Der Himmel muss warten von Kalea ================================================================================ Kapitel 65: Geschwister ----------------------- LXV) Geschwister Castiel schaute sich um. Die Wärme, die ein Engel nur fühlte, wenn er Zuhause war, breitete sich in ihm aus, doch dieser Ort war ihm unbekannt. „Wo sind wir?“, wollte er also wissen. „Es gibt hier jede Menge Orte, die kaum ein Engel kennt. Man muss sie nur finden. Außerdem brauche auch ich einen Ort, an dem ich mich ausruhen kann“, antwortete Anna ausweichend. „Und das ist hier?“ „Nein, das ist nicht hier.“ Sie holte noch einmal Luft und schaute ihrem einstigen Untergebenen fest in die Augen. „Du und Dean! Wie lange versuchst du ihn schon zu beeinflussen?“, fragte sie geradeheraus. Jetzt war es an ihm, zu schlucken. „Verkaufe mich bitte nicht für dumm“, bat sie leise. „Ich kenne dich. Ich habe zwar nicht mehr den Rang, den ich vorher hatte, trotzdem sehe ich noch immer, was in dir vorgeht.“ „Seit er mit Sam zusammen ist“, antwortete der Engel leise. Er wusste nicht, warum er ihr das überhaupt sagte. Vielleicht war noch etwas von dem Respekt in ihm, den er für sie empfunden hatte, als sie über ihm stand? „Und wie lange empfindest du schon etwas für ihn?“ „Keine Ahnung. Es muss irgendwann angefangen haben, als wir versucht haben die Apokalypse aufzuhalten.“ „Oh Gott!“ Diese Information musste sie erst einmal verdauen. Es stand schlimmer als sie bis jetzt gedacht hatte. „Warum fragst du?“ „Ich habe mich umgehört. Weißt du noch, was du gesagt hast? Damals, als du mir erzählt hast, wer Dean wirklich ist?“ „Ich habe Dir viel gesagt, was genau meinst du?“ „Über Raphael!“ „Dass er kein guter und vor allem gerechter Herrscher ist!“ „Genau!“ „Was willst du damit sagen, Anna? Was hat Raphael mit meinen Gefühlen zu tun?“ „Deine Gefühle sind nicht echt!“ „Wie kannst du...“ „Castiel! Ich war ein Mensch und ich habe viele Gefühle kennen gelernt. Aber auch ich verlerne sie wieder, weil ich sie nicht mehr fühlen kann.“ „Vielleicht hat unser Vater...?“ „Nein, unser Vater hat damit nichts zu tun. Er ist noch immer verschwunden.“ „Du bist doch nur neidisch! Du willst haben, was ich habe. Ja, du hast Gefühle gehabt und die willst du wieder fühlen. Du missgönnst mir meine. Du ...“, brach es aus dem Engel hervor. „Ich gönne dir jedes deiner Gefühle. Wirklich Castiel. Ich freue mich sogar, dass du fühlen kannst und wenn Dean nur einfach Dean wäre, dann wäre es mir auch egal. Aber er ist nicht nur Dean. Er ist auch Michael.“ „Ich weiß wer er ist, aber ich will nicht Michael! Ich liebe Dean!“ „Genau wie Sam!“ „Menschen gehen fremd. Das müsstest du auch wissen“, konterte der Engel im Trenchcoat. „Ja, manche, viele, Menschen gehen fremd, aber nicht alle! Hast du dir mal überlegt, was passiert wenn Dean mit dir schlafen sollte?“ „Dann wäre ich der glücklichste Engel im Himmel“, lächelte der Dunkelhaarige verträumt. „Das könnte sein“, antwortete Anna. Sie gönnte ihm dieses Glück wirklich von ganzem Herzen. Aber nicht mit Dean. „Und was wäre mit den anderen?“ „Welchen anderen?“, fragte Castiel überlegend. Er war noch so überrascht, dass sie ihm zugestimmt hatte, dass er nicht merkte worauf sie hinaus wollte. „Allen anderen. Michael, Gabriel, Sam, Luzifer, Raphael und letztendlich sogar Zacharias!“ „Was haben die damit zu tun, wenn ich mit Dean Sex haben würde? Was willst du überhaupt von mir!“ „Was würde passieren, wenn Sam herausfinden würde, dass Dean mit dir geschlafen hätte?“ „Ich will ihm Dean nicht wegnehmen. Ich will doch nur eine Nacht mit ihm!“, reagierte der Dunkelhaarige bockig. „Und du denkst, dass Sam so tolerant ist und dir das gestatten würde?“ „Er muss es ja nicht wissen!“ „Du gehst davon aus, dass Dean schweigen wird? Will Dean dich denn auch?“ „Ich kann ihn dazu bringen, mich zu wollen!“ „Du willst ihn also gegen seinen Willen...