Herbsttage von DivaLila ================================================================================ Kapitel 2: Mariku ----------------- Mariku Die Sonne strahlte hell am Himmel und warf ihre leuchtenden Strahlen auch in ein Zimmer, in dem zwei Teenager friedlich schlafend in einem Bett lagen. Es war ein Bild perfekter Idylle, beide sahen so zufrieden aus, wie die meisten Menschen nur im Schlaf wirkten. Doch leider war für einen von ihnen die Zeit innerer Ruhe vorbei – er erwachte. Verwirrt blickten braune Augen in dem Zimmer umher, bis sie sich etwas weiteten, als die Erinnerung zurückkam. Nun, wäre es nur die Erinnerung an die vergangene Nacht gewesen, hätte sich vermutlich ein liebliches Lächeln auf die Gesichtszüge des Weisshaarigen geschlichen… doch leider: „Scheisse! Ich habe verschlafen!“ Sofort sprang Ryou aus dem Bett und griff nach seinen Kleidern, die er am Abend zusammengefaltet auf den Mülleimer gelegt hatte – das war die sauberste Stelle gewesen, die er gefunden hatte. So schnell er nur konnte zog er sich an und machte dabei einigen Radau, sodass auch Mariku erwachte. Verschlafen rieb sich dieser die Augen und brummte: „Was’n los?“ „Wir haben vergessen, den Wecker zu stellen! Ich komme zu spät!“ „Wohin?“ „Na, wohin wohl? Zur Schule natürlich, du Schlaumeier! Wie lange habe ich von hier aus wohl zu meiner Schule? Oh, Mist, meine Schulsachen hab’ ich natürlich auch nicht mit!“ Verzweifelt blicke er sich im Zimmer um, sah aber keinen Ausweg. Er erblickte nicht seine Schultasche, dafür aber den Wecker Marikus. „Was, schon zehn Uhr? Scheisse!“ Dann fügte er schnell hinzu: „Hey, kann ich mir Block und ein paar Stifte von dir ausleihen?“ Antwort erhielt Ryou keine, also begann er einfach zu suchen. Er wurde sogar fündig, und so zog er blitzschnell Schuhe und Jacke über, schnappte sich seine Sachen und rannte eiligst zur nächsten Bushaltestelle. Was sollte er jetzt nur tun? Er war noch nie zu spät gekommen! Seine Eltern würden garantiert keine Entschuldigung unterschreiben… und dann fehlten ihm auch noch die Unterrichtsmaterialien… wie sollte er das denn seinen Lehrern erklären? Die ganze Busfahrt über dachte er nach und bemerkte gar nicht, dass er an seinen Nägeln kaute. Es fiel ihm erst auf, als er an einer Stelle zu bluten begann. Schnell versteckte er seine Hände in seinem Schoss. Dafür begann er, auf seiner Lippe zu kauen. Endlich bei seiner Schule angekommen rannte er zum Klassenzimmer und blieb keuchend vor der Türe stehen. Sollte er jetzt einfach reinplatzen? Dann würden ihn alle anstarren! Oh Gott, wie peinlich! Allein beim Gedanken daran errötete er. Sollte er einfach warten bis die Stunde zu Ende war? Weniger peinlich wäre das auf jeden Fall. Er holte tief Luft. Also gut. Er würde jetzt da reingehen. Würden ihn eben alle auslachen. Das hatte ihn nicht weiter zu kümmern. Warum roch es hier so seltsam? Er atmete nochmals tief ein. Oh… Gott… wie hatte er das nur vergessen können? Seine Kleider stanken, als kämen sie direkt aus der Mülltonne! Was sie im Prinzip auch taten, nur rochen sie neben Mülltonne auch noch nach Kneipe und Zigarettenrauch. So würde niemand ihm glauben, dass er einfach verschlafen hatte. Nein – sie würden denken, er hätte etwas Unanständiges getan. Oh Gott! Das hatte er