Neuanfang von Phai8287 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hi, wir haben uns auch mal ausführlich um Supernatural gekümmert und es ist ein "kleines" Drama geworden... Trotzdem gibts ne nette Nachbarin :) Neuanfang Samuel Winchester war 23 Jahre, hatte 174 Punkte in seinem Eignungstest für die juristische Fakultät erreicht und wusste dass Werwölfe niemals das Herz ihrer Opfer zurückließen. Wer Sam ein bisschen kennen lernte hielt ihn für über der maßen klug, höflich und stark. Wer Sam ein bisschen besser kannte wusste, dass er all das nur war, weil sein Bruder Dean ihn immer beschützt hatte. Nur war es jetzt Dean, der Schutz brauchte und Sam wusste nicht, ob er dafür stark genug war. Es schmerzte ihn zu sehen, wie sein großer Bruder in einem Krankenbett lag ohne in der Lage zu sein sich gegen seine Umwelt zu wehren. Er hatte nämlich einen Schlaganfall erlitten, kurz bevor sie ihre letzte Jagd beenden konnten. Es war sogar so schlimm gewesen, dass er nun zwar noch selbst atmen und schlucken konnte. Auch schien er seine anderen Körperfunktionen im Griff zu haben. Jedoch konnte er nicht mehr sprechen, gehen oder ähnliches. Seine komplette Feinmotorik war fort und nach den letzten Tests der Ärzte fehlte ihm jegliches Gefühl wie Hitze, Kälte oder ähnliches. Das hatte Sam nicht davon abgehalten unermüdlich seine Hand zu halten und ihm über den Kopf zu streicheln, wenn es angebracht schien. So ein Moment glaubte er auch jetzt, selbst wenn Dean offensichtlich schlief. „Ich geh mir kurz einen Kaffee holen, ok? Ich bin ganz schnell wieder bei dir.“ Seine Hand strich durch Deans kurze Haare, bevor Sam sich leise erhob und das Zimmer verließ. Im Flur sackte der junge Mann gegen die nächste Wand und atmete tief durch, bevor er sein Handy zückte und eine bekannte Nummer wählte. Doch am anderen Ende der Leitung war kein Freizeichen. Es war die übliche Mailbox der Nr. die sie nun schon seit über einem Jahr begrüßte. „Dad… hier ist Sam… mal wieder…“ Der jüngste Winchester seufzte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Ich hab keine guten, aber immerhin bessere Nachrichten. Dean ist soweit ok, dass sie ihn entlassen können. Bobby kommt vorbei und holt uns ab. Er hat uns auch ein Haus besorgt und sich sonst um alles gekümmert…“ Sam musste um den Kloß in seinem Hals herumsprechen, um die nächsten Worte hervor zu bringen: „Ich geh mal davon aus, dass du meine letzten Nachrichten nicht abgehört hast, ansonsten hättest du mir sicher nicht diese Koordinaten geschickt für einen verdammten Fall!… Wenn doch, dann… dann steck dir deine Jobs sonst wohin!“ Sam schloss die Augen, um sich wieder zu beruhigen. „Ich melde mich, wenn wir uns eingelebt haben… bitte ruf zurück, Dad.“ Als er gerade aufgelegt hatte, erklang ein, ihm inzwischen bekannter Laut aus Deans Zimmer. Sam atmete tief durch und setzte ein Lächeln auf, bevor er wieder ins jenes Zimmer trat. „Hey, Dornröschen!“ Sofort beruhigte sich der Atem des Älteren wieder, denn wenn Sam nicht da war und er nicht wusste wo, befiel ihn eine große Panik. Außerdem schaffte er es etwas die Stirn zu runzeln, was davon zeugen sollte, dass er nicht als Dornröschen bezeichnet werden wollte. „Nun schau nicht so“ sagte Sam bei diesem Ausdruck und kam wieder zu seinem Bruder ans Bett. „Hast du Durst?“ Dean blinzelte einmal langsam und signalisierte so seine Zustimmung. Sie hatten sich nach seinem Erwachen nach dem Anfall schnell auf diese einfache Methode einigen können, sich zu verständigen. Sam stellte Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden konnten und Dean blinzelte einmal für Ja und zweimal für Nein. Zu Beginn war es noch schwieriger gewesen, da Blinzeln ein Reflex des Körpers war, doch nun schaffte es Dean, diese Bewegung bewusst und langsam zu vollziehen. Mit inzwischen geübten Bewegungen füllte Sam ihm ein Glas mit Wasser, in das auch ein Strohhalm kam. Vorsichtig wurde der dann an Deans Lippen geführt. Weil ihm das innerlich so unangenehm war, derart abhängig und angewiesen zu sein, aber vor allem, Sam so stark zu belasten, senkte Dean seinen Blick, bevor er trank. Sein Bruder hielt sich eine ganze Weile zurück, bevor ihm doch eine Anweisung entwich: „Nicht zu schnell, Dean.“ Sofort hörte der Ältere auf zu trinken und wollte seinen Kopf ein wenig wegdrehen. „Tut mir leid“ entwich es Sam da seufzend. „Ich weiß, wie du das hasst.“ Wieder wollte Dean seinen Kopf drehen und sah Sam nun lange in die Augen. Sein Blick sprach von einer Menge von Wörtern, die er nicht sprechen konnte, aber auch von einer extrem starken Konzentration, als wollte er etwas tun. Doch als die Sekunden verstrichen und sich nichts rührte, gab er auf. Sam griff da nach seiner Hand und drückte sie. „Ist ok, ich muss dir eh was erzählen.“ Dean hätte gern genickt, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als Sam erwartend anzusehen. „Du kommst heute endlich hier raus!“ wurde es ihm dann verkündet. „Bobby kommt heute Nachmittag und nimmt uns mit!“ Ihm klappte der Mund auf und er versuchte krampfhaft etwas zu sagen, doch außer sinnlosen Lauten, konnte Sam keinen Ton hören. Frustriert versuchte es Dean weiter, wobei er ungewollt auch lauter wurde und sich ungemein aufregte. Besorgt legte Sam ihm da die Hände auf die Schultern und versuchte ihn zu beruhigen. „Shh! Es ist alles in Ordnung Dean. Du musst dich über nichts aufregen, versprochen!“ Weil sein Körper ihm trotz dieser Anstrengung nicht gehorchte, wurde Dean wieder still. Keuchend wollte er seinen Kopf drehen und wünschte sich nichts sehnlicher, als eine Pistole in die Hand zu bekommen, um sich das Hirn wegzublasen. Er wollte nicht in ein Heim abgeschoben werden, aber noch viel weniger wollte er Sam oder Bobby zur Last fallen. Sam setzte sich nun zu ihm ans Bett und ergriff wieder seine Hand. „Bobby hat sich um alles gekümmert. Wenn wir hier raus sind ziehen wir in ein Haus, in der Nähe seines Schrottplatzes. Es ist nicht sonderlich groß, aber dafür ist alles auf einem Stockwerk und mit einem Rollstuhl befahrbar. Wir haben sogar eine richtige Badewanne!