Der Himmel muss warten von Kalea ================================================================================ Kapitel 12: Alles bleibt anders ------------------------------- XII) Alles bleibt anders Sams Hand glitt über Deans Wange, Hals und Schulter und dann zog er die Decke etwas höher. „Hmm“, ließ der Blonde sich vernehmen und der Ausdruck um seine Augen wurde etwas milder. Er begann wieder den Nacken seines großen Bruders zu kraulen und hoffte Dean endlich mal wieder entspannt zu sehen. Das war so lange her, wenn man ihren Sex mal außer Acht ließ. Nach außen war sein Bruder der starke, durch nichts zu erschütternde Dean Winchester. Der immer wusste was zu tun war und wie es weiter ging, doch sobald sie allein waren flackerte diese Fassade und immer öfter ließ er die Maske fallen. Sam wusste, dass sein Bruder verzweifelt war und er hatte inzwischen aufgehört zu fragen, warum sie von einem Dämon zum nächsten hetzten. Er wollte diese gebrochenen Augen seines Bruders nicht mehr sehen, die jedes Mal die Antwort auf diese Frage waren. Dean zog sich immer weiter von den Menschen zurück. Niemandem vertraute er mehr außer seinem kleinen Bruder und Bobby natürlich. Der auch der Einzige zu sein schien, der genau wusste was mit den Winchester-Brüdern wirklich los war. Aber auch der alte Jäger hatte aufgehört Dean erklären zu wollen, dass er sich so akzeptieren sollte und dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Dean hörte nicht zu und haderte weiter mit seinem Schicksal. Ja, er hasste sich regelrecht und nur das Wissen, anderen helfen zu können schien ihn davon abzuhalten, sich selbst zu zerstören. „Was ist der wirkliche Grund für deine Flügel?“, fragte Sam leise. Er bekam keine Antwort und doch schrie sie ihn förmlich an. » Sam Winchester « Er hatte seinen Vater nicht erschossen als der Dämon in ihm war und er es von ihm verlangt hatte. Sie hätten ihren Dad verloren, den sie eh kaum gesehen hatten, aber der Unfall und alles Folgende wären nie passiert. Er hatte das Messer weggeworfen und so Jake die Möglichkeit geboten ihn zu erstechen. Er hatte es nicht geschafft Dean aus seinem Deal zu befreien. Er hatte sich auf Ruby eingelassen und sich auf die dunkle Seite ziehen lassen. ER hatte Dämonenblut getrunken und seinen Bruder als Schwächling beschimpft. Und ER hatte Lilith getötet und das letzte Siegel gebrochen. So viele Situationen, in denen er falsch gehandelt hatte. Tränen stiegen in ihm auf, als er an die Zeit nach Luzifers Befreiung dachte. Als Dean ihm erklärt hatte, dass er ihm nicht mehr vertraute und ihre Trennung, die daraus resultierte. Es tat ihm im Nachhinein noch weh. Und sie hatten sich wieder zusammengerauft. Besser denn je zuvor waren sie miteinander klar gekommen und Dean hatte ihm wieder vertraut und er hatte nichts Besseres zu tun gehabt als dieses Vertrauen zu enttäuschen. Wieder zu enttäuschen. Er hatte sich von Zacharias verleiten lassen, wieder Dämonenblut zu trinken. Eigentlich hätte ihn alleine der Umstand, dass ein Engel das von ihm wollte aufhorchen lassen müssen. Er hätte es nicht tun dürfen! Der Entzug war furchtbar gewesen. Schmerzen und Albträume, an die er lieber nicht mehr dachte, doch jedes Mal, wenn er zu sich kam, saß Dean neben seiner Liege und wusch ihm den Schweiß vom Körper und erklärte ihn, dass alles wieder gut werden würde und dass sie das schon schaffen