A Little Salt von Itachigirl ================================================================================ Kapitel 1: ----------- A Little Salt In jedem Leben herrscht ein gewisses Maß an Ordnung. Ist diese Ordnung gestört, zerfällt alles. Oft spielt man den Menschen um sich herum etwas vor. Man versucht sie davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung ist, dass man in der Lage ist, zu vergessen. Aber die Wahrheit ist: Je mehr man anderen das zu zeigen sucht, desto weniger glaubt man sich selbst. In ewiger Liebe. Es war eine dieser Verbindungen, die man nicht erklären muss, weil sie sich von selbst erklärt. Eltern lieben ihre Kinder, Kinder lieben ihre Eltern. Das ist Teil der normalen Ordnung, solange sie nicht durch irgendetwas beeinflusst wird. Ich zumindest habe meine Mutter bedingungslos geliebt. Sie hat mir nie die Schuld daran gegeben, dass mein Vater, den sie über alles geliebt hatte, gegangen ist, als sie ihm sagte, dass sie schwanger war. Ich starrte wie versteinert auf ihren Grabstein. Es war kein Blick, der zielgerichtet ist. Kein Blick, der mich das sehen ließ, wohin ich sah. Als ich den Grabstein fixierte, sah ich all die glücklichen Erinnerungen vergangener Tage mit meiner Mutter vorbeiziehen. All das würde sich nie wieder ereignen. Aber so etwas realisiert man erst später, wenn die Momente kommen, in denen man alleine ist und man bemerkt, dass etwas fehlt. Auf der Beerdigung fehlte meine Mutter nicht, weil sie niemals daran teilgenommen hätte, wäre sie noch am Leben. Das klingt seltsam, aber die Leute, denen es wie mir geht, wissen, was ich meine. So viele Leute waren hier. Menschen, deren Namen ich nicht kannte. Menschen, deren Gesichter ich nie zuvor gesehen hatte. Menschen, die ich nicht einmal mochte. Es ist seltsam. Diese Leute hätten niemals im Traum daran gedacht, ihr auch nur zum Geburtstag zu gratulieren, und nun waren sie her. Ich denke nicht, dass diese Leute das Recht besitzen, hier zu sein. Heuchler. Am Leben meiner Mutter nehmen sie nicht Teil, jedoch an ihrem Tod. Ist das nicht paradox? Die sanfte Hand meiner Tante ruhte auf meiner Schulter. Ich war keineswegs allein, dennoch fühlte ich mich so. Man sagt immer, geteiltes Leid ist halbes Leid, aber das ist nicht wahr. Für mich ist das Leid anderer nur eine zusätzliche Last. Ich glaube nicht, dass andere Menschen unser persönliches Leid vollkommen nachvollziehen können. Vielleicht können sie es sich vorstellen, aber nicht verstehen. Das ist unmöglich. Der Priester sprach sein Gebet mit ruhiger Stimme. Als wäre das nicht immer das Gleiche. Das sind doch bloß irgendwelche Zeilen aus irgendeinem Gebetbuch, die keine Bedeutung haben. Zeilen, die schon in diesem Buch standen, bevor meine Mutter gestorben ist. Wie können sie also ansatzweise Trost spenden? Sie sind nicht besonders, sondern einfach ein paar Worte, die in ein Buch geschrieben sind, und die zu niemandem gehören. Die Menschenmenge löst sich langsam auf. Das ist es also? Einfach gehen, zurücklassen, was man verloren hat. Erinnerungen verblassen mit der Zeit, und genau das ist es, wovor ich Angst habe. Ich weiß, ich kann sie nicht am Leben halten. Aber versuchen wir das nicht trotzdem, wenn wir jemanden vermissen, der uns etwas bedeutet? Auch wenn wir wissen, dass es wehtut, täglich daran erinnert zu werden. Manche vergessen, andere halten fest. Es ist schwer zu glauben, aber beide Wege sind falsch. Wäre ich es gewesen, die hätte gehen müssen, dann hätte ich das nicht gewollt. Weine nicht um mich. Vermiss mich nicht. Lass mich gehen. Lebe dein Leben. Aber können wir so einfach weitermachen? Wenn wir es nicht tun, gelten wir als schwach. Tun wir es doch, nennt man uns kalt. Was ist also der richtige Weg? Es ist keineswegs leicht, die goldene Mitte zu finden. Aber das ist es, was wir alle versuchen müssen. Ich war die einzige, die noch vor ihrem Grab stand. Dieser Teil meines Lebens war nun vorbei und ich musste etwas neues beginnen. Dieser Tag, alles, was davor geschehen war, gehörte der Vergangenheit an. Weil sie tot ist und ich lebe. Weil man Tote nicht wieder lebendig machen kann - auch nicht durch Erinnerung. Man soll sie nicht vergessen. Aber man soll auch nicht vergessen, dass sie tot sind und es auch bleiben werden. Mein Leben beginnt hier. Mein Name ist Sakura Haruno. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)