Der Himmel muss warten von Kalea ================================================================================ Kapitel 76: Ein Engel für einen Engel ------------------------------------- 77) Ein Engel für den Engel Anna atmete tief durch. „Kannst du hier ein Portal für mich öffnen?“, fragte sie ihren Bruder. „Im Keller, hier vor der Tür?“ Castiel überlegte kurz, dann nickte er und verließ mit ihr zusammen den Raum. „Was ist passiert Sam? Gestern warst du noch bei mir und wolltest, dass ich mit den Jägern spreche und jetzt? Jetzt reagierst du nicht einmal, obwohl dein Bruder im Sterben liegt.“ „Bobby, ich … er … wir … Ich bin an allem Schuld!“, flüsterte Sam niedergeschlagen. „Du hast ihm…? Das kann nicht sein, Sam!“ ‚Oder doch?’ „Bitte Bobby. Können wir reden, wenn er versorgt ist? Ich möchte, dass er wenigstens eine Chance hat. Ich möchte sehen, dass es ihm wieder besser geht.“ Der Hausherr zuckte mit den Schultern, brummte etwas Undefinierbares und musterte Sam noch einmal eindringlich. ‚Was war hier schon wieder passiert?‘ Sam seinerseits ging langsam zu der Liege und vor ihr in die Hocke. Sanft strich er über Deans Schulter. „Es tut mir so leid. Bitte! Du darfst nicht sterben, Dean. Ich liebe dich doch“, flüsterte er kaum hörbar. Während der dunkelhaarige Engel ein Tor für seine Schwester öffnete stand diese mit geschlossenen Augen da und schien zu lauschen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und kaum war das Tor weit genug, verschwand sie auch schon. In einer Allgemeinarztpraxis erschien sie wieder. Sie betrat das kleine Büro. „Was wollen Sie …“, begann die Ärztin, die an dem Schreibtisch saß. Schnell erhob sie sich. „Wir brauchen deine Hilfe, Cara“, erklärte Anna ruhig und zeigte ihr für einen Augenblick ihre in Licht gehüllte Gestalt. Noch während die Ärztin versuchte das Gesehene zu verarbeiten machte der Engel einen Schritt auf sie zu und legte ihr zwei Finger an die Stirn. Dr. Cara Marshall erschlaffte. Gleich darauf waren die beiden Frauen verschwunden. Neben Castiel erschienen sie wieder. Schnell verwirrte die Rothaarige die Wahrnehmung ihrer vorübergehenden Geisel, dann ließ sie sie aufwachen. Die Ärztin schaute sich um, doch außer den Engeln, die gleich neben ihr standen, konnte sie nur weißen Nebel erkennen. Anna schob sie durch die Tür in den Raum. Hier war es etwas heller und der Nebel ließ mehr erkennen. In der Mitte des Raumes stand eine schmale, niedrige Liege. Darauf lag ein … Sie schlug sich die Hand vor den Mund und hielt die Luft an. Ein Engel lag auf dieser Liege. Er schien zu schlafen. Sie hatte sich Engel immer mit weißen Flügeln vorgestellt, doch die dieses Engels waren ganz fleckig. Zögernd ging sie etwas näher. „Ist er ein Engel?“, fragte sie leise, fast so als hätte sie Angst ihn zu wecken. „Ja!“, antwortete Castiel ruhig. „Was ist mit ihm?“ „Er wurde von einem Dämon schwer verletzt.“ Sam machte den Anschein mit der Wand in seinem Rücken verschmelzen zu wollen und Bobbys Augen weiteten sich erschrocken. Hatte der Große Recht gehabt? War er schuld an Deans Zustand? „Warum bring ihr ihn nicht in den Himmel?“, fragte Cara verwundert. Engel gehörten doch dahin, oder? „Der Dämon hat ihn verseucht. So kann er nicht in den Himmel.“ „Und was kann ich jetzt tun?“ „Er braucht deine Hilfe“, sagte Anna auffordernd. „Ich darf ihm helfen?“, wollte sie staunend wissen. Sie war schon immer tief religiös gewesen und hatte an Engel geglaubt. Hin und wieder hatte sie gedacht, sie hätte einen Engel gesehen, oder wenigstens einen gespürt, aber hier? Jetzt? Zwei dieser himmlischen Wesen standen neben ihr und im Bett lag ein weiterer Engel. Sie war überwältigt. „Ja.“ „Aber wie soll ich einem Engel helfen können?