White Velvet von abgemeldet ================================================================================ Prolog: -Skin- -------------- Er hatte heute auf seinen Chauffeur verzichtet. Seine eigenen Hände lagen verkrampft auf dem Lenkrad. Es war ungewohnt, selbst zu fahren. War er nervös? Ja, vielleicht etwas. Ein Schauer des Ekels überzog seinen Körper, als er an das dachte, was er beabsichtigte zu tun. Seto Kaiba war schwul. Und das war ein Problem. Nicht, weil er es nicht akzeptieren konnte. Sondern, weil es in seiner Position absolut unmöglich war, das auf einem zwanglosen Weg auszuleben. Triebe unterdrückte er für gewöhnlich durch seine Arbeit. Er war ein Workaholic. Und wenn man nach 13 Stunden Büroarbeit, Konferenzen, Angestellte anbrüllen und dem ganzen Mist, der sonst noch dazu gehörte, abends todmüde ins Bett fiel, dann dachte man bei weitem nicht mehr daran, dass man eigentlich eine Libido besaß. Meistens jedenfalls. Er konnte, wollte, durfte keinen Skandal riskieren. Nicht in Japan. Nicht er. Nicht in seiner Position. Schon gar nicht in seiner Position. Kaiba knurrte leise, die Augen verengten sich, als er daran dachte. Er würde es tun. Auch wenn er sich dabei selbst anwiderte. Sich in einem der bekannteren Schwulenclubs sehen zu lassen, wäre fatal. Es würde sich verbreiten wie ein Lauffeuer und er war sich fast sicher, dass es keine 24 Stunden dauern würde, bis man darüber in der Zeitung lesen konnte. Es würde Publicity geben. Nur war bei Publicity immer die Gefahr, dass sie sich sowohl positiv, als auch negativ ausschlagen konnte und das wollte er nicht riskieren. Nicht jetzt. Einen Stricher konnte man mit Geld kaufen. Den würde es sicher nicht interessieren, wer er war, solange er bezahlt wurde. Der war bestechlich, geldgeil. Und wenn so einer mal den Mund aufmachte - wer glaubte ihm dann schon? Das war ganz einfache Logik. Und trotzdem, er war nervös. Wie jedes Mal, wenn es ihn hierher zog. Es ekelte ihn an, dieser Trieb, dem er irgendwann immer mal wieder nachgeben musste, weil er nicht anders konnte, weil es seiner Natur, nein, der Natur des Menschen entsprach. Freud würd's freuen. Und irgendwo reichte sogar alle Arbeit der Welt nicht mehr aus, um den größten Urinstinkt des Menschen zu unterdrücken. Den Drang nach Sex. Abfällig und auch möglichst unauffällig glitt der Blick der eisblauen Augen über die jungen Männer, die da standen, etwas abseits vom Frauenstrich. Viele von ihnen waren noch jung, nach dem ersten Anschein sogar unter 16 oder noch jünger. In etwa so alt wie sein kleiner Bruder und das hätte er nicht ertragen, diese Vorstellung. Allerdings mochte er es auf der anderen Seite auch nicht, wenn sie zu alt waren. Wenn sie körperlich sehr groß waren, wenn sie nicht ... zierlich waren. Denn dieses Gefühl von Macht und Besitz, das brauchte er. Er mochte es, wenn sie zierlich waren und etwas wehrlos wirkten, aber er mochte auch keine Unschuldslämmer. Was sollte er denn mit einem Jungen, der keine Ahnung von nichts hatte? Er fuhr in Schrittgeschwindigkeit und manche bewegten sich besonders aufreizend, kamen näher und liefen neben dem Wagen her, weil sie aufgrund dessen, dass es offensichtlich ein sehr teurer Wagen war, Chance witterten. Natürlich waren die Scheiben von innen getönt, sodass man von außen nicht hineinsehen konnte. Plötzlich fiel sein Blick auf einen Jungen, er mochte vielleicht um die 17 sein, mit auffällig weißem Haar und leicht androgyner Gestalt. Er gefiel ihm. Und es gefiel ihm, wie schlicht er aussah. Dass er sich nicht wie eine billige Schlampe, so wie manche der anderen, aufgetakelt hatte, um Freier anzuziehen. Er wirkte, als sei er sich seiner unterkühlten und dezenten Schönheit vollkommen bewusst, ohne davon wissentlich Gebrauch zu nehmen. Er trug nichts weiter als ein blau-weiß gestreiftes Sweatshirt und dunkle enganliegende Jeans, abgerundet von schwarzen, abgelaufenen Chucks. Kaiba hielt den Wagen an, der Junge sah auf und kam näher, machte die Beifahrertür auf. Ihr Blick traf sich für einen kurzen Moment und Kaiba bildete sich ein, ihn von irgendwoher zu kennen. Dann stieg der Junge wortlos ein. "Wieviel?", murmelte der junge Firmenchef knapp, während er bereits wieder losfuhr. In eine noch weiter abgeschiedene Gegend, er wollte immerhin um keinen Preis riskieren, dass man ihn zufällig sah. "Handjob 50, Blowjob 80 und ficken 200. Wenn es irgendwelche besonderen Sachen sein sollen, dann das Doppelte. Kaviar und NS und solche Schweinereien mach ich nicht", ratterte der Junge herunter und Kaiba war kurz irritiert, da die Stimme des Jungen so sanft und beinahe dezent klang, dass sie in seinen Ohren unmöglich zu einem Stricher gehören konnte. Der Preis war etwas höher als bei anderen, aber im Grunde war es ihm egal. Er würde sogar das Fünffache zahlen, nur um sicher zu gehen, dass er den Mund hielt. Es gab da eine Art Hostel, das man stundenweise bezahlen konnte. Die Inhaberin stellte niemals Fragen und man war für gewöhnlich ungestört, auch wenn die Einrichtung etwas zu wünschen übrig ließ. Ein Bett stand in dem kargen Raum, von dem sich die Tapete abschälte, ein kleiner Schrank, der schon halb aus dem Leim gegangen war, ein muffiger Teppich auf dem schmutziggrauen, abgenutzten Laminat. Ein staubiger Spiegel. Kaiba drehte den Schlüssel hinter ihnen um und warf dann wortlos die Anzahlung auf das Bett. Der Junge sammelte das Geld mit flinken Fingern ein. Kühle, blaue Augen folgten ihm dabei unablässig bei jeder Bewegung. Er mochte es, wie er sich bewegte. Unscheinbar. Unscheinbar verführerisch. Er lehnte dabei an der verschlossenen Tür. “Zieh dich aus”, befahl Kaiba dann leise in die Stille hinein. Der Junge gab keine Antwort, tat wortlos das Verlangte, bis er vollkommen nackt und aufreizend vor ihm stand. Kaiba stieß sich von der Tür ab und kam langsam auf ihn zu. Plötzlich packte er ihn am Arm und zog diesen grob zu sich. Keine Einstiche. Der Junge sah zu ihm auf, wirkte leicht verwirrt, aber keineswegs ängstlich. Kaiba hielt einen kurzen Moment inne. Wieso hielt er inne? Er wusste es nicht. Vielleicht weil diese Augen ihn störten. Irgendetwas in ihnen störte ihn. Der feste Griff um den bleichen, fast dürren Arm erschlaffte, er selbst ließ sich in eine sitzende Position auf das Bett fallen. Der Junge verstand und ging auf die Knie. Blies ihm einen. Und verdammt, er war wirklich gut darin. Kaiba kam nicht umhin, ihm grob in den hellen Haarschopf zu greifen, ihm beinahe darin zu reißen. Ein sadistisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Solange er ihn nicht ansah, war alles in Ordnung. Unbewusst drängte er sich ihm näher entgegen und der Junge nahm ihn ganz auf. Ein leises, entspanntes Seufzen glitt dem jungen Firmenchef über die Lippen. Er ließ ihn eine Weile machen. Genoss diesen erstaunlich geschickten Mund. Bis es ihm nicht mehr genügte und er ihn hochriss und da - traf ihn wieder dieser Blick. Es schauerte ihn, dann durchzuckte ihn eine unangenehme Wut. Er wollte ihm eine Ohrfeige geben, ihn schlagen, aber er unterdrückte diesen Drang und stieß ihn stattdessen grob auf das Bett, bäuchlings, damit er ihn nur ja nicht ansehen musste, der Junge warf ihm einen Blick über die Schultern zu, doch er befahl ihm harsch, wieder nach vorne zu sehen. Er befahl ihm, sich selbst vorzubereiten, dann drang er grob in ihn ein. Grober, als es hätte sein müssen, aber er wollte nicht in Versuchung kommen, doch Interesse für diese Augen zu entwickeln. Das Keuchen des Jungen drang ihm an sein Ohr, der heiße Leib zog sich um ihn zusammen, rhythmisch, beinahe obszön, und plötzlich störte es Kaiba sehr, dass dieser Junge schon so erfahren war. Es hätte ihm vielleicht tatsächlich einen Kick gegeben, wäre er der Erste gewesen. Er betrachtete seinen Nacken, seinen schlanken Nacken und die Rückenwirbel, die sich sanft unter seiner Haut abzeichneten, diese ganze Filigranität faszinierte ihn mit einem Mal so sehr, dass er innehalten musste. Wie in Trance streckte er den Arm aus und fuhr mit dem Zeigefinger die Rückenwirbel nach. Fühlte sich erstarrt. Der Junge drehte sich um, flüsterte eine Frage, was denn los sei. Einige Sekunden verstrichen, ehe der Junge spürte, wie er herumgerissen wurde, Kaiba wollte ihn sehen, nun doch, wollte das Risiko eingehen, sich zu verlieren. Er starrte ihn an und der Junge erwiderte seinen Blick und er war so einzigartig, so schön, so einnehmend, so verschlingend, so verletzlich, so lüstern zugleich und plötzlich konnte Kaiba nicht mehr an sich halten und tat etwas, das er bei einem Stricher bisher nie getan hatte, weil es ihn anwiderte, weil er es verabscheute: Er packte ihn grob, herrisch, bestimmend, sodass er sich unmöglich entziehen konnte im Nacken und küsste ihn, weil er ihn schmecken wollte und es war überwältigend, dieser ungekannte, süße, betörende Geschmack. Er schmeckte kirschrot und lilienweiß, nach Liebe, nach Verlangen, nach gestorbenen Sehnsüchten und er erwiderte diesen Kuss. Kaiba spürte plötzlich die Arme, die sich in seinen Oberarmen, in seiner Brust festkrallten, sich dann um seinen Nacken schlangen, der Kuss, der unendlich währende Kuss in diesem schmutzigen Zimmer, in dem keiner den Namen des anderen kannte und dann ... dann der Akt und er nahm ihn von vorne, wollte seine Augen sehen, wollte sich an sie erinnern, denn sie würden sich nie wiedersehen, weil er nie einen der Stricher je wiedersah, den er genommen hatte. Er nahm ihn so intensiv, wie er nie jemanden zuvor genommen hatte und der Junge ließ sich offensichtlich gerne von ihm nehmen und nicht nur, weil er dafür bezahlt wurde und der süße Schrei auf dem Höhepunkt der Lust klang ihm noch lange in den Ohren nach. Wenig später lag der Junge tatsächlich in seinen Armen. Kaiba wusste nicht wieso, es war eben einfach so. Es tat gut, weil er sich so unendlich weich anfühlte. Der Gedanke, wie viele Männer schon in diesen Genuss gekommen waren, widerte ihn an. Eine Schande. Aber im Grunde sollte es ihm egal sein. Er kümmerte ihn nicht. Er war nur ein Stricher. Er würde sich wieder um seine Geschäfte kümmern und ihn nie wiedersehen. Er ertappte sich dabei, wie er gedankenverloren in einer der weißen Locken herumspielte. Er ließ sie fahren, sie entwirrte sich leicht, weil er sie um den Finger gezwirbelt hatte und wenige Augenblicke später fing er erneut damit an, weil er nicht widerstehen konnte. Er hatte es früher immer gehasst, seit seiner Kindheit an, diesen nahen Körperkontakt. Aber das hier, das war ... so surreal, auf eine seltsame Weise etwas vollkommen anderes. Er sah zu ihm hinab und abermals trafen sich ihre Blicke. Dunkel waren die Augen. Dunkel und warm und schienen Herzensgüte auszustrahlen. Aber gleichzeitig mischte sich auch etwas ganz anderes hinein. Etwas, das ihm plötzlich missfiel. Unendliche Erschöpfung. “Wie heißt du?”, murmelte er in die Stille hinein. Der Junge wand sich aus seinen Armen und setzte sich auf. Schüttelte dann den Kopf. “Das wäre ein Fehler, Seto, ein großer Fehler.” Und es war wie ein Faustschlag ins Gesicht, ein gewaltiger Faustschlag. Und er hallte noch nach, als der Junge, ohne auf die zweite Hälfte seines Geldes zu bestehen, aus dem Raum verschwand. Woher kannte er seinen Namen? Kapitel 1: -Overture- --------------------- “Bakura, hör auf, vor dich hinzuträumen!”, riss ihn eine Stimme grob aus seinen Gedanken. “Ich habe dich eben gebeten, an die Tafel zu kommen und die Kurvendiskussion zu berechnen - ich hoffe, du hast deine Hausaufgaben gemacht, sonst kriegst du mündlich für diese Stunde null Punkte.” Ryou errötete leicht und stand auf um langsam zur Tafel vorzugehen und das Stück Kreide entgegen zu nehmen, das verhaltene Kichern seiner Mitschüler im Ohr. Sie meinten ihr Lachen gewiss nicht böse, aber jeder von ihnen war froh, wenn der Mathelehrer, der unbeliebteste Lehrer aller Schüler (und das nicht nur, weil er es gewagt hatte, Mathelehrer zu werden), jemand anderen dran kriegte. Der hatte nämlich immer so eine ätzend gemeine Art, einen nervös zu machen und bloß zu stellen, wenn man vorne an der Tafel stand. Zu Ryous Glück war er in Mathe ziemlich gut, was nicht viele von sich behaupten konnten, und so löste er die Kurvendiskussion relativ einfach, auch, wenn er zwei Anläufe brauchte, weil er sich die ersten Male vertan hatte. Der Lehrer besah sich prüfend sein Ergebnis, nickte dann wohlwollend und trug ihm eine akzeptable Note ein. Ryou tapste zurück auf seinen Platz und da ihr Lehrer sich gerade mit jemand anderem beschäftigte, ließ er seinen Kopf auf die verschränkten Arme sinken und schloss die Augen. Er war verdammt müde. Auch, wenn er gestern Abend nur einen einzigen Freier gehabt hatte, aber er hatte in der Nacht noch so lange wach gelegen und über alles Mögliche nachgedacht, dass er einfach nicht hatte schlafen können. Jetzt, wo bald die Klausurenphase los ging, ging er nicht mehr jeden Abend der Woche anschaffen, sondern nur noch zweimal, maximal dreimal und eben am Wochenende soweit es ging, aber seine Schule wollte er nicht vernachlässigen. Am besten wäre es, dachte er, wenn er sich klonen könnte - ein Klon würde in die Schule für ihn gehen, einer würde für ihn anschaffen gehen, damit er etwas Geld verdienen konnte, denn Amanes Medikamente waren teuer und Japans Krankenkassenreform leider noch im Mittelalter hängen geblieben. Beinahe hätte Ryou die Pause verschlafen, wenn ihn nicht ein Klassenkamerad angestubst hätte. “Hey, Ryou, aufwachen”, drang die belustigte Stimme an sein Ohr. Ryou erhob sich mit einem lustlosen Stöhnen und blickte Malik aus trüben Augen an. “Was ist denn los mit dir? Nacht durchgemacht, oder was?” “Ich hab momentan Schlafstörungen”, murmelte Ryou und streckte sich, nur um sich kurz darauf zu erheben. Ein mitfühlender Blick ruhte auf ihm. “Ohje ... aber das ist ja nicht verwunderlich - wie gehts deiner Schwester zurzeit?” Ryou seufzte und erhob sich. “Nicht besonders gut ... sie ist tapfer, du kennst sie ja, aber sie baut immer mehr ab und wenn nicht bald ein Wunder geschieht …”, sagte er gedämpft und ließ seinen Satz nur halb ausgesprochen, während sie langsam nach draußen auf den Schulhof gingen. Ryou fuhr sich durch die Haare und Malik, sein bester Freund, sah ihn mitleidig an. “Ryou, jeder würde es verstehen, wenn du dich von der Schule eine Weile freistellen lassen würdest, damit du mehr Zeit mit deiner Familie verbringen kannst...”, meinte er dann zögerlich, doch Ryou winkte ab. “Meine Mutter besteht darauf, dass ich mich um die Schule kümmere.” Als sie in der inoffiziellen Raucherecke angekommen waren, zündeten sie sich beide eine Zigarette an. Inoffiziell, weil sie sozusagen im toten Winkel der Pausenaufsicht lag. “Ich kann ihr das nicht abschlagen, es war immer ihr Wunsch, dass aus ihren Kindern was wird und falls Amane wirklich ...” Er brach ab. Gediegen atmete der blasse Junge den Qualm aus, während er einen Moment die Augen schloss und sich gegen die Mauer lehnte. Malik sah ihn eine Weile nachdenklich an. Er konnte Ryou schon irgendwo verstehen, auch wenn er sich wunderte, wie er das alles schaffte. Er sah nicht gut aus. Als sie sich vor sechs Jahren kennengelernt hatten … damals hatte Ryou immer gestrahlt, hatte glücklich gewirkt und seine Freunde immer mit seiner optimistischen Art angesteckt und körperlich ja ... zierlich war er immer schon gewesen, aber heute wirkte der, mittlerweile 17-jährige ausgemergelt und erschöpft, die Wangen waren leicht eingefallen und seine Augen meist stumpf und müde und wenn er zu lächeln versuchte, dann lächelte sein Mund, aber seine Augen blieben hart. Und vor allem schien es, als zöge er sich emotional immer weiter von seinen Mitmenschen zurück, er hatte sein Herz mal auf der Zunge getragen, aber jetzt schien es ihm, als habe er es heruntergeschluckt. Malik konnte sich nicht erinnern, wann das angefangen hatte. Hatte aber schon lange die Befürchtung, dass Ryou vielleicht Depressionen haben könnte, vielleicht sogar an einem Burn Out litt – er hatte die Symptome mal gegoogelt. Es schmerzte ihn, seinen besten Freund so zu sehen, vor allem, weil er merkte, dass er es einfach nicht mehr wirklich schaffte, zu ihm durchzudringen. “Ja, aber sie kann ja wohl nicht wollen, dass du irgendwann einen Nervenzusammenbruch bekommst, oder?” Ryou öffnete die Augen und sah Malik leicht verärgert an. Ihm war der vorwurfsvolle Unterton in dessen Stimme nicht entgangen. “Natürlich nicht”, sagte er dann ruppig, “Aber ich selbst weiß wohl am besten, was ich mir zumuten kann.” Malik rollte mit den Augen und erwiderte ebenso verstimmt, “Wie du meinst. Ich sag dir nur eins, ich hab wenig Lust, dich irgendwann ebenfalls am Krankenbett besuchen zu müssen, weil es dein Körper nicht mehr macht.” Ryou sagte daraufhin nichts mehr, er mochte es nicht, wenn er im Zentrum der Sorge anderer Menschen stand. Dann fühlte er sich schuldig. “Gehst du sie heute wieder besuchen?” Ryou schüttelte den Kopf. “Heute nicht. Ich hab Mokuba versprochen, ihm nochmal Nachhilfe in Mathe zu geben, weil er in zwei Tagen eine Klausur schreibt. Außerdem kriegt sie heute eh ihre Chemo und sie mag es nicht, wenn da jemand bei ihr ist, weil sie meint, sie fühlt sich dann immer so schwach.” Ryou verzog das Gesicht und ließ seine aufgerauchte Kippe auf den Boden fallen, um die Glut auszutreten. Dann wechselte er das Thema wieder. “Das ist so typisch, drei Tage vor der Klausur fällt dem Jungen ein, dass er im Grunde keine Ahnung von Nichts hat - sag mir mal einer, wie ich es in so kurzer Zeit schaffen soll, ihm den Stoff von drei Monaten beizubringen.” Malik grinste verhalten und trat dann ebenfalls seine Kippe aus. “Bisher hats doch immer irgendwie geklappt, du machst das schon.” Als Ryou gerade zur Tür hinein kam, klingelte plötzlich sein Handy. "Ja?" Etwas umständlich versuchte er, gleichzeitig die Tür zu öffnen und zu telefonieren. Mokubas Stimme erklang am anderen Ende der Leitung. "Hey, ich bins - du hör mal, meinst du, du könntest auch zu mir kommen zum Lernen? Ich wurde dazu verdonnert, mein Zimmer aufzuräumen und die Zeit würde ich dann gerne nutzen bis du zu mir kommst, sonst würde sich das alles verzögern..." Ryou zog die Tür hinter sich zu und erwiderte: "Ich weiß nicht, Mokuba, ich dachte, dein Bruder mag keine Fremden im Haus?" "Ach, das ist nicht weiter tragisch, er kommt eh erst gegen Abend wieder und wirklich fremd bist du ja nicht, ich hab ihm ja schon von dir erzählt. Bitte, tu mir doch den Gefallen." Ryou saugte nachdenklich an seiner Unterlippe. Was sollte er jetzt sagen? Dass er Bedenken hatte, Seto Kaiba über den Weg zu laufen und von diesem erkannt zu werden? Aber war der Firmenchef nicht ohnehin dafür bekannt, lange zu arbeiten? Er gab sich einen Ruck. Selbst wenn, würde dieser sich wohl nichts anmerken lassen, immerhin stand für ihn mehr auf dem Spiel, als für Ryou. "Also schön", willigte er ein, "Wann soll ich da sein?" "Was soll das heißen, unser Aktienwert ist gesunken?", blaffte ebenjener junge Firmenchef gerade einen seiner höhergestellten Mitarbeiter an, "Wozu beschäftige ich Sie eigentlich als Leiter der Marketingabteilung, wenn Sie nicht fähig sind, so effizient zu arbeiten, dass Sie so etwas kommen sehen, ehe es eintrifft? Bis Ende der Woche will ich Ergebnisse, sonst dürfen Sie sich nach einem neuen Job umsehen!" Der Mann öffnete den Mund um eine Ausrede vor sich hinzustottern, überlegte es sich dann aufgrund der mordlüsternen Miene seines Chefs noch einmal anders und stolperte dann übereilt aus dem Raum. Kaiba lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und massierte sich die Schläfen. "Besteht eigentlich die ganze Welt aus Vollidioten und Dilettanten, oder arbeiten die alle nur in meiner Firma?", sagte er laut zu sich selbst. Dabei war seine Nacht schon beschissen gewesen. In erster Linie trug eigentlich nur eine einzige Person die Schuld daran. "Boah, Alter, ich rall diesen Mist einfach nicht!", maulte der jüngere der beiden Teenager und schmiss frustriert seinen Stift auf den karierten Block. Ryou warf ihm einen mitleidigen Blick zu. Auch, wenn ihm solche Dinge nicht schwer fielen, war es das Folgende nun eine nicht von der Hand zu weisende Tatsache: Mathe musste man wirklich lieben um es zu können, denn der Kopf weigerte sich oft etwas zu lernen, was er im Grunde nicht lernen wollte, weshalb man sich in so einer Situation doppelt so schwer tat. "Naja, wir können ja eine kleine Pause einlegen", sagte Ryou schließlich, "Immerhin haben wir jetzt schon zwei Stunden gesessen." Der Jüngere sah ihn dankbar an und schob dann den Stuhl zurück, "Willst du auch etwas trinken, Ryou? Ich hol mir eben ein Red Bull aus dem Kühlschrank." "Bring mir auch eins mit", erwiderte der Weißhaarige lächelnd, "Inzwischen sortiere ich mal das Chaos hier." Damit deutete er auf die ganzen Blätter, die vollkommen durcheinander herumlagen. Nebenbei warf er einen Blick auf die Uhr. Es wurde langsam spät. Vielleicht sollte er gehen, ehe er doch in Gefahr lief, Seto Kaiba zu begegnen. Auch, wenn der dafür bekannt war, oft bis spät in die Nacht zu arbeiten. Als Kaiba abends nach einem Arbeitstag mit Überlänge nachhause kam, stieg ihm der Geruch von Zigarettenqualm in die Nase und er runzelte die Stirn. Rauchte Mokuba etwa? Das durfte doch nicht wahr sein! An seiner Schläfe fing etwas an, zu pochen. Dann stellte er seine Aktentasche da ab, wo er gerade stand und ging schnurstracks in Richtung seines Bruders Zimmer - er hatte heute, um es so auszudrücken, wie es war, einen absolut beschissenen Tag gehabt und seinen Bruder auf frischer Tat beim Rauchen zu erwischen, würde ihm wohl ein sehr gutes Ventil bieten, um sich abzureagieren. Kaiba hatte schon die Hand an der Klinke und war drauf und dran, die Tür aufzureißen, als er plötzlich eine Stimme hörte, eine, die nicht zu seinem Bruder gehörte und die ihm mit einem Mal ekelhaft bekannt vorkam. Er ließ die Hand wieder sinken. Lauschte. Wer war das? Wem gehörte diese Stimme? Sie unterhielten sich über Mathematik. Ein Schulkamerad? Seine Wut war plötzlich überraschenderweise wie weggefegt. Jetzt interessierte es ihn viel brennender, mit wem sein kleiner Bruder da seine Zeit verbrachte. Allerdings war da auch ein Teil in ihm, der ihn warnte. Der nicht wissen wollte, wer da drin war, weil er ahnte, dass, wenn er die Tür öffnete, irgendwas ins Rollen geraten könnte, was besser ruhen blieb. Er trat zurück. Wenn es tatsächlich die Person war, die er glaubte an der Stimme erkannt zu haben, dann … Er runzelte die Stirn, während er die Treppe wieder hinunter ging. Momentmal. Was zum Teufel hatte denn sein kleiner Bruder mit so jemandem zu schaffen? Wenn es denn tatsächlich die Person war, die er glaubte erkannt zu haben. Er ging an die Minibar, um sich ein Glas Cognac zu genehmigen. So langsam nervte ihn diese Ungewissheit. Er würde einfach warten. Etwas anderes blieb ihm ja nicht übrig. "So, Mokuba, ich muss jetzt wirklich los", meinte Ryou schließlich und erhob sich mit einem Ächzen. "Ich glaube, wenn du das jetzt nicht kannst, dann hat das auch keinen Sinn mehr. Gönn dir morgen vor der Klausur noch etwas Erholung, dann wirds schon schief gehen." Der Jüngere lächelte schief, "Wenn ich nur die Hälfte davon behalten habe, was du mir versucht hast, beizubringen, dann wird ich zumindest mal 07 Punkte schaffen. Mokuba begleitete ihn noch mit hinunter zur Tür. "Also danke nochmal, ja? Und bis dann!" Ryou verabschiedete sich und trat hinaus in die Dunkelheit, welche nur von dem Licht einiger Straßenlaternen durchbrochen wurde, die den Weg säumten, welcher von dem riesigen Anwesen zum Gartentor führte. Ryou wollte ein paar Schritte gehen, doch - plötzlich riss ihn eine Hand grob im Haar zurück, sodass er beinahe gestolpert wäre und eine weitere Hand legte sich schwer auf seinen Mund. Ryous Herz schlug vor Schreck fast bis zum Halse. "Was zum Teufel hast du hier zu suchen?", erklang die kühle und leicht eisige Stimme an seinem Ohr. Er war es. Aber das musste irgendwann passieren. Ryous Herz pochte wie wild in seiner Brust und der Griff in seinen Haaren löste sich nicht. Kaiba hatte gespürt, wie sich die Atmung des Jungen beschleunigt hatte. Sah nackte Haut, denn der Stoff des Shirtes war zur Seite gerutscht. Er war ihm ausgeliefert. Ein gutes Gefühl. "I-ich geb deinem Bruder Nachhilfe...", brachte Ryou japsend heraus. Kaiba verengte misstrauisch die Augen. "Nein, was für ein Zufall", höhnte er leise, ganz nah an des anderen Ohr. Der betörende Duft des Haares umschmeichelte dabei seine Nase. Ein Schauer überlief ihn. Dann ließ er den zierlichen Körper abrupt wieder los und das zornige Eisblau seiner Augen krachte auf die Rehaugen seines Gegenüber. "Hör zu", sagte Ryou, versuchend, wieder zu Atem zu kommen und seinen Herzschlag zur Ruhe zu bewegen. "Ich gebe Mokuba öfter Nachhilfe. Er ist eine Stufe in der Schule unter mir. Er weiß von nichts. Niemand weiß von überhaupt irgendwas." Die Miene des jungen Firmenchefs blieb vorerst ungerührt. Wie als suche er im Gesicht Ryous nach einer Lüge. Aber er sagte wohl tatsächlich die Wahrheit. Schweigen. Ryou war nicht sicher, aber irgendwie getraute er sich nicht so recht, sich fortzubewegen. Seine Füße waren regelrecht am Boden festgewachsen. Dann hörte er sich sagen: "Natürlich muss das nicht so bleiben. Kaiba, ich weiß, dass du viel Geld hast und im Grunde bin ich kein schlechter Mensch, der das schamlos ausnutzen würde, aber ..." Er ließ es unausgesprochen und gab Kaiba ein bisschen Zeit seinen eigenen Gedanken zu folgen. Kaiba wirkte, als schien er kurz nachzudenken. Wenn er einen Anflug von Panik hatte, dann merkte Ryou nichts davon. Kein Wunder, dass Kaiba so erfolgreich war. Der ließ sich einfach nicht in die Karten schauen. "Du bist eine ungeheuerlich dreiste, kleine Kröte...", sagte Kaiba dann langsam und schenkte Ryou einen der boshaftesten Blicke, die er im Repertoire hatte, "wenn ich wollte, könnte ich dich zerquetschen, wie eine Made, aber das Problem ..." ist ein ganz anderes. "Ich ..." will dich. "... mache dir ein Angebot und ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine sonderlich gute Idee ist, das abzulehnen." Ryou verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief. "Ich höre." "Jemand wie du geht nicht auf den Strich, weil es ihm Spaß macht. Ich weiß nicht, was es ist und eigentlich interessiert es mich auch gar nicht. WAS ich weiß ist, dass du auf das Geld wohl sehr dringend angewiesen bist und das nicht nur machst, weil du dir gerne mal ein paar Videospiele mehr kaufen würdest." "Worauf willst du hinaus?", hakte Ryou misstrauisch nach. Kaiba straffte die Haltung, was ihn nur noch respekteinflößender wirken ließ. "Du arbeitest in gewissem Maße für mich. Ich biete dir, nennen wir es ein Gehalt von 1.500.000 Yen* im Monat." Sie hatten sich in der Zwischenzeit etwas vom Haus entfernt und sich zu einem beleuchteten Pavillon im Garten begeben. Ryou lehnte sich an einem Balken an. Fischte in seiner Tasche nach seinen Zigaretten und zündete sich eine an. Das war wirklich extrem viel Geld. "Wo ist der Haken?", wollte er wissen, wobei er Zigarettenqualm auspustete. "So gesehen gibt es keinen Haken", lautete die ungerührte Antwort. "Lediglich ein paar Bedingungen. Erstens: Du stehst mir immer dann zur Verfügung, wenn mir danach ist. Ich akzeptiere keine Ausflüchte, egal welcher Art. Du wirst in der Zeit, in welchem unsere Vereinbarung besteht, zu keinem anderen gehen. Um es deutlich zu machen: Du wirst nicht mehr wie eine billige Straßennutte auf dem Strich stehen. Hast du einen Freund, oder eine Freundin?" "Nein ..." "Jemand in Aussicht?" "Nein." "Du wirst dich auf niemanden einlassen. Und niemand fasst dich an." Ryou nickte langsam, während Kaiba sprach. "Ich habe ... Neigungen. Ich bin kein Mensch, der Rücksicht nimmt. Du wirst alles mitmachen, was ich von dir verlange, ob dir das passt, oder nicht. Du wirst dich unterwerfen. Und was am wichtigsten ist: Kein Wort zu niemandem. Ich denke, du möchtest später studieren, oder?" "Ich denke schon." "Solltest du tatsächlich in Erwägung ziehen, auch nur ein Wort davon zu verlieren, was wir miteinander tun, werde ich dafür sorgen, dass du nirgendwo im Leben Fuß fassen kannst. Haben wir uns verstanden?" Ryou schwieg. Ließ die Worte auf sich wirken. Kaibas Angebot klang genauso verlockend, wie, dass es ihm Angst machte. Andererseits konnte somit jeder den jeweils anderen verraten, wenn es darauf ankam, sodass er weder zweifelte, dass Kaiba sich einfach weigern würde, ihn zu bezahlen, noch, dass er selbst vielleicht auf dumme Gedanken käme. Für Kaiba war es sicherer seine Gelüste an einem Jungen zu stillen, der zu ihm kam, anstelle, dass er ein Bordell aufsuchen, oder noch schlimmer zum Strich musste und für Ryou war es von Vorteil, da der Preis, den ihm Kaiba geboten hatte, weitaus das überstieg, was er im Monat mit auf den Strich gehen einnahm und für ihn selbst war es auch weitaus angenehmer, wenn er sich nur von einem einzigen Mann ficken lassen musste, als von unzähligen widerlichen Kerlen, die sich nichtmal die Sackhaare wuschen. Schließlich nickte er langsam. "Einverstanden." *etwas mehr als 10 000 Euro. Kapitel 2: -Session- -------------------- "Wenn wir hier unten sind, redest du mich mit Meister an." Ryou nickte wortlos, während er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ, welcher im Kellergeschoss der Kaiba-Villa lag. Es war jetzt zwei Wochen her, seit er mit Seto Kaiba dieses Abkommen getroffen hatte und heute hatte er ihn das erste Mal herbeordert. Und wie er gerade feststellte, war die Bezeichnung "Raum" noch ziemlich verinfacht: Es handelte sich um einen komplett ausgebauten Wohnkomplex, der vollkommen auf bestimmte Bedürfnisse abgestimmt war. So erstreckten sich auf schätzungsweise 120m² neben stinknormalen Möbelstücken, wie einem riesigen Bett, zwei luxuriösen Sofas, einem antik wirkenden Schreibtisch, einem Bücherregal mit Fernsehstellplatz in der Mitte, verschiedene Gerätschaften, die Ryou nur zum Teil benennen konnte. Den Sling, der mit seinem hochwertigen Leder und glänzenden Ketten beinahe unschuldig von der Decke baumelte zum Beispiel, den erkannte er. Er sah eine massive Kommode, deren Inhalt er nur erraten konnte. Beleuchtet wurde das hier unten alles von verschiedenen kleinen Deckenlampen, die gedimmt werden konnten und mehrere Stehlampen waren aufgestellt worden, welche einen sanften roten Schimmer abgaben. Ryou hörte das Geräusch, als eine elektronische Verriegelung einrastete und die Tür verschloss. Natürlich. Kaiba hatte seinen kleinen Bruder im Haus und Teenager waren nunmal neugierig. Zu groß die Gefahr, dass ein herumliegender Schlüssel seine Unschuld zerstörte. Ein unwillkürlicher Schauer lief Ryou über den Körper. Er war ihm hier praktisch ausgeliefert. Wenn er schrie, würde ihn niemand hören. Kaiba konnte alles mit ihm tun, was er wollte. