Ride the Rockers 8 - Love Revolution von raphael_asdrai (6. Sequel zu Ride the Rockers und Fortsetzung von Love Education mit Teilen von SCREW in neuer Hauptrolle) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 Also Aoi, Kai und Uruha das PSC Hauptgebäude betraten, waren Reita und Ruki schon da und saßen auf den gemütlichen Sesseln in der Lobby, einen Kaffeebecher in der Hand und aufmerksam über Reitas Handy gebeugt, so dass sie die Neuankömmlinge gar nicht bemerkten. Ein diabolisches Grinsen legte sich auf Uruhas Lippen, als er sich auf Zehenspitzen sich von hinten an Reita, der ihm näher saß, anschlich, und ihn mit seinen vom frischen Wind kalten Fingern am Nacken packte. Der Bassist quietschte erschrocken auf, zappelte und schlug um sich, ehe er Uruha, der bei seinem Gesichtsausdruck in schallendes Gelächter ausbrach war, mit finsterem Blick anfunkelte. »Du hast sie wohl nicht mehr alle?«, schimpfte er und rieb sich seinen Nacken, als würde er das unangenehme Gefühl damit vertreiben können. »Das wirst du mir büßen!« »Große Worte von jemandem, der sich vermutlich nicht mal anständig bewegen kann, weil sein Lover ihn gestern kopfüber an ein Kreuz gehängt und durchgevögelt hat«, konterte der Gitarrist und wich einen Schritt nach hinten, als Reita knurrte und seinen Kaffeebecher, den er zu Uruhas Glück schon geleert hatte, nach ihm warf. »Du kleine Ratte willst wohl Ärger haben«, fauchte er grimmig und setzte an, ihm hinterherzuspringen, ehe er mit einem Mal stockte, als ihm etwas dämmerte. »Hey Moment!« Sein Blick zuckte zu Ruki, der betont beschäftigt auf das Handy starrte und seinen Kaffee schlürfte. Aoi schlug sich eine Hand gegen den Kopf und Kai rollte mit den Augen, während Uruha vor Lachen beinahe auf dem Fußboden kollabierte. Es war noch nicht einmal 11 Uhr Vormittags und der normale Wahnsinn war schon wieder einmal in vollem Gange. »Wenn du nicht willst, dass ich dich mit meiner Nasenbinde im Schlaf erdrossle, spucks aus!«, knurrte Reita seinen Freund an, die Hand drohend erhoben, und dieser schluckte trocken, sichtlich mit sich ringend, ob es eine gute Idee war, seinen Kaffee als Wurfgeschoss zu benutzen und Vorsprung zu gewinnen, oder ob er doch lieber schnell noch Uruha erwürgen sollte, bevor er selbst das Zeitliche segnete. »Ruki, ich warne dich!« Eine steile Falte bildete sich auf Reitas Stirn, die den Sänger dazu veranlasste, beschwichtigend die Hände zu heben, während er dem brünetten Gitarristen, der sich mit einer Hand den Bauch hielt und mit der anderen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte, einen giftigen Blick zuwarf, der nur allzu deutlich machte, welche Qualen er ihm zufügen würde, sollte er ihn in den nächsten Stunden allein erwischen. »Es könnte eventuell sein, dass ich ein Foto gemacht und es aus Versehen an Uruha geschickt habe«, antwortete er mit einem gezwungenen Lächeln, das kläglich scheiterte, als Reitas Blick noch finsterer wurde als zuvor. »Aber Baby, du sahst so unglaublich sexy aus, ich wollte nur mit dir angeben!« Er klimperte um Vergebung bittend mit den Wimpern und griff nach Reitas Handgelenken, um ihn zu sich heranzuziehen. Reita murrte leise, doch als sich Rukis Hände an seine Hüfte legten und seine Daumen das T-Shirt ein klein wenig nach oben schoben, um darunter zu schlüpfen und über die weiche Haut zu streicheln, begann sein Ärger ebenso schnell zu verschwinden, wie er gekommen war. »Ich dachte, seitdem Kai nicht mehr überall mit einer Kamera rumrennt, würde man hier ein wenig Privatsphäre bekommen!