würden. Dean hatte ihn die ganze Zeit gehalten. Der Winchester schnaubte. So einfach war es nicht, aber das Ergebnis war dasselbe: Er war rückfällig geworden und hatte wieder Dämonenblut getrunken. Das Warum spielte dabei nun wirklich keine Rolle! Er hatte Dean enttäuscht. Und doch hatte der sich nie wieder von ihm abgewandt, sondern nur noch mehr auf sich genommen, um ihn zu schützen. Sam wurde übel. Sein Magen krampfte sich zusammen. Dieses Wissen schnürte ihm die Luft ab. Jetzt musste er sich doch unter seinem Bruder hervor arbeiten. Hastig stolperte er ins Bad und erbrach sich. Feuer schien in seiner Speiseröhre zu brennen als er sich endlich beruhigen konnte. Trotzdem blieb er noch lange auf dem Boden vor dem Klo sitzen und kühlte seine heiße Stirn an der kalten Keramik. „Sammy? Bist du okay?“, riss ihn Deans sanfte, besorgte Stimme in die Wirklichkeit zurück. Mühsam erhob er sich und merkte erst jetzt, dass er fror. „Was ist mit dir?“, wollte Dean wissen. „Nichts!“, krächzte Sam, dem schon wieder die Tränen in die Augen steigen wollten. Warum musste er Dean immer noch mehr Kummer bereiten? „Von Nichts hängst du nicht über der Schüssel“, kommentierte der Ältere ruhig. „Zeigst du mir deine Flügel?“, fragte Sam. Bis jetzt hatte diese Frage immer zur Folge gehabt, dass sich sein Bruder zurückzog und ihn in Ruhe ließ. So auch dieses Mal. Der Blonde schloss die Augen und Wut, Hass und Trauer in seinem Gesicht ließen eine Lawine von Schuldgefühlen über Sam hereinbrechen. Dean schlurfte zurück zum Bett und verkroch sich unter den Decken. Der Jüngere putzte sich sie Zähne, wusch sich das Gesicht und kam dann in ihr Zimmer zurück. Traurig schaute er auf die Gestalt unter den Decken. Jetzt würde er wohl sein eigenes Bett benutzen müssen. Deans Wärme hatte er sich selbst versagt. ‚Muss ich denn alles falsch machen?‘, fragte er sich in Gedanken. ‚Ich bin so blöd!‘ Er legte sich hin, zog die Decke bis zur Nase und starrte in die Dunkelheit. „Du solltest schlafen, Sammy“, ließ ihn Deans Stimme zusammenzucken. „Tu ich doch!“ „Klar. So ruhig liegst du nie wenn du wirklich schläfst.“ „War ich wirklich so schlimm verletzt?“ „Du hättest keine fünf Minuten mehr gehabt!“ „Es tut mir leid“, flüsterte Sam. „Du kannst nichts dafür, dass er dich exorzieren wollte. Wir müssen von jetzt ab eben auf Dämonenfallen schauen, und du solltest in meiner Nähe bleiben.“ „Du kannst nicht immer auf mich aufpassen!“ „Doch, Sammy. Genau das ist meine Aufgabe.“ „Verdammt, Dean!“ „Ich kann ohne dich nicht leben, Sammy, und egal was ich bin und wie ich aussehe, ich werde dein Wohl immer über meines stellen.“ „Und wenn ich das nicht will?“ „Dann wirst du mich töten müssen.“ „Ich möchte dich viel lieber ...“ „Bitte nicht Sam“, unterbrach ihn der Blonde. Der jüngere holte tief Luft und drehte sich zu Dean. „Schlaf!“, sagte der Ältere und gleich darauf verkündeten seine ruhigen Atemzüge, dass er eingeschlafen war. Sam schloss die Augen und bald forderten die unruhigen Stunden auch von ihm ihren Tribut. Der nächste Morgen erwachte und mit ihm die Brüder. Keiner von ihnen erwähnte die letzten Tage und trotzdem schien etwas anders zu sein. Immer wieder huschten verstohlene Blicke hin und her. Sam wusste nicht, ob Dean sich noch an sein Geständnis, ihn zu lieben, erinnerte und Dean, der sehr wohl wusste, was er gesagt hatte, traute sich nicht diese Worte noch einmal zu wiederholen. Und so wandten sie sich dem zu was sie am Besten konnten und was ihre Gedanken beschäftigte. Beim Frühstück überlegten sie beide, was sie als nächstes tun konnten. „Ich hab sämtliche Daten ausgewertet, die ich von der Gegend in und um Chicago finden konnte. Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht habe ich eine Spur von Belial finden können. Ash wäre jetzt wirklich hilfreich!“ „Ja, aber den haben die Dämonen mit dem Roadhouse vernichtet. Oder das Roadhouse mit ihm“, sagte Dean leise. „Kannst du dein Lieblingsspielzeug mit den Daten füttern und Belial suchen? Vielleicht haben wir Glück und können ihn endlich auftreiben. Das würde uns die ganze Sache erheblich erleichtern.“ „Ich weiß zwar noch immer nicht warum du von einem Dämon zum anderen hetzt, aber mir liegt auch daran, sie zurückzuschicken. Ich denke nur, wir sollten es ruhiger angehen lassen. Selbst wir hätten mal einen Urlaub verdient.“ „Wo willst du denn hin, Hawaii, Mount Everest? Der Nordpol soll auch sehr schön sein!“, überlegte der Blonde bissig. „Auch wir müssen unsere Reserven irgendwann einmal auffüllen, Dean! Wir haben im letzten Jahr über siebzig Dämonen getötet!“ „Und doch hat das ihre Zahl nur unwesentlich verringert!“ Sam schwieg. Er wusste zwar nicht, woher Dean diese Informationen hatte, aber er wollte ihm nicht widersprechen. Also trank er seinen Milchkaffee und starrte weiter auf die Anzeigen, die über deinen Bildschirm hasteten. „Ich glaube ich hab was“, waren Sams erste Worte seit Stunden. Sofort legte der Blonde die Waffe, die er gereinigt hatte, zur Seite und kam zum Tisch: „Wo?“ „South Carolina, Georgetown. Da sind dieselben Muster wie in Chicago.“ „Kannst du es genauer eingrenzen?“ Sam zeigte auf einen Punkt etwas außerhalb der Stadt. Da etwa.“ „Wie lange schon?“ „Fast einen Tag.“ „Dann lass uns los!“ „Willst du nicht lieber noch einen Tag ausruhen. Du siehst noch nicht wirklich fit aus, Dean!“ Der Blonde schloss erschöpft seine Augen. ‚Nicht wieder diese Diskussion, bitte‘, bettelte er in Gedanken und schaute dann wieder zu Sam. „Schon gut, Dean, ich pack zusammen.“ Es dauerte nicht lange und sie saßen wieder im Impala und fuhren in die Dunkelheit. Sam schlief schon bald und so konnte Dean seinen Blick immer wieder voller Liebe über seinen kleinen Bruder gleiten lassen, ohne sich hinter seiner Maske stoischer Ruhe verstecken zu müssen. Ja er liebte Sam! Die Kleine in der Bar hatte ihm so Einiges begreiflich gemacht. Und da er wohl nicht so schnell wieder mit Anna ins Bett steigen würde … Wenn er ehrlich zu sich war, dann musste er zugeben, dass er das auch nicht wollte, außerdem hatte er sie weggeschickt und seit dem Tag weder sie noch Castiel wieder zu Gesicht bekommen. ‚Es ist wie es ist‘, dachte er und holte tief Luft. Leicht versonnen betrachtete er Sams Spiegelbild in der Seitenscheibe. Er hatte seine Nervensäge schon immer geliebt. Als kleinen Bruder zuerst nur. Und nachdem der nach Stanford gegangen war, hatte er die ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass ihm etwas fehlte, ohne diesen Verlust benennen zu können. Dann waren sie wieder zusammen gewesen und seine Welt in Ordnung. Bis zu jenem Tag zumindest als Dad für ihn gestorben war. Ohne Sam wäre er mit Sicherheit komplett abgestürzt. Als Jake seinen kleinen Bruder getötet hatte, hatte ihm das den Boden unter den