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als der junge Firmenchef, an ihm vorbeiging und im Laufen einmal in die Hände klatschte, woraufhin das Licht etwas gedämpfter wurde. Ryou lief, sich immer noch umsehend, hinter ihm her, bis zu einer kleinen loungartigen Sitzgruppe von Ledermöbeln. Während Kaiba langsam seinen Mantel auszog, sagte er: "Dort hinten siehst du eine Minibar, ich will, dass du mir einen Drink machst." Ryou nickte. Es begann also schon. Er ging hinüber und öffnete die Minibar, die er eigentlich gar nicht mehr als Minibar bezeichnen würde bei der Größenordnung, die sie hatte, aber Kaibas Vorstellungen von Größen waren wohl ohnehin anders, als die Seinen. Er spähte hinein - und war erst unschlüssig. Mehrere Spirituosen waren dort aufbewahrt. Whisky, Cognac, Champagner, zudem noch verschiedene nichtalkoholische Getränke. Ryou überlegte kurz und entschied sich dann für den Cognac, in der Hoffnung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nachdem er die Flasche auf der Anrichte abgestellt hatte, sah er sich kurz suchend um, bis er das Regal mit den Gläsern entdeckte. Den scharfen Blick, der ihn dabei nicht aus den Augen ließ, bemerkte er durchaus, doch er versuchte, sich nicht allzu nervös machen zu lassen davon. Nein, im Gegenteil. Er kannte seine eigenen Reize, Ryou konnte sogar anmutig und erotisch wirken, wenn er wollte, wenn er überhaupt nichts offensichtlich- Anzügliches tat. Das machte er sich zunutze. Mit scheinbar geübten Handgriffen gab er zwei Eiswürfel in das bauchige Glas mit dem Stützkegel an der Unterseite, welches er daraufhin zu einem Drittel mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit füllte. Da ihm vorhin ein silbernes Tablett ins Auge gestochen war, griff er kurzerhand danach und brachte Kaiba ... nein. Dem Meister. Das Gewünschte. Er musste sich so schnell, wie möglich an diesen Gedanken gewöhnen, damit man ihm möglichst keine Unsicherheit anmerkte. Die intensiv-blauen Augen folgten ihm mit jedem Schritt. Es schauerte ihn. Es war seltsam. Er spürte, dass er begehrt wurde. Aber auf eine Art und Weise, der er zuvor noch nie begegnet war. Ohne, dass er dazu aufgefordert worden war, stellte er das Tablett auf den großen Glastisch, der zwischen der Sitzgruppe stand, kniete sich dann hin und reichte Kaiba das Glas aus dieser Position heraus. Der nahm das Glas entgegen und ließ sich dann zu etwas herab, das wohl ein Lob sein sollte. "Ich sehe schon, du scheinst zu verstehen, worauf es ankommt und was ich will." Er schien kurz zu überlegen. Meinte dann: "Du hast zuviel an." Ryou verstand die Aufforderung. Nickte dann und stand auf, um sich langsam die Kleidung abzustreifen. Seines nackten Körpers schämte er sich schon längst nicht mehr. Wieso auch? Er wusste, dass er schön war. Er wusste, dass es das alles war, was ihn für die Männer so begehrenswert machte. So stellte er sich wenig später in einigem Abstand, damit er ihn auch ja vollständig betrachten konnte, vor Kaiba hin, in aufrechter Haltung, die Arme baumelten lässig seitlich an seinem Körper herunter. Kaiba nahm sich die Zeit, ihn zu betrachten, während er gelegentlich an seinem Cognac nippte. Das war er also, der Körper, der ihn so in den Wahnsinn getrieben hatte, der ihn vor Verlangen sogar nicht hatte schlafen lassen, der beinahe elfenhafte, sinnliche Körper, die überirdisch bleiche Erscheinung dieses Jungen und diese Augen ... einen Moment begegnete er seinem Blick. Verdammt. Da musste er sich noch etwas einfallen lassen. Wenn er ihn ansah, konnte er sich nicht mehr so recht konzentrieren: Am besten er verband ihm die Augen später einfach. Oder ... "Ich verbiete dir vorläufig, mir in die Augen zu sehen", sagte er kühl, seine Fassung wieder erlangend. Dann fügte er hinzu. "Du bist nur eine dreckige, kleine Straßenhure. Bevor ich dich überhaupt anfasse, mach dich sauber." "Ja, Meister", kam es gedämpft von Ryou, welcher auf den ersten Befehl hin den Kopf gesenkt hatte. Langsam ging er zu jener Ecke des Raumes, welche gefließt und mit einer Dusche versehen war. Und zwar war der Aufbau so geschickt vonstatten gebracht worden, dass kein Sichtschutz und kein Duschvorhang nötig waren und man denjenigen, der dort zugegen war, gemütlich beobachten konnte. Mehrere Schläuche kamen aus der Wand, einer davon hatte eine spitz zulaufende und leicht abgerundete metallische Röhre an seinem Ende und hing in einer Halterung an der Wand. Langsam drehte Ryou das Wasser an, stellte es leicht warm. Noch war es harmlos. Aber Ryou wusste, dass das was harmlos begann, oft sehr makaber enden konnte. Gut, dass er keine sonderlich hohe Hemmschwelle hatte. Während er nach einer kurzen Weile nach dem teuren Waschgel griff, welches dort positioniert war, dachte er im Stillen, wie Kaiba es wohl angestellt hatte, das alles hier unten auszustatten, ohne, dass jemand davon Wind bekommen hatte. Und damit dachte er nichtmal an Mokuba. Vielleicht hatte er unter falschem Namen bestellt, unter einem anderen Konto. Ryou konnte sich das sehr gut vorstellen, Männer mit viel Geld hatten da oft geschickte Wege und Mittel, ihre Identität nahezu perfekt zu verschleiern. Kaiba hatte den Jungen von seiner Position aus bequem im Blick. Aus seiner Mimik war nichts zu deuten. So, wie es immer war. "Überall", befahl er schließlich und nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas, schwenkte es kurz, woraufhin Ryou mit seinen schlanken Händen zu Schritt und Hintern fuhr, um sich auch dort gründlich zu reinigen. Es war merkwürdig. Dieser Akt beinhaltete absolut nichts Sexuelles und doch war es unangenehmer dabei beobachtet zu werden, als, wenn er sich jetzt vor einem anderen selbst befriedigte, oder etwas anderes in der Richtung tat. Aber gut. Darüber wollte er sich jetzt keine Gedanken machen. Er hörte ein leises Geräusch, als Kaiba das Glas auf dem Tisch abstellte, dann das Rascheln von Kleidung und sich nähernde Schritte. "Du kannst es jetzt ausmachen." Ryou blickte zur Seite, wo er Kaibas Stimme vernommen hatte - selbiger hatte sich leicht seitlich an die Wand gelehnt - das weiße Männerhemd, das er trug, war offen, er erkannte den gut definierten Oberkörper des anderen Mannes. Eigentlich gefiel ihm Kaiba rein optisch recht gut, was das alles um Einiges einfacher machte. Folgsam drehte Ryou das Wasser ab. "Dreh dich um und stütz dich mit den Händen an der Wand ab." "Ja, Meister..." Die Aufregung, die sich bisher in Grenzen gehalten hatte, wuchs in Ryou, als er hörte, wie Kaiba den metallischen Stab, der ihm vorhin aufgefallen war, aus seiner Halterung löste. "Entspann dich", raunte Kaiba ihm mit gefährlich-leiser Stimme ins Ohr. "Es reicht mir selbstverständlich nicht, wenn du nur so oberflächlich sauber bist. Ich will nicht wissen, wer seit dem letzten Mal schon alles seinen dreckigen Schwanz in deinem Arsch hatte." Ryou erschauerte unwillkürlich und das nicht nur wegen der Kühle, die die Wassertropfen auf seiner Haut auslösten. Nein, auch wegen der schmutzigen Worte, er konnte nichts tun, sie machten ihn irgendwie an. Auch, wenn die Situation für sexuelle Erregung nicht makaberer hätte sein können. Ryou nickte und sein Atem beschleunigte sich leicht, als er spürte, wie sich der kalte Metallstab einen Weg in sein Inneres bahnte. "Wenn du es rauslässt, ohne, dass ich es dir vorher erlaubt habe, wirst du bestraft. Und ich würde dir raten, mich nicht schon am Anfang zu enttäuschen. Spann die Muskeln an." Ryou schluckte. "Ja, Meister." Dann hörte Ryou, wie Kaiba an einem Rädchen drehte, er hörte Wasser fließen und kurz darauf spürte er, wie das kühle Nass in sein Inneres vordrang. Der Druck war nicht allzugroß, aber dennoch ausreichend, um nach einer Weile unangenehm-erregend gegen seine Prostata zu drücken und er biss sich auf die Unterlippe, damit ihm kein leises Keuchen entfuhr. Irgendwann wurde es mühsam und Ryou fiel es schwerer, die Muskeln anzuspannen, doch kurz bevor er nicht mehr konnte, zeigte Kaiba ein wenig Gnade und stellte das Wasser wieder ab. Ryou kniff aus Reflex die Muskeln zusammen und keuchte nun doch leicht vor Anstrengung, wobei er die Lippen leicht öffnete, sich auf die Lippen biss, nur um sie dann wieder leicht zu öffnen. Ein provokanter Schlag mit der flachen Hand auf seinen nackten Arsch, ließ ihn empfindlich zusammenzucken, er sog scharf die Luft ein. Das Klatschen war durch die feuchte Haut viel lauter, hallte viel obszöner nach. Kaibas Mundwinkel zuckte auf einer Seite unwillkürlich in die Höhe. Ein weiter Schlag folgte. Ryou würde es zunehmend schwerer fallen, sich so unter Kontrolle zu haben. Und die leichte Röte zierte den festen, weißen Hintern auf besonders delikate Weise. "Du darfst locker lassen." Mit einem erleichterten Seufzen, entspannte sich Ryou, seine Muskeln pressten das Wasser automatisch nach draußen und diesmal verließ tatsächlich ein leises Stöhnen seine Lippen, denn diese leichten Intervalle reizten abermals seine Prostata. Er spürte, wie sich zwischen seinen Beinen etwas regte, ließ die Stirn leicht gegen die Fliesen sinken. Eine hauchfeine Röte lag auf seinen Wangen. Und das kam nicht, weil er sich wegen dieser Prozedur schämte, sondern deshalb, weil es ihn anmachte, weil es ihm gefiel, obwohl er wusste, dass es ihm nicht gefallen sollte, weil es ein Job war, weil er bisher immer Abstand zu seinen Freien gewahrt hatte und zu dem, was sie mit ihm getan hatten. Andererseits - war es nicht besser, Spaß an seiner Arbeit zu haben, als Ekel davor zu empfinden? Ein schwaches Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während er spürte, wie das kalte Metall sich abermals einen Weg in seinen Hintern bahnte. "Sag bloß, das gefällt dir auch noch." Mehr eine Feststellung, denn eine Frage. "Nun, wir werden sehen, wie lange noch." Abermals wurde der Hahn aufgedreht und Ryou spürte das Wasser in sich schießen und diesmal musste er leise stöhnen, weil der Druck fester kam und weil Kaiba noch lange nicht bei der Menge zu stoppen gedachte, die er ihm vorhin eingeführt hatte. Ryou spürte, wie sich sein Unterleib mehr und mehr aufblähte, bald spannte und schließlich nahezu unerträglich wurde. Ryou stöhnte leise gequält auf, als Kaiba das Metall schließlich aus seinem verkrampften Hintern zog, konnte nicht verhindern, dass ihm ein bisschen Wasser wieder herausquoll. "Vorsicht", zischte Kaiba boshaft. "Wenn du es nicht schaffst, es drin zu behalten, nehme ich das nächste mal etwas Unangenehmeres, als Wasser. Und jetzt knie dich hin." Ryou glitt vorsichtig in eine knieende Position und starrte auf seine, auf den Oberschenkeln liegenden Hände. Der Druck in seinem Inneren war unmenschlich. Das Wasser presste sich gnadenlos streng und reizend gegen seine Prostata. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn vor Anstrengung, er atmete schwer. Fuck. Das erregte ihn. Sehr sogar. Das war ihm noch nie bei einem seiner Freier passiert. Und es war das erste Mal, dass er sich wirklich schmutzig fühlte. Er gewahrte, wie Kaiba sich kurz entfernte, hörte wie sich eine Schublade öffnete. "Heb das Kinn", befahl er ihm, als er wieder zurück kam. Beiläufig und mit Genugtuung gewahrte Kaiba, dass sich das Glied des Jungen beinahe gänzlich aufgerichtet hatte. Er widerstand dem Drang, sich über die Lippen zu lecken, sondern legte Ryou das weiche, teure Halsband um, welches vorne einen Metallring hatte, um Ketten, oder Gewichte daran zu befestigen und schließlich konnte er dem Drang nicht widerstehen, Ryous Wangen mit beiden Händen zu umfassen und ihn in seine Richtung zu drehen. Und da waren sie wieder. Diese Augen. Dieser Blick, den er hatte meiden wollen. Er schluckte trocken, als ihm pure Unterwürfigkeit entgegen glänzte und verdrängte den Gedanken, dass das nur war, weil Kaiba ihn dafür bezahlte. Er sah die feinen Schweißperlen auf der Stirn und der Schläfe des Jungen. "Ist anstrengend, was?" Damit strich er ihm nahezu sanft mit den Daumen über die Wangen, während Ryou gequält nickte. Kaiba war nicht entgangen, wie sich dessen Atmung beschleunigt hatte. Einer seiner Daumen passierte die zarten Lippen und er schob ihn fordernd dazwischen. Ryou verstand die Aufforderung und öffnete den Mund weiter, um an dem Daumen zu saugen, wie als täte er es mit einem anderen Körperteil. Kaiba genoss diesen Anblick ein wenig, Ryous zitternden, vom Wasser aufgeblähten Körper, während die Erregung nicht mehr zu verbergen war. Dann entzog er ihm den Daumen und schlug ihm unverhofft und fest ins Gesicht, woraufhin Ryou überrascht aufkeuchte, die Haare fielen ihm ins Gesicht. Aber er gönnte ihm noch nicht die Gnade, ihn von diesem inneren Druck zu erlösen. Ryous Anblick ließ ihn zwar keinesfalls kalt, doch Kaiba war ein Mensch, der sich in Geduld und Selbstbeherrschung üben konnte, wie kein zweiter und gerade jetzt wollte er einfach nur den Anblick des Jungen in vollen Zügen auskosten. Kurz entschlossen holte er sich einen lederbezogenen und nietenbeschlagenen Stuhl heran und ließ sich breitbeinig darauf nieder. Seine Augen hafteten dabei immer noch auf Ryou. "Fass dich an", befahl er mit rauer Stimme und Ryous Hand zuckte sofort, wie als hätte er nur darauf gewartet, zu seiner Körpermitte, wo er seine Erregung mit festem Griff umschloss und zu massieren begann. Ein erleichtertes Stöhnen tropfte von seinen Lippen und Kaiba jagte es einen leisen Schauer über den Rücken, als er dieses betörende Geräusch vernahm, er ließ die Bewegungen Ryous keine Sekunde lang aus den Augen, wie er mit strammen Bewegungen auf- und ab fuhr, mit dem Daumen mit sanftem Druck über die geschwollene Eichel rieb, sanft die Hoden streichelte und auch, wie schon bald wenige Tropfen klarer Flüssigkeit aus dem kleinen Spalt austrat. Wie sich seine Atmung beschleunigte und wie das alles immer wieder kleine rote Flecken auf seine Wange zauberte. "Das reicht." Ryou musste sich regelrecht losreißen, es war eine kleine Qual, unterbrochen zu werden, wenn es nicht mehr lange bis zum Orgasmus hin war. Er sah Kaiba bittend an. "Ich erlaube dir jetzt, es rauszulassen." Ryou stöhnte langgezogen, als die Wassermassen erneut seinen Eingang passierten, diesmal auf umgekehrte Weise, er musste ein paar mal angestrengt pressen, bis alles draußen war und beinahe wäre er allein deshalb gekommen. So erniedrigend und erregend zugleich. Diese Prozedur wurde noch einige Male wiederholt, bis Ryou absolut erschöpft und flehend zu Kaiba aufblickte. Der nickte zufrieden. "Komm her", befahl er dann und Ryou kroch zitternd näher. Diese Prozedur hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er erwartet hatte. Ein vorsichtiger Blick nach oben, doch dann wandte er ihn schnell wieder ab, als ihm einfiel, dass man ihm verboten hatte, ihm in die Augen zu sehen. "Hände." Er streckte die Arme aus und Kaiba ergriff grob die schmalen Handgelenke, um mit geübten Griffen Handfesseln, ebenfalls aus hochwertigem, weichen Leder anzubringen. "Umdrehen." Eine Augenbinde folgte, dann ein Knebel aus Hartgummi, welcher mit Lederriemen hinter dem Kopf festgemacht wurde. Ryou schnaufte heftig durch die Nasenlöcher, während er spürte, wie Kaiba ihm die Handfesseln, an welchen auch jeweils ein Metallring befestigt war erst aneinander und dann an den Ring, der am Halsband war, mit einem Haken befestigte. Dann packte er ihn plötzlich mit einem Zangengriff im Nacken und schleifte ihn wortlos zu dem ausladenden Bett, stieß ihn der Länge nach darauf, leckte sich hektisch über die Lippen dabei. Dann positionierte er Ryou, wie er ihn brauchte, mit dem Gesäß nach oben und verband Hand- und Fußfesseln miteinander, sodass sich der Junge nun in einer sehr unnatürlichen und angespannten Körperhaltung vor ihm krümmte. Er war nun absolut bewegungsunfähig. Kaiba ging in aller Seelenruhe zurück zu dem Glastisch, auf welchen er vorhin zwei Lederhandschuhe gelegt hatte, die er sich nun überstreifte, griff nach zwei weiteren Gegenständen, die er zuvor bereit gelegt hatte und ließ sich Zeit, zu Ryou zurückzukehren. Die Gelenke mussten diesem bald schmerzen. "Na, die Beine kriegst du noch ein bisschen auseinander", hörte ihn Ryou daraufhin höhnen und er spürte, wie sich seine Sehnen anspannten, als dieser ihm die Beine weiter spreizte, sodass er ihm auf beinahe obszöne Art und Weise seinen Eingang präsentierte und er spürte, wie Kaiba das genoss und er wartete darauf, dass er endlich erlöst wurde, dass Kaiba ihn nahm, aber dieser Wunsch wurde ihm nicht erfüllt. Stattdessen spürte er etwas Glitschiges am Hintern und er erkannte, dass es ein, mit duftendem Öl versehender, Vibrator war, kurz darauf spürte er schon die Vibration, die seinen Körper in sanften Wellen penetrierte und er wimmerte auf, weil die Stufe viel zu niedrig eingestellt war, um ihm den ersehnten Orgasmus zu bringen. Und Kaiba wusste das. Und er genoss es. Er genoss es, Ryou zu quälen, genoss es, ihm den Orgasmus vorzuenthalten, bis er schier wahnsinnig wurde und er genoss es am meisten, wie dieser wunderschöne, willige Körper da so hilflos vor ihm kniete, vollkommen einer Lust unterworfen, der er sich nicht unterwerfen wollte und es zeigte ihm einmal mehr, dass er sich alles zu Eigen und zu Willen machen konnte, was er wollte. Sein Blick glitt von der Rosette des Jungen hinauf über sein schmales Rückgrat, zu dem Hals, der von dem Halsband verdeckt wurde und die Haare, die wunderschönen, seidigen Haare, teilten sich ebenmäßig zu beiden Seiten. Er lief um Ryou herum, hob sein Kinn, soweit es in dieser Position möglich war und gab dann der Versuchung nach, mit der Zunge eine feuchte Spur über das erhitzte Gesicht zu ziehen und als er registrierte, wie der Junge dadurch erschauerte, hatte er schlichtweg keine Lust mehr, es noch weiter herauszuzögern, auch wenn er es gekonnt hätte. Er war geil. Verdammt geil auf diesen wunderschönen Engel, den er sich selbst aufs Serviertablett gezaubert hatte. Kaiba griff nach einer kurzen Reitgerte, die er sich nebendran zurecht gelegt hatte und ließ sie unerwartet ein paar mal auf Ryous Hintern niedersausen, bis sich rote Striemen auf der schneeweißen Haut abzeichneten Es zuckte in seinen Lenden. Er war hart. Sehr hart sogar. Er begab sich vor Ryou auf das Bett, ohne ihm den Vibrator aus dem Hintern zu entfernen, das leise Wimmern, das der Junge dabei von sich gab, war Musik in seinen Ohren. Als er den Knebel schließlich entfernte, keuchte Ryou ein paar mal schnappartig und auch der Haken von den Fußfesseln und den Handfesseln wurde gelöst, Ryou aus seiner unbequemen Haltung entlassen, doch kaum war das geschehen, riss Kaiba ihn grob in den Haaren hoch, zog ihn nahe zu seinem Gesicht und vergrub dann, ganz unerwartet die Nase in dem noch feuchten Haar, sog den Duft ein, stöhnte leise. So mussten Engel riechen, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, kurz gefolgt von, so ein Unsinn. "Zeig mir jetzt noch einmal, wie geschickt du mit deinem Mund bist", sagte er. "Nur den Reißverschluss." Ryou verstand und zuppelte mit zittrigen Fingern am Reiverschluss von Kaibas Hose herum, griff dann in den Schlitz und holte das vollständig harte Glied hervor - Kaiba hatte es bewusst so gehalten, denn die leichte Enge zögerte den Orgasmus heraus, wenn auch nur für wenige Sekunden. Ryou leckte ein paar mal energisch über die gesamte Länge, liebkoste die Hoden, welche erregend prall wirkten, durch die leichte Abschnürung und nahm ihn dann ganz in den Mund. Kaiba griff grob in den den seidigen Haarschopf, um ihm seine Länge tiefer in den Rachen zu zwängen, sollte er doch spucken und würgen, es war ihm egal, nein, er hatte es verdient, hatte es als Bestrafung verdient, dass er ihn so um den Verstand brachte, er keuchte schwer, als er die geschickte Zunge an seiner Männlichkeit spürte, die verlockende Süße der heißen, glitschigen Mundhöhle und Ryou legte sich sehr ins Zeug, um zu gefallen, da seine Augen immer noch verbunden waren, nahm er die Geräusche um sich umso intensiver war und so blieb ihm keinesfalls verborgen, wie Kaibas Atmung tiefer und schwerer wurde, auch, wenn er nicht der Typ zu sein schien, der vor Lust viele Laute von sich gab, so hatte Ryou doch gelernt auf die Signale zu achten, die so ein Körper von sich gab und - plötzlich wurde er an den Haaren zurückgerissen, so sehr, dass ihm kleine Tränchen in die Augen tragen und dann ... ... spürte er, wie verlangende Lippen die Seinen suchten, ein harter Biss in die Unterlippe und dann die Zunge, die sich in seine Mundhöhle zwängte. Ryou wurde plötzlich schwindelig und in seinem Inneren flatterte es und er schob es auf die Erregung, stöhnte verlangend in den Kuss hinein und Kaiba hatte den Gedanken, wer diesen Mund schon alles besessen hatte, längst beiseite geschoben, er wollte ihn schmecken, in diesem Moment gehörte dieser verboten süße Mund nur ihm und ihm allein, als er sich löste, verband die Lippen der beiden noch ein dünner Speichelfaden und Ryous Lippen bebten, so erregend der Anblick. Kaiba warf ihn schließlich herum, riss ihm den Vibrator aus dem Hintern, nur um sein Becken leicht aufzustellen und sich mit einem Stoß bis zum Anschlag in ihm zu versenken. Ryou schrie laut auf, hauptsächlich vor Lust, denn er war inzwischen so geweitet, dass es nicht mehr schmerzte und als Kaiba begann, ihn hart zu ficken, spannte er die Bauchmuskeln an, stützte sich fester mit den Unterarmen auf, um mehr Widerstand zu erzeugen. Kaiba gab währenddessen kaum einen Laut von sich, aber die Unregelmäßigkeit, in der die Stöße kamen, sprach für sich, ein regelmäßiges lautes Klatschen ertönte jedesmal, wenn die schweren Hoden auf nackte Haut trafen und es war auch dieses obszöne Geräusch, das Ryou anmachte und er er stöhnte lauter auf vor Lust, keuchte, wimmerte und vergaß für den Moment, in welchem er sich seinem ersehnten Orgasmus näherte, tatsächlich, dass er das hier für Geld tat - er schrie gellend auf, als ihn Kaiba grob an den Haaren zurückriss und ihm so heftig in die Schulter biss, dass die Haut leicht aufriss, er sah schwarze Punkte vor den Augen und dann kam er, so heftig, dass es ihm fast bis an den Oberkörper spritzte, Kaiba machte weiter, stöhnte unterdrückt, als die Muskeln sich um ihn zusammenzogen und zog sich dann kurz darauf unter großer Willensaufbringung aus Ryou zurück. Der verstand und ergriff das zuckende Glied des Anderen, um ihm abermals den Schwanz zu lutschen und als er spürte, dass es soweit war, wich er ein wenig zurück und öffnete artig den Mund. Kurz darauf spritzte die sämige, heiße Flüssigkeit auf seine Zunge, seine Lippen und etwas auf die Wangen und dann ... war es vorbei. Nur das Keuchen beider, die erhitzten Leiber. Ryou schob sich die Augenbinde vom Gesicht und Kaiba, dessen Blick für eine Weile auf dem besamten Gesicht geklebt hatte, wandte sich ab. Er stand auf, seine Fassung wieder erlangend und richtete seine Kleidung. "Dusch, bevor du gehst." Das war alles. Kein Wort zu dem, was sie getan hatten. Aber irgendwie wunderte es Ryou nicht. Genauso hatte er Seto Kaiba eingeschätzt. Kapitel 3: -Thaughts- --------------------- Ryou lag im Halbdunkel seines Zimmers. Bis vor Kurzem hatte er noch für die Schule gelernt, aber jetzt war er so erschöpft, dass er eine Pause brauchte. Das Dämmerlicht war angenehm für seine vom PC-geschundenen Augen und seine Muskeln konnten sich in dieser Haltung ein wenig entspannen. Schon bald standen die letzten Prüfungen an und das nächste Schuljahr würde sein Letztes sein. Das würde verdammt hart werden. Gut, dass Ryou das Lernen nicht schwer fiel, hatte er doch schon immer eine gute Auffassungsgabe gehabt - anderen aus seinem Jahrgang ging es da nicht so fabelhaft. Das, was ihm da mehr zusetzte, war die Dreifachbelastung; Die Schule, sein Job bei Kaiba und außerdem ging es Amane in der letzten Zeit wieder sehr schlecht. Es war die Angst, um seine Zwillingsschwester, die ihn so zerwühlte. Das Unverständnis darüber, wie man einem Mädchen von gerade mal 17 Jahren eine lebensrettende Operation vorenthalten konnte, nur weil die Familie eben nicht genügend Geld hatte. Seine Mutter hatte früher als Archäologin sehr viel Geld verdient, aber da sie sich, seit Amane an Blutkrebs erkankt war, ständig um sie kümmern musste und nicht mehr, wie früher auch mal ein paar Wochen im Ausland verbringen konnte, fiel ein erheblicher Teil weg, sodass es gerade noch so für Miete, Fixkosten und die nötigsten Medikamente reichte. Ryou bewunderte seine Mutter um ihre Stärke. Sie hatte sich immer für ihre Kinder eingesetzt, hatte wie eine Löwin um die beiden gekämpft, als es vor fünf Jahren zur Scheidung gekommen war. Eigentlich hatte sie immer gekämpft. Und Ryou wollte nichts mehr, als sie zu unterstützen. Er lauschte in die Dämmerung hinein. In der Wohnung war es still, nur von draußen drangen gedämpft die Geräusche der Straße hinein. Amane hatte vor ein paar Tagen erfahren, dass ihre Freundin Mila, die sie vor zwei Jahren auf der Krebsstation kennengelernt hatte, an den Folgen einer Hochdosischemo verstorben war. Das Mädchen hatte an einem Ewing Sarkom gelitten. Amane hatte es sehr schwer getroffen, denn die beiden Mädchen hatten sich in diesen zwei Jahren gegenseitig immer wieder Mut gemacht, hatten ihre Ängste und ihre Wünsche miteinander geteilt. Sie hatten einander gut getan und vor allem als Amane kurzzeitig depressiv gewesen war, hatte ihr die Freundschaft zu Mila sehr gut getan. Ryou erhob sich und ließ die Beine über den Bettrand baumeln, bis sie den weichen Flokatiteppich berührten, der auf dem Laminatboden lag. Dann stand er auf und ging mit leisen Schritten aus seinem Zimmer hinaus - hinüber zu Amanes Zimmer, bei welchem die Türe leicht angelehnt war. Er lauschte. Sie schien zu schlafen. Dann wollte er sie lassen, sie hatte viel geweint, die letzten Tage und brauchte den Schlaf. Als Ryou sich wieder entfernen wollte, hielt ihn eine schwache Stimme zurück. "Ryou, bist du das?" "Ja", sagte er gedämpft und steckte den Kopf zur Tür hinein, fügte dann besorgt hinzu: "Hab ich dich etwa geweckt?" Das Licht der Nachttischlampe wurde angeknipst. "Nein, ich war wach. Magst du mir ein bisschen Gesellschaft leisten?" Ryou nickte und betrat das Zimmer, die Tür leicht hinter sich anlehnend. Dann setzte er sich zu Amane ans Bett, wobei sein Blick sorgenvoll die tiefen Augenringe auf dem gespenstisch fahlen Gesicht des Mädchens streifte. Und jetzt, so im Halbschatten, wirkte sie noch magerer als sonst. 