Missing Leonardo von Sho-Lin-Na (Ezio/Leonardo, (Altaïr/Malik)) ================================================================================ Kapitel 12: Zwischenkapitel - Störung durch Warten -------------------------------------------------- „Desmond … Desmond … Des! … Desmond!“ Nur ganz langsam nahm Desmond die Stimme wahr, die versuchte, in seinen Kopf einzudringen. Sie war undeutlich und irgendwie schwammig, sodass er erst nur ein sonores Murmeln hörte. Sein ganzer Körper sträubte sich dagegen, aufzuwachen, doch allmählich holte ihn die Stimme zurück in die Gegenwart. Vorsichtig öffnete er die Augen und blickte in das erschöpfte Gesicht von Lucy. „Guten Morgen, Desmond. Wie geht es dir heute?“, fragte sie ihn mit belegter Stimme. Mit einem plötzlichen Schmerz rechnend, setzte Desmond sich langsam auf – doch nichts geschah. Die Schmerzen blieben aus. „Erstaunlich gut! Ich habe keine Schmerzen. Und ich bin auch endlich mal nicht mehr müde“, stellte er fest. Prüfend schwang er seine Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen. Auch das gelang ihm ohne Schmerzen. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Er schaute zu Lucy. „Das ist gut. Wirklich! … Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht, Desmond. Du hast jetzt drei Tage lang geschlafen!“ „Was? Ganze drei Tage?!“, rief Desmond ungläubig aus. „Ja. Shaun ist ganz schön sauer deshalb, aber ich habe ihm verboten, dich vorher zu wecken, um dich wieder in den Animus zu stecken. Du hast deinen Schlaf gebraucht.“ „Danke, Lucy. Aber du siehst auch so aus, als bräuchtest du mal dringend Schlaf...“ Die Blonde lächelte müde. „Das denke ich auch. Ich konnte nicht schlafen. Ich habe die ganze Zeit über dich gewacht und darauf geachtet, dass du nicht … dass es dir nicht schlimmer geht.“ Desmond war gerührt. Sie hatte auf ihn aufgepasst. Er lächelte sie dankbar an. „Du kannst ja jetzt schlafen. Ich werde mich Shaun stellen, der wartet bestimmt schon auf die nächste Sitzung.“ „Meinst du, du schaffst das?“ In ihrer Stimme klang große Besorgnis mit. Er zwinkerte ihr aufmunternd zu und verließ den Raum. Er hatte sich noch nie so gut gefühlt! Tief durch atmend betrat er das Labor und machte sich auf die bevorstehende Reise in seine Erinnerungen bereit. Überrascht schaute Shaun von seinen Monitoren auf und sah ihn skeptisch an. „Na, Dornröschen? Auch endlich mal erwacht?“ Desmond überging diesen verbalen Angriff und nickte zum Gruß. Auch Rebecca hatte nun aufgesehen und grinste Desmond überglücklich an. „Sieh einer an! Er lebt!“, rief sie aus, stand auf und kam auf ihn zu. Ehe er sich versah, schloss sie ihn in eine warme Umarmung und er atmete ihren süßlichen Duft ein. Nach wenigen Sekunden löste sie sich von ihm und sah ihn an. „Es ist schön, dich wieder unter uns zu wissen, Des.“ Noch ehe er sich wehren konnte, zog sie ihn hinter sich her zu dem Animus. Schon war sie wieder hinter ihren Bildschirmen verschwunden. „Wie wär's mit einer Fahrt ins 15. Jahrhundert?“, fragte sie verschwörerisch, als wäre dies das erste Mal. Desmond nickte und ließ sich auf der Liege nieder. „Lass uns eine kleine Reise machen.“ Rebecca schloss ihn wie gewöhnlich am Animus an. In seinen Augenwinkeln bemerkte Desmond eine Bewegung und er wandte sich nach rechts. „Ehm... Desmond, ich wollte dir sagen, dass es mir Leid tut, wie ich dich in letzter Zeit behandelt habe. Ich habe jetzt eingesehen, dass ich zu viel von dir verlangt habe – und das wäre beinahe schief gegangen. Ich bitte dich um Entschuldigung dafür, dass ich dich dem Sickereffekt ausgesetzt habe.