Der Himmel muss warten von Kalea ================================================================================ Kapitel 62: Damit du so richtig schön verspannt bist ---------------------------------------------------- LXII) Damit du so richtig schön verspannt bist Sofort ließ Sam alles fallen und hastete den Hang hinunter. „Dean!“, schrie er immer wieder. Endlich stand er neben seinem Engel. Der Blonde begann sich zu bewegen. „Bleib liegen, bitte. Wir müssen erst kontrollieren, ob du dir was gebrochen hast.“ „Mir geht’s gut. Ich hab nur Prellungen“, keuchte der Blonde und versuchte seinen Lungen mit Luft zu füllen. „Bist du dir sicher?“ „Ja, bin ich und jetzt lass mich bitte aufstehen. Ein Stein bohrt sich in mein Schulterblatt und ich kann mir wirklich etwas Gemütlicheres vorstellen!“ Noch einmal schaute der Jüngere seinem Bruder in die Augen, doch entweder konnte der ihn jetzt anlügen, ohne dass er es merkte, oder er hatte wirklich nichts Ernsteres. Er nickte langsam. Inzwischen war auch die Gruppe, die auf den Maultieren geritten war, abgestiegen und der Führer zu dem Winchester hinab gestiegen. „Sie sollten liegen bleiben!“, begann der Mann sofort, den Winchester zu belehren, doch Dean hörte nicht auf ihn. Ächzend drehte er sich auf die Seite und kämpfte sich dann mit Sams Hilfe auf seine Füße. Kaum stand er, musste er sich aber doch richtig an seinem jüngeren Bruder festhalten. Sein Knöchel pochte schmerzhaft und weigerte sich, sein Gewicht zu tragen. Er schaffte es immer nur Sekunden sein Gewicht darauf zu verlagern. Nur mit Sams Hilfe schaffte er den Aufstieg zum Weg, wo ihn viel zu viele helfende Hände entgegen gestreckt wurden. Sie zerrten ihn, ohne Rücksicht darauf, dass er kaum laufen konnte, auf den Weg und drängten ihn gegen den Felsen. Rein instinktiv versuchte er sich gegen diese Berührungen zu wehren. Er war kurz davor einfach zu verschwinden, oder wenigstens seine Flügel schützend um sich zu schlingen, nur um endlich in Ruhe gelassen zu werden. „Bitte machen sie Platz. Lassen sie ihn doch mal atmen!“, forderte der Führer der Gruppe. Sam lächelte ihm dankbar zu und drängte sich jetzt zu seinem Bruder. Vorsichtig tastete er dessen Körper ab. Der Blonde japste schmerzerfüllt. „Deine Schulter ist auf jeden Fall ziemlich heftig geprellt“, stelle Sam traurig fest, „wenn nicht doch gebrochen.“ „Bin auf einem Stein gelandet.“ „Wir sollten deinen Schuh ausziehen, bevor du da gar nicht mehr raus kommst.“ Der Blonde nickte, rührte sich aber nicht. Doch damit hatte Sam auch nicht gerechnet. Auch wenn es bei ihrem Leben eigentlich nicht möglich war, so war er sich doch sicher, dass Dean unter Schock stand. Nein, Schock war nicht das richtige Wort. Aber etwas in der Art war es. Sowas wie eine Schutzfunktion seines Körpers, bis er seine Schmerzen soweit lokalisiert hatte und genau wusste, was mit ihm war. Es sei denn, sie waren in einem Kampf. Dann war sein Bruder sofort wieder auf den Beinen und im dicksten Getümmel. Sam hockte sich vor seinen Bruder und hielt ihm vier Finger vor die Nase. „Dean, wie viele Finger halte ich hoch?“ „Siebzehn!“ „Du hast ´ne Gehirnerschütterung!“ „Wie kommst du denn darauf?“, wollte der Blonde interessiert wissen und schluckte trocken. Sein Kopf dröhnte wie eine Kirchenglocke und ihm war speiübel. „Es waren zwölf!“, grinste der Jüngere und öffnete die Schuhbänder. Deans Knöchel war schon stark geschwollen, sodass er mit aller Kraft an dem Schuh ziehen musste um ihn vom Fuß zu bekommen. Dean warf den Kopf in den Nacken, was ihm noch mehr Kopfschmerzen bereitete, spannte seine Muskeln an und schloss die Augen. Er knurrte durch zusammengebissene Zähne. Auf seiner Oberlippe glänzten Schweißperlen. Dann endlich hatte Sam ihm den Schuh ausgezogen. Hektisch pumpte der Blonde nach Sauerstoff. Sam zerriss sein Shirt und wickelte es um Deans Knöchel. Er kippte eine Flasche Wasser darüber. Der Blonde brauchte noch eine Weile, bis er sich soweit gefangen hatte, dass er seine Augen wieder öffnete. Ruhig musterte er seinen Fuß. „Wie soll ich denn jetzt wieder hoch kommen?