“, fragte sie verwirrt. Sie war ein Mensch! Wie sollte ein Mensch einem Engel helfen können? „Betrachte ihn als Menschen!“ „Ich habe nichts hier!“ jetzt klang sie schon fast ängstlich. „Was brauchst du?“, wollte Castiel wissen. „Meinen Arztkoffer, fürs erste“, flüsterte sie noch immer unsicher. Durfte sie solche Forderungen stellen. Doch scheinbar durfte sie das, denn keinen Wimpernschlag später stand der Koffer neben ihr. Sie griff nach ihrem Stethoskop und ging zu Dean. Castiel hatte den Blonden, genau wie schon in der Hütte, halb auf den Bauch halb auf die Seite gelegt, jetzt half er ihr, ihn etwas mehr auf den Rücken zu drehen. Sie betrachtete ihren Patienten eine Weile. Er war so wunderschön. Nicht, wie sie sich einen Engel vorgestellt hätte, dafür sah er viel zu menschlich aus, aber er strahlte eine fast überirdische Schönheit aus. Wie er wohl aussah, wenn er wach und gesund war? Gründlich untersuchte sie den Blonden. Endlich richtete sie sich wieder auf und schaute zu Castiel und Anna. Die beiden schienen hier das sagen zu haben. „Er müsste in ein Krankenhaus. So kann ich hier nichts für ihn tun“, stellte sie bedauernd fest. „Er kann in kein menschliches Krankenhaus.“ „Aber ich habe nichts hier um ihm zu helfen.“ Castiel trat neben sie und legte ihr eine Hand über die Augen. „Denk einfach an die Dinge, die er braucht.“ Sie nickte zögerlich und versuchte die Angst, die sie plötzlich empfand nicht zu zeigen und bemühte sich an all die Dinge zu denken, die ihm helfen konnten. In Bobbys Panikkeller erschien ein Krankenhausbett, ein rollbares Instrumententischchen mit Spritzen und einigen Infusionen. Sams Augen weiteten sich panisch. Viel zu sehr ähnelte dieser Tisch dem, den die beiden Jäger benutzt hatten, um ihn zu foltern. „Ich denke das war alles“, murmelte sie leise und Castiel trat zurück. „Zuerst muss er von dieser Liege runter“, nahm Cara die Dinge wieder in die Hand. Bobby und Castiel hoben den Blonden vorsichtig hoch, während Anna seine Flügel hielt. „Wie?“, wollte der Jäger wissen deutete auf das Bett. „Fürs Erste kann er so liegen bleiben“, sagte sie und machte sich, kaum das er lag, an seiner Hand zu schaffen. Sie legte ihm einen Zugang und schloss die Infusionen an. „Was bekommt er?“, wollte Sam leise wissen. Er hatte es endlich geschafft, sich aus seiner Erstarrung zu lösen. Caras Kopf ruckte herum und sie starrte den jungen Mann einen Augenblick lang an. Wo kam der den her? „Kochsalzlösung und jede Menge Kalorien. Ich würde ihn lieber über einen Schlauch ernähren, aber ich weiß nicht, wie der Magen eines Engels reagiert“, erklärte sie, während sie ihm schon einen Katheter legte. Sam nickte und schaute auf die Flüssigkeit, die langsam aber stetig in Deans Vene tropfte. „Was ist wenn das leer ist?“, wollte er wissen. „Hier liegen noch weitere Beutel. Die sollten Sie dann anhängen.“ Wieder nickte der Winchester. „Was kann ich sonst noch für ihn tun?“ Die Ärztin schaute dem jungen Mann in die Augen. Ihn umgab nicht diese strahlende Aura wie die beiden anderen, also war er wohl, genau wie der ältere Mann, der geholfen hatte, den Engel auf das Bett zu legen, ein Mensch. „Beten“, antwortete sie und trat noch einmal an das Bett heran. Sanft streichelte ihr Blick den Körper des Blonden, dann schaute sie Castiel in die Augen und dachte an ein langes, großes Kissen, dass sie gleich darauf in den Händen hielt. Sie lächelte. So ging es also auch! Mit Sams Hilfe legte sie das anstelle der Decke vor Dean. „Das wird ihn besser stützen“, erklärte sie und holte tief Luft. Mehr gab es für sie hier nicht zu tun. Würde sie ihn wiedersehen? „Ich würde gerne mindestens einmal am Tag nach ihm sehen“, wagte sie ihren Wunsch auszusprechen und zu ihrer