Die Fragen des John Watson von Eispfote (BBC Sherlock) ================================================================================ Kapitel 1: Seit wann braucht Sherlock zum Denken Nikotinpflaster? ----------------------------------------------------------------- "Keine Chance Sherlock. Ab jetzt werden sie keinerlei Drogen mehr nehmen und auch nicht besitzen. Rauchen sollten sie auch nicht mehr. Das war ein einmaliges Angebot. Verspielen sie es nicht." "Aber sie wollen doch, dass ich ihnen bei ihren Fällen nützlich bin. Ich brauche es. Es bringt mich auf eine Ebene in der alle unwichtigen Dinge verschwinden. Nur wenn ich auf einem Trip bin, kann ich die Dinge so objektiv aus der Ferne betrachten. Und dann soll ich noch nichtmal rauchen?" "Mein Gott nehmen sie halt ein Nikotinpflaster." "Ein Nikotinpflaster wird wohl kaum reichen um..." "Dann nehmen sie halt zwei!!" Kapitel 2: Warum schießt Sherlock gleich auf Wände, wenn ihm langweilig ist? ---------------------------------------------------------------------------- Ihm war so langweilig. Und er dachte an Drogen. Er dachte immer an Drogen, wenn ihm langweilig war. Was er damals dem Inspektor Detektiv gesagt hatte, war nicht alles gewesen - natürlich nicht. Er brauchte dieses Rauschen in seinen Adern. Er musste über den Dingen stehen können. Wenn er einen Fall hatte, war er ein Übermensch. Die anderen waren nur dumme Geschöpfe für ihn. Alles drehte sich um die Lösung, nichts anderes erlaubte er sich, keine anderen Gedanken, ja nicht einmal Essen. Er war eine Maschine - er funktionierte. Aber wenn nicht, wenn er sich "langweilte", dann waren sie da: Gedanken über ihn selbst, Gedanken über die anderen, Gefühle wie...Einsamkeit. Es war sinnlos - es blockierte ihn. Zog wirre Spuren durch seinen Kopf und hinderten ihn daran einen klar zu sehen - wahrzunehmen. Und seine ganze Existenz schien so... sinnlos. Seine Griff um die Pistole wurde fester, als... KLACK Die Tür. John kam nach Hause. Endlich. Er öffnete die Augen und richtete die Pistole auf die Wand. Er brauchte Geschrei. Er brauchte Diskusionen. Er brauchte Ablenkung. PENG PENG PENG PENG "Was zur Hölle..." Er wollte John nicht vergraulen. "Bin gelangweilt" Wenn John ginge, wäre er wieder... STOP! Nicht denken! "Was?" Zu wenig. Viel zu wenig! Erst nachdem er "gelangweilt!" geschrien und noch ein paar mal geschossen hatte, nahm John mit funkelnden Augen die Pistole an. Es war gefährlich einen Soldaten mit einer Pistole zu reizen. Nicht so gut wie Verbrecherjagt. Nicht so gut wie Drogen. Aber besser als gar nichts. Kapitel 3: Bin ich egoistisch? ------------------------------ "Du hast gelogen." "Bitte?" Irritiert hielt John inne, die Jacke halb angezogen, die Hand schon am Türgriff. "Damals im Restaurant, als wir unser kleines Missverständnis hatten." "Hör mal Sherlock, kann das bis später warten? Ich bin auf dem Weg zu Sarah." "Eben, Sarah." Jetzt wusste er gar nicht mehr, was Sherlock von ihm wollte. Er tat also das einzig vernünftige und wartete bis Sherlocks Ausführungen verständlicher wurden. "Du sagtest, die Dinge seien gut so wie sie sind, aber kurz darauf angelst du dir Sarah." Ach so. Das meinte er. "Damals war es auch in Ordnung. Bis ich Sarah traf. So sind die Menschen eben. Sie sind so lange zufrieden, bis sich eine neue Möglichkeit eröffnet und dann setzen sie die Messlatte höher. In Afghanistan reichten mir auch zwei Stunden Schlaf und etwas Fertignahrung im Magen." Der Mann auf dem Sofa starrte ihn missmutig an. Doch John war nicht gewillt seine Aussage zu ändern. Zügig zog er sich die Jacke richtig an. "Dann ist diese Wohngemeinschafft auch nur so lange in Ordnung, bis du die Möglichkeit bekommst bei Sarah einzuziehen?" Erstaunt drehte John sich zu ihm. