Missing Leonardo von Sho-Lin-Na (Ezio/Leonardo, (Altaïr/Malik)) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 3.2 - Schöne Aussichten und Schlechte Nachrichten -------------------------------------------------------------------- Nach einem, wie Ezio fand, viel zu aufwendigen Abendessen, welches von Leonardo höchstpersönlich zubereitet worden war, hielt der Assassine sein Versprechen ein und führte den kleinen Pietro durch Venedig. Der Junge kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Mit riesigen, glänzenden Augen und weit geöffnetem Mund lief er hinter Ezio her, schaute nach links, nach rechts und ließ sich von jeder Kleinigkeit ablenken. Der Auditore hatte alle Mühe, den Kleinen nicht zu verlieren, da er immer wieder stehen blieb. Inzwischen war Dunkelheit über die Stadt hereingebrochen und die Straßen wurden von dem gelblich schummrigen Licht der Laternen schwach erleuchtet. Die größeren Straßen waren durch die Beleuchtung der Läden und Hauseingänge hell genug, doch die kleineren Seitengassen lagen im düsteren Zwielicht. Wäre Ezio nicht mit der Diebesgilde dieser Stadt im Bunde, würde er es nicht wagen, diese verwinkelten, leeren Straßen mit dem Jungen zu durchqueren, aus Angst, überfallen zu werden. „Wenn du venezia so schon für bestaunenswert hältst, dann musst du diese Stadt erst einmal bei carnevale erleben. Alles ist geschmückt, Künstler von nah und fern drängen sich auf jeder Straße, fahrende Händler bieten ihre Waren feil, jeder trägt wunderbar verzierte Masken und es liegt eine allgemein fröhliche Stimmung in der Luft. Der Gestank der Kanäle wird fast vollständig von den verschiedensten Gerüchen aus fernen Ländern überlagert und alle Menschen feiern. Es ist einfach wundervoll zu dieser Zeit hier.", schwärmte Ezio dem Jungen vor. Staunend drehte dieser sich im Kreis und versuchte sich das Bild jenes Venedigs vorzustellen, welches sein Meister vor seinem inneren Auge hervor gerufen hatte. Dabei stolperte er über einen hervorstehenden Stein der Straße und wäre gestürzt, hätte Ezio ihn nicht abgefangen. Tadelnd sah er seinen kleinen Bruder an. „Du solltest besser aufpassen. Wenn du deine Umgebung nicht im Auge behältst, wirst du zur leichten Beute deiner Verfolger. Du musst Eins werden mit deiner Umgebung, nutze sie aus!" Eifrig nickte der Junge, dankbar für die neue Lektion. Er war wirklich ein guter Lehrling. Ezio hoffte nur, dass er seine Ratschläge auch beherzigte und sie nicht alsbald wieder vergaß. Er führte Pietro um eine Straßenecke herum und grinste, als der Kleine erstaunt ausrief: „Wow, wie schön!" Lachend ging er um seinen kleinen Bruder herum auf die riesige Brücke zu, breitete die Arme aus und drehte sich beim sprechen um: „Und hier befinden wir uns auf der Rialto Brücke. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick über den canale grande - und zu dieser Zeit auch auf den Mond." Der Junge, unfähig ein Wort heraus zu bringen, schloss zu Ezio auf und hielt sich wieder an dessen Arm fest, als würde er ohne diese Stütze bald umkippen. „Und von hier aus ist es auch nicht weit zu meinem Lieblingsplatz. Willst du ihn sehen?", lächelte der Assassine leicht. Pietro sah ihn mit seinem freudestrahlenden Gesicht an und nickte. „Ja, bitte, bitte nimm mich mit dahin, fra'!" „Na gut, dann lass uns gehen!", lachte er und wandte sich zum Gehen. Er führte den Kleinen über die Brücke und in eine kleine Seitengasse. Hier war es so dunkel, dass man kaum etwas sehen konnte, da die Hauswände so dicht beieinander waren. Doch Ezio brauchte auch nichts sehen. Er hätte den Weg auch blind gefunden. So oft war er schon hier her gekommen. Damals. „Ich habe bisher noch niemandem von diesem Ort erzählt, geschweige denn ihm diesen gezeigt", flüsterte er an Pietro gewandt. Sofort konnte er die Ehrfurcht in dessen Augen aufblitzen sehen, aber auch ein kleines bisschen Stolz. Vor einem unscheinbar wirkenden, kleinen Haus blieb Ezio schließlich stehen. Es war vom Alter gezeichnet. Die Farbe war abgeblättert und die Mauer war von Rissen durchzogen. Perfekt, um leicht daran hinauf zu klettern. Es würde gewiss auch für Pietro leicht werden. „So, Kleiner. Kannst du klettern?