Der Himmel muss warten von Kalea ================================================================================ Kapitel 98: Es geht voran ------------------------- @ Vanilein - ich weiß nicht, ob Dean wirklich wieder glücklich werden kann ... LG Kalea XCIX) Es geht voran Sam machte noch einen Schritt auf seinen Bruder zu, legte seine Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. Augenblicklich versteifte sich der Blonde. Nur mit Mühe schaffte es Dean seine Arme zu bewegen. Er fasste Sams Hüfte und drängte ihn ein Stück von sich weg. Kaum hatte er ein bisschen Luft, schlüpfte er an ihm vorbei und stolperte zu seinen Sachen. Erst als er seinen Körper unter einigen Lagen Kleidung versteckt hatte, fühlte er sich in der Lage seinem Bruder wieder in die Augen zu sehen. „Ich kann … Ich ...“ begann er und brach hilflos den Kopf schüttelnd wieder ab. „Entschuldige“, antwortete Sam leise. Er hatte seinen Engel überfordert, hatte zu viel auf einmal gewollt. Auch wenn Dean wieder mit ihm sprach, war er doch noch immer das scheue, zerbrechliche Wesen der letzten Wochen. Dabei sollte er glücklich sein! Dean hatte einen riesigen Schritt nach vorn gemacht. Er war aus seiner Starre ausgebrochen, hatte aktiv einen Kuss erwidert und er redete! All das in diesen wenigen Stunden war mehr, als er in den ganzen letzten Wochen zu hoffen gewagt hatte. Das sollte er nicht dadurch zerstören, dass er noch mehr wollte. Er würde weiter warten, sich weiter um seinen Engel kümmern und weiter auf die kleinen Schritte achten, die Dean bereit war mit ihm zu gehen. „Es ist okay, Dean. Du musst nichts sagen. Hast du Hunger?“ Sie hatten gemeinsam gegessen, als der Blonde plötzlich erstarrte. „Wie lange?“, fragte er atemlos. „Wie lange was?“ „Wie lange sind wir schon hier?“ „Einige Wochen, warum?“ „Oh mein Gott!“, stieß Dean hervor und wurde noch blasser, als er es eh schon die ganze Zeit war. „Ich … es ...“ stammelte er und war verschwunden, bevor Sam noch einen Ton sagen konnte. „Dean?“, fragte der irritiert in den Raum, ohne das er eine Antwort erhielt. „DEAN!“, rief er lauter. War seinem Bruder das Essen nicht bekommen? Hatte er zu viel gegessen und hing jetzt wieder über der Schüssel? Er rannte in das untere Bad, doch hier war er nicht. „DEAN!“ Sofort hetzte er die Treppe hoch, um auch dieses Bad zu überprüfen, doch auch hier war keine Spur von Dean. „Verdammt!“, fluchte er und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Wo steckte er? Er hatte wohl doch zu viel gewollt! Hatte er seinen Bruder zu sehr unter Druck gesetzt? Eigentlich eher nicht, aber das heiß ja nicht, dass das was er empfand, Dean genauso empfinden musste. Vielleicht war ihm das heute zu schnell gegangen? Er hatte sich etwas gewünscht, hatte trainiert. Er hatte sich von ihm massieren lassen. Sie hatten miteinander geredet und sich geküsst! Frustriert ließ er sich auf das Bett sinken. Er stemmte die Ellenbogen auf die Knie und legte sein Kinn in seine Hand. Was sollte er jetzt tun? Anna rufen und mit ihr reden? Sollte er seinem Bruder hinterher spionieren? Brauchte der Zeit für sich? Aber das hätte er doch sagen können! „Verdammt!