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht. Aber viel wichtiger war: "Bist du eifersüchtig?" Als Antwort setzte Sherlock seine Geige an und John floh aus der Wohnung. Zügigen Schrittes eilte er durch die Straßen und atmete die immer kälter werdende Abendluft ein. Das Gespräch hatte ihn zum Denken gebracht. Als er Sherlock kennen gelernt hatte, war er von ihm fasziniert gewesen. Wenn er ehrlich war, dann hatte sich daran auch nichts geändert. Aber gelogen hatte er nicht. Auch als Sherlock ihn so kalt abserviert hatte, waren die Dinge so in Ordnung gewesen. Er hatte eine günstige Wohnung, konnte somit in London bleiben und er hatte jemanden kennen gelernt, der ihn von Afghanistan ablenkte. Und dann kam Sarah. Sie war nicht so faszinierend wie Sherlock - nicht so mitreißend und voller ungeklärter Fragen. Aber sie war nett und hübsch, äußerst sympathisch und sie war sogar damit klar gekommen, dass sie als Geisel gehalten wurde. Er war zufrieden mit der Situation. Er hatte Sherlock als besten Freund und Mitbewohner und Sarah als Freundin. Aber vielleicht hatte der Consulting Detective wiedermal Recht. Vielleicht war die Situation nur so lange in Ordnung, bis er bei Sarah wohnen konnte oder - wahrscheinlicher - bis sich herausstellte, dass Sherlock tatsächlich eifersüchtig war und seine Definition von "zufriedenstellende Situation" geändert hatte. John kam sich verlogen vor, als er an Sarahs Tür klopfte. Er war ein eiskalter Egoist, als er sie anlächelte und ihr wie immer einen Begrüßungskuss gab. Das war nicht immer so gewesen, aber heute fühlte in dem Moment als sich ihre Lippen berührten, dass er die Messlatte höher gesetzt hatte. Kapitel 4: Warum läuft Mycroft ständig mit diesem Regenschirm durch die Gegend? ------------------------------------------------------------------------------- Eilig bahnte sich Anthea einen Weg durch die Menge. Die Leute murrten, als sie zur Seite gestoßen wurden, verstanden die Dringlichkeit ihres Anliegens nicht - es war doch sowieso zu spät, die Bombe war längst hoch gegangen, die Opfer geborgen. Anthea wusste als einzige, dass es noch eine Person gab die Hilfe benötigte, denn sie war die einzige Person, die von der wahren Bedeutung des unscheinbaren Regenschirms in ihrer Hand wusste. Jeder hatte seine eigene Strategie um sich zu beruhigen und seine eigene Macke um sich ein Stückchen Sicherheit zu verschaffen. Die einen rauchten, die anderen trugen einen Schal oder zogen die Jacke fester zu, wieder andere hatten einen Schlüsselanhänger den sie heimlich berührten. Und Mycroft hatte seinen Regenschirm. Er war ihm eine Stütze, wenn ihn etwas bedrückte, half ihm die Leute auf Abstand zu halten und seinen Worten Nachdruck zu verleihen, er hielt die Seriosität und die Maske aufrecht die der ältere Holmes für seinen Job brauchte und war ganz nebenbei auch noch nützlich. Und er hatte ihn liegen lassen. Sobald sie den Unfallort erreicht hatten, war er aus dem Wagen gestürmt und hatte den heiligen Regenschirm wortwörtlich links liegen gelassen. Das hatte Anthea noch nie erlebt. Keiner traute Mycroft allzu viele Gefühle