“ Anna war entsetzt. „Nein, ich will...“, Castiel wusste nicht mehr was er wollte oder warum er mit Anna weiterhin dieses Gespräch führen sollte. Er wandte sich ab. Schnell fasste sie ihn am Ärmel. „Castiel! Diese beiden Menschen brauchen sich mehr als die Luft zum Atmen. Und nicht nur diese Menschen brauchen sich auch die Engel in ihnen. Sie sind nur miteinander vollkommen. Zacharias wollte die Macht im Himmel und auch wenn Raphael diesen Plan weder gekannt hat, noch ihn damals befürwortet hätte, so ist er jetzt doch der, der dadurch alles gewonnen hat. Er ist derjenige, der alle Entscheidungen trifft, die Himmel und Erde betreffen. Warum meinst du hat er so schnell zugestimmt, als Dean seine Forderungen gestellt hat? Er hatte die Aussicht auf so viele Jahre Alleinherrschaft. Und jetzt wo er die für eine Weile genießen konnte, will er sie behalten. Wenn du mit Dean Sex hättest und wenn Sam das herausbekommen würde, was Raphael ganz schnell arrangieren könnte, was meinst du, was dann passieren würde?“, sagte sie eindringlich. Castiel starrte sie mit großen Augen an. Ganz langsam wurde ihm klar, was Anna die ganze Zeit versuchte, ihm zu erklären. Er wandte sich von ihr ab und machte ein paar Schritte. Schwer ließ er sich auf eine Wolke fallen, stützte die Ellenbogen auf seine Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Unangenehme Gedanken jagten durch seinen Kopf. Er wusste nicht mehr, wann aus der Freundschaft für Dean Liebe oder doch zumindest Verlangen geworden war, auch wenn er Anna einen Zeitpunkt genannt hatte. Vielleicht stimmte der sogar. Aber waren das wirklich nicht seine Gefühle? Sie fühlten sich so real an! Doch wenn dem so wäre, wer sollte sie ihm dann eingepflanzt haben? Raphael? Und was würde passieren, wenn er mit Dean schlafen würde und Sam wirklich so, ‚wie war das Wort?’, eifersüchtig, wäre wie Anna vermutete? Er hatte keine Ahnung! Aber Sam würde mit Sicherheit irgendetwas Unüberlegtes tun und dafür letztendlich in die Hölle müssen. Was Dean dann tun würde, wäre nicht zu erahnen, aber es würde ihn auch auf dem direkten Weg in die Hölle führen. Damit wären Michael und Gabriel für immer verloren und Raphael Herr im Himmel, solange Gott verschwunden blieb. Und wenn der nicht mal bei Ausbruch der Apokalypse aufgetaucht war, würde er auch dann nicht kommen. Castiel holte tief Luft. Er schaute zu Anna auf, die die ganze Zeit still dagestanden und ihn besorgt gemustert hatte. Es gab noch einen Weg ihn von seinem Vorhaben abzuhalten, wenn er uneinsichtig bliebe, doch den wollte sie nur als letzten Ausweg wählen müssen. Sie hatte nicht mehr sehr viele, denen sie vertrauen konnte und sie wollte keinen davon verlieren. „Ich werde dagegen ankämpfen“, sagte er leise, „aber ich weiß nicht, ob ich es kann! Und ich tue es bestimmt nicht für dich!“ „Damit kann ich gut leben“, antwortete sie erleichtert und spürte die Ehrlichkeit, die in seinen Worten lag. Sie trat wieder neben ihren Bruder und berührte seine Hand. Einen Lidschlag später standen sie neben dem Bett des Winchesters. „Du kannst nicht wollen, dass er in der Hölle landet. Und du kannst nicht wollen, dass er leidet“, sagte sie leise. Er sah sie verwirrt an. „Jemanden los zu lassen und ihm sein Glück zu gönnen, auch wenn man selbst nicht daran beteiligt ist, auch das ist Liebe!“, erklärte sie und verschwand. Einen Augenblick lang starrte Castiel auf die Stelle, an der eben noch seine Schwester gestanden hatte, dann ließ er seinen Blick zum Wecker auf dem Nachttisch wandern. Sie hatte Recht behalten, sie waren keine Minute weg und doch war es für ihn eine Ewigkeit gewesen, eine unendliche, schmerzhafte Ewigkeit. Er trat näher an das Bett heran und blickte auf die angespannten Züge Deans. Er legte seine Hand auf dessen Wange und strich zärtlich darüber. Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht des Blonden. „my!