EX von Kuran ================================================================================ Kapitel 10: Erogide - 3.0 ------------------------- In der ersten Nacht, die ich nun auf Lykratek verbrachte, fand ich nicht eine Minute Schlaf. Ich war unruhig und wälzte mich ständig hin- und her, dachte an das, was Kytakes mir anvertraut hatte. Noch immer konnte ich nicht verstehen, warum sie sich gerade mir anvertraute, und was ich nun tun sollte, um ihr und ihrem Volk zu helfen, wusste ich auch noch nicht. Sie dachte wohl, dass ich stark gewesen sein musste, stark genug, um sie zu beschützen, allerdings bedachte sie dabei nicht, dass ich eben ein nur ehemaliger Anwärter zur Führung von Kampfmaschinen gewesen war und ich nicht einmal mehr die Berechtigung hatte eine solche Maschine zu nutzen und selbst wenn stand mir keine zur Verfügung... War sie wirklich die Einzige, die von dem bevorstehenden Untergang ihres Sterns wusste? Womöglich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Lykrateker, so, wie ich sie bisher einschätzen konnte, dann so ruhig bleiben würden. Das musste nicht leicht für Kytakes gewesen sein, dieses schreckliche Schicksal für sich zu behalten... Nun mochte sie sich vielleicht ein wenig besser fühlen, nachdem sie sich jemandem anvertraut und Hoffnung auf Rettung geschöpft hatte, aber was, wenn ich ihr nicht helfen konnte? Die Bedrohung, mit der sie es nun zu tun hatten, waren weitaus grausamer und skrupelloser, als sie es sich hätte ausmalen können... Wenn ich recht in der Annahme war, dass es sich um die Übeltäter handelte, die ich vermutet hatte... Als Einziger konnte ich gegen diesen Feind kaum etwas machen, aber was sollte ich sonst tun? Ich hätte mich in meine Kapsel setzen und fliehen können, bevor es so weit war, aber ich wollte diese liebenswürdigen Kreaturen nicht im Stich lassen wollen... Nicht eine Sonne drehte sich um Lykratek, nur vier volle, beinahe silberne Monde, die Licht schenkten, so sah der Morgen nicht anders aus als andere Tageszeiten, die in angenehmer Dunkelheit anhielt. Es wäre wohl auch unerträglich heiß gewesen, würde eine Sonne auf den Sand strahlen, sodass man nicht einen Schritt vor den anderen setzen konnte. Mir war nicht nach Essen zumute, nichtmal einen Schluck Wasser konnte ich zu mir nehmen. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit, welches Kytakes mit mir geteilt hatte, hielt mich gefesselt und schien mich nicht mehr loslassen zu wollen. Irgendetwas musste mir einfallen, eine Lösung, eine Möglichkeit, damit ich irgendetwas tun konnte, doch in erster Linie war da meine Angst, die Angst, dass ich noch einmal eine Stern-Auslöschung miterleben musste... Der Blick in die Gesichter der Kinder machte alles nur noch schwieriger für mich. Die Lykrateker waren wirklich ein wunderbares Volk, gute Handwerker, friedliche Kreaturen, die für sich und ihre Welt lebten - dass sie irgendwann nicht mehr existieren sollten wollte ich mir gar nicht vorstellen. Ich zog mich nun wieder in die Hütte, die man mir als Unterschlupf zur Verfügung gestellt hatte, zurück und versuchte, meine Gedankengänge in sinnvolle und effektive Richtungen zu leiten. Mir stellten sich ungemein viele Fragen - sollte ich dem Volk von dem erzählen, was Kytakes mir erzählt hatte und sie warnen? Sollte ich abreisen und versuchen irgendwo Hilfe zu holen? Und wenn, wohin sollte ich, und an wen sollte ich mich wenden? Wenn man das hektische Treiben des Volkes beobachtete erkannte man schnell, dass die Zeremonie-Vorbereitungen auf Hochtouren waren, also konnte es nicht mehr lange dauern bis zum Fest. So viel Zeit bliebe mir also nicht um Hilfe zu