zu - keiner außer ihr. Darum war sie auch die einzige, die fast immer wusste, was ihr Chef gerade brauchte. Und jetzt brauchte er seinen Regenschirm - dringend. Sie hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, als sie ihn erblickte. Fast regungslos stand er da und beobachtete wie sein Bruder in den Krankenwagen verfrachtet wurde. Doch sie konnte erkennen, wie er beunruhigt seine Hände knetete und sie unsicher zu seinen Anzugtaschen und wieder zurück vor seinen Körper wanderten. Sie zitterten leicht. Als sie vorsichtig näher trat, erkannte sie die Sorge um seinen Bruder und die Schuldgefühle in seinen Augen. Mit einem leisen Laut machte sie sich bemerkbar und schob ihm diskret den Regenschirm zu. Kurz blickte er sie dankbar an, bevor er sich mit beiden Händen auf den Schirm stütze und so, fast wie von selbst, eine geradere Haltung annahm. Zusehens gefasster beobachtete er den davon fahrenden Krankenwagen. "Also", äußerte er schließlich und klemmte sich den Regenschirm unter den Arm (kein Wunder, sie würde auch etwas zum Drücken haben wollen, wenn die Überlebenschance ihres Bruders unklar wäre) "Geben sie dem Fahrer bescheid, er soll sich darauf vorbereiten in den nächsten Minuten zum nächstgelegenen Krankenhaus zu fahren. Ich hab hier noch ein paar Dinge zu besprechen." Er machte auf dem Absatz kehrt und ließ das Ende des Schirm geräuschvoll auf den Boden treffen, bevor ein sich noch einmal umdrehte. "Und sorgen sie dafür, dass ich eine vernünftige Telefonverbindung zu den Verantwortlichen vom Secret Service bekomme, sobald ich im Wagen bin. Denen mache ich die Hölle heiß." "Er liebt seinen Bruder", dachte Anthea als sie beobachtete wie Mycroft, entschlossen seinen Regenschirm aufsetzend, von dannen schritt. "Längst nicht immer und er zeigt es auf seine eigene verschrobene Art und Weise aber irgendwo im Inneren liebt er seinen Bruder abgöttisch." Kapitel 5: Warum bittet mich Sherlock manchmal um so seltsame Dinge? -------------------------------------------------------------------- Still grinste Sherlock in sich hinein. John hatte ihm nur noch den Tee gebracht und war dann innerhalb von Sekunden auf dem Sessel eingeschlafen. Kein Wunder, der letzte Fall hatte ihnen auch nicht viel Zeit gelassen. Und nun lag er da und schlummerte wie ein Baby. Sein Kopf war zur Seite gesunken, sein Mund leicht offen und einzelne blonde Strähnen seines, in letzter Zeit gewachsenen Haares hingen ihm über die Augen. Da! Dort war es schon wieder. Dieses verräterische Zucken seiner Finger. Dieser Impuls ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Dabei war das vollkommen unlogisch. John störten die Haare anscheinend nicht, sonst würde er ja davon aufwachen und wenn er davon aufwachen würde, dann könnte er sich seine Haare auch selbst wegstreichen. Dieser Impuls war unnötig und unlogisch und außerdem lenkte er ihn ständig von der Arbeit ab. Vielleicht sollte er John bitten sich die Haare zu schneiden. Kapitel 6: Wenn Carl Powers Sherlocks erster Fall war, warum hat Moriaty denn damals die Schuhe mitgenommen? ------------------------------------------------------------------------------------------------------------ "Freak!" Der Tritt kam hart und unerwartet, traf in die Magengrube und schmiss ihn zu Boden. Würgend krallte der Zwölfjährige die Finger in den Dreck und versuchte nicht zu kotzen. Die Genugtuung wollte er dem Älteren nicht gönnen. "Das kommt eben davon, wenn