auch! Nein, jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Okay. Irgendein Plan B musste her. Er überlegte. Und überlegte. Warum hatte er sich nicht einfach von Mariku ein paar Klamotten leihen können? Andererseits- die hätten sicher auch nach Rauch gestunken. Was, wenn er neue Klamotten kaufen ging? Nahe der Schule war ein billiges Kleidergeschäft. Unter normalen Umständen würde ihn zwar niemand in den Fummel, den die da verkauften, reinbringen, aber in dieser Situation… Ryou hörte Schritte. Okay, schnell weg hier! Er wandte den Kopf und blickte sich um. Dabei fiel ihm eine Strähne seines Haares ins Gesicht. Oh nein! Wie konnte er nur so dumm sein? Seine Haare rochen genauso schlimm wie seine Klamotten! Das schrie nach einem Plan C! Hilfe! Moment mal- er hatte doch noch seine Sportklamotten im Spind! Das war’s! Er flitzte hin, schnappte sich seine Sporttasche und rannte nach unten, zu den Umkleidekabinen. Er hatte zwar kein Shampoo mit – aber in den Duschen stand meist noch welches, das irgendwer da vergessen hatte. So stand er bald unter einem angenehm warmen Strahl Wasser und zum Glück hatte Ryou mit seiner Einschätzung richtig gelegen, sowohl Shampoo als auch Duschgel waren in der Gemeinschaftsdusche liegen geblieben. Endlich sauber! Zehn Minuten später trocknete er sich mit seinen stinkenden Klamotten ab und hoffte, dass er dadurch nicht gleich wieder diesen abscheulichen Geruch annehmen würde. Sein Plan war gar nicht mal so schlecht! Bei seinem gewöhnlichen Schulweg musste Ryou einmal umsteigen. Und da verlief ein Fluss. So nass wie er jetzt war, würden sie ihm doch glauben, dass er hinein gefallen war? Das würde dann auch erklären, warum er seine Schulsachen nicht mithatte. Er schaute auf seine Armbanduhr – noch sieben Minuten, dann war die Schulstunde zu Ende. Der Weisshaarige packte seine Sachen und hastete wieder nach oben. Er lauschte kurz an der Tür, dann klopfte er. Ihm wurde geöffnet und eine perplexe Lehrerin starrte ihn an. „Ryou… aber... was ist denn passiert?“ Und dann machte sie etwas, was ihn wirklich freute. Sie trat aus dem Zimmer heraus und schloss de Tür hinter sich. Zum Glück! Dann musste er seine Lüge nicht gleich vor der ganzen Klasse testen! Ryou wurde geglaubt. Von allen Lehrern. In der Klasse wurde er zwar ausgelacht… aber besser, als seinen Eltern erzählen zu müssen, dass er heute zu spät gekommen war. Er war glücklich. Am liebsten hätte er alle seine Mitschüler ganz fest gedrückt. Aber er liess es lieber bleiben, konzentrierte sich auf den Unterricht und malte ab und zu ein kleines Etwas auf sein Blatt, das wohl nur er selbst als Herzchen erkannte. In den Pausen eilte er von Lehrer zu Lehrer und redete jeweils so lange auf sie ein, bis sie sich einverstanden erklärten, dass er keine Entschuldigung zu bringen hatte. Sobald die Schule aus war, hüpfte er schnell zu seinem Spind, nahm seine Kleider heraus und hätte in der Eingangshalle am liebsten die Säule umarmt, so gut ging es ihm in diesem Moment. Zuhause angekommen zog er sich gleich um. Sein Plan hatte auf ganzer Linie funktioniert! Jetzt musste er nur noch seine Hefte so aussehen lassen, als seien sie nass geworden. Wäre doch blöd, wenn die ganze Mühe umsonst gewesen wäre und letzten Endes sogar raus käme, dass er gelogen hatte! Er setzte sich ans Pult und begann, von