Behind the Scenes von Asako ================================================================================ Kapitel 26: Act 3 Scene 7: Quick and Painful -------------------------------------------- Ein wenig bleich kam Kimu wieder zurück in den Probenraum. Sie konnte nicht so ganz glauben, was sie da gerade beobachtet hatte. Eigentlich hatte sie sich nur Kurz verziehen wollen um in der Pause etwas zu essen, aber der Appetit war ihr gehörig vergangen. Sie hatte sich schon gedacht, dass Sena sich gehörig dafür rächen würde, dass Mattsu ihre Verbindung zu ihr gekappt hatte, aber dass sie zu so rabiaten Methoden griff hatte ausserhalb ihrer Vorstellungskraft gelegen. Sie hatte noch nie mit angesehen, wie Sena ihren Willen durchsetzte. Ob sie es jedes Mal so getan hatte? Wenn ja, dann war es auf jeden Fall besser gewesen, dass Mattsu sich endlich eingemischt hatte. Jetzt aber fürchtete sie um ihre Position in Yukigumi. Sie wusste nicht, ob Sena es nur auf ihre Freundin abgesehen hatte oder ob sie selbst auch in der Schussbahn stand. „Kimu? Alles okay?“ Chigi war zu ihr gekommen, legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah besorgt drein. „Uhm...“ Kimu konnte ihr nicht verraten, was sich da gerade in dem Konferenzraum abgespielt hatte. Wenn das rauskam, dann war nicht nur Tsukigumi, sondern auch ganz Yukigumi in einen riesen Skandal verwickelt. Das konnte sie nicht verantworten. „Nichts nein. Mir ist nur nicht ganz wohl.“ Die Otokoyaku sah zu Tür, durch die gerade Mizu wieder eintrat und sich den Kragen richtete, ehe diese Schnurstracks zu den Tischen ging, an denen die Direktoren saßen. Hatte sie vor das ganz auf der Stelle um zu setzen? Hoffendlich waren die Direktoren vernünftiger. Jetzt noch eine Rollenumbesetzung vor zu nehmen war zu viel Stress, allerdings wusste sie wie überzeugend ihr Top Star werden konnte wenn sie wollte. Eine Argumentation mit ihr war meistens sinnlos. Mizu konnte so stark um den heißen Brei herum reden, dass jedes Gegenargument in der Versenkung verschwand. Diese Frau war ein bisschen wie Treibsand. Steckte man einmal fest, kam man nicht wieder heraus. Unterdessen verlies Asako den Gang mit dem Yukigumi-Probengang, stieg in den Fahrstuhl und fuhr damit nach unten. Es waren so einige Stockwerke, denn der Probenraum Yukigumis lag ganz oben. Während sie im Fahrstuhl stand griff sie in ihre Tasche, zog eine silberne, völlig verkratzte und kaputte Taschenuhr heraus, sah darauf. Es war die Uhr, die Saeko ihr einst geschenkt hatte, die, die sie vom Balkon hatte fallen lassen. Lange war sie dort nicht geblieben, denn schon am nächsten Tag war Asako unter ihrem Balkon auf Knien herumgerutscht auf der Suche nach dem geliebten Schmuckstück. Allerdings war die Uhr unreparierbar gewesen, stand desshalb noch immer auf der selben Uhrzeit. Obendrein hatte das Glas einen irreparablen Sprung, das Uhrenhaus war zerkratzt und inzwischen angelaufen, aber die Gravur war noch sichtbar. Schwach, aber immerhin. Wieso sie sich immer noch nicht von dem dummen Ding trennen konnte war ihr schleierhaft. Sie schleppte es überall hin mit. Seufzend lies sie das angelaufene Silberschmuckstück zurück in die Jackentasche gleiten, wartete, bis die Türen sich öffneten und verlies den Fahrstuhl, bog aber sogleich ab in ein paar andere Büros. Sie war gerufen worden um das Design ihrer zukünftigen Rolle ab zu segnen. Das individuelle Tod-Design bei jedem Auftritt war inzwischen Tradition, ebenso wie die verschiedenen Kleider bei Elisabeth. Asako hatte eine ziemlich konkrete Vorstellung von dem, was sie wollte, besonders eine Sache hatte es ihr angetan. Die Idee war ihr beim Fotoshooting mit