Vulkado von Ur (Im Auge des Sturms) ================================================================================ Kapitel 16: Die nötige Aussprache --------------------------------- Jedes Mal, wenn irgendwas Entscheidendes in meinem Leben passiert, kriege ich eine Identitätskrise. Das geht mir wahnsinnig auf die Eier, allerdings hab ich angesichts der eben genannten Identitätskrise nicht wirklich Zeit, mich zu ärgern. Stattdessen bin ich damit beschäftigt, auf dem Dachboden der Familie Sandvoss auf und ab zu gehen und mir die Haare zu raufen. Immerhin bin ich mit meiner Krise nicht allein. Anjo und Lilli sitzen auf meiner Matratze, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und den aufmerksamen Augen immerzu auf mich gerichtet. Vielleicht, um sicherzustellen, dass ich mich nicht vor lauter Panik aus dem Fenster stürze oder eine Schneise in den Holzfußboden renne. Beides ist momentan nicht unwahrscheinlich. »Also, als er sagte, dass ihr euch jetzt öfter zum scheiternden Meditieren treffen solltet, dann war das doch eindeutig eine Metapher dafür, dass er öfter mit dir rummachen will. Ich glaube also kaum, dass es mies war. Mal abgesehen davon, dass ich noch nie mit jemandem drei Stunden oder länger rumgemacht hab, wenn ich es scheußlich fand«, meint Lilli ruhig und Anjo neben ihr nickt bestätigend. »Aber selbst, wenn das stimmt, dann weiß ich überhaupt nicht, was ich mit dieser Information anfangen soll!«, gebe ich verzweifelt zurück und halte für ein paar Sekunden inne, ehe ich wieder von vorn damit anfange, das Zimmer mit meinen Schritten zu durchpflügen. »Also, entweder, du wartest einfach ab, oder du triffst dich noch mal mit ihm, um zu klären, wo genau ihr jetzt steht«, sagt Anjo beschwichtigend. Ich bleibe erneut stehen und entschließe mich letztendlich dazu, mich zu meinen beiden Vertrauten aufs Bett zu hocken. Ein Fortschritt, wenn auch ein kleiner. Darin bin ich ja gar nicht so schlecht. In kleinen Fortschritten. Ich muss nur aufhören, nach jedem leinen Schritt eine Panikattacke zu kriegen. Gabriel und ich haben uns geküsst. Lange. In einer Sporthalle. Es war ungemütlich, aber sehrsehr schön. Tessa und Erik haben uns beschmunzelt, als sie uns irgendwann dort auf dem harten Linoleumboden gefunden haben und ich bin rot angelaufen wie eine Verkehrsampel. »Meditation, was? Hat anders ausgesehen, als du versucht hast, es mir beizubringen«, hat Erik gesagt und mit den Augenbrauen gewippt. Gabriel hat schnaubend gelacht und den Arm um mich gelegt und ich bin einen kleinen Tod gestorben. Ein großer kann es nicht gewesen sein, da ich es mit dem letzten Bus bis zum Haus der Sandvoss‘ geschafft hab. »Oh Gott, ich bin so schlecht mit sowas«, klage ich und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Wieso muss das auch alles so schwer sein? Hey Gabriel, weil mein Vater mich fast mein ganzes Leben lang verprügelt und terrorisiert hat, bin ich heute ein Versager, wenn es um Gefühle und Bindungen und Vertrauen geht, weswegen ich leider nicht sicher bin, ob ich mich auf eine Beziehung einlassen kann. Beziehung. Verfluchter Scheißdreck, ich glaub, ich muss mich übergeben. »Bad«, bringe ich noch heraus, bevor ich vom Bett aufspringe und so schnell ich kann die steile Treppe vom Dachboden herunter klettere, um ins nächste