Der Himmel muss warten von Kalea ================================================================================ Kapitel 8: Auch Engel müssen lernen ----------------------------------- VIII) Auch Engel müssen lernen Noch fester rüttelte Sam seinen Bruder und diesmal hatte er Erfolg. Dean wachte auf. Verwirrt schaute er sich um und der Jüngere erschrak. Deans Augen waren fast schwarz vor Schmerzen. Ihm blieb aber keine Zeit um sich Gedanken zu machen oder zu fragen. Der Blonde stolperte aus dem Bett. Hart landete er auf Händen und Knien. Er winselte leise. Sofort stand der Jüngere hinter ihm und half ihm auf die Füße. Dean schlug die helfenden Hände zur Seite. Sam wollte auffahren, doch ein Blick in Deans Augen zeigte ihm nur zu deutlich, dass der sich noch immer nicht aus den Fängen seines Traumes, oder eher Albtraumes, gelöst hatte und er ließ ihn ins Bad torkeln. Wieder musste er zuhören, wie Dean sich erbrach. Besorgt schaute er zu seinem Bruder, als der wieder ins Zimmer stolperte und sich die Arme vor den Bauch presste. Der war noch immer nicht Herr seiner Sinne und fiel stöhnend ins Bett. Sam musterte ihn und holte dann erneut Lappen und Handtuch um ihm den Schweiß vom Körper zu waschen. Er hoffte, dass die Kühle des Wassers ihm Linderung brachte und die Schmerzen, die er zu haben schien, vertrieb. Er vermutete, dass Dean sich erbrach weil er diese starken Schmerzen hatte und dieses krampfartige Zusammenziehen seines Magens führte zu weiteren Schmerzen. ‚Wie kann ich diesen Teufelskreis nur durchbrechen?‘ Endlich hatte sich die Haut um die Flügel wieder geschlossen. Anna löste die Fesseln und Castiel stoppte die Blutungen an den Gelenken. „Den Rest soll er selbst machen“, sagte er und half ihr den Blonden auf das Bett zu legen, das an der anderen Wand stand. Sie falteten seine Flügel schützend um ihn und legten noch einige Decken über den zitternden Körper. „Bleib hier, ich versuche mich mal umzuhören“, sagte Castiel und verschwand. Sie setzte sich ans Bett und beobachtete den Winchester beim Schlafen. Ein nervtötendes Kreischen weckte Dean. Er setzte sich auf und schaute sich um. Niemand war in der Hütte. Der Winchester ließ sich wieder fallen und zog die Decke über seinen Kopf. Das Kreischen hörte nicht auf. Dean wälzte sich aus dem Bett und begann im Raum hin und her zu laufen. Dieser Ton machte ihn wahnsinnig. Immer wieder mal fasste er hinter sich und ließ die Federn durch seine Finger gleiten. Doch die weißen Flatterdinger hinter seinem Rücken waren ihm im Moment fast egal. Traurig schleiften sie auf dem Boden. Nur das pfeifende Kreischen zählte. Fünf Schritte bis zur Wand. Dieses Kreischen erfüllte jede seiner Zellen. Fünf Schritte zurück. Er presste die Zähne so fest aufeinander, dass seine Kiefer schmerzten. Fünf Schritte hin. Er stolperte. Ein Winseln entrang sich seiner Kehle. Tränen liefen über seine Wangen. Seine Knie zitterten vor Schwäche. An der Wand drehte er wieder um. Er trat auf die Federn seines Flügels und riss sich zwei davon aus, als er seine Wanderung fortsetzen wollte. Der Schmerz jagte durch seinen Körper und das Kreischen hörte kurzzeitig auf, nur um danach noch lauter zu werden. Fünf Schritte bis zum Bett. Er presste seine Fäuste gegen die Schläfen. Fünf