all jenen Fächern, die er heute gehabt hätte, die Hefte abzuschreiben Komplet. Ryou würde es niemals zulassen, dass seine Hefte unordentlich geführt waren. Und wenn sie ins Wasser gefallen waren, würde er sie eben neu abschreiben. Mathematik war das einzige Fach, das sie morgen auch haben würden, also begann er mit diesem. Als er fertig war, holte er einen Eimer und füllte ihn mit Wasser. Langsam tunkte er das Original im Nass. Es tat ihm im Herzen weh. Er konnte nicht hinsehen, betrachtete stattdessen seine Abschriften. „Ryou?“ Es klopfte an seine Zimmertüre. Vor Schreck liess er das Heft los. „Ja..ha?“ Amane riss die Tür auf: „Essen!“ „Komme gleich!“ Seine kleine Schwester blinzelte verwirrt: „Warum hast du denn einen Eimer mit Wasser in deinem Zimmer stehen?“ Ryou lief rot an. „Ach, nur so. Ich wollte noch den Boden feucht aufnehmen!“ Zum Glück verdrehte sie nur die Augen und verliess das Zimmer wieder. Er folgte ihr… „Ryou, was ist heute mit dir los? Du isst ja kaum!“ Er blickte in das besorgte Gesicht seiner Mutter und bekam gleich ein schlechtes Gewissen. „Ach, nichts weiter!“ Natürlich glaubte sie ihm nicht. Also entschied er sich für eine Art Halbwahrheit. „Ich war doch gestern bei einem Mitschüler. Nun, seine schulischen Probleme sind gravierender als ich gedacht hatte. Wirklich. Ich glaube, er kommt auch jeden Tag zu spät zur Schule.“ Ryou glaubte kaum, das Mariku heute frei gehabt hatte. Frei gemacht hingegen schon. „Kann eben nicht jeder so ein Streber sein wie du!“ Praktisch. Jetzt stritten seine Schwester und seine Mutter darüber, ab wann ein guter Schüler zum Streber wurde. Nett. Dann musste er nicht weiter Lügengeschichten erfinden. Eigentlich war er schlecht darin. Normalerweise merkten es alle, wirklich alle, wenn er log. Aber heute hatte es geklappt. Heute war alles seltsam. Zum ersten Mal liess er Gedanken an die vergangene Nacht zu. Sogleich wünschte er sich, er hätte es gelassen. Ihm wurde heiss und kalt gleichzeitig, sein Blickfeld begann sich zu drehen. Warum hatte er das getan? Warum fühlte er sich so angezogen von diesem Mariku? „Haha, wohl eher ausgezogen von ihm“, murmelte Ryou vor sich hin. „Was hast du gesagt, Ryou?“ „Nichts, Mama!“ Damit er nicht nochmals in solch eine Situation kam und weil er ungestört nachdenken wollte, ging er nach oben ins Badezimmer. Er verschloss die Tür und setzte sich auf den Klodeckel. Ryou zog sich meist, wenn er nachdenken musste, ins Badezimmer zurück. Der komplett in weiss gehaltene Raum war sehr reizarm, und so war er nicht andauernd abgelenkt von irgendetwas. Warum hatte er sich letzte Nacht gehen lassen? Er hatte zuvor noch nie jemanden geküsst! Und nur Momente später hatte er sich an seiner intimsten Stelle anfassen lassen. Warum nur? Es schien ihm so surreal. Irgendetwas in ihm schien zu handeln, ohne ihn nach Erlaubnis zu fragen. Warum zum Beispiel hatte er sein T-Shirt ausgezogen? Mariku hatte das einfach als Einladung verstehen müssen! Aber es war nicht so gemeint gewesen. Ryou hatte eigentlich nicht mehr als ein bisschen kuscheln wollen. Warum hatte er sich intensiveres trotzdem gefallen lassen? Warum liess er sich Marikus Verhalten überhaupt gefallen? Es war eine Tatsache, dass Ryou ihn für verabscheuungswürdig gehalten hatte. Damals, nach der höllischen