Der Himmel muss warten von Kalea ================================================================================ Kapitel 82: Geund und doch krank -------------------------------- @ Vanilein - Dean sterben lassen? Wäre eine Möglichkeit, oder? Aber noch hat er etwas zu tun. Vielen Dank für Deinen Kommi. LG Kalea LXXXIII) Gesund und doch krank Die ganze Zeit war Dean mit hochgezogenen Schultern durch den Keller gelaufen. Seine bloßen Füße patschten leise auf dem Betonboden, doch er fühlte die Kälte nicht. Er trug, wie in den letzten Tagen hier unten, nur Jeans. Seine Flügel konnte er noch nicht wieder verstecken, weil die Federn noch nicht vollkommen ausgewachsen waren, doch wenn sie nicht permanent leicht gekribbelt hätten, hätte er auch sie inzwischen schon vollkommen verdrängt. Seine Instinkte meldeten ihm Besuch und unterbrachen für eine Weile die düsteren Gedanken an sich und Cas und den verhängnisvollen Kuss, von dem der Engel behauptet hatte, dass er nicht ihm sondern Sam gegolten hatte, er aber wusste, dass es eben nicht so war. Zwei unterschiedliche, leichte Schritte verrieten ihm, dass es Anna und die Ärztin sein mussten. Er drehte ihnen den Rücken zu. „Ich möchte Sie gerne untersuchen. Würden Sie sich bitte auf das Bett setzen?“, fragte Dr. Marshall leise. Der Blonde holte tief Luft, zog die Schultern noch ein Stück höher und ließ den Kopf hängen, bevor er sich umdrehte und zu seinem Ruheplatz geschlurft kam. Cara starrte fasziniert auf diese strahlend weiße Pracht hinter seinem Rücken. Sie sah so anders aus, als an dem Tag, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Der Engel blieb vor dem Bett stehen, er wollte sich nicht setzen, und sie holte ihr Stethoskop hervor und begann ihn abzuhören. Cara machte noch einige Untersuchungen, die Dean ohne einen Laut über sich ergehen ließ, bevor sie alles wieder einpackte. „Also wenn Sie in meiner Praxis wären, würde ich Sie jetzt als geheilt entlassen“, sagte sie mit etwas Wehmut in der Stimme, denn das hieß, dass sie ihn wohl nie wieder sehen würde. Kaum hatte Dr. Marshall ihre Diagnose verkündet, drehte sich Dean auch schon zu Anna, hob den Kopf und fragte leise: „Wie lange noch?“ „Du solltest dich vielleicht bei ihr bedanken, immerhin hat sie dir das Leben gerettet“, sagte Anna leise und grinste ihn schief an. Sie wusste, wie zweifelhaft ihm dieses Glück erschien. In Deans Gesicht regte sich kein Muskel. Er ließ die Schultern hängen und drehte sich zur Ärztin um. „Danke!“ Das Lächeln, das jetzt auf seinem Gesicht lag, erreichte seine Augen nicht, und seine Stimme klang auch nicht dankbar, doch er schaute ihr in die Augen und sie verlor sich fast in dem Grün. Er war einfach wunderschön! Und so traurig! Was war ihm nur angetan worden, dass er so reagierte, fragte sie sich nicht zum ersten Mal. „Gern geschehen“, antwortete sie mit einem Lächeln. Er nickte kurz und drehte sich wieder zu seiner Bewacherin um. „Wie lange noch?“, fragte er zum zweiten Mal. „Lass mich mal sehen!“ Sofort spreizte er seine Schwingen. Anna ließ ihren Blick prüfend darüber wandern. Sanft fuhr sie mit ihren Fingern durch die Federn und wie immer wenn Sam es früher gemacht hatte, bereitete es ihm auch jetzt ein wohliges Gefühl. Er schloss kurz die Augen und holte tief Luft. Auf sein Gesicht legte sich für einen Augenblick ein friedlicher Ausdruck, der Cara dazu brachte, sich noch mehr in den Engel zu verlieben. „Drei oder vier Tage“, erklärte Anna und trat wieder neben ihn. Er nickte ergeben. „Lässt du mich schlafen?“ Er wollte nicht mehr denken und er wollte nicht mehr hier unten sein. Vielleicht erlaubte sie ihm ja wenigstens diese Flucht. „Leg dich hin“, antwortete sie mit einem Seufzen. Sie hatte seine Gedanken gehört und sie hoffte, dass es ihm helfen würde. Der Blonde gehorchte ohne Widerrede. Er ließ sich auf dem Bett nieder. Unbewusst legte er sich auf seinen Flügel. Anna trat neben ihn und legte ihm zwei Finger an die Stirn. Mit einem tiefen Atemzug schloss er seine Augen. Sein anderer Flügel legte sich schützend und wärmend über ihn. Ein fast genauso friedlicher Ausdruck, wie vorhin legte sich auf seine Züge. „Er sieht so zerbrechlich und so jung aus“, stellte Dr. Cara Marschall fest. „Er hat mehr durchgemacht als du dir vorstellen kannst. Und es ist noch nicht vorbei.