“ Er legte seine Hand auf sein Handgelenk. Würde es funktionieren? Und was, wenn er Dean geortet hatte? Was dann? Wollte er ihm hinterher? Wollte er sich ihm aufdrängen? Er ging nach unten und nahm sich einen Whiskey aus dem Barfach, das sie bis eben noch nicht besessen hatten. Er goss sich die goldene Flüssigkeit großzügig in ein Glas und inhalierte das Aroma. Er würde seinem Bruder vertrauen und hier bleiben. Wenn Dean bis morgen Abend noch nicht wieder aufgetaucht war, würde er ihn suchen. In der Verfassung in der er war, würde er sich ja wohl schwerlich auf einen Dämon oder gar auf Belial stürzen. Das wäre Selbstmord und so dumm, so lebensmüde war selbst ein geflügelter Dean Winchester nicht. Obwohl? Lebensmüde vielleicht schon, aber er wollte Belial um jeden Preis mitnehmen und das konnte er in dieser Verfassung nicht! Dean taumelte mit einem erstickten Keuchen gegen den Tisch neben dem er gelandet war und fegte dabei die Tasse herunter, die darauf stand. Das Klirren ließ den Hausherrn aufschrecken, nach seiner Schrotflinte greifen und vorsichtig in die Küche schleichen. „Verdammt Dean!“, fluchte der Jäger und ließ die Waffe sinken. „Bobby? Ich … es tut mir leid!“, platzte der Blonde hervor. „Was tut dir leid? Dass ich irgendwann am Herzinfarkt sterben werde, weil hier jeder so rein platzt? Oder tut es dir leid, dass du meine Lieblingstasse ermordet hast?“ „Bobby?“ Der Blonde schaute seinen Freund irritiert an. Was war mit ihm? Müsste er nicht sauer sein? Er hatte doch so darauf bestanden, dass er mindestens einmal in der Woche zu ihm kam. „Willst du einen Kaffee? Wie geht es dir?“, überging der Jäger Deans Frage. „Ja, gut, denke ich.“ „Du nimmst einen Kaffee und dir geht es gut, denkst du zumindest.“ „Ich denke schon!“ „Okay! Und verrätst du mich auch noch, was dir leid tut?“ Bobby reichte ihm die Tasse und musterte den Jungen eindringlich. Wie ging es ihm? Hatte Michael sein Ziel erreicht? War er noch mit Sam zusammen? War Sam gut für ihn, oder ließ er sich wieder alles gefallen und so von dem Jüngeren dominieren? „Ich hätte mich melden sollen! Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst, weil ich ... Ich will nur ... ich meine ... ich bin wieder mit Sam zusammen!“, platzte es endlich aus ihm heraus. „Wir wohnen in einer Hütte in Montana. Ich hätte mich eher melden sollen. Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du ...“ „Dean! Ganz ruhig, Dean! Es ist okay! Castiel hat mir Bescheid gesagt. Schon vor Wochen. Er sagte, dass du nicht in der Lage wärst zu kommen, da sich Michael komplett zurückgezogen hatte und du erstmal wieder zu Kräften kommen musst.“ Der Blonde starrte ihn verwundert und fragend an. Cas hatte es gewusst? „Du siehst besser aus, also gehe ich mal davon aus, dass Sam dir gut tut.“ „Er ist ...“ Dean hatte vorsichtig sagen wollen, doch das konnte er ja wohl schlecht vor dem Freund zugeben, also nickte er nur und trank einen Schluck. „Wie geht es dir wirklich, Dean?“ „Es ist schwer seit Michael ...“ „Er hat sich komplett zurückgezogen?“ „Hast du noch Dämonen ausmachen können?“, wechselte der Blonde abrupt das Thema. Bobby holte tief Luft. „Ein paar sind wohl noch unterwegs. Ich habe mehrere Hinweise auf die sieben Sünden.“ „Die haben wir doch schon vor Jahren vernichtet!“ „Dean! So lange Menschen sündigen, wird es sie geben. Wir können zwar ihre aktuelle Erscheinungsform vernichten, aber sie werden früher oder später immer wieder neu erschaffen.“ „Und du denkst sie sind wieder auf der Erde.“ „Ja.“ „Und wo?“ „Ich habe noch keinen genauen Aufenthaltsort lokalisieren können.