“ Dem Jungen fielen vor Schreck beinahe die Augen aus dem Kopf. „Du meinst hier hoch?!“ „Si. Es ist nicht so schwer. Siehst du hier die Risse, die quer durch die Mauer laufen? Du kannst sie nutzen, um dich daran festzuhalten. Es ist fast so, als würdest du eine Leiter hoch klettern.“ Zweifelnd schaute Pietro die Wand hinauf. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich noch da hin will...“ Ezio kniete sich vor seinen fra' und legte diesem die Hände auf die Schultern. „Sieh mich an. Du schaffst das, glaub mir. Ich weiß das. Und solltest du doch einmal abrutschen, ich stehe doch hier unten und fange dich auf. Du brauchst keine Angst zu haben. Erinnere dich einfach daran, was ich dir gesagt habe. Achte auf deine Umgebung und nutze sie.“ Der Junge fasste sich wieder und sah nun mit entschlossenem Gesichtsausdruck die Wand an. Tief durch atmend ging er darauf zu und legte die Hände auf Kopfhöhe an einen Riss. Noch einmal drehte er sich zu Ezio um. Und als dieser ihm ermutigend zunickte, stemmte er einen Fuß in einen weiteren Riss und zog sich hoch. Stück für Stück kletterte der Kleine immer höher und Ezio drückte unten im Geheimen die Daumen. Als Pietro sich letztlich auf das Dach zog, atmete der Assassine erleichtert auf und kletterte schnell hinterher. „Gut gemacht, Pietro. Ich wusste, dass du es schaffst. Damit hast du einen weiteren wichtigen Schritt auf deinem Weg gemacht.“ Der Junge strahlte vor Glück, aber auch Erleichterung. Sein Atem ging schwer, sodass Ezio ihm eine kleine Verschnaufpause gönnte. „Wollen wir dann? Es ist nicht mehr weit.“, fragte er nach einer Weile. „Müssen wir wirklich schon wieder nach Hause?“, fragte Pietro quängelnd. Er hatte sich in Venedig gerade eingelebt und hatte bei Weitem noch nicht alles gesehen. Es war nicht verwunderlich, dass er noch bleiben wollte, zumal ihm Innocento versprochen hatte, ihm in den folgenden Tagen beizubringen, wie man Farbe mischte. „Genau, müsst ihr wirklich schon abreisen? Ihr seid doch gerade erst angekommen...“, pflichtete Leonardo dem Kleinen bei. Auch der Künstler sah geknickt aus, hatte er doch mit längerem Aufenthalt seines Freundes gerechnet. Ezio lachte. „Amico mio, Ihr solltet es doch gewohnt sein, dass ich schneller wieder fort bin, als erwartet.“, er wandte sich an seinen Bruder, „Und ja. Wir müssen jetzt schon aufbrechen. Onkel Mario ließ mir eine Nachricht zu kommen, dass wir endlich eine Botschaft erhalten haben.“ Frustriert senkte der Junge den Blick. Langsam ging er in Richtung Tür, um sich von Innocento und Agniolo zu verabschieden. „Und wann darf ich wieder mit Euch rechnen?“, fragte Leonardo seltsam tonlos. Als Ezio zu seinem Freund aufsah und in dessen Augen schaute, traf ihn deren trauriger Blick wie ein Schlag. Schnell wandte er sich ab. Er konnte dem Blick nicht standhalten. „Ich kehre so bald wie möglich wieder zurück. Ihr seid mir noch eine Erklärung schuldig.“ Ohne ein weiteres Wort folgte der Assassine seinem Lehrling aus dem Raum und ließ den fragend drein blickenden Künstler zurück. Ezio hätte nie gedacht, dass ihm ein Abschied so mitnehmen konnte. Bisher war er immer gegangen, bevor Leonardo am Morgen aufwachte. Es war das erste Mal, dass er sich tatsächlich verabschieden musste. Und das hatte ein bisher nicht gekanntes Gefühl in ihm erweckt, eines, welches er liebend gern nicht kennen gelernt hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)