass ich glaube, meine Beine knicken gleich ein. Christan greift um mich herum, öffnet meine Hose. Ich spüre, wie sich seine Erregung gegen meinen Po presst und kann nicht verhindern, dass mich das wahnsinnig scharf macht. Leise stöhne ich auf und Jo sieht das als Aufforderung, meine Hände zu seinem Shirt zu führen. Ich ziehe es ihm aus und blicke auf seine nackte Brust. Er drängt sich wieder an mich, dreht mich, drückt mich gegen das Pult. Ich spüre es hart im Rücken, aber es stört mich nicht. Er macht Christian Platz, der mich hochhebt und ganz auf das Pult setzt, seine Hand dann sachte über meine Brust wandern lässt. Ich bekomme wieder Gänsehaut, die bleibt, als Christan sich abwendet und Jo widmet. Mein Blick klebt an diesem, als er Christian an seinem Hemd zu sich zieht, ihn küsst und ihm jenes Hemd dabei öffnet und von den Schultern streift. Christians Hände hingegen massieren Jos Po und hört erst auf, als sein Hemd vollständig offen ist und er es von seinen Armen gleiten lässt. Dann treten Beide wieder zu mir. Christian dreht meinen Kopf zu sich und ich öffne bereitwillig den Mund, als er mich küsst. Seine Hand streift wieder über meine Brust und breitet mir ein unglaubliches Gefühl an Lust, dass nur von Jo gestoppt wird, der beginnt, an meinem Hals zu knabbern und seine Hand plötzlich über meinen Schenkel wandern lässt. Ich stöhne laut auf und Christian schiebt mir seine Zunge in den Mund, während seine Finger meine Brustwarze massieren. Ich keuche leise auf und spüre Jos Zunge über meinen Hals wandern. Seine Hand schiebt sich höher, bis sie über mein Glied streift, dass hart gegen meine Jeans drückt. Christians Mund löst seine Finger ab und er saugt an meiner Brustwarze und ich drehe automatisch den Kopf zu Jo, um mir von ihm zu holen, was mir Christian nun nicht mehr gibt. Jo reagiert sofort, schnapp mach meinen Lippen und sauft an der unteren. Meine Hand mich sich selbständig, krall sich in Christians Haar. Als ich glaube, es geht schon nicht mehr besser, wandert Jos Hand in meine Hose und ich spure seine Fingerspitzen auf meiner nackten Haut, spüre, wie sie mein Glied umfassen. Ich werfe den Kopf in den Nacken und stöhne laut, während sein Daumen über meine empfindliche Spitze streift und er meinen Schwanz aus der Hose zieht. Christians Lippen wandern an meiner Leiste entlang und stoppen erst kurz vor meiner Erregung. Er blickt Jo an, während ich mich auf dem Schreibtisch nach hinten lehne, weil ich mich kaum noch aufrecht halten kann. Es sind Jos Lippen, die meinen Schwanz berühren und einen ersten Kuss darauf sitzen. Nun kann ich ein heißeres Schreien nicht mehr unterdrücken. Christan kommt zu mir aufs Pult, beugt sich über mich und küsst mich fordernd. Meine Hand krallt sich ins Jos Haar, als er beginnt, an meiner Spitze zu saugen, während meine andere Hand nach Christians Wange sucht und ihn näher zieht. Er erwidert den Kuss einige Zeit, dann löst er sich von mir und zieht mir die Hose ganz von den Beinen. Nun hat Jo mehr Platz und nutzt diesen, während Chris mir die Schuhe samt Strümpfe von den Füßen schiebt. Ich habe dafür keinen Blick, denn meine ganze Konzentration gilt Jos Hand, die an meinem Oberschenkel auf und ab fährt, während die anderen meine Hüften nach unten drückt. Ich sehe ihm zu, wie er seine Zunge aufreizend über meine Eichel gleiten lässt. „Aaah,“ stöhne ich auf und spüre plötzlich wieder Christian, der an meinem Ohr knabbert und hinein flüstert: „Gefällt dir das?“ Ich seufze wohlig auf, während Jo dazu übergeht, meinen Schwanz ganz in seinen Mund aufzunehmen. Ich will ihm die Hüften entgegenpressen, aber seine Hand drückt sie nach unten. Christian löst sich wieder von mir und tritt hinter Jo, der plötzlich in seinem Tun stoppt. Er richtet sich auf, blickt über die Schulter zu Christian, dessen Lippen sich an seinem Hals wieder finden. Er öffnet Jos Hose und zieht sie ihm von den Beinen. Ich richte mich ein wenig auf, sehe ihnen zu. Langsam spreize ich die Beine und Jo tritt dazwischen. Automatisch strecke ich meine Hände nach ihm aus und ziehe ihn näher. Dann küsse ich ihn wieder und sehe Christian zu, wie seine Hand nach Jos Glied greift und darüber streicht. Jo stöhnt auf, setzt den Kuss mit mir aber fort. Meine Hände streichen über seine Brust und ich spüre, wie seine Erregung meine streift, wenn Christian diese nur richtig hält und rutsche noch näher an ihn heran, um sie ganz zu fühlen. Unsere Schwänze berühren sich und wir stöhnen Beide auf. Christians Hände fassen nach Jos Po und er krallt seine Finger in diesen, so dass Jo kurz den Kuss löst uns sich ihm entgegen biegt. Dann lässt er seine Hand nach hinten wandern und massiert Christians Schritt durch den Stoff seiner Hose hindurch. Christian stöhnt daraufhin auf und löst sich von Jo, zieht sich die Hose aus und presst seinen harten Schwanz dann gegen Jos feste Pobacken. Jo hingegen beugt sich über mich, drückt mich nach unten. Ich sehe, wie Christian seinen Schwanz an Jos Hintern reibt und kralle die Hände in dessen Schultern. Seine Lippen wandern über meine Brust und ich schleiße die Augen, während er heiße Küsse darauf platziert. Er streckt die Hand aus, massiert meinen Schwanz und ich winde mich unter ihm. Christian packt Jos Hand und zieht sie von mir weg, ehe ich noch komme und hebt ihn dann tatsächlich an den Hüften hoch, bis sich Jo kniend über mir befindet. Etwas fällt zu Boden, aber wir beachten es nicht. Ich recke Jo meinen Hals entgegen und er beginnt, mich zu küssen. Meine Arm schlingt sich um seinen Oberkörper und mein anderer streckt sich, so dass meine Hand seinen Schwanz berühren kann. Langsam gleite ich daran auf und ab. Jo stöhnt an meinem Ohr und seine Hände greifen nach meinen Schenkeln. Ich sehe, wie Christian nach dem Gleitgel und den Kondomen greift, die die Beiden vorhin schon bereitgestellt haben und Jo nun eines zwischen die Finger drückt. Er selbst rollt sich hastig eines auf, während auch Jo dieser Tätigkeit nun nachkommt. Ein wenig Angst habe ich vor dem, was nun kommt, aber ich lasse es geschehen. Jo hebt meine Beine an, schiebt mich zureckt. Ich keuche überrascht auf, helfe ihm dann aber, eine gute Position zu finden. Letztlich finde ich mich mit den Beinen auf seinen Schultern wieder und Jo greift blind nach dem Gleitgel. Es ist Christian, der es ihm in die Hand drückt. Jo verteilt etwa davon auf seinen Finger, schiebt mir den ersten in den Po. Ich stöhne auf, vor Schmerz, aber vor allem vor Lust. Ein weiterer schiebt sich in mich und ich winde mich unter Jo, der kurz darauf auch noch einen dritten Folgen lässt und anfängt, diese zu bewegen. Irgendwann zieht er sie zurück und ich sehe, wie er Geld auf sein Glied schmiert und es dann Christian zurückgibt. Während ich noch diesen beobachte, dringt Jo in mich ein und ich schrei laut auf. Es tut weh, aber Jo macht langsam, gibt mir Zeit. Irgendwann ist er ganz in mir und ich fühle, wie er anfängt, sich langsam zu bewegen. „AAAH,“ stöhne ich laut auf und glaube schon zu kommen, aber das passiert nicht. Jos Hände packen meine Hüften und bewegen sie in einem Rhythmus mit seinen eigenen. Ich sehe wieder zu Christian, der nun das gleiche, was Jo mit mir macht, mit diesem macht. Jo drückt ihm seinen Po entgegen und gleitet dabei ein wenig aus mir heraus. Er beugt sich zu mir und küsst mich. Meine Zunge wühlt sich regelrecht in dessen Mund und ich schlinge die Arme um seinen Hals. Christian dringt in Jo ein und dieser löst unseren Kuss und schreit Lust erfüllt auf. Es klingt wahnsinnig schön. Ich sehe, wie Christian den gleichen Rhythmus aufnimmt, den Jo und ich haben und ihn so ermöglicht, sich auch wieder in mir zu bewegen. Einer von Christians Armen schlingt sich um Jos Becken, um ihn ein wenig zu kontrollieren, der andere greift nach vorne und seine Hand schließt sich um meinen Schwanz. Er pumpt ihn im gleichen Rhythmus und meine Hände krallen sich in Jos Arme. Ich sehe, wie Jo Christian dabei zu sieht, wie er mein Glied verwöhnt und er stützt sich mit einer Hand ab, während er die andere um Christians schlingt und ihn zwingt, meinen Schwanz noch fester zu packen, mich damit zum Stöhnen zu bringen. Jos Zunge drückt sich wieder in meinen Mund, während sich sein Penis in mich presst. Ich spüre, wie es gegen meine Prostata drückt. Christian stößt sich härter in Jo, seine Hand rubbelt immer schneller mein Glied. Noch einmal stößt sich Jo mit aller Kraft in mich und Christat tut es bei ihm genauso. Jo wirft den Kopf in den Nacken, ich höre ihn aufstöhnen. Christians Lippen saugen sich an seinem Hals fest, als er kommt. Ich hebe ihm meine Hüften ein letztes Mal entgegen und Christian pumpet meinen Penis noch schneller, bis ich gegen Jo und meinen Bauch spritze. Dann ergießt sich auch Christian in Jo. Kurz verharren wir alle in unserer Position, dann löst sich Christian von Jo und zieht sich aus mir heraus. Schwer atmend lässt Jo von mir ab, zieht sich aus mir heraus und lässt meine Füße wieder auf das Pult sinken. Ich atme schwer und blicke Jo an, der mich mit – vor Lust – geröteten Wangen anblickt. Meine Hände greifen nach ihm und ich ziehe ihn zu mir. Eine wohlige Wärme breitet sich in mir aus, die nichts mit der Hitze von eben zu tun hat. Er lässt seinen Kopf an meine Brust sinken und ich schlinge die Arme um ihn und streiche sanft über seinen Rücken und Po. Christian befreit sich selbst und auch Jo von den Kondomen und wirft beide weg. Dann zieht er sich an. „Ich muss jetzt gehen. Und ihr solltet euch auch anziehen.“ Jo löst sich von mir und steht auf, wendet sich Christian zu. „Chris…“ Dieser lächelt, nimmt ihn fest in den Arm und küsst ihn ein letztes Mal. „War schön mit dir, Kleiner.“ Dann lösen sie sich voneinander und Christian blickt kurz zu mir, nickt mir zu. „Seht zu, dass ihr hier rauskommt,“ meint er und dann macht er sich auf den Weg ins Lehrerzimmer. Er schließt die Türe hinter sich und JO lehnt sich gegen da Pult und seufzt. Ich rutsche an den Rand und schlinge meine Beine von hinten um ihn, ebenso meine Arme. Sanft bette ich meinen Kopf an seiner Schulter und küsse diese. „Hast du ihn geliebt?“, frage ich und er lehnt sich gegen mich. „Nein,“ antwortet er leise. „Warum hast du das dann getan?“ „Weil… es meine Einsamkeit ein wenig gestillt hat,“ gibt er zu und ich streiche sanft über seine Brust und küsse seinen Hals. „Gehen wir noch zu dir?“ Er dreht den Kopf zu mir und ich küsse ihn kurz, ehe ich ihn angrinse. „Demo… was?“ Ich zwinge ihn, sich ganz zu mir zu drehen und hebe die Hand an sein Gesicht. „Ich hab diese Einsamkeit auch bemerkt. Man sieht sie in deinen Augen,“ flüstere ich und streiche über seine Wange. Er sieht mich an. „Demo,“ flüstert er leise. Sanft ziehe ich ihn zu mir und küsse ihn. „Wenn du mich lässt,“ hauche ich gegen seine Lippen, „Würde ich gerne versuchen, sie aus ihnen zu vertreiben.“ Nun lächelt er. „Wirklich?“ Ich nicke und empfange seine Lippen. „Erlaubst du es mir?“, frage ich und nun ist er es, der nickt: „Ich erlaube es dir.“ „Warum strahlst du so?“, fragt Paul mich am Montagmorgen, ohne sich lange mit einer Begrüßung aufzuhalten. „Und wo warst du das ganze Wochenende? Du hast dich nicht einmal gemeldet,“ fällt Kai mit ein und sieht mich tadelnd an. „Ich weiß… Tut mir Leid.“ Ich kann nicht wirklich aufhören, zu grinsen, was auch den Anderen nicht entgeht. Sie sehen mich fragend an und ich meine nur: „Ich hatte was anderes vor.“ „Und was?“, will Paul wissen. „Was ist wichtiger, als mit seinen besten Freunden abzuhängen?“ Manchmal ist er echt schräg drauf. Weil ich keinen Bock habe, ausgelöchert zu werden, falle ich mit der Türe ins Haus: „Ich hatte Sex.“ „WAAAAS?!“, brüllt Kai ewig laut und klopft mir begeistert auf den Rücken. „Nicht dein Ernst! Wie krass!“ „Voll geil!“, ruft nun auch Paul. Offenbar entschuldigt das mein ach so böses Vergehen, dass Wochenende nicht mit ihnen verbracht zu haben. „Und mit wem?“, stellt Paul dann die Frage aller Fragen und ich strahle breit vor mich hin: „Mit meinem Freund.