“ „Alleine hättest du so eh nicht nach oben laufen können.“ „Ich dachte du trägst mich!“ „Das hättest du wohl gerne!“ „Spielverderber!“ „Sie werden mein Maultier reiten!“, schaltete sich der Führer in das Geplänkel ein. „Ich bin Hank!“, stellte er sich vor und hielt erst Sam dann Dean seine Hand hin. Doch während der Ältere nicht reagierte, schüttelte Sam diese und lächelte den Mann freundlich an. Gemeinsam zogen sie Dean auf die Füße und halfen ihm auf das Tier. Gleich darauf machte sich die Gruppe wieder auf den Weg. Gemütlich trotteten die Maultiere den Weg entlang, sodass es für Sam und Hank kein Problem war, nebenher zu laufen. Während der Führer das Tier, das Dean trug, am Zügel hielt, blieb Sam immer an dessen Seite, um ihn gegebenenfalls zu stützen, denn obwohl der wegen dieser Vorsichtsmaßnahme protestiert hatte, was es bitter nötig. Immer wieder sackte der Blonde in die, ihn umgebende, Dämmerung. Er musste sich den Kopf doch stärker angeschlagen haben, als er zuerst dachte. Und immer wieder rettete Sams starker Arm ihn davor, vom Rücken des Tieres zu stürzen. Aber auch so war der Ritt keine Wohltat für seine schmerzenden Knochen. Selbst ohne seine Fast-Stürze, riss ihn Sam wieder und wieder aus der angenehmen Dämmerung und zwang ihn etwas zu trinken und kühlte seinen schmerzenden Knöchel. Den würde er wohl heilen müssen. Genau wie seinen Kopf, wollte er nicht die nächsten Tage im Bett verbringen. „Wir bringen ihn gleich ins Krankenhaus!“, ließ Hank verlauten, als sie den 1,5 Meilen Punkt hinter sich gelassen hatten. „Ist nicht nötig“, wiegelte Sam sofort ab. „Ich bin Arzt. Ich werde ihn erstmal durchchecken und wenn es ernster ist, dann fahre ich ihn hin.“ Dort würden sie seinen Bruder röntgen und dann wären das henochische Siegel auf seinen Rippen ein gefundenes Fressen für diese Halbgötter in weiß, oder grün, um weitere Tests machen zu können und weder er noch Dean hatten eine Ahnung, was Engel und Dämonen wirklich mit ihren Körpern angestellt hatten? War ihr Blut noch das gleiche, wie vor Deans höllischem Urlaub? „Wäre es nicht besser ihn sofort richtig untersuchen zu lassen?“, wollte jetzt Mr. Neugier wissen. „Nein! Er hasst Krankenhäuser. Solange es nicht unbedingt sein muss werde ich ihm kein weiteres zumuten.“ „Warum denn nicht? Was hat er denn da Schlimmes erlebt?“, meldete sich „die Nervensäge“ zu Wort. „Das geht Sie ja wohl absolut nichts an!“, antwortete Hank an Sams Stelle und auch Dean gab ein wütendes Knurren von sich. Er fühlte, wie Sam versuchte mit ihm mental Kontakt aufzunehmen, doch er blockte ab, aus Angst, ihm seine Schmerzen mit zu übermitteln. Also hüllte er sich in Schweigen und versuchte seine Schmerzen so gut es ging für sich zu behalten, denn auch wenn das Tier einen recht sanften Gang hatte, fast jeder Schritt jagte eine Welle davon durch seinen Körper. Endlich waren sie an ihrer kleinen Bungalow-Siedlung angekommen. Hank schickte seine Begleiterin mit den Urlaubern voraus, zum Ausgangspunkt und Ziel ihres Mautier-Ausfluges und begleitete die Winchesters bis in die Nähe ihrer Hütte. Sam nahm seinen Engel auf seine Arme. „Vielen Dank, Hank. Ohne Sie hätte ich ihn wohl nicht so schnell und einfach hierher bekommen“, bedankte sich der Jüngere. „Gern geschehen. Ohne uns wäre er wohl auch nicht vom Weg abgekommen“, erwiderte der mit Bedauern in der Stimme. Sam lächelte ihn freundlich an. „Viel Glück ihnen und gute Besserung für ihren Begleiter“, verabschiedete sich der Maultierführer und ritt davon. Der Jüngere trug seinen Engel die letzten Meter bis zur Hütte. Er war sich nicht sicher, warum er Hank an der Wegkreuzung abgefertigt hatte. Er wäre einfacher gewesen, Dean bis zu Tür reiten zu lassen. Aber irgendwie wollte er nicht, dass jemand wusste, wo genau sie wohnten. Vor der Tür stellte er den Blonden vorsichtig auf den gesunden Fuß und kramte den Schlüssel hervor. Dean fühlte sich