man meint den Klugscheißer spielen zu müssen, du kleiner Psycho!" Der nächste Tritt war voraus zu sehen aber der Junge war noch zu sehr damit beschäftigt den Schmerz und den Würgereiz des ersten zu unterdrücken und konnte nicht schnell genug ausweichen. Mit einem grauenvollen Knacken brach seine Nase. Der Schmerz drang durch seinen ganzen Kopf, seine Augen brannten und er biss sich auf die Lippen - immer noch entschlossen keine weitere Schwäche zu zeigen. "Oh nein!", erklang es nun gespielt schockiert von oben herab. "Böser Jimmyli!", triezte der Vierzehnjährige nun. "Schau nur was du mit meinen geliebten Schuhen getan hast!" Dabei stellte seinen Fuß auf der gebrochenen Nase ab, sodass Jim für einen Moment die Augen schließen musste um den Schmerz zu verkraften. Als er die Augen wieder öffnete, war nichts darin zu sehen außer abgrundtiefem Hass. Langsam wanderte sein Blick hinauf. Von den polierten Turnschuhen, die nun mit seinem Blut befleckt waren, über die Jeanshose an deren Umschlag kleine Hautfetzen hingen bis hin zum ekelhaft lächelnden Gesicht von Carl Powers und dem unverschämt klaren Himmel darüber. Wie der diese Schuhe hasste. Wie er diesen Jungen hasste. Wie er diese Welt hasste. Diese unerbittliche unfaire Welt, die den eigentlich durch seine Krankheit als Außenseiter geltenden Carl Powers durch seine Schwimmfähigkeiten in eine so machtvolle Position hob, während er selbst wegen seiner intellektuellen Fähigkeiten vor ihm im Dreck lag. Die Welt die seine Mutter krank gemacht hatte. Die Welt, die seinen Vater nach einem "fairen Prozess" ins Gefängnis schickte obwohl ihm einfach keine andere Möglichkeit geblieben war um an das Geld zu kommen, die diesen verachtungswürdigen Carl Powers aber niemals bestrafen würde. Sie hatten gelogen, ihnen Märchen erzählt. Diese Welt war nicht gut. Sie war es nie gewesen und würde es auch nie sein. Alle hielten sie ihre perfekte unschuldige Fassade aufrecht, so wie Carl es tat, wenn Erwachsene dabei waren, und doch logen sie sich und der Welt nur ihre Gerechtigkeit vor. Und jeder der versuchte wirklich fair zu spielen würde am Ende verlieren. Und in diesem Moment, mit Blick auf sein eigenes Blut an diesen verdammten, frisch polierten Schuhen, entschied Jim Moriaty seine Pläne über den Haufen zu werfen. Er würde nicht warten bis er erwachsen war um es allen zu zeigen. Er würde seine Fähigkeit in Macht umwandeln so wie Carl es getan hatte. Er würde nur noch für sich allein spielen und vor allem würde er nie, niemals wieder vor jemandem im Dreck liegen. Kapitel 7: Was würden Harry und Sherlock wohl von einander halten? ------------------------------------------------------------------ Als die Tür sich öffnete, registrierte Sherlock sofort alle Details der ihm gegenüber stehenden Person. Harriot Watson war nur ein paar Zentimeter kleiner als John und obwohl sie einige Jahre jünger war, durchzogen kleine Fältchen ihre Gesichtszüge. Ihr Haar war gerade mal kinnlang und ein wenig dunkler als Johns, dafür hatten sie dieselben Augen. Über ihrem knielangem Kleid trug sie eine Jacke mit halblangen Ärmeln, die allerdings ihre roten Male auf den Unterarmen nicht ganz verdecken konnten. Ohne Zweifel hatte sie sich gekniffen um die Aufregung nicht mit Alkohol nieder zu kämpfen. Kurze Zeit später saßen sie sich mit einer Tasse Tee am Couchtisch gegenüber. John war der einzige, der die bereitgestellten Plätzchen anrührte. In Sherlocks