“ Doch Dean reagierte nicht auf ihn und starrte vor sich hin. Vorsichtig wurde seine Hand gestreichelt. „Wir können auch was anderes finden, wenn das nicht passt.“ Kurz darauf betrat eine Krankenschwester das Zimmer und lächelte. „Ich würde gern die Entlassung vorbereiten. Geht es ihnen gut?“ „Wir sind in Ordnung, nicht wahr Dean?“ Ohne die Hand seines Bruders loszulassen stand Sam auf. „Das freut mich sehr!“ Lächelnd trat sie in Deans Blickfeld. „Freut es dich, dass du heute nach Hause kommst?“ Sie strich ihm zärtlich über die Wange. „Wird sich der Arzt Dean noch einmal ansehen, bevor wir fahren?“ fragte sie da Sam. „Oh, ja. Er wird gleich kommen. Er wird mit ihnen dann auch noch einmal die Ergebnisse der letzten Untersuchungen besprechen.“, beantwortete sie ruhig, bevor sie sich wieder ganz auf Dean konzentrierte. „Ich werde dir jetzt die letzten Infusionen abnehmen. Das heißt, du musst jetzt selbst immer gut essen und trinken.“ Sie wartete keine Reaktion von ihrem Patienten ab, denn sie hoffte, dass der Druck hinter ihrer Aussage, Dean etwas mehr kämpfen ließ. Sam drückte ihm mitfühlend die Hand, während sie Dean von den zahlreichen Geräten abschloss. Schließlich war die Krankenschwester fertig und holte aus dem angeschlossenen Bad frisches, warmes Wasser, Seife und Tücher. „So und jetzt machen wir dich schön für zu Hause!“ Sam konnte ahnen, was sie vorhatte und drückte Deans Hand fester, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Bobby hat das Haus übrigens bereits eingerichtet und gesichert. Natürlich können wir uns selbst auch noch darin verwirklichen.“ Er sah, wie verzweifelt Deans Blick war, als der sich sogar ablenken lassen wollte. Doch er konnte genauso sehen, dass sie ihn ohne negativem Mitleid oder Scheu wusch. „Ich weiß, was dir am besten gefallen wird“ sprach Sam da, fast fieberhaft, weiter. „Wir haben eine richtig große Garage, in der der Impala perfekt aufgehoben ist!“ Durch geübte Finger, war die Krankenschwester schnell fertig mit der Prozedur und sie zwinkerte Sam zu, dass er bald erlöst war mit dem Ablenkungsmanöver. „So, jetzt ziehen wir dich noch an und dann bist du fertig!“ Sie trat vom Bett weg und holte die Kleider für Dean und eine Windel für Erwachsene. Dean konnte sich zwar rechtzeitig bemerkbar machen, wenn er die Pfanne brauchte, doch sie war sich sicher, dass er die Windel auf einer langen Autofahrt brauchen würde. „In der Garage ist auch Platz für ein zweites Auto. Wenn es dir besser geht könntest du dir eins zum Schrauben von Bobby holen, Das klingt doch gut, oder?“ Dean erzitterte, als er bemerkte, wie die Krankenschwester ihn etwas drehte um die gefürchtete Windel anzulegen, was sie dennoch in äußerst nette Worte packte, damit er Bescheid wusste. Alles in ihm versuchte sich in diesem Moment gegen diese Erniedrigung und Abhängigkeit zu wehren, weshalb er einen Anfall bekam. Dieser äußerste sich darin, dass sein Körper von Krämpfen geschüttelt wurde und er immer wieder abgehackt aufschrie. Als er wieder einigermaßen zu sich kam, war er fest in die Arme seines Bruders gezogen worden, der beruhigend auf ihn einsprach. „So ist es gut, Dean.“, sprach auch die Krankenschwester sanft auf ihn ein und tupfte über seine Stirn. „Wir tun dir nichts Böses!“ Sam schob ihn da etwas von sich, um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Geht es wieder?“ Dean blinzelte einmal, auch wenn in seinen Augen stand, dass er nicht wusste, was geschehen war. „Du hast dich ein bisschen zu sehr aufgeregt“ erklärte Sam ihm ruhig die Situation. Dean erklärte über ein Blinzeln, dass er verstanden hatte und schloss dann seine Augen. „Ruh dich etwas aus, bis Bobby kommt“ hauchte sein Bruder zustimmend und legte ihn wieder richtig ins Bett. „Sie sind ein toller Bruder.“, bemerkte die Krankenschwester leise, als Dean eingeschlafen war. Erst dann begann sie auch, Dean zu Ende zu kleiden. „Ich mach doch nichts Besonderes“ murmelte Sam ausweichend. „Dean würde das Selbe für mich tun.“ „Sie sind noch sehr jung, Sam. Ich habe schon vieles und viele gesehen. Aber Fälle wie Dean sind noch nie mit nach Hause genommen worden.“, erklärte sie ruhig und voller Achtung für den jungen Winchester. Verwirrt und auch irritiert runzelte Sam da die Stirn. „Wo sollte er sonst hin?“ Für Sam wäre es nie in Frage gekommen Dean, schutzlos wie er war, alleine zu lassen. „Es gibt Einrichtungen die sind für Patienten wie Dean extra eingerichtet.“ „Warum sollte ich so was auch nur in Betracht ziehen??“ Nun klang die Krankenschwester genauso einfühlsam wie sonst bei Dean. „Das meine ich nicht. Ich will sagen, dass ich von ihnen beeindruckt bin, weil sie Dean ohne Vorbehalte mit nach Hause nehmen. Das wird kein leichter Weg und ich habe den größten Respekt vor ihnen.“ Sam errötete, als er merkte, dass er sich in etwas verrannt hatte. „Tut mir leid… meine Nerven sind ziemlich angespannt. Ich wollte sie nicht so angehen.“ „Das ist schon in Ordnung!“ Sie lächelte ihn an und schrieb etwas auf einen Zettel den sie Sam dann reichte. „Bitte verstehen sie das nicht falsch, ich will nicht unprofessionell wirken. Aber ich möchte ihnen und ihrem Bruder anbieten, wenn sie Hilfe brauchen, würde ich gern helfen.“ Noch immer schuldbewusst nahm Sam ihre Telefonnummer an und steckte sie ein. „Wir ziehen nach South Dakota, aber dennoch danke.“ „Ich habe dort Verwandtschaft wohnen und es wäre kein Problem.“, versicherte sie und ging zur Tür. Aus einem inneren Drang heraus bedankte sich Sam noch mal bei ihr, bevor er wieder neben dem Bett Platz nahm und Deans Hand fest ergriff. „Wir kriegen das hin, ganz sicher.