benommen und erschöpft. Sein Körper schmerzte von dem Sturz und außerdem taten ihm der Rücken und dessen Verlängerung von dem Ritt weh. ‚Damit du dann so richtig schön verspannt bist‘, hatte Sam gesagt. Ein kurzes, gequältes, Lächeln huschte über sein Gesicht. Ja, er war mindestens so verspannt wie Sam ihn hätte haben wollen. Er hörte Sam hinter sich hantieren und lehnte sich nach hinten. Die starken Arme seines Kleinen hielten ihn. An Sam geklammert bleib er auf einem Bein stehen und wartete, bis die Tür aufschwang und sein Kleiner ihn zu ihrem Bett brachte. Mit einem Stöhnen ließ er sich darauf nieder und war versucht sich einfach fallen zu lassen, doch noch konnte er sich keine Ruhe gönnen. „Soll ich dich nicht doch lieber ins Krankenhaus bringen? Sie könnten dich wenigstens röntgen!“ ‚und das Siegel finden.’ Doch das Risiko war er bereit einzugehen, wenn er dann die Sicherheit hatte, dass nichts gebrochen war und es seinem Bruder danach besser ging. „Ich kann das alles selber heilen!“ „Kannst du, aber tust du das auch?“ „Wenn ich muss?“ „Das oder Krankenhaus!“ „Können wir uns nicht irgendwo in der Mitte treffen?“ Sam schien eine Weile zu überlegen. „Welchen Kompromiss?“, fragte er abwartend. „Knöchel und Gehirnerschütterung?“ „Okay, danach untersuche ich dich aber noch mal gründlich und entscheide, ob das reicht. Immerhin möchte ich mit dir noch einiges hier sehen, auch wenn einige Tage im Bett ebenfalls ihren Reiz hätten. Aber dazu solltest du trotzdem gesund sein!“ Dean versuchte ein Grinsen, ließ es aber dann schnell wieder. Mit Sams Hilfe ließ er sich langsam in die Waagerechte sinken. Sein Magen rebellierte. Magensäure brannte in seiner Kehle. Er schluckte hart. Vorsichtig legte seine Hände an seine Schläfen, schloss die Augen und dann erschien das für Sam inzwischen so bekannte blau-weiße Leuchten. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Dean seine Hände auf seine Brust sinken ließ. Er war am Ende. Immerhin hackten die Zwerge in seinem Kopf jetzt kein Holz mehr. „Dein Knöchel!“, forderte Sam energisch. „Lass mir Zeit, bitte!“, nuschelte Dean und war gleich darauf eingeschlafen. ‚Hatte diese eine Heilung ihn so mitgenommen?‘, überlegte Sam. ‚Er hatte doch schon schlimmere Verletzungen geheilt.‘ Zärtlich streichelte er über Deans stoppelige Wange. ‚Aber noch nie einen Kopf. Vielleicht beanspruchte das ja mehr Kräfte?‘ Noch einmal strich er sanft über Deans Wange, dann begann er sich nützlich zu machen. Er räumte ihre Sachen weg, hackte Holz und feuerte den Kamin an. Als Dean sich rührte, kochte er ihnen Kaffee und setzte sich dann zu ihm. Vorsichtig half er ihm in eine sitzende Position. Schweigend tranken sie das schwarze Gebräu. „Wie geht’s dir?“, wollte der Jüngere wissen, nachdem er die leeren Tassen weggeräumt hatte. Einen Augenblick überlegte der Blonde, doch dann entschloss er sich zu der Wahrheit, die er Sam versprochen hatte. „Geht so, mir tut noch immer alles weh.“ „Soll ich dich doch ins Krankenhaus bringen?“, wollte der Jüngere besorgt wissen. „Nein. Mein Kopf ist okay und wenn ich den Knöchel geheilt hab sollte es besser werden. Nichts, was nicht ein paar Stunden Schlaf wieder in Ordnung bringen könnten.“ „Was hältst du von einem heißen entspannenden Bad?“ „Klingt auch gut“, grinste Dean verschmitzt. „Okay!“ Er half seinem Großen, den Fuß auf das Bett zu stellen, damit er ihn bequemer erreichen konnte. Als das Leuchten erloschen war und Deans Fuß wieder normal aussah, ging Sam ins Bad und ließ Wasser in den Whirlpool. Schnell untersuchte er Deans Rücken. Doch außer der linken Schulter, die nicht wirklich gut aussah und schon bald in allen Farben schillern würde, hatte Dean nur noch zwei weitere blaue Flecke. Er hatte damit gerechnet, schlimmere Verletzungen zu finden. „Okay. Das Krankenhaus ist vorerst gestrichen!“, sagte er und grinste, als Dean erleichtert aufatmete. Dann ging er in ihr Zimmer zurück um sich auszuziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)