Missing Leonardo von Sho-Lin-Na (Ezio/Leonardo, (Altaïr/Malik)) ================================================================================ Kapitel 3: Zwischenkapitel - Stop! ---------------------------------- Vor seinen Augen verschwamm die Umgebung und gleißend helles Licht zwang ihn dazu, sich die Augen mit der Hand abzuschirmen. Was passierte hier mit ihm? Ezio blinzelte durch seine Finger und versuchte etwas zu erkennen. Doch um ihn herum war alles nur weiß. Plötzlich lichtete sich der blendende Nebel und neue Strukturen zeichneten sich vor seinen Augen ab. Er war in einem merkwürdigen Raum, alles schien grau in grau und keine rechte Farbe schien hier Halt zu fassen. Über ihm war eine grelle Röhre, die kaltes Licht auf ihn hinab warf. "Wo bin ich hier?", fragte sich Ezio leicht panisch. "Wie bin ich hier her gekommen?" "Ganz ruhig, Desmond. Wir machen nur eine kleine Pause." Ezio erschrak, als er der blonden Frau neben sich gewahr wurde, die irgendetwas an seinem Arm machte. Sie sprach zwar zu ihm, doch verstand er ihre Worte nicht. Was war das für ein Hexenwerk?! Er versuchte, vor ihr zu fliehen, doch da merkte er, dass er auf einer Art Stuhl saß und an diesem festgebunden war. Er griff nach seinen Waffen - doch sie mussten ihm abgenommen worden sein. "Desmond, beruhig dich doch!", redete die Frau wieder auf ihn ein, ohne dass er auch nur ein Wort verstand. "Ma che cazzo?!", rief Ezio aus und er spürte, wie sein Herz wie wild schlug. Sein Atem ging flach und hektisch und der Assassine suchte nach einem Ausweg. Er musste hier raus! Das war gewiss eine Falle der Templer! Seine Augen huschten durch den großen Raum und er erblickte zwei weitere Personen, einen Mann und eine Frau. Und erst jetzt fiel ihm die seltsame Kleidung seiner Entführer auf. Doch immerhin trugen sie keine Waffen. Aber - vielleicht waren sie ihm so hoch überlegen, dass sie keine Waffen brauchten, um ihn auszuschalten? Immerhin hatten sie ihn auch gefangen nehmen können, ohne dass er es gemerkt hatte. Seine Entführer sahen ihn verständnislos an. Anscheinend sprachen sie seine Sprache nicht! "Desmond, du redest italienisch! Bitte sprich so, dass wir dich verstehen!", sagte die blonde Frau wieder, in ihrer Stimme lag ein betender Ton. Um was hatte sie ihn gebeten? "Maledetta merda!", fluchte er. Was war hier nur los?! "Ich glaube, er hält sich noch immer für Ezio.", flüsterte der Mann der Blondhaarigen zu. Ezio hielt inne, als er seinen Namen hörte. Das wurde von den dreien natürlich registriert. "Ja, er reagiert auf den Namen! Oh, Gott! Er war viel zu lange drin!", meinte die Blonde. "Das legt sich schon wieder", entgegnete die andere Frau. "Ezio, verstehst du mich?", fragte der Mann an ihn gewandt. Ezio sah ihn misstrauisch an. Wieso beherrschte er seine Sprache? "Si. Wer seid ihr? Warum bin ich hier? Was wollt ihr?", wollte Ezio wissen. Noch immer war er panisch, doch er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Die beiden Frauen sahen sich verdutzt an. "Shaun, du kannst italienisch? Was sagt er?", fragten sie neugierig. Doch der Mann winkte ab. "Du bist hier in der Wirklichkeit. Erinnere dich, du bist Desmond Miles, nicht Ezio Auditore. Das hier ist nicht die Renaissance. Wir sind deine Freunde.", versuchte der Mann vorsichtig in einem freundlichen Ton zu erklären. "Ich bin Shaun." Irgendetwas in ihm sagte Ezio, dass der Mann die Wahrheit sagte. Er sah an sich herunter - und erschrak erneut, als er auch sich in dieser eigenartigen Kluft sah. Doch langsam übernahm eine leise Stimme in seinem Kopf die Kontrolle und er wurde sich selbst wieder als Desmond bewusst. "Was ist passiert? Warum hatte ich diese Einbildung?", fragte er, jedoch immer noch auf italienisch. "Das ist der Sickereffekt. Desmond, schön, dich wieder hier zu wissen. Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe dich zu lange dem Animus 2.0 ausgesetzt. Das war unverantwortlich von mir.", entschuldigte sich Shaun, ebenfalls auf italienisch. Dann fügte er auf englisch hinzu: "Er ist wieder er selbst. Er muss nur noch die Sprache differenzieren, dann ist er wieder ganz der Alte." Lucy und Rebecca atmeten erleichtert auf. Doch Desmond sah Shaun verwundert an. Noch nie hatte dieser sich bei ihm für irgend etwas entschuldigt und schon gar nicht so direkt und ausführlich. Es schien ihm wohl wirklich Leid zu tun. Auch wenn die anderen die Entschuldigung nicht verstanden hatten, so war es für Desmond ein riesiger Schritt in Richtung einer Freundschaft. Vielleicht würde Shaun ja in Zukunft etwas offener und freundlicher zu ihm sein? Wer wusste das schon? Er lächelte. Er würde es für sich behalten. Shaun wollte bestimmt nicht, dass die Frauen mitbekamen, dass er auch eine nette Seite zeigen konnte. "Shaun, versprich mir, dass du ihn nicht mehr so lange drin lässt. Seine Werte haben schon einen kritischen Bereich angenommen.", bat Rebecca nun. "Keine Sorge, Rebecca. Ich bin ein Assassine, wir sind zäh.", antwortete Desmond für Shaun und zwinkerte sie aufmunternd an. Überrascht, dass er wieder englisch sprach und dann auch noch Shaun verteidigte, sahen ihn alle drei an. Dann lachten sie und Desmond stimmte freudig in das Lachen mit ein. "Aber jetzt geh dich erst einmal ausruhen, wir machen morgen weiter.", sagte Lucy schließlich. Desmond nickte und ging in Richtung seines Zimmers. Auf halben Wege wurde er von Shaun eingeholt. "Nur noch eine Sache. Das nächste Mal, wenn du rein gehst... Vergiss nicht, wer du wirklich bist. Behalte immer einen klaren Kopf im Animus.", flüsterte er ihm zu und sah ihn eindringlich an. Dann verschwand er wieder hinter seinen Monitoren. Was hatte diesen plötzlichen Sinneswandel in Shaun ausgelöst? Warum sorgte er sich auf einmal so um Desmond? Oder sorgte er sich einfach nur um das Projekt? Jedenfalls hatte er eben wahrhaftig tiefe Besorgnis in Shauns Augen gesehen. Bisher war dort immer nur Platz für klatherzige Arbeitswut gewesen, die nur die Zahlen und Erfolge sah, nicht jedoch den Mensch und die Leiden, die dahinter steckten. Was hatte ihm die Augen geöffnet? Tatsächlich sein kleiner Aussetzer, dank des Sickereffekts? Kopfschüttelnd betrat er sein Zimmer und ließ sich auf die miefige Matraze sinken. Er legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während er die Decke anstarrte. Und wieso konnte Shaun italienisch? War er jemals in Italien gewesen? Oder hatte er es als Kind gelernt? Doch seine Aussprache war ohne jeglichen Akzent. Es kam ihm so vor, als wäre es seine Muttersprache. Nur wie konnte das sein? Desmond wusste, dass Shaun in England aufgewachsen war. Auch seine Eltern waren, soweit er sagen konnte, nie in Italien gewesen. Doch auf einmal schlich sich eine andere Frage in seine Gedanken. Warum war der Sickereffekt bei Ezio so stark, dass er sogar italienisch sprach, wenn er wieder aus dem Animus stieg? So weit er sich erinnern konnte, war das bei Altaïr nie so gewesen. Er konnte nicht einmal ein einziges arabisches Wort. Wieso konnte er dann fließend italienisch? Doch ehe er über eine Antwort nachdenken konnte, hatte die Erschöpfung ihn eingeholt und er war in einen tiefen, traumlosen Schlaf gesunken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)