Autofahrt, in seiner Wohnung… wann hatte sich der Hass verflüchtigt? Wenigstens diese Frage war einfach zu beantworten: da, als er gesehen hatte, wie sich Mariku über das einfache, von Ryou zubereitete Mahl gefreut hatte. Er hatte so süss ausgesehen und sich sogar richtig bedankt. Okay, nein, das hatte er nicht. Aber er hatte Ryou gelobt und das hatte diesen wirklich gefreut. Nur, wenn die negativen Gefühle weg waren, musste man ja noch lange nicht zusammen im Bett landen. Warum war es trotzdem passiert? Darauf wusste er keine Antwort. Sein Verhalten war schlicht und ergreifend unlogisch. Der Ägypter hatte etwas an sich, das Ryou anzog. Das war die einzige Erklärung. Zugegeben, keine sehr hilfreiche. Aber was sollte er denn tun? Fakt war, dass er sich Mariku hingegeben hatte, es nicht bereute – vielleicht gar wieder tun würde – und das alles so gar nicht Ryous Natur entsprach. Jetzt, wo er einmal angefangen hatte, darüber nachzudenken, konnte er seine Gedanken nicht mehr stoppen. Eigentlich hätte er doch Mariku nicht Vergnügen bereiten sollen, nach all dem, was dieser ihm angetan hatte! Aber es war schön gewesen. Das konnte er nicht bestreiten. Ryou hatte zwar keine Erfahrung, mit der er hätte vergleichen können, aber der schöne Blonde konnte wahnsinnig gut küssen. So leidenschaftlich, fordernd und doch auf eine seltsam raue Art liebevoll. Sein Verstand musste aber schon irgendwann vorher ausgeschaltet worden sein. Er würde doch ansonsten nie auf die Idee kommen, mitten in der Woche bei einem fast Fremden zu übernachten! Nicht mal seinen Eltern hatte er Bescheid gegeben. Sein Fehlen abends war nur nicht aufgefallen, da gestern sowieso niemand zu Hause gewesen war. Die Eltern bei einem wichtigen Geschäftsessen, Amane bei einer Freundin. Ja, zu Amane passte es, mitten in der Woche lange weg zu bleiben, vielleicht sogar zu verschlafen... sie stand an der Schwelle der Pubertät, rebellierte gerne und hielt den Arbeitsaufwand für die Schule so gering wie möglich. Ryou hatte es nicht nötig, zu rebellieren. Er mochte sein Leben mit den guten Noten, seinen Büchern und die Wochenenden reichten vollkommen, um seine Freunde zu treffen. Warum hatte er nicht einmal daran gedacht, einen Wecker zu stellen? Dann wäre er wenigstens rechtzeitig zur Schule gekommen… Apropos Zeit… er hatte lange genug seine Gedanken schweifen lassen… zurück an die Arbeit! Oh. Das war das einzige, was Ryou dachte, als er in sein Zimmer zurückkehrte. Denn da stand immer noch ein roter Eimer mitten im Raum. Mit seinem Heft drin. Er holte eine Plastiktüte, die er aufschnitt und auf den Boden legte. Er fischte sein Matheheft wieder aus dem Eimer und breitete es auf dem Plastik aus. Hoffentlich würde es bis morgen trocknen! Dann machte er sich daran, das nächste Heft abzuschreiben. Kurz vor Mitternacht erinnerte der Weisshaarige sich, dass er ja eigentlich noch Hausaufgaben hätte. Die hatte er komplett vergessen! Vergessen! Das ihm dass mal noch passierte! Unglaublich! Es war halb zwei, als er endlich schlafen ging. Was für ein Tag! Hatte er ernsthaft seine schön geführten Hefte zerstört? Und Zähne geputzt hatte er auch seit mehr als 24 Stunden nicht mehr. Grässlich. Na dann, ab ins Badezimmer. Zurück in seinem Reich kuschelte er sich ins Bett und legte seine Arme um das