Bad zu stürzen, die Tür hinter mir zuzuknallen und mich tatsächlich ins Klo zu erbrechen. »Scheiße«, murmele ich immer wieder zwischen den Würgeattacken und ich traue mich erst nach geschlagenen zehn Minuten, mir die Zähne zu putzen, das Bad zu verlassen und wieder auf den Dachboden zurückzukehren. »Geht es? Hier, trink was«, sagt Anjo besorgt und reicht mir ein Glas Wasser. Ich habe noch Zahnpastageschmack im Mund, aber Wasser ist vermutlich keine üble Idee. »Du bist blass wie ‘ne Tapete geworden«, meint Lilli und fühlt meine Stirn. Ich seufze resigniert und leere das Glas, bevor ich es neben die Matratzen stelle. »Ich hab das Wort Beziehung gedacht, da musste ich kotzen«, erkläre ich nüchtern und sehe, wie Lilli und Anjo einen Blick tauschen. Ja, ich bin ein psychisches Wrack. Immer noch. Wer weiß, wann es aufhört. Vielleicht bin ich in vierzig Jahren immer noch so, wenn ich so lange lebe. Es ist wahrscheinlicher, dass ich vorher an einem Herzinfarkt sterbe. »Vielleicht ist es auch einfach noch nicht die richtige Zeit…?«, gibt Anjo vorsichtig zu bedenken und streicht mir behutsam über die Rücken. Ich gebe ein Geräusch von mir, das nach einer Mischung aus resigniertem Seufzen und verächtlichem Schnauben klingt. »Es wird nie die richtige Zeit sein. Ich bin einfach total durch mit der Welt«, grummele ich, jetzt auf einmal eher sauer auf mich als panisch. Wieso bin ich so ein verdammter Angsthase? Ich hab doch nicht jahrelang Prügel eingesteckt, um mich jetzt vor den guten Sachen zu verstecken. Teufel nochmal. »Gib mir mein Handy«, sage ich entschlossen zu Lilli, die am nächsten bei meinem Handy sitzt, und sie reicht es mir widerstandslos. »Was passiert jetzt?«, will Anjo wissen und klingt ein wenig ängstlich, als könnte ich jeden Moment Amok laufen, aus Wut darüber, was für ein Armleuchter ich bin. »Ich schreib ihm eine SMS«, gebe ich zurück und würde gern zur Strafe für so viel Beklopptheit meinen Kopf gegen die Wand hauen. Vielleicht bin ich ein Armleuchter, aber dann kann ich doch wenigstens ein mutiger Armleuchter sein. * Mein Mut ist verdampft, als ich Gabriel zwei Tage später schließlich gegenüber sitze. In seinem Zimmer. Ich bin sehr dankbar dafür, dass seine Eltern nicht daheim sind und dass Adam arbeitstechnisch unterwegs ist. Das heißt, wenn ich voller Angst das Zimmer verlasse und eventuell nochmal kotzen muss, werde ich nicht Gabriels Mutter in die Arme rennen und der verwirrten Frau erklären müssen, dass ich leider nicht gut genug für ihren Sohn bin und dass sie mir doch bitte künftig Hausverbot erteilen sollte, zu seinem eigenen Wohlergehen. Gabriels Zimmer ist ziemlich schlicht, klein und es stehen noch zwei Umzugskartons herum. Ich sehe Bilder von Erik und Tessa – eine ganze Menge davon – an einer großen Pinnwand hängen, unter anderem ist Erik im Rock abgebildet. Steht ihm sehr gut. Gabriels Familie ist auch oft auf Bildern, seine Mutter ist eindeutig diejenige, von der er sein hübsches Gesicht hat. Sie ist recht klein und dick und hat so ein strahlendes Lächeln, wie ich es kaum je an jemandem gesehen habe. »Deine SMS klang besonders entschlossen«, sagt Gabriel lächelnd, nachdem er mir nacheinander geschmierte Brote, alle möglichen Saftsorten und Schokolade angeboten hat. Ich hab zu allem nein gesagt, aus