“ Cara starrte die Rothaarige erschrocken an. „Könnt ihr nichts für ihn tun? Könnt ihr ihm nicht helfen? Ihr seid doch Engel!“ „Wir können nicht alles richten.“ Sanft ließ sie ihre Finger über seine Wange gleiten. „Es ist nicht deine Schuld, Dean!“, sagte sie leise. „Nichts davon ist deine Schuld, auch wenn du mir das nicht glauben willst.“ Die Ärztin warf noch einen letzten Blick auf den Engel, dann folgte sie Anna in den Gang und war gleich darauf wieder in ihrem Schlafzimmer. „Das war mein letzter Besuch bei ihm“, stellte Cara leise fest. „Ich werde ihn nie wieder sehen?“ „Du hast uns sehr geholfen“, erklärte der rothaarige Engel und machte einen Schritt auf die Frau zu. Instinktiv wich sie zurück. „Was?“, fragte sie erschrocken. „Du wirst vergessen. Es ist besser so“, sagte Anna ruhig. Niemand sollte sie wegen ihrer Hilfe zur Verantwortung ziehen können. „Kann ich ihn in Erinnerung behalten? Er ist so wunderschön, so verletzlich und traurig.“ Der Engel überlegte einen Augenblick, dann trat sie vor Cara und legte ihr zwei Finger an die Stirn. Die Ärztin sackte in sich zusammen. Anna fing sie auf und legte sie in ihr Bett. Noch einmal legte sie ihre Finger der Frau auf die Stirn. Gleich darauf machte sie einen Schritt zurück. Cara würde von einem Engel träumen. Sie hatte eh schon ein leicht verzerrtes Bild von ihm. So wunderschön, wie sie ihn sah, war Dean, zumindest zurzeit, nicht. Sie kehrte zum singerschen Schrottplatz zurück. „Was ist mit Dean?“, erwartete Bobby sie im Keller. Er hatte ein paar Sandwichs nach unten gebracht und erfolglos versucht den Blonden zu wecken. „Er schläft.“ „Das sehe ich!“ „Ich hab ihn schlafen geschickt. Er macht sich eh schon genug Vorwürfe.“ „Leider“, grummelte der alte Jäger. „Aufwachen du Schlafmütze, oder willst du den ganzen Tag im Bett verbringen?“, wurde Dean von einer freundlich lachenden, weiblichen Stimme aus dem Schlaf geholt. Eine Hand wuschelte durch seine Haare und dann hörte er, wie sich leise Schritte entfernten. Sofort schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Für einen Augenblick, war er sich ganz sicher in seinem Zimmer in Lawrence zu liegen und von Mom geweckt worden zu sein. Er streckte sich mit geschlossenen Augen und setzte sich langsam auf. Erst jetzt öffnete er die Augen und die Wohlfühlblase zerplatzte. Sein Blick fiel auf die, mit allerlei Symbolen verzierten, Wände von Bobbys Panikkeller. „Mach hin! Der Kaffee wird kalt!“, brüllte jetzt Bobby die Treppe hinunter. Dean streckte sich noch einmal. Seine Flügel spreizten sich zur Decke, dann schlug er sie aus und ließ sie verschwinden. Er zog sich an und erst als er den Raum verließ, ohne von dieser unsichtbaren Wand aufgehalten zu werden, fiel ihm auf, dass seine Flügel nicht mehr juckten und er wohl auch wieder wie ein normaler Mensch aussah! Wenn er das doch nur wäre. Ein normaler Mensch! Dean ließ den Kopf hängen. Wie weit war er davon doch entfernt! Langsam ging er die Treppe hinauf und je mehr Stufen er hinter sich gebracht hatte, umso schwerer schien die Last auf seinen Schultern zu wiegen. Warum musste er hier sein? Warum hatte er nicht sterben können? Er hätte das große Nichts herzlich willkommen geheißen. Doch dann hätte er Sammy zur ewigen Verdammnis verurteilt. Das wiederum konnte er auch nicht! Übrigens Sammy! Wo steckte sein kleiner Bruder? Er musste ihn unbedingt finden, bevor der nächste Jäger versuchte ihn zu vernichten. Noch einmal atmete Dean tief durch, dann betrat er die Küche und ließ sich schwer auf den Stuhl fallen. „Siehst gut aus, Junge!“, begrüßte ihn Bobby und reichte ihm eine Tasse Kaffee. „So fühle ich mich aber nicht.