Augen würde sie das fast sympathisch machen, würde er nicht entweder ihren erst kürzlich überwundenen Alkoholkonsum oder ihre Nervosität für ihre Appetitlosigkeit verantwortlich machen. Es herrschte peinliches Schweigen. "Na jedenfalls", begann sie zusammenhangslos und gespielt munter "ich hab meine neue Freundin Holly für heute Nachmittag eingeladen." Neben ihm verzog John kurz das Gesicht. Sherlock hatte Recht gehabt mit seiner Vermutung damals: John mochte Clara. "Ich dachte das wäre okay euch einander vorzustellen. Gerade weil du ja auch deinen Freund mitgebracht hast." Sie lächelte Sherlock gerade zu, als John die Stimme erhob. "Moment mal! Das verstehst du falsch, Harry. Ich sagte, ich bringe meinen Mitbewohner mit." Er warf ihm einen entschuldigenden Seitenblick zu aber der Holmes machte sich schon gar nichts mehr daraus, was andere über sie beide vermuteten. Es war ja nicht so, als wären sie es nicht längst gewohnt. "Eben!", argumentierte die junge Frau weiter, mit einem Gesichtsausdruck zwischen ´na du weißt schon´ und leichter Verwirrung. "Dein Mitbewohner." Irgendwie klang das Wort so beschwörend betont - wie eine Art Code. Einen Moment lang war es still bevor beide Watson Geschwister gleichzeitig vor Erkenntnis die Augen aufrissen und ein kleines "Oh" ausstießen. Doch Harriot begann schneller mit dem Sprechen: "Dann ist es also diesmal wirklich nur ein Mitbewohner?" Verwundert hob Sherlock eine Augenbraue. "Diesmal?" Interessant. Sehr interessant. Wieso hatte er das nicht zuvor schon durch eine Deduktion feststellen können? John zog es vor, ihn zu ignorieren und ihre Aussage mit roten Ohren zu bestätigen. "Dann entschuldige bitte", wandte sie sich lächelnd zu Sherlock "Aber ich bin sicher ihr wärt ein tolles Pärchen." "Du wirst dich vielleicht wundern", antwortete dieser "aber das denken viele." Sie kicherte wie ein junges Mädchen und John schien diese Eigenart wirklich vermisst zu haben, denn er ließ die beiden einfach weiter ihre Albernheiten führen. "Wie ich höre passieren dir solche Fehler nicht", merkte sie nun an. "Nun, gelegentlich kommt das vor ", entgegnete er ohne recht zu wissen, warum er freiwillig einen Fehler zugab, aber bei Harry war es irgendwie etwas anderes. "Um genau zu sein, habe ich dich zunächst für einen Mann gehalten" Sie kicherte erneut. "Es wird dich vielleicht wundern", ahmte sie seine Aussage nach, "aber das denken viele." "Jetzt wo ich dich vor mir sehe klingt es einleuchtend", begann er seine Deduktion ohne darauf zu achten, dass diese Aussage für die meisten Frauen wohl eine herbe Beleidigung war "Das wird wohl nicht nur an deinem Spitznamen liegen, sondern auch an deiner Angewohnheit lieber Hosen und weite Kleidung zu tragen, wie man unschwer an deinen Beinen und an deinem Herumnesteln an dem Kleid erkennen kann, sowie an deinen vormals sehr kurzen Haaren, wenn ich mal davon ausgehe, dass du sie nicht mit Sorgfalt aus dem Gesicht streichst, sobald du in die Sonne gehst. Ich denke übrigens nicht, dass du dir extra für John ein Kleid anziehen musst, auch wenn er mochte, dass du dies während deiner Beziehung mit Clara getan hast. Die Haare allerdings würde ich so lang lassen - es steht dir." Sie lachte auf. "Dankeschön." Scheinbar hatte John sie vorgewarnt, sonst wäre ihr Blick mehr verwundert als neugierig gewesen. "Aber das alles könnte dir auch John gesagt haben", stellte sie ihn auf die Probe "Erzähl uns etwas