“ Und während ihnen langsam die Gesichtszüge entgleisen, löse ich mich von ihnen, um Jo zu begrüßen, der gerade die Aula betritt. Jo… den Jungen, dessen Einsamkeit ich stillen möchte. Nicht nur mit Sex. Sondern mit all der Liebe, die ich nur zu geben im Stande bin. Kapitel 5: Ein Geschenk für Joshua ---------------------------------- für Es war nicht ausreichend. Einfach nicht ausreichend. Er konnte Geschenke kaufen, so viele er wollte. Er würde niemals das passende Geschenk finden, mit dem er Joshua zeigen konnte, wie sehr er ihn liebte. Weil alle Geschenke der Welt nicht ausreichen würden, um ihm dies zu zeigen. Frustriert schaubend verschwand Valentin im nächsten Coffeeshop, um zumindest eine seiner Sorgen – nämlich den großen Mangel an Kaffee – Einhalt gebieten zu können. Während er sich in der kleinen Schlange Menschen anreihte, die alle auf ihren Kaffee warteten, überlegte er weiter fieberhaft, was er Joshua nur schenken könnte. Mittlerweile hatte er alle Möglichkeiten durch. Eine Uhr – weil die Joshuas beim letzten Training irgendwie kaputt gegangen ist -, einen neuen Bademantel – weil sein jetziger einfach hässlich war -, oder einen handsignierten Basketball – wozu er aber irgendwie Dirk Nowitzki auftreiben müsste. Alle Ideen, die eigentlich ganz gut waren, aber nichts wirklich Persönliches an sich hatten oder unmöglich zu realisieren waren. Deshalb hatte Valentin diese wieder verdrängt, gemeinsam mit den Geschenken, die einfach ein No-Go waren. Ein Buch – dass Joshua eh nie anrühren würde -, eine neue CD – die er am Ende wahrscheinlich schon hatte -, oder eine neue, leistungsfähigere Kaffeemaschine – die nur Valentin selbst etwas nützen würde. Er könnte ihm ja auch etwas auf dem Weihnachtsmark kaufen, kam es ihm, als er an diesem vorbeieilte. Eigentlich war er auf den Weg zur Bandprobe, aber die Jungs konnten warten. Ein Geschenk für Joshua war viel, viel wichtiger! Deshalb machte er kehrt und schlängelte sich durch die Menschenmassen, um sich an den kleinen Ständchen gütlich zu tun. Hier gab es genug Auswahl. Von Kerzen und anderem Dekokram, bis zu Mützen und Handschuhen, jeder Menge Süßkram und anderem Scheiß, den einfach keiner brauchte. Er seufzte. Was hatte er auch erwartet? Dass er etwas finden würde, was so überwältigend großartig war, dass er vor dem Stand in die Knie hätten gehen müssen, weil es die einzige Möglichkeit gewesen wäre, Joshua seine absolute Liebe nahe zu bringen? Ein bisschen lächerlich kam er sich jetzt schon vor und plötzlich war ihm auch alle Lust auf Weihnachten verflogen! Was gab es überhaupt diese blöde Tradition, Weihnachten etwas zu verschenken? Letztlich war es doch eh alles nur zu Gunsten der Konsumwelt! Er konnte Joshua doch täglich etwas schenken oder ihm irgendwie beweisen, dass er ihn liebte. Dazu brauchte er nicht unbedingt Weihnachten. Das war ja schon fast so schlimm, wie der Valentinstag. Da brauchte er sich aber wenigstens keine Gedanken machen, weil Joshua ihm verboten hatte, sich zu wagen, ihm ein Geschenk zu kaufen. Stattdessen war es Joshi, der sich jeden Valentinstag etwas ausdenken durfte, weil dieser blöde Tag nämlich irgendwie Valentins Geburtstag war und Joshua ihn deshalb verwöhnen wollte. Wäre ja zu einfach gewesen, Joshua hätte im Gegenzug an Weihnachten Geburtstag haben können. Leider hatte seine Mutter dieses Datum verfehlt. Joshua hat nämlich schon im Oktober Geburtstag. Viel zu früh. Dabei wäre der Tag – der fünfundzwanzigste – ja schon fast richtig gewesen. So aber durfte sich Valentin dieses ganze Drama auch zweimal im Jahr erleben. Aber irgendwie waren Geburtstagsgeschenke leichter, als die für Weihnachten. Da ging man einfach essen oder machte einen Abstecher in den Sexshop und schon war Joshua glücklich. Der Sexshop… Er könnte ja da mal gucken, wenn er nicht dann der Leidtragende dieser Aktion wäre. Er wollte gar nicht wissen, was Joshua im Bett mit ihm anstellen würde, wenn er nur die richtigen Spielzeuge hätte. Nun lief er auch noch rot an! Dieses Weihnachten war doch wirklich für die Katz! Gerade wollte er den Weihnachtsmark frustriert verlassen, als er plötzlich einen Gesprächsfetzen von zwei Mädchen hinter ihm aufschnappte. „Ich weiß einfach nicht, was ich ihm schenken soll,“ klagte die eine und er konnte sofort mit ihr fühlen. Wenigstens war er nicht der Einzige, der solche Probleme hatte, schoss es ihm wenig tröstend durch den Kopf. „Ich hab mir ein paar neue Dessous gekauft. Die werden meinen Freund schon auch erfüllten… Das eine ist ein Weihnachtsengel… Ich freue mich jetzt schon, ihn damit zu überraschen.“ Offenbar war er auch nicht der Einzige, der an den Sexshop gedacht hat. Ob er sich auch Dessous kaufen sollte. Aber bei Männern war das irgendwie schwieriger. Er konnte sich ja keinen BH umhängen. Und wirklich heiße Shorts gab es sicher nicht – von Tangas ganz zu schweigen. Die würde er nie anziehen. Würde Joshua wohl auch gar nicht gefallen… Hoffte er zumindest. Er könnte sich ja als Weihnachtsengel verkleiden – oder als Weihnachtsmann. Sicher wäre das total heiß. So heiß, dass Joshua sicher an seinem Lachen ersticken würde. Dabei könnte man da schöne Rollenspielchen spielen… „Soll ich dich mit meiner Route auspeitschen?“, murmelte er leise und erntete einen entsetzen Blick von einer alten Oma, die neben ihm stand. Hastig wandte er sich ab. Nein, ganz sicher würde es ihn dieses Jahr nicht mehr in einen Sexshop verschlagen. Auch das andere Mädchen schien diese Ansicht zu haben, denn sie sagte zu ihrer Freundin: „Das ist ja ganz schön, aber ich würde gerne etwas verschenken, was wirklich von Herzen kommt.“ Das sah er genauso. Und so ein Nikolausrollenspiel kam einfach nicht von Herzen. „Was willst du denn tun? Ihm einen Kuchen backen, wo ‚ich liebe dich’ drauf steht?“ Valentin horchte auf. Genau! Das war die Idee. Er könnte Joshua was backen. Dieser wusste, wie untalentiert er in der Küche war. Sicher würde er sich total über einen Schokoladenkuchen – seinen Lieblingskuchen – freuen. Euphorisch sagte Valentin die Bandprobe ganz ab und machte, dass er zum nächsten Supermarkt kam. Dort kaufte er hastig alles ein, was man so brauchte – und auch gleich noch ein Buch, in dem er Rezepte fand. Es sollte ja alles lecker werden und am Ende nicht total missraten sein. Als er wenig später wieder zu Hause ankam, versteckte er all das Zeug in seinem Kleiderschrank – dort würde Joshua nie nachgucken. Immerhin herrschte in seinem Teil des Schrankes das pure Chaos und sicher hatte sein Freund Angst, von einem Wäscheberg erschlagen zu werden, wenn er eine Türe öffnete. Mit diesem sicheren Versteck und der großartigen Idee im Gepäck, sah Valentin dem Weihnachtsfest endlich entspannt entgegen. Sicher würde es ein schöner, gemütlicher Abende werden. Dessen war er sich jetzt sicher. Ganz egal, wie schön und gemütlich der Abend werden würde… Valentin hatte jetzt schon keinen Bock mehr! Da war einfach das Mehl umgekippt, noch ehe er es hätte abmessen können. Nun musste er es von der Anrichte kratzen und hoffen, dass es noch reichte. Sonst müsste er noch los und neues Mehl kaufen – oder er müsste das nehmen, dass auf dem Boden lag. Viel zu eklig! Er konnte nur hoffen, Joshua würde erst nach Hause kommen, wenn er schon fertig war mit Backen und Aufräumen. Eigentlich war er clever, seinen Freund mit der Ausrede weggeschickt zu haben, er solle Geschenke für Benni und Jona kaufen. Bis sie die Beiden sehen würden, vergingen noch Wochen – aber das war ja egal. Hauptsache, Joshua blieb möglichst lange weg. Wenigsten kippte der Zucker nicht um. Das war ja schon mal viel wert! Erleichtert schlug er die Eier auf und fluchte laut, als die Schale des einen fast gänzlich mit in der Schüssel landete. „Ich hoffe, du weißt das zu würdigen,“ nuschelte er grimmig und pulte nach der Schale. Ob es auffallen würde, würde er sie einfach darin liegen lassen? Laut dem Rezept war ja alles ganz einfach… Überhaupt schien der Autor zu denken, jeder sei ein wahrer Meister in der Küche. Er konnte ja noch nicht mal ein Ei aufschlagen! Und was war eigentlich damit gemeint, dieses dann zu trennen? Er hatte es doch schon getrennt… Schale vom Rest. Das musste ja wohl reichen. „Eiweiß steif schlagen,“ las er und blickte missmutig in die Schüssel. Wie sollte er denn da jetzt noch das Eiweiß steif schlagen? Mit einem Löffel rührte er zaghaft im Ei herum und erreichte dabei nur, dass sich Eigelb und Eiweiß weiter vermengten. „Steif wird da jetzt aber nichts!“, dachte er und schnaubte belustigt, wegen der Zweideutigen Aussage. Vielleicht sollte er Joshi einfach nackt und mit einer Schleife um den Hals begrüßen und ihm zurufen, er wäre schon ganz steif. Aber… irgendwie würde er das nicht fertig kriegen. Er ließ das Eiweiß Eiweiß sein und kümmerte sicher um die Schokolade. „Im Wasserbad schmelzen,“ murmelte er und holte einen Topf hervor, in den er Wasser füllte. Dann ließ er dieses aufkochen und warf die Schokolade hinein. Nun konnte er sich ja entspannt zurück lehnen und warten, dass die Schokolade flüssig wurde. Das wurde sie auch. Flüssig, wässrig… irgendwie eklig. Aber Hauptsache, es schmeckte am Ende. Zusammen mit den restlichen Zutaten rührte er die Schokolade in die große Schüssel, in der sich schon Mehl, Eier und Zucker befanden und rührte noch einmal kräftig herum. Was heraus kam, war etwas Teigähnliches, dass er in eine Springform füllte und dann zufrieden in den Ofen schob. Nun hatte er es also tatsächlich geschafft! Stolz auf sich selbst, machte er sich daran, die Küche sauber zu machen und hatte sogar noch Zeit, sich umzuziehen und ein wenig auszuruhen, ehe Joshua nach Hause kam. „Was riecht hier so komisch?“, hörte er Joshua fragen. Seine Stimme klang weit entfernt. Müde öffnete Valentin die Augen und blinzelte seinem Freund entgegen. „Was?“, nuschelte er träge. „Was hier so komisch riecht,“ wiederholte Joshua und sah sich um. „Valentin… hast du irgendwas im Ofen?“ Angesprochener – bis eben noch verschlafen –, riss die Augen auf und sprang mit einem Satz vom Sofa. Er hastete in die Küche und schaltete den Ofen aus, ehe er den Kuchen vorsichtig herausholte. Da war er nun. Ein tiefbrauner Kuchen – tiefbraun aber nicht wegen der Schokolade, sondern weil er schon angebrannt war. Betrübt starrte Valentin auf sein ‚Meisterwerk’. „Du hast gebacken?“, fragte Joshua und trat hinter ihn, schlang wie selbstverständlich die Arme um Valentins schlanken Körper. „Ja… für dich… Als Geschenk“, klärte ihn der Emo auf und stupste mit den Finger zaghaft an den Kuchen. „Aber jetzt kann man ihn wohl nicht mehr essen,“ meinte er enttäuscht von sich selbst. Er konnte kaum fassen, dass er eingeschlafen war und darüber den Kuchen vergessen hatte! Wo er sich doch solch eine Mühe gegeben hatte! „Quatsch. Den kann man noch essen,“ meinte Joshua und stupste ebenfalls gegen den Kuchen. „Er ist nur ein wenig zu braun, aber noch nicht ganz verbrannt.“ Sanft hauchte er Valentin einen Kuss an die Schläfe und löste sich dann von diesem, um ihn mit ins Wohnzimmer zu zerren. „Aber bevor wir deinen Kuchen essen, gibt’s mein Geschenk,“ lächelte er und überreichte Valentin ein kleines Päckchen, was dieser sofort erfreut aufriss. Er liebte die Geschenke von Joshua. Einfach, weil sie von diesem waren. Theoretisch hätte er ihm auch irgendwelchen Schrott schenken könnten – es hätte ihn dennoch gefreut. Aber Joshua kannte ihn gut genug und wusste, was er ihm zu schenken hatte, um ihn glücklich zu sehen. So war es auch diesmal wieder. Es war ein schlichtes Lederbändchen mit einem kleinen Anhänger daran, der ein kleines Schloss darstellte. „Ich hab den Schlüssel dazu,“ lächelte Joshua und hob ein Bändchen hoch, dass exakt gleich aussah, nur dass ein kleines Schlüsselchen daran hing. „Damit nur ich Zutritt in den Herz hat,“ lächelt er und Valentin musste ebenfalls Lächeln und die Tränen wegblinzeln, die ihn vor Rührung in die Augen traten. „Da hast doch eh nur du zutritt,“ versicherte er ihm und schlang die Arme um Joshuas Hals, um ihn an sich zu ziehen und zu küssen. Schon alleine, die Lippen seines Freundes auf seinen zu spüren, hätte ausgereicht, ihn glücklich zu machen. Nach einer geraumen Zeit, in der keiner willig war, vom anderen abzulassen, meinte Joshua letztlich: „Lass uns deinen Kuchen anschneiden!