“, nuschelte der. Der Engel schloss die Augen. Nein, Dean würde ihn nie lieben. Anna hatte Recht. Sam und Dean gehörten zusammen. Und doch könnte er sich das eine Mal stehlen. Aber wollte er dann auch mit den Folgen leben? Konnte er das? Konnte er Dean zu ewiger Verdammnis verurteilen nur um einmal vielleicht vollkommenes Glück zu erfahren? Er ging zu seinem Platz am Fenster zurück und bewachte Deans Schlaf in Gedanken versunken. Plötzlich straffte sich sein Körper. Er holte tief Luft und verschwand. Sam hetzte durch die Regalreihen. Das Waschen hatte länger gedauert, als er es eigentlich geplant hatte. Jetzt wollte er nur noch schnell etwas zu Essen besorgen und dann zu Dean zurück. Hoffentlich hatte der ihn nicht schon vermisst! Seinem Engel wäre zuzutrauen, dass er auch in seinem jetzigen Zustand nach ihm suchen würde und das war das Letzte, das er wollte. Dean musste erst wieder auf die Beine kommen. Außerdem konnte er auch gut auf sich selbst aufpassen. Er lief noch einmal zurück. In einem Regal weiter vorn hatte er Hühnerbrühe gesehen und er wollte Geflügel mit Reis und Salat machen. Dean war krank, also sollte er nur leicht bekömmliche Speisen essen. War sowieso viel gesünder! Schnell bezahlte er und fuhr zu ihrer Hütte zurück. Er schloss die Fahrertür, ging zum Kofferraum, holte die Tüten heraus und wandte sich zu ihrer Hütte. Dort stellte er die Tüten ab und kramte den Schlüssel hervor. Hinter ihm raschelte etwas. Er drehte sich um, doch bevor er erkennen konnte, wer hinter ihm war, bekam er einen harten Schlag auf den Kopf. Mit leisem Stöhnen brach er zusammen. Schnell fesselten die Angreifer Sams Hände mit Kabelbindern auf den Rücken und schafften ihn zu ihrem Van, den sie hinter der nächsten Hütte geparkt hatten. „Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach sein würde einen Dämon zu fangen“, sagte der Größere der beiden und löste die Kabelbinder, um Sams Hände mit Handschellen an zwei Halterungen an die Wand des Van zu ketten, während der andere den Wagen startete und losfuhr. Noch einmal kontrollierte der Mann, ob Sam auch richtig auf der Dämonenfalle lag, knebelte ihn noch mit Klebeband und kletterte dann nach vorn auf den Beifahrersitz. „Müsste so ein Dämon nicht mehr Widerstand leisten? Warum ist der so einfach k.o zu schlagen?“, grinste der Fahrer. „Ich wundere mich auch. Bal hatte so vor ihm gewarnt. Haben wir wirklich den richtigen?“ „Die Beschreibung passt auf ihn.“ „Und er kann nicht raus?“ „Nein! Ich hab es kontrolliert. Er liegt genau auf der Dämonenfalle.“ „Gut!“ Eine Weile herrschte Schweigen im Inneren des Wagens. „Ich frage mich immer wieder, warum Bal so erpicht darauf war, diesen Typen auszuschalten und warum er es nicht selbst machen konnte. Es war doch wirklich mehr als einfach ihn zu fangen“, begann der Fahrer nach einer Weile. „Ich glaube, es ist eher der andere vor dem er solchen Respekt hat.“ „Vielleicht hätten wir uns den auch gleich noch schnappen sollen. Das hätte uns mit Sicherheit eine Belohnung eingebracht.“ „Du weißt nicht ob er in der Hütte war. Wir können ihn uns noch immer holen, wenn wie mit dem da fertig sind“, überlegte der Beifahrer. Dean warf sich unruhig im Bett hin und her. Azazel stand vor einem riesigen Gitterbett. In diesem Bett lag Sam. Er war an die Gitterstäbe gekettet. In seinem Mund steckte ein riesiger Trichter und Azazel kippte Literweise Weihwasser hinein. Sein Lachen dröhnte durch das Haus, während Sam sich in seinen Fesseln wand. Dean stürmte in den Raum um seinem kleinen Bruder zu helfen, doch bevor er ihn erreichte, änderte sich das Bild. Das Gitterbett schrumpfte und Mom und Dad hingen an der Decke. Aus ihren Bäuchen floss Blut. Sam stand mit leuchtend gelben Augen unter ihnen und ließ alles in Flammen aufgehen. Keuchend warf sich der Winchester von einer Seite auf die andere. Seine Decke rutschte zu Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)