Überraschung nickte Anna lächelnd. „Ich werde dich holen kommen. Jeden Morgen um diese Zeit“, erklärte sie und führte Cara wieder in den Kellergang. Einen Lidschlag später saß die Ärztin wieder an ihrem Schreibtisch. Sie öffnete ihre Augen, richtete sich auf und blickte sich verwundert um. War sie hier eingeschlafen? Hatte sie von einem Engel geträumt? Aber warum hatte sie dann so ein flaues Gefühl im Magen? Wurde sie krank? Ein Wunder wäre es nicht bei den vielen erkälteten Patienten, mit denen sie es zurzeit zu tun hatte. Verwirrt rieb sie sich ihren schmerzenden Nacken. Nachdem Anna wieder im Keller erschienen war, verschwand Castiel. Er wollte das Haus bewachen. „Du siehst aus, als könntest du einen Kaffee vertragen!“, sagte Bobby zu Sam und sein Blick bedeutete dem Winchester, dass es kein Vorschlag war. Der blickte fragend zu Anna und während sie es sich auf der Pritsche an der Wand bequem machte, folgte Sam Bobby nickend. „Hast du etwas damit zu tun?“, fragte der Ältere auch kaum, dass sie die Küche betreten hatten. „Ich bin schuld“, erklärte Sam leise. Bobby musterte den Jungen eindringlich. Dass Sam Dean so etwas antat, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Okay, sie hatten sich umbringen wollen, doch das war Jahre her und nur unter dem Einfluss einer Sirene passiert. „Wie?“, fragte er knapp und befüllt die Kaffeemaschine. Sam begann zögerlich davon zu erzählen, dass er irgendwann festgestellt hatte, dass ihm nichts mehr in die Gesellschaft der Menschen zog. Es reichte ihm vollkommen mit seinem Bruder zusammen zu sein. Er erzählte, dass, warum auch immer es im Überschwang der Gefühle eines Sieges über einige Dämonen, passiert war, aus einer Umarmung ein Kuss wurde und das sie irgendwann gemeinsam Sex gehabt hatten, und dass das erneut passiert war. Er erzählte von Deans Zweifeln und davon, dass Dean sich wie ein Wahnsinniger an sein althergebrachtes Leben klammerte. Seine Augen leuchteten, als er von Deans, wenn auch besoffener, Liebeserklärung sprach. Nichts ließ er aus. Auch nicht, dass er wieder Blut getrunken hatte und dass diese Bemerkung des Typen im Supermarkt und Deans Strahlen, als Castiel mit ihm im Raum aufgetaucht war, ihn rasend eifersüchtig gemacht hatte. Und er erzählte stockend, dass er sich in seiner Wut gewünscht hatte, dass Dean schon damals bei dem Unfall mit ihrem Dad gestorben wäre. Es waren Gedanken gewesen, die Wut und Eifersucht ihm eingegeben hatten. Nie hatte er gedacht, dass sich sein Wunsch so umsetzen würde. Schon fast ängstlich schielte Sam zu ihrem Freund und wartete darauf, was jetzt passieren würde. Würde Bobby ihn vom Hof jagen? Würde er ihn sofort exorzieren und dann erschießen? Verdient hätte er es. Wieso hatte er nicht einmal nachgedacht? Wieso hatte er nicht gemerkt, dass er immer weiter abrutschte? Dean hatte viel zu sehr mit sich zu tun, da konnte er nicht auch noch auf ihn aufpassen und er hatte mal wieder alle Verantwortung von sich geschoben und einfach so weiter gemacht, ohne zu denken! Wie oft wollte er ein und denselben Fehler eigentlich noch machen? Lange hatte der Jäger geschwiegen und er sah müde und alt aus, als er sich erhob und in das Wohnzimmer ging. Es war schwer das Gehörte zu akzeptieren, auch wenn er es bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen konnte. Außerdem wusste er ja von Castiel, dass sich Michael und Gabriel mehr als nur brüderlich verbunden gefühlt hatten, als sie noch nur Engel waren. Vielleicht hatte das ja auch einen Einfluss auf die Jungs. Zumal Dean ja immer mehr von Michael zu übernehmen schien. Jetzt gab es erst einmal wichtigere Probleme, als die Beziehung der beiden zueinander. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)