“ Gesagt, getan. Nur leider musste Valentin feststellen, dass sie es lieber hätten sein lassen. Irgendwas war beim Teig wohl schief gelaufen. Zumindest war der Kuchen sehr matschig und gar nicht ‚fluffig’, wie in der Anleitung beschrieben. Und irgendwie schmeckte er auch so, wie er aussah. Joshua ließ sich nichts anmerken, aber er wusste dennoch, dass der Kuchen eigentlich in den Müll gehörte. Und als er auch noch auf eine Eierschale bis, reichte es Valentin endgültig. Deswegen knallte er auch seine Gabel weg und entriss Joshua den Teller. „Du musst ihn nicht essen, nur um mir eine Freude zu machen,“ fauchte er grimmiger, als er klingen wollte. Überhaupt wollte er seine Wut über sich selbst auch gar nicht an Joshua auslassen. Aber er konnte nicht anders. „Valentin,“ versuchte sein Freund ihn zu beruhigen, aber er schüttelte den Kopf und nahm den Kuchen, um ihn wegzuwerfen. „Er ist eklig!“, meinte er noch einmal zu Joshua und ließ diesen gar nicht erst widersprechen. Genervt knallt er den Deckel des Mülls wieder zu und stapfte aus der Küche. So viel zum Thema: Joshua zu Weihnachten eine Freude machen. Vielleicht sollte er einfach gehen, damit Joshua ihn nicht ertragen musste. Dann hätte dieser wohl weit mehr gewonnen. Betrübt blickt er auf das Armbändchen, dass Joshua mit so viel Liebe ausgesucht hatte. Warum konnte dieser nur kaufen, was er wollte – es war immer passend. Valentin hingegen rannte von Katastrophe in Katastrophe. Konnte denn nicht wenigstens an Weihnachten das Chaos mal wegbleiben? Um sich selbst ein wenig von seinen traurigen Gedanken abzulenken, griff er nach seiner Gitarre und spielte einige Akkorde. In der Küche hörte er Joshua die Teller wegräumen und seufzte. Es verging noch einige Zeit, ehe Joshua ins Wohnzimmer trat und sich neben ihn auf die Couch setzte. Er schweig, bis Valentin irgendwann die Gitarre weglegte und ihn reumütig ansah. „Tut mir Leid,“ nuschelt er leise. Joshua winkte ab. „Schon gut.“ Sie schwiegen wieder, bis sein Freund fragte: „Was war das für sein Song, den du gerade gespielt hast? Den kannte ich noch gar nicht.“ Nun wurde Valentin rot. Er hatte einfach gespielt, ohne wirklich darauf zu achten, aber letztlich hatte er wohl unbewusst den Song angeschlagen, den er im Moment komponierte. „Er hat noch einen Namen. Ich arbeite noch daran.“ Er blickte zu Boden. „Er ist jetzt schon wunderschön,“ lächelte Joshua und Valentin lächelte leicht: „Ist für dich,“ gestand er leise. Joshua griff nach seinem Kinn und drehte seinen Kopf, so dass er ihn ansehen konnte: „Wirklich?“, fragt er erfreut nach und Valentin nickte, so gut es in Joshuas Griff möglich war. „Das du dir solch eine Mühe für mich machst… Der Kuchen, der Song…“ Nun lächelt er und küsste Valentin zärtlich, „Das ist wirklich das beste Weihnachten, dass ich je hatte.“ Ungläubig schüttelte der Emo den Kopf: „Aber was redest du da? Der Kuchen ist eklig, der Song noch nicht fertig…“ Ein Finger legte sich auf seine Lippen und zwang ihn zum schweigen „Es geht doch nicht um ein Geschenk. Es geht darum, dass du an mich gedacht hast und mir eine Freude machen wolltest,“ lächelte Joshua und küsste ihn. „Und das ist dir gelungen.“ Nun musste Valentin doch wieder lächeln und schlang seine Arme um seinen Freund, presste sich eng an ihn. Vielleicht war dieses Weihnachten ja doch nicht so versaut. Denn offenbar hatte er es ja auch so geschafft, Joshua glücklich zu machen – dass, worum es Weihnachten ja eigentlich auch ging. Kapitel 6: Sweet Honey (zensiert) --------------------------------- “Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst, Fettsack?”, rief Lukas, obwohl ich ihn gar nicht gestreift oder in irgendeiner anderen Weise behindert habe. Hauptsache er hatte mich angemotzt und beleidigt. Was anderes zählte ja nicht. Nun hatte er nämlich die Lacher seiner Clique – und die war nicht klein – auf seiner Seite und ich stand wieder einmal mehr da, wie ein Depp. Aber was ärgerte ich mich noch über ihn? Heute würde ich in eine andere Klasse kommen. Dann war ich ihn und seines besten Freund – oder auch Hofdiener – Bobby endlich los. Neues Jahr, neues Glück oder wie man so schön sagen kann. Nun hieß es aber erst Mal, ohne weitere Beleidigungen ins Schulgebäude zu kommen. Denn auch wenn ich in meiner neuen Klasse sicher vor ihnen war, so war ich hier draußen noch immer der Gefahr ausgesetzt, angepöbelt zu werden. Ich würde nicht sagen, dass Lukas oder Bobby mich mobben. Aber es reicht schon, dass ich zur allgemeinen Belustigung herhalten muss. Und dass ich wegen ihnen als Loser dastehe, den die ganze Schule belächelt. Und wenn ich sage ganze Schule, dann meine ich auch ganze Schule. Der Freundeskreis der Beiden ist nämlich ziemlich groß und umfasst Schüler fast aller Altersstufe – sogar der unteren, denn Lukas hat dort einen Bruder und hängt viel mit diesem ab. Auch in der Schule. Jedenfalls gibt es kaum einen Schüler, der irgendwie cool ist und gleichzeitig etwas mit mir zu tun hat. Halt, nein. Gelogen. Es gibt gar keinen Schüler, der etwas mit mir zu tun hat. Das ist wie in der Nahrungskette. Ich bin das unterste Glied. All die anderen Schüler, die irgendwie als ‚uncool’ gelten, sind noch über mir angeordnet, weil ich eben das Pech hatte, einige Jahre mit Lukas in einer Klasse zu sein. Wir haben schon gemeinsam die Mittlere Reife gemacht. Sicher wäre ich nicht so schlecht angesehen oder gar beliebt, hätte ich einfach eine andere Klasse erwischt. So aber findet mich einfach jeder scheiße! Nicht, dass ich je etwas getan hätte, was Lukas veranlasst hätte, mich nicht zu mögen. Nicht einmal das Argument, ich wäre ein Fettsacke, zieht wirklich. Denn auch wenn ich nicht gerade Idealmaße habe, bin ich noch lange nicht fett. Vielleicht bin ich nicht so durchtrainiert wie Lukas, aber das will ich auch gar nicht. Und seien wir ehrlich: Selbst wenn ich fett wäre, wäre das kein Grund, mich fertig zu machen! Wie zu Anfang schon einmal erwähnt, müsste ich mir jetzt gar keine Gedanken machen. Ich komme heute in eine neue Klasse, weil wir endlich getrennt werden. Ich mache mein Fachabitur und war bisher in einer gemischten Klasse- sprich technischer und sozialer Zweig. Jetzt in der zwölften Klasse werden die Zweige strikt getrennt. Und deshalb bin ich mit meinem sozialen Zweig nun in einer anderen Klasse, als Lukas und Bobby, die den technischen Zweig gewählt haben. Leider aber wird Tamina in meiner Klasse sein. Ihres Zeichens die Freundin von Lukas und folglich Staatsfeind Nummer Eins oder wie ich zu ihr sagen soll. Aber sie ist ja noch erträglich, solange nicht die Jungs in meiner Klasse sind. Wobei vielleicht auch Bobby noch erträglich gewesen wäre. Alleine ist der nicht so schlimm, wie mit Lukas zusammen. Im Übrigen heißt er nicht wirklich Bobby. Er heißt Bobbart… Ein total dämlicher Name. Keine Ahnung, wie man als Eltern auf so eine Scheiße kommen kann. Jedenfalls nennt ihn keiner so. Alle sagen nur Bobby. Dennoch frage ich mich, warum man sich nicht viel eher über ihn lustig macht, als über mich. Mit meinem Namen Jonathan bin ich doch nun wirklich gesegnet, im Gegensatz zu Bobbart. Ob der Name überhaupt legitim ist? Über meine Überlegungen bezüglich Bobbart, laufe ich fast an den Aushängen vorbei, auf denen unsere Namen und die dazugehörige Klasse stehen. Dabei wäre es ja gut zu wissen, in welches Klassenzimmer ich muss. Also kehre ich um und checke das ab. Dabei kann ich gleich nachschauen, wer außer Tamina und mir noch in der Klasse ist. Lustigerweise trifft mich da gleich der nächste Schlag: Neben mir ist nur ein weiterer Junge in der Klasse. Ich runzle die Stirn. Ich wusste, dass ich in meiner alten Klasse der einzige Kerl im sozialen Zweig war – aber ich ging davon aus, dass in der Parallelklasse auch noch Jungs diesen hatten. Offenbar aber nicht. Seltsam. Dabei waren in der letzten Zwölften so viele Jungs im sozialen Zweig. Nun habe ich also nur einen Kerl, mit dem ich mich gut stellen muss. Wenn der aber so dämlich ist wie Lukas und Bobbart – haha, der Name würde mich über den Tag erheitern -, dann würde ich mal wieder als der totale Außenseiter enden. Außer, ich würde mich wahnsinnig toll mit den Mädchen anfreunden. Als wenn das mit Tamina in der Klasse noch eine Option wäre. Meine Laune sinkt sofort. Dennoch eile ich jetzt fast ins Klassenzimmer. Über den Schock hinweg, habe ich gar nicht gemerkt, dass Lukas und Bobby sich von der Raucherecke entfernt haben, in der sie bis eben standen, und nun das Schulgebäude betreten. Lieber will ich weg, ehe ich noch einen Spruch gedrückt bekomme. Also mache ich mich drauf, das Klassenzimmer zu suchen und finde es. Leider bin ich nicht der erste und so schon gleich neugierigen Blicken ausgesetzt. Allen voran, den von Tamina. „Sieh an, wir haben den Fetti in unserer Klasse,“ lacht sie erheitert und ihre Freundinnen kichern im Chor. Wow, das war ja jetzt der Brüller des Jahrtausends… Missmutige lasse ich mich an einem Tisch nieder, der möglichst weit entfernt von den Tischen steht, die Tamina und ihre Gefolginnen belagert haben. Muss ja nicht sein, dass ich selbst im Unterricht nicht sicher vor ihnen bin. Nun starre ich aus dem Fenster, beobachte, wie die Schuler hastig von den Parkplätzen und Bushaltestellen ins Schulgebäude eilen, vor der äußerlichen Kälte fliehen, die jetzt im September schon Einzug gehalten hat. Wie gerne wäre ich einer von ihnen. Dessen größte Sorge es ist, pünktlich vor dem Lehrer im Klassenzimmer zu sein, ehe man schon am ersten Tag negativ auffällt. Oder deren größte Angst darin besteht, einen guten Platz im Klassenzimmer zu ergattern. Sie können sich alle gar nicht vorstellen, wie es ist, zittern zu müssen, dass man das Jahr ohne schwerwiegende seelische Schäden übersteht. Nicht, dass mich die Beleidigungen und Beschimpfen noch wirklich beeindrucken würden. Oder mir gar nahe gehen würden. Ich hätte nur auch gerne mal jemand, der mir wohlgesinnt ist. Einen Freund, der nett zu mir ist, wenn alle anderen mich ignorieren oder beleidigen. Ich möchte einfach einmal dazugehören. Dabei ist es mir ganz egal, wo ich dazugehöre. Hauptsache, ich gehöre überhaupt irgendwo hin. Habe überhaupt eine Bezugsperson, mit der ich lachen und Spaß haben kann, dem ich aber auch mal meine Sorgen erzählen kann. Nun noch deprimierter, wende ich mich vom Fenster ab und starre vor an die Tafel. Allerdings bleibt mein Blick nicht lange dort hängen, denn kurz darauf tritt dieser ominöse Kerl in den Raum, der neben mir als einziger Junge noch in der Klasse ist. Ich hab gar nicht nachgesehen, wie er heißt. Im Nachhinein eigentlich eine der wichtigsten Informationen. Jetzt tritt er jedenfalls ein und ich bin mir nun absolut sicher, ihn nicht zu kennen. Nicht mal vom sehen. Denn jemand wie er wäre mir sicher im Gedächtnis geblieben, so wie er herumläuft. Einer dieser Emos. Ich kann den Trend nicht wirklich nachvollziehen. Ich höre eigentlich lieber HipHop. Nicht, dass ich ein extremer HipHop-Fan wäre, der mit Baggypants und Cappy und XXL-Shirt durch die Gegend läuft und ständig ‚Yo Alter’ sagt. Ich höre auch eher die softe Art des HipHop, keine Texte, in dem andere gedisst werden oder die frauenfeindlich sind. Aber jedenfalls ist das nicht meine Richtung. Weder musikalisch, noch modisch. Ihm steht es interessanter Weise aber. Könnte aber auch an seinem Gesicht liegen. Er hat ein hübsches Gesicht. Mit männlichen Zügen, aber dennoch irgendwie weich. Klingt widersprüchlich, ist es aber nicht. Er sieht schon ganz attraktiv aus. Und genau das findet wohl auch Tamina. Denn trotz der Tatsache, dass sie mit Lukas zusammen ist, streckt sie ihm sogleich ihre Händen mit den künstlichen krallenartig langen Fingernägeln entgegen und zwinkert ihm zu, während sie schmachtet: „Ich bin Tamina. Und du?