Natsuki gekommen, an dem eine der Maskenbildner ihre Hände gelobt hatte. Ihre Finger, die schon so vielen Menschen Leidenschaft verschafft hatten, waren immer ziemlich leer gewesen, so schön sie auch waren. Der Maskenbildner hatte ihr einen Ring gegeben, schlicht, doch prunkvoll und Asako hatte geradezu einen Narren an dieser Idee gefressen. Sie wollte einen ganz speziellen Ring für ihren Tod und wenn sie sich diesen extra schmieden lassen müsste, dann würde sie sich dennoch durchsetzen. „Du wolltest mit mir sprechen? Dann mach es bitte schnell ich hab noch zu tun.“ Saeko seufzte etwas. An die blonde Otokoyaku ran zu kommen hatte sich als schwieriger heraus gestellt, als sie zunächst angenommen hatte, hatte es dann aber doch geschafft ihr über Chigi eine Nachricht zukommen zu lassen. Glücklicherweise kannte sie Masao gut genug, denn immerhin stand sie Chigi ziemlich nahe. Zusammen mit Shio saß der ehemalige Top Star in der typischen Takarazuka-Bar, hatte sich einen Kaffee bestellt und sich mit der Hoshigumi-Darstellerin etwas abseits hingesetzt. „Ich mach es so schnell wie es muss.“ „Erklär mir erstmal worum es geht.“ „Ich will nur wissen, was Asako momentan treibt. Wir bekommen sie kaum noch zu Gesicht und...“ „'Wir'? Und 'wir' wären?“ „Ihre Freunde.“ „Beinhaltet das auch Kiriyan?“ Saeko hob eine Augenbraue. Warum sprach Shio gerade auf Kiri an? „Und selbst wenn, das hat nichts mit der Sache zu tun. Da du den meisten Kontakt zu ihr hast musst du irgendwas wissen.“ „Leider bin ich da genauso schlau wie du, Ayaki.“ „Das glaube ich dir nicht.“ Shio seufzte einmal und nippte an dem Kaffee, den sie sich bestellt hatte. „Es ist aber wahr. Ich bin die ganze Zeit davon ausgegangen, dass es nur um das Elisabeth-Stück geht, aber so wie das momentan läuft geht ihr ganzer Groll noch sehr viel tiefer.“ „Wie meinen?“ Die Blonde grinste sie einmal an. „Denkst du, du könntest mich einfach herpfeifen und mich aushorchen? Du hast immerhin noch nichts für mich getan. Sag mir also einen guten Grund wieso ich dir also auch nur ein Wort mehr erzählen sollte.“ Verächtlich schnaubte die ehemalige Tod-Darstellerin. Wäre ja auch zu einfach gewesen. „Ich kenne Asako besser als du.“ „Das sehe ich“, warf Shio nur ein, Saeko sprach aber einfach weiter. „Du weist wie ich, dass das ganze kein gutes Ende nehmen kann wenn nicht jemand eingreift.“ „Und was lässt dich glauben, dass du es kannst? Immerhin bist du nichtmal mehr in Takarazuka. Als Aussenstehende hast du doch keine Ahnung wie das alles momentan läuft.“ „Ich weis mehr als du mir vielleicht glauben magst.“ Saeko seufzte erneut, verschränkte die Finger auf dem Tisch. „Gut. Wir wissen beide wie sowas läuft. Was willst du?“ Shio tippte sich ans Kinn, schlug die Beine unterm Tisch übereinander und dachte ein paar Momente scharf nach. „Na gut. Ich mache dir einen Vorschlag. Du erzählst mir wieso du so versessen von Asako bist und ich erzählte dir wo sie momentan ihre Finger im Spiel hat.“ „Das scheint mir doch ziemlich persönlich zu werden.“ „Nenn es wie du willst.“ Die Otokoyaku strich sich einmal über die Augenbraue, lehnte sich zurück und sah die Blonde intensiv an. Sie würde wohl sofort merken, wenn sie Märchen erzählte, aber sie musste ja nicht die volle Wahrheit erzählen. „Asako und ich stehen uns nahe. Es würde mir das Herz brechen wenn ihr etwas passieren würde.“ Es schien der Blonden zu reichen, denn sie lächelte nur. Sie kannte dieses Lächeln nur zu gut. Es sagte einem, dass nicht mehr Informationen gebraucht wurden. „Verstehe. Dann wird es dich aber nicht freuen, dass Asako vor nicht allzu langer Zeit Natsuki flachgelegt hat und sie wie einen Puppenspieler an den Fäden hällt.