“ Ungefähr eine Stunde später klopfte es an der Zimmertür von Dean und der Oberarzt des Krankenhauses trat ein. „Guten Tag, Mr. Winchester.“ „Dr. Simmens!“ grüßte Sam ihn aufgeschreckt und kam auf die Beine. „Tut mir leid, ich wollte sie nicht erschrecken!“ Der Arzt legte eine Akte auf einen Tisch und reichte Sam die Hand, die auch sogleich geschüttelt wurde, wobei Sam hoffte, dass seine eigene Hand nicht zu verschwitzt war. „Schon in Ordnung. Ich habe ja eh auf sie gewartet.“ „Dean will heute nach Hause, ja?“, ließ sich Dr. Simmens noch einmal versichern. „Ja. Es wird Zeit dafür.“ Das Sam damit nicht nur den Krankenhausaufenthalt meinte, konnte der Arzt nicht wissen. Der Arzt nickte und nahm sich die Akte um die letzten Testergebnisse zu begutachten. „Dann wollen wir doch mal sehen.“ Nervös wurde jede noch so kleine Bewegung des Arztes registriert. „Also, Mr. Winchester. Als Deans offizieller Vormund, kann ich ihnen mitteilen, dass alle Ergebnisse positiv sind. Heißt, wir konnten beide Gerinnsel im Hirn fast vollständig entfernen. Des Weiteren sind die noch übrig gebliebenen Reste inzwischen vollständig abgebaut.“ „Er ist also durchgehend auf dem Weg der Besserung?“ fragte Sam den Arzt voller Hoffnung. Der nickte daraufhin, bevor er warnend seine Hand hob. „Dennoch sollten sie vorsichtig mit ihren Hoffnungen umgehen!“ „Ich weiß, dass noch ein sehr langer Weg vor uns liegt“ versicherte Sam und machte so deutlich, dass er keine Illusionen hatte. Der Arzt nickte. „Wir können nicht sagen, was für Schäden genau in Deans Kopf zurückgeblieben sind. Wie viel der Sauerstoffmangel zerstört hat. Die heutige Medizin ist leider noch nicht soweit und hat das menschliche Gehirn noch nicht entschlüsselt.“ Er seufzte. „Ich habe den Kollegen bereits alle Unterlagen zusammengestellt.“ Sam schluckte schwer und seine Hände zuckten, als er sie nach den Unterlagen ausstreckte. „Ich danke ihnen sehr.“ „Ich habe auch für sie einige Arztadressen mit hinzugefügt.“, wurde ihm da führsorglich erklärt und die Papiere ausgehändigt. Sam konnte sich denken, dass es Adressen von Pflegern und Physiotherapeuten waren, die sie sich eh nicht leisten konnten. „Danke. Ich bin sicher, dass Dean und ich zu Recht kommen werden.“ Doch dem war nicht so, denn es waren Adressen von Psychologen, die ihm eine seelische Stütze bieten konnten. „Gut, dann will ich ihnen noch die Medikamente mitgeben, die Dean benötigt. Reicht es ihnen vorerst für eine Woche?“ „Für zwei Wochen wäre besser. Wir werden die Zeit brauchen, um uns einzuleben.“ „Ist gut!“ Dr. Simmens holte Großpackungen von Medikamenten und erklärte Sam jedes einzelne von ihnen, wofür es verwendet wurde und wie genau Dean es einzunehmen hatte. „Sie dürfen trotz der ganzen Tabletten und Tropfen nicht vergessen, dass Dean mindestens drei Liter am Tag trinken muss. Das ist nicht nur für die Nieren wichtig. Sonst müssen sie einen Arzt konsultieren und Dean muss an den Tropf.“ „Ich weiß, Doktor. Das haben sie und all ihre Kollegen mir alles schon erklärt und ich werde jedes noch so kleine Detail beachten.“ Tatsächlich hatte Sam in den letzten Monaten regelrecht im Krankenhaus gelebt und hatte jede Diagnose und jede Therapie selbst nachrecherchiert, nur um dann die Ärzte mit Fragen zu löchern. Bald schon hatte man ihm jeden Handschlag erklärt und ihm gegebenenfalls sogar beigebracht. „Dann habe ich aber noch eine letzte Kleinigkeit für sie.“ Der Arzt holte eine kleine Medikamentenflasche aus seinem Kittel und reichte sie Sam. Verwundert runzelte dieser die Stirn, als er das Fläschchen annahm. „Was ist das?“ Da wurde ihm erklärt, dass dies ein besonders starkes Beruhigungsmittel war, dass nur in ganz geringen Mengen verabreicht werden durfte. Dr. Simmens ging noch weiter ins Detail und erklärte Sam die genaue Dosierung und was an Nebenwirkungen auftreten konnte, als auch bei Überdosierung. Außerdem wurde Sam gesagt, dass es nur für den Notfall war, wenn Dean heftige Anfälle bekam oder, wo er Sam aber weniger zu riet, wenn dieser am Ende seiner Kräfte war und ein paar Stunden auch einmal Ruhe brauchte. Der Arzt versuchte dabei so vorsichtig wie möglich in seiner Wortwahl zu sein, da er die enge Bindung zwischen den Brüdern in den vergangenen Monaten gesehen hatte. Tatsächlich bekam Sam den Eindruck, dass der Arzt ihm raten wollte Dean unter Drogen zu setzen, wenn er selbst etwas Ruhe brachte, doch nach der Sache mit der Krankenschwester wollte er nicht wieder so aus der Haut fahren. „Ich glaube nicht, dass ich das brauchen werde!“ Ihm wurde das kleine Fläschchen dennoch in die Hand gedrückt. „Es wird Anfälle geben, in denen sie es nutzen müssen! Alles andere liegt in ihren Händen.“ „Andere Situationen wird es nicht geben!“ „Natürlich, verzeihen sie, Sam.“ Der Arzt nickte. Sam Winchester atmete tief durch, um sich gänzlich unter Kontrolle zu bekommen und nickte dem Arzt dann zu. „Muss ich noch irgendwas unterschreiben?“ „Sicherlich.“ Ihm wurden mehrere Papiere gereicht und die entsprechenden Stellen gezeigt. Sam rieb sich die müden Augen und überflog die Dokumente. „Haben sie einen Stift?“ Ihm wurde ein Kugelschreiber gereicht und Dr. Simmens wartete bis er fertig war. „Soll ich ihnen jetzt noch helfen, Dean zu wecken und in den Rollstuhl zu setzen?“ „Nein Danke. Wir werden nachher abgeholt und ich möchte, dass er sich solange noch ausruhen kann.“ Sam sah ein Nicken, bevor ihm erneut die Hand gereicht wurde. „Dann wünsche ich Ihnen schon einmal alles Gute! … Und bitte, ruhen sie sich vor ihrer Abreise auch noch etwas aus.