Angst, mich wieder zu übergeben. Der dunkelblaue Teppichboden fühlt sich weich unter meinen Füßen an, und dass ich mit Gabriel auf seinem Bett sitze, hilft mir nicht, meine Nervosität zu zerstreuen. »Äh… ja. Da hatte ich mir grad eisernen Mut zugesprochen«, antworte ich mit einem peinlich berührten halben Grinsen und verkralle meine Finger in meiner Jeans. Gabriel entgeht das nicht und er rutscht ein Stückchen näher. Wieso sieht er selbst in einem weißen Poloshirt und einer Jogginghose aus wie ein südostasiatischer Gott? Meine Fresse. Ich sollte lieber nicht darüber nachdenken, wie großartig Gabriel ist, sonst fühle ich mich wieder schrecklich unwürdig. »Ok«, sagt Gabriel und richtet sich ein wenig auf, wobei er seine Hände auf die Knie stützt. Er sitzt im Schneidersitz und hat sich mir komplett zugewandt, also ziehe ich zögerlich meine Füße vom Boden und drehe mich ebenfalls, sodass wir uns direkt gegenüber sitzen. »Ich bin ganz Ohr«, verspricht er und lächelt immer noch. Mein Herz kann sich zwischen Losrennen und Stehenbleiben nicht entscheiden und stolpert kläglich in meiner Brust herum. »Gut«, sage ich und schlucke schwer. Mein Puls rast und ich bin sicher, er könnte einen Marathon gewinnen, wenn er daran teilnehmen dürfte. »Ich werd das jetzt einfach runter rattern und du darfst mich bitte nicht unterbrechen, sonst übergebe ich mich womöglich«, füge ich mit zittriger Stimme hinzu. Die Erinnerung an den Vorfall von vor zwei Tagen ist noch sehr lebhaft. Gabriel nickt geduldig und er schafft es, so auszusehen, als fände er mich kein bisschen bekloppt. Dafür verdient er eindeutig eine Medaille. Ich merke, dass sein Blick erneut meine zittrigen Finger streift und es würde mich nicht wundern, wenn ich blass wie ein Bettlaken wäre. Eigentlich habe ich mir ganz genau überlegt, was ich erzählen will und in welcher Reihenfolge ich Gabriel am besten verständlich machen könnte, wieso genau ich so schwierig bin. Natürlich ist mein Gehirn jetzt komplett blank, wie ein frisch geöffnetes Word-Dokument. Toll, Benni. Wirklich großartig. Also sprudele ich einfach los. »Ich stecke gerade mitten in einer Gerichtsverhandlung gegen meinen Erzeuger. Und in Abivorbereitungen. Ich bin emotional labil, hab Bindungs- und manchmal Berührungsängste, verabscheue mich eine sehr ungesunde Menge und kann überhaupt nur sehr schlecht über mich oder meine Gefühle reden. Ich hab Schiss vor allem, gehe regelmäßig zur Therapie und bin alles in allem ein Wrack…«, platzt es zusammenhangslos aus mir heraus und ich kriege es nicht gebacken, Gabriel in die Augen zu sehen. Allerdings spüre ich seinen Blick ganz deutlich auf mir und mein Herz wummert schmerzhaft doll gegen meine Rippen. »Ich bin also so ziemlich der schwierigste Mensch, mit dem man… anbandeln kann«, fahre ich fort und starre auf meine bebenden Finger. Oh Gott. Er ist garantiert abgeschreckt und niemand kann es ihm verübeln. »Aber ich fürchte, ich bin ziemlich hoffnungslos hingerissen von dir und ich würde es total verstehen, wenn dir das alles zu viel ist und ich hab sowieso keine Ahnung, ob ich halbwegs bez–… beziehungstauglich bin und ob du dich darauf einlassen willst… Ich… Oh Gott, ich bin so mies mit Worten… Ich würde es… aber gern probieren, weil du… du bist und ich… ja…«, ich breche ab und wage es