“ „...Natsuki? Reden wir hier von Mizu Natsuki?“ „Erraten.“ Saeko wurde still, biss sich auf die Zunge und starrte auf den Tisch. War das der Grund, wesshalb Chika nicht mehr tagtäglich versuchte sie zu erreichen? Gut war das nicht, ganz und gar nicht. Mizu lies sich nicht an den Fäden halten, nicht ohne Gegenleistung. Ihr schwarnte übles. Amüsiert sah Shio zu, wie sich die Miene der ehemaligen Otokoyaku verhärtete und sie auf ihre Hände starrte. Dann war ihre Vermutung doch richtig gewesen. Sie hatte es irgendwie schon geahnt als sie Asako mal auf die Feder angesprochen hatte, die an einem Bild in deren Schlafzimmer hing, aber sie hätte nie gedacht, dass die Beziehung der beiden so tief ging. Allerdings beunruhigte sie das, was Ayaki gesagt hatte dann doch. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Asako in ihrem momentanen Zustand noch kontrollierbar war und nur der Teufel wusste, was das für ihre Pläne bedeuten würde. Am meisten fürchtete sie sich davor, dass die Tsukigumi-Darstellerin Chigi mit in die Sache reinziehen würde, jetzt da sie Kimu nicht mehr als Laufburschen hatte. Und da der Top Star sich mehr oder minder mit Natsuki verbündet war, sie wohl eher ausnutzte, kräftigte ihre Meinung nur noch weiter. „Shio...“, begann Ayaki mit einem Mal wieder und die Blonde sah von ihrem Kaffee auf. „Du solltest aussteigen bevor du es nicht mehr kannst.“ „Bitte? Was soll das heißen?“ „Ich kannte mal jemanden, der etwas ähnliches durchgemacht hatte. Sie war dir sehr ähnlich. Sie ist daran kaputt gegangen. Du solltest Chigi nehmen und mit der ganzen Sache einfach aufhören.“ „Und wieso zur Hölle sollte ich das tun?“ „...Gefällt es dir? Die ganze Macht zu haben meine ich.“ „Was soll die Frage?“ Ayaki schien ihr nicht zu zu hören. „Egal wie gut es sich anfühlt wenn alles so funktioniert wie man will, du rast auf einen Abgrund zu. Asako wird dich, wenn sie weiter so handelt, über die Klippe schubsen. Wenn sie es nicht tut, dann spätestens Natsuki.“ „Soll das eine Drohung sein?“ „Nein. Ein Ratschlag. Du weist nicht, worauf du dich eingelassen hast.“ „Das weis ich sehr wohl.“ „Und wenn du Chigi doch verlierst? Was machst du dann?“ „Chigi würde nie...“ „Es geht nicht darum, was sie, sondern was Asako tut. Jetzt, wo sie das Elisabeth-Stück in den Fingern hat, hat sie keinen Grund mehr sich zurück zu halten. Auch nicht mehr vor dir.“ Ayaki stand auf, verbeugte sich einmal ansatzweise. „Es liegt an dir, was du tust, aber denk bitte daran. Eine Bestie lässt sich nicht so einfach zämen. Nimm die, die du liebst, und leb dein eigenes Leben.“ „Kiriyan was zum Teufel ist nur los mit dir?“ Abermals versuchte Yuuhi etwas aus ihrer Freundin heraus zu quetschen. Die Tsukigumi-Vice hatte seit einer halben Ewigkeit kein Wort mehr gesprochen, stammelte höchstens etwas vor sich hin und redete nur flüssig wenn sie ihren Text runterratterte. Yuuhi hatte es geschafft Kiriyan für eine Rolle in Soragumi zu gewinnen. Nur ein kurzes Stück, eine kleine Rolle, aber es würde reichen um zu verhindern, dass Kiriyan in Tsukigumi's Produktion von Elisabeth mitspielen musste. Sie wusste nicht wieso, aber immer wenn ihr Gespräch in Richtung Asako ging wurde Kiriyan furchtbar still, bedrückt und wich aus. Sie hatte sich ihre Freundin beiseite genommen in der Trainingspause, hatte sie in einen Raum gezerrt und die Tür hinter sich abgesperrt damit die andere Schauspielerin nicht wieder vor ihr abhaute. „Es ist alles okay, Yuuhi. Du musst mich nicht anschreien desshalb.“ „Ich schreie nicht, ich...“ Die Soragumi-Vice rieb sich einmal die Schläfen und atmete durch. „Ich mach mir doch nur Sorgen um dich. Du meldest dich schon seit Tagen bei keinem.