“ Ich sehe genau, dass er zögert – was mich grinsen lässt -, ehe er ihre Hand ergreift, seinen Namen nuschelt und weitergeht. Überraschenderweise steuert er genau auf mich zu. Nicht nur das. Er kommt zu mir, schmeißt seine Tasche auf meinen Tisch und belagert den Platz neben mir. Ich ziehe die Brauen hoch, während er mich freundlich anlächelt und meint: „Ich bin Yannek. Und du bist…?“ „Johnny,“ nuschle ich leise und bin noch immer verstört. Was ist los mit ihm? Will er sich freiwillig zum Gespött der Schule machen, in dem er neben mir Platz nimmt? Oder hat er gar keine Ahnung, wer ich bin? Vielleicht sollte ich ihn warnen. ‚Setz dich nicht neben mich! Bloß nicht. Das könnte dein ganzes Leben zerstören!’ Statt etwas zu sagen, starre ich ihn nur weiter ungläubig an, was ihn gar nicht zu beirren scheint, denn er plappert weiterhin fröhlich drauf los: „Ist echt krass, dass wir die einzigen Kerle in der Klasse sind! So viele Weiber – das gibt garantiert Zickenterror ohne Ende!“ Ich nicke nur. Ich weiß gar nicht, was sagen. Das ist das erste Mal seit drei Jahren, dass jemand in der Schule mit mir Smalltalk betreibt. Und so blöd das auch klingen mag: Ich habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten, was ich sagen soll. So sehr er sich darüber beschwert, so wenig scheint es ihn zu stören. Er grinst nur weiterhin. Keine Ahnung, was mit ihm los ist! Vielleicht hat er Drogen genommen. Obwohl er nicht so aussieht. Andererseits habe ich noch nie jemanden gesehen, der auf Drogen war, also kann ich das eigentlich gar nicht beurteilen. Über meine Gedanken hinweg, habe ich leider vergessen zu antworten. Das fällt nun auch ihm auf, denn er meint: „Was ist los mit dir?“ Irgendwie wird mir die Situation sofort unangenehm. Nun bin ich in der Bedrängnis, etwas zu erwidern und ich fürchte, er hält mich jetzt schon für einen Trottel, egal, was ich jetzt zu meiner Verteidigung zu sagen haben. Und zu eben jener fällt mir auch gar nichts Gutes ein. Ich stammle nur ein: „Du… setzt dich… einfach… neben mich?“ Im Nachhinein gesehen wirklich keine glücklich Wortwahl. Aber leider ist es nun mal genau das, was mich überrascht hat, auch wenn er es jetzt ziemlich falsch auffasst. Er mustert mich nämlich nun, dann verzieht er das Gesicht in einer Mischung aus Enttäusch, Missfallen und… keine Ahnung, was allem noch. Vielleicht ist da sogar ein kleiner Funke von Verletztheit, der kurz aufflackert. Jedenfalls steht er auf, packt seine Tasche und ist im Begriff, sich woanders hinzusetzten, mit den Worten: „Wenn’s dich stört.“ Wie gesagt: Er hat es vollkommen falsch aufgefasst. In meiner Panik, dass ich ihn vergrault haben könnte, weiß ich mir nicht anders zu helfen, als sein Handgelenk zu packen und dabei ein erschrockenes „Nein!“ auszurufen. Er hält inne und blickt mich erwartungsvoll an. „So meinte ich das nicht,“ erkläre ich mich hastig, „Du kannst sehr gerne hier bleiben!“ Ich sehe ihn fast flehend an. Vielleicht ist das der Grund, warum er sich wieder neben mir nieder lässt. Zufrieden sieht er allerdings immer noch nicht aus, was mich zu einer ausführlicheren Erklärung nötigt: „Ich will nur nicht, dass es deinem Ruf schadet…“, kläre ich ihn auf und er mustert mich noch einmal genauestens, ehe er grinst und meint: „Glaub mir… dem kann man gar nicht mehr schaden.“ Bereits in der ersten Pause bin ich mir sicher, dass dieses Schuljahr das Beste meines Lebens wird. Einfach, weil Yannek bei mir ist. Es ist nämlich sehr angenehm, neben ihm zu sitzen. Er redet gerne und viel und stört sich nicht daran, dass ich gar nicht so viel sage, sondern lieber zuhöre. Er machte Witze, die tatsächlich witzig sind, ohne dass sie irgendwen verletzen. Und wenn er mich doch mal auf den Arm nimmt, dann aus Spaß und nicht, um mich zu ärgern. All das weiß ich bereits nach zwei Stunden, denn er ist ein sehr offener Mensch, der sich verhält, als würden wir uns schon ewig kennen. Was das Ganze irgendwie leicht macht. Dadurch, dass er mir das Gefühl gibt, wir wären jetzt schon Freunde, komme ich leichter aus mir heraus. Deswegen ist die Pause auch endlich mal angenehm. Denn jetzt sitze ich neben Yannek in der Aula und die schöne Stimmung ist weiterhin erhalten. Zumindest bis zu dem Augenblick, in dem Lukas und Bobby unsere traute Ruhe stören: „Sieh an, Johnny! Du hast ja einen Freund gefunden!“ Bobby lacht, während Lukas mich gespielt erschüttert ansieht und dann abfällig meint: „Aber passt ja. Der Fettsack und die Schwuchtel. Was für ein süßes Pärchen. Zwei Loser auf einen Haufen!“ Leider weiß ich mal wieder nichts darauf zu sagen, dabei würde ich gerne irgendwie zurückschlagen. Dafür habe ich aber Yannek, der nun meint: „Verpiss dich!“ „Sonst was?!“, entgegnet Bobbart und grinst belustigt. Yannek erwidert nichts, sieht ihn nur hasserfüllt an. „Komm… lassen wir sie in Ruhe flirten,“ meint dann aber Lukas. Auch nur, weil er gerade Tamina gesehen und jetzt zu ihr eilt, um ihr seine Zunge in den Hals zu stecken, aber wenigstens ist er weg. „Wie ich ihn hasse,“ meint Yannek genervt und ich sehe ihn erstaunt an: „Du kennst ihn?“ Er lächelt freudlos: „Er nervt mich jetzt schon ein Jahr…“ Theatralisch verdreht er die Augen und bringt mich zum grinsen. „Warum nennt er dich Fettsack?“, fragt er mich dann und mein Grinsen stirbt abrupt ab. „Weil ich fett bin,“ erwidere ich dann traurig und er Yannek schüttelt sofort heftigste den Kopf. „Gar nicht! Du bist vielleicht nicht gertenschlank, aber sicher nicht fett.“ Er deutet auf einen Jungen am Pausenverkauf, der sich einen Donut in den Mund schiebt und dabei selbst wie einer aussieht. Mit seinen Wurstfingern und dem Doppelkinn und der riesigen Wampe statt eines Bauches. „Der ist fett,“ klärt mich Yannek auf und ich muss grinsen. Eigentlich böse von mir, wo ich doch wegen der gleichen Sache ausgelacht werde. Aber mein Gott… Der Junge sieht auch nicht so aus, als ob er nicht einen ordentlichen Teil dazu beitragen würde, dass er aussieht, wie er nun mal aussieht. Was Yannek damit aber sagen wollte ist, dass ich wirklich nicht gerade dick bin. Und das ist wirklich lieb von ihm. Ich gehe also nicht weiter darauf ein, sondern tue so, als hätte er absolut Recht. Auch, wenn ich noch immer meine Zweifle habe, ob ich nicht zumindest an meiner Körpermitte noch ein wenig abnehmen könnte. „Und warum nennt Lukas dich Schwuchtel?“, frage ich also, weil ich es nur schön finde, wenn ich auch interessiert nachfrage – wo er es doch auch gemacht hat. „Weil ich schwul bin,“ entgegnet Yannek daraufhin und ich sehe ihn aus großen Augen an. „Echt?“, keuche ich überrascht und er nickt und sieht mich prüfend an: „Stört dich das?“ Hastig schüttle ich den Kopf. Es stört mich auch wirklich nicht. Es hat mich nur gerade sehr überrascht. Irgendwie wird er aber plötzlich komisch. Er sieht mich noch einmal musternd an, dann blickt er verlegen zu Boden. Erst denke ich, er glaubt mir nicht. Dann denke ich, dass ihm das Ganze unangenehm ist. Dann aber erkenne ich, warum er all das tut, denn er fragt plötzlich: „Und du? Stehst du auf Frauen?“ Ich kann nicht umhin, dass mein Herz zu rasen anfängt, als er das fragt. Will er das jetzt aus Neugierde wissen, oder weil… er sich vielleicht Hoffnungen machen kann? Schnell verwerfe ich den Gedanken, der so absurd klingt. Als wenn er mich haben wollte. „Nein,“ antworte ich aber und beobachte jede Reaktion in seinem Gesicht, „Ich glaube nicht.“ Im nächsten Moment blickt er vom Boden auf und mir direkt in die Augen und ich bemerke, dass seine Augen eine tiefblaue Farbe haben. „Du glaubst also nicht,“ stellt er fest und ganz flüchtig nur lächelt er, ehe er so schnell wieder das Thema wechselt, dass ich gar nicht merke, dass er plötzlich von was anderem redet. Aus dem Verhalten soll man schlau werden… Es überrascht mich selbst, dass ich gerne in die Schule gehe, seit Yannek neben mir sitzt. Plötzlich kommt es mir gar nicht mehr schlimm vor, am morgen aus meinem warmen kuscheligen Bett zu hüpfen und mich für den Tag zu Recht zu machen. Im Gegenteil. Seit Yannek bei uns ist, überlege ich mir sogar genau, was ich anziehe, um auch eine gute Figur zu machen. Und wenn ich das so sage, meine ich es auch so. Ich möchte nämlich schlank und ansehnlich wirken. Also wähle ich viele schwarze Oberteile, was Yannek schon wieder gefällt, einfach weil es die Farbe Schwarz ist. Mit ihm ist der Tag irgendwie entspannter. Der Unterricht ist fast schon interessant, weil wir Beide gut mitkommen und deswegen auch gut über den Stoff reden können. Nicht, dass wir nicht auch genug außerschulische Gesprächsthemen hätten. Nachdem ich nun langsam auftaue, unterhalten wir uns über Musik, Filme, über unsere Zukunftspläne und all den sonstigen Kram, über den man halt so redet. Nur ein Thema meiden wir irgendwie. Und das ist das Thema Liebe und alles, was damit zu tun hat. Ich weiß nicht, ob ich Yannek einfach fragen kann, ob ihm der und der Junge gefällt, der an uns vorüber geht. Und er fragt auch nie nach einem Mädchen in meinem Leben. Aber auch ohne dies, ist es ganz schön. Und nach und nach merke ich, dass es gar nicht so das Drumherum ist, dass ich als angenehm empfindet. Es ist mehr die reine Anwesenheit Yanneks. Dieses Gefühl, dass man sofort gute Laune hat, wenn der andere in der Nähe ist. Könnte daran liegen, dass er der erste Mensch seit langem ist, dem ich wirklich wieder vertraue. Ich muss bei ihm keine Angst haben, dass er mich auslachen könnte. Er hat eine wunderbar angenehme Art an sich, die ich sehr zu schätzen weiß. Aber auch Yannek hat seine Fehlerchen. Oder eher ein Fehlerchen: Seine Streitlust. Nicht mit mir, sondern mit Lukas und Bobby. Wann immer wir ihnen begegnen und sie etwas sagen, geht er darauf ein und streitet mit ihnen oder gibt sonst wie Konter. Nicht, dass ich das schlecht finde. Im Gegenteil. Eigentlich wünschte ich, ich würde selbst so drauf sein. Aber andererseits habe ich jedes Mal Angst, wir kriegen eine aufs Maul, nur weil Yannek sein eben solches nicht halten kann. Oft packe ich ihn dann am Arm und ziehe ihn Weg, ehe die Sache eskalieren kann. Dann murrt er zwar, dass ich dem Problem nicht immer aus dem Weg gehen soll, aber wirklich böse ist er mir deswegen nicht. Sicher weiß er selbst, dass es manchmal besser ist, ehe alles aus dem Ruder läuft. Aber wie es im Leben halt nun mal so ist, ist nichts von Dauer und kann nichts ewig zu weiter laufen. Und so kommt es zu dem einen Tag, an dem eben etwas schief geht: „Was ziehst du so ein Gesicht?“, will Yannek wissen, während wir uns umziehen. Wir haben Sport und sind noch die Einzigen in der Umkleide. Ich glaube, seinen Blick auf mir zu spüren, als ich mich meines Oberteil entledige, kann mir aber nicht wirklich vorstellen, dass Yannek etwas an mir ansehnlich finden könnte. „Wir haben Sport. Spricht das nicht für sich?“, murmle ich. In den vier Wochen, in denen wir nun schon in einer Klasse sind, sollte er eigentlich gemerkt haben, dass ich Sport hasse wie die Pest. „Wird schon werden. Volleyball ist doch nicht so wild,“ winkt er ab und grinst mich an. Eigentlich sollte es mich nerven. Das er immer so positiv von allem spricht und ständig grinst oder lächelt. Aber das tut es nicht. Im Gegenteil. Irgendwie finde ich es sogar putzig. Ich werfe ihm einen Blick zu, als er sich nun ebenfalls von seinem Pulli befreit. Yannek ist ziemlich dünn und hat ungefähr die Figur, die ich gerne hätte, auch wenn er von sich selbst meint, zu dünn zu sein. Das finde ich aber nicht. Ich finde, er ist gerade richtig proportioniert und folglich ziemlich attraktiv. Aber da jeder eine subjektive Meinung hat, glaubt er mir das nicht wirklich, wenn ich es ihm beteure. Nicht, dass ich so sehr darauf eingehen würde. Ich möchte nicht, dass er noch denkt, ich würde auf ihn stehen. Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich in letzter Zeit oft frage, ob wie es wohl so ist, mit einem Jungen zusammen zu sein. Wenn ich in der Aula oder im Bus oder sonst wo ein Pärchen sehe, dann wünsche ich mir oft nichts mehr, als auch endlich mal jemanden zu haben. Und keine Ahnung, ob es daran liegt, dass Yannek schwul ist und ich deshalb überhaupt solche Gedanken habe, oder ob ein kleiner Teil in mir die Tatsache tatsächlich erwägt, aber ich stelle mir manchmal sogar vor, wie es wäre, wenn Yannek und ich zusammen wären. Als er fertig ist, verlassen wir die Umkleide und begeben uns in die Halle. Noch sind wir alleine, aber nach und nach stoßen auch die anderen Schüler dazu. Dann beginnen zwei Stunden Quälerei vom Feinsten. Wie ich Sport hasse! Und dabei hat Yannek Recht: Volleyball ist eigentlich gar nicht so wild. Aber dennoch schaffe ich es, mich zu blamieren, in dem ich den Ball mit einer Sicherheit von 100 Prozent nicht treffe und sogar den Aufschlag versaue. Die Meisten lachen und Yannek sieht diese dann wütend an, was wirklich lieb von ihm ist. „Überanstreng dich nicht Johnny,“ ruft mir Lukas zu, als ich wieder mit dem Aufschlag dran bin. Ich sage nichts, aber Yannek entgegnet frech: „Sagt der Richtige. Mit deiner Raucherlunge pfeifst du doch selbst aus dem letzten Loch!“ Zum Glück ist der Lehrer da, so dass das Ganze nicht ausarten kann. Dennoch könnte der Blick, welchen Lukas uns nun schenkt, jemanden töten. Vor allem, weil nun tatsächlich die Lacher der Anderen auf unserer Seite sind. Nach dem Sport lassen wir uns Recht viel Zeit, ehe wir langsam in die Umkleide schlendern. Es ist mir unangenehm, mich vor so vielen halbnackt zu zeigen, wenn mich eh alle als zu fett abstempeln. Und viele haben ein Problem damit, sich halbnackt vor Yannek zu sagen, wo er doch die Schwuchtel vom Dienst ist. Also bleiben wir länger als nötig in der Halle, ehe wir langsam in die Umkleide treten. „Da ist ja unser Spaßvogel,“ meint Lukas, kaum öffnen wir die Türe und ehe ich mich versehe, hat er Yannek gepackt und gegen die Wand gedrückt. Erschrocken sehe ich die Beiden an, während besagter Emo keine Miene verzieht. „Du hältst dich wohl für ganz witzig, was?“, knurrt Lukas gefährlich und sieht auch genau so aus. Wahnsinnig gefährlich. „Was? Andere niedermachen und selbst keinen Spaß vertragen, oder wie?“, entgegnet Yannek nur frech und stöhnt im nächsten Moment schmerzvoll auf, weil Lukas seinen Griff verstärkt. Ich beiße mir auf die Lippen und bin mir nicht sicher, wie bedrohlich ich die Situation einzuschätzen habe und ob es nötig ist, einzugreifen. Und das, obwohl bereits jetzt sämtliche Alarmglocken in meinen Ohren schrillen. „Pass bloß auf, sonst könnte es übel für dich enden, Schwuchtel.“ „Lieber ne Schwuchtel, als ein Idiot,“ kontert Yannek nur und in dem Moment weiß ich, dass Lukas zuschlagen wird. Nicht nur, weil er die Faust anhebt, sondern auch wegen seines irren Blicks, der ganz auf Gewalt aus ist. Ehe sich irgendwer anders rühren kann, bin ich vorgeprescht und halte Lukas Arm fest, ziehe ihn irgendwie zurück und reiße ihn damit von Yannek los. Sowohl dieser, als auch Lukas, sehen mich irritiert an. „Sieht an… Beschützt du deinen Schatzi?“, fragt Letzter belustigt und sieht hämisch zu uns. Ich stelle mich tatsächlich schützend vor Yannek. Er ist viel zu schmal und zierlich, um sich gegen Lukas zur Wehr setzten zu können. Ich mit meiner Statur hingegen kann es eher mit Lukas und notfalls auch mit unserem lieben Bobbart aufnehmen. „Sieht so aus, was?“, entgegne ich und fühle ich mich zum ersten Mal stark und mutig. Muss an Yannek liegen. Daran, dass ich alles Schlechte von ihm abwenden will. Lukas sieht mich vernichtend an. Dann winkt er seine Freunde mit sich und sie verlassen die Umkleide, lassen uns alleine zurück. „Danke,“ meint Yannek neben mir leise. „Du… Du bist unmöglich!“, bricht es aus mir heraus und er zuckt zusammen und sieht mich leidend an. „Kannst du nicht ruhig sein, wenn du dich schon in solch einer Situation befindest? Musst du denn unbedingt noch eines nachsetzen, ganz egal, ob er dir dann eine auf die Fresse haut oder nicht?“ „Ich kann mir ja nicht alles Gefallen lassen,“ entgegnet er nun aufgebracht und ich schüttle den Kopf: „Man, Yannek! Ich bin doch nicht immer da, um dir zu helfen! Was, wenn er dich mal alleine erwischt. Dann… prügelt er dich doch halb tot!“ „Ich kann auch gut auf mich alleine aufpassen, Johnny,“ faucht er nur und stopft seine Klamotten mürrisch in seine Tasche. Er sieht mich nochmals wütend an, ehe er wirklich Anstalten macht, die Umkleide zu verlassen. Ich packe ihn am Arm und halte ihn davon ab. „Ich will doch nur nicht, dass dir etwas passiert,“ erkläre ich mich und er sieht mich an. Plötzlich wirkt er irgendwie zerbrechlich. So klein und schmal, wie er da neben mir steht und zu mir hochblickt, weil er doch ein wenig kleiner ist, als ich. „Ich weiß,“ murmelt er, „Ich weiß ja.“ Sanft löse ich meinen festen Griff von seinem Handgelenk und gleite mit meiner Hand tiefer, umfasse vorsichtig seine Hand. „Versprich mir, dass du es nicht mehr so übertreibst,“ bitte ich ihn. Er nickt. „Versprochen,“ haucht er leise und starrt auf unsere Hände. Zufrieden grinse ich und meine dann: „Dabei hatte es ja sogar war Gutes. Ich hab mich ihm endlich mal widersetzt.“ Nun muss auch er kurz lächeln. Er hebt den Blick, sieht mich an. „Das war mein Plan,“ meint er und ich muss kichern. „Natürlich,“ entgegne ich und plötzlich hat die Situation etwas sehr vertrautes, intimes. Ganz vorsichtig beuge ich mich zu ihm hinunter. Nun sind unsere Gesichter nur noch eine Handbreite von einander entfernt. Unsicher blicke ich ihm in die Augen, finde in diesen aber kein Anzeichen von Abneigung. Im Gegenteil. Er sieht mich auffordernd an und seine Lippen öffnen sich minimal. Ganz sanft lege ich die meine auf diese und verfestige den bisher lockeren Griff um seine Hand. Sofort setzt es ein, dieses unglaubliche Kribbeln, überall in meinem Körper. Um noch viel mehr davon zu bekommen, schließe ich meine Arme um seinen Körper, ziehe ihn näher. Ich hätte nie gedacht, dass er sich so gut anfühlen würde, so gut schmecken würde. Aber er fühlt sich unglaublich berauschend an. Unglaublich süß. Wie purer Honig. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen wir uns atemlos voneinander und sehen uns an. Ich möchte etwas sagen, weiß aber nicht was. Ich habe das Gefühl, Worte sind völlig unnötig, andererseits sind sie noch nie nötiger gewesen. „Was war das?“, flüstert Yannek nun leise. „Ich würde fast sagen, dass war ein Kuss,“ murmle ich zurück. Er lächelt. „Und womit hab ich den verdient?“, fragt er leise. „Weil du so süß bist,“ erkläre ich ihm. Er lächelt. „Du bist auch süß,“ entgegnet er. Ich grinse und beuge mich vor, ihn noch mal zu küssen, stoppe aber kurz vor seinen Lippen. „Ist es denn okay?“, frage ich unsicher nach, „Willst du mich denn?“ Er sieht mich belustigt an. „Ist das dein Ernst?“, fragt er zurück und überwindet den letzten Abstand, um mich zu küssen. Fordernd schlingen sich seine Arme um meinen Hals und ich schlinge die meinen um seine Hüften, presse ihn an mich. Das Gefühl, auf Wolken zu schweben, Schmetterlinge im Bauch zu haben, breitet sich schlagartig wieder in mir aus. Ich wickle eine von Yanneks langen schwarzen Ponyfransen um meinen Finger, während ich sein Gesicht förmlich anstarre. Über ihn gebeugt, habe ich dazu nämlich die besten Vorraussetzungen. „Aufgeben, kapitulieren?“, fragt er und ich überlege kurz, ehe ich meine: „To give in oder… to yield?“ „Mhm…“, murmelt er und seine Augen schweben kurz über das Blatt Englischvokabeln, dass wir eigentlich üben wollen. Eigentlich. Obwohl ich noch mitmache, finde ich ihn viel interessanter. Ich beuge mich über ihn und küsse seine Wange. Er lächelt. Ich fühle es mehr unter meinen Lippen, als dass ich es sehe. „Erobern?“, fragt er weiter und ich nuschle ein ‚to conquer’ in sein Ohr. Zufrieden stelle ich fest, wie er erschaudert. „Unterzeichnen?“ Er sieht mich an und seine Stimme bebt. Ich fange den Blick seiner tollen Augen auf. Ich könnte ewig darin versinken. Ob es ihm mit meinen genauso geht? Wo meine doch von einer langeiligen braunen Farbe sind… „To sign,“ murmle ich und beuge mich wieder vor, diesmal, um seine Lippen zu küssen. „Einen Krieg führen…“, nuschelt er mir entgegen und die herrlichen Bewegungen seiner Lippen bescheren mir eine Gänsehaut. „…wage a war…“, murmle ich nun ebenfalls gegen seine Lippen und er lächelt wieder. Ich küsse seine Mundwinkel. Ich höre, wie er das Englischblatt weglegt. Es knistert, ehe es auf der Matratze oder dem Boden oder sonst wo aufkommt. Seine Hände finden meine Arme und er umschließt diese, seufzt zufrieden auf. Sanft mache ich weiter, küsse mich an seinem Hals entlang, bis zu seinem Kehlkopf. Ich fühle seinen Atem an meiner Wange entlang streifen, höre sein Keuchen nahe meinem Ohr. All das macht mich schon wahnsinnig. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es erst sein wird, mit ihm zu schlafen, wenn mich solche Kleinigkeiten schon so benebeln. Das haben wir nämlich noch nicht gemacht. Miteinander geschlafen. Obwohl wir nun schon fast zwei Wochen zusammen sind. Noch sind wir in der Phase, in der uns solche kleinen Berührungen ausreichen. Wobei.. Wo er so verführerisch unter mir liegt und solch betörende Töne von sich gibt, kann ich mich kaum noch unter Kontrolle halten. Fordernd sauge ich an seinem Hals. Ich hatte bisher noch nie eine Freundin. Und schon gar keinen Freund. Nun habe ich plötzlich Yannek und es ist schöner, als ich es mir je erträumt hätte. Überraschender Weise hat jener mir erklärt, dass er auch nie eine wirkliche Beziehung hatte und schon gar keinen Sex. Das bedeutet, dass wir es in der Tat alles ganz langsam angehen lassen können. Die erste große Liebe… Ich verschränke unsere Finger miteinander. „Herrschaft,“ fragt er leise, während meine Finger sanft an seiner Seite auf und ab streichen. „Reign… oder so…“ Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, aber ich lege ihm einen Finger auf den Mund. „Pscht,“ mache ich, „Kein Wort mehr von Englisch.“ Er grinst und ich liebkose seine Lippen wieder mit meinen. Nicht nur diese. Seinen ganzen Körper, alles von ihm. Bis wir irgendwann nackt sind und ich immer mehr will. So viel mehr, dass es fast weh tut, sich so nach ihm zu sehnen. Irgendwann bin ich in ihm und sein Stöhnen ist das wundervollste, was ich je gehört habe. Es vermischt sich mit meinem, bis wir beide kommen und sich unsere Schreie zu einem einzigen vereinen. Nachdem ich ein wenig Kraft getankt habe, richte ich mich von ihm auf und blicke auf ihn herab. Er erwidert meinen Blick und lächelt ebenfalls. Etwas zu sagen gibt es in diesem Moment für uns beide nicht. Interessanter Weise lassen uns Lukas und Bobby seit unseres kleinen Übereinanderkommens in Ruhe. Keine Ahnung, was mit ihnen los ist. Vielleicht habe ich es tatsächlich geschafft, sie einzuschüchtern. Oder aber sie haben einfach die Lust an uns verloren, wo wir uns doch endlich wehren. Jedenfalls wird die Schule von Tag zu Tag schöner. Und das liegt nicht nur an dieser Tatsache, sondern vor allem daran, dass ich mich jeden Tag mehr in Yannek verliebe. Seit wir miteinander geschlafen haben, ist unsere Beziehung noch hunderte Male schöner und intensiver, als eh schon, was mich dazu bringt, meine Aussage nach unserem ersten Kuss zu revidieren. Denn mit Yannek zusammen zu sein fühlt sich nicht nur an wie Honig, sondern noch viel süßer. Mit dieser Erkenntnis beuge ich mich mitten in Mathe zu ihm und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. Überrascht sieht er mich an, grinst dann aber. „Ich liebe dich,“ flüstere ich leise in sein Ohr und seine Lippen formen ein leises ‚Ich dich auch’, ehe wir uns wieder dem Unterricht zuwenden. Kapitel 7: Wie angelt man sich einen Emo? (zensiert) ---------------------------------------------------- Ich kann ihn stundenlang ansehen. Was sage ich, tagelang. Immer… Er ist wirklich der hübscheste Junge, der mir je vor die Augen gelaufen ist. Seine kleine, gerade Nase. Seine langen Wimpern. Seine schmalen Lippen. Seine Grübchen, wenn er lächelt. Sein schmaler, wohlgeformter Körperbau… Und nicht zu letzt… seine Augen. Diese umwerfenden Augen, bei denen die