Kopfkissen. „Gute Nacht, Mariku“, hauchte seine Stimme liebevoll. Irg…nass! So fühlte sich Ryous Erwachen an. Nicht, dass es ihn gross wunderte… er erinnerte sich haargenau an seinen Traum. Er hatte solche Lust! Er wollte ihn jetzt da haben, bei ihm im Bett! Langsam griff er nach seinem Handy und starrte es an. Er hatte seine Nummer nicht. Laut aufseufzend öffnete er trotzdem sein Adressverzeichnis und suchte nach Marikus Nummer. Vielleicht hatten kleine Wichtel die Nummer über Nacht eingetippt. Oder so. Leider hatte er kein Glück, die gute Fee wollte auch nicht erscheinen, also stand er frustriert auf. Seine Hefte waren immer noch feucht und da noch niemand ausser ihm wach war, konnte er es riskieren, den Stapel mit nach unten zu nehmen, und während dem Frühstück im Backoffen trocknen lassen. Langsam, beinahe bedächtig, packte er später seine Schulsachen und verliess das Haus. Die nächsten Tage waren seltsam. Nicht die Ereignisse an sich, die waren ganz gewöhnlich. Sondern die Gefühle, mit denen sich Ryou konfrontiert sah. Einerseits war er überglücklich. Er hatte sich Hals über Kopf in den schönen Blonden verliebt. Er hatte sich lange mit seinen Empfindungen beschäftigt und war zum Schluss gekommen, dass er einfach verliebt sein musste. Etwas anders konnte die starken Gefühle in seinem Innern nicht erklären. Andererseits vermisste er den Blonden so sehr, es gab Augenblicke, da dachte er, nie wieder glücklich sein zu können, wenn er nicht an der Seite Marikus war. Noch ein Indiz dafür, dass er definitiv verliebt war. Allerdings hatte er auch Angst. Nicht Angst davor, dass er sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlte, er war zu verliebt, um sich darum Gedanken zu machen. Die ganze Situation hatte sich noch nicht in logisch erfassbarer Form in seinem Hirn festgesetzt. Aber an diesem wundervollen Abend in der Bar… da hatte Mariku gehen wollen, als Honda und der andere Junge begonnen hatten, sich zu küssen. Das lies im Prinzip nur die Schlussfolgerung zu, dass er Schwule eklig fand. Allerdings hätte er Ryou dann kaum so intensiv gestreichelt. Trotzdem war er verunsichert. Vielleicht war Mariku auch nur angetrunken gewesen. Er hatte ja ziemlich viel in sich reingeschüttet. Diese Ungewissheit… was bedeutete er dem Ägypter? Für Ryou war es klar, dass Intimitäten bedeuteten, dass einem dieser Mensch in irgendeiner Form wichtig war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das für irgendwen anders sein konnte. Aber er wusste, dass es solche Menschen gab, die sogar Sex haben konnten, ohne wirkliche Gefühle dahinter. Eigentlich hatte der Weisshaarige warten wollen, bis seine Liebe anrief oder wenigstens eine SMS schrieb. Aber nachdem fünf Tage in Folge nichts in diese Richtung passierte, entschied er, selbst etwas zu unternehmen. Musste der Prophet eben zum Berg! Zwei Tage später befand sich besagter Prophet auch wirklich auf dem Weg zum Berg. Die Bergluft war zwar nicht angenehmer geworden, aber das interessierte Ryou gerade herzlich wenig. Allein der Anblick Marikus liess sein Herz schneller schlagen! Ohne ein Wort der Begrüssung wurde er in die Wohnung gezogen und an die Wand gepresst. Heisse Lippen fanden die seinen, gierige Hände fanden sogleich den Weg unter seine Oberbekleidung. Der Blonde zerrte Ryou in sein Zimmer und zog ihm seinen Pullover über den Kopf. „Du bist so geil, mein Kleiner!