«, schnaubte er leise, jedoch weniger gereizt als noch vor ein paar Sekunden. Seine Finger legten sich auf Rukis Hände und schoben sie ein Stückchen weiter unter sein Shirt, so dass der Stoff nach oben geschoben wurde und den Blick auf einige rote Striemen freigaben, die sich in unregelmäßigen Mustern über seine gebräunte Haut zogen. Uruha schnappte nach Luft, als er es sah, und setzte an, etwas zu sagen, doch Kais Ellenbogen, der sich dezent aber sichtbar schmerzhaft in seine Seite rammte, ließ ihn verstummen und sich leise murrend zu Aoi trollen, um sich von hinten an ihm zu schmiegen und sich den Arm tätscheln zu lassen. Ein amüsiertes Lächeln huschte über Kais Gesicht, als er Reita verspielt zuzwinkerte. »Wer sagt, dass es nirgendwo mehr Kameras geben würde, nur weil du mich nicht damit rumrennen siehst«, grinste er und zupfte sich elegant ein paar Ponysträhnen zurecht, während Reitas Augen sich weiteren und er hörbar die Luft einsog. Doch noch bevor er etwas erwidern konnte, hatte Ruki ihn geschnappt, auf seinen Schoß gezogen und seine Lippen mit den seinen verschlossen, um die Diskussion mit dem einzigen Mittel zu unterbrechen, mit dem er Reita immer wieder um den Finger wickeln konnte. Er vergrub die Hand im Schopf des anderen, ihn besitzergreifend daran hindernd, sich zu befreien und sehr deutlich machend, wer in ihrer Beziehung den Ton angab – und nach wenigen Sekunden hatte der Bassist jegliche Versuche der Gegenwehr aufgegeben und schmiegte sich gegen ihn. Sein Po drückte sich gegen Rukis Schritt, welcher ein leises Keuchen von sich gab und in den Kuss grinste. Aoi betrachtete es mit Faszination, doch als er spürte, wie eine Hand des Gitarristen, der sich noch immer von hinten an ihn quetschte, über seinen Oberschenkel zu geistern begann, wurde es ihm zu bunt. Sie waren hier in der Öffentlichkeit, Herrgott nochmal! »Werdet ihr euer sexuelles Übersprungsverhalten bitte zu Hause ausleben!«, maulte er gereizt und ließ seinen Blick zur Rezeption huschen, hinter der eine schmale Empfangsdame in einigen Unterlagen blätterte. Entweder hatte sie nichts mitbekommen oder sie war schon so abgehärtet, dass sie nicht einmal mehr schockieren würde, wenn sich komplett Gazette vor ihren Augen in pinken Latexanzügen bespringen würden. Wundern würde es ihn nicht. War er hier der Einzige, der den letzten Funken Anstand noch nicht verloren hatte? »Du bist so ein Spielverderber!«, brummte Uruha, als Aoi seine Hand von seinem Schenkel wischte und sich mit zarter Gewalt aus seiner Umarmung herausboxte. Auch Ruki murrte leise, doch dann ließ er von Reita ab, der sich zurück auf seinen eigenen Sessel sinken ließ und deutlich missmutig nach Rukis Kaffeebecher griff. Einen Moment lang herrschte Schweigen und Aoi zog die Brauen zusammen, überhaupt nicht einsehend, warum er auf einmal der Spielverderber war, nur weil er sie davor bewahrt hatte, sich morgen mit Skandalfotos im Internet zu finden. Sein Blick wanderte zu Kai, dem einzigen von ihnen, dem er zumindest ansatzweise einen klaren Kopf zutraute, doch als auch dieser nicht antwortete, rollte er nur mit den Augen und seufzte tief. Diese Kinder! Manchmal merkte er, dass er der Älteste von ihnen war. »Was habt ihr euch vorhin so interessiert angeguckt?«, wechselte er das Thema und deutete auf Reitas Handy, was zwischen Zeitungen auf dem kleinen Tisch vor ihnen lag. »Oh, die Neuen!«, erklärte Reita sogleich und ließ von seinem Kaffee ab, ehe er mit leuchtenden Augen nach dem kleinen schwarzen Gerät griff, den Bildschirmschoner wegdrückte und es Aoi hinhielt. »Sind die nicht niedlich? Wir haben noch nicht aufgeteilt; noch hast du freie Auswahl!