Schritte hin. Das Kreischen schien sich weiter zu steigern. Dean stolperte erneut. Seine Knie gaben nach und er stürzte. Sein Kopf schlug auf den Boden und das Kreischen setzte kurz aus. Mit allerletzter Kraft schaffte es der Blonde, bis zur Wand neben dem Sessel zu kriechen und blieb mit dem Rücken an die Wand gelehnt sitzen. Fahrig griff er nach einem Flügel. Seine Hand umschloss eine Feder und er zerrte daran. Die Feder löste sich. Schmerz jagte durch seinen Körper und ließ ihn erstickt aufschreien. Das Kreischen hörte auf. Doch viel zu schnell setzte es noch lauter wieder ein. Seine Hand öffnete sich, alle Finger weit abgespreizt und die Feder segelte lautlos zu Boden. Er griff nach der nächsten Feder. Wieder ein Ruck und er hielt sie in der Hand. Die Schmerzen wurde schlimmer und die ihm vergönnte Ruhephase kürzer. Wie in Trance machte er weiter bis er das Gefühl hatte, dass flüssige Lava durch seine Adern rann. Sein Mund schmeckte metallisch und seine Sicht war rot verschwommen. Er versuchte zu überlegen, was er tun könnte, doch das einzige Wort, zu dem sein fast wahnsinniger Verstand fähig war, war RUHE! Er schlug den Kopf gegen die Wand. Tock! Das Kreischen stoppt … und begann wieder. Tock! Wenige Sekunden der Ruhe folgten. Tock! Zu dem bisschen Ruhe gesellte sich pochender Kopfschmerz. Tock! Anna erschien. Sie blickte sich in der Hütte um. Wo war Dean?!? Tock! Ihr Blick folgte dem Geräusch. Neben dem Sessel lagen Federn! Tock! Sie machte einen Schritt in den Raum und sah den Blonden an der Wand hocken. „Dean?“, fragte sie besorgt. Doch der reagierte nicht. Er ließ den Kopf hängen. Er atmete ein paar Mal durch, sammelte Kraft und schlug ihn dann mit aller Kraft gegen die Wand. Irgendwann musste ihn die Bewusstlosigkeit doch übermannen! Tock! „Dean!“, kreischte Anna panisch. ,Castiel!' rief sie in der nur für Engel hörbaren Sprache. Sie wollte, sie konnte sich in diese Sache nicht einmischen. Er war Castiels „Fall“, oh man, das konnten nur Engel so sehen, und sie war nur Castiels Partnerin, oder seine Untergebene. Sie war ein gefallener Engel, der nichts mehr zu sagen hatte und dem keiner mehr etwas sagte, mehr nicht! Der Blonde verzog das Gesicht, als sich das Pfeifen verstärkte. Tock! ‚Castiel!‘ rief sie noch einmal voller Angst. Dean hatte die Verwandlung überstanden, er durfte jetzt nicht sterben. Mal ganz abgesehen davon, dass er auch noch die Welt retten sollte. Tock! Blut lief von der Platzwunde in Deans Nacken. „Was!“, wollte der Engel ungehalten wissen, kaum, dass das Flügelrauschen verklungen war. „Dean!“, keuchte sie und zeigte auf den Blonden. Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte der Dunkelhaarige seinen Schützling und die Federn am Boden. Der Blonde saß mit hängendem Kopf da. Tock! „Dean!