“ „Sagst du mir Bescheid, wenn du sie hast?“, forderte der Blonde mehr als er fragte. „Du willst sie jagen?“ „Ja. Sie sind mächtige Dämonen und ich denke, sie sollten von der Erde verschwinden. Die Menschen können auch ohne ihre Beeinflussung genug sündigen.“ „Okay. Wenn ich sie finde, sagt ich dir Bescheid, Junge.“ „Danke Bobby“, sagte der Winchester und umarmte den Freund. „Pass auf dich auf“, bat er noch. „Du auch, Junge, du auch.“ Dean stellte seine Tasse ab und verschwand wie er gekommen war. Der alte Jäger atmete tief durch. Sam schien dem Jungen wirklich gut zu tun. Er schien ihn etwas aufzubauen. Hoffentlich blieb das so. Noch einen Zusammenbruch würde er nicht überleben! Sam hatte sich zwar vorgenommen, nicht an seinem Engel zu zweifeln und ihm die Zeit zu lassen, die er sich selbst gesteckt hatte, doch es war so unheimlich schwer. Er wollte ihn sehen. Er wollte wenigstens die Chance haben, ihn zu berühren! Der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf über sich. Er hatte es so lange ohne Dean ausgehalten und jetzt drehte er schon durch, wenn der mal für eine Weile verschwand? Ja, aber damals war er gegangen! Wenn er sich jetzt schon so mies fühlte, wie schlecht musste sich sein Bruder dann gefühlt haben? Er wollte nicht länger darüber nachdenken und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Ein ersticktes Stöhnen riss Sam aus seinen trüben Gedanken. Sofort stellte er den Whiskey ab, stand auf und stürzte zu seinem Engel, der neben der Toilette zu Boden gegangen war und jetzt versuchte sich hoch zu stemmen, um seinen Mageninhalt nicht doch noch davor los zu werden. Sam fasste ihn unter den Schultern und half ihm hoch. Keine Sekunde zu früh. Keuchend und würgend erbrach sich der Blonde und der Jüngere konnte nichts weiter tun als hinter ihm zu hocken und ihm beruhigend über den Rücken zu streichen bis er endlich vollkommen erschöpft und zitternd in sich zusammensackte. Schnell hielt Sam ein Glas Wasser in der Hand und brachte ihn dazu sich den Mund auszuspülen. Dann hob er das apathische Bündel Mensch hoch und trug ihn zur Couch. Dort wickelte er ihn in ein paar Decken und ließ ihn dann gegen die Lehne sinken. „Bin gleich wieder da“, sagte er und strich ihm über die Wange. Wieder einmal machte er Körnerkissen warm und legte sie Dean an die Füße, unter die Knie und auf den Bauch, bevor er sich neben ihn setzte und ihn dazu brachte seinen Kopf auf seinen Schoß zu legen. Immer wieder strich er sanft über Deans Wange. „Sagst du mir, was los war?“, fragte er als sich die grünen Augen langsam wieder mit Leben füllten und sich auf ihn fokussierten. „War bei Bobby!“, erklärte der leise. „Das erklärt aber nicht, warum du wieder über der Schüssel gehangen hast“, stellte er die für ihn wichtigere Frage zuerst. „Hab das noch nie richtig vertragen.“ „Diese Art zu reisen, meinst du?“ „Hm!“ „Wenn ich es öfter mache, geht’s irgendwann und als Michael ... Da war es überhaupt kein Problem.“ „Aber jetzt bist du schon lange nicht mehr auf die Art gereist und ...“ „Scheint so.“ „Und warum warst du bei Bobby? Du hättest mir sagen können, das und wohin du gehst. Ich hab mir Sorgen gemacht.“ „War sonst jede Woche bei Bobby. Wollte nicht, dass er sich Sorgen machen muss“, flüsterte er müde. „Okay!“ Sam strich seinem Großen die Haare aus der Stirn. „Ich bring dich hoch.