« Aoi hob eine Augenbraue, als er den letzten Kommentar hörte, doch er ließ es lieber, darauf näher einzugehen. Interessiert betrachtete er den Live-Clip, der über den kleinen Bildschirm flackerte – ohne Ton, da die schlechte Qualität der Aufnahme schon davon zeugte, dass man vermutlich außer Krach nichts hören würde – ehe er ihn wegklickte und durch die Bilder blätterte, die danach folgten. ›Niedlich‹ hatte Reita gesagt. Nun ja, Ansichtssache. Für ihn sagen sie aus wie jede andere Visu-Band auch, die in den letzten Monaten überall wie Pilze aus dem Boden schossen. »Hey, ist das ein Ruki-Cosplayer?«, ertönte Uruhas überraschte Stimme und er quetschte sich neben Aoi, um den Bildschirm besser sehen zu können. Auch Kai drängte sich daneben und betrachtete das Bild des blonden Sängers mit dem starken Make-up, der in der Mitte seiner Band stand, ehe sein Blick zu dem Sänger seiner eigenen Band schnellte. Pose und Frisur stimmten. Verblüffend, was ein bisschen Styling bewirken konnte. Aoi klickte ein Bild weiter und lachte kurz, als ein Bild mit einer Pose erschien, die er nur allzu gut von Ruki kannte, ehe er das Handy an Uruha weitergab, der sich neben Kai auf einen der Sessel fallen ließ und weiter darin herumklickte. »Ist ja nichts neues, dass ich Fanboys habe!«, grinste Ruki, sichtlich nicht unerfreut über die Tatsache, dass eines seiner Groupies seit neustem bei seinem Label unter Vertrag war. »Wenn ich er wäre, würde ich mich auch cosplayen!«, meinte er weiterhin und langte nach seinem Kaffee, den Reita unter Beschlag genommen hatte. »Also, ich finde es auch gut!«, grinste dieser und leckte sich anzüglich über die Lippen. »Aber nur, weil du dir schon ausmalst, wie es wäre, von zwei Rukis gleichzeitig gevögelt zu werden«, warf Kai trocken ein, bevor er sich wieder mit einem sichtlich begeisterten Uruha in die Fotos vertiefte. »Hey, unschuldig!«, verteidigte sich Reita äußerst unglaubwürdig und lachte auf, als Ruki ihm einen kurzen Tritt verpasste, jedoch genauso breit grinste wie er. »Ich finde es vollkommen normal, dass ich mir Gedanken mache, wie wir die Neuen ›heranziehen‹ und auf das Business ›vorbereiten‹.« Sein anzüglicher Tonfall war sehr auffällig und Ruki wippte zustimmend mit den Augenbrauen. »Uruha hat auch einen Fanboy!«, sagte er und gestikulierte in Richtung des Handys. »Der eine mit den roten Haaren! Du müsstest den mal live posen sehen! Ich glaube, er guckt sich unsere DVDs in Dauerschleife an und übt vorm Spiegel! Schöne straffe Schenkel, perfekt für Hotpants!« »Fanboy?« Uruhas Augen leuchteten und er studierte das Bild, das er gerade offen hatte, eingehender. »Der ist ja unglaublich niedlich! Und sexy! Kein Wunder, er kommt schließlich nach mir!« »Nur jünger und hübscher!«, stänkerte Reita und lachte, als der Gitarrist empört schnaubte, offensichtlich erfreut darüber, dass einen Weg gefunden hatte, sich für dessen Aktion von vorhin zu rächen. Aoi verdrehte die Augen und schüttelte leicht den Kopf, ehe er sich hilfesuchend zu Kai umblickte, der sich unbemerkt zum Kaffeeautomaten abgesetzt hatte und drei dampfende Becher in den Händen balancierend zurückkam. Einen drückte er Aoi in die Hand, den anderen schob er Uruha hin, dessen Nase begeistert zuckte, als er den Geruch bemerkte. »Love you!«, bedankte er sich, ehe er geräuschvoll schlürfte und sich zurücklehnte, den Blick über die Glasfront wandern lassend, die die Lobby wie ein Schaufenster von der Seitenstraße abgrenzte, in der sich das PSC Gebäude befand. Große Plastikbäume und Plakate der Bands ließen beinahe keinen Blick ins Innere zu, doch von innen konnte man relativ gut sehen, was draußen vor sich ging. Normalerweise kamen hier wenige Leute vorbei, doch heute stand eine kleine Gruppe in unmittelbarer Nähe und rauchte. »Hey, sind sie das?«, fragte er mit einem Mal und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Aois Blick schnellte herum und auch die anderen musterten interessiert das kleine Grüppchen junger Männer. »Keine Ahnung«, sagte Kai und legte den Kopf schief. Reitas Blick wanderte zwischen Foto und Fenster hin und her. »Sollen wir sie reinholen?