Missing Leonardo von Sho-Lin-Na (Ezio/Leonardo, (Altaïr/Malik)) ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 5 - Hitzige Informationen --------------------------------------------- Sengende Hitze hatte sich über Masyaf gelegt. Seit Tagen konnte man sich kaum bewegen. Die Luft war so trocken, dass das Atmen schwer fiel. Selbst die Fliegen hingen matt an den Wänden und suchten den Schatten. Die Straßen waren wie leer gefegt, selbst der Basar fand nicht statt. Die Händler hatten nicht einmal ihre Läden aufgebaut. Nur ein Schatten huschte über die Dächer der Stadt, in Richtung Burg. Seine weißen Gewänder flatterten hinter ihm her, so schnell rannte er. Altaïr musste zu Al Mualim. Er hielt das Warten nicht mehr länger aus. Wie viele Wochen waren jetzt vergangen, seitdem Malik gegangen war? Zu viele. War dies etwa ein Abschied für immer gewesen? Altaïr wusste nicht, was er tun würde, wenn die Antwort auf diese Frage Ja gewesen wäre. Warum war Malik gegangen? Er hatte nichts gesagt, keinen Grund genannt. Er hatte nur gesagt, dass er gehen müsste. „Was ist denn nun schon wieder los?“, fragte eine aufgebrachte, körperlose Stimme schräg über Altaïr. Hatte Al Mualim ihn auf eine Mission geschickt? Alleine? Aber Malik war doch nicht mehr im Außendienst tätig! Welche Mission gäbe es für ihn, von der Malik ihm nichts erzählen würde? „Ich war das nicht. Die Erinnerungen gehen ineinander über. Vielleicht warten wir einfach, bis die Sequenz vorbei ist...“, ertönte eine zweite Stimme. Alles Grübeln half ihm nicht weiter. Altaïr musste ihren Meister danach fragen. Nur er allein würde ihm sagen können, wo Malik sich derzeit aufhielt. „Na gut. Hoffen wir, dass es schnell geht...“, erwiderte die erste Stimme. Vor dem Assassinen schlängelte sich der steile Pfad zur Burg hinauf. Die beiden Assassinen, die hier am Tor Wache hielten, sahen ihn verdutzt und verwundert an. „Altaïr, Großmeister, wo seid Ihr gewesen? Man hat Euch in ganz Masyaf gesucht!“, rief der eine mit weit aufgerissenen Augen aus, als könne er nicht glauben, was er sah. Doch Altaïr überging die Frage des jungen Assassinen. Er hatte gewiss noch nicht einmal seine Ausbildung beendet und wurde bereits als Wache am Haupttor eingesetzt. Al Mualim musste sich wirklich sicher fühlen in seiner Burg. „Ich muss mit dem Meister sprechen. Lasst mich durch.“, wie gewohnt war seine Stimme distanziert und unnahbar. Dies und seine Fähigkeiten natürlich hatten ihm den Titel Adler von Masyaf eingebracht. Altaïr wusste, dass man ihn unter den Assassinen sowohl verehrte als auch fürchtete. Niemand hatte es je gewagt, ihn zu verärgern. Niemand, außer Malik, der ihn besser kannte, als irgendwer sonst. Malik war der Einzige, der hinter die Fassade des unnahbaren Assassinen blicken konnte. Und auch nur bei ihm ließ Altaïr es zu. Nur Malik durfte mit ihm reden, wie er wollte. Und nun war er fort... Der junge Assassine trat nervös von einem Bein auf das andere und sah hilfesuchend zu seinem älteren Kumpanen hinüber. „Tut uns Leid, Meister Altaïr. Doch wir haben den Befehl von Al Mualim, Euch nicht passieren zu lassen, falls Ihr darum ersucht.“, nuschelte dieser kleinlaut. Altaïr verdrehte die Augen. Für eine solch lästige Prüfung hatte er nun wirklich keine Zeit! „Wisst Ihr nicht, wer ich bin?“, sagte er gefährlich leise. Instinktiv traten beide Wachen einen Schritt zurück. Auch sie fürchteten ihn. „D-doch, natürlich wissen wir, wer Ihr seid!“, beteuerte der Junge. Der Ältere nickte beipflichtend. „Dann wisst ihr auch, dass man sich mir nicht in den Weg stellt?“, fuhr Altaïr zischend fort. Der junge Assassine war nun kreidebleich und schaute unsicher wieder zu seinem älteren Mitwächter. Dieser sah genau so verunsichert zu ihm zurück, nickte dann knapp und beide traten zurück um Altaïr passieren zu lassen. „Und nächstes Mal bitte gleich so. Ach ja, und das war nur ein Test von Al Mualim. Ihr seid beide durchgefallen. Doch keine Sorge. Dieser Test war von Anfang an zum scheitern verurteilt. Es hat noch nie jemand geschafft, mich am Tor abzuweisen.