42 Kilo wog sie jetzt ungefähr. "Wie fühlst du dich?", fragte er bedrückt. Sie versuchte, zu lächeln. "Naja, ging schon besser. Ich meine ... der Schock ist inzwischen gesackt, aber ich denke jetzt die ganze Zeit übers Sterben nach. Ich meine, ich weiß, dass das passieren kann, weil mein Körper das wahrscheinlich alles nicht mehr mit macht, aber ... Ich weiß auch nicht, das was mich so erschreckt ist mehr, die Tatsache, dass ich immer dachte, es erwischt mich zuerst, weil Mi-chan doch so gute Heilungschancen diagnostiziert wurden..." Sie machte ein trauriges Gesicht und Ryou ergriff mitfühlend ihre Hand. Er mochte es nicht wirklich, mit Amane über den Tod zu sprechen, weil er es lieber verdrängte, aber er war vernünftig genug, zu wissen, dass es seiner Zwillingsschwester half und wenn es darum ging, war er ohnehin bereit, alles für sie zu tun. Er wusste nämlich auch, dass es für Amane sehr schwierig war, mit ihrer Mutter ein solches Gespräch zu führen. Sharon war sehr energisch, was das betraf. Ihre einzige Schwäche. Der Vater liebte seine Kinder zwar, aber er ließ sich immer seltener blicken, weil er einfach nicht mit einem todkranken Kind umgehen konnte. Aber dafür hatte Amane ja ihn. Und sie verstanden sich auch oft so, ohne Worte. Ryou glaubte, wenn Amane tatsächlich einmal ... sterben musste, und er wusste, dass das nicht auszuschließen war, würde ein Teil von seiner Seele mit ihr sterben und sich nie wieder erholen. Er schluckte, als sich bei dem Gedanken ein Kloß in seinem Hals bildete, dann fiel ihm etwas ein und er wechselte das Thema. "Weißt du was? Ich hab einen gut bezahlten Job angenommen, es ist gut möglich, dass wir in ein paar Monaten die Operation bezahlen können!" "Nii-chan, was bitte arbeitest du, dass du soviel Geld verdienst?", fragte sie misstrauisch. Ryou hatte sich daraufhin schon eine Antwort zurecht gelegt. "Ich habe einen Job in der Kaiba Corporation bekommen. Ich bin da quasi Mädchen für alles für den Chef persönlich." Amane machte große Augen. "Ist nicht wahr! Du arbeitest für Seto Kaiba? Geile Scheiße!" Ryou lachte. "Ja, und ich muss im Grunde gar nicht viel tun - ich muss noch nichtmal die Schule vernachlässigen." Ryou hatte gelogen, ohne rot zu werden. Wobei es im Grunde noch nichtmal ganz gelogen war. Er arbeitete ja wirklich für Kaiba, nur waren die Dienstleistungen eben etwas anderer Natur, aber er würde sich hüten, seiner Schwester die Wahrheit zu erzählen, da er genau wusste, dass die dieses Geld auf gar keinen Fall würde annehmen wollen. Für Ryou war es absolut legitim, dass er alles tat, was er konnte, um ihr das Leben zu retten. Seto Kaiba für seinen Teil wunderte sich im Stillen darüber, dass das Hochgefühl nach der Session mit diesem Jungen so lange anhielt. Normalerweise waren seine Zusammentreffen mit anderen Männern, oder Jungs nie von sonderlich langanhaltender Euphorie gezeichnet gewesen. Er hatte die letzten Tage sogar fast durchgeschlafen, fühlte sich weniger überarbeitet, obwohl er sich das ja selbst auferlegt hatte und sogar ... nunja, es wäre übertrieben, es gute Laune zu nennen, aber er war nicht mehr ständig gereizt. Es war keine schlechte Entscheidung gewesen, diesen Jungen für sich zu beanspruchen. Nicht, dass er jemals schlechte Entscheidungen traf. Manche waren höchstens nur weniger gut, als andere. Er brütete gerade über einem Aktenstapel, allerdings konnte er sich nicht so recht konzentrieren, da seine Gedanken immer wieder abschweiften. Mit grimmigem Gesicht legte er das Werbeschreiben einer Reinigungsfirma zur Seite, welches sich aus irgendeinem unerklärlichen Grund zwischen seine persönliche Post gemischt hatte. War es eigentlich möglich, dass irgendwann mal etwas richtig sortiert bei ihm ankam? Wo Ryou sich wohl gerade herumtrieb? Er blickte auf die Uhr. Vermutlich in der Schule, wie jeder vernünftige Teenager um diese Zeit. Jetzt, wo er für Kaiba arbeitete, hatte er auch keinen Grund mehr, Schule zu schwänzen, um sich bei irgendwelchen Freiern herumzutreiben. Wenn er das denn je getan hatte. Irgendwie bezweifelte Kaiba, dass Ryou jemand war, der seine Pflichten vernachlässigte. Diesen Eindruck hatte er nicht gemacht. Das war doch zum Verrücktwerden! Konnte ihm das, gelinde gesagt nicht alles scheißegal sein? Das Telefon ließ ihn plötzlich aus seinen Gedanken schrecken. Etwas verwirrt drückte er auf den Knopf, der die Freisprechanlage aktivierte, woraufhin sich die Stimme seiner Vorzimmerdame - Mai Kujaku - meldete. "Sir, es ist die Schule Ihres Bruders, Mokubas Lehrerin möchte Sie dringend sprechen." Kaiba runzelte die Stirn. "Stellen Sie sie durch." "Herr Kaiba?", meldete sich kurz darauf die leicht genervte Stimme von Mokubas Klassenlehrerin. Seto meinte, sich erinnern zu können, dass es sich dabei um eine dieser über-engagierten jungen Lehrerinnen handelte, die alles so perfekt, wie möglich machen wollten. "Bitte, was kann ich für Sie tun, ist etwas vorgefallen?", murmelte der junge Firmenchef resignierend. "Mal abgesehen davon, dass ich es unmöglich finde, erst 20 Minuten in der Warteschleife zu hängen, wo irgendein Spaßvogel auf die Idee kam, das Lied "Help" einzuspielen, bis man mich zu Ihnen durchstellt-" Sie holte kurz Luft und Kaiba rollte die Augen. Sie schien um einen einigermaßen ruhigen Tonfall bemüht, "Es geht um Ihren Bruder-" "Ich hatte jetzt auch nicht geglaubt, dass Sie wegen Barack Obama hier anrufen!", fuhr Kaiba sie sarkastisch an, "Kommen Sie auf den Punkt!" Die Frau schien leicht eingeschüchtert über seine rabiate Antwort, zumindest sagte ihm das ihr bemüht freundlicher Ton, den sie kurz darauf anschlug, als sie fortfuhr. "Nun, es ... hat einen Zwischenfall gegeben", meinte sie zögerlich. "Mokuba ... hat sich ziemlich heftig mit seinem Mathelehrer angelegt und das auf eine Art und Weise, wie sie absolut nicht mehr tragbar ist. Ich möchte Sie bitten, ihn persönlich abzuholen, wir möchten gerne einmal mit Ihnen sprechen, da das nicht der einzige Vorfall der letzten Wochen war." Kaiba stöhnte leise und rieb sich mit Daumen- und Zeigefinger über die Augen. "Sind Sie noch dran?" "Ja ... Ja, ich komme, aber ich warne Sie, wenn Sie hier gerade mal wieder aus einer Mücke einen Elefanten machen, garantiere ich für nichts!" Damit legte er auf. Fabelhaft. Da war es nicht genug, dass man sich schon mit seinem eigenen, kranken Ich auseinandersetzen musste, jetzt musste man ihm mal wieder vor Augen halten, dass er einen pubertierenden Teenager zuhause sitzen hatte. Dann betätigte er die Gegensprechanlage. "Mai? Canceln Sie meine Termine der nächsten drei Stunden, mir ist etwas dazwischengekommen." "In Ordnung. Aber - Sir, darf ich Sie daran erinnern, die Telefonbesprechung mit Herrn Whawadi heute Abend nicht zu verpassen? Es wäre nämlich sonst das zweite Mal, dass wir ihn versetzen müssen und er hat das letzte Mal sehr ... ungehalten reagiert." "Die Sache ist ohnehin schnell erledigt, ich bin zeitig wieder hier." Um ehrlich zu sein, hatte er das beinahe vergessen. Akefia Whawadi war der Eigentümer einer Millardenschweren Elektrogeräte-Firma und es war seit einigen Monaten im Gespräch, ein gemeinsames Produkt auf den Markt zu bringen, was für beide Seiten, welche für sich schon sehr namhaft waren, die Einnahmen den Berechnungen nach zufolge um ein Vielfaches in die Höhe schießen lassen würde. Als er wenig später in das Klassenzimmer seines Bruders rauschte, fand er einen bockig dreinblickenden Mokuba, einen sauertöpfischen Mathelehrer und eine ungeduldig wirkende Klassenlehrerin vor. Mokuba mied seinen Blick, das bemerkte er sofort. Allerdings lag ihm auch nichts ferner, als seinen kleinen Bruder vor anderen Menschen zu maßregeln, so sagte er nur: "Geh schonmal zum Auto, während ich mit deiner Lehrerin spreche." Mokuba ergriff, ohne ihn anzusehen, die Schlüssel und stand auf, um mit knallender Tür das Klassenzimmer zu verlassen. "Wo genau lag nun das Problem? Fassen Sie sich kurz, ich habe nicht viel Zeit." "Ihr Bruder hat mich als fettes, stinkendes Schwein beschimpft, nachdem er mich mit dem Tafelschwamm beworfen und gesagt hat, ich soll die, ich zitierte verfickte Tafel doch seinetwegen mit meinem fetten Arsch abwischen'", ergriff der Mathelehrer pikiert das Wort. Kaiba ließ einen kurzen Blick über den Mann schweifen und stellte im Stillen fest, dass Mokuba mit dieser Aussage eigentlich nur eine Tatsache aufgegriffen hatte, auch wenn die Wortwahl zugegebenermaßen sehr stark zu wünschen übrig ließ. Daraufhin ergriff Mokubas Klassenlehrerin, deren Namen er sich bis heute nicht hatte merken können, das Wort. "Das war nicht das erste Mal, dass so etwas vorgekommen ist. Er schwänzt in der letzten Zeit öfter Mal den Unterricht und seine Zensuren rauschen deshalb langsam wirklich in eine bedenklich niedrige Zone. Wenn das so weitergeht, ist längerfristig gesehen seine Versetzung gefährdet. Ich frage mich jetzt natürlich, an was das liegen kann - haben Sie eine Idee? Gibt es familiäre Probleme bei Ihnen zuhause?" Kaibas Miene gefror. Das war das erste Mal, dass er davon etwas mitbekam. Im Gegenteil hatte er sogar immer gedacht, Mokuba gehöre zu den besten Schülern, immerhin hatte er ihm doch früher immer nachgeeifert und er war damals als Jahresbester von der Schule abgegangen und ganz zu schweigen davon, nahm er auch noch Nachhilfe. Allerdings wusste er auch genau, worauf die Frage seiner Lehrerin abzielte. "Mir ist absolut nichts Ungewöhnliches aufgefallen", sagte er reserviert. Nun könnten böse Zungen auch behaupten, dass das daran lag, dass er so gut, wie nie zuhause war und Mokuba oft auf sich alleine gestellt, aber das war doch früher auch kein Problem gewesen. Warum jetzt plötzlich? "Nun, es wäre wirklich von Vorteil, wenn Sie mit ihm sprechen könnten. Ich dringe leider überhaupt nicht mehr zu ihm durch. Es muss ja nicht einmal etwas Schlimmes sein. Teenager in dem Alter haben oft ihre Phasen, nur sollte so etwas eben im Auge behalten werden und ich denke, es liegt auch in Ihrem Sinne, dass Mokuba die Schule später gut abschließt." Seto war der stichelnde Tonfall nicht entgangen, allerdings ignorierte er ihn und stand dann wieder auf. "Wars das?" "Ja. Ich werde Sie informieren, sollte es wieder einen Zwischenfall geben. Allerdings muss ich Sie auch darauf hinweisen, dass ein derart respektloses Verhalten einem Lehrer gegenüber nicht tragbar ist und es das nächste Mal eine Abmahnung geben wird. Das kann im allerschlimmsten Fall zu einer Suspendierung von der Schule führen." Kaiba ging, ohne sich zu verabschieden. Er war gerade zu sehr in Gedanken. Mokuba war doch immer so ein lieber, sogar ein bisschen weicher und freundlicher Junge gewesen. Warum jetzt plötzlich diese Trotzphase? Plötzlich erspähte er auf dem Schulhof einen weißen, nur all zu bekannten Haarschopf, woraufhin er unwillkürlich stehen blieb. Ryou war mit einem Jungen von orientalischer Herkunft unterwegs und eigentlich lag die Vermutung nahe, dass es sich hierbei einfach nur um einen Klassenkameraden handelte, aber ... er wusste nicht, was es war. Irgendwas in dem Umgang der beiden störte ihn. Er war zu vertraut. Er verengte die Augen und zwang sich dann zum Weitergehen. Darum konnte er sich ein andermal kümmern. Dennoch konnte er nicht abstreiten, dass ihm dieser Anblick ein seltsames Gefühl beschert hatte. Wut. Wut darüber, dass er diesen Jungen nicht kontrollieren konnte, wenn er sich nicht in seiner unmittelbaren Reichweite befand. Das war so nicht richtig. Am besten wäre es, er würde ihn das nächste mal knebeln und tagelang im Strappado gefangen halten, sodass er sich irgendwann gar nicht mehr wünschte, etwas anderes ... Moment. Das war jetzt nicht wichtig, schalt er sich. Kurz darauf glitt er ins Auto auf den Fahrersitz, dabei kurz auf die Rückbank blickend, wo ein immer noch bockig dreinblickender und irgendwie auch niedergeschlagen wirkender Mokuba saß. Vermutlich saß er nicht auf dem Beifahrersitz, weil er sich aus Setos unmittelbarer Nähe vorsorglich hatte entziehen wollen. Er startete den Motor. "Du wirst dir denken können, dass ich nicht sehr erfreut darüber bin, dass man mich von meiner Arbeit abhält. Also, wie erklärst du mir diesen Vorfall?" Mokuba schnaubte nur. "Ist halt passiert." "Du weißt, dass ich so etwas als Erklärung nicht akzeptiere." Seto warf einen Blick in den Rückspiegel. Mokubas Gesichtsausdruck war nach, wie vor bitter und stur. Er seufzte innerlich. Seit wann fiel es ihm eigentlich so schwer, zu seinem kleinen Bruder durchzudringen? "Du würdest es ja doch nicht verstehen", brummte der Teenager und sah aus dem Fenster. "Gut, wenn du mir dein eigenes Verhalten nicht erklären kannst, möchte ich, dass du morgen zu deinem Lehrer gehst und dich entschuldigst, du wirst dir nämlich denken können, was das für ein schlechtes Licht auf mich wirft, wenn mein kleiner Bruder meint, die Anarchie neu aufleben lassen zu müssen." "Du übertreibst einfach total!", ereiferte sich Mokuba plötzlich. "Weißt du, du bist einfach nie zuhause und wenn du mal mit mir redest, dann nur, um mich zu maßregeln, du interessierst dich doch einen Scheiß für mein Leben und wie ich mich fühle, also lass mich einfach in Ruhe, du bist nicht unser Vater!" Seto war tatsächlich für einen kurzen Moment sprachlos. So hatte Mokuba noch nie mit ihm geredet. Noch nie. Und tatsächlich hatte ihn das Letzte insgeheim irgendwo getroffen. Auch, wenn er sich das niemals anmerken ließ. Nie. Er behielt weiterhin seine stoische Miene und schwieg. Er wusste darauf nichts zu sagen. Und er wurde das ungute Gefühl nicht los, dass dieser Vorfall heute noch einen ellenlangen Rattenschwanz nach sich ziehen würde. "Mensch, Ryou, ehrlich mal, wo bist du momentan nur mit deinen Gedanken?", tadelte ihn Malik kopfschüttelnd. Angesprochener sah verwirrt auf. "Was?" "Ich hab dich jetzt schon dreimal gefragt, was wir in Geschichte auf haben und du murmelst nur irgendeinen Kram vor dich hin." Ryou sah seinen besten Freund entschuldigend an. "Sorry - ich mach mir nur Gedanken um meine Schwester, das ist alles." Malik warf ihm einen mitleidigen Blick zu. "Hat sich ihr Zustand verschlechtert?" "Das nicht direkt, es ist nur ... ach, ich weiß auch nicht. Irgendwie krieg ich meine Gedanken gar nicht mehr davon los, vor allem in der letzten Zeit denk ich immer öfter daran, was wäre, wenn sie ..." Er sprach nicht weiter, aber Malik wusste auch so, worauf dieser Satz hinausgelaufen wäre. Mitfühlend legte er Ryou einen Arm um die Schultern und zog ihn näher an sich. "Hey, ihr ist auch nicht geholfen, wenn du dich die ganze Zeit wahnsinnig machst. Wär es nicht besser, die Zeit mit ihr ohne Sorgen und Ängste voll auszukosten? Das wär sicher in ihrem Sinne, wie ich sie kenn, hm?" Malik versuchte, ihn aufzumuntern. "Du hast ja Recht", sagte Ryou mit einem schiefen Lächeln. Allerdings verschwieg er, dass das nicht alles war, worum er sich Gedanken machte. Aber die Geschichte mit Kaiba konnte er Malik ja unmöglich erzählen. Das wäre eine Katastrophe. Und nicht nur das. Es war ... Ryou musste sich widerstrebend eingestehen, dass er diese Session neulich tatsächlich genossen hatte. Erniedrigend, dominant, bestimmend, lustvoll. All das assoziierte er mit ihrem Zusammentreffen. Und auch, wenn es nur ein Job war, wie er sich immer ermahnte. Irgendwie hatte es gut getan, all die Sorgen für diese wenigen Stunden einfach mal zu vergessen, das zu tun, was ein anderer ihm sagte und ... tatsächlich sehnte er sich gerade einen Anruf, oder eine Nachricht herbei, dass es wieder so weit war, dass man ihn brauchte und schmutzige Dinge mit ihm tat, ihm so das Hirn rausvögelte, dass er die ganzen Lasten, die er in seinem Leben zu tragen hatte, einfach für eine Weile vergessen konnte. Gott, was würde Kaiba nur über ihn denken, wenn er wüsste, was in ihm vorging? Wenn er wüsste, dass er genoss, was sie taten, dass er die Dominanz mochte, die der junge Firmenchef ausstrahlte, dass er es genoss, so beherrscht und behandelt zu werden. Dabei war das so paradox. Sie hatten kaum über persönliche Dinge miteinander gesprochen und die Art, wie sie sich kennengelernt hatten, war mehr als zweifelhaft, dennoch war es nicht von der Hand zu weisen, dass Ryou sich zu diesem Mann hingezogen fühlte und das nicht nur aufgrund seines Geldes, dem Lebensretter für seine Schwester. Er schüttelte unwillkürlich leicht den Kopf. Wie mochte das nur sein? Sollte er sich dafür schämen? "Ryou, du hörst mir schon wieder nicht zu!", drang Maliks vorwurfsvolle Stimme an sein Ohr. "Entschuldige bitte. Was wolltest du?" Malik schüttelte den Kopf. "Immer noch mit dir besprechen, was wir in Geschichte machen müssen." "Eine Zusammenfassung über die Boston Tea Party. Wir haben doch diesen einen Text da bekommen." Es war spät, als Kaiba heute nachhause kam. Sehr spät. Und er fühlte sich wie gerädert. Um sich nicht mit der Sache mit Mokuba und auch nicht mit Ryou auseinandersetzen zu müssen, hatte er sich noch mehr Arbeit aufgehalst, als ohnehin schon, in der Hoffnung, später dann so müde zu sein, dass er gar nicht mehr die Kraft hatte, sich in Gedanken mit solchen unliebsamen Dingen herumzuschlagen. Als er später nach einem Drink in sein eigenes Schlafzimmer ging, bemerkte er, dass bei seinem Bruder noch Licht brannte. Er runzelte die Stirn. Es war schon nach Mitternacht und am nächsten Tag war Schule, wieso war Mokuba noch auf? Er lauschte einen Augenblick und öffnete dann leise die Tür. Mokuba war auf seiner Couch eingenickt, die Stehlampe brannte noch und auf dem Tisch lagen ein paar Fotos und beschriebenes Papier. Seto griff nach einer Decke, um sie Mokuba überzuziehen, da fiel sein Blick auf die Bilder, die auf dem Tisch lagen und sein Mund öffnete sich leicht, während er die Stirn runzelte. Er ließ die Decke über seinen Bruder gleiten und griff sich dann zwei der Bilder. Eines davon war ein Screenshot aus dem Internet, das andere war ein richtiger Abzug und wohl etwas aktueller. Es zeigte einen blassen, ausgemergelten Jungen, der schwach und bemüht tapfer in die Kamera lächelte. "Noah ...?", formten seine Lippen lautlos den Namen des abgebildeten Teenagers. An den Jungen hatte er in den letzten zwei Jahren kaum gedacht. Die letzte Information, die er gehabt hatte, war, dass man ihn in eine Psychiatrie eingewiesen hatte, da die Jahre im Cyberspace ihre Spuren in dem Jungen hinterlassen hatten, aber, dass Mokuba Kontakt mit ihm hatte, war ihm neu. Der Brief war offenbar auch von ihm. Kaiba ließ den Blick nur kurz darüber gleiten. Es stand offenbar nichts Bedeutungsvolles darin, aber allein die Tatsache, dass Mokuba Kontakt mit Noah hatte, war für sich überraschend genug. Und Seto wusste nicht, ob er das gut heißen sollte. Allerdings kam ihm da ein ganz anderer Gedanke, während er das Licht ausknipste und das Zimmer verließ. War das vielleicht der Grund, warum Mokuba sich in der letzten Zeit offensichtlich so seltsam verhielt? Hatte es etwas mit ihrem ... mit Noah zu tun? Seto war es nie wirklich gelungen, sich mit der Bezeichnung Bruder in Bezug auf Noah anzufreunden. Mokuba offensichtlich schon. Irgendwie war es niederdrückend, festzustellen, dass er tatsächlich weniger über Mokuba wusste, als er zu wissen geglaubt hatte. Und dieser Gedanke gefiel ihm nicht. Kapitel 4: -Castigation- ------------------------ Dieses Kapitel ist gewidmet. Mehr, oder minder staunend betrat Ryou die Kaiba Corporation. Alleine das Foyer war mindestens dreimal so groß, wie die gesamte Wohnung der Familie Bakura zusammen. Es war sehr modern gehalten und sehr teuer, stellte er fest, während sein Blick über die Ledergarnituren, das kleine Café, welches sich dort befand, und den Empfangstresen schweifte. Einen Moment vergaß er, warum er eigentlich hier war und der Mund stand ihm offen. Erst als jemand ihn versehentlich anrempelte, da er direkt im Weg stand, wurde er aus seinem Staunen herausgerissen. Dann trat er an den Empfangstresen. Eine Dame mittleren Alters blickte auf. „Hallo, was kann ich für Sie tun?“ Ryou, für den es etwas merkwürdig war, gesiezt zu werden, erwiderte zögerlich: „Ähm, ich hab einen Termin bei Herrn Kaiba, ich … äh … Vorstellungsgespräch“, japste er dann, ohne jeden Grund aus dem Konzept kommend. Die Frau sah ihn mitfühlend an, offenbar, weil es für sie ersichtlich war, dass der Junge da vor ihr nervös war. „Einen Moment, ich sage oben Bescheid-“ dann tippte sie kurz auf dem Laptop herum und sprach daraufhin in ihr Headset. „Mai? Sagst du Herrn Kaiba Bescheid, dass sein 16 Uhr Termin da ist? … Alles klar, in Ordnung.“ Dann wandte sie sich wieder Ryou zu. „Sie können nach oben gehen. Dazu nehmen Sie den Aufzug bis in den 23. Stock, laufen nach links, den Gang entlang bis zum Ende, da kommen Sie dann in ein kleineres Foyer und da sind dann nur noch zwei Türen. Die eine ist als Fluchtweg gekennzeichnet, man kann sich also nicht so leicht verlaufen, wie man erst annimmt.“ Sie zwinkerte und wünschte ihm noch viel Glück und Ryou bedankte sich fahrig und ging dann eilig Richtung Aufzug. Wenn er gedacht hatte, das Gebäude endete im 23. Stock, dann hatte er sich überraschend getäuscht, es ging noch bis 26 hoch. Ungläubig den Kopf schüttelnd drückte er die 23. Und wartete. Kaiba hatte ihm heute Morgen eine Nachricht zukommen lassen, dass er ihn in seine Firma bestellte. Das war ziemlich überraschend gekommen, da Ryou eher angenommen hatte, dass er seine Dienste nur zuhause im stillen Kämmerlein, wo ihn auch ja niemand unerwartet überraschen konnte, in Anspruch nahm. Und er konnte sich nicht vorstellen, was Kaiba anderes von ihm wollen könnte. Es passte irgendwie nicht zusammen. Aber Seto Kaiba war ohnehin eine ganz eigene Wissenschaft. Wahrscheinlich hatten die hier irgendwo ein eigenes Stockwerk in dem man dieser Wissenschaft nachging. Mit irgendwas mussten die 26 Stockwerke ja gefüllt werden. Ryou musste verhalten grinsen, die Vorstellung war irgendwie komisch. Die Fahrt nach oben dauerte eine halbe Ewigkeit, da fast in jedem Stockwerk Mitarbeiter aus- und einstiegen, nur langsam, je höher sie kamen, wurde es etwas weniger. Und stiller. Die Fahrstuhlmusik wirkte leicht einlullend und er begann leise mit zu summen, weil es eine gute Möglichkeit war, sich von seiner Nervosität abzulenken. Schließlich hielt der Aufzug in seinem Stockwerk, wobei eine weibliche Computerstimme ihm mitteilte, in welchem Stock er sich befand und die Tür ging mit einem leisen Bimmeln auf. Als Ryou auf den Gang trat, schlug ihm angenehme Stille entgegen. Hier oben waren nur wenige Büros und er stellte sich das durchaus angenehmer vor, als unten, wo ein ziemlich geschäftiges Treiben und ein dementsprechender Lärmpegel herrschte. Langsam ging er den Gang entlang, ließ sich einen kurzen Augenblick dazu hinreißen, nach draußen zu starren, als er an eine Stelle kam, die auf einer Seite vollständig verglast war. Er hatte keine Höhenangst, aber da konnte einem schon ein bisschen anders werden. Ryou zwang sich weiterzugehen. Der Boden war mit einem teuren Teppich ausgelegt, die Wände dezent gehalten und gelegentlich standen große Zimmerpflanzen am Rand. Er kam in ein weiteres kleines Foyer, in welchem eine durchaus attraktive Blondine hinter einem Schreibtisch saß und offensichtlich ein Privatgespräch führte, während sie sich die Fingernägel feilte. Es dauerte eine Weile, bis sie ihn bemerkte. Ihr knallpink geschminkter Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Du bist sicher Bakura Ryou – nimm einen Moment Platz, ich sag dem Chef, dass du da bist.“ Ryou nickte zögerlich, während Mai auf den Knopf der modernen Gegensprechanlage drückte und in ihr Headset sagte: „Herr Kaiba? Bakura ist hier.“ Sie wartete eine Antwort ab, dann wandte sie sich an Ryou. „Du kannst gleich reingehen.“ Dann drückte sie abermals auf einen Knopf und wandte sich wieder ihrem Tratschgespräch zu. Ryou klopfte zögerlich an und trat dann ein, schloss die Tür wieder hinter sich. Kaibas Büro war ziemlich groß, aber verhältnismäßig eher Spartanisch eingerichtet. Die Wände waren weiß, die Einrichtung eine Mischung aus Metall, Glas und Leder. An der Wand hing ein einziges Bild. Offensichtlich eine teure und ziemlich originalgetreue Kopie eines Monet. „Du hast mich warten lassen“, durchschnitt die Stimme Kaibas seine kurze visuelle Erkundungstour durch das Büro. Der Firmenchef hatte seitlich an der verglasten Wand gelehnt. Ryou sah ihn direkt an und ein kühler musternder Blick begegnete ihm. Ihm stellten sich angenehm die Nackenhaare auf, als er diese Musterung über sich ergehen ließ. „Das war nicht meine Schuld“, wagte er, sich schüchtern zu verteidigen, „Wenn ich gewusst hätte, wie lahm dieser Aufzug ist, wär ich zu Fuß gelaufen.“ Kaibas linke Augenbraue zuckte in die Höhe. Der Kleine konnte ja tatsächlich frech werden. In Gedanken machte er sich eine Notiz, darauf zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zurück zu kommen. „Du kannst dir sicher denken, dass es einen bestimmten Grund hat, dass ich dich hierherbestellt habe.“ Ryou nickte versonnen. Was er sich allerdings noch denken konnte, war, dass Seto Kaiba in seinem teuren, maßgeschneiderten Armani-Anzug, der ebensolchen Nadelstreifenweste, die von dezenten Silberknöpfen geziert wurde und dem Hemd, das leger an den oberen Knöpfen aufgeknöpft war, verdammt attraktiv aussah. Sein Blick lag kurz auf dem Gürtel an dessen Hüfte und einen winzigen, verräterischen Moment fragte er sich, wie es wohl wäre, damit gezüchtigt zu werden … Eine leichte Röte zierte sein Gesicht, ehe er sich daran erinnerte, dass ihm ja eine Frage gestellt worden war und er schnell den Kopf hob, um Kaiba anzusehen. Dieser wirkte weniger verärgert, sondern mehr nachdenklich, was Ryou sehr überraschte. Diesen Ausdruck nahm er bei dem älteren Mann das erste Mal wahr. „Um was geht es denn…?“, wagte er zu fragen. Wenn Kaiba schon so anfing, dann hatte er wohl mehr im Sinn, als bloßen Sex. Kaiba stieß sich von der Ecke des Fensters ab, in welcher er gelehnt hatte und ließ sich auf einem der ledernen Sessel nieder, der um einen niedrigen Glastisch stand, Ryou verstand die Aufforderung und tat es, ihm seitlich gegenüber gleich. „Du gibst Mokuba noch Nachhilfeunterricht?“, brach Kaiba schließlich das Schweigen. Ryou machte große Augen. „Ja, eigentlich schon…?“ „Seid ihr Freunde?“ Ryou wirkte einen Moment überrascht. Warum fragte er ihn denn jetzt so etwas? Sich von seiner Überraschung versuchend, nichts anmerken zu lassen, antwortete er: „Naja, wir sind nicht eng befreundet, aber wir sind es, wieso…?“ „Ich möchte, dass du ein paar Dinge in Erfahrung bringst, wenn ihr euch das nächste Mal trefft. Mokuba scheint … in der letzten Zeit mit eher negativen Auffälligkeiten zu glänzen.“ So langsam dämmerte es Ryou, was Kaiba da von ihm verlangte. „Ich soll ihn ausspionieren?“ Kaibas Mine blieb stoisch. „So drastisch würde ich es jetzt nicht ausdrücken.“ Ryou biss sich auf die Unterlippe. Wundervoll. Jetzt wurde er auch noch in so eine unangenehme Situation gebracht. Er wusste, dass er, wenn er wollte, Informationen aus Mokuba herausquetschen konnte, immerhin wusste er, dass der andere Junge ihn schätzte und bewunderte und ihm auch vertraute, aber Ryou wäre es nur ein sehr Unwohles das Vertrauen eines Freundes zu missbrauchen. Andererseits war er auf das Geld von Kaiba angewiesen und wer wusste, ob der nicht so verstimmt war, machte Ryou einen Rückzieher, dass er ihn aus seinen Diensten entließ. Im Grunde hatte er ja keine Wahl. Dann nickte er, sich die Frage verkneifend, warum Kaiba denn nicht selbst mit seinem Bruder mal ein ernstes Wörtchen sprach, immerhin war das das Naheliegendste. „In Ordnung.“ Kaibas Augen glitten eindringlich über Ryou. Ihm blieb keinesfalls verborgen, dass diesem die Situation durchaus unangenehm war, aber Mitleid hatte er keines. Ryou hatte versucht, sich etwas herauszuputzen, bemerkte er, um die Illusion des Vorstellungsgespräches aufrecht zu erhalten unter dem er ihn ja herbestellt hatte, allerdings war ihm das aufgrund mangelnder Garderobe nur mäßig geglückt. Das Einzige, das ihn von seiner üblichen Erscheinung unterschied war, dass er anstatt eines Shirts jetzt mal ein Hemd trug. Der obere Knopf war offen und ließ einen Blick auf die porzellanfarbene Haut frei, unter welcher sich anmutig das Schlüsselbein abzeichnete. Kaiba schluckte plötzlich trocken. Wieso zum Teufel erregte ihn dieser harmlose Anblick eigentlich schon? Missgestimmt brummte er leise und presste sich kurz Daumen und Zeigefinger gegen die geschlossen Augenlider, dann fiel ihm eine Begebenheit wieder ein, bei welcher ohnehin noch Klärungsbedarf bestand. „Wer ist dieser junge Mann, mit dem du dich herumtreibst?“ Gut, das überraschte Ryou jetzt wirklich. Einen Augenblick wusste er nicht, wen Kaiba meinte, da er überhaupt nicht wusste, dass dieser ihn vor wenigen Tagen mit Malik zusammen gesehen hatte und auf seinen irritierten Blick hin, fügte der junge Firmenchef ungeduldig hinzu: „Orientalische Herkunft, helles Haar.