«, überlegte er und Ruki nickte. »Meinen Cosplayer würde ich erkennen!«, fügte er unterstützend hinzu, doch Kai schüttelte den Kopf. »Erst mal will ich wissen, was das hier alles soll!«, sagte er und Aoi nickte abwesend. Genau das hatte er sich auch schon gefragt, seitdem sie vor einer Stunde den seltsamen Anruf erhalten hatten. Was genau hatte es eigentlich damit auf sich? Sie waren keine Babysitter! Sie kannten die anderen nicht mal! Und normalerweise war es auch nicht üblich, dass sich die älteren Bands um die neuen kümmerten. Sie selbst hatten auch keine Babysitter bekommen, als sie zur PSC gewechselt waren! Es beruhigte ihn, dass sich wenigstens einer die selben Gedanken zu machen schien und nicht nur damit beschäftigt war, darüber zu debattieren, wer wen zuerst entjungfern sollte. »Welcher von denen wohl mein Cosplayer ist?«, fragte Uruha und wiegte den Kopf nachdenklich hin und her, Kais Bemerkung vollkommen ignorierend. »Ob der auf mich steht?« Aoi konnte mühsam dem Drang widerstehen, sich am zweiten Mal an diesem Tag mit der Hand vor die Stirn zu schlagen. »Am Ende steht Aoi auf ihn, weil er jünger und hübscher ist als du!«, stichelte Reita erneut und unterdrückte ein Lachen, als er Uruhas entsetzten Gesichtsausdruck sah, ehe sich der Gitarrist leise jammernd an den Schwarzhaarigen quetschte. »Du wirst nicht auf ihn stehen, oder? Du liebst doch nur mich?«, fragte er mit großen Augen und wickelte seine Hände besitzergreifend um Aois Hüfte, der sichtlich erschrocken die Luft einsog, als sich der Kopf des anderen in seinen Nacken schob und eine Hand unter sein Shirt zu wandern drohte. Leichte Panik stieg in ihm auf, als er bemerkte dass die jungen Männer langsam in Richtung der Tür steuerten und die Hälse reckten, um zu erkennen, ob sich jemand in der Lobby befand. Zu seiner Erleichterung zauderten sie, ehe sie die Tür erreicht hatten und wanderten scheinbar verlegen ein paar Schritte zurück. Oh Gott, hatten sie sie etwa gesehen? Er liebte Uruha, er hatte es gern, wenn er ihn berührte, aber er hatte ganz sicher nicht vor, schon am ersten Tag, an dem er der anderen Band begegnete, den Ruf einer Schwuchtel zu haben. Denn auch wenn es die anderen ungern wahr haben wollten, es gab im Visual Kei Geschäft tatsächlich Bands, die hetero waren! »Pfoten weg!«, zischte er ein wenig schärfer als beabsichtigt und riss sich aus Uruhas Umarmung los. Der andere schnappte nach Luft, doch anstatt sich zu beschweren, seine Befreiungsversuche zu ignorieren oder ihm einen anzüglichen Kommentar an den Kopf zu werfen, wie er es sonst immer tat, stand er nur sichtlich schockiert da und klappte den Mund auf und zu. Seine Augen zuckten irritiert und Aoi biss sich auf die Unterlippe, als er bemerkte, dass er den anderen mit seiner heftigen Reaktion sichtlich verstört hatte. Doch es geschah ihm ganz recht! Warum tat er sowas auch in der Öffentlichkeit! »Aoi, ganz ruhig«, versuchte Kai zu beschwichtigen und legte ihm einen Arm um die Schulter, doch wie nur Sekunden zuvor zuckte Aoi zurück und zog grimmig die Augenbrauen zusammen. Hatte Kai nicht verstanden, warum er Uruha zurückgestoßen hatte? Und nun machte er das selbe? »Du auch!