“, während er sprach, ging er in aller Ruhe durch das Tor und beachtete die beiden jetzt schockiert drein blickenden Wächterassassinen nicht weiter. Im Hof wurde selbst bei dieser erdrückenden Hitze das tägliche Training vollführt und wie üblich kam der Trainingsmeister sofort freudestrahlend auf Altaïr zu und begrüßte ihn. „Salam, Altaïr! Wollt Ihr unseren nichtsnutzigen Novizen nicht einmal zeigen, wie ein wahrer Assassine kämpft?“ „Salam, Hakif. Heute nicht, tut mir leid.“ Der Assassine wirkte ein wenig geknickt, behielt dennoch sein Lächeln auf den Lippen. „Verstehe. Ihr seid beschäftigt. Nun, dann ein anderes Mal!“ Mit einem letzten Gruß wandte er sich wieder seiner Horde an Schülern zu. Erleichtert, Hakif dieses Mal entkommen zu sein, machte sich Altaïr wieder auf die Suche nach Al Mualim. Wie erwartet saß der Meister in seinem Stuhl vor einem riesigen Holztisch aus feinstem Mahagoni, auf dem hunderte Schriftrollen und Pergamente ausgebreitet waren. Manche zeigten Karten der verschiedensten Städte, in denen gerade Aufträge zu erledigen waren, andere waren Briefe von Auftraggebern oder Spionen. Auch eine Hand voll Bücher lagen aufgeschlagen zwischen den Pergamenten und in einem davon las Al Mualim gerade. Als er Altaïr vor ihn treten sah, schaute er auf und legte das Buch beiseite. „Altaïr! Mein verlorenes Vögelchen. Ich habe nach Euch suchen lassen, doch wie ich mir schon dachte, blieb jegliche Suche ohne Erfolg. Ihr seid nicht umsonst mein bester Lehrling.“ Unbeeindruckt von den großen Worten trat Altaïr näher. Er wusste, wie schnell sich Al Mualims Meinung über einen seiner Schüler ändern konnte. Auch der versteckte Seitenhieb mit dem Vögelchen blieb ihm nicht verborgen. „Ihr habt nach mir suchen lassen, doch habt der Wache gesagt, sie solle mich nicht passieren lassen.“ Seine Stimme war kühl. Selbst wenn vor ihm sein Meister stand, so hatte das Altaïr noch nie davon abgehalten, auch hier seine Distanziertheit zu zeigen. Al Mualim lachte. Es war kein richtiges Lachen, es war eher aufgesetzt. Doch es war das meiste, was man von dem alten Mann erwarten konnte. „Ja, da habt Ihr recht. Ich habe die Wache einem kleinen Test unterzogen, in dem sie ja nun gänzlich versagt haben. Ich wusste doch, dass Ihr Euch von diesen zwei Novizen nicht aufhalten lasst.“ Genau so, wie Altaïr es vorausgesagt hatte. „Nun, mein Kind, was führt Euch zu mir? Ihr seid doch nicht etwa hier, weil ich Euch habe rufen lassen?“ „Nein. Ich habe eine Bitte an Euch.“ Der alte Mann sah ihn überrascht an. „Eine Bitte? Nun denn, ich höre zu.“ „Vor einigen Wochen kam Malik Al Sayf zu mir, um sich zu verabschieden. Er sagte mir nicht, wohin er aufbrach, oder wieso. Doch allmählich mache ich mir Sorgen. Ich bitte Euch, könnt Ihr mir sagen, wohin er aufgebrochen ist? Und wozu?“ Al Mualim hatte aufmerksam zugehört und runzelte nun leicht die faltige Stirn. Doch mit seiner Antwort ließ er sich Zeit. „Nun, Altaïr, ich fürchte, ich kann dir keine Auskünfte über den Verbleib unseres Bruders Malik geben.“ Altaïr hatte schon mit einer solchen Antwort gerechnet. „Meister, Ihr versteht nicht. Es ist wirklich sehr wichtig! Bitte erlaubt mir, ihn zu suchen, oder ihn auf seiner Mission zu unterstützen.“ Der Meister verzog das Gesicht zu einer Grimasse, was wahrscheinlich ein gutmütiges Lächeln darstellen sollte. „Altaïr, so versteht doch. Selbst wenn ich es wollte, ich könnte Euch keine Informationen geben. Malik ist in eigenem Ermessen aufgebrochen und in eigener Sache unterwegs. Ich besitze keinerlei Informationen, außer jene, die auch Ihr bereits habt: Malik ist gegangen.“ Altaïr stockte. Für diese Wendung des Gesprächs hatte er keine Antwort parat. Er hatte fest damit gerechnet, dass Al Mualim wusste, wohin Malik gegangen war. Doch nun? „Habt Ihr eine Ahnung, wo er sein könnte?“ „Bedauerlicher Weise nein. Doch es gibt jemanden, der es vielleicht wissen könnte. Am Brunnen unten in Masyaf sitzt bei Zeiten gelegentlich ein kleiner Junge. Niemand kennt ihn, oder weiß, woher er kommt. Er ist einfach auf einmal da. Malik ist einer von nur wenigen, mit denen dieser Junge spricht. Wenn Ihr sein Vertrauen gewinnen könnt, erfahrt Ihr womöglich, was Malik vor hat.“ Dankbar für diesen Anhaltspunkt verneigte Altaïr sich leicht und wandte sich dann zum Gehen. Er würde Malik finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)