“ Desmond traute seinen Ohren nicht. Da stand Shaun vor ihm und entschuldigte sich in aller Öffentlichkeit bei ihm. Was war hier geschehen, während er geschlafen hatte? „Ist schon okay, Shaun. Ich verstehe ja, dass wir voran kommen müssen.“ Ein betretenes Schweigen trat ein. Schließlich brach Rebecca die Stille. „So, wollen wir dann?“ Ohne eine Antwort abzuwarten aktivierte sie den kleinen Bildschirm in der Kopflehne des Animus, worauf hin dieser surrend ausfuhr. Sofort verschwamm die Umgebung vor Desmonds Augen und verblasste langsam, bis nur noch weiß übrig war. Desmond wartete auf die Synchronisation seiner Erinnerungen. Vor ihm würde sich gleich in Sekundenschnelle das Italien des 15. Jahrhunderts aufbauen. Er würde gleich wieder Ezio sein und würde nun endlich wissen, ob seine Träume wirklich auf den Erinnerungen seiner Vorfahren basieren oder nur seiner Fantasie entsprungen waren. Doch es passierte nichts. „Was ist denn da los?“, fragte Shaun von irgendwo her. „Ich weiß nicht. Desmonds Erinnerungen sind blockiert. Wir müssen eine andere Datei laden, um die Blockade zu umgehen.“, antwortete Rebecca. Endlich passierte etwas. Das Weiß färbte sich nach und nach mit bunten Klecksen, die sich zu einer Landschaft zusammen fügten. Nun wurden auch Gerüche und Geräusche initialisiert. Eine leichte Brise zog über das Gras hinweg. Irgendwo sangen Vögel ihre Lieder, darunter mischte sich das leise Rauschen des Flusses in der Nähe. Altaïr saß an einen starken Baum gelehnt und mit geschlossenen Augen im Gras und lauschte der Natur. Hier war er ungestört. Nur er und Malik kannten diesen Platz der vollkommenen Harmonie und sie hatten ihn zu ihrem geheimen Rückzugsort erklärt. „Warum ist er gegangen? Warum nur? Warum ausgerechnet jetzt?“ Seit Malik so unvorhergesehen vor drei Wochen verschwunden war, kam Altaïr fast täglich hier her und genoss die Ruhe. In der Burg und auch in ganz Masyaf suchte man ihn schon. Al Mualim hatte wirklich jeden Assassinen dazu angehalten, nach ihm zu suchen und zurück in die Burg zu bringen. Doch Altaïr wollte keine Aufträge mehr ausführen. Er wollte kein Werkzeug mehr sein. Er wollte nicht so tun, als wäre alles so, wie es sein sollte. Als hätte man ihm nichts das Wichtigste im Leben gestohlen. Nein. Die anderen sollten ihn ruhig weiter hin suchen. Bisher war es noch nie jemandem gelungen, ihn zu finden, wenn er nicht gefunden werden wollte. Er öffnete die Augen und blickte hinauf in den strahlend blauen Himmel. Ein paar einzelne weiße Wölkchen zogen darüber hinweg. „Was er wohl gerade macht? Wo ist er jetzt?“ Altaïr war es egal, dass Al Mualim langsam die Geduld mit ihm verlor. Er würde sich nicht zeigen. Nein, er würde warten. „Desmond! Wer will schon wissen, warum Altaïr gewartet hat?“, ertönte eine Stimme in Altaïrs Kopf. Er würde so lange hier warten, hier, an ihrem Platz, bis Malik wieder zu ihm zurück kam. „DESYNCHRONISATION WIRD EINGELEITET!“, ertönte eine blecherne Stimme und vor Altaïrs Augen wurde alles neblig. „So, wir haben es geschafft! Wir haben die Blockade umgangen. Jetzt können wir die richtige Erinnerung laden...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)