«, knurrte er angesäuert, selbst nicht wissend, warum er so gereizt reagierte, anstatt es ihnen einfach zu erklären. Langsam müssten sie es nun wirklich wissen! Er wich ein paar Schritte zurück und versuchte seine Fassung wieder zu gewinnen, Kais verständnislosen Blick bewusst ignorierend. Stattdessen schnellte sein Blick erneut zum Fenster, bemüht, irgendwie an der Reaktion der Männer auf der Straße herauszufinden, ob und was genau sie gesehen hatten. Ein wenig schämte er sich dafür, dass er so überreagiert hatte. Aber noch viel größer war die Sorge, was passieren würde, wenn ihn seine Freunde durch ihre unüberlegte Aktion einfach so geoutet hätten. »Ich glaube nicht, dass sie überhaupt sehen, dass wir hier drin sind«, warf Reita ein, sichtlich irritiert von der plötzlich angespannten Atmosphäre. Doch noch bevor einer von ihnen antworten konnte, gab die Fahrstuhltür ein ›Bling‹ von sich und der Manager von Kra betrat die Lobby. Sie verbeugten sich höflich und nickten, als er ihnen mitteilte, dass sie von ihrer eigenen Managerin erwartet wurden. Aoi seufzte tief durch, ehe er sich ein Lächeln auf die Lippen zwang und versuchte, die schlechte Laune abzuschütteln, die ihn plötzlich überfallen hatte. Uruhas Gesicht war verdunkelt und auch Kai wirkte sichtlich mitgenommen, aber keiner von ihnen unternahm noch einmal den Versuch, ihn vor anderen Personen bloßzustellen. Vielleicht hatte er es endlich geschafft, dass sie sich in Zukunft zwei Mal überlegen würden, wann genau der richtige Zeitpunkt war, ihn zu befummeln. ~*~ »Setzt euch bitte«, begrüßte sie die Managerin mit einem freundlichen Lächeln in ihrem Büro und deutete auf die Stühle vor ihrem Schreibtisch und das kleine Sofa an der Seite. Aoi ließ sich gegen seine Gewohnheit auf einem der Stühle nieder, ebenso Kai, der als Leader immer diesen Platz einnahm, während Reita, Uruha und heute auch ausnahmsweise Ruki das Sofa in Beschlag nahmen. Einen Moment lang fragte sich Aoi, ob er vielleicht etwas abdrehte, aber er wollte ihnen gar nicht erst Gelegenheit bieten. »Ich habe dir am Telefon schon das Wichtigste mitgeteilt«, sagte sie, zu Kai gewandt. Sie war eine kleine, schlanke Frau mit Brille und einem frechen Dutt auf dem Kopf, doch ebenso geschäftstüchtig wie scharfzüngig. Obwohl sie die meiste Zeit sehr freundlich zu ihnen war, hatten sie alle ordentlichen Respekt vor ihr. »In nächster Zeit werden wir zwei neue Bands aufnehmen. Wir haben lange keine neuen Bands mehr unter Vertrag genommen und haben große Erwartungen an sie. Ihr Debut ist noch für diesen Monat geplant, deshalb ist es wichtig, dass wir sie schnellstmöglich auf ihre Arbeit hier vorbereiten.« Sie setzte ab und warf einen gewichtigen Blick in die Runde, der sehr deutlich machte, wie ernst ihr die Angelegenheit war. Reita und Uruha nickten nur abwesend. Sie waren diejenigen, die bei solchen Besprechungen meist nur körperlich anwesend schienen und den geschäftlichen Teil gern Ruki und Kai überließen. Nur wenn es um die Wahl der Outfits ging, konnte Uruha zu ungeahnt leidenschaftlichen Debatten ansetzen, was jedoch hauptsächlich der Tatsache geschuldet war, dass er noch immer um die Befreiung seiner Schenkel oder wie er es nannte, für den ›Tod der Hotpants‹ kämpfte. Bisher jedoch eher erfolglos. »Und was genau sollen wir mit ihnen machen?«, fragte Kai. Ruki nickte, die Stirn in Falten gezogen. »Sie beschäftigen, ein wenig mit ihnen Musik machen, sie darüber aufklären, wie sie sich benehmen müssen«, antwortete die Frau und seufzte tief, als die Falte auf Rukis Stirn tiefer wurde. »Die haben sich nicht gerade erst gegründet, müssten die das nicht wissen?«, fragte er forsch und ignorierte Kais mahnenden Blick, dass er sich benehmen sollte. »Wer betreut die andere Band?«, lenkte der Leader ab, doch seine Frage schien nicht sonderlich besser zu sein. »Keiner«, antwortete die Managerin, ehe sie sich den Nacken rieb und den Kopf schüttelte, weniger unzufrieden mit den Fragen ihrer Band als mit der Gesamtsituation. »Okay, ich will euch nicht anlügen«, sagte sie schließlich, als sie die misstrauischen Blick von allen Seiten auf sich spürte. »Es gefällt mir genauso wenig wie euch, das kann ich euch sagen. Aber mir sind die Hände gebunden.