Zeit stehen zu bleiben scheint, wenn man in sie blickt. Von einer solch tiefbraunen Farbe… wie flüssige Schokolade – nur viel süßer anzusehen. Nein. Es gibt nichts in der Welt, dass mich so in seinen Bann ziehen kann, wie er. Und das schon seit zwei Jahren. Zwei Jahre, in denen ich ihn liebe. Zwei Jahre, in denen ich ihn jeden Tag anstarre. Zwei Jahre, in denen ich mir jeden klar machen musste, dass er niemals mein sein wird. Denn so sehr ich mir auch wünsche, Mischa würde endlich mir gehören, so sehr bin ich mir auch darüber im Klaren, dass Mischa mich in den zwei Jahren, in denen ich nun schon hoffe, noch nicht einmal wahrgenommen hat. Zumindest nicht richtig. Ich bin eben der Kerl aus der Para, mit dem er Sport hat. Sicher kennt er meinen Namen nicht. Was mich angeht, ich habe ihn schon als etwas Besonderes wahrgenommen, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Vor zwei Jahren kam er neu in die Parallelklasse. Ich hätte es sicher nicht mal mitbekommen, wenn nicht Criss und Samy mit ihm befreundet gewesen wären. So geschah es, dass er in der Pause bei ihnen stand. Und ich, der immer nach den Beiden Ausschau hielt – um ihnen aus dem Weg gehen zu können –, habe keine Sekunde gebraucht, um ihn zu entdecken und für umwerfend befinden zu können. Damals – ich sage das so, weil es mir schon ewig her zu sein scheint -, da war ich mir noch nicht mal sicher, ob ich wirklich auf Jungs stehe. Ich wusste nur, dass mir Mädels nicht gefielen und dass mich diverses Material im Internet nicht kalt ließ. Aber als Mischa dann so vor mir stand… da wusste ich, dass ich auf Jungs stand. Oder eher… dass ich auf Mischa stand. Aber da er ein Junge war, erübrigte sich der Rest von selbst. Und seitdem laufe ich ihm nach. Wobei man das so nicht sagen kann, denn wie gesagt: Er weiß sicher nicht mal, dass es mich gibt. Ich habe ihn nämlich noch nie angesprochen oder sonst wie auf mich aufmerksam gemacht. Ich gehe ihm und Criss und Samy sogar aus dem Weg, weil ich weiß, dass Letztere mich nur verarschen werden, wenn sie mich entdecken, und ich mir diese Blöße vor Mischa nicht geben will. Nicht, dass ich mir Chancen bei Mischa einräumen würde, würde ich ihn doch ansprechen. Ich bin nun mal ein langweiliger Streber, der seine Wochenenden alleine zu Hause vor dem Computer oder mit einem Buch auf der Couch verbringt, anstatt auf Partys zu gehen. Und ich bin nicht mal geoutet, weil ich mir den Stress nicht auch noch geben will, den so ein Outing mit sich bringt. Es gibt also gar keinen Grund, warum sich Mischa für mich interessieren sollte, wo er doch das genaue Gegenteil von mir ist. Er ist nämlich vor allen geoutet und weil er es ist, findet es auch jeder in Ordnung. Immerhin ist er der totale Partylöwe und bei allen beliebt. Ich seufze frustriert auf und blicke mich suchend in der Aula um. Über meine Gedanken hinweg habe ich tatsächlich kurz aufgehört, auf Mischa zu achten und muss nun feststellen, dass er verschwunden ist. Ich wühle – oder soll ich gleich kämpfe sagen? – mich durch die Schülermassen, lasse die Augen wachsam über die Schüler streifen. Wo ist er hin? Mit seinem auffälligen Style – Marke Emo – würde ich ihn doch sofort entdecken! Dann endlich taucht sein schwarzer Haarschopf in der Menge auf und ich stelle mich wieder in seine Nähe. Er steht bei Criss und Samy. Um kurz auf die Beiden zurück zu kommen: Sie gehen in meine Klasse und sind riesige Arschlöcher. Irgendwie finden sie es witzig, sich über andere lustig zu machen. Vor allem über mich. Was sich natürlich anbietet. Ich bin ein totaler Vorzeigeloser und auch noch in ihrer Klasse… Irgendwie klar, dass ich da den schwarzen Peter gezogen habe! Wie gesagt, ich will nicht, dass Mischa etwas davon mitbekommt. Nicht, dass das erste Mal, dass er mich bemerkt, ein Moment sein wird, in dem ich gedemütigt werde. Ich seufze erneut und blicke wieder zu ihm und den andere. Ich stehe nahe genug, um ihre Gespräch zu hören. Was eigentlich schlecht ist, denn so könnte es für sie ein Leichtes sein, mich zu entdecken. Andererseits interessiert es mich brennend, was Mischa so zu erzählen hat. Leider reden sie dann aber erst Mal nur über das anstehende Mathe-Ex. „Habt ihr überhaupt gelernt?“, fragt Samy. Er heißt eigentlich Samuel, ist ein kleiner, fetter, hässlicher Junge mit einer Brille und mehr Picken im Gesicht, als Haaren auf dem Kopf. Eigentlich das totale Opfer – sorry, aber ich muss das jetzt mal so sagen -, aber leider sehr beliebt, weil er schon seit der Zeit mit Criss befreundet ist, in der sie noch in die Hosen geschissen haben. Criss hingegen ist so eine Art Obermacho und Frauenschwarm. Wechselt die Mädels öfter, als seien Unterwäschen, wird aber von allen angehimmelt. Er sieht ja auch nicht schlecht aus. Im Gegenteil. Er ist schon ziemlich attraktiv. Markante Gesichtszüge, sportliche Figur. Wenn ich mich mit meinem schmalen Körper und den langweiligen blonden Haaren daneben stelle, dann weiß ich schon, warum alle nur ihn angucken, keiner aber je mich. „Was glaubst du denn?“, lacht nun eben Criss und wirft seine braunen Haare nach hinten. Sie sind kinnlang, mit modischem Schnitt. Ein richtiger Styler eben. „Ich war am Sonntag so fertig, nach der Party am Samstag… ich hab gar nichts gemacht…“, führt er nun seine Erklärung an, ohne auf Samys Antwort zu warten und sieht zu Mischa, der bekräftigend nickt. „Die Party… danach ne heiße Nacht… da hab ich Sonntag kein Mathe mehr gebraucht!“ Ich verziehe den Mund, während Samy anerkennend nickt und meint: „Sag ja nicht, du hast schon wieder wen abgeschleppt?“ Ich kann nicht sagen, was mehr weh tut. Zu wissen, dass Mischa eine richtige Schlampe ist und ständig mit einem anderen Kerl vögelt oder die Tatsache, dass es niemals ich sein werde. „Was denkst du denn?“, lacht er auch noch stolz. Als wäre es eine Meisterleistung, seinen Körper so anzubieten. Das ist das Einzige, was ich an ihm nicht mag. Aber in meiner naiv-romantischen Vorstellung verliebt er sich ja in mich, ist dann komplett treu und wir werden glücklich… Ich schnaube abfällig Darauf kann ich sicher lange warten! „Dein Talent dafür will ich auch mal haben. Jeden Tag ne andere Frau… das wäre schon schön…“, träumt Samy nun vor sich hin und Criss lacht auf: „Dafür hattest du aber schon mal eine Freundin und Sex. Im Gegensatz zu einer gewissen anderen Person…“ Er dreht sich um und mein Herz setzt ein, zwei Takte aus, als ich begreife, dass er von mir gesprochen hat… schlimmer noch: Dass er zu mir gesprochen hat. Weil er mich nämlich entdeckt hat. Weil er irgendwie gemerkt hat, dass ich in der Nähe stehe. Weil ich mich nicht gut genug versteckt habe… Ich reiße die Augen auf und öffne den Mund, bringe aber keinen Ton über die Lippen. Die Situation überfordert mich. Und es gibt nur noch einen Gedanken, der in meinem Kopf herumhämmert: Mischa steht daneben und hört alles! „Du bist doch noch Jungfrau, oder Kevin?“, fragt er mich nun und ich kann nicht antworten. Was soll ich auch sagen? Wenn ich nein sage, wird er mir nicht glauben. Wenn ich ja sage, blamiere ich mich nur noch mehr. „Wer is’n das?“, fragt in dem auch noch Mischa und mein Alptraum wird Wirklichkeit. Aber jetzt werde ich ihm als Loser im Gedächtnis bleiben! „Unser Klassensterber und nebenbei der größte Loser der ganzen Schule,“ klärt Criss ihn auf. Dafür hasse ich ihn. Musste er das tun? Nun sieht mich Mischa abschätzig an und grinst dann. „Hat noch nie eine Frau abbekommen, weil die schreiend weglaufen, wenn sie ihn sehen,“ fügt Samy noch hinzu. Völlig übertrieben. Mit Mädchen verstehe ich mich ganz gut. Die wollen nur alle keinen Sex mit mir. Was aber nicht an meiner Unattraktivität liegen kann. Ich finde mich nämlich schon attraktiv. Aber irgendwie geht das wegen meines Images unter… Was Samy betrifft… soll er in den Spiegel gucken, dann weiß er, was zum weglaufen ist… Ehe ich so etwas in der Art sagen kann, um ihn den Wind aus den Segeln zu nehmen, ziehen sie aber schon weiter. Wütend sehe ich ihnen nach. Wütend auf sie, weil sie mich so bloß stellen mussten. Aber vor allem wütend auf mich selbst, weil ich mich nicht gewehrt habe! Mathe versaue ich komplett, weil ich in Gedanken noch beim Geschehen in der Pause bin. Wie konnten sie nur solch einen Idioten aus mir machen? Wie konnte ich nur solch einen Idioten aus mir machen? Ich glaube, dass ist die erste Arbeit, in der ich eine schlechte Note kassieren werde. Vielleicht gelte ich dann wenigstens nicht als Streber… Aber es kommt ja noch schlimmer. Denn nach der Doppelstunde Mathe erwartet mich das Schlimmste aller Grauen: Sportunterricht. Wenn ich an Sport denke, bekomme ich immer ganz zwiespältige Gedanken. Zum einen freue ich mich wahnsinnig, denn wir haben zusammen mit Mischas Klasse Sport, wie ich glaube ich schon mal erwähnt habe. Das heißt, ich erlebe ihn zwei Stunden aus der Nähe und habe auch noch das Bild von ihm vor Augen, wenn er sich sein verschwitztes Shirt auszieht. Zum anderen bin ich eine totale Niete in Sport und blamiere mich immer, was Criss und Samy des Öfteren einen Spruch ablockt. Deswegen laufe ich auch nicht wirklich begeistert in Richtung Sporthalle und als ich die Umkleide betrete, habe ich mir schon fünf Ausreden einfallen lassen, um auf der Bank sitzen zu dürfen. Nutzen werde ich sicher keine einzige davon, weil ich viel zu ehrlich für solche Lügenstorys bin. Also quäle ich mich wenig später mit Hochsprung herum und reiße von meinen fünf Sprüngen vier Mal die Stange mit nach unten. Nur die erste Höhe schaffe ich. Aber wie hat sich mein Sportlehrer ausgedrückt: Die hätte auch ein Erstklässer geschafft. „Hältst dich für clever, kannst aber nicht mal einen Meter hoch hüpfen,“ meint Criss, als wir schon am abräumen sind. Ich ignoriere ihn. Ich habe immer noch die Hoffnung, wenn ich ihn nur lange genug ignoriere, dann wird er mich irgendwann in Ruhe lassen. Aber mein Desinteresse an seinen Attacken führt nicht zu Desinteresse seinerseits. Stattdessen scheint er mich wohl provozieren zu wollen, bis ich irgendwann mal darauf reagiere. Ich wünschte, ich könnte mit einem Wutanfall reagieren. So, wie ich mich kenne, wird es eher ein Heulanfall… Irgendwann meint unser Lehrer, wir sollen uns umziehen gehen, den Rest räumt er alleine auf. Ich weigere mich aber, zu den anderen in die Umkleide zu gehen. Ich weiß genau, dass es dann nur Sprüche hageln wird. Also sage ich ihm, ich hätte eh noch Zeit und biete meine Hilfe an, die er auch annimmt. So komme ich erst in die Umkleide, als fast alle schon fertig sind. In den Duschen ist niemand mehr. Was mich ehrlich gesagt freut. Wenn man schwul, aber nicht geoutet ist, dann ist es immer komisch, mit so vielen nackten Jungs in einer Dusche. Man will nicht gucken, guckt aber trotzdem und hat letztlich Angst, dass es wem auffallen könnte, dass man guckt… Wobei ich eh nur Mischa anstarren würde. Aber auch das würde auffallen. Wahrscheinlich noch mehr, als wenn ich ab und an zu wem anderes blicken würde. So kann ich also nun in Ruhe duschen und bin gerade dabei, mir den Schaum vom Körper zu spülen, als die Türe aufgerissen wird. Ich wirble erschrocken herum und blicke direkt in Mischas Gesicht. Sofort steigt mir die Schamesröte ins Gesicht. Vor allem, als sein Blick interessiert an mir auf und ab wandert, ehe er knapp meint: „Hab mein Duschgel vergessen,“ und sich abwendet. Ich schlucke schwer und starre auf seinen Rücken. Mich zu bewegen, traue ich mich irgendwie nicht. Als er geht, drehe ich den Duschstrahl ab, wickle mich in ein Handtuch und folge ihm aus der Umkleide. Ein wenig enttäuscht bin ich. Da stehe ich so nackt vor ihm und er wendet sich gleich ab. Nicht, dass er gleich hätte über mich herfallen müssen… aber irgendwie hätte er das doch schon machen können… Überraschender Weise ist er noch in der Umkleide, als ich in jene trete. Einen aberwitzigen Moment glaube ich, er hat auf mich gewartet, und mein Herz schlägt plötzlich wie verrückt. Dann aber blickt er zu mir und meint: „Irgendein Trottel hat uns eingesperrt.