“ Mariku zog brennende Striemen mit seinen Nägeln auf den schmalen Rücken. Er liess sich aufs Bett fallen und riss Ryou einfach mit sich. Leidenschaftlich küsste sich Mariku vom willig geöffneten Mund hin zur Halsbeuge, saugte sich dort fest. Über Ryou brach eine ganze Reihe unbekannter Gefühle herein. Für in war das alles so neu! Er bebte vor Lust, konnte kaum noch klar denken. Wollte er auch nicht. Er wollte nur Mariku. Dafür brauchte er nicht zu denken, sondern zu handeln. Nur hatte er zu wenig Erfahrung, um wirklich selbst die Zügel zu übernehmen. Also machte er einfach, was von ihm verlangt wurde. So geschah es recht bald, dass Mariku den weissen Haarschopf packte und zu seinem Schoss lenkte. Ryous Adamsapfel wanderte erst mal nach oben, als ihm klar war, was der Mann seines Begehrens von ihm verlangte. Dann sprach er sich selbst Mut zu, so schwer konnte das nicht sein. Etwas zögerlich öffnete er den Mund, senkte dabei langsam seinen Kopf. Mariku war um einiges erfahrener, für ihn gehörte diese Handlung schlicht und ergreifend zu jedem Vorspiel. Allerdings tat Ryou es so sanft, süss und unschuldig, dass Mariku es unerwartererweise als sehr erregend empfand. Er war sich sehr wohl bewusst, dass er der erste war, der so von Ryou verwöhnt wurde. „Schneller!“ Sofort wurde seinem Befehl Folge geleistet und der Blonde spürte das Gefühl von Macht in sich aufsteigen, was ihm einen zusätzlichen Kick gab. Er genoss dieses Gefühl und stöhnte dementsprechend ausgiebig. Seiner Meinung nach hätte der Jugendliche zwischen seinen Beinen ewig so weitermachen können, aber Mariku war noch genug Herr seiner Sinne, um zu bemerkten, dass Ryou langsam erschöpft war. Also erbarmte er sich und hielt seinen Orgasmus nicht länger zurück. Er vernahm ein Husten und ein fieses Grinsen schlich sich auf seine Gesichtszüge. Hätte er den Kleinen vielleicht vorwarnen müssen? Pech gehabt! Er sah aber auch zu niedlich aus! Ganz rot im Gesicht, das frische Sperma floss ihm aus dem Mund bis zum Kinn, von wo aus es auf das Bett tropfte. Er blickte sich hilflos und suchend im Zimmer um. „Suchst du was um den Mund zu spülen?“ Es folgte nur ein Nicken als Antwort. „Mir wäre aber lieber, wenn du alles runterschlucken würdest.“ Postwendend schüttelte Ryou energisch den Kopf. Das würde der Kerl sich definitiv abschreiben können! Mariku fischte nach der Packung Taschentücher, die seit Ryous letztem Besuch neben seinem Bett gelegen hatte und reichte sie diesem. “Hier, spuck rein.“ Der Weisshaarige tat, wie geheissen. Unterdessen stand Mariku auf und zog sich wieder an. Er ging in die Küche, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Zurück liess er einen verdatterten Ryou, dessen Bedürfnisse noch nicht gestillt worden waren. Natürlich liess er das nicht zu! Er hatte Mariku schliesslich oral befriedigt, da könnte dieser auch was für ihn tun! Also krabbelte er aus dem Bett und machte sich auf die Suche nach dem Objekt seines Begehrens. Als er es gefunden hatte, umschlang er den breiten Oberkörper und küsste sich sanft die Schulter entlang. Erneut küssen sich beide, Mariku schauderte es, als er seinen eigenen Geschmack im Mund Ryous wahrnahm. Ryou allerdings fand den Geruch von Bier immer noch widerlich und so löste er den Kuss schon bald wieder. Von unten sah er mit seinen rehbraunen Augen in die violetten des Ägypters und hauchte: „Was ist denn mit meinen Bedürfnissen?