« Aoi hob eine Augenbraue und blickte verwirrt zu Kai, welcher jedoch ebenso irritiert wie er war. Selbst Uruha und Reita schienen plötzlich aus dem Wachschlaf, in den sie fielen, sobald es auch nur annähernd um Business ging, zu erwachen, und spitzten die Ohren. »Die Situation ist folgende«, begann die Managerin zu erklären. »Das Musikgeschäft läuft nicht mehr so gut wie früher. Wir müssen sehen, woher wir unser Geld bekommen. Und SCREW sind ein sicherer Weg dahin. Die Eltern eines der Jungs sind beinahe unverschämt reich. Er wollte unbedingt eine Band, er hat sie bekommen. Er wollte unbedingt in die PS Company, also haben sie ihm einen Vertrag gekauft. Und sie werden sehr gut bezahlen, wenn er hier glücklich wird. Und euer Job ist es, dafür zu sorgen, dass genau das passiert!« Sie setzte ab und lehnte sich zurück, während der Rest von Gazette sie sichtlich erschüttert anstarrte. Uruhas Augen waren so groß wie Untertassen, Reitas Mund stand auf und selbst Ruki, der normalerweise sehr gefasst blieb, starrte sie ungläubig an. Auch Aoi konnte nicht fassen, was sie gerade erzählt bekommen hatten. Er öffnete und schloss den Mund wie ein Karpfen, ohne etwas zu sagen, ehe er sich durch die Haare fuhr und erneut zu Kai blickte. Kai wusste immer, was zu tun war. Der Leader hatte die Stirn in tiefe Falten gezogen und die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Es schien ihm überhaupt nicht zu gefallen, was er gerade gehört hatte. »Und was haben wir davon, wenn wir die bespaßen?«, fragte er mit scharfer Stimme, scheinbar vergessen, dass er Ruki noch kurz zuvor für eben so einen Tonfall gerügt hatte. »Ihr behaltet euren Vertrag!« Diesmal musste Aoi husten, so sehr hatte er sich erschreckt. Einen Moment herrschte vollkommene Stille und man hätte die Luft mit einem Messer schneiden können. Selbst Kai schien so vor den Kopf gestoßen, dass ihm schlichtweg die Kinnlade heruntergeklappt war. Der sonst so gefasste Leader brauchte ein paar Momente, bis er sich wieder gefangen hatte, doch bevor er etwas sagen konnte, schnitt ihm die Frau das Wort im Mund ab. »Versteht mich nicht falsch«, sagte sie mit ruhigem aber ernstem Tonfall. »Ich will euch sicher nicht aus eurem Vertrag rausschmeißen. Aber Geld regiert das Label. Und die Jungs haben tatsächlich Talent. Sorgt dafür, dass sie es nicht als eure Cosplay-Band verschwenden! Haltet einfach eine Weile den Kopf unten und kümmert euch um sie, bis sie selbst wissen, was sie wollen. Ich verlasse mich auf euch!« Sie lächelte freundlich und nickte Kai zu, auf dessen Gesicht sich die verschiedensten Emotionen spiegelten. Er wirkte, als würde er protestieren wollen, sichtlich unzufrieden damit, dass man sie, die zur Zeit erfolgreichste Band des Labels, so behandelte. Doch dann atmete er tief durch und nickte. »Solange es nur vorrübergehend ist…«, sagte er leise und schüttelte für sich selbst den Kopf, ehe er sich fahrig durch die Haare wischte. Aoi saß nur stumm da und versuchte, die Informationen der letzten Minuten zu verdauen. ›Was zur Hölle‹ war das Einzige, was ihm dazu einfallen wollte. Er hatte ganz sicher nicht vor, ein paar Kinder zu bespaßen. Oh, er konnte sich sicher vorstellen, dass die anderen nach kurzer Zeit sehr begeistert sein würden. Vor allem Ruki und Reita, die vermutlich schon in Gedanken mit sich debattierten, welches ihrer Sexspielzeuge sie an den Neuen zuerst ausprobieren würden. Aber er hatte nicht die geringste Lust darauf. Wenn sie von nun an ständig um sie herumhängen würden, würde das nur zu unangenehmen und vermutlich hochgradig peinlichen Situationen führen – vermutlich meistens für ihn. Und wenn sie herausfinden sollten, dass er zwei Lover hatte, würden sie ihn als pervers abstempeln. Goodbye, angenehmes Leben! »Welcher von denen ist denn der reiche Bengel?