“ „Ach, Malik. Er … ist mein bester Freund …“, erklärte Ryou zögerlich. Kaiba schien mit dieser Antwort nicht ganz zufrieden. „Komm her“, befahl er schließlich mit einer unwirschen Handbewegung und Ryou stand auf, überwand die kurze Distanz und sah sich im nächsten Moment auf den Schoß Kaibas gezogen. Eine Hand legte sich schwer und schmerzhaft in seinen Nacken, so, dass er sich nicht mehr hätte drehen können, selbst, wenn er gewollt hätte. Das kühle Blau brannte sich in Ryous Augen, der Atem streifte seine Lippen, war so nah, es bescherte ihm eine Gänsehaut, die Lippen leicht geöffnet, sah er Kaiba an. „Du lügst mich doch nicht an, oder?“ Ein Reißen, als sich Finger um die Haare direkt in seinem Nacken zwirbelten. „Nein“, hauchte Ryou, „Nein, das würde ich niemals tun …“ Ryou spürte einen Kuss an der Unterseite des Kiefers, dort, wo es zum Hals überging, ein leichtes Saugen, dann einen Biss und dann ließ Kaiba wieder ab von ihm. Letzterem kam gerade ein wundervoller Gedanke. Der Groll über die Geschichte mit seinem kleinen Bruder war immer noch nicht verdaut und Ryou kam ihm gerade Recht, um ein bisschen Frust an ihm auszulassen. Ein bisschen Ausgeglichenheit zu bescheren. „Ich fürchte, ich muss dich dennoch bestrafen“, murmelte Kaiba in das Ohr des Jungen, während eine Hand dezent zu seinem Gesäß glitt, oben in die Hose hinein. „Du bist nicht nur zu spät gekommen und gibst freche Antworten, es besteht außerdem Grund zu der Annahme, dass du dich nicht an unser Abkommen hältst … Außerdem“, fügte er hinzu und tatsächlich umzuckte für den Bruchteil einer Sekunde ein lüsterner Zug seine Mundwinkel, „Muss ich dich bestrafen, dass du wie eine Schlampe in meine Firma kommst. Ohne Unterwäsche. Anständig ist das nicht.“ Es war ein Vorwand. Ein lächerlicher Vorwand, das wussten sie beide. Aber Ryou erzielte die Wirkung, die er beabsichtigt hatte. Er wusste nicht, warum, aber bisher hatte er erstaunlich viele Männer kennengelernt, denen tierisch einer abgegangen war, wenn sie nur erahnt hatten, dass er unter seiner Hose sonst nichts trug. Er legte den Kopf leicht schief, eine feine Röte zierte seine Wangen, als er reumütig sagte: „Dann … habe ich wohl eine Strafe verdient …“ Kaibas Finger massierten immer noch leicht, fast, wie abwesend, die eine feste Pobacke des Jungen, dann sagte er: „Das hast du, Ryou.“ Dabei widerstand er der Versuchung, diesen so wundervoll duftenden Jungen zu beißen, richtig zu beißen, bis er Blut schmeckte, denn er konnte nicht riskieren, dass irgendjemand sah, wie Ryou ohne blaue Flecken und Verletzungen hier herein marschierte und dann übersäht davon wieder heraus. Mit der Hand packte er fest in Ryous Schritt, was diesem ein leises Winseln entlockte. „Zieh die Hose aus“, ordnete er dann an, „Das Hemd behalt an.“ Ryou stand auf, um das Befohlene auszuführen und Kaiba nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass Ryou bereits eine hauchfeine Erregung hatte. Er schnalzte zweimal tadelnd mit der Zunge, genoss einen Moment Ryous Anblick, wie schön unterwürfig und leicht verschämt er vor ihm stand, darauf wartend, dass er ihm einen weiteren Befehl erteilte. Kaiba stellte die Beine in einem leichten Abstand voneinander, sodass die Füße einen festen Halt auf dem Boden hatten, dann sagte er: „Umdrehen. Hände hinter dem Rücken zusammen.“ Ryou kam dem kommentarlos nach und dann spürte er, wie Kaiba etwas, er vemutete, es war sein Gürtel, straff um seine Handgelenke wand, sodass die Hände eng aneinandergebunden waren, keine Möglichkeit, sich zu entziehen. Hätte er es doch versucht, hätte er sich wohl die Handgelenke aufgescheuert. „Und jetzt leg dich über meine Oberschenkel.“ Ryou spürte einen leichten Zug an seiner Hüfte und er drehte sich um, um sich mit dem Oberkörper langsam über den Schoß des Firmenchefs gleiten zu lassen. Sein Herz pochte mit einem Mal schneller, da er erkannt hatte, was kommen würde. Ohne es zu wollen, schoss ein Kribbeln der Aufregung durch seinen Körper, ebenso, wie ein dumpfer Druck, denn da er die Hände nicht frei hatte, um sich abzustützen, wurde er mit seinem ganzen eigenen Körpergewicht gegen dessen Knie gedrückt. „Du kannst doch zählen, Ryou, nicht wahr?“ Nur eine rhetorische Frage. „Ja, Meister…“ „Du wirst bis 10 abzählen. Wenn du zurückzuckst, muss ich leider von vorne beginnen, da ich dann davon ausgehen muss, dass du deine Strafe nicht anerkennst.“ Ryou nickte. „Wie heißt das?“ „Ja, Meister.“ Eine kurze Weile ruhten die schlanken Finger Kaibas auf der noch schneeweißen Haut von Ryous Hintern, kratzten kurz darüber und dann … schlug er zu. Noch nicht so hart, denn Schmerzen mussten sich immer steigern lassen. „Eins…“ Ryou war nicht zurückgezuckt, noch hatte er sich unter Kontrolle. Der zweite und der dritte Schlag folgten, diesmal in kürzeren Abständen und als Kaiba sah, wie sich bereits die roten Abdrücke seiner Hand auf beinahe obszön wirkende Art und Weise auf der hellen Haut abzeichneten, erregte es ihn, er spürte, wie ihm das Blut in die Leibesmitte schoss. Missbilligend darüber, dass es ihn so leicht erregte – und er gab nur Ryou die Schuld dafür – schlug er abermals zu, diesmal fester und Ryou ließ ein leises Keuchen vernehmen, die Zahl kam diesmal unterdrückt stöhnend. Drei schnelle Schläge hintereinander, Ryou schrie leise auf, doch das, worauf Kaiba abzielte, das Zucken, blieb vorerst noch aus. Er kratzte mit den Fingernägeln über die gerötete Haut, Ryou keuchte abermals und diesmal war da noch etwas. „Ryou, Ryou, du bist wirklich kein anständiger Junge, du solltest wirklich Scham empfinden. Anständige Jungs kriegen nämlich keinen Steifen, wenn man sie bestraft.“ Ryou schoss augenblicklich die Röte ins Gesicht. Ja, er war erregt, sehr sogar und er kam sich gerade überaus schmutzig vor, nur untenherum entblößt und unmissverständlich geil, wobei sich seine Erregung gegen Kaibas Bein presste, wessen Knie sich schmerzhaft in seinen Bauch drückten, um ihn im Gleichgewicht zu halten, denn Ryou selbst konnte sich ja nicht rühren, zusammengebunden, wie seine Arme waren. Noch während er diesen Gedanken zu Ende dachte, war ein weiterer Schlag zu spüren und Ryou, der sich nicht konzentrierte hatte, zuckte zurück, wobei er überrascht und lustvoll aufschrie, denn dieser Schmerz fuhr von seiner Haut direkt in seine Leibesmitte und Kaiba schien nur darauf gewartet zu haben, dass ihm so etwas passierte. „Schmutziges, schwaches Stück. Du enttäuscht mich.“ Ein beinahe zärtliches Streicheln der geschundenen Haut und diesmal schlug er mit aller Härte zu, die zehn Schläge folgten wie im Stakkato, einer nach dem anderen und bald traten Ryou Tränen in die Augen, während er schmerzerfüllt stöhnte. Als Kaiba innehielt und sich die feuerrote Haut von Ryous linker Pobacke besah, schloss selbiger für einen kurzen Moment die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Der Schmerz war brennend heiß. Heiß und gut und geil, verdammt, hatte er sich doch vorgenommen, sich nicht so gehen… Ryou stöhnte plötzlich auf, als er eine leichte Reibung an seiner Körpermitte spürte. Kaiba hatte sein Bein leicht bewegt, in dieser Position niemals ausreichend, um wirklich luststillend zu wirken. Er quälte ihn bewusst damit. „Ich hoffe, du weißt, warum ich dich bestrafe. Warum bestrafe ich dich, Ryou?“ Ryou seufzte, seine Lider flatterten. Die Kontrolle lag in Kaibas Hand, er war ihm zu Willen. Es war schön… „Du bestrafst mich, weil ich schmutzig bin, Meister …“, intonierte er. … sich um nichts kümmern zu müssen, als das, was einem gesagt wurde. „Weil ich ein dreckiges, kleines Miststück bin, habe … ich das verdient …“ „Richtig, Ryou.“ Kaibas Stimme klang einen kurzen Augenblick fast sogar sanft, doch diese Sanftheit war trügerisch, wurde sie doch alsbald von einem weiteren Schlag, diesmal auf die unberührte Backe abgelöst. Diesmal ließ er unregelmäßigere Abstände zwischen den Schlägen, schlug einmal sanft, mal härter zu und als er schließlich aufhörte, hörte er leises Schluchzen. Ein erregtes Pochen ging durch seine Lenden, dann tätschelte er Ryou gnädig den Haarschopf. Es gefiel ihm durchaus, das Weinen und dass der Junge gleichsam nichts von seiner Erregung eingebüßt hatte, trotz des Schmerzes, den Striemen auf dem Hintern und dem qualvollen Druck in der Bauchgegend, dem beinahe tauben Gefühl in den Handgelenken, denn das Eigengewicht zog alles nach vorne. Er fühlte sich gut. Sehr gut sogar, denn dieser Junge bot ihm all das, was er brauchte. Unterwürfigkeit, Dienlichkeit, Demut und ein überaus offener Empfang für die Schmerzen, die er ihm schenkte. Er wusste zu würdigen, was er ihm gab und für einen kurzen Moment, einen sehr kurzen, vergaß Seto Kaiba, dass er diesen Jungen dafür bezahlte. Ryou war schwindelig und er spürte, wie Kaiba ihn an den noch immer zusammengebundenen Armen packte und ihn wenig sanft nach oben zog, sodass sie auf Augenhöhe waren. Ihm entging dabei, wie lüstern der Blick der tiefblauen Augen auf ihm ruhte, dass er in diesem Moment vielmehr begehrenswert war, als abfällig, wie ursprünglich beabsichtigt, da nie vorhergesehen war, dass Ryou ihm in irgendeiner Form mehr bedeuten könne, als ein bloßer Luststiller. Dann stieß Kaiba ihn leicht von sich, hieß ihn an, sich umzudrehen und löste schließlich die Fessel wieder, seinen Gürtel, den er zuvor zweckentfremdet hatte. Dann veränderte er seine Sitzposition, schloss die Beine ein wenig und klopfte mit einer Hand müßig darauf. Ryou verstand und rutschte breitbeinig auf Kaibas Schoß. Behutsam und leicht zittrig nestelten seine schlanken Hände an dem Hosenverschluss herum, dann griff er hinein und holte das längst steife Glied hervor. Kaibas Blick unerbittlich auf sich spürend, machte er sich daran, ihn ein paar Mal zu pumpen. Schließlich rutschte er ein Stück weiter nach vorn und hob den Hintern leicht an, um sich die Männlichkeit seines Meisters einzuführen, spürte wie die geschwollene Eichel gegen seinen Eingang drückte, wessen Muskeln schließlich nachgaben, um den Phallus ganz und gar, Stück für Stück in sich aufzunehmen, er stöhnte dabei, sank ein wenig zusammen und gewöhnte sich erstmal an das Gefühl des Ausgefülltseins, Kaibas Finger dabei sich in seinen Hintern krallen spürend und er zuckte leicht empfindlich, da die Haut noch so gereizt war, von den Schlägen vorhin. „Mach es dir nicht allzu bequem“, mahnte Kaiba, während die Hände abwesend vom Hintern hoch zur schmalen Hüfte glitten (er war wirklich außerordentlich schmal für einen Jungen, war das noch normal?), dort auf dem Hüftknochen zum Ruhen kamen. Ryou hob den Kopf und schon wieder traf ihn dieser Blick. „Beweg dich endlich!“, schnaufte Kaiba, um abzulenken, wie sehr ihn das aus dem Konzept gebracht hatte und kurz darauf spürte er, wie sich die heißen Muskeln begannen ganz leicht zusammenzuziehen, als Ryou begann, die Hüften kreisen zu lassen, spürte, wie der Junge erbebte, wie er sich fallen ließ, wie er ihn voller Hingabe ritt, mit diesem Gesichtsausdruck, so entrückt mit den halb geschlossenen Augen, den zu einem Spalt geöffneten roséfarbenen Lippen und den weißen Locken, die ihm so vorwitzig nach vorne fielen und leise mit den Bewegungen mit tanzten. Kaiba entspannte sich, die Hände lagen locker auf Ryous Hüften, gingen mit den Bewegungen mit, doch ohne sie zu steuern, er ließ den Jungen gerade einfach machen, er verspürte keinen Drang, ihm entgegen zu kommen, diesen Anblick, den Ryou ihm bot, konnte man nur genießen und der Junge wirkte ohnehin, als sei er kaum da. Kaiba schloss einen Moment die Augen und genoss die rhythmischen, kreisenden Bewegungen, genoss es, wie der Junge sich an seinem Schwanz aufgeilte, wie er langsam und allmählich schneller wurde und dann … Stieß er plötzlich kurze, spitze Schreie aus, als sein Lustpunkt getroffen wurde, was Kaiba dazu brachte, ruckartig die Augen wieder aufzureißen und dann tat Ryou etwas, was ihn so sehr überraschte, dass er einen Moment nicht fähig war, auf diese Offensive zu reagieren, denn Ryou hatte plötzlich die Arme um seinen Nacken geschlungen und küsste ihn, leidenschaftlich und bittend und die Süße, die ihm entgegenschlug, war überwältigend und in diesem Moment wusste er, dass er Ryou niemals wieder würde hergeben können, zu grausam der Gedanke in diesem Moment, dass er das, was er ihm an Hingabe lieferte auch jedem anderen geben mochte. Er erwiderte den Kuss, abermals völlig vergessend, in welchem Verhältnis sie eigentlich zueinander standen, die Arme umschlangen den heißen, bebenden Körper, hörte das Seufzen, das Stöhnen, das an sein Ohr drang und bei Ryou, der zuvor schon so erregt und gereizt worden war, dauerte es ohnehin nicht mehr lange, das spürte Seto, denn die Muskeln um ihn kontraktierten sich schnell, rhythmisch, die Bewegungen des Jungen wurden unregelmäßiger und er dachte gerade noch so daran, nach einem Taschentuch zu greifen und es zwischen sie zu führen, ehe Ryou mit einem hohen Aufschrei kam, denn es durften keine verdächtigen Spuren auf der Kleidung zurückbleiben. Nachdem Ryou gekommen war, quälte er sich noch ein paarmal, sich zu bewegen, seine Glieder waren schwer, wie Blei, während Seto nun doch ungeduldig in ihn stieß, wobei sich sein Unterleib verkrampfte und schließlich kam er ebenfalls, mit einem verkrampft-unterdrückten Stöhnen, während Ryou die feuchte Hitze spürte, die ihn füllte. Ryou war leicht zusammengesunken, keuchte. Kaiba hatte sein Gesicht ergriffen mit einer Hand, der Daumen strich leicht über die geöffneten, roten Lippen und es dauere eine Weile, ehe er sich endlich von diesem Anblick losreißen konnte. „Mach dich sauber und zieh dich wieder an.“ Vorbei der Zauber. Zurück das Geschäft und als Ryou von ihm herunter rutschte, als das erschlaffende Glied wieder aus ihm glitt, blieb ein seltsames Gefühl der Leere gleichsam in ihm zurück. Er griff nach einem Taschentuch und wischte sich das Sperma fort, während Kaiba seine Kleidung bereits wieder gerichtet hatte und sich die Hände an dem steinernen Waschbecken wusch, das auf einer Seite des Raumes eingearbeitet war. Ryou tat es ihm kurz darauf gleich, während Kaiba zu seinem Schreibtisch ging und dort irgendetwas suchte. Er wagte es nicht, zu sprechen. Irgendwie hatte er das Gefühl, für Kaiba war die Sache damit heute erledigt. „Wir wären dann fertig für heute“, sagte er reserviert, „-da wäre nur noch eine Kleinigkeit-“ Ryou trat näher, während Kaiba auf einem kleinen Bock etwas schrieb. Ein Scheckheft, wie er feststellte. Kurz daraufhin riss Kaiba den Scheck aus dem Büchlein heraus, nachdem er ihn unterschrieben hatte und reichte ihn Ryou. Darauf war ein Betrag von über 600 000 Yen zu sehen. „Kauf dir davon anständige Kleidung“, ordnete Kaiba daraufhin an. „Ich kann diesen verlotterten Anblick von dir nicht ertragen, falls man dich doch einmal bei mir sieht, soll man nicht auf die Idee kommen, dass ich mit einem Stricher verkehre. Guten Tag.“ Und damit speiste er Ryou ab. Dieser nickte noch und murmelte einen Abschiedsgruß, ehe er den Scheck einsteckte und nach draußen ging. Mai telefonierte immer noch, sie hob nur kurz lächelnd die Hand, als er an ihr vorbeilief. Im Fahrstuhl angekommen, drückte er das Paterrestockwerk und lehnte sich dann mit geschlossenen Augen an die Wand. Er fühlte sich immer noch etwas zittrig, sein Hintern schmerzte von den Schlägen und rieb empfindlich an dem Stoff der Hose. Ein Zeugnis seiner Verkommenheit. Ryou holte tief Luft. Er konnte nicht länger als maximal eine Stunde bei Kaiba gewesen sein, doch als er dort gewesen war, war es ihm so vorgekommen, als hätte die Zeit jegliche Bedeutung verloren, das einzige, das in diesen Momenten gezählt hatte, war, sich zu unterwerfen, zu … vergessen, sich hinzugeben. Und jetzt war es so, als habe ihn jemand nackt nach draußen in die eisige Kälte gestoßen. Warum nur? Warum sehnte er sich plötzlich nach etwas mehr, als dem Geld, das er von diesem Mann erhielt? Es war früher in seinem Denken absolut nicht möglich gewesen, sich mit einem seiner Freier auf mehr einzulassen als den endgeldlichen Sex, Prostitution war keine Sache, aus der Gefühle wuchsen sollten. Ryou zuckte zusammen. Prostitution. Das klang so hart. Warum ertappte er sich beim Gedanken daran, wie angenehm es gewesen wäre, ein Weilchen länger in diesen starken Armen geruht zu haben, Zärtlichkeit zu empfangen und nicht nur diese Kälte? Kaiba strahlte immer diese Ruhe aus, diese Autorität und diese Art, alles unter Kontrolle zu haben. Alles schaffen zu können, wenn er es nur wollte und anordnete. Alles im Griff zu haben. Ryou fühlte sich plötzlich klein neben dem Wort dieses Mannes und ein Kloß bildete sich in seinem Hals, als er in die Straßenbahn stieg, die ihn … zu Malik brachte, er hatte es unterschwellig entschieden, denn nachhause wollte er gerade irgendwie nicht. Er wollte nicht dorthin, wo alles so hart und traurig war und er fühlte sich schlecht bei dem Gedanken, dass er Amane und ihrer Krankheit entkommen wollte, dass er seine hektische und energische Mutter nicht sehen wollte, die wahrscheinlich wenig darüber erfreut sein würde, dass er so lange weggeblieben war, obwohl er noch im Haushalt seine Aufgaben hatte. Der Himmel zog sich zusammen, als er auf den Klingelknopf drückte – so hatte wenigstens einen Vorwand, warum er vor seiner Haustür stand. Er hatte Glück, Malik war zuhause. „Ryou, was um alles in der Welt ist denn passiert?“, wurde er begrüßt, während Malik zur Seite trat, um ihn einzulassen. Ryou öffnete den Mund um zu antworten, doch er konnte nicht. Er konnte es ihm unmöglich sagen, sah Malik nur mit schimmernden Augen an, schüttelte dann den Kopf. „Hey…“ Ryou spürte, wie Malik ihn sanft in die Arme zog und er war ihm dankbar dafür, dass er keine blöden Fragen stellte, denn seinen Kummer, den konnte er sich nicht einmal selbst erklären in diesem Moment. Kapitel 5: -Smell- ------------------ „Sag mal, Ryou, bilde ich mir das ein, oder bist du irgendwie ein bisschen nervös?“, ermittelte Mokuba neugierig. Sie hatten sich vor einer Stunde zum Lernen zusammengesetzt und Ryou bekam es einfach nicht auf die Reihe, sich nichts anmerken zu lassen. Es war das erste Mal, seit er dieses Abkommen mit Kaiba hatte, dass ihm das Zusammensein mit Mokuba unangenehm war. Vor allem, wo er diesen besonderen … Auftrag, wenn man es so nennen mochte, von Kaiba bekommen hatte. Er fühlte sich absolut niederträchtig und dann wusste er nichtmal, wie er überhaupt anfangen sollte. Immerhin konnte er nicht einfach so fragen: ‚Ey, Mokuba, was geht ab mit dir, dein Bruder hat gesagt, ich soll dich mal eben ausspionieren, weil er das selbst nicht auf die Reihe kriegt…‘ Eigentlich hatte er darauf abgezielt, Mokuba in einem nachdenklichen Moment zu erwischen, in dem er darauf überleiten konnte, aber nichts. Wenn Mokuba ein Problem hatte, so ließ er sich zumindest nichts anmerken. „W-was, nein, ich bin nicht nervös!“ „Sag mal, wie geht’s eigentlich Amane-chan?“, fragte Mokuba dann, für den das Thema erledigt schien. „Uhm, naja, wie es ihr eben immer geht. Sie hat mal Hochs und mal Tiefs. In der letzten Zeit sind es zwar mehr Hochs, aber du weißt ja, wie schnell das umschlagen kann.“ Ryou hatte beinahe vergessen, dass Mokuba und Amane immer sehr gut befreundet gewesen waren, sie waren zusammen in einer Klasse gewesen, da das Mädchen aufgrund ihrer Krankheit und der dadurch bedingten Fehlzeit ein Jahr hatte wiederholen müssen, und wenn Mokuba bei Ryou zum Lernen war, dann besuchte er sie immer bevor er ging. Amane freute sich immer sehr über diese Besuche, denn Mokuba schaffte es immer auf eine ganz besondere Art, ihr zu zeigen, was für ein wundervolles Mädchen sie war. Ryou glaubte sogar tatsächlich, wenn die Umstände anders gewesen wären, hätten die beiden ein Paar werden können und er hätte sich wirklich für sie gefreut aber er glaubte auch, dass Amane womöglich oder mit ziemlicher Sicherheit nicht die Kraft für eine Beziehung hatte und auch, wenn es hart klang, ein Teenager in Mokubas Alter konnte man wirklich keine todkranke Freundin zumuten. Ryou war mit Amanes Krankheit, die sich schon lange zog, quasi aufgewachsen. Mokuba nicht. Das Wetter war schön heute, sie waren nach der Schule zum Lernen in den nahegelegenen Park gegangen, Ryou war nämlich der Auffassung, dass das Lernen an der frischen Luft um Einiges produktiver war und mehr Spaß machte. Mokuba machte Lernen zwar nie Spaß, aber draußen war es doch erträglicher. „Ich muss sie echt bald mal wieder besuchen“, sagte Mokuba gedankenverloren. „Ich hab schon ein ganz schön schlechtes Gewissen, aber in der letzten Zeit … Ich weiß auch nicht.“ Mokuba strich sich eine vorwitzige Franse aus dem Gesicht, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte und sah Ryou schuldbewusst an. Der lächelte. „Das brauchst du nicht. Komm doch die Woche mal nach der Schule mit mir nachhause, dann kannst du ihr Hallo sagen.“ Mokuba lächelte. „Und sie ist mir wirklich nicht böse, meinst du?“ „Quatsch …“, dann fiel ihm etwas auf. „Sag mal, was meintest du eben mit in der letzten Zeit? Ist etwas vorgefallen?“ Ryou war im Inneren unglaublich stolz auf sich, nun doch noch eine gute Überleitung gefunden zu haben. Mokuba wurde wieder nachdenklich. So hatte er den anderen Teenager noch nie erlebt und er studierte aufmerksam dessen Mimik. Mokuba verschränkte langsam die Arme hinter dem Kopf und ließ sich dann zurück auf die Decke sinken, auf der sie saßen. Einen Moment starrte er nachdenklich in den Himmel. Er schien mit sich zu ringen, ob er mit Ryou sprechen sollte, oder nicht und Ryou hoffte irgendwie insgeheim, dass er sich dagegen entschied, damit er nicht gezwungen war, Kaiba davon zu berichten und daraufhin in einem Sumpf aus Selbsthass zu versinken. „Naja, weißt du …“, begann der Junge zögerlich, „Alle denken immer, mit 15 hat man keine Sorgen. Seto zum Beispiel. Der hat nur seine Firma im Kopf, Leistung, Geld und lauter anderen Erwachsenenkram. Das war aber schon immer so. Früher vielleicht nicht so krass wie heute, ich weiß auch nicht. Ich hab oft das Gefühl, da ist so viel, das er mir verschweigt und er hält mich auf Distanz. Gleichzeitig verlangt er von mir … naja, blinden Gehorsam würde ich es nicht direkt nennen, aber es kommt dem schon irgendwie nahe. Er will immer, dass ich genauso perfekt funktioniere, wie er, aber das kann ich einfach nicht und das macht mich wütend.“ Ryou nickte langsam. Beinahe hätte er etwas zu Kaibas Verhalten gesagt, aber damit hätte er sich auf fatalste Weise verraten. So ließ er Mokuba einfach reden. Es war ja nicht nur, weil er von Kaiba diese Order bekommen hatte – es interessierte wirklich, was den Jungen bedrückte, immerhin waren sie trotzdem noch irgendwo Freunde. Mokuba richtete sich wieder auf und kramte in seiner Tasche herum. Ryou bekam große Augen, als er ein Zigarettenpäckchen zu Tage förderte. „D-du rauchst? Du bist viel zu jung dafür!“ Mokuba schnaubte nur. „Du mit deinen 17 bist auch noch nicht volljährig, oder? Also hast du kein Recht, mir ne Standpauke zu halten“, dabei zwinkerte er Ryou schelmisch zu und der seufzte grottentief und meinte dann: „Dann gib mir wenigstens auch eine, damit ich mich jetzt nicht aufregen muss.“ Mokuba lachte verhalten und hielt Ryou dann das Päckchen hin. Der nahm sich eine und ließ sich dann Feuer geben. „Weißt, da ist halt noch eine andere Sache … ich … hab vor ein paar Wochen nachgedacht und da musste ich an Noah denken und irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, dass er alleine dort in dieser ätzenden Klinik hockt und eigentlich niemanden hat, keine Freunde, keine Familie, das … das ist einfach nicht richtig. Er tut mir echt leid. Ich … ich hab ihm geschrieben. Ich weiß nicht, wie Seto darauf reagieren würde, ich bezweifel, dass er begeistert darüber wäre, also bitte sag ihm nichts davon, okay? Naja, Noah hat mir geantwortet und seitdem haben wir ein bisschen Briefkontakt. Ich wollte nicht anrufen, weil mein Handyvertrag über Seto läuft und dieser furchtbare Kontrollfreak lässt sich von jedem Telefon, das wir besitzen, monatlich die Rufnummern Auflistung schicken und naja, die Klinik ist nicht direkt in Domino, das ist ne Spezialklinik und eine Nummer von außerhalb würde Seto bestimmt auffallen… Merkwürdigerweise ist das bei Briefen nie so. Um seine Post kümmert er sich ja nichtmal selbst. Nur unser privater Buchhalter und der hält dicht.“ Ryou nickte. Er erinnerte sich zwar kaum an Noah Kaiba, aber seine Geschichte konnte er unmöglich vergessen. Das konnte keiner. Er hatte allerdings kaum noch an ihn gedacht. Aus den Augen aus dem Sinn und Ryou hatte genug eigene Probleme gehabt. Allerdings verstand er Mokuba. Noah war immer noch irgendwo sein Bruder und Familie war Familie, egal, was vorgefallen war. „Ich versteh dich, Moki, ehrlich…“, sagte er langsam und der Teenager fuhr fort. „Ich habe ihm geschrieben, dass ich ihm die Sache von damals nicht mehr vorwerfe und als er geantwortet hat, hat er geschrieben, dass es ihm leid tut, was passiert ist und dass er sich sehr darüber freut, dass ich Kontakt mit ihm aufgenommen habe …“ Mokuba zuckte mit den Schultern. „Ich würd ihn so gern mal besuchen, aber das ist außerhalb und ich hab keine Ahnung, wie ich das anstellen soll, ohne, dass es auffällt, dass ich länger weg bin.“ Darauf wusste Ryou auch keinen Rat. Aber all das, was Mokuba ihm da offenbart hatte, erklärte Setos Verdacht … Nanu, seit wann nannte er ihn denn gedanklich beim Vornamen? Kaibas Verdacht, dass in Mokuba etwas vorging, was er ihm wohlweislich verschwieg. Und alles in Ryou wehrte sich dagegen, das, was er gerade gehört hatte Kaiba zu sagen, es war … etwas so Vertrauensvolles und er fühlte sich bereits jetzt hundsmiserabel. Ryou brauchte dann tatsächlich auch fast eine Woche um sich zu überwinden, zu Kaiba zu gehen. Er wollte selbstverständlich nicht auf privatem Raum mit ihm sprechen, immerhin wäre es äußerst fatal, wenn Mokuba die beiden erwischte, also entschloss er sich todesmutig einfach ohne Vorankündigung in der KC aufzuschlagen. Zuvor in der Woche hatte er sich allerdings Kaibas Auflage, wenn man es so nennen mochte, zu Herzen genommen und hatte sich einen ganzen Schwung neuer Kleidung gekauft. Er war bewusst in die Läden gegangen, um die er zuvor ansonsten einen großen Bogen gemacht hatte, weil man sich dafür ein Hemd und eine Hose schon einen gebrauchten Kleinwagen hätte leisten können. Aber jetzt, wo er das Geld in der Hand gehabt hatte von Kaibas Scheck, war er tatsächlich auf den Geschmack gekommen. Jetzt kam er auch nicht mehr so vergammelt vor in seinen Ottonormalklamotten. Gerade trug er ein weißes Seidenhemd, das wie angegossen seine schlanke Taille umschmeichelte, den oberen der versilberten Knöpfe hatte er aufgelassen, was zwar sexy, aber nicht strichermäßig wirkte und der weiße Stoff der Hose war auch eine äußerst angenehme Abwechslung zu den groben Jeans, die er (wie jeder andere Teenager in seinem Alter auch) sonst immer trug und die hellbraunen Schuhe, die er gegen seine zerlaufenen Chucks eingetauscht hatte, ebenfalls Designerstücke, rundeten das alles nochmal ab. Insgesamt fühlte er sich nicht mehr so auffällig unter den ganzen Businessmenschen. Diesmal ohne Vorankündigung machte er sich auf den Weg die Treppen hinauf, merkwürdigerweise hielt ihn der Sicherheitsmann, der für diesen Bereich positioniert war, gar nicht auf. Hm. Hatte Kaiba etwa Anweisung gegeben, ihn durchzulassen, oder hatten die einfach nur so viel zu tun, dass man ihn nicht bemerkte? Er zuckte innerlich die Schultern und ging zum Aufzug. Wie neulich war in dem Stock, in welchem Kaiba sein Büro hatte nicht viel los und Mai schaute ihn überrascht an. „Kann ich zu Herrn Kaiba? Ich … er … Ich muss mit ihm sprechen…“ „Das geht jetzt leider gerade nicht, er führt gerade noch ein wichtiges Telefongespräch und danach hat er ein Meeting. Ich weiß jetzt auch nicht, wie lange das dauern wird, aber wenn du möchtest, kannst du in der Business-Lounge ein Stockwerk tiefer einen Kaffee trinken, oder so. Sag, Mai schickt dich, dann brauchst du nichts zu bezahlen, das geht schon in Ordnung.“ Ryou nickte. Wenn er schonmal hier war, dann konnte er sich auch ruhig auf Kaibas Kosten mal gut gehen lassen. Also ging er die Treppen hinunter eine Etage tiefer. Die Lounge war nicht zu übersehen. Es gab einen Tresen, an welchem Kaffee und teurer Konditorei Kuchen, sowie Drinks ausgegeben wurden, in dem Raum standen mehrere Glastische an denen man arbeiten konnte. Das hier war wohl Geschäftspartnern und führenden Angestellten vorbehalten. Ryou staunte tatsächlich nicht schlecht. Dieser Luxus begann wirklich, ihm zu gefallen. Ryou ging zum Tresen, an welchem eine sehr korrekt gekleidete, hübsche junge Dame arbeitete. Gerade servierte sie einem Mann, welcher ebenfalls am Tresen saß, eine Tasse … Mokka? Das erkannte Ryou an der Tasse. Schon witzig, wie man in manchen Kreisen darauf achtete, dass jedes Getränk ein eigenes Gefäß bekam. Der Mann allerdings fiel Ryou sofort auf in seiner Erscheinung. Er war auf keinen Fall ein Japaner. Er war recht groß, größer als Kaiba sogar noch, braungebrannt und hatte weißes Haar. Gekleidet war er in einen teuren Designeranzug und Ryou hatte sofort das Gefühl, dass dieser Mann von absolut großer Wichtigkeit war. Er wartete in einigem Abstand, bis die Bedienung fertig war, dann stellte er sich an den Tresen und versuchte sich seine Einschüchterung dabei nicht anmerken zu lassen. „Ähm … Mai schickt mich, sie … ähm hat gesagt, ich …“ Die Frau lächelte. „Schon in Ordnung. Was darf ich dir geben?