“ „Ich brauche halt Zeit für mich.“ „Das glaube ich dir nicht.“ Yuuhi trat an ihre Freundin heran, legte ihr die Hand an den Oberarm und strich diesen hinunter. „Du bist so seid du bei Asako warst...“ „Asako, Asako, Asako! Können wir mal über was anderes sprechen?!“ Yuuhi zuckte zurück, blinzelte etwas verwirrt. Warum war sie auf einmal so aggressiv? Das war doch sost nicht ihre Art. Generell benahm sich Kiriyan, als ob ihr etwas auf der Seele läge. „Kiriyan... Sprich doch endlich mal mit mir.“ „Ich... Ich will einfach nicht“, stammelte Kiri, wich Yuuhi's Blick weiterhin aus. „Versteh mich doch einfach.“ „Das kann ich nicht wenn du mir nicht sagst was ich verstehen soll. Du bist ohne Grund aggressiv, du weichst mir aus und...“ Mit einem Mal platzte ihr Kiriyan ins Wort, wobei ihre Stimme nur noch mehr zitterte, ebenso wie deren Hände. „Ich hab mit Asako geschlafen.“ Für einen Moment glaubte sie, sie hätte sich verhört. War das ein schlechter Scherz? Vielleicht ein Ablenkungsversuch, aber dazu war Kiriyan's Gesichtsausdruck viel zu betrübt. Yuuhi merkte, wie ihr die Gesichtszüge entglitten und sie Kiriyan ein paar Sekunden nur anstarrte. Diese setzte sich aufgelöst auf den nächstbesten Stuhl, vergrub die Hände in ihren Haaren und beugte sich dabei vornüber und die Soragumi-Darstellerin stand da wie ein Schluck Wasser. „W-Was soll das heißen?“, fragte Yuuhi dann doch verwirrt. Sie wusste genau, was sie gehört hatte, aber irgendwie schaffte ihr Verstand es nicht das ganze so richtig zu deuten. Kiriyan schlug sich einmal auf die Unterschenkel, sah auf und Yuuhi sah, wie ihr die Tränen in den Augen standen. „Wie 'was soll das heißen'? Du hast mich schon richtig verstanden. Ich bin mit Asako in der Kiste gelandet!“ Ihre Stimme brach hier und da. „Aber...“ „Wie? Ich weis es auch nicht.“ Kiriyan fuhr sich durch die Haare, schluckte einmal hart. „Ich wollte sie aufhalten. Ich wollte ihr sagen, dass das, was sie tut nicht richtig ist und einen Moment später...“ Sie kam nicht weiter, brach in ein tiefes Schluchzen aus und vergrub das Gesicht zwischen den Fingern. „Verdammt ich wollte nie... Ich hatte nie vor...“ „Wieso hast du es zugelassen?“ Die Soragumi-Vice wusste nicht, wie sie es schaffte ihre Stimme so ruhig zu halten, obwohl alles in ihr brodelte. Kiriyan hatte ihr immerhin versprochen... Und dann mischte sich Asako einfach ein? Wie konnte der Tsukigumi-Top-Star das nur tun? Sie wusste doch genau wie viel Kiriyan ihr bedeutete, hatte ihr immer Vorträge gehalten, dass sie doch endlich den Mut aufweisen sollte Kiriyan ihre Gefühle zu gestehen. „Ich weis es nicht.“ Abermals schluchzte Kiriyan lautstark. Yuuhi wollte zu ihr, wollte sie trösten, aber ihr Körper war wie gelähmt. „Ich weis nicht was es ist, aber ehe ich mich versehen hab war sie überall.“ Sie konnte ihr das alles nicht sagen, alles, was ihr gerade im Kopf schwebte. Kiriyan machte sich furchtbare Vorwürfe immer noch diese Gedanken zu haben, aber Yuuhi würde das nicht verstehen. Sich von Asako in der Richtung berühren zu lassen war, wie von einer verbotenen Frucht zu naschen. Sie konnte ihrer Freundin nicht von den süßen Lippen erzählen, von den heißen Fingern und der duftenden Haut ihres Top Stars, von den Berührungen, die sie hatten Sterne sehen lassen und sie willenlos gemacht hatte. Sie liebte Yuuhi, mehr als alles andere, aber das mit Asako war etwas, was sich wohl für immer in ihr Gedächnis gebrannt hatte. Der Morgen danach war aber so viel schlimmer gewesen. „Asako würde aber nicht...“ Kiriyan starrte zu Boden und krallte sich in ihre Hose. „Das ist nicht mehr Asako. Zumindest nicht so, wie wir sie kennen.