“ „Das werde ich“ versicherte Sam, der nicht vorhatte Dean aus den Augen zulassen. Einige Stunden später betrat Bobby das Krankenhaus und auch kurz danach das Krankenzimmer von Dean. Was er sah, weckte unterschiedliche Gefühle in ihm. Zum einen war da die Wut auf den Vater der Brüder, der es offensichtlich nicht einsah, diese zu unterstützen und weiterhin allein ließ. Aber da war auch große Achtung und Mitgefühl für Sam, der sich so aufopfernd um Dean kümmerte, sogar bis zur Erschöpfung, wie er jetzt sah, denn der jüngere Bruder lag halb am Bettrand neben dem Schwerkranken. Vorsichtig trat Bobby näher und berührte Sam an der Schulter. „Hey, Sam.“ Der junge Mann schreckte hoch und griff nach einer Waffe, die nicht da war. „Oh…Bobby…“ Schnell stand Sam auf, um den alten Familienfreund zu begrüßen. „Schön dich zu sehen.“ „Wie geht es dir?“, fragte der Ältere und lächelte ihn an. „Ich bin in Ordnung, Bobby“ versicherte Sam, als der Ältere ihn herzlich umarmte. „Und Dean?“, fragte Bobby weiter und ließ ihn wieder los. Zwei schmerzliche Blicken trafen den schlafenden Patienten. „Die Ärzte wollen mir das nicht hundertprozentig bestätigen, aber ich bin mir sicher, dass er geistig völlig klar ist. So ist es natürlich noch schwerer für ihn seinen Zustand zu ertragen.“ „Wir machen ihm jetzt ein richtiges Heim und dort wird er wieder gesund.“, versprach Bobby ruhig. „Ich hab euch auch noch eine Überraschung besorgt.“ „Das musst du doch nicht, Bobby“ erklärte Sam da direkt dankbar. „Du und Pastor Jim haben schon so viel für uns getan.“ „Das nennt sich Zusammenhalt und Familie, Sam.“, wurde er sanft gescholten. „Trotzdem danke.“ Sam fuhr sich durch die Haare und sah dann zu Dean. „Würdest du kurz bei ihm bleiben, während ich mich um die letzten Einzelheiten kümmere?“ „Willst du vorher nicht noch etwas essen?“ Bobby zückte seinen Rucksack und holte fettiges Fast Food hervor, was Sam zumindest für die Fahrt stärkte. Ein gerührtes Lächeln ließ Sams Mundwinkel nach oben zucken. „Das sollte ich nicht vor Dean essen. Ich will nicht, dass er eifersüchtig wird.“ „Dann geh ein bisschen ins Freie, ich bleib bei Dean.“, versprach der Ältere. Sam zögerte, bevor er das Essen dankbar annahm. „Ruf mich aber, wenn er aufwacht, ja?“ Das wurde ihm versprochen. Dennoch konnte er in Ruhe Essen und danach die letzten Einzelheiten klären. Dean erwachte erst, als Bobby den Rollstuhl festhielt und ihn bekannte Finger an der Wange streichelten. Ruckartig schlug er seine Augen auf und sah zu Sam. „Hey, Dean. Hast du gut geschlafen?“ Der Kranke blinzelte. Lächelnd strich ihm Sam durch die kurzen Haare. „Schon gut. Willst du sehen, wer für dich hier ist?“ Bevor Dean jedoch antwortete und einmal blinzelte, lächelte er Sam auf seine noch unkontrollierte Weise an, denn dieser sah ein wenig erholter aus, als noch am Morgen und das freute ihn sehr. Sam trat etwas zu Seite, damit Dean Bobby erblicken konnte. „Hey Dean.“, grüßte der Ältere und verkniff sich einen Spruch, den er vor dem ganzen Dilemma wohl gebracht hätte. Sam zog dann wieder Deans Aufmerksamkeit auf sich. „Wenn du bereit bist, kann es los gehen.“ Doch Dean blinzelte zwei Mal und sah Sam danach lange an. „Nicht?“ fragte dieser ihn verwirrt. „Du willst noch im Krankenhaus bleiben?“ Wieder blinzelte Dean zwei Mal und versuchte dann wieder dieses missratene Lächeln, wobei er gurgelnde Geräusche von sich gab. „Mach dich nicht über mich lustig!“ mahnte Sam ihn da mit einem Grinsen ab. Deans Augen strahlen zufrieden, als er das Grinsen bei seinem Bruder sah. „Also? Sind wir bereit?“ wiederholte der nun seine Frage. Dean blinzelte erneut, dieses Mal, aber nur einmal. „Ok.“ Sam sah zu Bobby. „Du hältst den Rollstuhl?“ „Klar, Sam!“ Bobby trat näher und hielt den Rollstuhl bereit. Der Jüngere befreite unterdessen Dean von seiner Decke und lächelte ihn an. „Bereit?“ Der blinzelte ihn einmal an und versuchte so gut es ging zu entspannen, damit es Sam nicht zu schwer mit ihm hatte. Mit Schwung hob dieser Dean aus dem Bett, um ihn dann vorsichtig in den Rollstuhl zu setzen. Vorsichtig half Bobby dann noch, den Kurzhaarigen festzuschnallen. „Ich bin sicher, dass dir das Haus gefallen wird, Dean!“ „Ich hab ihm schon ein bisschen was erzählt.“ Sam lächelte seinen Bruder aufmunternd an. „Ein ganz normales zu Hause.“, erklärte Bobby stolz. „Wie es sein sollte!“ Dann schmunzelte er. „Natürlich mit den besonderen Schutzmaßnahmen.“ Bevor sich Dean jedoch aufregen konnte, weil er diese vielleicht im negativen Sinn auf seine Krankheit bezog, fuhr Bobby fort. „Die Fenster und Türrahmen sind mit Salz eingebaut. Außerdem gibt es überall Teufelsfallen und das gesamte Grundstück wird mit einem eisernen Pentagramm geschützt!“ „Wir müssen uns also um nichts sorgen“ versicherte Sam ihm ebenfalls, um es Dean noch schmackhafter zu machen. „Und alles andere bekommen wir auch hin.“ „Am besten zeigen wir es ihm einfach.“ Bobby deutete auf die offene Zimmertür und nahm das Gepäck, dass schon fertig auf sie wartete. „Ist gut.“ Sam ergriff den Rollstuhl und schob ihn nun aus dem Zimmer. „Schau den Krankenschwestern aber nicht zu offensichtlich auf den Hintern, ok?“ Dean grunzte und tat genau das nun offensichtlicher denn je. Ein paar der Schwestern, die Deans bereits kannten, winkten ihm sogar zum Abschied. Außerhalb des Krankenhauses gab Dean wieder einen Laut von sich. Dieses Mal, als er den Impala sah und es war deutlich, dass er sich freute und hoffte, in diesem zu fahren. „Dachte ich mir doch, dass dir das gefällt“ ertönte Sams Stimme leise neben seinem Ohr. Aufgeregt begann Dean zu blinzeln, hoffend, dass Sam ihn registrierte und verstand. „Dann wollen wir dich mal wieder in dein Baby setzen“ erklärte Sam nun lauter und steuerte den Impala direkt an. Nach Luft japsend, weil er so aufgeregt war, strahlten Deans Augen und er blinzelte immer weiter. „Versuch dich zu beruhigen“ wurde er sanft ermahnt, als Sam den Rollstuhl abstellte und die Bremse zog. Dann schloss er den Wagen auf und öffnete die Beifahrertür so weit wie möglich. Hibbelig wie er war, begann Dean zu wackeln, hoffend, dass Sam endlich verstand wie dankbar er war. „Ist ja gut, Dean!