“ „Ich glaube … habt ihr hier Chai Latte?“ „Ja, natürlich. Einen Moment bitte.“ Ryou lehnte sich mit einem Ellenbogen leicht an die Theke, während er wartete. Dabei folgte er mit den Augen der jungen Frau bei ihrer Tätigkeit. Allerdings fiel ihm plötzlich noch etwas anderes auf. Und zwar wurde er beobachtet. Bildete er sich das nur ein? Ryou riskierte einen flüchtigen Blick zur Seite – und starrte schnell wieder nach vorne, als ihm zwei dunkle Augen begegneten in Kombination mit einem spitzbübischen Lächeln. „Nana, nicht so schüchtern, Twink, du kannst mich ruhig anschauen“, ertönte eine angenehme, rauchige Stimme mit arabischem Akzent, woraufhin Ryou seinen Kopf leicht verlegen wieder zu dem Mann drehte. „W-wie haben Sie mich gerade genannt?“, erwiderte er, so freundlich, wie möglich, ein verlegenes Lächeln auf den Lippen. „Ich denke, du hast schon richtig gehört, mein Junge“, schnurrte der ausländische Geschäftsmann, „Arbeitest du für Kaiba?“ „Sonst wär ich wohl kaum hier“, erwiderte Ryou, den diese Konversation, wie immer, wenn er mit wichtigen Leuten sprach, leicht nervös machte. „Tatsächlich. Für was beschäftigt er dich denn?“ Mit einem Schlag fiel Ryou alles aus dem Gesicht. Mist. Verdammter Mist. Das hatte er ganz vergessen. Jetzt musste er sich schnell etwas einfallen lassen. „I-ich, also, bin sozusagen … ich … assistiere ihm…“ Der Mann bedachte ihn mit einem wissenden Blick. „Privatassistent, was?“, damit zwinkerte er ihm zu und Ryou hatte urplötzlich den leisen Verdacht, dass dieser Kerl, wer immer er auch war, Bescheid wusste. „Wie heißt du, mein Junge?“ „Ryou.“ „Ryou … Ryou…“ Er wiederholte seinen Namen, sprach ihn aus, als ließe er sich gerade Honig auf der Zunge zergehen und Ryou konnte nicht umhin, als sich von der Art dieses Mannes eingenommen zu fühlen. „Akefia Wahwadi-“ er streckte ihm die Hand hin und Ryou ergriff sie, runzelte dann die Stirn, als er etwas in der Hand spürte. „Meine Karte“, sagte der Mann sanft. „Ich bin noch eine ganze Weile in Domino City und würde die Gesellschaft eines so reizenden jungen Mannes sehr begrüßen.“ Ryou lächelte. Er fühlte sich geschmeichelt. „Wer weiß“, antwortete er und stieg auf den unerwarteten Flirt, der sich ihm bot, ein. „Wenn ich von Herrn Kaiba nicht zu sehr eingespannt werde, Sie müssen wissen, er ist sehr … einnehmend.“ Unbewusst war ihm diese Zweideutigkeit über die Lippen gerutscht, aber einmal ausgesprochen war sie ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen. Wahwadi lachte. „Oh, das kann ich mir gut vorstellen.“ Während sie sich noch etwas weiter unterhielten, stellte Ryou fest, dass ihm dieser Akefia Wahwadi äußerst gut gefiel. Nicht nur, dass er gut situiert war, er war überaus attraktiv und charmant und ihm blitzte ständig der Schalk im Auge. Kurzum, er hatte einfach Charisma. Vor allem hatte er etwas, das Kaiba fehlte: Einen Hauch von Wärme. Kaiba ging mit einem seiner Assistenten, der ihm den Aktenkoffer stetig hinterhertrug in Richtung der Business Lounge. Normalerweise war es nicht seine Art, sich zu verspäten und eigentlich war es auch nur eine Verspätung von wenigen Minuten, die im Grunde kaum der Rede wert war, aber er hasste es trotzdem. Als er jedoch die Lounge betrat, stach ihm etwas Merkwürdiges ins Auge. Wahwadi war bereits da, allerdings war er nicht alleine. Es war kein geringerer als Ryou, der da bei ihm auf einem der langen Hocker saß und sich offensichtlich prächtig zu amüsieren schien. Kaiba war unbewusst stehen geblieben. Wahwadi schrieb etwas auf die Rückseite einer Visitenkarte oder Ähnliches und schob diese Ryou dann zu, der sich bedankte und sie dann einsteckte. Dann unterhielten sie sich weiter – Ryou schien sich zu amüsieren. Er lachte, lächelte, unbeschwert, spielte dabei an seinen Haaren, wie ein billiges Flittchen. Jetzt strich Wahwadi ihm noch eine Strähne aus dem Gesicht. Was sollte das? Ryou hatte sich gefälligst nicht von irgendwelchen schleimerischen Geschäftsleuten um den Finger wickeln zu lassen. Oder gar anfassen zu lassen. Außerdem war er sein Flittchen. Unbewusst knirschte er mit den Zähnen, dann ging er weiter, die überraschten Blicke seines Assistenten ignorierend, aber fürs Ignorieren hatte er ohnehin ein Talent. „Herr Wahwadi“, sagte er schließlich steif, die beiden mitten in einer Unterhaltung störend. „Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie habe warten lassen, ich hatte leider noch ein wichtiges Telefonat zu führen.“ Wahwadi grinste schief und ergriff die dargebotene Hand. „Nicht der Rede wert. Die Wartezeit wurde mir angenehm versüßt.“ Dabei ruhte sein Blick einen Moment auf Ryou und für Kaibas Geschmack einen Moment zu viel. Er wies seinen Assistenten an, auf einem der Glastische, bei dem sie nachher Platz nehmen wollten, schon einmal alles vorzubereiten, sagte Wahwadi, er käme in zwei Minuten nach und als dieser sich umgedreht hatte, um von Kaibas und zudem seinem eigenen Assistenten begleitet zu dem bereits vorbereiteten Tisch zu gehen. Kaum, dass Wahwadi ihnen den Rücken zugedreht hatte, hatte Kaiba Ryou grob am Oberarm gepackt und zog ihn aus dem Raum hinaus auf den Gang, wo sie etwas sichtgeschützter waren und schubste ihn erbost gegen die Wand. „Was fällt dir eigentlich ein?“ Ryou blickte ihn verwirrt an und dieser unschuldig-ratlose Blick, was bitte er denn falsch gemacht haben sollte, machte Kaiba gerade noch wütender. „W-was…?“ „Du weißt genau, was ich meine!“ Kaiba schnappte nach Luft, bemühte sich, seine alte Fassung wieder zu erlangen. „Was sollte die Flirterei mit Wahwadi? Ich kann es nicht gebrauchen, dass du hier rumtänzelst und meinen Geschäftspartnern den Kopf verdrehst. Abgesehen davon, was hast du hier zu suchen!? Ich hab dich nicht herbestellt.“ Nanu? Kaiba störte sich daran, dass er mit Akefia gesprochen hatte? Bildete er sich das ein, oder hatte er da gerade den Hauch von Eifersucht herausgehört? Wie untypisch für Kaiba, dachte er ironisch, dann entsann er sich der Frage, die man ihm gestellt hatte, den Griff Kaibas um seinen Oberarm noch deutlich spürend. „Du wolltest doch, dass ich mit Mokuba spreche, jetzt hab ichs getan und es ist dir auch nicht recht!“, erwiderte er vorwurfsvoll, wünschte sich jedoch im nächsten Moment, es nicht getan zu haben, da Kaiba ihm eine Ohrfeige gab. Ryou japste überrascht – mit was hatte er die denn verdient? „Ich sag es dir nur einmal noch – untersteh dich, mir noch einmal freche Antworten zu geben!“ „Es tut mir leid“, sagte Ryou beschwichtigend, den pochenden und brennenden Schmerz in der Wange spürend. Er musste sich gerade wirklich zusammen nehmen um nicht irgendeine beleidigte Antwort zu geben, dafür stand zu viel auf dem Spiel. „Ich hab … eben herausgefunden, was mit Mokuba los ist und ich dachte, du solltest das wissen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich dir das hier zwischen Tür und Angel sagen sollte.“ Kaiba warf einen Blick in Richtung seines Geschäftspartners, dann wandte er sich wieder Ryou zu. Der heute außerordentlich hübsch aussah, wie er beiläufig feststellen musste. Ein Blick in die warmen braunen Augen reichte aus um seinen ersten Groll etwas zu besänftigen. „Hör zu“, knurrte Kaiba etwas unwillig. „In etwa drei Stunden bin ich hier fertig, warte später beim Aufgang der Garage, meine Limousine wird dich später mitnehmen.“ Ryou nickte wortlos. In der Zwischenzeit vertrieb er sich die Zeit, indem er durch die Innenstadt schlenderte – er hatte noch einen Rest von dem Geld, das Kaiba ihm gegeben hatte, übrig, also beschloss er, es sich in einem Massage Salon ein bisschen gut gehen zu lassen. Er war ohnehin so verspannt und die erfahrenen Hände, die ihm das angenehm duftende Öl in die Haut massierten, waren eine wahre Wohltat. Vielleicht war er dann nachher auch nicht mehr so verkrampft, wenn er mit Kaiba sprach. Dann ging er noch in dem teuersten Café der Stadt einen Kaffee trinken, der auch nicht anders schmeckte, als irgendwo anders und schließlich waren die drei Stunden auch schon wieder um. Wie von Kaiba gewünscht wartete er ein wenig abseits der Tiefgaragenauffahrt und tatsächlich – fünf Minuten, nachdem er sich dorthin gestellt hatte, fuhr die Limousine mit den dunkel getönten Scheiben die Auffahrt hinauf. Sie hielt kurz an und Ryou öffnete die eine Hintertür, um einzusteigen. Kaiba saß auf der linken Seite und blickte ihn nicht an. „Takahashi, fahren Sie solange durch die Gegend, bis ich Ihnen ein Ziel gebe. Und fahren Sie die Zwischenscheibe hoch, das ist ein Privatgespräch.“ Der Mann tat wortlos, was man ihm aufgetragen hatte und nachdem sie sich in den Straßenverkehr eingeordnet hatten, sagte Kaiba: „Nun?“ Ryou, der gerade noch vollkommen fasziniert von dem Inneren dieser Limousine gewesen war, denn das war das erste Mal, dass er in einer mitfuhr, hätte fast vergessen, warum er eigentlich hier war. Richtig. Er sollte seinen besten Freund verraten. „Also, wir haben uns ein wenig unterhalten, Mokuba und ich und naja, er hat mir schon ein paar Dinge anvertraut, aber …“ „Was aber?“ Kaiba hatte einen drohenden Unterton in der Stimme. Ryou seufzte. Er hatte jetzt schon Angst vor der Reaktion, denn sie waren hier auf engem Raum und wenn Kaiba ihm hier gegenüber einen Wutausbruch erlitt, konnte ihn das entweder dämmen, oder es konnte unangenehm für Ryou enden. Aber er nahm es in Kauf. Er schlang die Arme um den Oberkörper und kaute ein wenig auf seiner Unterlippe herum, ehe er antwortete: „Weißt du, ich habe auch eine Schwester. Gut, bei uns ist es etwas anderes, wir sind Zwillinge, aber ich tue alles dafür, dass es ihr gut geht, ähnlich wie du arbeite ich mir den Arsch dafür wund.“ Nur vielleicht auch im absolut wörtlichen Sinne. „Allerdings vergesse ich dabei nicht, dass sie ein Mädchen ist, das Gefühle hat und Ängste und Sorgen und ja, mir macht die Veränderung Angst, die in der letzten Zeit mit ihr vorgeht, aber deshalb schiebe ich sie nicht ab, sondern höre ihr zu und gehe auf sie ein.“ Kaiba hatte schweigend dem gelauscht, was Ryou zu sagen hatte. Ein verkniffener Zug hatte sich dabei um seine Mundwinkel breit gemacht. Allerdings schwieg er. Noch. „Weißt du, ich … weiß, ich habe nicht das Recht dir in irgendetwas reinzureden, das ist mir klar und ich nehme jede Strafe dafür in Kauf, aber … wieso hast du nicht einfach mal versucht, dir Zeit für ihn zu nehmen? Bei allem, was er erzählt hat, konnte ich raushören, dass er sich gerade jetzt ziemlich von dir vernachlässigt fühlt. Vielleicht solltest du dir einfach etwas mehr Zeit nehmen, anstelle … jemanden, wie mich auf ihn anzusetzen.“ Eisiges Schweigen. Ryou erhielt keine Antwort und das machte ihn fast nervöser, als, wenn er ihm eine Strafe auferlegt hatte. Und irgendwie fühlte er sich gleichsam auch auf eine lächerliche weise schuldig. Er hätte sich eigentlich überhaupt nicht in diese Familiengeschichte einmischen dürfen. Er verstand auch Kaiba. Irgendwie. Die Eindrücke, die er bereits von dem Firmenchef hatte sammeln können, waren eben die, dass Kaiba in allem, was ihn umgab Perfektion erwartete, auch von sich selbst und das Wissen, in einer Beziehung seines Lebens versagt zu haben, konnte offensichtlich nicht akzeptiert werden. Ryou wagte einen scheuen Blick zur Seite. Kaiba sah weniger wütend, denn nachdenklich aus. Ryou überwand schließlich seine innere Angst, etwas Falsches zu tun und rückte näher zu ihm hin, seine Hand tastete sich vorsichtig an Kaibas rechten Oberschenkel heran, wo die Finger dann zärtlich die Innenseite krabbelten. „Bist du mir jetzt böse?“, wollte Ryou dann wissen. Er wollte nicht, dass Kaiba ihm böse war, dass sein Meister ihm zürnte. Kaiba wandte den Blick zur Seite und der entschuldigende und auch leicht sorgenvolle Blick Ryous begegnete ihm. Dieser Junge hatte so wundervolle, sanfte Augen, dieser Blick reichte schon aus, um ihn zu beschwichtigen und eigentlich wusste er, dass er ihn hätte bestrafen sollen, dafür, dass er sich so viel herausnahm, doch irgendwie war ihm in diesem Moment nicht danach. Irgendwie … was war das nur für ein Duft, der ihm in die Nase stieg, als Ryou begann, vorsichtig an seinem Hals zu knabbern. Es war ein Esoterischer Duft, frisch-süßlich und irgendwie wirkte er entspannend. Nein, er war nicht wütend. Nachdenklich, ja, aber nicht wütend. Er würde sich heute Abend seine Gedanken bezüglich Mokuba machen, dachte er, während er die zarten Bisse an seinem Hals, den lieblichen Geruch in seiner Nase genoss. Ryou verstand wirklich viel von dem, was er tat. Und er schaffte es tatsächlich, ihn um den Finger zu wickeln. Eine zarte Hand geisterte zum Gürtel herab und zog das Hemd aus der Hose um über den flachen durchtrainierten Bauch streicheln zu können und diese Berührungen verschafften Kaiba eine Gänsehaut. Diese wunderschönen sinnlichen Hände. Diese Hände sollten nur ihm zu Diensten sein. Schmetterlingsküsse an seinem Hosenansatz, während die Hände sacht an seinem Reißverschluss zupften. Diese Lippen … sollten von keinem anderen geküsst werden. Gedankenverloren vergrub er wenig später die Hand in dem weißen Haarschopf, während Ryou ihm hingebungsvoll einen blies. Vielleicht hatte Ryou Recht. Irgendwie … hatte er diesen Jungen unterschätzt. Und irgendwie … mochte er tatsächlich seine Art, ihm Widerworte zu geben. Er tat es, aber er blieb dabei irgendwie auf seine ganz eigene Art und Weise unterwürfig und wohlgefällig. Plötzlich kam Kaiba der Gedanke, dass dieser Junge doch so viel mehr war, als nur ein Stricher. Er war etwas Besonderes. Früher waren die Stricher für ihn nur gesichtslose Objekte gewesen, an denen man schnell für Geld seine Lust stillen konnte. Keine denkenden, fühlenden Lebewesen. Keine Menschen, die auch Geschwister hatten und die vielleicht ansatzweise nachempfinden konnten, was in ihm vorging. Ein leises Stöhnen schlich sich von seinen Lippen, als er wenig später in Ryous Mund kam. Diesen Jungen würde er nicht mehr hergeben. Nie wieder. Und wenn das bedeutete, dass er ihn eines Tages einsperren musste, es war ihm gleich. Kapitel 6: -Rain- ----------------- „Ryou, wir müssen reden.“ Ryou sah von der DVD Sammlung, die er sich gerade angesehen hatte, auf und Malik an. Sie hatten sich übers Wochenende zu einem DVD Abend verabredet, das war Maliks Idee gewesen. Allerdings bestätigte dessen Satz gerade Ryous Vermutung, dass hinter der Idee dieses Treffens doch noch etwas mehr steckte, denn sein bester Freund war die ganze letzte Zeit so merkwürdig gewesen. Ein Verhalten, das er sich nicht hatte erklären können. „Um was geht’s denn?“, fragte Ryou vollkommen ahnungslos. Malik sah ihn mit einem seltsamen Blick an. „Eigentlich dachte ich, du könntest dir das denken. Ich hab … dich letztens gesehen.“ Ryou legte den Kopf leicht schief, während ihn ein mulmiges Gefühl beschlich. „Gesehen…? Ich verstehe nicht ganz …“ Malik schien zu überlegen, wie er seinen Satz beginnen sollte und dessen Zögern gefiel Ryou nicht. Malik war ansonsten immer direkt und gerade heraus, wenn er so zögerlich war, wie jetzt, dann ging es meistens um etwas wirklich Ernstes. „Ich hab dich letztens gesehen, als du aus Kaibas Limousine gestiegen bist. Ich meine, an sich ist das ja nichts Schlimmes, ich weiß, dass du Mokuba Nachhilfe gibst, aber weißt du, was mich dabei ins Grübeln bringt?“ Ryou wurde heiß und kalt. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, als Malik vorgeschlagen hatte, sich zu verabreden. Flog sein Geheimnis auf? Jetzt schon? Das wäre einfach nur eine Katastrophe! „W-was?“ Ryous Stimme klang unnatürlich hoch. „Ich hab Mokuba fünf Minuten vorher zufällig in der Stadt gesehen gehabt, wo er mit zwei Freunden unterwegs war. Und dann … du weißt, wie wenig ich irgendwelchen Gerüchten glaube, aber so ein Kerl aus unserer Jahrgangsstufe hat vor ein paar Monaten mal gemeint, er hätte dich …“ Malik brach ab. „Weißt du, ich … habe das Gefühl, dass du mir etwas ziemlich Gewaltiges verheimlichst, das hatte ich schon länger und die Erkenntnis, die mir bei diesen ganzen Sachen gekommen ist, gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht. Ryou, bitte … sag mir die Wahrheit. Schläfst du für Geld mit Männern?“ In Ryou drin wurde es eisig kalt. Gleichzeitig brach ihm der Schweiß aus. Er war doch immer so vorsichtig gewesen, er hatte doch immer so aufgepasst, dass er nicht erwischt wurde, er … Ryou sah Malik an und die leichte Verletztheit die in dessen Miene lag, tat ihm weh. Und es machte ihm Angst. Angst, dass Malik ihn jetzt hassen würde, Malik war sein bester Freund, ihn zu verlieren würde er nicht ertragen. „Dein Schweigen sagt so viel …“, murmelte Malik nach einer Weile. „Du verstehst das nicht!“, platzte es plötzlich aus Ryou heraus. „Ich tu das doch nur für Amane“, fügte er mit einem Flüstern hinzu und ließ dann leicht den Kopf hängen. Das klang so erbärmlich lächerlich in seinen eigenen Ohren und ihm war gerade nach heulen. Der Tag hatte so schön angefangen, warum musste er so früh schon in so einer Katastrophe enden? Und dabei war er noch nicht mal halb um. Malik schnaubte. „Also stimmt es tatsächlich.“ Schweigen. Es war beklemmend, bedrückend, Ryou wusste, dass er sich Malik schon viel früher hätte anvertrauen sollen. „Ja…“ Eine schallende Ohrfeige riss Ryous Gesicht zur Seite. Er sah Malik mit großen Augen an und dieser wirkte wütend, sehr sogar, wütend und … enttäuscht? Weil er ihm nicht vertraut hatte? Aber wie hätte er denn!? Tränen schossen ihm in die Augen. „Und was ist mit Kaiba?“, sagte Malik mit unterdrücktem Zorn in der Stimme. „War das ‘ne einmalige Sache oder hat das auch was damit zu tun, dass du in der letzten Zeit so oft durch den Wind bist und – achja, glaubst du, diese unnatürlichen Flecken und Kratzer wären mir entgangen? Junge, ich kenn dich seit sechs Jahren, da lernt man irgendwann, solche Signale zu beachten.“ Ein Kloß bildete sich in Ryous Hals. Er kam sich plötzlich so schäbig vor. Dreckig und im Grunde war es das, was er war. „Ich … er … er ist derzeit mein alleiniger Geldgeber“, bemühte sich Ryou, so sachlich, wie möglich, doch die unterdrückten Tränen ließen seine Stimme verräterisch zittern. Malik sagte nichts. Ryou sah ihn an, Maliks Blick war ausdruckslos. „Ryou, das ist …“, begann er schließlich und in seiner Stimme schwang eine Mischung aus Abscheu und Enttäuschung mit. Ryou presste die Lippen aufeinander. „Du verstehst das nicht, Malik, du verstehst das einfach nicht. Weißt du eigentlich, was diese beschissenen Medikamente kosten, weißt du, wie sich meine Mutter den Arsch aufreißt und es hilft trotzdem nichts!“ „Das ist für dich ein Grund, deinen Körper zu verkaufen?!“, schrie Malik plötzlich, sodass Ryou zusammenzuckte. „Wenn es eine Möglichkeit ist, meine Schwester zu retten, ja!“ „Wie denkt deine Familie denn darüber? Glaubst du, sie wären glücklich darüber, wenn sie wüssten, dass du dich kaputt machst!?“ Malik sah ihn nun direkt an und Ryou erkannte neben der Wut noch etwas anderes in seinem Blick. „Weißt du, ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was los ist mit dir, Ryou, hast du mal in den Spiegel geschaut? Du hast innerhalb des letzten halben Jahres bestimmt 5 Kilo abgenommen und du warst eh immer schon so ein Fliegengewicht – wem willst du eigentlich noch vormachen, dass alles in Ordnung ist?“ Ryou biss sich auf die Unterlippe, sah dann zu Boden. „Du darfst ihnen nichts davon sagen, Malik.“ Seine Stimme klang leise, flehentlich. Malik schnaubte, erwiderte jedoch nichts. Natürlich, das war ein Schock, aber alles noch schlimmer machen, indem er Ryou verriet, wollte er auch nicht. „Ich denke, ich sollte jetzt gehen“, sagte Ryou bitter und schnappte sich seine Jacke. Malik machte keine Anstalten, ihn aufzuhalten. Diese grauenvolle Erkenntnis musste er selbst erstmal verarbeiten. Da denkt man immer, man kennt einen Menschen und dann … sowas. Malik hörte abwesend die Tür schlagen. Er fühlte sich elend. Hundsmiserabel. Ausgerechnet Ryou … Ryou, der anständige, strebsame und verantwortungsvolle Junge, den er für seine Disziplin und Stärke immer bewundert hatte, tat so etwas … Dreckiges. Prostituierte sich. Er hatte den Gerüchten nicht glauben wollen damals, aber wo ein Gerücht war, war auch meistens irgendwo ein wahrer Kern. Und er? Was war er eigentlich für ein Freund! Wie verzweifelt musste Ryou sein. Wieso hatte er sich ihm nicht anvertraut? Hatte er deshalb geweint, neulich, als er zu ihm gekommen war, ihm nicht hatte sagen wollen, was ihn quälte? Und was genau lief da mit Kaiba? Nur Sex und Bezahlung dafür? Malik stöhnte grottentief auf. Vielleicht hätte er sich mehr um Ryou kümmern sollen, vielleicht … Er musste nochmal mit Ryou sprechen, am besten, wenn das von gerade eben etwas gesackt war. Wenn die Emotionen nicht mehr so hochkochten. Er machte sich Sorgen. Große sogar. Ryou durfte sich auf dem Weg, seine Schwester zu retten, nicht selbst verlieren, das musste er verhindern. Ryous Flucht aus Maliks Wohnung war kopflos. Er heulte ein bisschen vor sich hin und tat sich selbst Leid und er wusste eigentlich im Grunde, dass er es war, der falsch gehandelt hatte, doch hatte Malik denn kein bisschen Verständnis? Gerade er? Natürlich. Verständnis dafür, dass der beste Freund, einen angelogen hatte, dachte er trocken. Aber wie zur Hölle konnte man jemandem, egal, wer er war, so etwas anvertrauen? Jeder würde das verurteilen, jeder. Wobei er sich da plötzlich nicht mehr so sicher war. Ryous Schritt wurde gemäßigter. Er war niedergeschlagen. Fühlte sich sehr alleine plötzlich. Alleine mit seinen Problemen, mit seinen Sorgen. Malik, Kaiba, Amane, Mokuba. Jeder von ihnen war ein Eckpunkt in seinen Gedanken. Was sollte er jetzt tun? Bevor er nachhause ging, musste er erstmal zur Ruhe kommen und plötzlich beschlich ihn auch die akute Panik, dass Malik in der Zwischenzeit seine Familie benachrichtigt hatte und … Oh Gott, er wollte sich nicht ausmalen, wie seine Mutter reagieren würde, wenn sie herausfand, dass … oder noch schlimmer, Amane. Würde sie ihn hassen? Ihm Vorwürfe machen? Natürlich würde sie das. Sie würde sich elend fühlen, weil sie wahrscheinlich noch glaubte, es sei ihre Schuld, sie glaubte ohnehin ständig, dass die Situation nur wegen ihr so angespannt war, aber es war nun einmal eben so. Amane war die Kranke, um sie hatte man sich zu kümmern, Ryou sah sich nicht einmal im Recht dazu, ein Gefühl der Schwäche nach außen hin zu tragen. Nicht vor Amane, nicht vor seiner Mutter und nicht mal mehr vor Malik, denn er war sicherlich angewidert nach diesem unfreiwilligen Geständnis und plötzlich war Ryou angewidert von sich selbst. Ihm war kalt. Plötzlich sehnte er sich nach Kaiba. Aus einem unerfindlichen Grund ersehnte er sich dessen Autorität und Stärke, aber würde es ihn nicht wütend machen, wenn er plötzlich vor seiner Tür stand, ohne, dass er ihn herbeordert hatte? Wovor hatte er mehr Angst? Nachhause zu kommen? Kaibas Unmut zu erwecken? Maliks vorwurfsvoller Blick, seine vorwurfsvollen Worte? Seine Enttäuschung? Noch während Ryou seinen aufgewühlten Gedanken nachhing und seiner Angst nachgab, was sein mochte, wenn es wirklich öffentlich wurde, wenn Malik ihn verriet, oder wenn jemand auf diese Gerüchte hörte, die um ihn kursierten … Mein Gott, er hatte immer gedacht, er sei so vorsichtig gewesen … Seine Füße hatten ihn automatisch zu Kaibas Anwesen gelenkt. Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen und ein eisiger Wind wehte, ganz untypisch für die Jahreszeit, sie hatten ja eigentlich Spätsommer. Ryou legte abwesend eine Hand an einen Stab des Gitterzauns, der das riesige Anwesen umgab. Sollte er …? Nun war er hier. Eine ganze Weile stand er nur da, starrte auf das Gebäude, welches teilweise erhellt war. Er war wie festgewachsen. Ryou hob die Hand, um zu klingeln, ließ sie dann jedoch wieder sinken. Plötzlich fürchtete er sich vor Kaibas Zorn. Fürchtete sich vor dem Wesen dieses Mannes, von dem er doch in dieser kurzen Zeit so abhängig geworden war. Fürchtete sich davor, wenn er jetzt zu ihm hinginge, dass er ihn niemals wieder fort lassen würde und gleichsam davor, dass er ihn fortschickte. Dann klingelte er. Er hatte ja doch keine Wahl. Ein Sturm braute sich zusammen und dort war der einzige Ort, der ihm sicher erschien, wie paradox. Die Gegensprechanlage knackte, ein Angestellter fragte, wer er war und was er wollte und sicherlich hatte man ihn schon durch eine der Kameras erspäht. Ryou sagte nur, er wolle zu Kaiba, ob man ihn einlasse, es sei eine wichtige private Angelegenheit. Man ließ ihn. Ryou zog die dünne Jacke enger um seinen Körper, als er den Weg vom Tor bis zur Haustüre zurücklegte und währenddessen brach ein akuter und harter Regenschauer herein und Ryou war in den fünf Minuten, die er zum Hauseingang zurück legte, bis auf die Haut durchweicht. Kaiba verzog keine Miene, als Ryou wenig später nass und aufs erbärmlichste bibbernd vor ihm stand. Ryou spürte nur den kühlen musternden Blick auf sich und plötzlich verspürte er Angst, Kaiba zu sagen, dass Malik von ihnen wusste. „Ich habe dich nicht hergebeten“, sagte Kaiba schließlich knapp, machte jedoch keine Anstalten, ihn hinauszuwerfen. Er wartete auf eine Erklärung. Ryou lächelte nervös. „Ich hatte gehofft …“ Hier ein Weilchen Zuflucht zu finden? Tolle Erklärung. „Ich …“ Meine Güte, Ryou lief ja zu Hochleistungen auf. Er seufzte innerlich und beschloss, dann einfach die Wahrheit zu sagen: „Ich hab mit allen möglichen Leuten Stress und weiß nicht, wo ich sonst bleiben soll und nachhause kann ich auch nicht, weil meine Schwester so schrecklich krank ist und meine Mutter dauernd gereizt und ich weiß, dass du keinen Grund hast, mich bleiben zu lassen, aber … ich …“ Ryou brach ab und ließ leicht den Kopf hängen und kam sich vor, wie ein Vollidiot und ein Versager gleichermaßen. Kaiba hörte sich diese Erklärung schweigend an. In Wahrheit hatte er tatsächlich daran gedacht, Ryou für heute oder morgen herzubestellen, einfach um ein wenig Stress abzubauen, dass er von selbst gekommen war, kam ihm eigentlich sogar gelegen. Mokuba war ohnehin nicht zuhause, er hatte sich bereits am Nachmittag zu einem Freund verabschiedet. „Ich habe noch zu arbeiten“, sagte Kaiba schließlich reserviert und warf einen Seitenblick auf den Stapel Papiere auf seinem Schreibtisch. „Nimm in der Zwischenzeit ein heißes Bad und sag dem Butler, dass er dir trockene Sachen geben soll, krank kann ich nichts mit dir anfangen.“ Ryou nickte, zögerte allerdings noch während Kaiba damit fortfuhr auf seinem Laptop herum zu tippen. Er hielt inne und sah den Jungen an. „Ist noch etwas?