über Holly" "Sie ist etwas jünger als du. Du kennst sie länger als du in dieser Wohnung lebst - sie hat dir beim Renovieren geholfen - aber zusammen seid ihr erst seit circa einem Monat. Sie hat dir sowohl einen Ring als auch eine Kette geschenkt und sie spielt, so wie ich, Geige." Harriot strahlte ihn an. "Faszinierend" Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Der Anfang des Gesprächs kam ihm in den Sinn und die Gedanken waren ausgesprochen ehe er sie richtig registrierte. "Ich denke, du wärst eine tolle Schwägerin." John spuckte spontan seinen Tee über den Tisch. Kapitel 8: Hat Sherlock das Sonnensystem wirklich verdrängt? ------------------------------------------------------------ Seufzend blickte der 13-Jährige aus dem Fenster. Wie wunderschön der Nachthimmel doch war. Wie faszinierend. Er konnte jedes Sternenbild am Himmel erkennen und beim Namen nennen. Wusste von den wichtigsten Sternen, wie weit sie von der Erde entfernt lagen. Er konnte drei Planeten mit bloßem Auge lokalisieren und die Positionen der anderen 6 in etwa berechnen.* Da oben gab es noch so viel Ungelöstes. So viel zu entdecken. Und doch hatte sein Bruder Recht. Sein ganzes Leben lang, hatte er alles Wissen aufgesogen wie ein Schwamm. Sein ganzes Zimmer war vollgestopft mit Büchern über Astronomie und Chemie, an den Wänden hingen Sternenkarten und Schemata von DNA-Strängen und Neuronenverknüpfungen, auf allen freien Stellen standen Gerätschafften wie ein Mikroskop und ein Teleskop und sogar ein Skelet stand in der Ecke. Zusammen mit seinen verstreuten Experimenten und Notizen war es ein gewaltiges Chaos. "Wenn du nicht aufpasst,", hielt sein Bruder ihm täglich vor "dann sieht es in deinem Kopf bald genauso aus." Also wollte er nur noch das lernen, was wirklich wichtig war. Aber was sollte das sein? Was sollte er aussortieren? Es kam ihm alles so ungeheuer interessant und wichtig vor. Zunächst versuchte die Geburtstage sämtlicher Verwandten zu vergessen. Die brauchte er schließlich nicht. Am Anfang war es schwer Dinge willentlich zu vergessen, doch mit der Zeit hatte er den Dreh raus. Anschließend verdrängte er - sehr zum Missfallen seines Bruders - alle Namen und Daten der Politiker und sonstiger Personen die sich wichtig schimpften. Aber das war nicht genug. Sherlock wusste das. Es reichte nicht, bestimmte Dinge auszugrenzen. Er musste wissen was er machen wollte und genau daraufhin arbeiten. Nur was? Sollte er Wissenschaftler werden? Neue Dinge entdecken und Methoden entwickeln und dabei die ganze Zeit ruhig über Bücher gebeugt sitzen oder im Labor rumhantieren? Was sonst? Die ganze Zeit in Teleskope glotzen und Berechnungen machen? Oder gar Astronaut werden? Alles unheimlich interessant aber irgendwas fehlte ihm. Er wünschte sich, er fände etwas wobei ihm seine Fähigkeit auf die Kleinigkeiten zu achten und sie zu deuten nutzen konnte. Sein Bruder sprach fortwährend von der Politik, davon Leute zu durchschauen und zu beeinflussen. Doch das war nicht seine Welt. Er würde sich zu Tode langweilen. Es schien nicht das richtige für ihn zu geben. Und ihm war auch nichts eingefallen - bis heute. Als er in das Gesicht des Polizisten gesehen hatte, wie er ihn ausgelacht hat, die Schuhe seien nicht wichtig; wie er ihm mit einer Handbewegung empfahl doch lieber wieder spielen zu gehen, da wusste Sherlock, was er tun wollte. Er würde seine Fähigkeiten ausbauen. Er würde wiederkommen und