“ lachte Sam und befreite ihn aus dem Rollstuhl. „Ich verstehe ja, dass du dich freust!“ Zufrieden wurde Dean ruhiger und ließ Sam alles machen. „Soll ich dir helfen?“ „Ich komme klar, danke Bobby!“ Mit etwas Mühe hob Sam seinen Bruder wieder hoch und setzte ihn auf den Beifahrersitz. Jede Nuance der unterschiedlichen Düfte in seinem Auto, sog Dean in sich auf und er genoss sie. Sein Körper entspannte sich dabei sichtlich und zeigte, wie gut es ihm tat. Sam überprüfte noch einmal seine Halskrause und korrigierte seine Haltung, bevor er zufrieden war. „So können wir fahren.“ Sein Bruder versuchte Blickkontakt mit ihm aufzunehmen und ihm zu signalisieren, dass er zustimmte. Sams Lächeln zeigte ihm, dass er verstanden hatte. Er half dann Bobby den Rollstuhl und die Tasche in dessen Wagen unterzubringen, bevor er zu Dean in den Wagen stieg. Da erklang wieder dieses leise und gurgelnde Lachen von Dean. Ganz automatisch begann Sam da zu lächelnd und kramte Deans Kassetten hervor. „Was willst du hören?“ Ruhig betrachtete der Ältere die Kassetten und es war ganz offensichtlich, dass er die Beschriftung lesen konnte. Deshalb blinzelte er bei den ersten drei Kassetten auch zwei Mal und bei der vierten einmal, weil er diese gern hören wollte. „ACDC, kommt sofort!“ grinsend legte Sam die Kassette ein und startete dann den Wagen. Die knapp 3 Stunden Fahrt würde für Dean körperlich sehr anstrengend werden. Doch abgelenkt von seiner Musik, schaffte er es, sich wirklich auf seinen Körper zu konzentrieren, weshalb er nach knapp zwei Stunden bewusst die Finger seiner linken Hand zum Zucken bringen konnte. „Hab ich da grade gesehen, was ich denke, dass ich gesehen habe?“ hörte er da Sam sagen, der immer wieder aus dem Augenwinkel zu ihm sah. Wie zur Bestätigung, ließ Dean die Finger erneut zucken. „Das ist großartig!“ lobte der jüngere Bruder enthusiastisch. Dean seufzte und schloss die Augen, denn auch wenn es ein großer Schritt war, glaubte er das nicht. Sam jedoch verlor seine Freude darüber nicht. „Das ist richtig gut, Dean. Warte nur ab, bis Bobby davon hört!“ Aber der Ältere reagierte nicht weiter darauf, denn er hatte etwas bemerkt. Das war auch der Grund, weshalb ihm unter den geschlossenen Lidern Tränen aus den Augen rannen. „…Dean?“ erklang da vorsichtig die Stimme seines Bruders. Nichts. Vorsichtig legte Sam ihm eine Hand auf die Schulter. „Ist was passiert?“ Selig völlig verzweifelt, blinzelte Dean einmal, weshalb auch noch mehr Tränen aus seinen Augen liefen. „Hey.“ Sanft wurde ihm eine Träne von der Wange gestrichen. „Hast du irgendwelche Schmerzen?“ Dean blinzelte zwei Mal und hoffte inständig, dass es alles nur ein böser Albtraum war. Sam zermarterte sich währenddessen das Hirn, was es sein könnte, wobei er sich ja auch immer noch auf die Straße konzentrieren musste. Nach mehreren Irrtümern erkannte er dann, was das Problem war. „Die Windel?“ Dean blinzelte einmal und schrie unwillig auf. „Shh…shh…“ murmelte Sam da und streichelte ihm beruhigend über den Kopf. „Das ist halb so wild, Dean. Wir sind gleich da und dann weihst du einfach schon mal das Badezimmer ein. Das hat sich ganz schnell geregelt. Bobby muss nicht mal wissen, was los ist.“ Dean sah an die Decke des Impala und zog sich in sich zurück. „Es ist ok, Dean. Es ist ok.“ Eine halbe Stunde später fuhren sie in die Einfahrt eines kleinen braunen Hauses, in dem sie von nun an leben sollten. Sam war zum Schluss besonders schnell gefahren und Dean hatte ganz still gehalten und nicht ein Zeichen mehr von sich gegeben. Als sie dann aber vor dem kleinen Haus hielten umfing Dean ein ihm irgendwie fremdes warmes Gefühl. Das Haus war nicht sehr groß und besaß anscheinend nur das Erdgeschoss. Dennoch hatte es kein Flachdach, was bedeutete, man konnte auf dem Dachboden auch problemlos alles Mögliche verstauen. Außerdem war eine Veranda und ein kleiner Garten um das Gebäude, mit viel Wiese und ein paar Bäumen. Zwei Stufen führten in das Haus und neben ihnen war eine kleine Rampe für Deans Rollstuhl. Es machte kurz den Eindruck wie ein kleines Vorstadtidyll, was noch verstärkt wurde, als Dean auf der Haustüre einen Blumenkranz erblickte, auf dem ‚Herzlich Willkommen‘ stand und auf der Veranda vor der Tür erblickte er einen großen Korb, der gut gefüllt war. „Scheint, als hat sich der Kauf rumgesprochen“ murmelte Sam, als er den Wagen parkte. „Bobby meint, dass es eine sehr nette Gegend ist.“ Er stieg aus und eilte ums Auto rum, um auch Dean zu öffnen. Da parkte auch schon Bobby und holte den Rollstuhl aus seinem Wagen. „Hattest du es eilig, Sam?“ „Wir konnten es halt gar nicht erwarten, Bobby“ versicherte der junge Mann ihm lächelnd. „Du hast den Schlüssel?“ Da hielt der alte Freund jenen gleich hoch und es war deutlich ein silbernes Schild mit den Namen Winchester zu erkennen, den er als Schlüsselanhänger selbst gemacht hatte. Gerührt musste Sam da lächeln. „Danke, Bobby.“ „Na komm, lass mich euch endlich das Innenleben zeigen!“, strahlte Bobby stolz, der sich sehr viel Mühe gegeben hatte und er hielt den Rollstuhl bereit. Wieder wurde Dean in jenen verfrachtet und fest geschnallt. „Wir sind schon richtig gespannt, nicht Dean?“ Der ältere Bruder schloss einfach nur seine Augen, da er raus aus seinem Körper wollte. Sam seufzte und gab Bobby dann stumm zu verstehen, dass sie mit dem Badezimmer beginnen sollten. „Ich muss noch eben den Boiler anwerfen. Wenn ihr schon mal vorgehen wollt?“, bemerkte der daraufhin taktvoll. „Ist gut.“ Sam rollte Dean die Rampe hinauf und stellte den Begrüßungskorb beiseite. „Bereit für den ersten Blick?