“ Zu seiner Überraschung kam Ryou ein paar Schritte näher zu ihm, küsste ihn auf die Wange und nuschelte mit einem lieblichen Lächeln ein „Danke, ich weiß das zu schätzen“, ehe er das Zimmer verließ. Kaiba starrte ihm unwillkürlich hinterher, die weichen Lippen noch auf der Wange fühlend. Dann riss er sich aus seiner Starre und schüttelte den Kopf, versuchte sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren, die er sich mit nachhause gebracht hatte. Irgendwie klappte das gerade nicht mehr. Kaiba presste sich innerlich stöhnend Daumen und Zeigefinger gegen die Nasenwurzel. Reichte dieser banale, profane Gedanke daran, dass Ryou nackt in seinem Badezimmer herumsprang, schon aus, um ihn in seiner Konzentration zu stören? Zugegeben hatte er in den letzten Tagen, seit sie dieses merkwürdige Gespräch, wenn man es so nennen konnte, in seiner Limousine gehabt hatten, verdächtig oft an Ryou gedacht. Das passte ihm so gar nicht in den Kram. Er hatte genug, um das er sich kümmern musste, da konnte es nicht sein, dass Ryou ihn zusätzlich durcheinander brachte und das, indem er einfach nur existierte. Ob er sich wohl in der Zwischenzeit wo anders herumgetrieben hatte? Kaiba glaubte es im Grunde nicht, aber dieses nagende Gefühl ungewollter Eifersucht wollte ihn nicht loslassen. Nichtmal jetzt, wo er ihn in seiner Nähe hatte. Vielleicht sollte er seinen Körper später auf Knutschflecken, oder andere Spuren untersuchen. So langsam bekam er schlechte Laune. Er gab Ryou die Schuld daran, dass er ihn so durcheinander brachte. Im Grunde war es auch seine Schuld. Kaiba schnaubte und klappte abrupt den Laptop zu. Ryou war an allem Schuld. Sein Leben war geordnet gewesen, klar strukturiert und nur weil er sich diesen Twink angelacht hatte, stand jetzt alles auf dem Kopf. Und es war nicht nur, dass er ihn durcheinander brachte, weil er einfach unglaublich schön und sexy war und zart und liebevoll und einfühlsam war, nein, Kaiba hatte sich dabei ertappt, wie er tatsächlich auf ihn gehört hatte. Und er hörte normalerweise auf niemanden. Doch es war hier einfach nicht von der Hand zu weisen, dass die Worte, die er ihm bezüglich Mokuba gesagt hatte, irgendwie einen unterbewussten Einfluss auf ihn genommen hatten. Ob es Ryous Art gewesen war, ihm seine Meinung zu sagen, ohne sich ihm dabei aufzudrängen, oder … Kaiba stand ruckartig auf. Das war ja nicht zum Aushalten! Einen Moment später knallte er die Tür seines Arbeitszimmers hinter sich zu und ging mit schweren Schritten in Richtung des Badezimmers, wo schon von außen zarter Duft von Badezusatz zu vernehmen war. Kaiba hätte Ryou niemals so tief in seine Privatsphäre vordringen lassen sollen, mit jedem Schritt den er tat, nährte sich seine Wut und als er wenig später die Hand auf die Klinke legte, musste er sich arg zurücknehmen, um die Tür nicht so aufzustoßen, dass sie ihm auskam und gegen die Wand schlug. Ryou, welcher gerade das fließende Wasser ausgedreht hatte, schaute Kaiba überrascht an, als dieser so plötzlich in der Tür stand, einfach nur dastand und ihn, offensichtlich wütend anfunkelte. Ryou wurde irgendwie anders, ehe er sich jedoch versehen konnte, war Kaiba mit schnellen Schritten bei ihm, griff ihm grob ins Haar und drückte ihn unter Wasser. Ryou öffnete erschrocken den Mund und Luftblasen quollen hervor und ein Gefühl der Panik stieg in ihm auf, als er merkte, dass Kaiba nicht gewillt war, diesen Griff so schnell fahren zu lassen. Er begann sich zu winden, leicht panisch, seine Lunge brannte. Kaiba beobachtete dies alles ausdruckslos, es bereitete ihm keine Mühe, Ryou unter Wasser zu drücken. Ryous Haare hatten sich um seinen Kopf ausgebreitet wie eine weiße Wolke und beinahe hätte er sich in diesem Anblick verloren – gerade rechtzeitig noch zog er Ryou an den Haaren wieder aus dem Wasser, welcher daraufhin hektisch nach Luft schnappte. „W-wieso…?“, japste er und daraufhin begegnete ihm ein eiskalter Blick. Kaiba antwortete „Weil ich es kann“, und drückte ihn danach abermals unter Wasser und es gab ihm einen Kick – wie Ryou scheinbar gerade Todesangst ausstand, weil er nicht wusste, was in Kaiba vorging und wenn er ehrlich war, wusste er nicht einmal, was gerade in ihm selbst vorging. Erst als Ryou schon schwindeln musste, zog er ihn herauf, ließ ihm nur zwei, drei Atemzüge, ehe er ihn in einen Kuss zog, verlangend und herrschsüchtig und grob und wütend und all das spürte Ryou. Und er ließ ihm keine Zeit, um sich zu sammeln, denn kaum hatte er den Kuss gelöst, hatte er ihn aus der Wanne gezogen – Ryou war mit der Bewegung mitgegangen, um zu verhindern, dass ihm ein großer Büschel Haare ausgerissen wurde – und er stieß ihn zu Boden, so heftig, dass Ryou sich den Hinterkopf anschlug, als er auf den harten Fliesen aufkam und ehe er vor Schmerzen stöhnen konnte, drückte Kaiba ihm die Luftkanäle ab. „Du bist daran schuld, dass-“, presste der junge Firmenchef hervor, während Ryou ihn mit diesen aufgerissenen Augen ansah, so angstvoll … so schön. Abrupt ließ er von ihm ab, erhob sich halb, sodass er über ihm kniete, Ryou keuchte, hustete, versuchte, sich aufzurichten, doch vergeblich und Kaiba versuchte, sich innerlich wieder unter Kontrolle zu bringen – er brauchte einen Moment um zu realisieren, dass er sich gerade absolut hatte gehen lassen, etwas vollkommen Inakzeptables, denn es offerierte eine andere Seite an ihm, eine Seite, die ihm selbst unheimlich war. Es war Ryou, nur Ryou allein, er hatte diese Strafe verdient, dafür, dass er einfach nur er war, dass er existierte und, dass er ihn in seiner Nähe brauchte, um nicht wahnsinnig zu werden. Kaiba versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Er war erregt. Fuhr sich durch die Haare. Starrte dann wieder zu Ryou herab, starrte auf seinen mageren Leib und die Tränen, die ihm plötzlich in die Augen traten, machten ihn nur wieder wütend. Wütend, weil er sie nicht sehen konnte, weil er das hasste, das hatte er schon bei Mokuba nie ertragen können. Er holte aus und schlug Ryou ins Gesicht und das Klatschen war doppelt so laut durch die Nässe und dann schlug er gleich nochmal zu, weil ihm dieses Geräusch gefiel und Ryous Kopf ruckte zur Seite, schließlich noch ein Schlag und dann musste er sich abrupt losreißen. „Ich HASSE es, was du mit mir tust!“, spie er schließlich aus. „Ich hasse dich dafür, du bist nichts weiter als eine dreckige Hure von der Straße, wieso-“ Er brach abermals ab, Ryou richtete sich auf, ihm schwindelte, aber das Gefühl drängte er von sich fort und dann sagte er mit heiserer Stimme: „Ich dachte immer … ich wäre innerlich zerrissen, einsam und traurig, aber …“ Kaiba stockte, Ryou hatte seine Arme um seinen Hals geschlungen und er spürte die feuchte, kühle Haut des Jungen, dann eine Stimme, die ihm ins Ohr flüsterte: „Dann hab ich dich kennengelernt und gesehen, dass du viel einsamer bist, als ich, weil du dir niemals, aber auch niemals auch nur irgendein … Gefühl der Schwäche erlaubst. Du wirkst immer … Wie ein Titan im Sturm und vielleicht … aber … manchmal … in Momenten wie diesen … hab ich Mitleid und es ist mir egal, welche Strafe ich dafür bekomme, weil es die Wahrheit ist …“ Kaiba hatte über Ryous Haupt hinweg ins Leere gestarrt, wie mechanisch, während dieser gesprochen hatte die Hände gehoben, um die Umarmung zu erwidern, etwas, das zu tun, ihm schon bei Mokuba schwer fiel und ansonsten noch keinem anderen Menschen gegeben worden war. Ryou fühlte sich so herrlich warm an in seinen Armen. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so paradox sein? Er schlug ihn, behandelte ihn mit aller Kälte, die er aufbringen konnte und doch wurde er durchschaut und doch spürte er, dass da schon längst mehr war, als nur ein geschäftliches Verhältnis und gerade konnte selbst er sich dagegen nicht mehr erwehren und so, wie sie da saßen, Ryou so verloren wirkend und er vergrub das Gesicht in dem weißen Haar, das diesen Duft barg, der ihm so kostbar war, dann drückte er ihn leicht von sich weg, fasste ihm ins Gesicht, sanft, streichelnd und Ryou schloss die Augen ob dieser ungekannt zärtlichen Berührung und dann küsste er ihn und dieser Kuss war nicht so verlangend und geil, wie die Küsse zuvor, er war … zärtlich und liebevoll und das machte Ryou schwach, ihm war ohnehin schon schwindelig und dann gaben ihm die Knie nach, doch er stürzte nicht, denn Kaiba hielt ihn, hob ihn im nächsten Moment einfach auf die Arme, als wöge er nichts, Ryou schloss einen Moment die Augen und öffnete sie erst wieder, als er weiche Laken spürte. Sie waren in Kaibas privatem Schlafzimmer, Ryou öffnete überrascht die Lippen zu einem Spalt, denn das war etwas, das er nie für möglich gehalten hatte und er wusste nicht, dass Kaiba im Stillen denselben Gedanken hatte, denn in sein Schlafzimmer hatte er noch nie jemanden gelassen. Wenn er denn mal jemanden mit nachhause gebracht hatte und das war so gut wie nie vorgekommen, dann hatte er meistens mit seinem geheimen Raum, oder allen möglichen anderen Zimmern Vorlieb genommen, wenn Mokuba nicht hier gewesen war, nur dieses Zimmer war ansonsten absolut Tabu gewesen. Doch nicht jetzt. Jetzt … wollte er es so. Ryou zog ihn hinunter in einen Kuss und Kaiba beschlich unbewusst das Gefühl, dass er diesem zarten, unterwürfigen Jungen gar nicht überlegen war, denn auch, wenn er sich freiwillig unterwarf, so waren sie irgendwie, zumindest in diesem Moment gleichgestellt. Kurz darauf spürte Ryou, wie sich eine Hand zwischen ihre Körper wand, und ihn anfasste und ein leicht überfordertes Seufzen kam ihm über die Lippen, denn von Kaiba war man keine Zärtlichkeiten gewohnt – die Wangen brannten ihm noch von den Schlägen vorhin, umso süßer nun diese Berührung. Er schmolz beinahe dahin, auch als er die Küsse spürte, überall, an seinem Hals, seiner Brust, seinen Schenkeln und er spürte, wie andächtig diese Küsse waren, andächtig und gleichsam leidenschaftlich und auch ein Hauch verlorener Sehnsucht lag darin und immer mehr und mehr beschlich ihn das Gefühl, wie ähnlich Seto Kaiba und er sich doch waren. Tief in der Seele drin und ihm kamen die Tränen, als ihm etwas bewusst wurde, etwas, das eigentlich schrecklich war und doch schön zugleich. Kaiba begann, ihn zu weiten, denn er verspürte diesmal merkwürdigerweise nicht den geringsten Drang ihm wehzutun, im Gegenteil – Ryous Stöhnen ließ ihn erschauern und auch als er bald darauf in ihn eindrang, war es anders als sonst. Es war genauso heiß, genauso eng und doch war es anders. Er fühlte sich in diesem Moment wie ein Dämon, der sich eines Engels bemächtigt hatte – Ryou war einfach viel zu überirdisch, viel zu schön … Plötzlich blitzte etwas in seinen Augen, als er begann, in Ryou zu stoßen, doch Ryou bemerkte nichts von diesem Blitzen, denn hätte er es bemerkt, so hätte es ihn wohl sicherlich geängstigt. Das einzige, das Ryou merkte, war nur die Lust, die in wundervollen Wogen über seinen Körper rollte, die ihn vergessen ließ, was ihn zuvor beschäftigt hatte, was ihm Angst machte, die ihn dazu brachte, nur im Hier und Jetzt zu sein und auch wenn es albern war, das wusste er selbst, gab es ihm die Illusion von geliebt werden, von beschützt werden, obwohl Kaiba wohl weder auf das Eine, noch das Andere Wert legte. Für Seto Kaiba war er ein Ding, ein Lustknabe, ein Stricher, der nur so viel wert war, wie er ihm bezahlte. Aber damit konnte er sich abfinden. Wenn er ihm nur öfter diese Lust bescherte, wie er es jetzt gerade tat, Ryou war es kaum noch gewohnt, dass man auf ihn achtete. Abermals traten Ryou die Tränen in die Augen und er schlang die Arme um den kraftvollen Körper über ihm, der beständig in ihn stieß, krallte die Fingernägel in dessen Rücken fest, weil er fürchtete, den Halt zu verlieren, bis er tatsächlich etwas leicht Feuchtes spürte, Blut, und selbst, wenn Kaiba ihn normalerweise dafür bestraft hätte, so tat er es nicht, aus keinem besonderen Grund, einfach nur, weil er es konnte, weil er die Macht hatte, eine Urteil und eine Strafe auszusprechen und weil er diese Macht so liebte. Schon bald näherte sich ihnen beiden der Höhepunkt und als Kaiba aufsah, trafen sich ihre Blicke für einen Moment und dieser Moment schien stillzustehen, denn es war so, wie Kaiba befürchtet hatte, eine in ihm verwurzelte Urangst, Augen waren gefährlich und nun nahmen sie sich gegenseitig gefangen und Emotionen, wie er sie nie gekannt hatte, stürzten auf ihn ein und als der Orgasmus über ihn hereinbrach und kurz darauf auch Ryou mitriss, hasste und liebte er diesen Jungen zugleich. Er sank nur kurz über ihm zusammen, genoss einen Moment diesen anregenden Duft, der von ihm ausging, diese Sinnlichkeit, bis er auch diese Nähe akut nicht mehr ertragen konnte, und sich wortlos aus ihm zurückzog. „S-Seto, w-was soll das hier hat das hier…?“ In diesem Moment war es Seto Kaiba, als hätte man ihm einen Beutel Eis in den Magen gekippt, als er die Stimme seines kleinen Bruders hörte. Wie von der Tarantel gestochen löste er sich von Ryou, der ebenso entsetzt in Richtung der Schlafzimmertür starrte. Das durfte doch einfach nicht wahr sein – wie hatte er nur so nachlässig sein können, die verdammte Tür nicht abzuschließen?“ Mokuba war schon längst wieder aus dem Türrahmen verschwunden, Hals über Kopf davon gestürzt, traf es ganz gut, als Kaiba sich halbherzig angezogen hatte. „Seto“, ertönte eine flehentliche Stimme und er spürte eine Hand auf seinem Oberarm – die er abrupt wegschlug. „Wir sollten zusammen mit ihm-“ Seine ganze Wut richtete sich in diesem Moment auf Ryou und er schlug zu, ganz plötzlich und unkontrolliert, „Das ist alles nur deine Schuld, du dreckige Nutte!“, entfuhr es ihm gereizt, schlug abermals zu und stieß ihn dann grob zurück aufs Bett, wo Ryou mit vor Schreck geweiteten Augen, halb aufgerichtet liegen blieb und Kaiba hinterherstarrte, der von der Innenseite der Tür den Schlüssel abzog, die Tür selbst hinter sich zuknallte und schließlich von außen abschloss. Ryou brauchte keine Sekunde um zu realisieren, was hier gerade geschehen war. Hektisch sprang er auf, stürzte zur Tür und versuchte, die Klinke herunterzudrücken, doch die Tür öffnete sich nicht. „Du kannst mich doch nicht hier einsperren!!!“, schrie er panisch und hämmerte gegen die Tür, „Seto! Das kannst du nicht machen, lass mich raus!“ Als Ryou merkte, dass ihn hier niemand hörte, kämpfte er einen Moment mit den Tränen, zwang sich dann jedoch, sich zu beruhigen, langsam herunter zu kommen. Der nächste Gedanke, der ihm dann durch den Kopf schoss, war sein Handy, doch das war in der Tasche, die er unten im Wohnzimmer abgestellt hatte. Dann flackerte sein Blick zum Fenster. Zögerlich trat er heran – und verzog das Gesicht. Kaibas Schlafzimmer befand sich im zweiten Stock der Villa und das war schon eine Höhe, durch die man sich ernsthaft verletzen konnte. Er fuhr sich durch die Haare. Vielleicht sollte er sich erstmal etwas anziehen. Seine Kleidung war allerdings auch nicht hier. Kurzerhand ging er zu Kaibas Kleiderschrank und zog ihn auf. Nach kurzer Suche schnappte er sich einfach ein schlichtes, weißes Hemd, im Grunde war es ihm egal, denn zu groß war ihm ohnehin alles, und Unterwäsche und irgendeine Hose, die er mit einem Gürtel festmachte und die Säume unten hochkrempelte. Dann ging er langsam wieder zum Fenster, öffnete es und beugte sich hinaus, um zu sehen, ob dort irgendetwas war, an dem er hinunterklettern konnte. Da war nichts. Absolut gar nichts. Ryou spürte Verzweiflung in sich aufkommen und dachte einen Moment daran, einfach hier zu bleiben und zu warten, bis Kaiba ihn wieder herausließ, aber … er war so wütend gewesen. So unendlich wütend, er hatte richtigen Hass gefühlt, als er ihn vorhin beschimpft hatte, anders als sonst. Als gab er ihm die Schuld an all dem, was in irgendeiner Form schief gelaufen war. Ryou hatte Angst, grauenvolle Angst plötzlich. Nein, er wollte nicht warten, plötzlich war ihm das alles egal, ob er hier eine Einnahmequelle verlor, ob alles aufflog, er wollte einfach nur noch hier weg. Abermals starrte er nach unten. Dort war Gras, kein Beton. Aber auch auf Gras konnte man sich aus solch einer Höhe etwas brechen. Warum gab es hier auch keine Regenrinne direkt neben dem Fenster, wie in den ganzen Actionfilmen? Nur nackte, blanke Wand und nicht mal eine Holzjalousie, weil hier ja alles hochmodern war. Ryous Herz hämmerte hart in seiner Brust, als er beschloss, dass er es wagen wollte. Gras gab immerhin auch etwas nach und wenn er versuchte, nicht allzu unglücklich aufzukommen … Langsam kletterte Ryou auf das Sims … vielleicht, wenn er sich erst an den Armen heruntergleiten ließ, dann würde es die Höhe um ein kleines Bisschen verringern, zwar nicht viel, aber er war dankbar um jeden Centimeter. Langsam ließ Ryou sich im nächsten Moment aus dem Fenster gleiten, versuchte, nicht am glatten Sims abzurutschen, spürte den kalten Wind, der seine Kleidung flattern ließ und den Nieselregen, der durch den Wind schmerzhaft wurde, die nackten Füße tasteten sich an der Außenwand entlang, um wenigstens vorrübergehend ein bisschen Halt zu haben, bis er so weit unten war, wie möglich. Dann schickte Ryou ein Stoßgebet gen Himmel, stieß sich leicht von der Wand ab, um nicht hängen zu bleiben und dann … … ein kurzer, schneller Fall und ein harter Aufprall, bei welchem gleichsam ein ungeheurer Schmerz durch seinen Fuß schoss und ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde, sodass er schwarze Punkte vor den Augen sah. Ryou brauchte eine ganze Weile, um wieder einigermaßen zu sich zu finden – er sah etwas verschwommen, ihm war schwindelig und schlecht und er zitterte und sein rechter Fußknöchel tat so weh, dass er darum betete, er möge nicht gebrochen, sondern nur verstaucht sein. Es dauerte etwa fünf Minuten, ehe Ryou sich einigermaßen aufgerappelt hatte – nun untersuchte er mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Fußknöchel, betastete ihn. Dann versuchte er vorsichtig, damit aufzutreten – es tat zwar ungeheuerlich weh, aber es war glücklicherweise die Art von verstauchtem Schmerz und nicht das dumpfe Pochen eines gebrochenen Knochens. Mit zusammengebissenen Zähnen stand er auf und entfernte sich so schnell es ging, ohne den Fuß unnötig zu belasten, vom Grundstück der Villa. Währenddessen suchten seine Gedanken fieberhaft nach einer Möglichkeit, wo er hingehen könnte. Ginge er jetzt nachhause, würde seine Mutter wohl einen Schreikrampf kriegen, wenn sie ihn so sah, das Gesicht durch die Schläge in Mitleidenschaft gezogen und die Schrammen und Schürfwunden am ganzen Körper, die vom Fall herrührten. Das konnte er unmöglich erklären. Mit Malik war er zerstritten und ein ungewollter Trotz in ihm hinderte ihn daran, zu ihm zu gehen. Andere Freunde hatte er, aber auch da befürchtete er eine ziemlich unangenehme Situation, denn die Menschen waren immer so neugierig und zudem wollte er nicht, dass man sich unnötig sorgte. Und dann fiel ihm schlagartig jemand anders ein. Er hatte seine Karte zwar nicht mehr, weil diese irgendwo zwischen seinen Sachen in Kaibas Haus war, aber Ryou konnte sich sehr deutlich an den Namen des Hotels erinnern, den er ihm auf die Rückseite geschrieben hatte. Er humpelte bis zum nächsten Taxistand, zog das Auto auf und ließ sich dann erschöpft auf die Rückbank fallen. „Wo solls hingehen?“ „Zum Royal…“ Der Taxifahrer drehte sich um und sah ihn zweifelnd an und Ryou konnte sich gut vorstellen, was der Mann nun denken musste. So etwas wie; Was bitte hat so ein abgewrackter minderjähriger Junge, wie du in dem nobelsten und teuersten Hotel der ganzen Stadt verloren und vor allem – wie bezahlst du bitte die Taxifahrt, wo du offensichtlich nichts bei dir hast? Er schien drauf und dran zu sein, Ryou einfach wieder rauszuschmeißen, dem allerdings war es gerade herzlich egal, was der Mann da von ihm dachte. „Das geht auf die Rechnung von Seto Kaiba“, sagte er trocken und der Mann nickte, denn dieser Name war so bekannt, dass man besser nicht in Gefahr lief, irgendeinen Unmut zu wecken. „Alles klar“, brummte der Taxifahrer und Ryou schloss die Augen, während sich das Auto in Bewegung setzte. Eigentlich wollte er nur noch in einen todesgleichen Schlaf fallen. Und vergessen. Alles, was ihn quälte. Kapitel 7: -Offer- ------------------ „Mokuba-“ „Lass mich!“ „Bleib gefälligst hier, wir haben zu reden!“ Mokuba, welcher hinaus in den Regen gelaufen war um wahrscheinlich in den nächsten Bus in Richtung Tijuana zu nehmen, drehte sich wutentbrannt um, als er bemerkte, dass sein Bruder ihm gefolgt war. „Was! Was willst du, hä? Willst du mir jetzt wie einem kleinen Kind sagen, dass das alles nicht das war, wonach es aussah und dass ich das einfach wieder vergessen soll?“ Sie standen sich gegenüber. Und als sie sich so gegenüberstanden, als Seto der wütende Blick seines kleinen Bruders begegnete, da wurde ihm plötzlich schlagartig klar, dass Mokuba in der Tat kein kleines Kind mehr war. Er wusste, dass er ihm eines Tages davon erzählen hätte müssen, zumindest, dass er Männer mochte, kein Geheimnis konnte bis in alle Ewigkeit bewahrt werden. Aber nicht so. Nicht auf die Holzhammermethode. „Das hat so keinen Sinn, Mokuba“, sagte er, bemüht ruhig, den Teenager dabei im Auge behaltend, der drauf und dran war, sich sofort wieder umzudrehen und vor ihm davon zu rennen. „Komm … bitte mit zurück ins Haus, dann reden wir in Ruhe …“ Mokuba schüttelte den Kopf. Dann sagte er: „Nein. Sorry, aber die Vorstellung, dass du es die ganze Zeit mit einem meiner besten Freunde getrieben hast, in dem Haus, in dem wir beide wohnen, das widert mich an – bitte … LASS mich jetzt einfach in Ruhe.“ Und damit ließ er ihn stehen und Seto, der ihm erst aus einem Impuls heraus hatte nachgehen wollen, hielt in seiner Bewegung inne und ließ ihn. Starrte ihm eine Weile hinterher und ging dann langsam zurück ins Haus. Anstelle, dass er zu Ryou nach oben ging, der immer noch in seinem Zimmer eingesperrt war, ging er in die Küche. Kochte Kaffee. Setzte sich damit an den Tisch. Ließ ihn dann kalt werden und schüttete ihn weg. Wo war die Kontrolle hin? Wo seine Autorität? Und wo das Verständnis und die Zuneigung, die er immer mit seinem kleinen Bruder geteilt hatte? Mokuba wurde erwachsen. Vielleicht sollte, er ihn langsam auch mal so behandeln, aber … da war etwas in ihm, das es ihn sträubte. Wenn Mokuba selbstständig wurde, seine eigenen Wege ging, wen … gab es da noch zu beschützen? Sein Imperium hatte er sich so weit ausgebaut, um seinem kleinen Bruder in erster Linie das bieten zu können, was ihnen als Kindern immer gefehlt hatte. Ein solides, gesichertes Leben mit einigen Vorzügen, Ansehen und Macht, sodass es niemand jemals wieder wagen würde auf sie herabzusehen, wie es früher gewesen war, als sie Kinder gewesen waren. Doch wofür das jetzt alles? Es wurde langsam dunkel, nur das Ticken der Uhr war in der Küche zu vernehmen und es klang kalt und nüchtern und irgendwie freudlos. Kaiba fuhr sich gedankenverloren durch die Haare. Der Zorn wich aus ihm und machte grenzenloser Erschöpfung Platz. Wann nur war er das letzte Mal so müde gewesen? War er es jemals gewesen? Schließlich schüttete er den kalten Kaffee weg. Und dann wanderten seine Gedanken wieder zu Ryou. Ryou, welcher immer noch eingesperrt in seinem Schlafzimmer saß. Und plötzlich hasste er sich für seine Kurzschlussreaktion. Dass er die Kontrolle verloren hatte. Nie zuvor hatte ihn irgendjemand zu so etwas getrieben, Ryou musste etwas ganz Besonderes sein, dass er das geschafft hatte. Und sein nächster Gedanke war, und das einzugestehen fiel ihm unendlich schwer, dass er falsch lag. Ryou war in sein Leben getreten und das auf eine sehr bizarre Weise, aber er trug nicht die Schuld an alldem. Er war der Auslöser, aber nicht der Schuldige. Derjenige, der in sein Leben getreten war, um ihn in seiner Engstirnigkeit und seinen starren Ansichten zu erschüttern, ihm zu zeigen, dass er wie jeder andere Mensch der Welt zu Emotionen fähig war. Kaiba verengte die Augen. Es gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Aber es war nun einmal gekommen, wie es gekommen war und irgendwie … verspürte er jetzt, wo er einigermaßen zur Ruhe kam, wenn auch die Sorge bezüglich Mokuba ihn nicht los ließ, dass er das dringende Bedürfnis hatte, mit Ryou zu reden. Und ertappte sich bei dem Gedanken, ihn dieses Mal hoffentlich nicht zu sehr eingeschüchtert zu haben. Nach fast einer Stunde erhob er sich schließlich und ging langsam hinauf. Hielt einen Moment inne, ehe der den Schlüssel hervorholte, und lauschte. Stille. Absolute Stille. Dann öffnete er die Tür und- Staunte nicht schlecht, als er lediglich ein leeres Zimmer vorfand. Die Tür … war doch abgeschlossen gewesen, oder? Nein, ganz bestimmt war sie es gewesen. Sein Blick wanderte langsam im Raum umher. Das Fenster stand offen. Nein, das wäre wahnsinnig, hatte Ryou etwa …? Mit schnellen Schritten war er beim offenen Fenster und stierte hinunter in die Dunkelheit, aber da war nichts, kein Ryou, der dort mit gebrochenen Gliedern lag und plötzlich erschien ihm der Gedanke albern. Aber andererseits gab es keine andere Möglichkeit. Hatte Ryou tatsächlich solche Todesangst verspürt, dass er so viel aufs Spiel gesetzt hatte? Eine Weile noch starrte Kaiba ausdruckslos herab ins Dunkel, dann löste er sich, schloss das Fenster, damit es nicht hereinregnete und versuchte sich von den Schuldgefühlen freizumachen, die ihn befallen hatten. Akefia Wahwadi staunte nicht schlecht, als Ryou plötzlich in seiner Tür stand. Als man ihm gesagt hätte, da sei ein junger Mann, der dringend zu ihm wollte, hatte er mit allem gerechnet, nur nicht mit ihm. Und Ryou gab wirklich ein jämmerliches Bild ab. Zitterte am ganzen Körper, das Gesicht geschwollen, mit dunkelroten Flecken übersäht, der Blick stumpf. Er schickte den Portier fort, der den Jungen begleitet hatte und fasste ihn bei den Schultern. „Was ist passiert…?“ „I-ich weiß nicht, wo ich s-sonst hinsoll“, sagte Ryou mit zitternder Stimme, „Lassen Sie mich … hier, nur eine Weile, ich-“ Ryou gaben die Beine nach und Akefia stützte ihn, half ihm, sich auf die Couch zu setzen. Und auch, wenn Ryou nur offenbar zusammenhangloses Gemurmel von sich gab, so konnte sich Akefia auch gut so zwei und zwei zusammenreimen. Bei ihm zuhause war es so üblich, dass man mit Menschen wie Ryou nicht sonderlich gut umging und auch mal die Hand erhob, um sie zu züchtigen, allerdings hatte Akefia davon noch nie sonderlich viel gehalten und es machte ihn leicht wütend, Ryou so zu sehen. Nach einem kurzen prüfenden Blick, fragte er, „Hast du irgendwo starke Schmerzen?“ Nicht, dass er so heftig verprügelt worden war, dass er innere Blutungen davon getragen hatte. Ryou nickte mit leicht zitternder Unterlippe, „M-mein Knöchel … den hab … ich mir verstaucht, als ich aus dem Fenster ge…“, plötzlich brachen die Dämme und Ryous Stimme verwandelte sich in ein hilfloses und unkontrolliertes Schluchzen. Und dann geschah etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Akefia zog ihn in die Arme. Einfach so, ohne weitere Fragen zu stellen und alle Anspannung des Tages und der letzten Zeit lösten sich plötzlich und das war so herrlich befreiend. Als Ryou sich wenig später wieder beruhigt hatte, äußerte Akefia die Absicht, nach einem Arzt rufen zu lassen, damit der sich Ryous Knöchel und generell seinen Gesundheitszustand einmal ansah. In der Zeit, in der sie warteten, drängte er ihn dazu, eine heiße Dusche zu nehmen, damit die Lebensgeister in ihn zurückkämen und Ryou nahm dieses Angebot an, denn auf dem Weg von Kaibas Villa hierher war er schon längst wieder durchgefroren. Auch, wenn diese Kälte zu einem großen Teil von Innen heraus kam. „Kann ich mal zuhause anrufen?“, fragte er schließlich leise, als er wieder, nur in einem weißen Flanellbademantel bekleidet aus dem Badezimmer kam. Akefia, welcher in der Zwischenzeit etwas an einem Laptop gearbeitet hatte, schob diesen zurück und nickte, dabei auf das Telefon deutend. „Danke.“ Mit pochendem Herzen lauschte er dem Freizeichenton, bis sich irgendwann die leicht gestresste Stimme seiner Mutter am anderen Ende meldete. „Yagizawa.“ „Mama, ich bins…“ „Ryou! Ich hab schon fünfmal versucht, dich auf dem Handy zu erreichen, wieso gehst du denn nicht ran!?“, fuhr sie ihn sogleich an. „Tut mir leid, ich hab es verloren“, verteidigte er sich schwach. „Verloren!“, fauchte Sharon Yagizawa gereizt, „Verloren! Wir haben keinen Geldscheißer, falls dir das entgangen ist, Amanes Medikamente haben diesen Moment, wie du dir sicherlich denken kannst, wieder mal ein Riesenloch in die Kasse gerissen, da kann ich meinen Kindern auch nicht dauernd neue Elektrogeräte kaufen!“ „Keine Sorge, ich werd es schon wiederfinden“, murmelte Ryou beschwichtigend, „Ich weiß, wo ich es ungefähr verloren haben könnte … Warum hast du überhaupt so oft versucht, mich anzurufen, ist etwas passiert?“ „Amane hatte wieder mal einen Blutsturz. Ich musste mit ihr ins Krankenhaus. Du hast Glück, dass du mich gerade erreichst, ich war nur kurz zuhause, um noch ein paar Sachen zu holen, denn wie es aussieht, muss sie wohl länger bleiben. Wenn du später noch etwas essen willst, im Kühlschrank ist noch Auflauf von gestern Abend, ich bin nicht wirklich zum Kochen gekommen.