“ Sie sah auf und sah zu Yuuhi, die mit glanzlosen Augen zu ihr sah. „Was meinst du?“ „Erinnerst du dich an das, was Gaichi uns erzählt hat? Von Saeko's Traum? Ich weis jetzt genau, was sie damit gemeint hat. Dieses Lächeln...“ Kiriyan fühlte wie sie bei dem Gedanken daran wieder bleich wurde und ihr Körper erzitterte, wie sie bei diesem Bild vor ihrem inneren Auge wieder zusammensackte. „Sie ist so grausam, Yuuhi. Da ist irgendwas in ihr und ich habe Angst davor...“ „...Etwas?“ Sie nickte. „Ich weis auch nicht, was es ist, aber es frisst sie auf und macht sie zu einem Monster. Sie hat mir gedroht, dass sie dich mir wegnehmen wird wenn ich was verraten aber... aber...“ Erneut brach Kiriyan in Tränen aus, spürte ein paar Sekunden später aber schon die warmen Hände ihrer Freundin an den überhitzten Wangen, die ihr Gesicht anhoben und zwangen ihr in die wunderschön dunklen Augen zu sehen. Sie waren so anders als die von Asako, ehrlich und treu. „Kiriyan. Du weist, dass ich dich nicht verlassen würde...“ „Ich hab dich betrogen.“ „Und ich sehe, wie Asako durchdreht. Und ich weis, dass du auf ihren Typ stehst.“ „Yuuhi...“ „Aber ich weis auch, dass du mich liebst, sonst hättest du mir das nicht gesagt.“ Yuuhi's Blick änderte sich auf einmal etwas, was Kiriyan nur als Wut interpretieren konnte. Sie küsste ihre Freundin kurz auf die Lippen. „Ich knöpf mir sie mal vor. Sie wird dich nicht nochmal anfassen.“ Kiriyan konnte gar nicht schnell genug reagieren, da war Yuuhi schon aus dem Raum verschwunden und Kiriyan saß verloren auf dem Stuhl. Sie wollte nicht, dass ihre Freundschaft derartig auseinanderbrach, aber aufhalten konnte sie das unvermeidliche nicht mehr. Gerade kam Asako aus dem Büro, zufrieden mit sich und mit der Art, wie das Gespräch verlaufen war. Sie hatte alles, was sie wollte genau so umgesetzt bekommen, zusätzlich hatte sie es noch geschafft, dass sie den Ring sogar behalten durfte. Sie liebte diese kleinen Momentos, die sie aus den verschiedenen Stücken sammelte. Schmuck, Kleidung, Accesoirs... Als Top Star durfte man sich meistens etwas aussuchen. Es war göttlich wie alle nach ihrer Pfeife tanzten und sie umschwärmten, auch, wenn es ihr aus irgendeinem Grund doch keine Genugtuung verschaffte. Irgendetwas fehlte. Vielleicht würde sich das geben. Ihr Telefon klingelte auf einmal und der Top Star kramte etwas verwirrt in ihrer Tasche. Wer rief um diese Uhrzeit denn noch an? Ein Blick auf das Display und sie sah Yuuhi's Nummer. „Was gibt’s denn Yuuhi?“, fragte sie als sie dranging und blieb vor dem Eingangsbereich stehen. „Wo bist du?“ Sie runzelte die Stirn. Die Soragumi-Darstellerin hörte sich wütend an. „Noch vor dem Trainingsgebäude...“ „Schwimmhalle. Jetzt.“ „Wieso? Was ist los?“ „Da ist jetzt grade keiner. Ich hab mit dir ein Hühnchen zu rupfen.“ „Gehts um Kiriyan?“ Dann hatte sie ihr Vice also doch verpetzt. Na schön. Damit konnte sie leben, immerhin konnte das durchaus interessant werden. „Gut. Wann?“ „Sofort!!“ Dann legte Yuuhi einfach auf und Asako sah auf ihr Handy, grinste. So noch eine, die ihr in den Rücken gefallen war. Sollte ihr recht sein, aber hetzen würde sie sich nicht. Stattdessen schlenderte der Tsukigumi-Star durch das Gebäude, tippte eine Nummer in ihr Telefon. Sie musste ja zumindest bescheid sagen, dass sie es wohl nicht zum Abendessen schaffte. Sie hatte Masao und Mirio eingeladen, ebenso wie Shio, die ja eigentlich schon zum Inventar gehörte. „Guten Abend, Asako“, kam es fröhlich vom anderen Ende. „Guten Abend Mirio. Hör mal ich bin heute Abend etwas später dran. Könntest du Masao und Shio bescheid sagen?“ „Klar. Hast du noch zu tun?