«, fragte er mürrisch, innerlich beginnend, leichten Groll gegen diesen zu entwickeln. »Kazuki«, antwortete die Managerin, und er zuckte als Antwort mit den Schultern. Woher sollte er wissen, wer von denen welcher war? Sie deutete seine Geste scheinbar richtig, denn anstatt zu antworten, holte sie aus einem Paket auf ihrem Schreibtisch einen Flyer hervor – allen Anscheins nach frisch gedruckt – und deutete auf einen hübschen jungen Mann mit roten Haaren und Piercing in der Unterlippe. »Der da!« »Mein Cosplayer?« Uruha, der ebenso wie die anderen beiden neugierig von der Couch aufgestanden war, um einen Blick auf den Grund zu erhaschen, warum sie ihre Freizeit in den nächsten Wochen für Babysitten opfern durften, sog überrascht die Luft ein. Dann grinste er. »Hey, ich habe einen reichen Fanboy! Vielleicht will er mein Sugar Daddy werden. Oder eher Sugar ›Baby‹!« Er lachte über seinen eigenen Scherz, sichtlich begeistert von der Vorstellung, doch ein strenger Blick der Managerin rief ihn zur Ordnung. »Keine Scherze mit den Neuen!«, mahnte sie, und Aoi schluckte trocken, als er aus ihrem Tonfall zu erkennen glaubte, um was es wirklich ging. Einen kurzen Moment wollte er im Erdboden versinken, auch wenn ihm hätte klar sein müssen, dass dem Label sicher nicht verborgen blieb, was die Bands untereinander alles trieben. Aber so direkt damit konfrontiert zu werden, war doch ein wenig viel für seine Nerven. Uruha murrte leise, doch er schien sich mit der Antwort abzufinden. Aoi hoffte inständig, dass er sich auch tatsächlich daran halten würde. Er wusste, wie gern sein Freund andere um seinen Finger wickelte und bezirzte. Und auch, wenn er, seitdem er mit Aoi und Kai zusammen war, mit niemand anderem mehr geschlafen hatte, hielt ihn dies noch lange nicht davon ab, zu jedem passenden – und meistens unpassendem – Zeitpunkt unanständige Anspielungen zu machen. Aoi hielt sich nicht für prüde und wenn sie unter sich waren, fand er es sogar amüsant und sexy. Aber Fremde, von denen er nicht wusste, wie sie darauf reagieren würden, sollten diese Seite seines Freundes lieber nicht kennen lernen. »Und da ist noch etwas. Uruha!« Die Managerin warf dem Gitarristen einen ernsten Blick zu, der sie sichtlich überrascht anblickte, als sie ihn ansprach. »Keine Angst, ich verspreche, ich werde ihn nicht-«, begann er sich zu verteidigen, doch sie schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht. Uruha, morgen wird Kazuki bei dir einziehen!« Tbc. Ich habe öfter Updates versprochen! Bis jetzt halte ich mich gut dran, oder? Soso, Kazuki ist also ein reiches Söhnchen (komplett erfunden) und wird bei Uruha wohnen! Warum nur? Und bitte denkt nicht, dass ich SCREW nicht mag. Es könnte vielleicht so klingen. Ich liebe sie sehr! Aber ganz am Anfang dachte ich auch wtf Cosplayer? XD Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wer der Manager von Gazette ist. Ich meine mich zu erinnern, dass es eine Frau war. Ich könnte das aber auch total verwechseln. Aber da die PSC sicher auch kein fancy Gebäude mit Lobby hat, nehme ich mir ein weiteres Mal kreativen Freiraum XD Noch etwas: OMG IST DAS NEUE ALBUM BRILLIANT ODER WAS??? Ich liebe es! Ich liebe, liebe, liebe es! Ich war lange nicht mehr so begeistert von ihnen! Wenn ihr es noch nicht gehört habt, macht es! Es läuft bei mir in Dauerschleife und ich habe mir den Kopf am Kronenleuchter gestoßen, als ich dazu headbangend auf meinem Bett rumgehüpft bin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)