“ „Nich!“, protestierte der Blonde schwach. Noch einmal beamen würde er nicht überleben, nicht heute, jedenfalls. „Und wenn ich dich hoch trage?“ „Kann ich nicht einfach hier?“ „Schlaf, Dean!“, forderte der Jüngere sanft und zog die Decken etwas höher. Dean schloss die Augen, atmete noch einmal tief durch und war wenige Augenblicke später eingeschlafen. Wieder erwachte Sam vom Klappern der Gewichte im Nebenraum. Er schälte sich aus den Decken und tappte auf bloßen Füßen in den Trainingsraum. „Hast du schon gegessen?“, fragte er, nachdem er seinem Bruder einen kleinen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, der ohne Erwiderung geblieben war. Er machte sich noch immer Sorgen um seinen Bruder. Der war noch lange nicht in der Verfassung für solch ein Training. Er war noch viel schwach und hatte noch immer zu wenig auf den Rippen. Dean schüttelte den Kopf und wollte weiter machen. Das wusste der Jüngere zu verhindern. Er umfasste Deans Gesicht mit beiden Händen und drehte dessen Kopf in seine Richtung. „Dean! Du kannst in deiner Verfassung nicht trainieren, ohne etwas gegessen zu haben. Dein Körper hat dafür keine Reserven! Wenn du so weiter machst, fängt er noch an sich selbst zu verdauen nur um deinen Energieverbrauch ausgleichen zu können!“, versuchte er ihm zu erklären. Der Blonde zuckte nur mit den Schultern. „Komm mit, wir werden uns jetzt ein leckeres Frühstück aus Waffeln und Honig genehmigen. Danach machen wir einen kleinen Spaziergang durch den Wald und dann kannst du von mir aus trainieren. Zum Mittag gibt es Kartoffelpüree und Hühnchen und abends lassen wir uns gebraten Reis schmecken.“ Der Blonde starrte weiterhin blicklos gerade aus. „Dean! Ich weiß dass das wieder nach Vorschriften klingt und danach, dass du nichts selbst bestimmen kannst, aber ich möchte mich wieder in deinem Augen verlieren können, möchte deinen Körper streicheln können ohne Angst haben zu müssen, mir die Finger zwischen deinen Rippen einzuklemmen. Es ist doch nicht für ewig!“ „Nichts ist für ewig“, erklärte der Blonde rau. Wieder griff eine eisige Hand nach Sams Herz. Nur mühsam gelang es ihm diesem Klammergriff zu entkommen. Er zwang sich zu einem Lächeln. „Na, komm. Ich mache das Essen und du gehst duschen“, versuchte Sam gute Laune zu verbreiten und ging nach unten. Wenige Minuten später saßen sie am Tisch und ließen sich ihre Waffeln schmecken. Trotzdem waren Deans Augen noch immer trüb ins Nirgendwo gerichtet. Der Jüngere stand auf ging um den Tisch herum und zwang Deans Kopf, wie schon im Trainingsraum mit sanfter Gewalt in seine Richtung. „Bitte, Dean hör mir zu! Du hast gestern so viele Schritte nach vorn gemacht. Du hast herausgefunden, dass das hier kein Traum ist, den du nicht steuern kannst. Aber genau deshalb wird es auch immer wieder Rückschläge geben. Das Leben geht nicht nur nach vorn! Bitte mach nicht wieder alles kaputt indem du dich in deinem Schneckenhaus einigelst. Alles braucht seine Zeit und ich werde an deiner Seite bleiben. Ich gebe nicht auf, wenn du es nicht tust.“ Langsam fokussierten sie die Augen auf den Jüngeren. Trauer und Wut waren darin zu lesen. „Ich ...“, begann er unsicher. „Es wird seine Zeit brauchen, Dean, aber wir schaffen das!“ Dieses Mal nickte er zögernd. Was blieb ihm auch anderes übrig? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)