“ Statt sich zu rühren, hielt dieser nur weiter seine Augen geschlossen. „Na komm schon, Dean. Das ist jetzt unser zu Hause.“ Sam schloss auf und öffnete die Tür für sie. Tatsächlich öffnete Dean die Augen, nur um beschämt auf den Boden zu starren. „Na komm.“ Behutsam wurde Dean ins das Haus geschoben. „Besichtigen können wir gleich alles. „Schauen wir erst mal ins Bad.“ Sam steuerte ihn durch das Wohnzimmer und dann links in einem kleinen Flur, der an das Badezimmer angrenzte. Jenes war geräumiger, als das durchschnittliche amerikanische Badezimmer. Gegenüber der Tür stand ein Wäscheschrank, indem sich bereits zwei Bademäntel und ein paar Handtücher befanden. Links davon stand die große Badewanne, samt extra Griffen und Badestuhl. Rechts stand eine Reihe von Badezimmerschränkchen, in die zwei Waschbecken eingelassen waren und über denen ein großer Spiegel hing. Die Schränkchen schlossen an die rechte Wand an, an der auch die Toilette und eine befahrbare Dusche standen. Doch auch das sah sich Dean nicht an, den mit jedem Meter mehr, fühlte er sich schlechter. „Ich lass dir Wasser ein, ok?“ Mit einem jämmerlichen Ton gab der Ältere zu verstehen, dass es sowieso nicht zu vermeiden war und er bitte keine weiteren Details hören wollte. Zärtlich strich Sam ihm über den Kopf und drehte dann den Wasserhahn auf. Als Dean dann realisierte, dass sein Bruder ihn auszog, brach der Damm und eine Unmengen an Tränenflüssigkeit sammelte sich in seinen Augen. Zärtlich lächelte Sam ihn an, bevor er ihm die Hose öffnete. „Es ist ok, Dean.“ Der Körper vor Sam begann äußerlich zu zittern und innerlich zu kämpfen. „Es ist ok“ wiederholte da sein Bruder und umfasste sein Gesicht mit den Händen. „Es ist ok. Denk einfach nicht darüber nach.“ Sam konnte sehen, wie Dean versuchte den Worten zu gehorchen, doch je mehr er es versuchte, desto leerer wurde sein Blick. Da beugte Sam sich zu ihm und küsste ihm die Stirn. „Alle ist gut“ versicherte er ihm und befreite ihn von seiner Jeans. Dean ließ alles geschehn ohne auch nur eine Regung von sich zu geben, nur hin und wieder zuckten hilflos seine Finger, als wolle er sich vor dieser Schande bewahren. Unterdessen hob Sam ihn mit einem Arm hoch, um eine Hand für die Windel frei zu haben. Nackt wurde Dean dann auf den Stuhl in der Badewanne gehoben. „Ist das Wasser gut so?“ fragte Sam fürsorglich nach und schippte dabei das warme Wasser gegen Deans Beine. Weil Dean aber keine Temperaturen wahrnehmen konnte, reagierte er darauf nicht, sondern starrte weiter vor sich hin. Der Jüngere seufzte schwer und griff nach einem Duschkopf. „Ich beeil mich.“ Als er dann endlich den Schwerbehinderten zu duschen begann, begann dieser immer heftiger zu weinen. Sam brach dieser Anblick das Herz und er konnte nicht anders, als den nassen Körper an sich zu ziehen. „Oh, Dean.“ Doch das Weinen entwickelte sich schnell zu einem Anfall und Dean fing deshalb noch an zu schreien und zu krampfen. „Shh!“ Völlig überfordert zog Sam ihn fest an sich, wobei er ihn aus der Wanne und auf sich zog. „Brauchst du Hilfe, Sam?“, erklang es nun von vor dem Bad, während sich Dean wand und schrie ohne selbst etwas dagegen machen zu können. Zu gerne hätte Sam auch geschrien und Bobby um Hilfe angefleht, doch er wusste, dass Dean seine Verantwortung war. „Ist schon ok! Er muss sich nur beruhigen!“ Der Freund konnte die beruhigenden Worte kaum verstehen, denn es klang eindeutig anders, trotzdem wartete er und konnte nach einer viertel Stunde hören, wie es ruhiger wurde. Dean fing sich nämlich an zu beruhigen, sein Körper entspannte und seine Schreie wurden leiser. Seine Tränen aber nahmen nicht ab und während seine Hände sich an Sam krallten, sah er diesen verzweifelt, aber vor allem entschuldigend an. „Ist gut, Dean“ flüsterte der Jüngere ihm sanft ins Ohr und strich ihm durch die nassen Haare. „Wir müssen uns einfach wieder ganz neu auf einander einspielen.“ Noch einige Momente später, sah Sam, wie sich Dean stark konzentrierte, danach gab dieser Laute von sich, die ebenso geflüstert klangen, doch bereits nach dem zweiten Versuch, gab der Ältere wieder auf. Er hatte geglaubt und gehofft, dass er, wenn er schon seine Finger bewusst etwas bewegen konnte, dass er mit diesem aufgewühlten Körper auch die Kraft hatte, Sam etwas zu sagen. Nur das diese Hoffnung direkt wieder zerschlagen wurde. „Ist ok“ versicherte Sam ihm da bereits wieder und schmiegte seine Wange gegen Deans Kopf. „Wir haben nie Worte gebraucht um uns zu verstehen.“ Sich zumindest wirklich verstanden fühlend, blinzelte der Ältere einmal und klapperte mit den Zähnen. „Ok. Trocknen wir dich mal ab und ziehen dich wieder richtig an. Dann haben wir Zeit uns unser zu Hause anzusehen.“ Sam hob ihn zurück in den Rollstuhl und holte ein Handtuch aus dem Schrank. Als er wieder vor Dean stand, sah dieser ihn erwartend an. Dabei glitt sein Blick aber auch immer wieder von Sam weg und zu der Toilette, die hinter ihm war. „Musst du mal?“ fragte ihn sein Bruder deshalb, als er ihm ein Handtuch umhängte. Dean blinzelte einmal und stimmte dem so zu. „Ok, darin sind wir ja etwas geübter.“ Dean wurde zur Toilette gefahren und dann darauf gesetzt. Nach seinem Stuhlgang sah das Gesicht des Älteren wesentlich erleichterter aus. Doch er war es nicht nur körperlich, Sams Verhalten, als er den Anfall in der Wanne gehabt hatte und wie er dennoch zu ihm gestanden hatte, war wie Balsam für seine Seele gewesen. Vor allem tat es gut, dass Sam sich an all dem nicht zu stören schien, selbst als er Dean erneut sauber machen und anziehen musste. „Bereit für die große Tour?“ Aber nun blinzelte Dean zweimal und sagte damit eindeutig nein, denn er hatte großen Hunger und Durst. „Ok…“ erklärte Sam langsam und überlegend. „Macht nichts, es ist eh Zeit für deine Pillen.