“ „Ja. Das ganze hier zieht sich wohl noch ein wenig in die Länge.“ „Na gut. Aber mach nicht ganz so spät, ja?“ „Ich beeil mich. Du musst nicht lange ohne mich sein, Mydarling.“ Sie konnte geradezu hören wie Rio am anderen Ende errötete. „Bis später dann.“ „Bis später.“ Kaum aufgelegt fand sich die Tsukigumi-Darstellerin auch schon vor der Schwimmhalle wieder. Es war ganz in der Nähe des Takarazuka-Dorms und eigentlich kaum in Benutzung, schon gar nicht um diese Uhrzeit. Die meisten der jungen Schauspielerinnen zogen es vor ihre Freizeit irgendwo im Freien zu verbringen, da sie ja den ganzen Tag von vier Wänden eingesperrt waren und das Schwimmbad an sich war nicht gerade das größte. Es bestand aus einer 10 Meter Bahn, kaum vier Meter breit und einem Vorraum zum Umziehen. Die Halle war an eine Turnhalle angeknüpft, was die winzigen Ausmaße erklärte. Zwar wurde die Turnhalle schon eher genutzt, denn sie war geradezu gigantisch, aber um diese Uhrzeit war sie eigentlich geschlossen. Im Vorraum entledigte sich Asako ihrer Schuhe und der Jacke, ebenso ihrer Socken. Immerhin wollte sie nicht in kompletter Montur dort antanzen. Die kühlen Kacheln an den Füßen fühlten sich auch recht angenehm an. Entspannt ging sie in die Halle, sah sich dort erst einmal um. Sie war bissher nur einmal dort gewesen und das auch nur weil Osa sie mitgeschleppt hatte. Sie konnte schwimmen, aber sie tat es nicht gerne. An der Längsseite der Bahn sah sie Yuuhi schon stehen. Der Soragumi-Vice trug noch ihre Schuhe, hatte die Jacke über ihre Schulter geworfen und sah zu dem zweiten Eingang zur Schwimmhalle. Was glaubte sie woher sie denn kam? So schlecht war ihr Orientierungssinn nun auch wieder nicht. „Guten Abend, Yuuhi“, rief sie als sie an ihre Freundin heran trat, lächelte und sah die andere an während diese herumwirbelte. Sie sah mehr als wütend aus, aber davon lies sie sich ihr Lächeln nicht abschweifen. „Warum denn das wütende Gesicht? Das passt gar nicht zu dir.“ „Ich glaube das weist du ganz genau!“ „Bist du etwa böse weil ich dir zuvor gekommen bin bei Kiriyan? Sei doch nicht so besitzergreifend.“ „Besitzergreifend?? Kiriyan ist meine Freundin! Was würdest du denn tun, wenn ich mit Saeko ins Bett gegangen wäre?“ „Yuuhi.“ Asako lächelte und trat ans Wasser heran, hielt einmal den Fuß ins kühle Nass. „Saeko ist über ein Jahr mit Natsuki ins Bett gesprungen und ich hab das ausgehalten. Glaubst du mich würde es stören, wenn du da noch mit ihr ins Bett gehst?“ Sie sah im Augenwinkel, wie Yuuhi die Kinnlade runterklappte, aber sie schien sich genauso schnell wieder zu fangen. „Nur weil es DIR nichts ausmacht heißt es nicht, dass es mir auch egal ist! Kiri ist meine Freundin und DU allen vorran hast deine Finger von ihr zu lassen!“ „Ich allen vorran?“ Asako sah zu Yuuhi. „Was soll das denn heißen? Ich kann nichts dafür, dass sie von mir träumt anstatt von dir.“ „Das hat damit nichts zu tun!“ „So hat es nicht? Soweit ich das weist hat sie dich doch immer verschmäht wenn du sie ins Bett zerren wolltest.“ „Weil sie Zeit gebraucht hat!“ „Also ich weis nicht wie es dir geht, aber ich halte 30 Sekunden nicht für eine sonderlich lange Zeit. Sie war mehr als willig.“ Inzwischen sichtlich in Rage trat Yuuhi einen Schritt auf Asako zu, krallte sich in ihre Handflächen und knirschte leicht mit den Zähnen. „Du redest von Kiriyan wie von einem Fieh! Sonst geht’s dir aber noch gut ja??“ „Als ob es hier um was anderes ginge. Dass sie sich von mir hat flachlegen lassen, mehrmals wenn ich das so nebenbei mal einwerfen darf, zeigt doch nur, dass ihre Gefühle für dich nicht so stark sind wie du glaubst.