dem Polizisten zeigen wie man einen Fall löste. Er würde alle Morde aufklären können. Alle Personen durchschauen, alle Indizien finden und am Ende würde er die Schlüsse ziehen und den Täter fassen und keiner würde ihn mehr für verrückt erklären. Entschlossen stand er auf und riss die Sternenkarte von der Wand. Er hatte sich entschieden. Er wusste was er noch alles lernen wollte und was er dafür vergessen musste. Resolut rannte er durch sein Zimmer, sammelte all seine Astronomiebücher ein und schlich sich ins Wohnzimmer. Alle schliefen schon, aber es war noch Glut im Kamin. Er wagte einen letzten Blick aus dem Fenster. Ein letztes Mal erkannte er die Sternbilder und wusste um die Planeten, dann setzte er sich auf den Boden. Und Stückchen für Stückchen, Blatt für Blatt verbrannte sein Wissen im elterlichen Kamin. Es tat weh, eine seiner Leidenschaften aufzugeben, doch er wusste das es ihn irgendwann nicht mehr stören würde. Irgendwann würde er vergessen haben, wie faszinierend er den Weltraum einmal gefunden hatte. Denn irgendwann - in 10 oder 20 Jahren - würde er seinen Traum leben. Dann wäre er Consulting Detective. Der einzige der Welt. *Ja, ich weiß mittlerweile gibt es nur noch acht Planeten in unserem Sonnensystem, aber früher waren es halt neun. Und nein, ich hab keine Ahnung wie man die Bahnen der Planeten berechnen kann. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es geht. XD Kapitel 9: Wie haben Sherlock und Lestrade sich kennen gelernt? --------------------------------------------------------------- Er lachte. Dieser Idiot stand da, schaute auf ihn hinunter und lachte ihn aus. "Hör mal", erklärte der Polizist nun und besaß die Frechheit sich zu ihm herunter zu beugen, dabei war er für einen 13-Jährigen schon recht groß. "Ich finds ja echt toll das du dich engagieren willst. Aber wir wissen schon, was wir zu tun haben. Also lass uns unseren Job machen, geh nach Hause und spiel Cluedo...." Wie konnte er nur?! Sherlocks Einwand war durchaus berechtigt gewesen. Er war sich sicher, dass Carl umgebracht worden war. Warum waren nur alle so blind?? Und dann die Anspielung auf sein Alter. Der Mann konnte doch selbst noch nicht lange im Dienst sein. Der Junge funkelte ihn böse an, während er aus der Tür geschoben wurde. "Wie war nochmal ihr Name?", frage der Wuschelkopf nun mit seinem unschuldigsten Lächeln. "Gregory Lestrade, und jetzt raus hier." Entschlossen schritt Sherlock durch die Nacht. Der Zeitpunkt war perfekt gewählt. Er hatte den Fall quasi schon gelöst, musste sich nur noch einer Sache persönlich vergewissern, doch er war sich sicher, dass er sich nicht täuschte. Die Polizei hingegen tappte weiterhin im Dunkel - diese Idioten. Nun das würde nicht mehr lange so bleiben. Er hatte sich lange genug als Privatdetektive durchgeschlagen. Jetzt wurde es Zeit, dass er seiner wahren Berufung nachging. Er war sich sicher: Wenn er heute alles richtig machte, dann würde er endlich als Consulting Detective die wirklich schwierigen Fälle lösen können. "Detective Inspektor Lestrade?", versicherte er sich, sobald er den Tatort betreten hatte, obwohl er sich sicher war vor diesem zu stehen. "Ja", bestätigte dieser. "Wer sind sie und was wollen sie hier?" Ein Grinsen schlich sich auf Sherlock Lippen als er auf den Inspektor hinunter sah. "Mein Name ist Sherlock Holmes und ich bin hier um ihren Job zu machen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)