Füßen weggezogen und er hatte kaum noch atmen können. Er musste etwas tun, auch wenn ihn das noch tiefer in den Abgrund gerissen hatte. Die Hölle hatte ihn fast zerstört und Sams Verhalten nach seiner Rückkehr war auch alles andere als förderlich für ihr Verhältnis gewesen und doch hatte irgendetwas tief in ihm, ihn immer an Sam festhalten lassen, egal was der gesagt und wie sehr er Sam manchmal innerlich verflucht hatte. Und dann, vor knapp einem Jahr, war es passiert. Völlig betrunken vom Sieg gegen einen Dämonen und am Ende seiner Kräfte, weil er Sam mal wieder heilen musste hatten sie sich plötzlich küssend in den Armen gelegen. Der Sex war eine Offenbarung gewesen. Stürmisch, leidenschaftlich, sanft, erfüllend. Er hatte sich fallen lassen können. Er hatte alles vergessen können, alles was er war, alle Sorgen und Ängste. Für eine kurze Nacht war er nur noch glücklich gewesen. Seitdem hatten sich diese Nächte wiederholt. Nicht oft, vielleicht drei- oder vier Mal. Und doch ließen sie ihn immer wieder für eine kurze Zeit alle Ängste und Sorgen vergessen. Wenn er es endlich schaffte, sich Sam gänzlich zu öffnen, dann konnte er diese Nächte öfter haben. Dann wären diese Nächte sein Urlaub. Er wäre danach zwar körperlich ausgebrannt, aber am nächsten Morgen hätte er wieder die Kraft sich ihrem Leben zu stellen. Doch bis jetzt hatte er zu sehr daran festhalten wollen, ein Mensch zu sein. Die Kleine hatte ihm gezeigt, dass er es nicht mehr war und dass er jemanden Anderes brauchte um vollkommene Erfüllung zu finden. Der Blonde grinste liederlich. Der Sex mit der Kleinen war gut gewesen, zweifellos, aber nur mit Sam war er erfüllend. Dean wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder der Straße zu. Er würde mit Sam reden, nahm er sich vor. Bald würde er mit Sam darüber reden! Die aufgehende Sonne wärmte seine linke Körperseite und sein Magen knurrte. Sammy hatte bis jetzt geschlafen und er fand, dass es an der Zeit war, dass der Kleine auch mal fuhr. Außerdem hatte er Hunger. Am nächsten Diner hielt er an. „Komm Schlafmütze, ich hab Hunger“, weckte er seinen kleinen Bruder und stieg aus. Sam blinzelte müde, dann schlug die Erkenntnis, dass es draußen schon wieder vollkommen hell war, mit aller Kraft zu und er stolperte aus dem Wagen. Dean hatte ihnen schon Kaffee bestellt und schob ihm die Karte hin, als er sich endlich zu ihm setzte. „Seit wann bist du hier eigentlich die Schlafmütze?“, fragte er grinsend. Sams Kopf ruckte in die Höhe. Seine Augen lösten sich von der Speisekarte und musterten das Gesicht seines Bruders. Der Blonde sah noch immer erschöpft aus, und dass er die Nacht durchgefahren war hatte es auch nicht besser gemacht. Er fühlte sich schon wieder schlecht. „Tut mir Leid“, antwortete er so leise, dass selbst Dean nur an Hand seiner Lippenbewegungen verstand, was er gesagt hatte. „Sammy, bitte! Mir geht es gut!“ „Du siehst aber nicht so aus!“ Dean verdrehte nur die Augen. „Lass uns das beenden und dann suchen wir uns ein kleines Motel und bleiben ein oder zwei Tage da. Okay? Kein Dämon, kein Geist. Was denkst du?“ Der Jüngere sah seinem Bruder skeptisch in die Augen. Dann nickte er. Dean schien es ernst zu meinem. Die nette Bedienung kam zurück, brachte den Kaffee und fragte, ob die Herren schon etwas zu essen gewählt hatten. Hatten sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)