“ Verwirrt sehe ich ihn an und meine dann langsam: „Was?!“ „Wir sind eingesperrt, du Genie!“ Er rüttelt demonstrativ an der Türe. „Scheint, der Angemüller hat gedacht, wir sind schon weg und alles dicht gemacht.“ „Oh…“, mache ich lahm und beschließe, dass ich mich erst Mal anziehen muss, ehe ich logisch denken kann. So halbnackt, nur mit Handtuch bedeckt vor Mischa… geht gar nicht! Erst als ich angezogen bin, meine ich zu ihm, der er mich ungeduldig beobachtet hat: „Wir könnten im Sekretariat anrufen und ihnen sagen, dass wir noch hier sind.“ Um meine Worte zu bekräftigen, suche ich mein Handy und rufe eben dort an. Es klingelt einmal, zweimal, dreimal… zehnmal… dann gebe ich auf. „Keiner mehr dort… Hast du die Nummer des Hausmeisters?“, frage ich Mischa, der mich nur irritiert ansieht: „Sollte ich die haben?“ Damit hat sich der Plan von selbst erledigt und so langsam wird mir bewusst, in welcher Situation ich mich befinde: Ich bin in der Sporthalle eingesperrt. Mit Mischa, den ich abgöttisch liebe. Ganz alleine. Und es gibt gerade niemanden, den wir bitten können, uns herauszuholen. „Du könntest einen deiner Freunde anrufen und ihn bitten, zum Hausmeister zu laufen und ihm zu sagen, dass wir noch hier sind,“ kommt mir dann die rettende Idee, die von Mischa mit einem „Geht nicht,“ abgetan wird. Ich sehe ihn fragend. „Warum nicht?“ „Hab mein Handy zu Hause liegen lassen.“ Ich reiche ihm meines bereitwillig, aber er mustert mich nur, als käme ich vom Mars: „Weißt du, wie viele Leute ich kenne? Wüsste ich all deren Nummern aus dem Kopf, wäre ich Jesus.“ Darauf weiß ich nichts zu sagen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mir hätte denken können, dass er die Nummern nicht auswendig kennt. „Ruf doch einfach einen deiner Freunde an,“ schlägt er mir nun vor und ich beiße mir auf die Lippen. „Hätte ich so was,“ nuschle ich leise und hoffe, dass er es nicht hört. Tut er aber doch. Widererwarten zieht er nicht spöttisch eine Braue hoch, sondern meint nur: „Was ist mit deinen Eltern?“ „Die arbeiten. Da erreiche ich sie nicht. Erst wieder ab Sieben.“ Ich blicke auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis dahin. Aushaltbar, wäre da nicht die Tatsache, dass der Akku meine Handys jetzt schon fast schlaff macht. Ich sehe zu Mischa: „Kannst du deine anrufen.“ Schon wieder schüttelt er den Kopf, diesmal aber mehr als nur bekräftigend. Ich runzle die Stirn, was ihn zu einer Erklärung nötigt: „Die kann ich nicht anrufen. Mein Alter tickt aus. Ich hab ihm gesagt, dass ich bei Criss schlafe. Wenn ich ihm sage, ich bin hier eingesperrt, dann wird er sofort fragen, ob das Criss nicht aufgefallen ist… weißt du…“ Er sieht mich an, als wäre das total logisch, was er da so erzählt, aber ich verstehe nur Bahnhof. „Warum erzählst du ihm so was?“ „Weil ich auf ein Konzert will, dass heute Abend steigt… und er es mir verboten hat.“ „Dann sag ihm einfach, dass du dich um entschieden hast und doch nicht zu Criss wolltest.“ Für mich ist das Problem damit gelöst, weshalb ich ihm das Handy hinhalte. Er aber macht keine Anstalten, es zu nehmen. „Bist du schwer von Begriff? Dann muss ich ja mit nach Hause und dann kann ich das Konzert vergessen!“ So langsam verliere ich die Geduld. Ich hätte nie gedacht, dass das passieren könnte. Und dann auch noch vor ihm… wegen ihm… „Und wenn du ihn nicht anrufst, verpasst du es, weil wir hier feststecken!“, fauche ich. „Dafür kriege ich keinen Ärger!“ Ich ziehe scharf die Luft ein und dann ist es so weit. Ich fauche: „Und ich soll jetzt hier versauern, weil du keinen Ärger willst?“ Als er auch noch treudoof nickt, wird es mir zu blöd und ich ziehe ab. Ich trete in den langen schmalen Flur, der zur eigentlichen Halle führt und betrete diese. Kurz glaube ich, mich hier kurz abreagieren zu können, aber so leicht macht Mischa es mir nicht. Stattdessen folgt er mir. „Wir können doch später deine Eltern anrufen und dann…. Holen die uns schon raus,“ meint er versöhnlich und weil ich kein Gegenargument finde, stimme ich zu. Meine Wut ist schon wieder verfolgen. Danach breitet sich eine seltsame Stille zwischen uns aus und mir wird mal wieder deutlich bewusst, dass ich gerade alleine mit Mischa bin. Die Gelegenheit… die ich nicht nutze. Stattdessen schweige ich und er schweigt auch, bis er irgendwann vorschlägt, eine große Matte auf den Boden zu werfen, damit wir es bequemer haben. Gesagt, getan. Wenig später sitzen wir also auf der großen Matte und hoffen darauf, dass es Sieben Uhr wird. Allerdings wird mir klar, dass wir so lange nicht warten können. „Mein Akku ist gleich leer… du musst deinen Vater anrufen.“ Ich blicke auf mein Handy, das schon alarmierend vibriert und werfe es Mischa zu. Er wirft es zurück. „Nein.“ „Es ist noch eine halbe Stunde bis Sieben… So lange schafft es der Akku nicht. Ruf deinen Dad an, sonst sitzen wir bis morgen hier.“ Er schüttelt den Kopf und meint: „Schalt es aus, dann hält der Akku vielleicht noch.“ „Mischa… RUF AN!“ Er zuckt zusammen, dann schaut er mich erstaunt an. Ich bin von meinem Befehlston selbst überrascht. Überhaupt bin ich überrascht, dass es mir gerade gelungen ist, die Stimme zu erheben. Muss an ihm liegen. Seine Gegenwart macht mich nervös. Und ich bin schon wieder wütend. Auf ihn, weil er nicht anrufen will. Und auf mich, weil ein kleiner Teil in mir gerne die Nacht mit ihm hier verbringen möchte… „Nein,“ kommt es ruhig zurück und ich sehe ihn fassungslos an. „Das kann nicht dein Ernst sein!“ Ich schnappe mein Handy, das schon wieder kläglich vibriert und klappe es auf. In dem Moment, in dem ich es ausschalten will, vibriert es nochmals und dann wird es schwarz. Sicher vergehen Minuten, in denen ich es nur anstarre. Dann, ganz langsam, drehe ich den Kopf zu Mischa: „Bist du jetzt zufrieden?“ Er zuckt mit den Schultern, steht auf und läuft zu dem kleinen Flur zurück. Weil ich nicht weiß, was tun, folge ich ihm. Eine Antwort oder Erklärung oder sonst was kriege ich nicht. Ich sehe ihm zu, wie er versucht, die Türe zum Büro – das auch als Lehrerumkleide dient – zu öffnen, und feststellen muss, dass es verschlossen ist. „Mist. Da drin wäre ein Telefon…“ „Wie schön, für das Telefon, dass es da drin ist, wo wir nicht dran kommen…“ Wütend stapfe ich zurück in die Halle. Er folgt mir auf dem Fuße. „Sei nicht sauer, ja Kev?“ Irritiert blicke ich zu ihm. Kev? Warum gibt er mir einen Spitznamen? Warum weiß er überhaupt, wie ich heiße? „Deine Eltern werden doch merken, dass du fehlst und dann wird man dich suchen…“ Ich seufze… „Meine Eltern… merken sicher gar nicht, dass ich nicht da bin.“ Ich will auf die Sache nicht weiter eingehen, aber er blickt schon wieder fragend drein. Ich ignoriere den Blick. Er muss nicht wissen, dass die Ehe meiner Eltern eine Katastrophe ist und sie sich aus dem Weg gehen – und ich dabei untergehe. So sehr, dass nicht mal gute Noten helfen, um sie auf mich aufmerksam zu machen. „Das tut mir Leid.“ Ich sehe zu Mischa. Offenbar habe ich laut gedacht. Super… „Das heißt dann, wir kommen hier nicht so schnell weg?“, fragt er dann und besitzt sogar noch die Dreistigkeit zu sagen: „Dann verpass ich aber das Konzert.“ Und dann explodiere ich wieder: „DANN HÄTTEST DU EBEN DEINEN VATER ANGERUFEN, ALS ICH ES DIR GESAGT HABE!“ Er blickt unbeeindruckt drein und wirft sich wieder auf die Matratze. Ich tue es ihm gleich, drehe ihm aber den Rücken zu. Dann schweigen wir fast zwei Stunden. Zwei Stunden, in denen meine Wut über uns hängt und den Raum und die Stimmung vergiftet. Ich erwarte eine Entschuldigung. Auch, wenn ich bereit bin, ihm sofort zu verzeihen, wenn er ‚sorry’ sagen würde. Aber zumindest entschuldigen sollte er sich. Was er aber nicht tut. Stattdessen ist alles, was er nach geraumer Zeit sagt: „Mir ist kalt.“ Ich grummle etwas für ihn sicher Unverständliches und ignoriere ihn so gut wie möglich. „Glaubst du, hier gibt es Decken?“ Als wenn es in einer Sporthalle Decken gäbe! Wobei… vielleicht gibt es in der scheiß Halle sogar irgendwo scheiß Decken… wenn nicht jeder scheiß Raum abgeschlossen wäre!!! „Frierst du nicht?“, bohrt Mischa weiter. Vielleicht tut es ihm doch Leid und er bringt es nur nicht fertig, das zu sagen. Jedenfalls merke ich plötzlich, dass er zaghaft ein wenig näher rutscht. Mein Herzschlag wird sofort wahnsinnig schnell. Damit er nicht noch näher kommt, ziehe ich meine Jacke aus und werfe sie nach ihm. Perplex sieht er mich an. Das kann ich sehen, weil ich zu ihm blicke, um seine Reaktion zu beäugen. „Ist dir dann nicht kalt?“, fragt er leise, kuschelt sich aber bereits in die Jacke. „Nicht sehr,“ wehre ich ab. Nicht genug für ihn. Er rutscht näher und ich merke, wie sich sein Körper an mich drückt. Plötzlich ist einer seiner Arme um mich gelegt und ich schlucke hörbar laut. „Dann ist uns beiden nicht kalt,“ meint er aber nur und scheint wirklich keine anderen Absichten dahinter zu verbergen. Davon gehe ich zumindest aus, als er eingeschlafen ist. Ich blicke auf meine Uhr. Gerade mal halb neun durch. Er muss ja wirklich müde sein. Oder er hat keinen Bock, sich noch länger mit mir Langweiler herum zu ärgern. Sicherlich Letzteres. Mit diesen depressiven Gedanken versuche ich ebenfalls einzuschlafen. Leider aber geht es nicht. Erstens bin ich noch kein bisschen müde, zweitens ist er viel zu nah, um auch nur an Schlafen zu denken. So wütend ich eben noch war… seine Nähe ist so berauschend, dass ich ihn nur noch anbeten kann. Ich warte eine halbe Stunde, dann halte ich es nicht mehr aus und drehe mich, blicke ihn nun direkt an. Er sieht so schön aus. So friedlich und entspannt und zufrieden. Angesichts unserer Situation vielleicht nicht ganz so passend. Sanft streiche ich ihm eine Strähne hinters Ohr und würde ihn am liebsten küssen. Aber das traue ich mich nicht. Wäre ja auch unfair, wo er sich doch gar nicht mehren könnte. Aber über seine Wange streichle ich sanft und ohne schlechtes Gewissen. Seine Haut ist ganz weich. Ein wenig muss ich lächeln. Welche abstrakte Situation. Und ausgerechnet so etwas bringt mich ihm näher! Ich merke erst, dass er wach ist, als seine Hand plötzlich auf meiner liegt, die noch immer verträumt über seine Wange streichelt. Ich zucke fürchterlich zusammen, reiße die Augen auf und blicke ihn entsetzt an. Ich merke, wie ich knallrot anlaufe. Zum Glück ist es mittlerweile so dunkel, dass er das nicht mehr sehen kann. Leider weiß ich so auch nicht, ob er grinst oder angewidert das Gesicht verzieht. Ich tippe auf Letzteres, aber es muss ersteres sein, denn plötzlich streicht sein Daumen sanft über meine Hand. „Du bist also schwul.“ Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich nicke, bis mir einfällt, dass er das sicher nicht sehen kann. Also brumme ich zustimmend. „Hätte ich nicht gedacht.“ Was soll ich darauf sagen? Das ich es auch nicht an die große Glocke hänge? Sicher hält er mich für feige, weil ich mich noch nicht geoutet habe. „Na ja… in deiner Situation hätte ich es wohl auch nicht herausposaunt,“ meint er dann aber überraschender Weise selbst und lächelt schon wieder, ehe er sich plötzlich aufrichtet. Ich sehe ihn an – zumindest seinen Schemen. Das er sich zu mir beugt, spüre ich ebenfalls mehr, als dass ich es mit den Augen erkennen kann. Sein heißer Atem streift über meine Wange, als er mir ins Ohr flüstert: „Und du willst mich?“ Und oh Gott ja! Ich will ihn! So sehr. Niemals hätte ich gedacht, ich könnte nur Sex mit ihm haben und auf alles andere verzichten. Doch jetzt, in dieser Situation, wird mir klar, dass ich alles tun lassen würde, um ihn nur eine Sekunde lang mein nennen zu können. Ihn nur eine Sekunde lang besitzen zu können. Ich möchte ihn reinigen, von all den Typen, die ihn je genommen haben. Möchte ihn eine Sekunde lang Unschuld schenken, die er schon lange nicht mehr hat, seitdem er mit Typen geschlafen hat, die ihn nicht lieben, nur seinen Körper wollen. Dabei weiß ich nicht mal, ob sie alle ihn nicht geliebt haben. Aber was ich sicher weiß ist, dass ich ihn liebe. So sehr liebe, dass es weh tut. Seit zwei Jahren. Ich kann nicht länger warten. Ich will nicht länger warten. „Ja…“, hauche ich leiser, „Ja, ich will dich.