“ Nicht so stark... Für einen Augenblick zweifelte Yuuhi tatsächlich. Kiriyan hätte sich doch nie Asako hingegeben wenn... Nein so durfte sie nicht denken. Kiriyan hätte es ihr nie verraten, hätte wohl eher mit ihr schluss gemacht wenn es ihr nicht ernst gewesen wäre. Sie hatte ihre Freundin immerhin weinen sehen. Asako wollte sie gegeneinander aufbringen, aber wieso. „Was zur Hölle hast du vor, Asako? So kenn ich dich gar nicht. Du hättest nie...“ „Nie versucht euch auseinander zu bringen? Mach dich nicht lächerlich.“ Der Tsukigumi-Star lächelte und trat vor sie, sah zu ihr auf. Da Yuuhi noch immer die Stiefel trug war sie markant größer als ihre alte Vorgesetzte. „Du bist die einzige, die sich hier lächerlich macht. Du erreichst damit gar nichts.“ „Denke ich kaum. Ich habe alles was ich haben wollte.“ „...Saeko kommt so nicht zu dir zurück.“ Asako schwieg, ihr Lächeln verflog und Yuuhi sah sie ernst an. „Darum geht es dir doch eigentlich oder? Um Saeko. Mehr nicht. Desshalb das ganze Theater. Du wolltest den Tod spielen damit du ihr näher sein kannst. Was ist denn daraus geworden? Wo ist die Frau hin, die mir unter Tränen eine Affaire gebeichtet hat? Verflixt Asako du zerstörst dich hier selbst, frisst das alles in dich herein!“ „Hör auf...“ „Ich sag dir mal was.“ Yuuhi war laut geworden, sah Asako an, die inzwischen auf den Kachelboden starrte. „Wir waren letztens bei Gaichi. Zusammen mit Saeko. Sie hat Alpträume von dir, Asako! Sie hat Angst vor dir, Kiriyan hat Angst vor dir, Gaichi und ich auch. Ich hab Angst vor dem, in das du dich entwickelst! Ich...“ „Ich sagte hör auf!“ Ehe sie reagieren konnte hatte Asako sie am Kragen gepackt, wobei sie aus Reflex an den Ärmel der anderen packte. „Du weist gar nichts! Hör auf so zu tun als ob du Allwissend wärst! Es ist mir scheißegal, was ihr von mir denkt! Ich brauche weder dich, noch Kiriyan, noch Gaichi!“ Sie wusste nicht, dass der Tsukigumi-Star eine derartige Kraft besaß, aber bevor sie es sich versah verlor sie den Boden unter den Füßen, fand sich kurz darauf schon im chlorhaltigem Wasser wieder, noch immer mit Asako's Arm zwischen den Fingern. Fast hätte sie sich an dem Wasser verschluckt, doch nachdem sie es schaffte die Augen unter Wasser etwas zu öffnen und sich orientierte, zerrte sie die Tsukigumi-Darstellerin mit sich an die Oberfläche. Sie wusste nicht, wie überrumpelt Asako von ihrer Reflexhandlung gewesen war, aber es war besser als die andere ertrinken zu lassen, denn sie hatte keine Ahnung ob Asako schwimmen konnte. Jetzt doch besorgt sah sie ihre Freundin an. „Asako...“ „Lass mich verdammt nochmal los!“ Die andere riss ihre Arme von Yuuhi los, schwamm ein wenig zurück und schlieslich an den Rand. Gut dann konnte sie also schwimmen. Yuuhi, inzwischen etwas von Asako entfernt, schwamm an den Rand und zog sich heraus. Es stellte sich als schwerer heraus, als es normalerweise war, denn die inzwischen klatschnassen Klamotten waren unglaublich schwer, klebten obendrein am Körper. Am schlimmsten fand sie jedoch die tropfenden Haare, die an ihrer Stirn, den Wangen, dem Nacken und den Hals klebten. Wenigstens war nur ihr Hemd weiß und wegen der Abbinde sah man nichts. Asako hatte sich nur auf den Rand gesetzt, hing mit den Beinen noch im Wasser und starrte auf die nun in Unruhe geratene Oberfläche. Im Nachhinein tat es ihr Leid, dass sie die Gefühle der anderen so ignorierte hatte, aber wer hätte schon ahnen können, dass sie in dieser Weise reagierte? Sie hatte sie nur zurück auf die richtige Bahn lenken wollen. „Jetzt hör mal...“ „Verschwinde Yuuhi. Wir sind fertig.“ „Hör doch mal zu.“ „Nein! Jetzt hörst du mal zu!