“ Sein Bruder blinzelte einmal, machte danach aber große Augen und sah auf Sams Mitte. „Oh! Hunger??“ In Deans Augen sah man die Freude über die richtige Erkenntnis an, bevor er einmal zustimmend blinzelte. „Ok, wir hatten einen Korb voller Essen vor der Haustür, da ist sicher was für dich dabei.“ Wesentlich entspannter als bei ihrer Ankunft, ließ sich Dean dann auch aus dem Bad schieben. Im Flur sah er Bobby dann lange an und blinzelte ihm drei Mal langsam zu. Ein wenig unsicher lächelte der ältere Mann ihm zu und klopfte ihm auf die Schulter. Er nahm seine Hand gerade zurück, als Deans Magen laut knurrte und dieser bittend zu seinem Bruder hoch sah. „Keine Sorge, du bekommst was zu essen!“ lachte dieser und schob ihn weiter ihn das Wohnzimmer, wo auch ein Esstisch stand und eine direkte Verbindung zur offenen Küche bestand. Alles war sehr nett eingerichtet und eindeutig von Männern. Deshalb fehlten die liebevollen Kleinigkeiten, die eine Frau wohl eingebracht hätte, doch Dean konnte sich vorstellen, dass er und Sam die Dinge, die ein Haus zu einem Heim machen würden, wohl mit der Zeit selbst einbringen würden. Dieser Gedanke versetzte ihn aber in Panik, denn damit hatte er endlich vor sich selbst zugegeben, dass er nicht so schnell wieder auf die Beine kommen würde, was für ihn wie eine Niederlage war. Doch außer, dass er sich nach außen hin leicht verschluckte, sah man ihm das nicht an. Fürsorglich wurde ihm auf den Rücken geklopft, nachdem Sam ihn an den runden Esstisch geschoben hatte. „Geht es?“ Dean blinzelte einmal resigniert und bewegte seine Finger. Das tat er um so schnell wie möglich zu lernen, wie er das machte um vielleicht bald mehr von seinem Körper wieder zu beherrschen. Von Sam erhielt er dafür ein stolzes Lächeln, bevor jener ihn kurz bei Bobby ließ, um den Korb reinzuholen. Kaum war Sam weg, richtete Dean seinen Blick fixierend auf Bobby. Jenem fehlte aber leider Sams übermenschliches Verständnis für ihn, weshalb er sich unbehaglich im Nacken kratzte. „Brauchst du was, Junge?“ Voll bewusst, provozierend und langsam schloss Dean einmal seine Augenlider um ein deutliches Ja zu signalisieren. Ziemlich hilflos sah sich Bobby um. „Ähm…vielleicht was zu trinken?“ Der Schwerbehinderte blinzelte zweimal und überlegte fieberhaft, wie er seinen Willen Bobby verständlich machen könnte. Dann aber erblickte er einen Hexenbeutel und starrte darauf, in der Hoffnung, der Ältere würde zumindest ein Bisschen verstehen. Tatsächlich folgte Bobby seinem Blick und entdeckte den Beutel ebenfalls. „Ah! Die habe ich euch im ganzen Haus verteilt, damit euch auch ja nichts findet, was euch nicht finden soll!“ Dean schnaubte frustriert, denn das hatte er nicht gemeint. Er wollte mit Bobby herausfinden, ob er nicht mit anderen Mitteln geheilt werden konnte. „Erzählst du ihm von deinen Hexenkünsten?“ fragte Sam amüsiert, als er mit dem Korb wieder zu ihnen kam. Sofort wurden Deans Augen groß und er blinzelte immer wieder, vielleicht verstanden sie ja so. Lachend stellte sein Bruder den Korb auf den Tisch. „Mach dich deswegen nicht lustig über Bobby!“ Der ältere Winchester blinzelte verneinend, bevor er versuchte seine Familie wieder auf den Hexenbeutel aufmerksam zu machen. Sam bemerkte das zwar, wusste aber auch nicht worauf Dean hinauswollte. „Ok, du willst offensichtlich was sagen. Was versteh ich nicht, aber wir versuchen es nach dem Essen rauszufinden, ok?“ Dean blinzelte zweimal, denn es konnte doch nicht so schwer sein. Ihre Welt war das Unnatürliche, also, warum verstanden sie ihn nicht. „Erst das Essen und die Pillen!“ Er schnaubte und sah Sam böse an. „Sich quer stellen bringt nichts, denn das hier ist wichtig!“ „Was ist denn in dem Korb Sam?“, wollte Bobby einen Streit gar nicht erst aufkommen lassen. Der junge Mann sah nach und zählte dann auf. „Wir haben hier Brot, Salz, einige Äpfel und Birnen. Oh, und eine Flasche Wein!“ Mit Letzterem hatte er gleich Deans Aufmerksamkeit, der ihn begeistert ansah. „Tut mir leid, kein Alkohol mit den Tabletten“ wurde seine Hoffnung direkt wieder zunichte gemacht. „Ich schneide dir die Äpfel, ok?“ Dean blinzelte einmal, als Bobby zum Kühlschrank trat. „Ihr habt auch Brot, Wurst, Käse, Milch und alles was ihr so bracht schon da.“ Dem Älteren wurde gedankt, bevor Sam sich daran machte die Äpfel klein zu schneiden. „Was möchtest du denn essen, Sam?“, fragte Bobby um auch ihnen etwas zu machen. „Ist mir ziemlich egal. Mach einfach, was du möchtest“ erklärte Sam mit einem Schulterzucken und trat wieder zu Dean. „Klein genug?“ Während Bobby sich daran machte bald zu kochen, blinzelte Dean einmal. Lächelnd setzte Sam sich zu ihm und stellte ihm Äpfel und Wasser hin. „Ein paar Pillen musst du jetzt und einige danach schlucken.“ Der Ältere verdrehte die Augen und öffnete seinen Mund. Er bekam seine Tabletten und Wasser durch einen Strohhalm, um sie zu schlucken. Dean war artig und tat, was von ihm erwartet wurde, dabei trank er auch gierig das Wasser. „Du bekommst gleich noch mehr zu trinken. Iss bitte vorher etwas.“ Ihm wurde ein Stück Apfel an die Lippen gehalten. Brav öffnete Dean wieder seinen Mund um das Stück Apfel zu essen. Schweigend wurde so der gesamte Teller geleert, bevor er wieder an die Tabletten ging. „Geht es jetzt besser?“ Dean blinzelte und sah dann wieder auf das leere Glas Wasser. „Du bekommst noch so viel du willst!“ versicherte Sam und stand auf, um das Glas wieder aufzufüllen. Da wurden ihm auch schon die ersten gebratenen Würstchen von Bobby entgegen gehalten. „Die sind für dich!“ „Danke“ murmelte Sam, wie beiläufig, bevor er mit Teller und Glas zurück an den Tisch kam. Doch sein Bruder sah nicht mehr auf das Glas, sondern ganz neidisch auf seinen Teller. „Keine Sorge“ versprach Sam ihm, als er den Blick bemerkte. „Du bekommst etwas ab.