nicht hochzuschauen. Das war mit Abstand die schlechteste Gefühlsbekundung aller Zeiten, aber ein »Ich bin total in dich verschossen« bringe ich einfach nicht heraus. Meine Handflächen sind vor Nervosität ganz feucht und mir ist wieder leicht übel. Atmen war auch schon mal leichter. Zwei Finger legen sich unter mein Kinn und zwingen mich sachte, den Kopf zu heben. Ein sehr dunkles, sehr offenes Paar Augen schaut mir voller Zärtlichkeit und Hochachtung entgegen und allein die Tatsache, dass Gabriel mich nicht anschaut, als wäre ich etwas Schleimiges, Widerliches, Lächerliches, bringt meine Augenwinkel dazu, heftig zu brennen. Jetzt heul nicht auch noch, Volltrottel, mahne ich mich und schlucke mehrmals heftig, um den Kloß im Hals loszuwerden. Es hilft nicht. »Danke, dass du mir das alles gesagt hast«, meint Gabriel mit einer Stimme, die mir runtergeht wie Honig. Ich bin nicht sicher, wie jemand, der selbst Christian auf eine Matte schmeißen könnte, gleichzeitig so sanft reden und Menschen berühren kann. Es ist ein krasser Gegensatz, der mich Gabriel nur noch toller finden lässt. Bei mir ist echt Hopfen und Malz verloren. Die Gefühle, die ich mal für Anjo hatte, scheinen Millionen Jahre zurück zu liegen und fühlen sich seltsam irreal an, wenn ich sie mit meiner heutigen Situation vergleiche. »Wir können alles so langsam angehen lassen, wie du willst«, fährt Gabriel fort und obwohl ich wahnsinnig nervös bin und gern wieder meine Knie anstarren würde, kann ich meinen Blick nicht von Gabriels Gesicht lösen. Wenn er das so sagt, bedeutet das…? »Aber ich muss dich auch vorwarnen, ich rede dauernd über meine Gefühle!«, fügt er hinzu und schmunzelt. Mein Herz plustert sich auf, noch bevor mein Gehirn wirklich realisiert hat, was Gabriel eigentlich gesagt hat. »Heißt das…«, beginne ich, doch meine Stimme bricht und das Kribbeln, das sich überall in meinem Körper ausbreitet, legt mein Gehirn samt Sprachzentrum lahm. Gabriel strahlt und sieht einen Augenblick so aus, als würde er sich gern auf mich stürzen, aber vermutlich erinnert er sich an die Szene in der Halle und streckt deshalb nur die Hand aus und fährt mir durch die kurzen Haare. Ich bin so aufgeregt, es ist nicht mehr feierlich. »Das heißt, lass es uns versuchen, ja«, erklärt Gabriel und seine Worte jagen ein Glücksgefühl durch meinen Körper, das es unheimlich lächerlich erscheinen lässt, dass ich mich vor zwei Tagen noch deswegen übergeben habe. Ich greife nach Gabriels Hand und ziehe ihn mit einem Ruck nach vorn, sodass wir nebeneinander auf seinem Bett landen. Die Bettwäsche riecht nach ihm und ich fühle mich durch all die Endorphine so beflügelt, dass ich es wage, mein Gesicht an Gabriels Hals zu vergraben. Es ist großartig, ihm so nah zu sein, und ich habe einen winzigen Augenblick Angst, jeden Moment aufzuwachen und festzustellen, dass das Gespräch zwischen uns noch gar nicht stattgefunden hat. Aber Gabriel schlingt seine Arme um mich und zieht mich so fest an sich, dass mir eine Sekunde lang die Luft wegbleibt. Er hat einfach verdammt viel Kraft. Wir liegen eng aneinander gedrückt und ich atme seinen Geruch ein, um mich auch später noch daran zu erinnern, wenn ich wieder auf dem Dachboden im Bett liege und wahrscheinlich schlaflos an die Decke starre. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten wird es eine gute Schlaflosigkeit sein, voller Kribbeln und Grinsen und Herzflattern. Wann genau hab ich mich derart in diesen Kerl verknallt, den ich kaum mehr als ein oder zwei Monate kenne? Vielleicht war ich schon verloren, als er durch die Tür der Halle kam. Gabriels Finger streichen über meinen Rücken und kraulen meinen Nacken und ich würde mich gern noch näher an ihn drücken, aber zwischen uns passt bereits kein Blatt Papier mehr und ich hab keine Ahnung, wie ich diesem Drang in mir Genüge tun soll. Also ziehe ich meinen Kopf ein Stück zurück und presse meinen Mund auf Gabriels Lippen. In ihn kommt augenblicklich Bewegung und ich spüre, wie sein Unterkörper sich gegen meinen drückt, als hätte er schon die ganze Zeit darauf gewartet, das zu tun. Als unsere Zungen sich berühren, ist es, als würde ein Feuerwerk in meinem Bauchraum starten und sich direkt in meinen Schritt ausbreiten. Innerhalb weniger Sekunden wandelt sich die Stimmung von nervös-erleichtert-kuschelnd-zufrieden in ein hitziges Zerren an Kleidung und dem hungrigen Kampf zweier Paar Lippen gegeneinander. Ich fühle mich ausgehungert nach etwas, das ich noch nie hatte, aber Gabriel scheint genauso verzweifelt mehr Haut, mehr Küsse, mehr fahrige Hände überall zu wollen. Etwas ungeschickt zerre ich ihm sein Shirt über den Kopf und Gabriel hat einige Schwierigkeiten in unserer Position meine Hose aufzubekommen, aber schließlich tragen wir beide nur noch Shorts und seine erhitzte Haut an meinem fast nackten Körper fühlt sich umwerfend an. Mein Atem ist schwer geworden und mein Kopf ist völlig benebelt. Mit einem Ruck zieht Gabriel mich auf sich, sodass unsere Unterkörper fest gegeneinander gedrückt sind und ich stöhne unkontrolliert in unseren Kuss. Ich löse den Kuss für einen Augenblick und lecke mir über die Lippen. Gabriels Augen öffnen sich und er schaut mit glasigem Blick unter halb geöffneten Lidern zu mir hoch. Verfluchte Scheiße, er sieht verdammt heiß aus und ich will ihn so sehr… Gabriels Hände finden ihren Weg zu meinem Hintern, krallen sich dort in Muskeln und den Stoff meiner Shorts und pressen meinen Unterkörper noch fester gegen seinen, was mir erneut ein erregtes Keuchen entlockt. Gabriel beißt sich auf die Unterlippe und es kann durchaus sein, dass ich gleich beim bloßen Anblick seines Gesichts in meiner Boxershorts komme. Gabriel winkelt eins seiner Beine an und dann breitet sich ein laszives Grinsen auf seinen Lippen aus. Herrgott. Ich kann nicht mehr. »Beweg dich«, schnurrt er – schnurrt, verdammte Axt nochmal! – und ruckt mit seiner Hüfte nach oben, was meine Augenlider dazu veranlasst, flatternd zuzugehen. Und weil ich vermutlich ohnehin explodiere, wenn ich der Aufforderung nicht nachkomme – und weil Gabriels Stimme so verteufelt heiß klingt, dass man sich ohnehin nicht wehren mag – fange ich an, meine Hüfte gegen seinen Schritt zu bewegen. Oh Gott, ohgottohgott… Gabriels Keuchen in meinen Ohren verwandelt sich direkt in pure Spannung, die blitzartig in meinen Schoß schießt und mehr Bewegung nur noch dringlicher macht. Ich werd das ja sowas von nicht lang durchhalten. Als er den Kopf hebt und mich wieder küsst und seine Finger noch fester zudrücken, halte ich es nicht mehr aus und komme mit einem erstickten