“ Das war wie ein Faustschlag ins Gesicht. Amane ging es schlecht und er hatte nichts Besseres zu tun, als sich in der Weltgeschichte herumzutreiben. Niedergeschlagen verabschiedete sich von seiner Mutter und so sehr er jetzt den Drang verspürte, bei Amane zu sein, er konnte einfach nicht mehr heute. Es war ihm alles zuviel geworden. Wenig später ließ er von dem Arzt seinen Knöchel versorgen – er war gottseidank wirklich nur verstaucht – und auf Akefias Drängen, legte er sich in dem Hotelbett hin und fiel kurz darauf in einen todesgleichen Schlaf. Kaiba konnte machen, was er wollte, er konnte sich eines Gefühls der Sorge nicht erwehren. Wobei sich in diese Sorge plötzlich noch Eifersucht und Verlustängste mischten und diese Gefühle teilten sich in seinem Inneren großzügig auf Ryou und Mokuba auf. Nur die Eifersucht, die war alleine Ryou zugedacht. Seine Laune sank noch weiter in den Keller, als er Ryous Sachen durchsuchte und sich dabei vorkam, wie ein Verbrecher. Schließlich stieß er auf etwas, das vage Erinnerungen hervorrief. Eine Karte. Mit Kontaktdaten eines Mannes, den er nur zu gut kannte. Und, wenn er so darüber nachdachte, dann war das gar nicht so unlogisch, dass Ryou sich bei diesem Mann aufhielt. Nur, ob er nun Zuflucht gesucht, oder einfach nur umgesattelt hatte, weil er sich dort mehr versprach, blieb fraglich. Einen Moment hielt er inne und überlegte, was er nun tun sollte. Dort einfach aufzutauchen, wäre wohl mehr als unklug, wenn er sein Gesicht nicht verlieren wollte. Er könnte jemanden hinschicken, freilich. Aber er zweifelte die Produktivität dieses Vorgehens an, also verwarf er es sofort wieder. Wenn er alle Möglichkeiten in seinem Kopf durchspielte, so blieb ihm im Grunde nur die eine und die gefiel ihm eigentlich nicht. Er würde ohnehin bis Morgen warten. Wenn er heute noch da auftauchte, würde Ryou wohl nicht nur auf keinen Fall mit ihm mitkommen, sondern womöglich auch noch denken, er war ihm wichtiger, als es eigentlich der Fall war und das konnte er nicht riskieren. Am nächsten Tag kristallisierte sich allerdings noch ein ganz anderes Problem heraus. Auch Mokuba blieb verschwunden. Nun war es gar nicht so unüblich, dass der Teenager mal eine Nacht weg blieb, aber bisher hatte er immer verantwortungsbewusst, wie Seto ihn erzogen hatte, Bescheid gesagt, wo er war, oder wenigstens, dass er überhaupt wegblieb. Aber nichts. Sein Handy hatte er offensichtlich ausgeschaltet, wenn er es überhaupt mitgenommen hatte, dann kam ihm für einen Moment die Idee, ihn einfach durch das Handy orten zu lassen, doch das erschien sogar ihm für die Situation als etwas zu übertrieben. Schließlich machte er sich langsam, nachdenklich auf den Weg. Wo Ryou war, wusste er zumindest und der konnte ihn vielleicht zu Mokuba führen, immerhin musste er schändlicherweise gestehen, dass der einen viel besseren Draht zu seinem kleinen Bruder hatte, als er selbst, zumindest in der letzten Zeit. Und natürlich war das der einzige Grund, warum er zu Ryou wollte. Ryou schlief sehr lang am nächsten Tag und als er aufwachte, war er einen Moment lang irritiert. Dieses Zimmer war so luxuriös. Dann fiel es ihm eine Sekunde später wieder ein. Natürlich. Er hatte ja gestern bei Akefia Wahwadi Zuflucht gesucht. Von dem war allerdings weit und breit keine Spur. Ryou streckte sich in dem ausladenden Hotelbett und genoss es einen Moment einfach, dass niemand etwas von ihm wollte, dass er gerade keine Verpflichtungen hatte. Und niemand wusste, wo er war. Auch das war sehr angenehm. Irgendwann stand er auf, um sich etwas zu trinken zu holen und als er sich gerade aus einer Karaffe ein Glas Wasser eingießen wollte, bemerkte er einen Zettel, auf dem in geschwungener Schrift stand: ‚Guten Morgen, Nefer. Ich habe einige Termine bis zum Nachmittag. Lass dir den Zimmerservice gerne auf meine Kosten kommen. Es wäre mir eine Ehre, dich heute Abend zum Essen ausführen zu dürfen. Im Sekretär findest du etwas Bargeld für Kleidung. Sag einfach einem der Hotelangestellten, was du brauchst. A.W.‘ Ryou musste lächeln. Irgendwie fühlte er sich geschmeichelt. Zwar hatte er nicht vorgehabt, so lange zu bleiben, aber die Vorstellung, mal in ein schickes Restaurant eingeladen zu werden, hatte etwas durchaus Verlockendes. Es imponierte ihm, dass Akefia offensichtlich nicht wie Kaiba eine solche Panik hatte, sich öffentlich mit anderen Männern zu zeigen. Was ihn wunderte, da Homosexualität doch in den arabischen Ländern um einiges strenger gehandelt wurde, aber offenbar war Akefias Einfluss dort so dermaßen groß, dass man es nicht wagte, ihm in irgendeiner Form auf die Pelle zu rücken. Oder Akefia nutzte seinen Besuch in Japan genau für so etwas. Darüber konnte man nur spekulieren und eigentlich war es Ryou auch egal. Er beschloss, diesen Tag einfach mal zu genießen und seine Sorgen zu vergessen. Der Fuß schmerzte ihm immer noch ziemlich, deshalb ließ er sich auch Frühstück aufs Zimmer bringen, anstatt herunterzugehen. Er hatte in der letzten Zeit kaum Hunger verspürt und hatte dementsprechend abgenommen, aber jetzt knurrte ihm das erste Mal seit Wochen richtig der Magen und so schlug er auch dann zu. Als er wenig später einen Blick in den Spiegel riskierte, traf ihn fast der Schlag. Unter beiden Augen waren blaue Flecken, die unmissverständlich auf das hindeuteten, was auch tatsächlich passiert war, die Lippe war leicht aufgeplatzt auf einer Seite – wann das passiert war, hatte er gar nicht bemerkt. Im Großen und Ganzen war es wahrscheinlich klüger noch einen Tag zu warten, bis er nachhause fuhr. Auch, wenn die Sorge um Amane ihn nicht wirklich los ließ, allerdings konnte er ihr unmöglich so unter die Augen treten. Zwar würden die Hämatome am nächsten Tag auch nicht bereits verheilt sein, allerdings wenigstens ein bisschen abgeschwächt, sodass er sie problemlos überschminken könnte. Er sah ein bisschen fern, nachdem er gefrühstückt hatte. Doch auf kurz oder lang wanderten seine Gedanken unweigerlich zu Kaiba. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Ryou brauchte das Geld, das wusste er und Kaiba wusste das auch. Wollte er ihn denn überhaupt noch sehen? War er ihm wohl noch wütend? Mit ziemlicher Sicherheit. Das Schlimme an der Sache war ja eigentlich, dass Ryou sich nach, wie vor, zu diesem Mann hingezogen fühlte. Seine Gedanken kamen einfach nicht los von ihm. Und das, obwohl sich Ryou von Anfang an klar gemacht hatte, dass diese Beziehung rein geschäftlich war, geschäftlich und nichts weiter, so spürte er, dass das alles längst schon viel tiefer ging. Er war Seto Kaiba verfallen und er wusste, er würde auch dann zu ihm zurückkommen, wenn er ihm weitaus Schlimmeres angetan hatte. Im Grunde war es mehr der Schreck gewesen, der Ryou zu dieser überstürzten Flucht getrieben hatte und … Moment. Redete er sich das, was gestern passiert war, tatsächlich schön? Ryou biss sich auf die Unterlippe. Und Mokuba … Ein furchtbar schlechtes Gewissen überkam ihn. Was war mit Mokuba? Sicherlich würde er ihn jetzt hassen. Und Ryou konnte es nachvollziehen. In diesem Moment hasste er sich gerade selbst. Er war ein beschissener Freund. Auf der ganzen Linie. Sowohl Malik gegenüber, als auch Mokuba gegenüber. Auch, wenn er sich Mokuba so gerne erklärt hätte. Er fragte sich, ob Kaiba schon mit seinem kleinen Bruder gesprochen hatte und wie er reagiert hatte und irgendwie wurde Ryou plötzlich schlecht bei dem Gedanken, Mokuba am nächsten Tag in der Schule zu sehen. Oder Malik. Plötzlich sehnte er sich nach Malik. Der war immer für ihn da gewesen, hatte immer Verständnis gehabt, hatte ihn beschützt, war sein Fels in der Brandung gewesen, und jetzt? Alles zerstört? Oder brauchte er nur eine Weile um zu verarbeiten? Am liebsten hätte Ryou sich in einem Loch vergraben. Aber das hatte noch niemandem geholfen. Er beschloss, den heutigen Tag einfach noch unbeschwert umgehen zu lassen und sich danach Sorgen um alles andere zu machen. Er brauchte diese Auszeit einfach mal. Als Akefia Wahwadi an diesem Abend von seinen Terminen zurückkehrte, stellte er mit Freude fest, dass Ryou sein Angebot offensichtlich angenommen hatte. Ryou hatte sich neu eingekleidet, ähnlich, wie an dem Tag, an dem sie sich das erste Mal gesehen hatten, viel Weiß, was ihm ungeheuer gut stand. „Wie geht es deinem Knöchel?“, fragte er lächelnd. Ryou erwiderte das Lächeln, er konnte gar nicht anders. „Es geht. Tut noch weh, aber ich sterbe nicht daran … Danke“, fügte Ryou dann noch hinzu. „Wenn ich mich irgendwie erkenntlich zeigen kann, dann …“ Er brach ab. Eigentlich hatte er nur ein Mittel, um seine Dankbarkeit zu zeigen und er hoffte, Akefia ahnte, was er meinte, ohne, dass er es aussprechen musste. Der allerdings beugte sich nur zu ihm herab und küsste ihn auf die Stirn, während er ihm flüchtig durch das seidige Haar strich. „Keine Sorge“, sagte er leise, „Alles, was du tust, sollst du tun, weil du es willst, nicht, weil du dich schuldig, oder gezwungen fühlst.“ Dann ließ er von ihm ab, zwinkerte ihm zu und verschwand einen Augenblick im Bad. Ohne es zu wollen hatte sich ein leichter Rotschimmer auf Ryous Wangen gelegt. Es war eine völlig neue Erfahrung, dass ihn jemand auf so eine Art und Weise umwarb, dass einmal nicht die erste Frage lautete, wie viel er kosten würde. Das tat gut. Sie fuhren in einer Limousine zu dem Restaurant, das Akefia im Blick gehabt hatte und Ryou staunte nicht schlecht, denn soweit er richtig informiert war, war dies eines der exklusivsten Restaurants in der ganzen Stadt – eine Vermutung, die sich bestätigte, als er wenig später einen Blick in die Speisekarte warf und große Augen machte. „Bestell dir, was du möchtest“, sagte Akefia wohlwollend und schmunzelte über den Ausdruck in Ryous Gesicht, welchen er vergeblich versuchte, zurückzuhalten. Ryou sah ihn einen Moment ungläubig an, dann sah er abermals in die Karte. Das Zeug hier war so teuer, wie ein unterer Arbeiterlohn. Ryou war versucht, einfach das Teuerste zu bestellen, das er fand, einfach so, weil er es konnte, doch dann war es ihm doch zu heikel – nicht, dass man ihm irgendetwas Widerliches, wie Tintenfischpenis, oder so servierte, also entschied er sich einfach für Hummer. Hummer hatte er noch nie gegessen, aber er wusste, was das war und hatte es schon immer ausprobieren wollen. Akefia bestellte für sie beide noch einen teuren Wein dazu und Ryou musste schmunzeln, denn irgendwie wirkte das so, wie ein Date. Akefia fiel dieses Schmunzeln auf und er fragte lächelnd: „Was ist?“ „Nichts, das ist nur so … merkwürdig irgendwie. Ich meine, verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich … bin weder eine Berühmtheit, noch reich, oder so gebildet, dass man sich an meiner Nähe bereichern könnte, also, warum …?“ Er ließ den Satz nicht vollständig ausgesprochen, aber Akefia ahnte auch so, worauf er hinaus wollte. „Du gefällst mir.“ Er strich kurz zärtlich mit den Fingern über Ryous linken Handrücken. „Du erinnerst mich ein wenig an eine Gazelle … genauso empfindsam, genauso anmutig und schön und wohl … genauso schwer zu kriegen.“ Akefia lachte, während sich auf Ryous Gesicht ein Rotschimmer legte. In der Zwischenzeit hatte der Kellner den Wein und eine kalte Vorspeise in Form von Kaviarhäppchen gebracht. Ryou probierte eines der Schnittchen und erwiderte kauend: „Wo genau kommen Sie eigentlich her? Afrika ist groß und wenn man an Afrika denkt, dann denkt man automatisch an das dritte Welt-Land-Elend. Schwer vorzustellen, dass es da auch eine High Society gibt." Er schluckte herunter und sah Akefia unverwandt an. „Ich stamme ursprünglich aus El Minia am Nil, wo ich auch aufgewachsen bin. Allerdings hat es mich immer schon zum Meer hingezogen – das und meine damalige Freundin und heutige Ehefrau Isis bewogen mich dazu, nach Alexandria zu ziehen – sie ist die Kuratorin des Nationalmuseums. Dort habe ich mir innerhalb weniger Jahre meine Firma aufgebaut.“ Ryou hatte interessiert gelauscht. Irgendwie überraschte ihn die Tatsache, dass Akefia verheiratet war, denn er wirkte nicht wie jemand, der seine Frau betrog. Aber Ryou wollte nicht weiter nachfragen und nahm es als gegebene Tatsache hin – er hatte ohnehin keine Ahnung, wohin sie dieser Abend noch führen würde, von daher. „Und ja, um deine Frage zu beantworten – Reichtum ist selten in meinem Land und die Grenze zwischen Arm und Reich viel geringerer als beispielsweise in den entwickelteren Ländern Asiens, oder in Europa.“ Ryou nickte verstehend. So ähnlich hatte er es sich auch vorgestellt. Eine Weile war Stille, nur das dezente Violinenspiel der anwesenden Musiker und die gedämpften Gespräche der anderen Leute waren zu vernehmen, dann sagte Akefia: „Nun, aber Ryou, da gibt es etwas, das mich brennend interessiert.“ Ryou sah auf und begegnete dem Blick der dunklen Augen. „Und was wäre das?“ „Wieso hat ein Junge, wie du es nötig, sich von Kaiba, diesem verbohrten Gefühlslegastheniker, so etwas gefallen zu lassen? Du könntest jeden Mann haben, Ryou, jeden.“ Ryou sah ihn einen Augenblick verblüfft an, solche Worte hätte er von jemandem, wie Akefia niemals erwartet und plötzlich musste er lachen, aus keinem besonderen Grund und es war eher ein hysterisches, freudloses Lachen, als ein aufrichtiges Lachen, Akefia jedoch verzog keine Miene dabei. Ryou beruhigte sich irgendwann wieder und als er das geschafft hatte, standen ihm Tränen in den Augen. Er griff zu seinem Weinglas und trank es sehr unvornehm in einem Zug leer. Wusste nichts mehr zu sagen. Oder das was er zu sagen wusste, war ihm selbst viel zu paradox. Nämlich, dass er sich in Seto Kaiba verliebt hatte und das mit allen seinen Ecken und Kanten und das war doch sehr verwunderlich, wo er ihm doch kaum je eine zärtliche Seite gezeigt hatte. Akefia schien schon zu ahnen, was in Ryou vorging und beließ es dabei. Schweigend speisten sie, da man inzwischen das Essen gebracht hatte, bis Ryou in die Stille hinein sagte: „Wissen Sie, ich weiß ja selbst, wie töricht und dumm ich mich verhalte. Stricher verlieben sich einfach nicht in ihre Freier und Freier nicht in ihre Stricher. Das ist so gesehen ganz einfach. Ich weiß auch nicht, wie ich es immer wieder schaffe, mich in so eine Scheiße reinzureiten.“ „So, wie ich das sehe, bleibt dir nur eine Wahl. Das Arbeitsverhältnis mit Kaiba auflösen, um dich nicht selbst zu verlieren.“ Ryou schloss gottergeben die Augen. „Das kann ich nicht. Ich brauche das Geld für die medizinische Versorgung meiner Schwester – sie ist schwer krank.“ Ein grauer Schleier der Müdigkeit legte sich über Ryous Augen, während er das Glas Wein entgegennahm, das Akefia ihm abermals gefüllt hatte. Er trank einen Schluck, hielt dann inne und das Glas in Augenhöhe, wo er es einen Augenblick verharren ließ, ehe er es wieder abstellte. „Ich würde dir gerne ein Angebot machen, Ryou“, sagte Akefia dann später, „Und ich würde mir wünschen, dass du darüber nachdenkst.“ Ryou nickte, war bereit zuzuhören. „Du bist sehr begehrenswert“, sagte Akefia behutsam. „Und auch ich bin dir erlegen.“ Abermals griff er nach Ryous Hand, dieser sah ihm direkt in die Augen. „Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, begehre ich dich. Ich … möchte mit dir schlafen – aber nicht so, wie Kaiba es tut, es würde dir sehr gefallen.“ Ryou nippte an seinem Wein, sah ihn jedoch aufmerksam an. „Allerdings möchte ich deine Notlage nicht ausnutzen, nicht in der Form, wie es Kaiba tut. Ich mache dir das Angebot; verbringe eine einzige Nacht mit mir und ich werde zukünftig und unbegrenzt für alle medizinischen Kosten aufkommen, die während dem Krankheitsverlauf des Mädchens noch anfallen.“ Ryou starrte Akefia an. Starrte ihn einfach nur an. Das war … zu schön, um wahr zu sein. „Würden Sie mir das auch vertraglich bestätigen, dass Sie für die Kosten aufkommen?“ So irgendwie wollte er es nicht recht glauben. Doch zu seiner Überraschung nickte er. „Natürlich müssten wir in diesem Vertrag einige Abänderungen vornehmen, weil du noch minderjährig bist, aber ich denke, ich bin reich genug, dass man mir reine Gönnerhaftigkeit abnimmt. Und Ryou-“ Er sah den Jungen durchdringend an, „Ich möchte, dass du wirklich gut darüber nachdenkst und keine leichtfertige Entscheidung triffst, die du später bereuen könntest.“ Ryou nickte. Und ihm schwindelte ein wenig. Wahrscheinlich von dem Wein. Als sie das Restaurant wenig später verließen, stach Ryou sofort ein Auto ins Auge, das er nur zu gut kannte. Und an diesem Auto lehnte jemand, den er kurz daraufhin trotz Sonnenbrille, Mütze und Alltagskleidung, auch erkannte. Ryou erstarrte. Der Mann sah ihn und trat ihnen einige Schritte entgegen. Ryou wurde es ganz klamm in der Brust und unbewusst versteckte er sich halb hinter Akefia. „Es überrascht mich, Sie hier zu sehen, Mr. Kaiba“, sagte Akefia freundlich und streckte ihm die Hand hin, doch der nahm sie nicht entgegen, schien ihn nicht einmal wahrzunehmen, und sagte zu Ryou: „Du musst mitkommen. Sofort.“ Ein Befehl, der keinen Widerspruch zuließ und hätte Akefia Wahwadi nicht einen Schritt nach vorne gemacht, wäre Ryou trotz allem, was geschehen war, dem nachgekommen. „Dieser Junge ist meine Angelegenheit“, sagte Kaiba reserviert und nachdrücklich und hielt dem Blick seines Geschäftspartners stand, der ihn durchbohrte, der ihm sagte, dass er genau wusste, was er mit Ryou angestellt hatte und Ryou konnte das Flimmern spüren, das gerade in der Luft lag. Schließlich und zur Überraschung aller, war es Kaiba, der nachgab. „Ryou, Mokuba ist verschwunden, du musst mir helfen, ihn zu finden …“ Kapitel 8: -Adoration- ---------------------- Seitdem sie ins Auto gestiegen waren, hatten sie nur wenige Sätze gewechselt und seitdem herrschte eisiges Schweigen. Ryou hatte den Verdacht geäußert, Mokuba hätte vielleicht Noah aufsuchen wollen. Warum er das glaubte, wusste er nicht, er konnte es sich jedenfalls gut vorstellen. Kaiba fuhr selbst, was ja schon an sich ungewöhnlich war – offensichtlich wollte er unter allen Umständen verhindern, dass jemand Wind von dieser Nacht- und Nebel Aktion bekam, einschließlich seiner vertrautesten Angestellten. Und seitdem – wie gesagt – Schweigen. Nicht einmal das Radio lief. Kaiba starrte verbissen auf die Straße und Ryou mied jeden Seitenblick zu ihm hin. Bis nach Tokyo, der Stadt in welcher die Klinik war, in der man Noah untergebracht hatte, waren es gut zwei Stunden Fahrtzeit. Eigentlich genug Zeit, um sich über gewisse Dinge auszusprechen, doch keiner von ihnen machte Anstalten, den ersten Schritt zu tun. Kaiba aus Stolz nicht und Ryou aus Angst. „Warum bist du aus dem Fenster gesprungen?“, durchschnitt schließlich Kaibas Stimme die Stille als sie schon etwa eine Stunde unterwegs waren. „Du hast mir Angst gemacht.“ Wieder Stille. „Akefia hat mir angeboten, die Kosten für Amanes Behandlung komplett zu übernehmen, wenn ich mit ihm schlafe.“ „Ist das so“, erwiderte Kaiba steif und möglichst emotionslos. „Ich denke, ich werde das Angebot annehmen.“ Kaiba sagte nichts, lediglich die Hände krallten sich einen Augenblick fester um das Lenkrad. Versuchte, sich auf die Suche nach Mokuba zu konzentrieren. War dieser irgendwo untergekommen? War er überhaupt in Tokyo? Das schien die einzig mögliche Erklärung. „Wir sollten als erstes am Bahnhof schauen“, sagte Ryou dann, nur um etwas zu sagen, fügte erklärenderweise noch hinzu: „Oder hat er genug Geld zur Verfügung, dass er sich eine Nacht im Hotel leisten kann?“ Kaiba schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben Ende des Monats, sein Taschengeld wird er schon längst für allen möglichen und unmöglichen Kram ausgegeben haben. Mokuba hat Geld noch nie lange behalten können. Außerdem ist diese Möglichkeit schon aus dem Grund auszuschließen, dass an Minderjährige keine Zimmer vermietet werden dürfen.“ Seto behagte die Vorstellung ganz und gar nicht, seinen kleinen Bruder nachts unter freiem Himmel zu wissen, in einer riesigen Stadt, die voller Verbrecher war. Ryou bemerkte das und irgendwie tat es ihm leid. „Hey, ihm wird schon nichts zugestoßen sein“, sagte er schließlich und versuchte dabei aufmunternd zu klingen, was ihm nicht so ganz gelang, bei den ganzen Sorgen, die er selbst mit sich schleppte. Morgen hatte er als erstes zu Amane gewollt und das hier sah ganz so aus, als würde es sich noch etwas in die Länge ziehen. „Was sagen wir ihm eigentlich?“, fügte er dann unsicher hinzu, „Ich meine, es wird ja allein schon ein Schock gewesen sein, dass du schwul bist, wenn er dann auch noch erfährt, dass ich ein …“ „Das ist mir selbst klar!“, fuhr Kaiba ihm gereizt dazwischen, der gedanklich schon nach einer geraumen Zeit nach einer Lösung gesucht hatte. Einerseits wollte er seinen Bruder nicht weiter anlügen, andererseits hatte er immer noch eine gewisse Vorbildfunktion und wenn Mokuba wusste, dass Seto sich mit Prostituierten abgab, kam er womöglich entweder auf dumme Ideen, oder er würde Seto bis ans Ende ihres Lebens hassen und er wusste nicht, was schlimmer wäre. Wieder Schweigen. „Was ist mit deinem Fuß?“, fragte Kaiba schließlich knapp, denn ihm war vorhin keinesfalls verborgen geblieben, dass Ryou gehumpelt hatte. „Vom Sturz“, sagte Ryou ebenso knapp. „Du hättest dir den Hals brechen können.“ Ryou schielte seitlich nach dem Profil Kaibas. Dann musste er lächeln. „Du bist gar nicht so kaltschnäuzig, wie du immer tust, das machst du nur für die Öffentlichkeit und weil du nicht willst, dass dir jemand zu nahe kommt, hab ich Recht?“ „Völliger Schwachsinn.“ Ryou jedoch hatte neuen Mut gefasst Kaiba gegenüber. „Und wie erklärst du mir dann die Sorge in deiner Stimme, in deinem ganzen Verhalten? Und ich meine nicht nur Mokuba, sondern auch mir gegenüber. Dabei bin ich doch nur eine wertlose Hure, nicht wahr?“ „Ich weiß absolut nicht, wovon du redest“, brummte Kaiba, dem das sehr missfiel, dass es Ryou offenbar so leicht gelang, durch seine Mauer zu dringen. Das hatte zuvor noch nie jemand geschafft und er wusste nicht, ob ihm das gefallen sollte. „Es tut dir leid, dass ich mich verletzt habe“, sagte Ryou leise, „Das weiß ich.“ Stille. „Seto?“ „Was?“ „Willst du mich noch?“ Keine Antwort. „Bist du denn nicht eifersüchtig? Wegen Akefia? Stört es dich gar nicht, wenn ich zu ihm ginge? Er hat mir alles versprochen. Ich-“ Kaiba schlug plötzlich wütend mit der Faust aufs Lenkrad, sodass Ryou zusammenzuckte. „Hergottnochmal!“, fluchte er dabei, „Wieso hältst du nicht einfach deine Klappe!? Ja, verdammt, ja und ja!“ Er hasste es, er hasste es so sehr, wenn Ryou so ins Schwarze traf. Und irgendwie tat er das ständig in den letzten Wochen. Auch neulich da im Badezimmer … Was hatte dieser Junge nur an sich, warum hatte es sich so warm angefühlt, als er … Und wieso, wieso nur sprach er mit ihm hier über Dinge, die er unter normalen Umständen für sich behalten hatte – er hatte sich so gesehen, Schwäche eingestanden, indem er zugegeben hatte, eifersüchtig zu sein. Was hatte ihn da nur geritten, was nur? Die Hände klammerten sich fester ums Lenkrad. Tatsache war, dass er vorhin tatsächlich einen Moment Bedenken verspürt hatte, dass Ryou nicht mit ihm käme, dass er bei Akefia bliebe, Akefia, der offensichtlich bereit war, ihn mit mehr Respekt zu behandeln, ihn zu verwöhnen, alles Dinge, die Kaiba schwer fielen bei einem Menschen, der ihm augenscheinlich so weit unterlegen war. Aber im Grunde schien es immer mehr so, als sei es Ryou, der ihm emotional voraus war, der immer wieder Nachsicht zeigte, der ihn verstand, auch wenn sie sich noch nicht so lange kannten und ihn beschlich mit einem Mal das Gefühl, es nicht ertragen zu können, Ryou nicht mehr bei sich zu haben. „Machst du das eigentlich mit allen deinen Freiern so?“ „Was? Ich tue gar nichts, als einfach nur ich zu sein“, erwiderte Ryou gekränkt, „Weißt du, Seto, auch wenn wir uns auf diese Art kennengelernt haben – ich bin mehr, als nur ein Stricher. Ich bin auch ein Mensch, der gerne etwas mit seinen Freunden unternimmt, der Ziele in seinem Leben hat und für die Schule lernt, der gerne Rockmusik hört, wie jeder andere Teenager auch, der Ängste und Sorgen hat, wie jeder Mensch und momentan hab ich verdammt große Angst, ich hab Angst, dass die Freundschaft mit meinem besten Freund in die Brüche geht, weil er von uns erfahren hat, ich habe Angst vor den Wutausbrüchen meiner Mutter und um das Leben meiner Schwester, weißt du eigentlich, wie das ist, dieses Mädchen zu sehen, dieses unglaubliche Mädchen zu sehen, wie die Krankheit sie zerfrisst und sie trotz allem immer noch so viel mehr Stärke hat, als ich selbst, Angst, mit dem Tod nicht klar zu kommen, Angst davor keinen Platz in dieser Welt zu finden und Angst vor meinen beschissenen Gefühlen zu dir? Und das schlimmste, wirklich das Schlimmste ist, dass ich immer stark sein muss, dass ich das alles aushalten muss, dass ich mich nicht beklagen darf, weil meiner Schwester geht es ja viel schlechter als mir, ich muss stark sein für meine Mutter, für meine Schwester, vor meinen Freunden, weil ich nicht will, dass sie sich sorgen und vor dir, weil ich nicht riskieren will, von dir nicht mehr gewollt zu werden…“ Ryou brach ab, schon längst liefen ihm die Tränen lautlos über die Wangen, noch während er gesprochen hatte. Nun wandte er sich zur Seite, starrte Richtung Fenster und presste die Faust vor den Mund, ärgerte sich gleichsam, soviel gesagt zu haben, wie dass es eine Erleichterung war und er wagte es nicht, Kaiba anzusehen, aus Furcht vor dessen Reaktion. Kaiba hatte zugehört, jedes Wort von Ryous Redeschwall. Er hatte auch gehört, wie seine Stimme gebrochen war, wie er begonnen hatte, zu weinen. Er hatte früher nichtmal bei Mokuba mit Tränen umgehen können, aber jetzt war irgendetwas anders. Er missfiel ihm, Ryou weinen zu sehen, zu hören, besser gesagt, er wirkte so verletzlich und verloren und er verspürte das dringende Bedürfnis, ihn einfach in die Arme zu schließen und vor dieser grausamen Welt zu beschützen, denn er hatte das Gefühl, dass dieses zarte Geschöpf ansonsten zerbrach, sobald auch nur eine weitere Last auf es hereinbrach. Er wollte ihn beschützen. Und gleichzeitig dafür bestrafen, dass er so tief in ihn vordrang, wie es zuvor kein Mensch getan hatte. Aber in erster Linie beschützen. Aber gerade fuhr er immer noch Auto und deshalb konnte er nichts tun, außer auf die Straße zu starren und das Lenkrad zu umklammern. Bald kam die Autobahnabfahrt, welche nördlich in die Stadt hineinführte. „Gibst du mir dein Handy, dann versuche ich, ihn nochmal anzurufen“, sagte Ryou schließlich, welcher sich langsam wieder beruhigte. Kaiba reichte es ihm wortlos, auch wenn er bezweifelte, dass das einen Sinn hatte. Ryou stellte auf unterdrückter Anruf um. Es tutete ein paar Mal, doch abgehoben wurde nicht. Er seufzte. Probierte es dann noch einmal. Und … tatsächlich. Am anderen Ende meldete sich eine etwas müde Stimme. „Seto, lass mich doch einfach in Ruhe …“ Ryous Herz klopfte. „Mokuba, ich bins, Ryou“, sagte er, „Wir fahren gerade nach Tokyo rein, wo bist du, wir sammeln dich auf und dann reden wir über alles, ja?“ Ryous Stimme klang flehentlich. Er fühlte sich genauso schuldig, wie Kaiba. Wenn nicht sogar mehr. Schweigen am anderen Ende der Leitung und Ryou hatte einen Moment schon Angst, dass er vielleicht aufgelegt haben könnte, doch dann meinte er: „Ich bin am Hauptbahnhof, draußen wars kalt.“ „Mokuba, wir holen dich ab, ja? Und dann reden wir über alles, in Ordnung …?“ „Meinetwegen“, brummte der Teenager wenig begeistert, aber offenbar sah er ein, dass diese überstürzte Flucht doch mehr eine minder gute Idee gewesen war, und kurz darauf nannte er Ryou noch den Ort an dem er sich genau befand.“ Dann legte er auf. Ryou teilte Kaiba mit, dass er in seiner Vermutung mit dem Hauptbahnhof gar nicht so falsch gelegen hatte. „Ich kann ihm unmöglich sagen, dass ich mir Stricher ins Bett hole“, murmelte Kaiba dann und sprach damit das aus, was Ryou auch schon gedacht hatte. Ehrlichkeit war eine Sache, aber man musste sie gezielt einsetzen, da man es sich ansonsten auch damit ziemlich verderben konnte. „Und wenn wir ihm sagen, dass wir zusammen sind?“ „Das wäre auch eine Lüge.“ „Und wenn wir es wirklich sind?“ Kaiba schnaubte. „Was für eine abstruse Vorstellung. Das würde niemals funktionieren, nie.“ Nein, ganz bestimmt nicht. Eine Beziehung mit einem Stricher eingehen – eine Beziehung überhaupt. Kaiba war kein Beziehungsmensch, ganz und gar nicht. Nein. Niemals. Nie. „Vielleicht hast du Recht“, sagte Ryou niedergeschlagen, „Das war eine ziemlich dumme Idee, entschuldige bitte.“ „Das Thema macht mir Kopfschmerzen“, brummte Kaiba schließlich, „Ich bin übrigens nicht gerade begeistert mit meinem kleinen Bruder über mein Sexleben reden zu müssen“, gestand er schließlich. Ryou nickte und biss sich auf der Unterlippe herum. „Ich weiß, aber darüber reden müssen wir, ob uns das passt, oder nicht. Und wenn wir ihm sagen, dass wir einfach nur eine Sexbeziehung miteinander haben?“, schlug Ryou dann vor, „Das wäre noch nichtmal eine komplette Lüge. Wir … würden ihm nur die Tatsache vorbehalten, dass du mich bezahlst.“ Kaiba nickte langsam. „Ich denke, das wäre die beste Lösung…“ Etwa eine halbe Stunde später sammelten sie Mokuba am Hauptbahnhof ein. Er hatte sich auf einer Bank zusammengekauert und war inzwischen fast schon froh, dass sie ihn abholen kamen, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ. Da es inzwischen schon auf 3 Uhr nachts zuging, beschloss Kaiba kurzerhand, die Nacht in einem Hotel zu verbringen und erst am nächsten Morgen wieder zurückzufahren. Die letzten Tage hatten ihn mehr geschlaucht als zwei Wochen Arbeit am Stück ohne Pause. Ryou war bereits auf dem Zimmer, das er sich mit Kaiba teilte, da Mokuba deutlich gemacht hatte, alleine sein zu wollen, als Seto das Gespräch mit seinem kleinen Bruder suchte. Er setzte sich neben ihm aufs Bett und starrte auf die gegenüber liegende Wand. Eine Weile sagten sie beide nichts, und obwohl Seto die Müdigkeit noch in allen Knochen saß, war es ihm wichtig, dieses Gespräch jetzt noch zu führen. „Warum wolltest du ausgerechnet jetzt nach Tokyo?