“ Der Jäger nickte traurig und setzte sich ihm gegenüber. „Hast du schon eine Idee wie es jetzt weitergehen soll?“ „Sam?“, fragte er einsilbig, ohne den Jäger direkt anzuschauen. „Er ist wie vom Erdboden verschwunden.“ Dean nickte, zuckte mit den Schultern und trank schweigend seinen Kaffee. Die Pfannkuchen, die Bobby für ihn zubereitet hatte, rührte er kaum an. Anna schaute noch einmal kurz herein. Sie legte den Winchester eine Hand auf die Schulter. „Wir suchen ihn“, versuchte sie ihm Hoffnung zu machen, bevor auch sie wieder verschwand. Dean erhob sich, kaum dass seine Tasse leer war, und flüchtete sich hinter Bobbys PC. Mit fieberhafter Hektik jagten seine Finger über die Tastatur. Immer neue Varianten probierte er aus. Diese intensive Suche wurde nur hin und wieder von kleinen Pausen unterbrochen. Dean probierte sämtliche Namen und alle Nummern, die Sam je benutzt hatte. Er versuchte es bei jedem ihrer Anbieter. Immer wieder zerbrach er sich den Kopf, welchen Namen Sam noch nehmen würde, doch er fand nichts. Sein kleiner Bruder schien wirklich wie vom Erdboden verschwunden. Je länger die Suche dauerte, umso größer wurden die Pausen. Unruhig tigerte Dean dann im Raum hin und her. Er suchte nach Autos, die sein kleiner Bruder gestohlen haben könnte, doch er wusste, dass es sinnlos war. Sam konnte sich genau wie er zu jeden Ort bringen, an den er dachte. Der Tag verging und Bobby versuchte den Blonden zu überreden, sich hinzulegen, einfach mal ein paar Stunden darüber zu schlafen aber er wurde nur immer wieder mit dem Spruch, geschlafen habe er genug, abgewiesen und so beschränkte er sich darauf den Jungen mit Kaffee und Sandwichs zu versorgen. Der Winchester wurde immer schweigsamer, je länger seine Suche dauerte und seit über einem Tag hatte er kein Wort mehr gesprochen. Seit einer halben Ewigkeit hockte er jetzt schon reglos auf seinem Stuhl und starrte blind am Computer vorbei auf das Fenster. Regentropfen liefen die Scheibe hinunter. Der Bildschirmschoner hatte sich vor langer Zeit ausgeschaltet, ohne, dass er es gemerkt hatte. Er hatte Sam verloren und es gab nichts, was er tun konnte, um ihn wieder zu bekommen. Sam hatte ihn verlassen! Er hatte immer gedacht, dass wenn überhaupt einmal, er derjenige gewesen wäre, der gehen würde, um Sam ein richtiges Leben zu ermöglichen, oder einfach weil er bei dem Versuch Sam zu schützen, draufgegangen war. Seit Sams Tod vor Jahren hatte er die Möglichkeit, sein kleiner Bruder könnte vor ihm sterben nicht einmal in Betracht gezogen! Und jetzt war Sam weg! Er stand alleine da! Ohne Sam! Ohne einen Partner, ohne einen Freund, ohne seine große Liebe! Mal wieder war das eingetreten, was er befürchtet hatte. Er hatte sich etwas Glück genommen und nun musste er dafür bezahlen! Wie oft musste das denn noch passieren, bis er endlich begriff, dass es für einen Winchester kein Glück und nichts Gutes im Leben gab? „Es ist nicht deine Schuld, Dean!“, sagte Bobby leise und stellte ihm eine Tasse Kaffee auf den Schreibtisch. Der Blonde nickte, zuckte mit den Schultern und schüttelte letztendlich den Kopf. Natürlich war es seine Schuld! Immer wenn Sam etwas passierte, war es seine Schuld. Er hätte ihn damals einfach beerdigen sollen, so wie Bobby es gewollt hatte. Er wäre zwar verrückt geworden ohne ihn, aber er hätte sich noch immer in einen Kampf mit ein paar Dämonen einlassen und dabei getötet werden können! Warum hatte er diesen Pakt geschlossen? Warum musste er Sam in ein Leben zurück zerren, dass der doch nie gewollt hatte? Nichts von alle dem wäre passiert, wenn er hätte loslassen können! Wahrscheinlich wäre noch nicht einmal Sam gestorben, wenn er hätte loslassen können! Warum war er nicht mit Tessa mitgegangen? Dann hätte Dad auf Sam aufpassen müssen. Endlich! Vielleicht hätten die beiden sich ja doch noch verstanden? So vieles wäre ihnen erspart geblieben, wenn er nur hätte loslassen können. Vielleicht wäre das ja die Lösung seiner Probleme? Loslassen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)