“ „Die sind mir egal. Ich hab Spass gehabt, das reicht!“ Dann wandte er sich ab und ging ins Wohnzimmer. Der Abgang war cool gewesen, echt. Natürlich hatte er einen Grund, warum er jetzt aufgehört hatte. Lust hätte er schon noch. Aber er wollte Rache üben. Rache dafür, dass Ryou letztens einfach weggepennt war. Jetzt waren sie quitt. Zufrieden mit sich selbst liess er sich aufs Sofa plumpsen. Ryou würde ihm sicherlich gleich nachkommen. So süchtig wie der Kleine nach ihm schien… nicht, dass es verwunderlich gewesen wäre. Er war nun mal ein heisser Typ. Sogar die Schlampe von Biologielehrerin hatte es auf ihn abgesehen! Mit angewidertem Gesichtsaudruck dachte Mariku daran, wie sich die hässliche Brünette mehrmals die Stunde bei ihm über das Pult lehnte, damit er auch ja ihren spitzenbesetzten BH sah. „Was ist denn los, Mariku?“ Na, wer sagt’s denn? Ryou war ihm wirklich nachgelaufen. Er zog den weisshaarigen Jungen auf seinen Schoss und biss ihn in den Oberarm. Bei solchen Lehrkörpern war es doch echt kein Wunder, dass er immer schwänzte! Er verbrachte seine Zeit lieber mit süssen, willigen Jungs. Mit seiner Nasenspitze fuhr er den schlanken Hals entlang, hin zum rechten Ohrläppchen, in welches er hinein biss. In seiner Hosentasche vibrierte es. Seufzend schob er Ryou von seinem Schoss und ging ran. Eine halbe Stunde später verliessen Mariku und Ryou die Wohnung, auf dem Weg in einen Club. Einer von Marikus Freunden hatte gefragt, ob er auch komme. Ryou wurde einfach mitgeschleift. Nicht, dass der Weisshaarige etwas dagegen gehabt hätte. Kurz viel ihm ein, dass er morgen Schule hatte und auf keinen Fall zu lange bleiben sollte, aber als Mariku ihn küsste, vergass er es wieder. Im Club war es laut und stickig. Netterweise bezahlte Mariku Ryou eine Cola – Bier hatte dieser für das nächste Jahrhundert genug getrunken. Schüchtern blickte sich Ryou um. Keines der Gesichter kam ihm bekannt vor. Mariku musste echt beliebt sein, so viele Freunde wie dieser hatte. Mit einem Mal fühlte sich der Weisshaarige klein und unbedeutend. Er hatte nicht viele Freunde, hatte ein eher langweiliges Leben… Mariku schien das komplette Gegenteil von ihm zu sein. War es nicht komisch, dass er sich ausgerechnet in so jemanden verliebt hatte? Gedankenverloren nippte Ryou an seiner Cola… Mariku war verschwunden und hatte ihn einfach zurückgelassen. Wenn er doch nur den Mut gehabt hätte, sich den Freunden Marikus vorzustellen… aber dafür war er zu schüchtern. Sie beachteten ihn auch gar nicht. Einsam und verlassen sass Ryou auf der Bank, niemand nahm Notiz von ihm. Wo Mariku wohl blieb? Es war schon etwas gemein von dem Blonden, dass er ihn einfach so sitzen liess… Andererseits… vielleicht ging er ihm ja auf die Nerven? Vielleicht hatte Mariku ja genug von Ryou? Sie kannten sich noch nicht lange. Vielleicht hatte Mariku bemerkt, was für ein Langweiler der Weisshaarige war und ging deshalb auf Abstand? Nachdem er heute befriedigt worden war, hatte er auch einfach das Zimmer verlassen und Ryou zurückgelassen… Vielleicht war es besser, wenn er jetzt einfach ging. Aber Mariku würde sich garantiert