“, fragte er schließlich in die Stille hinein und Mokuba horchte auf, denn etwas in seines Bruders Tonfall gab ihm das Gefühl, dass er das erste Mal seit Langem dazu bereit war, ihm zuzuhören. Und schließlich gab er seine widerspenstige Haltung auf. „Ich hab mich verraten gefühlt und wusste nicht, wem ich vertrauen kann. Ich wollte Noah sehen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass nur er mich verstehen würde. Weißt du, ich hab gestern gemerkt, dass ich dich im Grunde einfach so überhaupt nicht kenne.“ Es war merkwürdig, Mokuba so ernst daher reden zu hören. Das passte gar nicht zu dem ansonsten so quirligen und ausgeflippten Teenager. „Ich bin kein Kind mehr, Seto“, sagte er dann. „Du hast immer alles für mich getan, nur eins nicht, mich wie einen Erwachsenen behandelt. Du erzählst mir überhaupt nichts. Eine Zeit lang dachte ich wirklich, du wärst einfach nur frigide, weil du nie eine Frau mit nachhause gebracht hast, oder verbittert, oder was auch immer. Was wäre daran so schlimm gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass du … naja … auf Männer stehst?“ Seto sagte nichts. Eine ganze Weile lang nicht, denn er legte sich seine Worte sorgsam zurecht, da er nichts Falsches sagen wollte. „Weißt du eigentlich, dass ich Noah auch aus dem Grund gesucht habe, weil ich erst in der letzten Zeit gemerkt habe, wie einsam es ist, wenn sich die eigene Verwandtschaft so von einem entfremdet. Einen im Stich lässt?“ Mokuba klang ungewollt traurig dabei. Und Seto hätte niemals gedacht, dass ihn das Thema Noah Kaiba so sehr belasten würde. „Was ist das eigentlich mit Ryou und dir?“ „Es ist das, was du gesehen hast“, sagte Kaiba steif, „… Sex.“ „Seid ihr nicht zusammen?“ „Nein.“ „Achso.“ Irrte er sich, oder klang Mokuba ein wenig enttäuscht? „Im Nachhinein weiß ich nicht, was tatsächlich so schlimm daran gewesen wäre“, nahm Seto den Faden wieder von dem auf, was Mokuba vorhin angesprochen hatte. „Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich gar nichts. Du musst auch verstehen, dass so etwas in meiner Position generell nicht einfach ist. Es mir selbst einzugestehen hat mich damals schon Einiges an Überwindung gekostet. Und ich wollte dir die Belastung um solches Wissen nicht zumuten.“ „Belastung? Oh Gott, Seto, wir leben doch nicht mehr im Mittelalter, wo so was ein tödliches Vergehen ist!“, erwiderte Mokuba genervt und sah ihm direkt ins Gesicht. „Glaubst du eigentlich, ich kenn sonst keine Homos?“ Daraufhin wusste Kaiba nichts zu erwidern. „Ich hätte es schön gefunden, wenn ihr zusammen wärt“, sagte Mokuba dann und traf dabei ungewollt wohl einen heiklen Punkt. „Ich finde, dass du mit den Jahren immer verbissener geworden bist. So … als würdest du am Leben gar nicht mehr teilnehmen, sondern nur funktionieren. Und das macht mir Angst. Im Grunde mache ich mir um meine beiden Brüder momentan Sorgen“, fügte Mokuba mit einem schiefen Lächeln hinzu, das Seto sagte, dass er ihm verzieh, dass er ihn nicht hasste. Sie sprachen noch eine Weile, ehe Seto sich für die Nacht verabschiedete. Die Müdigkeit saß ihm in allen Knochen. Als er in das Zimmer kam, das er sich mit Ryou teilte – es war ihm überflüssig vorgekommen, gleich drei Zimmer zu mieten – hatte dieser das Licht bereits ausgeknipst und lag seitlich, noch in seiner Kleidung auf dem noch gemachten Bett. Kaiba schloss die Tür hinter sich und ertappte sich dabei, dass er sich bemühte, leise zu sein und ging dann langsam zum Bett, ließ sich darauf gleiten. Wortlos schlang er von hinten einen Arm um Ryou und vergrub die Nase in seinem Haar, dabei gedankenverloren ins Leere starrend. Ryou regte sich sacht. „Und…?“, ertönte dessen müde Stimme plötzlich. „Es ist in Ordnung…“, antwortete er. „Es ist in Ordnung …“ Es tat gut, diesen zarten, warmen Körper jetzt zu halten. Die Nähe war ihm gerade nicht befremdlich und er war insgeheim froh, dass Ryou es noch duldete, nach dem, was vor etwas mehr als 24 Stunden geschehen war. Er küsste Ryous schlanken, weißen Hals, weil er plötzlich das Bedürfnis verspürte, sich zu entschuldigen. Es aber nicht mit Worten konnte, weil er dazu zu stolz war. Immer noch. Er küsste seinen Nacken, dann seitlich den Hals, saugte an der Haut und biss ihn nur zärtlich, den Wunsch nach Bestrafung und Folter verspürte er gerade nicht. Ryou reckte den Hals leicht, um ihm mehr Fläche zu geben, schien sich zu entspannen. In Kaiba wuchs ein Verlangen nach diesem Jungen, das er zuvor noch nicht gekannt hatte. Er hatte die Befriedigung gewollt, die er ihm hatte geben können, die Unterwerfung, aber das jetzt, das war etwas vollkommen anderes. Er ließ sich Zeit mit seinem Hals. Lange Zeit. Er sog den Geschmack und den Geruch dort auf, gierig, während er hörte, wie Ryou zittrig durch den Mund atmete, das erste Anzeichen von Erregung. Dann spürte er, wie Ryou sich leicht rührte, um sich ein wenig zu drehen, gerade so, dass ihre Lippen sich trafen, der Kuss der folgte währte ewig und er raubte Ryou, der unter diesen Zärtlichkeiten zerschmolz, wie Butter in der Sonne, nahezu den Atem. Während dieses Kusses schlang er die Arme um Kaiba, zumindest den, auf dem er nicht lag, um sich enger an ihn zu pressen. Dessen Hand wanderte von Ryous Wange zu seinem Nacken, strich über Schultern und Taille und kam dann auf dem festen Gesäß zum Ruhen. Ryous Hintern lag so unglaublich gut in seiner Hand. Er quetschte ihn ein wenig, was Ryou dazu brachte, leise aufzustöhnen. Kaiba stellten sich die Nackenhärchen auf. Ryou schlang ein Bein um ihn, sodass sie eng umschlungen aneinandergepresst waren, die Erregung des jeweils anderen durch den Stoff der Kleidung spürend. Kaibas Müdigkeit war wie weggeblasen. Das Einzige, das derzeit in seinem Verstand vorherrschte war der Gedanke an Ryou, den er hier und jetzt in seinen Armen hielt, den er besaß und dem er Schutz und Frieden geben wollte, weil Ryou ihm genau das auch gab. „Seto …“, flüsterte Ryou und küsste diesen in die Halsbeuge, verweilte dort kurz mit seinen Lippen. „Bitte … ich … lass mich das alles vergessen … mach mit mir, was du willst, aber Geld will ich dafür nicht. Bestrafe mich, nimm mich, um beides fleh ich dich an, doch bitte … bezahl mich dafür nicht mehr …“ Heiße Erregung zuckte durch Kaibas ganzen Körper und in seiner Leibesmitte pochte es stark. Wie konnte Ryou nur so wundervoll sein? So hingebungsvoll? Bei seiner Bitte zerriss etwas in seinem inneren. Ryou bat ihn um Dominierung, weil er es wollte, nicht weil er sein Geld wollte, er wollte ihn. Der Junge stöhnte leise, Kaiba gefiel es, wie erregt er war, wie hoffnungslos an ihn verloren. Gleitgel gab es hier freilich nicht, also musste eine andere Lösung her. Wortlos öffnete er die Hose des Jungen und umfasste dessen steifes Glied, begann ihn zu massieren, Ryou begann leise zu stöhnen, sich hin- und her zu winden und es dauerte nicht lange, bis Kaiba ihn zum Höhepunkt gebracht hatte. Ryou atmete schwer und Kaiba sagte leise: „Zieh dich aus. Dann leg dich auf den Rücken und zieh die Beine an.“ Ryous Gesicht war etwas gerötet, als er dieser Order nachkam. Er mochte es sehr, sich vor Kaiba so bloß zu geben. Als er auf dem Rücken lag, zog er, wie befohlen die Beine an und Kaiba starrte ihn eine ganze Weile ungeniert an, in seiner vollen Pracht und alleine das reichte aus, um Ryou wieder eine leichte Erregung zu verschaffen, obwohl er gerade erst gekommen war. Wenig später nutzte Kaiba das Sperma, um mit zwei Fingern in Ryou einzudringen, welcher das mit einem genussvollen „Mhhh…“, kommentierte. Kaiba ließ bald einen dritten Finger folgen. „Mehr …“, hörte er Ryou schließlich stöhnen, „Bitte … mehr …“ Ein vierter Finger folgte und nachdem er ihn eine Weile mit seinen Fingern gefickt hatte, beschloss er, noch einen Schritt weiter zu gehen. Langsam führte er die Hand weiter in Ryous seidiges Inneres und ihm stand der Schweiß auf der Stirn, weil ihn das selbst geil machte, Ryou entfuhr ein langgezogenes Stöhnen dabei und als Kaiba seine Faust gänzlich in Ryou versenkt hatte, war dieser schon längst wieder vollständig hart. Dann begann er, ihn zu fisten und Ryou zerschmolz fast unter ihm, stöhnte dabei unterdrückt, biss sich auf die Unterlippe, weil er hier nicht so laut sein wollte und er hatte das Gefühl, dass Kaiba mit jedem Stoß tiefer in sein Innerstes vordrang und Ryou zerschmolz so sehr vor Lust, dass er irgendwann es nicht mehr schaffte, leise zu sein und Kaiba ließ ihn, irgendwie war es ihm gerade ziemlich gleich. Als er wieder von ihm abließ, fühlte Ryou ein Gefühl der Leere in sich, ehe er Kaiba jedoch einen flehentlichen Blick zuwerfen konnte, hatte dieser ihm schon die Finger an die Kehle gelegt, um ihm die Luft abzupressen und ihn gleichzeitig so intensiv zu küssen, dass ihm dabei schwindelig wurde und erst als er schon Punkte vor den Augen tanzen sah, ließ Kaiba wieder ab von ihm. Eine Weile kniete er keuchend über ihm und verleibte sich diesen atemberaubenden Anblick ein, den Ryou da bot, dann ließ er sich herabsinken und presste die Lippen gegen seinen Bauch, wanderte herab, ließ das zuckende Glied dabei außer Acht und küsste hingebungsvoll die Innenseite seines Oberschenkels, beinahe andächtig, denn er fühlte mit einem Mal tiefe Verehrung für diesen wunderschönen Körper. Er saugte sich an dieser Stelle fest, knabberte neckisch an ihr, was Ryou abermals zum Stöhnen brachte, wanderte dann mit den Lippen nach oben und küsste ihn zwischen die Beine – ein leiser Aufschrei des Jungen war zu Vernehmen. Schließlich mochte er nicht mehr warten – die Hände glitten sicher unter Ryous Schenkeln hindurch und platzierten sie in den Kniekehlen über seinen Schultern, wobei er in Ryou eindrang, welchem diese angespannte Körperhaltung, die Knie, die sich dadurch fast gegen seine Brust pressten, noch ein zusätzliches Lustgefühl verschafften, in dieser Position war er vollkommen bewegungslos und Kaibas Rhythmus ausgeliefert, sein Glied wurde so nur umso heftiger gerieben, je stärker Kaiba ihn penetrierte und um sein Stöhnen zu unterdrücken, das fast einem Stakkato von kurzen Schreien gewichen war, verschloss Kaiba seine Lippen mit einem Kuss, einem unendlich langen Kuss, der so lange währte, bis sie beide auf den Höhepunkt zutrieben, das Vibrieren, das Kaiba spürte, während Ryou unterdrückt ins einen Mund stöhnte, erregte ihn sehr und er schluckte seinen Schrei, als Ryou endlich kam, heiß und heftig zwischen ihren beiden Körpern, Kaiba stieß noch ein zweimal zu, ehe er Ryou mit seiner Essenz füllte, dann auf dessen Brust zusammen sank. Ihrer beider Atem ging heftig. Keiner sagte ein Wort. Kaiba fand Gefallen daran, dem beschleunigten Herzschlag des Jungen zu lauschen, auf seiner Brust liegend und zu wissen, dass er mit ihm geschlafen hatte aus dem einzigen Grund, dass er es wollte. Kapitel 9: -Sunset- ------------------- Ryou war absolut übernächtigt, als er am Nachmittag des nächsten Tages endlich zu Amane ins Krankenhaus kam. Er war seitdem nicht zuhause gewesen und die Schule hatte er auch einen Tag ausfallen lassen. Aber gerade war es ihm egal. „Hallo Brüderchen!“, begrüßte sie ihn, als er ihr Krankenzimmer betrat, „Hab mich schon gefragt, wann du auftauchst.“ Dabei versuchte sie stärker zu klingen, als sie momentan wohl war und das merkte Ryou ihr an und im Stillen fragte er sich, ob man ihm seinen Kummer und seine Sorgen wohl genauso anmerkte. Er hoffte, nicht, aber er fühlte sich so schwach. Und es trieb ihm fast die Tränen in die Augen, Amane so zu sehen. Er umarmte sie flüchtig, hatte Angst, sie zu zerbrechen, weil sie so schrecklich dünn war. „Ich würde dich ja fragen, wie du dich fühlst, aber ich glaube, das kann ich mir sparen“, sagte Ryou und nahm bei dem Mädchen am Fußende des Bettes Platz. Amane verzog das Gesicht. Dann sagte sie: „Es geht jetzt mit der Dialyse los, die sagen, meine Organe pfeifen schon aus dem letzten Loch.“ In Ryous Hals bildete sich ein Kloß. Nicht auch das noch. „Brüderchen, du siehst auch nicht sonderlich gut aus…“ Amane runzelte die Stirn, „Du warst die letzten Tage verschwunden, hat Mama gesagt – war irgendwas?“ Sie sah ihn an, genauso, als wüsste sie etwas. Ryou schloss einen Moment die Augen. „Amane, ich … wenn ich … wenn ich die Möglichkeit hätte, so schnell, an so viel Geld zu kommen, dass du auf der Spenderliste nach ganz oben kommst und wir deine Medikamente in Zukunft immer bezahlen können und wenn …“ Ryou stockte plötzlich, da ihm die Stimme zu brechen drohte und er wollte nicht, dass Amane etwas davon mitbekam, doch das war leider zu spät. Er hörte ein leises Rascheln, verursacht durch die Schläuche und Infusionen, als sie sich leicht aufrichtete, nach vorne rutschte und ihn umarmte. „Du darfst dir von meiner Krankheit nicht das Recht absprechen lassen, unglücklich zu sein“, sagte sie leise und Ryou kniff die Augen zusammen, woraufhin zwei Tränen sich lösten und lautlos über seine Wange rannen. „Bitte sag mir doch, was mit dir ist, auch wenns Mama nicht merkt, ich merk das sehr wohl.“ „Ich-“ Ryou brach ab, fast wäre er soweit gewesen, Amane alles zu sagen, aber das würde sie nicht verkraften, das würde sie unendlich verletzen, denn wer wollte schon, dass sich ein Geschwisterteil für einen prostituierte. Aber irgendetwas musste er sagen und so entschied er sich für die halbe Wahrheit. „Ich hab fürchterlich mit Malik gestritten und außerdem … Hab ich schreckliche Angst vor deinem Tod.“ Plötzlich hörte er ein leises Schluchzen, „Ryou, ich hab doch auch Angst … Ich hab auch Angst und Mama lässt das einfach nicht zu, es ist so anstrengend, immer stark zu sein!“ Und damit sprach sie das aus, was er ebenso empfand. Und plötzlich war ihm alles klar. Er würde alles tun, damit seine Schwester nicht starb. Seine eigenen Gefühle und Sehnsüchte mussten hinten anstehen. Es ging um Amanes Leben. Ryou war mehrere Stunden bei Amane geblieben, ehe er nachhause gegangen war. Dort war das erste was er tat, in sein Zimmer zu gehen, und die Jalousien gänzlich herunterzuziehen. Er war schrecklich müde und das Tageslicht verursachte ihm Kopfschmerzen. Und Unwohlsein. Licht war immer so verräterisch und er kam sich niederträchtig vor. Er fühlte sich nicht gut, absolut nicht gut. Ryou schloss die Augen. Von Kaiba konnte und wollte er kein Geld nehmen. Es war zwecklos, weiter zu versuchen, sich selbst einzureden, dass er keine Gefühle für diesen Mann hatte. Und das letzte bisschen Stolz verbot es ihm, unter diesen Umständen zu ihm zu gehen und sich immer noch für Sex bezahlen lassen. Akefias Angebot schwirrte ihm seit dem Krankenhausbesuch im Kopf herum. Und ein ganz anderer Konflikt entstand. Wenn er in Kaiba verliebt war, konnte er sich dann guten Gewissens von einem anderen … aber das musste er. Und er würde es wohl tun. Egal, wie das mit ihm und Kaiba weitergehen würde. Das war das Opfer, das er bringen musste und er brachte es gerne. Am nächsten Tag schwänzte Ryou die Schule. Seiner Mutter fiel das nicht auf, denn die routierte derzeit zwischen Arbeit und der Versorgung ihrer kranken Tochter. Auch die ganzen Tage darauf blieb er daheim und jeden Tag nahm er sich vor, zu Akefia zu gehen, und mit ihm zu sprechen, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund verließ ihn jedesmal der Mut. Seinem Fuß ging es zumindest besser, wenn auch nur ein bisschen und zu viel belasten konnte er ihn immer noch nicht. Als Seto Kaiba am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er, dass irgendetwas nicht stimmte. Er kam nicht sofort darauf, was es war – doch plötzlich wurde es ihm schlagartig klar. Die Augen flackerten zum Wecker. Es war bereits 10:45 Uhr – vor knapp drei Stunden fing er normalerweise an, zu arbeiten. Stöhnend ließ er sich zurücksinken – er fühlte sich wie gerädert. Das durfte doch nicht wahr sein. Denn Wecker hatte er aufjedenfall eingestellt, konnte es tatsächlich sein, dass er ihn schlichtweg nicht gehört hatte? Das war ihm noch nie passiert, normalerweise war er immer schon wach, bevor der Wecker überhaupt klingelte. Kaiba rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die geschlossenen Augenlider. Zugegeben, wirklich gut geschlafen hatte er wirklich nicht, oft war er aufgewacht, hatte dann keinen Schlaf gefunden und die wache Zeit dann damit verbracht, über alles Mögliche nachzudenken. Abermals wanderten die Augen zur Uhr. Der Gedanke daran, heute unter Menschen zu sein, erfüllte ihn mit Abscheu. Er hatte sich, seit er die Firma übernommen hatte, noch niemals unter der Woche einen freien Tag gegönnt. Fast automatisch wanderten seine Gedanken zu Ryou. Er würde wohl nicht mehr zu ihm kommen. Zumindest nicht, um sich von ihm bezahlen zu lassen. Kaiba musste zugeben, dass er tatsächlich so etwas, wie Anerkennung für diese Form des Stolzes empfand. Und es erfüllte ihn mit einem ganz anderen Gefühl. Ryou riskierte ziemlich viel dafür, dass das Leben seiner Schwester auf dem Spiel stand. Was ihm gerade erst so richtig bewusst wurde. Er verengte die Augen. Wenn er von ihm kein Geld nahm, würde er dann tatsächlich auf das Angebot von Akefia Wahwadi eingehen? Kaiba schnaubte abfällig und quälte sich dann aus dem Bett, um eine Dusche zu nehmen. Und wenn schon – was bitte kümmerte es ihn? Dass er der erste Mensch ist, der dir ins Herz schauen kann, ohne, dass du sprechen musst. Dass er der erste ist, der sich von dir nicht wegbeißen lässt. Der dich erträgt, obwohl du so bist, wie du bist. Hatte er sich geirrt, oder hatte dieser Junge tatsächlich Gefühle für ihn? Das war doch vollkommen absurd! Die Nacht, die sie miteinander verbracht hatten, sprach allerdings eine ganz andere Sprache. Es war si intensiv gewesen, so leidenschaftlich, in diesem Moment hatte es nur sie beide gegeben und wenn er sich zurückerinnerte, dann hatte es zuvor niemals jemanden, wie Ryou für ihn gegeben. Wieso fühlte es sich sonst nur in seinem Inneren so warm an, so voller Leben, wenn Ryou bei ihm war? Wieso war ihm, ausgerechnet IHM nach Lächeln, wenn Ryou es tat? Kaiba stellte das Wasser aus. Er wusste, dass es im Grunde eigentlich nur eine einzige logische Erklärung gab. Auch, wenn die ihm nicht gefiel, aber ganz offensichtlich hatte er sich tatsächlich in diesen Jungen verliebt. *** Malik staunte nicht schlecht, als Ryou plötzlich vor seiner Tür stand. Wie einige Wochen zuvor. „Tut mir leid, wenn ich störe…“, brachte der Junge heraus, „Ich …“ Malik gab sich innerlich einen Ruck. „Komm rein“, sagte er, während sich Besorgnis in ihm breit machte, da Ryou heftig zitterte und auch sonst wirkte, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Kaum hatte er das gedacht, sah er den Jungen wanken und ehe er zusammenklappte, stützte er ihn. „Hey, was ist dir denn passiert?“ „Es tut mir leid“, sagte Ryou leise. „Es tut mir so leid, dass wir gestritten haben … hasst du mich…?“ Malik fasste Ryou um die Hüfte und half ihm, zur Couch zu gelangen. „Ryou, ich könnte dich nie hassen. Ich war einfach nur so schockiert, das ist alles, was … was ist denn passiert, nun sag schon…“ „Ich hab mich echt in die Scheiße geritten“, sagte Ryou, der sich mit geschlossenen Augen gegen Malik sinken ließ, welcher einen Arm um ihn legte. „Ich hab mich in einen Mann verliebt, in den ich mich nie hätte verlieben sollen und … Amane … meine Schwester … sie … und…“ Ryou brach ab. „Ich koch mal Tee…“, murmelte Malik dann und stand auf, woraufhin sich Ryou gegen die Couchlehne lehnte. Als Malik allerdings wieder kam, war Ryou eingeschlafen. So stellte er den dampfenden Tee einfach auf den Couchtisch in seinem Zimmer und setzte sich neben Ryou, wobei er den Blick noch kurz auf diesem verweilen ließ. Ryou war so dünn geworden. Malik fühlte sich hilflos. Und gleichsam begann eine Wut auf Kaiba in ihm zu keimen – wie konnte man die Notlage eines Menschen nur so ausnutzen, diesem Kerl war doch echt nicht mehr zu helfen. Malik hatte gute Lust, einfach mal in die Kaiba Corporation zu marschieren und dem Typen die Meinung zu geigen, aber er befürchtete, dass man ihn wohl kaum durchlassen würde. Er musste dringend mit Ryou sprechen, wenn der wieder aufgewacht war. So konnte es unmöglich weitergehen. *** „Verdammtnochmal!“, fluchte Kaiba und knallte die Kaffeetasse wieder auf die Anrichte, „Will mich hier jemand mit heißem Kaffee umbringen?“ Mokuba, welcher am Küchentisch saß, sah seinen großen Bruder an und erwiderte vorwurfsvoll: „ Ich hatte dir gesagt, dass ich den gerade frisch gekocht habe und der brühend heiß ist.“ Kaiba erwiderte daraufhin nichts, sondern leckte sich über die Unterlippe, welche nun höllisch brannte. Er warf einen flüchtigen Blick zu Mokuba, der ihn unverwandt anstarrte. „… Was?“ „Nichts, es ist nur …“, begann der Junge zögerlich. „Was?“ „Es ist ja schon ungewöhnlich, dass du mal frei machst, aber diese Schusseligkeit, die du heute schon, seit ich nachhause gekommen bist, an den Tag legst, ist wirklich unvergleichlich. Du – bist doch noch mein Bruder, oder?“, fügte Mokuba hinzu, wobei er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Ich bin gerade nicht zu Scherzen aufgelegt, Mokuba.“ „Also, ich amüsiere mich gerade königlich. Was zum Kuckuck bringt dich nur so durcheinander, wenn ich es nicht besser wüsste, würd ich sagen, dass …“ „Sprich es nicht aus!“, zischte der junge Firmenchef gereizt. „Schlimm genug, dass ich mich überhaupt mit so etwas auseinander setzen muss.“ „Frag ihn doch einfach, ob er mit dir gehen will“, schlug Mokuba vor, worauf Seto ihn einen Moment lang perplex anschaute. Irgendwie erstaunte ihn dieses einfache, jugendliche Denken, wie es ihn ärgerte. Als, ob das so einfach wäre. „Das … ist doch das Problem, oder? Du bist zu stur und zu stolz, ihn zu fragen, ob er mit dir gehen will“, bestimmt Mokuba, seinen Monolog fortführend, während Seto staunt, wie simpel man sein Problem doch auf den Punkt bringen konnte. „Tja, das war schon immer schwierig“, murmelte der Teenager und trank an seinem Red Bull. Kaiba presste sich Daumen und Zeigefinger gegen die Nasenwurzel, „Moki, das ist ein bisschen komplizierter, als du dir das vielleicht vorstellst. Ich führe ein weltweit bekanntes Unternehmen, wie dir vielleicht aufgefallen ist, da kann ich nicht plötzlich so mir nichts, dir nichts mit einem Minderjährigen Jungen zusammen sein.“ Mokuba kippelte mit seinem Stuhl, was ihm einen missbilligenden Blick seines großen Bruders einbrachte. „Für mich klingt das nur nach Ausrede. Ich mein … du bist einer der kompliziertesten Menschen, die ich kenne, ich dachte immer, der oder die, den du dir mal auswählst, müsste jemand ganz Besonderes sein, jemand, der dir gut tut, der dich … zum Nachdenken bringt. Und ich glaub, das tust du schon seit dem Wochenende letztens ununterbrochen, ist es nicht so?“ Mokuba schaute ihn unschuldig lächelnd an und Kaiba hatte es die Sprache verschlagen. Er hatte wohl einen Fehler gemacht, diesen Jungen in der Vergangenheit nicht wie einen Erwachsenen zu behandeln, denn nichts anderes hatte er verdient. Und er hatte Recht. Er hatte so Recht. Kaiba ging wortlos aus der Küche und griff sich seinen Mantel. Nebenbei wählte er auf dem Handy Ryous Nummer an. „Ja?“, meldete sich am anderen Ende eine Stimme und Kaiba brachte keine zwei Sekunden, um zu merken, dass das nicht Ryou war, allerdings blieb ihm keine Möglichkeit, etwas zu sagen, da im nächsten Moment ein regelrechter Wortschwall über ihn herein ging. „Kaiba, bist du das? Oh, na das trifft sich gut, ich hab dir echt ne Menge zu sagen – Ich bin Ryous bester Freund und ihm geht’s gerade wirklich dreckig, wie kann man eigentlich nur so arschlos sein und-“ „Wenn ich mal was sagen dürfte!“, fuhr Kaiba dem Redeschwall gereizt dazwischen und der Typ am anderen Ende der Leitung hielt tatsächlich inne. „Ich muss mit Ryou sprechen, hättest du vielleicht die FREUNDLICHKEIT … ihn mir zu geben?“ „Na, sicher nicht. Wär ja noch schöner. Ryou sieht furchtbar aus, du solltest froh sein, dass wir nicht zur Polizei gehen-“ „Hör mal, du Knallcharge“, schnauzte Kaiba, der so langsam die Geduld verlor, „Wenn ich wollte, könnte ich dir innerhalb von zehn Minuten das ganze scheiß FBI von Domino-City auf den Hals hetzen, die haben schon ganz andere Nummern zurückverfolgt, also – gib ihn mir, oder sag mir, wo er ist, ich will einfach nur mit ihm sprechen.“ Kaiba betonte seinen letzten Satz, als rede er mit einem Schwerhörigen, was ihm ein Schnauben seitens des anderen einbrachte. Einen Moment Schweigen. „Er ist bei mir“, sagte der Mann schließlich. „Er schläft gerade, hör mal, ihm geht’s wirklich scheiße …“ Akefia staunte nicht schlecht, als Ryou ihn aufsuchte. „Nun, ich gehe davon aus, dass du über mein Angebot nachgedacht hast …?“, sagte er freundlich. Ryou nickte mechanisch. „Ich habe … keine Wahl“, sagte er, schlang dann seine Arme um den Hals des älteren Mannes und sah ihm in die Augen, küsste ihn, was Akefia mit Wohlwollen erfüllte, dennoch … war er es schließlich, der diesen Kuss unterbrach. „Was ist?“, fragte Ryou, dessen Augen in Kummer schwammen. „So verführerisch das jetzt auch ist …“, raunte Akefia, die Nase einen Moment in Ryous Halsbeuge vergraben, „Aber dein Kuss schmeckt bereits so, als wäre er schon für einen anderen bestimmt. Du solltest nicht so früh in deinem Leben anfangen, die falschen Entscheidungen zu treffen …“ Als Malik Kaiba später die Tür öffnete, war er nicht sonderlich begeistert und hatte dementsprechend nicht wirklich freundliche Worte übrig, aber da das auf Gegenseitigkeit beruhte, war das wohl in Ordnung. Ryou war inzwischen aufgewacht und fünf Minuten bevor es an der Tür geklingelt hatte, hatte Malik ihm Bescheid gesagt, dass Kaiba auf dem Weg hierher war. Ryou hatte nicht sonderlich glücklich aus der Wäsche geschaut, aber er wusste, dass er sich einem Gespräch mit dem Mann nicht für immer entziehen konnte und vielleicht … war das auch gut so. Denn er wusste, je länger er etwas hinauszögerte, desto schwerer fiel es ihm, sich dem zu stellen. „Können wir alleine reden?“, sagte Kaiba mit kühler Stimme und Blick auf Malik, der empört einwarf: „Kommt gar nicht in die-“ „Schon in Ordnung – Malik. Gehen wir auf den Balkon, ich wollte ohnehin gerade Eine rauchen“, sagte Ryou und schnappte sich seine Zigaretten. Kaiba fiel auf, dass er immer noch humpelte und irgendwie tat es ihm plötzlich leid. Von dem Balkon aus konnte man ziemlich weit sehen, da Malik mit seiner Familie relativ weit oben wohnte. Aus der Ferne konnte man die Türme der Kaiba Korporation erkennen, an deren gläsernen Fassade sich das Licht der untergehenden Sonne in einem atemberaubenden Rot brach. Eine Weile saßen sie beide schweigend da. Ryou rauchte, Kaiba hatte die Hände gefaltet und starrte angestrengt in die Ferne. „Ich habe noch nie jemanden, wie dich getroffen“, sagte Kaiba schließlich leise und in diesem einfachen, schlichten Satz lag soviel mehr, als das, was er eigentlich besagte. „Und was wird nun mit uns?“, sagte Ryou, „Ich kann mich nicht mehr von dir bezahlen lassen. Und du kannst nicht mit einem Stricher zusammen sein. Sowas kann keiner wollen.“ „Das nicht.“ Kaibas Stimme klang kühl und neutral, aber nicht abweisend. „Allerdings habe ich gesehen, dass es mehr gibt, als Ryou, den Stricher. Und dieses ‚mehr‘ …“ Er brach ab, wusste nicht, wie er es formulieren sollte. „… Ist es, das ich will.“ „Du weißt auch, dass das niemals gut gehen würde?“, sagte Ryou sanft und ergriff die Hand Kaibas, um sanft mit den Fingerspitzen darüber zu reiben. Kaiba nickte. „Ich habe mir allerdings auch den Kopf zerbrochen … über eine andere Möglichkeit, dich an mich zu binden. Und die gibt es nicht … Nach allem, was war … kann ich dich nicht so einfach gehen lassen.“ Ryou sah Kaiba erstaunt an und es rührte ihn, wie er sprach. „Ich war bei Akefia“, sagte er schließlich. „Ich … wollte sein Angebot annehmen.“ Ryou nahm die Hand weg und stockte. „Ich konnts nicht … Ich konnts einfach nicht.“ Ein leises Schluchzen, dann sah er ihn an und lächelte und sah wunderschön dabei aus. „… Ich hab mich in dich verliebt. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so. Vielleicht, weil wir uns im Herzen so ähnlich sind.“ Kaiba hatte schweigend zugehört, was Ryou gesagt hatte. Das erste, was er empfand, war Eifersucht, weil Ryou beinahe mit Akefia geschlafen hatte. Dann Wärme, weil er ihm sagte, dass er verliebt in ihn war. Und schließlich Leidenschaft. Und Verbundenheit. Man sagt immer, was gut anfängt, kann oft böse enden. Aber manchmal kann etwas, das schlecht beginnt, auch ein gutes Ende nehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)