“, rief der Engel erschrocken, doch der reagierte nicht. Sein Kopf kippte wieder auf seine Brust. Er holte ein paar Mal wimmernd Luft und dann knallte er seinen Schädel erneut gegen die Wand. Tock!!! Castiel erschrak. Blut tropfte aus Deans Ohren und Nase und auch seine Augen bluteten. Rote Spuren liefen über seinen Wangen und aus seinem Mund rann ebenfalls ein dünnes rotes Rinnsal. Schnell stürzte er zu ihm und legte ihm sofort seine Finger zwischen die Augen. Der Winchester entspannte sich und kippte zur Seite. Fast zärtlich ließ er seine Hand über die schmale, kratzige Wange gleiten. Schnell heilte der Engel die Wunde an Deans Kopf. Dann legte er ihm eine Hand auf das Herz und verharrte eine Zeit lang tonlos Worte murmelnd. Er lächelte zaghaft während er sich mit Dean in seinen Armen erhob und ihn gleich darauf auf das Bett legte. Seine Hand blieb länger als nötig an Deans Schulter. Ruckartig drehte er sich wieder zu Anna: „Kümmere dich um ihn. Ich muss wieder weg.“ „Was ist mit ihm?“ „Der Körper ist nicht für ihn gemacht. Es war eine Notlösung um Zacharias Machenschaften zu durchkreuzen. Und noch kann er gewinnen.“ „Notlösung? Nicht gemacht? Gewinnen? Du hast einen Engel in Dean … ?“ Anna war wütend. „Nein, ich haben KEINEN Engel in ihn gesteckt! Soweit ich bis jetzt erfahren konnte, ist seine Seele ein Engel! Oder er ist ein Engel in Menschengestalt. Such dir war aus.“ Anna schüttelte verwirrt den Kopf. Dean war ein Engel? Aber dann müsste er sie verstehen! Dann … „Aber dann hätten wir ihn sehen müssen!“ „Nicht unbedingt. Wenn er ...“ er brach ab und ließ seinen Blick noch einmal über den schlafenden Winchester gleiten. „Zeig ihm was er wissen muss. Ich weiß nicht, wann ich wieder komme.“ Castiel verschwand. Dean erwachte.Vorsichtig blinzelte er und wartete darauf, dass das furchtbare Pfeifen wieder begann. „Es ist vorbei Dean“, sagte Anna leise. „Vorbei?“, fragte er krächzend. „Ja.Willst du was trinken?“ Dean nickte und versuchte sich aufzusetzen. Seine Arme knickten unter der Last seines Körpers zusammen. „Wie lange?“, wollte er wissen und betrachtete seine Handgelenke. „Zweieinhalb Tage“ Der Blonde trank gierig das Wasser, das sie ihm gebracht hatte. Mit ihrer Hilfe schaffte er es sich aufzusetzen. „Ich dachte es wären mehr.“ „Darum sollten wir uns kümmern“, sagte sie und deutete auf die Wunden. Sofort hielt er ihr die Gelenke hin. „Das machst du selbst.“ „Ich?“ Der Blonde verstand noch immer nicht. „Du kannst das jetzt selbst!“ Dean betrachtete seine Wunden skeptisch. „Halt deine Hand darüber und konzentrier dich darauf. Du kannst die Wunden fühlen. Dann konzentrier dich darauf, wie es richtig sein muss.“ Der Blonde sah sie weiter skeptisch an und zuckte mit den Schultern. Er bezweifelte, dass er das konnte, aber wenn sie meinte … Er hielt die Hand über sein Gelenk und schloss die Augen. Eine Weile passierte nichts doch dann schlossen sich die Wunden und der Schorf verschwand. Erschrocken riss der Winchester seine Augen auf und starrte auf sein Handgelenk. „War ich das?“, fragte er keuchend. Er hatte tatsächlich etwas gefühlt. Anna nickte lächelnd. Sofort versuchte er es mit seinem anderen Handgelenk. Nichts passierte. Immer weiter versuchte er es, doch es wollte ihm nicht gelingen. Sie nahm seine Hand beiseite und ließ die Wunde verschwinden. „Es wäre ein Wunder, wenn bei dir alles gleich klappen würde.