nicht bei ihm melden! Also entschied sich Ryou, dass er den Abend hier verbrachte. Er würde über seinen eigenen Schatten springen und hier bleiben! Sollte es in einer Katastrophe enden, konnte er sich immer noch dafür entscheiden, seine Liebe nie wieder zu sehen. Er liess seine Beine baumeln und spielte mit seinem Glas herum, das inzwischen leer war. Sollte er Mariku suchen gehen? Er würde kaum von alleine wiederkommen… Also erhob sich Ryou und machte sich auf die Suche nach dem wunderschönen Ägypter. Er entschloss sich, als erstes auf der Tanzfläche zu suchen, da befanden sich die meisten Menschen. Er blickte sich suchend um, konnte aber kaum etwas erkennen. War auch eine ziemlich blöde Idee, bei diesem Schummerlicht in so einer grossen Menschenmasse nach jemandem Ausschau zu halten, insbesondere, wenn man nicht sonderlich gross gewachsen war. Trotzdem gab er nicht auf und suchte weiter. Er zwängte sich zwischen verschwitzen Leibern durch, wurde hie und da angegrabscht. Ryou war aber viel zu zurückhaltend, als dass er etwas gesagt hätte. Wenn er die Berührungen überhaupt mal als absichtlich kategorisierte. Er irrte einige Minuten umher und kam sich ziemlich bescheuert vor, hatte das Gefühl, als ob ihn alle anstarrten. Langsam musste er sich aber eingestehen, dass es wohl ein Ding der Unmöglichkeit war, Mariku hier ausfindig zu machen. Die schlechte, heisse Luft hatte ihn durstig gemacht und so entschloss sich Ryou, seine Suche zu unterbrechen und ein Mineralwasser zu holen. Er reihte sich in die Schlange vor der Bar ein und wartete. Leider hatte Ryou noch nie jemand gesagt, dass man sich bei überfüllten Bars nicht anstellen konnte, sondern sich durchquetschen musste. So wartete er. Und wartete. Die Langweile ergriff ihn wieder und er wandte den Blick von den blondierten Haaren der Bardame ab – als er plötzlich einen anderen blonden Schopf entdeckte. Mariku stand da, wenige Meter von ihm entfernt, wo der Tresen eine Ecke bildete. Wohlgemerkt, er stand genau da, auf dem Tresen! Und er war nicht alleine. Die Hände des Blonden hatten sich um die Körpermitte eines jungen Mannes mit blauschwarzen Haaren gelegt, zogen die zwei muskulösen Körper nah zusammen. Die Lippen der beiden waren aufeinander gepresst, ihre Zungen spielten miteinander. Brennende Eifersucht und heisse Wut breitete sich in Ryou aus. In Sekundenschnelle hatte er die wenigen Meter Distanz überwunden und stand nun genau zu Marikus Füssen. Er hörte die Stimmen um sich, laut schrieen die anderen Clubbesucher homophobe Äusserungen, drohten mit den Fäusten oder drehten sich angewidert weg. Ryou nahm dies alles nur am Rande wahr. Ohne zu zögern kletterte er auf die Theke und packte Mariku an der Schulter. Normalerweise hätte das den Blonden nicht sonderlich interessiert, er war schliesslich viel stärker. Doch er war so überrascht, dass er erschrocken die Augen aufriss und den heissen Typen los lies. Er starrte in das wutentbrannte Gesicht des süssen Weisshaarigen, den er kürzlich aufgegabelt hatte. Er sah die Hand nicht, bevor sie mit aller Wucht seine Wange traf. „Du Arsch! Du bist der grösste Wichser auf diesem Planeten!“ Und bevor Mariku reagieren konnte, bevor überhaupt jemand im Club reagieren konnte, war Ryou verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)