Stöhnen in meiner Shorts. Gabriel bewegt seine Hüften nur noch wenige Male gegen meine, bevor er sich unter mir aufbäumt und dann auf die Matratze sinkt, um mich aus verhangenen Augen mit einem breiten Grinsen anzuschauen. Ich rolle mich von ihm herunter und wäre beinahe aus dem Bett gefallen, doch Gabriels Reflexe sind selbst nach einem Orgasmus unübertrefflich und er hält mich fest und zieht mich nah zu sich heran. Ich fühle mich ziemlich schwitzig und klebrig, aber ich will auch auf keinen Fall aufstehen und mehr als fünf Zentimeter Abstand zwischen uns haben. »Ups«, sage ich in die Stille hinein und Gabriel lacht und ich muss auch lachen, weil es bekloppt ist, sowas zu sagen, nachdem man Sex hatte, und weil ich vor einer halben Stunde noch fast damit gerechnet habe, dass es sich zwischen uns sowieso erledigt hat. »Um ehrlich zu sein, bin ich erstaunt, dass ich es so lang ausgehalten hab«, meint Gabriel und ich höre das breite Grinsen in seiner Stimme. »Hm?«, gebe ich nuschelnd zurück und drücke mein Gesicht in seine Halsbeuge. »Naja, ist ja nicht so, als wäre ich nicht schon länger scharf auf dich«, erklärt er und da ich ohnehin noch einen hochroten Kopf von unserer Aktion gerade habe, kann ich nicht extra erröten. »Oh«, ist mein geistreicher Kommentar dazu und Gabriel rutscht ein Stück von mir weg, was mich zum Grummeln bringt, aber ihn dazu befähigt, mir in die Augen zu schauen. Er streckt mir die Zunge raus. »Was dachtest du denn? Dauernd hab ich neben dir geduscht und mich umgezogen und du warst so… unbeholfen bei allem, ich wollte dich wirklich gern aufessen«, sagt er. Einfach so. Mir ging es ja genauso, aber ich könnte das niemals so sagen. Heilige Scheiße. Mein Herz schlägt sieben Saltos und mein Magen kribbelt schon wieder. Dank dieser Offenbarung bin ich jetzt wieder sprachlos und Gabriel fährt einfach fort. »Ich glaub, es ging schon in der Umkleide los, nachdem wir das erste Mal miteinander geredet haben. Ich war den ganzen Tag danach so übermäßig gut gelaunt, dass ich mich schon gefragt hab, was eigentlich los ist«, fährt er fort und ich hänge wie gebannt an seinen Lippen. Das Wissen, dass er da gerade über mich redet, ist total seltsam. Wie könnte jemals jemand so auf mich reagieren…? »Ich war noch nie wirklich verknallt, deswegen hat’s ein bisschen länger gedauert, bis ich das verstanden hab. Aber womöglich hab ich es zwischendurch auch ein wenig übertrieben. Ich war so begeistert drüber, dass ich mich endlich auch mal verknallt hatte, dass ich etwas übermütig war. Ich hoffe, ich hab mich nicht allzu sehr aufgedrängt«, meint er und sieht tatsächlich besorgt aus. Ich starre ihn an. Er hat gerade ohne irgendwelche Probleme zwei Mal gesagt, dass er in mich verknallt ist. »Wenn…«, ich räuspere mich, weil ich schon wieder einen Kloß im Hals habe, »wenn du dich nicht so bemüht hättest, wäre ich immer noch in meinem Schneckenhaus.« Gabriel lächelt erleichtert und zeichnet mit seinem linken Zeigefinger die Konturen meines Schlüsselbeins nach. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meine erste Beziehung stolpern würde, wenn ich bei Christian ins Training gehe«, sagt Gabriel amüsiert und ich muss unweigerlich auch grinsen. »Das hätte ich auch nicht gedacht.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)