“ Trotzdem war der Blonde wütend auf sich. Sie nahm seine Hände in ihre. „Ganz ruhig Dean“, sagte sie und hielt sie, bis er leicht nickte. Trotzig widmete er sich seinen Fußgelenken. Und dieses Mal klappten beide Heilungen. Es dauerte noch eine ganze Zeit länger als bei ihr, aber er schaffte es. Total erschöpft kippte er zur Seite. „Schlaf, Dean. Es hat dich viel Kraft gekostet, aber es wird einfacher werden“, sagte sie, deckte ihn wieder zu und schaute ihm zu, wie er lächelnd einschlief. Sie streichelte über seine Wange. Viel zu lange schon hatte sie ihn nicht mehr lächeln gesehen. „Komm, du musst noch einiges lernen“, begrüßte sie ihn, als er blinzelnd erwachte. Er nickte und kletterte aus dem Bett. Nur mit Jeans und Schuhen bekleidet stand er leicht zitternd vor ihr. Es war nicht nur draußen kalt. Sie erklärte ihm, wie er seine Flügel bewegen konnte. Und als er das zu ihrer Zufriedenheit machte, legte sie ihm ihre Hand auf den Arm. „Ich zeige dir erstmal was, das dir Spaß machen wird“, sagte sie und machte eine einladende Geste nach draußen. Vor der Tür trat sie dicht an ihn heran und umarmte ihn. Dann entfaltete sie ihre Flügel und noch bevor Dean etwas sagen konnte, hatte er schon den Boden unter den Füßen verloren. Der Winchester kniff die Augen zu und hielt den Atem an. „Versuch mal mit den Flügeln zu schlagen“, forderte sie und er breitete zögernd seine Schwingen aus. Ganz zaghaft begann er die zu bewegen. „Gut so … weiter … stärker“, hörte er ihre Stimme und dann ließ sie ihn los. Erschrocken riss er die Augen auf, sah wie hoch sie waren und kniff sie panisch wieder zusammen. Sein Mageninhalt wollte unbedingt sofort seinen Körper verlassen und verstopfte seinen Hals. Nicht dass er nicht eh schon die Luft angehalten hätte. Aber wann hatte er das letzte Mal etwas gegessen? Also versuchte er sich auf die Atmung zu konzentrieren. Prompt sackte er nach unten. Sein Magen rutschte noch ein Stück höher. Er begann zu würgen, verlor komplett die Kontrolle über seine Flügel und kam ins Trudeln. Der Boden kam ihm viel zu schnell näher. Er versuchte sich instinktiv zusammen zu rollen und schlang die Flügel so gut es ging um sich. Wie ein Stein fiel er vom Himmel und klatschte in den See, der nicht weit von ihrer Hütte entfernt war. Anna hatte das Dilemma gesehen und war sofort auf das Ufer zugeschossen. Sam hatte sich neben seinen Bruder ins Bett gelegt, da der, kaum dass er einige Minuten schlief, schon wieder leise winselte, und war eingeschlafen. Erschrocken setzte er sich auf. Was hatte ihn geweckt? Er tastete nach seinem Bruder. Dean war weg. Aber er hörte weder die Dusche noch sah er überhaupt Licht im Bad. Schnell stand der Jüngere auf und lief um das Bett. Sein Bruder war aus dem Bett gefallen und lag zusammengerollt auf dem Boden. Sam holte tief Luft und hob den Blonden wieder auf ihre Schlafstatt. Paralysiert von dem Sturz und fast bewusstlos vom Aufprall versank er wie ein Stein. Er spürte kaum, wie ihn etwas wie schützende Arme umfing und ans Ufer trug. Anna zog ihn aus dem Wasser. Noch bevor sie sich weiter um ihn kümmern konnte, begann er zu würgen. Hustend übergab sich der Blonde. Wieder und wieder würgte er, bis nichts mehr in seinem Magen war. Aber selbst dann zog sich sein Magen noch immer schmerzhaft zusammen. Als er sich endlich beruhigt hatte, legte sie ihm schnell die Finger zwischen die Augen. Sofort entspannte sich der Blonde. Schnell zog Anna ihn in ihre Arme und trug ihn in die Hütte. Sie breitete eine Decke vor dem Kamin aus und bettete ihn darauf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)