“ „Du musst deinem Bruder aber auch eine Stärkung gönnen.“, warf Bobby streng ein und kam auch mit seinem Teller an den Tisch. „Ist schon gut Bobby“ murmelte Sam, der sich erst einmal darum kümmerte, dass Dean trank. Der Älteste brummte und setzte sich. „Guten Appetit.“ Das Essen schien sich nur schleppend hinzuziehen, wobei Bobby nicht entging, wie viel Sam von seinem eigenen Essen an Dean verfütterte. Doch auch diesem fiel das auf und er verweigerte nach einiger Zeit seine Bissen. „Bist du satt?“ fragte ihn der Jüngere da sofort. Dean blinzelte einmal, wobei er dennoch den besorgten Blick hatte, der verriet, dass er auf Sam aufpassen würde. Jener seufzte und richtete ihm den Strohhalm, sodass er alleine rankam. „Ich esse ja.“ Zufrieden blinzelte Dean ihm zu und trank schlürfend. Als sie dann fertig waren nahm Bobby Sam auch noch das Spülen ab, damit er und Dean das Haus in Ruhe erkunden konnten. In Deans neuem Zimmer, senkte jener den Blick und zuckte mit den Fingern. Er wollte Sam gern etwas sagen, etwas das ihm sehr wichtig war. „Sieh dir das an!“ strahlte Sam, als er ihn zum Bett schob. „Bobby hat dir ein richtiges Krankenbett zusammen gebastelt! Der Mann ist ein Genie!“ Dean blinzelte und zuckte weiter. Das fiel jetzt auch Sam auf. „Dean?“ Die fast schon sprechenden Augen des Schwerbehinderten sahen zu Sam auf und die Finger zuckten weiter. Dean wollte den Jüngeren berühren und ihm für alles danken, was er bis jetzt getan hatte, er wollte es ihm sagen, doch er konnte nicht. Deshalb hoffte er, dass sie einfach nur diesen einen Moment jetzt hatten. Lächelnd kniete Sam sich neben ihn und ergriff seine Hand. „Ich mach das alles gerne, Dean.“ Ungeschickt, drückte Dean seine finger zusammen, unwissend, dass es nicht seine alte Kraft hatte aber Sam, wäre er nicht so trainiert, hätte weh tun können. Er wollte ihm mit diesem eigenartigen Händedruck zeigen, dass er sich beeilen würde, wieder gesund zu werden. Der Händedruck wurde trotz allem fest erwidert. „Willst du schon mal das Bett testen?“ Dean blinzelte einmal und sah dann aber zur Zimmertür, wo es zum Flur und später zu Bobby ging. „Bobby versteht das sicher“ wurde er beruhigt. Deshalb stimmte er mit seinem nächsten Blinzeln zu, denn auch wenn er es nicht zugeben würde, war Dean unglaublich müde. So wurde er abgeschnallt und schließlich aufs Bett gelegt. „Und? Bequem?“ Der ältere Bruder stimmte zu und konnte aus seiner Position das Babyphone nicht sehen, dass an einer zusätzlichen Halterung am Nachttisch angebracht war. So stimmte er völlig entspannt zu, denn er hatte tatsächlich noch nie so bequem gelegen. Sam legte ihm eine Hand auf den Kopf streichelte ihm sanft durch das kurze Haar. „Ist es gut so?“ Dean blinzelte einmal und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken, doch er hielt sich noch immer an Sam fest. Zwar nicht mehr an seiner Hand, aber an seiner Kleidung, denn er wollte seinem jüngeren Bruder gern noch ein Versprechen abnehmen. „Hey, was ist denn? Ich bleib doch hier“ versicherte Sam ihm, der sein Verhalten fehl deutete. Der jüngere Bruder wurde eindringlich angesehen und Dean hoffte, dass er verstand, dass es um ihn ging. „Du willst mir etwas sagen?“ vermutete der 22 Jährige bei diesem Blick. Dean stimmte dem über ihr abgesprochenen Blinzeln zu und setzte dann seinen ‚Ich bin der ältere Bruder und beschütze dich‘ Blick extrem stark auf. Der jüngere Bruder schmunzelte und nickte Dean zu. „Ja, ich verspreche, dass ich auch auf mich selbst aufpassen werde.“ Dafür wurde Sam mit einem strahlenden Blick belohnt, denn genau das wollte Dean von ihm. „Tja, ich kenn dich halt.“ Zufrieden schloss Dean kurz seine Augen, wobei er Sam bei sich hielt. Er merkte gar nicht, wie schnell er dabei einschlief, denn sein kranker Körper forderte von diesem aufregenden Tag seinen Tribut. Mit zarter Hand befreite Sam ihn dann von seinen Schuhen und der Jeans, deckte ihn richtig zu und nahm das zweite Babyphone an sich, bevor er den Schlafenden allein ließ. In seiner neuen Küche erwartete ihn dann schon Bobby, der wieder alles aufgeräumt hatte. Der alte Freund sah ihn väterlich an und legte den Kopf schief. „Hast du Dean entsorgt?“ Erschöpft lächelnd schüttelte Sam bei dieser Frage den Kopf. „Ich hab ihn dazu bekommen sich hinzulegen und er ist sofort eingeschlafen.“ „Und wie geht es dir?“, wurde Bobby ruhiger und ernst. „Du hast nicht weniger durchgemacht als Dean in den letzten Monaten.“ Seufzend lehnte Sam sich gegen eine Küchentheke und gestand: „Es waren sehr anstrengende Monate, aber ich bin ok.“ „Wenn du ne Pause brauchst, kann ich auch ein paar Tage bleiben.“, bot Bobby an. „Nicht gerade jetzt“ lehnte der Jüngere dankbar ab. „Die ersten Tage sind besonders wichtig, damit wir raus finden, wie wir hier funktionieren. Ich komme aber sicherlich darauf zurück.“ „Ist gut.“ Bobby legte den Kopf schief und dachte, dass es dann jetzt angebracht war zu gehen, damit Sam auch etwas Zeit für sich hatte. „Wenn du sonst nichts mehr brauchst, mach ich mich dann auch auf dem Weg.“ „Danke, Bobby. Ich werde klar kommen.“ Dankbar wurde der ältere Jäger umarmt. „Neben Deans Bett, ich hoffe es gefällt euch, ist auch noch eine Fernbedienung. Du kannst es hoch und runterfahren. Natürlich ist auch das Kopf und Fußteil verstellbar, alles elektrisch.“, erklärte Bobby noch. „Den Rest im Haus wirst du ziemlich schnell rausfinden, denke ich.“ „Ansonsten ruf ich dich an“ versprach Sam ihm da noch einmal. „Dann mach dir noch einen schönen Abend, ja?“ „Du auch!“ So verließ der Freund das Haus und hatte gemischte Gefühle. Er glaubte daran, dass die Brüder das schaffen würden, aber er wusste, dass Glaube nicht alles war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)