holen... Ganze zwei Tage hatte ich bis hierher gebraucht und auf dem Weg nach Lykratek befanden sich kaum bewohnte Sterne und Kolonien, wömöglich auch keine Krieger oder sonstige Trupps, die relevant gewesen sein könnten... Mit bloßen Händen und vorallem alleine konnte ich nichts tun, außer zusehen, wie alles in Schutt und Asche verwandelt wurde... Später beschloss ich noch einmal mit Kytakes zu reden, allerdings konnte ich sie nirgends im Dorf finden. Man erzählte mir, dass sie oft durch die Gegend streunte, besonders oft an den gespaltenen Felsen, wo ich sie nun auch aufsuchen wollte. Der Weg dorthin war nicht unbedingt kurz - sie musste schon ziemlich früh losgegangen sein, aber vielleicht war es auch nur die Ungewohnheit für mich, sich durch dicken Sand kämpfen zu müssen, der Meter für Meter höhere Gipfel zu bilden schien. Dort angekommen fand ich sie dann schnell und gesellte mich zu ihr. Sie saß an einem kleinen Bach, umgeben von wunderschönen großen tropischen Pflanzen, die sich von den wenigen durch die Felsen scheinenden Mondstrahlen ernährten und mit ihren neonblauen Blättern Auffangquellen für Wasser boten. "Hilfst du uns?" Ihre Füße, in schäbige Bandagen gewickelt, zogen kleine Bahnen durch das seichte Wasser und ihre Finger sortierten ein paar kleine Steine, die sie sorgfältig neben sich platzierte. "Ich möchte es versuchen, ja...", seuftze ich, "Aber ich bin mir noch nicht sicher darüber, was ich für euch tun kann." Ihre Augen starren mich entsetzt an und ihre zarten Finger lassen das grüne Steinchen sofort zurück ins Wasser fallen. "Du sagtest, dass du ein Anwärter seist! Anwärter können kämpfen, mit Maschinen!" "Ehemaliger Anwärter... Ich habe weder die Erlaubnis noch eine Maschine, mit der ich euch helfen könnte." "Du bist ein Lügner, Fremder! Ich sehe dir doch an, dass du ein Krieger bist! Ehemalig oder nicht, du kannst kämpfen, also kämpfe für meinen Planeten und hilf, anstatt unnötig durch die Galaxy zu reisen, ohne Sinn und Ziel!" Ich konnte ihre Wut und ihr Unverständnis gut verstehen, allerdings änderte das nichts an der Tatsache, dass ich über keinerlei Kampfmaschinen verfügte, die ich nunmal brauchte, um ihr helfen zu können. Die Armee des Feindes war weitaus größer, als sie es sich vorstellen konnte, und ich alleine würde für sie nur ein kleines Hindernis sein. "Ich brauche eine Kampfmaschine.", wiederholte ich, "Nur dann kann ich euch helfen. Ich habe nur eine Raumkapsel, nichts, womit man kämpfen oder sich verteidigen könnte und Waffen besitze ich auch nicht. Mit bloßen Händen werde ich nichts gegen sie tun können..." Nun sah sie ein, dass es so keinen Zweck hatte. Sie rang nun mit den Tränen und schluchzte bitterlich auf, rieb sich hektisch mit dem Ärmel übers Gesicht und warf wutentbrannt die Steine ins Wasser, die sie vorher so mühevoll hatte rausfischen müssen... "Ich will nicht, dass wir alle sterben müssen! Wir haben nichts getan, wir wollen nichts von ihnen, warum wollen sie uns und unseren Planeten?!" "Aus reiner Habsucht. Einen anderen Grund gibt es nicht." Langsam beruhigte sie sich wieder, atmete tief ein und aus und trocknete die letzten Tränen in den Augenwinkeln. "Woher bekommen wir Maschinen? Können wir welche selbst bauen? Wir haben viele Baustoffe, die man verwenden könnte..." "Eine Maschine selbst zu bauen würde Jahre dauern, das ist unmöglich, selbst dann, wenn wir viele helfende Hände hätten. Uns würden andere Maschinen fehlen, die wir zum Bau benötigen. Aber..." Der Gedanke, der mir durch den Kopf tanzte, war schier wahnsinnig. "Ich weiß, wie ich an eine Maschine heran komme..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)