“ „Dann nimm mich,“ flüstert er zurück und mehr braucht es nicht, als diese klare Aufforderung, dass ich mich auf ihn stürze, ihn zu Boden drücken und ihm so stürmisch meine Lippen aufpresse, dass er schon alleine davon stöhnt. Er spreizt die Beine, so dass ich dazwischen passen und mich näher an ihn drücken kann. Am liebsten würde ich ihn verschlingen. Vor allem, als seine Zunge sich zwischen meine Lippen schiebt, auf meine trifft. Sie beginnt ein Spiel mit dieser und sein Hand drückt gegen meinen Nacken, um mich noch näher zu sich zu ziehen. Ich erwidere jedes Stupsen seiner Zunge, während meine Hände auf Wanderschaft gehen, an seinen Seiten hinab streichen, bis zu seinem festen Po. Seine andere Hand streift über meinen Rücken, nicht langsam, sonder fahrig, fordernd. Er scheint nicht lange warten zu wollen. Aber ich, ich möchte, dass wir es langsam angehen lassen. Nicht nur, weil es mein erstes Mal ist, sondern weil ich will, dass es bei uns anders läuft, als sonst, wenn er Sex hat. Deshalb ziehe ich meine Hände zurück und streiche mit einer nur andächtig an seiner Seite auf und ab, während ich die andere dazu nutze, seine Wange zu streicheln. Ich löse unseren Kuss und beginne, nur sachte seine Lippen zu bearbeiten. Sauge erst an der Ober-, dann an der Unterlippe und knabbere dann an dieser. Nun werden auch seine Hände ruhiger. Er streichelt sanft von meinem Rücken zu meinem Po und wieder nach oben. Ich lächle in den Kuss und löse mich erneut, diesmal aber, um an seinem Hals fort zu fahren. Sanft küsse ich mich daran entlang, bis zu seinem Schlüsselbein. Erst, als meine Lippen auf Stoff treffen, komme ich auf die Idee, ihn von seinem Pulli zu befreien. Das tue ich auch und bei der Gelegenheit ziehe ich mir auch meinen Pulli über den Kopf. Als ich mich wieder über ihn beuge, spüre ich seinen nackten Oberkörper an meinen reiben, vor allem, als er sich aufrichtet, mit entgegen kommt. Seine Hände streichen weiter über meinen Rücken. Nur über meinen Rücken. Die wilde Begierde ist aus ihm gewichen, nun habe ich die gesamte Kontrolle. Diese nutze ich, um mich andächtig an seiner Brust entlang zu küssen und seinen Bauchnabel mit meiner Zunge zu liebkosen. Er stöhnte leise und seine Hand streicht sanft durch mein Haar. Ich richte mich ganz auf, ziehe ihn zu mir, so dass er nun auf meinen Schoß sitzt und ich wieder seinen Hals bearbeiten kann. Meine Hände wandern an seinem Rücken entlang, bis sie wieder seinen Hintern treffen und endlich erlaube ich mir, dieses zu massieren, durch die Jeans hindurch. Er lehnt sich ein Stück nach hinten, so dass unsere Körper sich nicht mehr richtig berühren, ich aber Platz habe, seine Hose zu öffnen, was ich auch tue – ohne dabei unseren sanften, gemächlichen Kuss zu unterbrechen. Um mir zu ermöglichen, ihn die Jeans von den Beinen zu ziehen, lässt er sich ganz nach hinten fallen. Als er nur noch in Shorts vor mir liegt, öffne ich meine Jeans und zerre sie mir unbeholfen von den Beinen. Letztlich sind wir beide nur noch in Shorts, aber ich bin nicht gewillt, so schnell noch mehr Stoff zu verlieren. Stattdessen beuge ich mich zu ihm und schnappe nach seinen Lippen, liebkose diese sanft und streiche zärtlich über seine Wange. Meine Hand landet an seinem Oberschenkel und ich streiche gemächlich darüber. Seine Hände umfassen meine Arme, krallen sich in diese, als ich meine Finger sanft über sein Glied streifen lasse, dass ich hart unter seinen Shorts ertasten kann. Ich lasse die Hand an seinem Oberschenkel liegen, erlaube aber meinen Daumen, über die Beule in seiner Unterhose zu streichen. Daraufhin löst er den Kuss und vergräbt sein Gesicht an meiner Schulter, was ich dazu nutze, an seinem Hals zu saugen. Er schmiegt sich an mich und ich löse mich doch wieder von seiner Erregung, schlinge die Arme um ihn und ziehe ihn näher, küsse seinen Hals, seine Schulter, und dann wieder nach oben, bis mein Mund wieder auf seine Lippen trifft. Seine Hände umfassen mein Gesicht, ziehen mich näher und seine Zunge dringt wieder in meinem Mund. Diesmal aber zärtlich, neckisch… nicht mehr so wild und hemmungslos, wie zuvor. Da ich die Hände frei habe, lege ich sie an seine Hüften und streiche mit dem Daumen sanft über seine Leiste. Ich drücke ihn nach hinten, beuge mich wieder über ihn. Das er lächelt, merke ich erst, als ich ihn wieder küsse. Sehen kann ich ihn kaum. Endlich traue ich mich, meine Hand in seine Shorts gleiten zu lassen und umfasse ihn sanft. Seine Hände streichen über meinen Po und zupfen pikiert an meinen Shorts. Er gibt erst Ruhe, als ich sie ausgezogen habe und seine Hand fordernd über meinen Penis gleiten kann. Ich keuche auf und ziehe ihm auch seine Shorts aus. Nun sind wir nackt und ich werde unsicher, was ich nun tun soll. Deshalb gehe ich es langsam an, dringe ganz vorsichtig in ihn ein. Sein herrliches, entzückendes Keuchen erfüllt den Raum. Und dazu gesellt sich meines. Es ist ein unglaubliches Gefühl, in ihm zu sein. Ich stoße mich langsam in ihn, werde aber mit der Zeit schneller. Solange, bis er irgendwann kommt. Seine Muskeln ziehen sich zusammen, er schreit leise auf – und um mich ist es geschehen. Ich komme selbst mit einem heißeren Schrei in ihm. Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es noch nicht einmal richtig hell. Ich blicke auf die große Uhr in der Sporthalle. Erst Sechs Uhr. Es wird noch mindestens bis Sieben dauern, ehe der Hausmeister wach ist und uns befreien kann. Uns. Ich blicke zu Mischa, der nackt neben mir liegt, an mich geschmiegt und noch schlafend. Ich lächle sanft, aber traurig. Das war es wohl jetzt. Eine heiße Nacht, die besser war als alles, was ich je erlebt habe… aber auch nur eine heiße Nacht bleiben wird. Nicht mehr, wie ich es mir in meinen romantischsten Träumen ausgemalt habe. Ich sehe ihn an. Wehmütig. Bin ich jetzt nur eine seiner Eroberungen? Als hätte er meine Gedanken gehört, öffnet er die Augen und lächelt, als er mich erkennt. „Morgen,“ meint er und richtet sich tatsächlich auf, um mich zu küssen. Ob er das mit allen macht, mit denen er gevögelt hat? „Morgen,“ nuschle ich leise. Er checkt die Uhrzeit und nickt. Meine Stimmung scheint er gar nicht zu bemerken, oder er blendet sie erfolgreich aus. Natürlich tut er das. Ich bin sicher nicht der erste Kerl, der jammert, weil ihm nur eine Nacht mit Mischa vergönnt war. Irgendwann blickt er wieder zu mir und grinst: „Criss und Samy werden Augen machen.“ Ich denke zuerst, er meint unser Abenteuer hier und meine: „Die werden dich auslachen, weil du mit mir eingesperrt warst.“ Er sieht mich irrtiert an, dann lacht er. „Nicht, dass du Dummerchen. Das mit uns!“ Verwirrt sehe ich ihn an. Dann macht es klick! Er will es ihnen also erzählen. Das wir Sex – überwältigenden Sex – hatten. War ja eigentlich klar… Er erzählt ihnen immer, wann und mit wem er Sex hatte. „Da werden sie dich erst Recht auslachen,“ brumme ich verstimmt. Ich mag nicht von den Beiden reden. Schon gar nicht in dem Zusammenhang. Wenn sie das wissen… Keine Ahnung, wie mein Leben dann weitergehen wird. Dann bin ich ja erst Recht die Lachnummer. Einer von Mischas Tausenden. Abgesehen davon, dass es auch noch ein unfreiwilliges Outing bedeuten würde. „Hör mal… dann wissen sie, dass ich schwul bin und-“ Er lässt mich nicht ausreden, sonst meint nur: „Ich werde es aber nicht geheim halten!“ Er sieht nahezu empört aus. Als wäre es eine Schande, geheim zu halten, mit wem man Sex hatte. „Sie werden dich auslachen, mich auslachen… Sie-“ Wieder darf ich meinen Satz nicht beenden. „Ich werde ihnen nicht erlauben, meinen Freund auszulachen,“ faucht er bestimmt und rollt sich auf mich. Die Worte zu verarbeiten kostet mich ziemlich viel Mühe, weil ich sie gar nicht einordnen kann. „Freund?“, echoe ich hingegen perplex. Er sieht mich an und küsst mich dann plötzlich freudestrahlend. „Du hast gesagt du liebst mich. Also bin ich jetzt dein. Oder willst du mich nicht?“ Ich bin so überwältigt und ungläubig, dass ich erst gar nichts sagen kann. Dann, ganz langsam, meine ich: „Doch… klar… klar!“ Er scheint nicht überzeugt. „Warum hast du so gezögert?“, will er wissen und klingt fast schon enttäuscht. Ich möchte nicht, dass er so klingt. Das er es so falsch versteht. „Ich dachte nur, du bist nicht der Typ für feste Beziehungen…“, gestehe ich. Daraufhin verzieht er zu meiner Überraschung das Gesicht zu einem freudlosen, fast schon zynischen Lächeln. „Das denken alle. Das ich nur eine kleine Schlampe bin, jemand, der jeden ranlässt und unfähig für Beziehungen ist. Aber das stimmt nicht.“ Er sieht mich eindringlich an. „Die Wahrheit ist, dass ich auch nur jemanden suche, der mich liebt. Aber offenbar liebt jeder immer nur meinen Körper und macht die tollsten Versprechen, bis er hatte, was er wollte: Sex. Und dann… dann sind sie morgens meistens schon weg, ehe ich überhaupt die Augen geöffnet habe…“ Plötzlich sieht er sehr traurig aus und fast kann ich es mir vorstellen. Er, der nur die große Liebe sucht und ständig verarscht wird, weil alle ihn nur als Fickmatratze ansehen. Fast… Aber… „Aber du prahlst doch immer, wen du abgeschleppt hast und…“ „Natürlich! Oder würdest du gerne zugeben, mal wieder abserviert worden zu sein? Nur leider hat sich dadurch dieser Ruf aufgebaut, ich bin nur für eine Nacht gut und – Peng! – kommen wieder nur Typen zu mir, die Sex wollen!“ Er ist jetzt ganz aufgebracht und plötzlich glaube ich ihm. Vor allem, weil er auf einmal sehr verletzt drein blickt und sich dann hoffnungsvoll an mich wendet: „Du hast gestern gesagt, du liebst mich. Hast du da gelogen?“ Ich schüttle sofort den Kopf. „Nein.“ „Dann bleib bei mir.“ Ich nicke und kann mein Glück kaum fassen. Er will mich! Mich! „Bist du sicher, dass du auch mich lieben kannst?“, frage ich ihn und er nickt sofort: „Wenn du mich liebst, dann werde ich dich auch lieben. Schon alleine, weil ich mich bei keinem bisher so begehrenswert und glücklich gefühlt habe, wie bei dir.“ Und in seinem Blick ist eine solche Überzeugung und Zuneigung, dass ich ihm sofort glauben. Ich schlinge die Arme um ihn, ziehe ihn an mich. Er ist jetzt meines. Wie in meinem Träumen. Vielleicht nicht ganz so kitschig und romantisch… aber er ist meines. „Wir sollten uns anziehen und zur Türe gehen, damit wir hören, wenn jemand kommt,“ schlägt er einige Zeit später vor und ich nicke und bin kaum gewillt, ihn gehen zu lassen. Aber ich muss, wenn ich aus dieser scheiße Halle irgendwann mal noch rauskommen möchte. „Wo warst du gestern?“ Criss sieht Mischa an. Wir haben Pause und ich bin auf dem Weg zu meinem Freund, der leider schon von Criss und Samy gefunden worden ist. Ich bin nah genug, um ihre Worte zu verstehen. So höre ich auch, wie Mischa ihnen erzählt, dass er mit mir in der Turnhalle eingesperrt war. „Mit Streberli?“, fragt Samy belustigt und ich warte gespannt auf Mischas Reaktion. Glücklicherweise sieht er Samy tadelnd an und meint: „Hör auf, so zu reden.“ Ehe Samy etwas sagen kann, trete ich zu ihnen. „Was willst du denn hier?“, fragt Criss und ich nehme all mein neu gewonnenes Selbstbewusstsein zusammen und schmettere ihm entgegen: „Die Pause mit meinem Freund verbringen!“ Ich lächle Mischa an und er lächelt zurück, und über unser Lächeln hinweg hören wir kaum, wie Criss verwirrt „Freund?“ fragt. Ich trete an Mischa heran, beuge mich nach unten und küsse ihn. Sofort schlingen sich seine Arme um meinen Hals. Neben uns zieht Samy scharf die Luft ein und Criss murmelt: „Alter…“ Ich grinse. Und ich glaube, zum ersten Mal stört mich die Gegenwart der Beiden nicht. Ich genieße sie richtig. Sie und ihr Erstaunen, ihren Unglauben. Und vor allem genieße ich es, Mischa bei mir zu haben. Ich habe mich immer gefragt, wie es schaffen könnte, mir den Emo zu angeln. Jetzt weiß ich, dass es eigentlich ganz einfach ist: Man angelt ihn sich, in dem man ihn liebt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)