“ Asako stand auf, strich sich die triefnassen Haare beiseite. Yuuhi dabei nicht verleugnen, dass sie verstand, wieso so viele auf sie abfuhren. „Ich bin fertig. Mit dir, mit Kiriyan, mit euch allen! Aber eins sag ich dir: Kiriyan wird in meinem Stück mitspielen! Ob es dir passt oder nicht! Wag es nicht dich in meine Angelegenheiten ein zu mischen! ICH sitze jetzt am Drücker! ICH bestimme was passiert!“ Yuuhi trat auf Asako zu, packte sie an den Schultern. „Asako lass das! Hör dich doch mal selbst reden! Ich will dir doch nur helfen!“ Erneut schlug die Tsukigumi-Darstellerin ihre Hände weg. „Lass mich einfach in Ruhe...“ Die Soragumi-Vice konnte nur dabei zusehen, wie Asako, mit leicht gesenktem Kopf, richtung Ausgang ging, dabei eine Wasserspur hinterlies. Eine andere junge Schauspielerin betrat die Vorhalle zum Schwimmbad, sah etwas verwirrt drien, als sie ein paar Schuhe und eine Jacke dort hängen sah. War da jemand etwa in Klamotten schwimmen? Sie schmunzelte. Das wäre sowieso mal die Idee, aber alleine machte das keinen Spaß. Sie wollte sich ja nur etwas entspannen, desshalb hoffte sie, dass da drin nicht mehr Action los war oder dass die Sachen zumindest einfach nur vergessen worden waren. Schnell hatte die junge Frau sich bis auf ihren Bikini entkleidet, als mit einem Mal die Tür aufflog und eine triefend nasse, aber offensichtlich sehr wütende Frau eintrat. Das schwarze Hemd klebte an dem offensichtlich wohlgeformten Körper, genauso wie die Hose. Aber war das nicht... Kein zweifel. Sena Jun. Shio verbrachte eine Menge Zeit mit dem Tsukigumi-Top-Star, aber was machte sie hier? „Uhm...guten Abend?“ „Geh mir aus dem Weg“, schnauzte der Top Star und sties sie auf die Seite, hatte sich ihre Jacke und die Schuhe geschnappt, wobei sie in letzteres notdürftig hineingestiegen war, und ging wutentbrannt aus der Halle. „Charmant...“, sagte die jüngere und lächelte schief. Na gut, wenn sie nicht wollte, dann halt nicht. Von Sena hatte sie bissher nur Erzählungen gehört, aber wow. Sie war wirklich schön. Kein Wunder, dass Shio so auf sie stand. Wieso sie wohl so sauer war? Neugirig ging die Otokoyaku in die Schwimmhalle, im Bikini versteht sich, und sah sich dort um, hob erstaunt die Augenbrauen, als sie eine ihr unbekannte Frau am Rand des Pools stand, das Hemd ausgezogen, welches sie über dem Pool auswrang und nur in Hose und Abbinde am Rand stand. „Guten Abend?“, fragte sie und die abgebundene Frau sprang geradezu einmal auf und wirbelte zu ihr herum. Sie kicherte. „Tut mir leid. Hab ich dich erschreckt?“ „Nur etwas.“ Erneut kicherte die größere. „Tut mir echt leid. Ich dachte ich bin heute alleine hier.“ Sie sah über die Schulter zu der Tür. „Gehörte die zu dir?“ „Uhm... mehr oder minder.“ „Das war Sena Jun oder?“ „Ja.“ Sonderlich gesprächig war sie ja nicht. Sie ging auf die andere zu, lächelte etwas. „Wie auch immer. Kaname Ouki oder einfach Teru. Hoshigumi.“ „Oozora Yuuhi. Soragumi.“ Oozora? Da klingelte was. „Ah du wirst der neue Top-Star oder?“ „Ja. Wie auch immer. Ich denke mal ich gehe. Ich bin immerhin klitschnass.“ Teru grinste schief. „Ärger im Paradies?“ „Mit Asako? Nein.“ Eine klare Lüge. „Ich bin einfach nur schlecht drauf.“ „Beim Schwimmen kann man sich gut abregen. Die Hose wär zwar etwas ungünstig, aber die kannst du einfach ausziehen.“ „Ich denke nicht...“ „Ach komm schon. Ich beise nicht. Ausserdem bin ich froh, wenn ich mal nicht alleine meine Bahnen ziehen muss.“ Noch immer sah Yuuhi sie nicht wirklich an, starrte auf ihr noch immer nasses Hemd und schien einen Augenblick nachdenken zu müssen. Schließlich seufzte sie doch. „Na gut. Ein paar Bahnen können ja nicht schaden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)