No Dream Can Heal A Broken Heart von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 Schweißgebadet saß der blonde Japaner in seinem Bett, wischte sich über die Augen. Noch immer weinte er, auch wenn er schon vor einer guten halben Stunde aus diesem Traum aufgewacht war. Aber das Bild brannte noch immer auf seiner Netzhaut, verschwand auch nicht, wenn er die Augen aufgerissen hielt und versuchte, nicht zu blinzeln. Es war das Bild des toten Gibbon-Babys. Das Bild der sterbenden, so hoffnungsvoll schauenden Augen, die ihn ansahen und die nicht verstehen konnten, was passierte. Die doch gerade erst die Welt erblickt hatten… und die sich nach so kurzer Zeit schon wieder für immer schlossen. Unwirsch scheuchte Kyo die Tränen von seinen Wangen. Kaoru hatte Recht. Sie hatten nichts mehr tun können. Schon bei der Geburt waren die Chancen für das Überleben des Kleinen beständig gesunken. Und trotzdem konnte er nicht aufhören darüber nachzudenken, ob es nicht doch etwas gegeben hätte, was dem kleinen Affenbaby das Leben geschenkt hätte. Mit einem Blick auf die Uhr erkannte der Blonde, dass es sich nicht mehr lohnte, sich wieder hinzulegen. Vor allem, weil er ohnehin nicht mehr eingeschlafen wäre. In weniger als einer Stunde wäre er eh aufgestanden um sich für die Arbeit fertig zu machen und so schob er sich aus dem Bett und trottete ins Bad. Die morgendliche Routine half ihm, die Bilder zu verdrängen und nachdem er seinen Kaffeebecher gefüllt hatte, schwang sich Kyo auf sein altes Fahrrad und fuhr die 2 Kilometer bis zum Zoo am Rande der Stadt. Hier arbeitete er nun schon seit einigen Monaten an der Seite des Zootierarztes und vervollständigte so sein letztes praktisches Jahr, bevor er zur abschließenden Prüfung zugelassen werden würde. Langsam schob er sein Fahrrad durch den noch ruhigen Park, lauschte den inzwischen so bekannten Geräuschen, die nur hier und da an sein Ohr drangen. Er liebte es, so früh hier zu sein, ohne Menschen, die die Wege verstopften und laut schreiend auf die Tiere deuteten. Und auch ohne Kollegen. Es war nicht so, dass er seine Kollegen nicht mochte. Jeder war auf seine Art und Weise okay und sie alle verband dasselbe Ziel, nämlich das Wohlergehen der Tiere hier im Zoo. Trotzdem mied der Blonde das Zusammentreffen mit den anderen Pflegern und wenn, dann blieb er höflich zurückhaltend. Er wollte keinen näheren Kontakt zu diesen Menschen. Und er wollte nicht freundlicher sein, als er unbedingt musste. Nur bei Kaoru riss er sich zusammen. Das war immerhin derjenige, der ihn in 6 Monaten prüfen würde, der entschied, ob er als Tierarzt geeignet war oder nicht. Und Kaoru verstand seine Sicht auf Menschen, war selber kein Mann der großen Worte. Vor der Tierarztpraxis stellte Kyo sein Rad ab und schloss die Tür des einzeln stehenden Gebäudes auf. Sofort schwappte ihm der Geruch von Desinfektionsmittel entgegen und er schritt rasch durch den Flur, um die Fenster zu öffnen. Kaoru war noch nicht da und mit einem Blick auf die Uhr stellte der Blonde fest, dass auch noch über eine Stunde Zeit war, bis der Ältere in der Praxis erscheinen würde. Wie jeden Morgen begann er, leise summend die Praxis vorzubereiten. Mit Desinfekt und Schwamm reinigte er alle Flächen und kontrollierte den Medizinschrank auf etwaigen Nachfüllbedarf. Und obwohl er seine Aufgaben heute extra gründlich und langsam erledigte, blieb trotzdem noch eine halbe Stunde Zeit, bis der Arbeitstag im Zoo begann. Kurz überlegte Kyo, dann aber schloss er die Praxis wieder zu und schnappte sich sein Rad. Die Zeit reichte noch locker, um zu seinen Lieblingstieren zu fahren. Mit Erleichterung stellte er fest, dass noch kein Pfleger seine Arbeit angetreten hatte, schloss die Hintertür des Affenhauses auf und orientierte sich kurz. Er wollte kein Licht machen, um die Affen nicht jetzt schon zu stören, gewöhnte sich schnell an das hier herrschende Zwielicht. Alle paar Meter leuchtete ein kleines Notausgang-Schild und schließlich hatte er das begehbare Gehege der Lisztäffchen gefunden. Nicht lange hielt er sich in der Schleuse auf, betrat die kleine Anlage, auf der sich die Äffchen frei unter den Menschen bewegen konnten. Oder andersherum!? Er hatte kaum zwei Schritte gemacht, da turnte bereits das männliche Jungtier auf einem Seil direkt über ihm, zwitscherte leise und Kyo musste lächeln. Er streckte die Hand aus und nach einigem Zögern ließ sich der kleine Affe dazu herab, auf seinen Arm zu klettern, an seinem Pulli herab und zu der großen Bauchtasche, die dort eingenäht war. „Schlaues Kerlchen… du vergisst nicht, dass ich dort immer etwas für euch habe, nicht wahr?“, sprach Kyo leise und schob den vorwitzigen Lisztaffen sanft von der Tasche weg, ehe er selber hineingriff und nach kurzem Suchen eine Weintraube zum Vorschein brachte. Sofort stürzte sich der Affe auf das beliebte Obst und aß es manierlich aus Kyos Hand. Aber nicht lange blieb er ungestört, denn nun hatten auch die anderen Äffchen der Gruppe entdeckt, dass der Eindringling, der zunächst aus der Ferne beobachtet wurde, etwas Essbares dabei hatte. Und schon drängten sich die 4 ausgewachsenen und die 2 halbwüchsigen auf den Seilen über Kyos Köpfen und versuchten, etwas von den Leckereien abzubekommen. „Ihr bekommt doch gleich etwas zu fressen“, murmelte Kyo beschwichtigend und strich dem zutraulichen Jungtier über das weiche Fell. „Wenn mich Dai dabei erwischt, wie ich euch Extraobst zuschiebe, killt der mich…immerhin seid ihr auf Diät…“ Es fiel ihm schwer, das Gehege zu verlassen, auch wenn sich die Affen leise schimpfend zurückgezogen hatten, nachdem sie gemerkt hatten, dass es nichts mehr gab. Aber bald würde Dai seinen Dienst beginnen und er wollte ihm lieber nicht so früh hier begegnen. Das warf nur unnötige Fragen auf. Also verließ der Blonde das Gehege und wandte sich zum Ausgang, hatte jenen fast erreicht, als sein Blick auf das Gibbon-Gehege fiel. Und auf Dana, die ihm gegenüber an der Scheibe saß. Er trat langsam näher, konnte sich nicht dagegen wehren auch wenn sein Verstand schrie, ihm begreiflich machen wollte, dass es das Beste wäre, einfach das Affenhaus zu verlassen und endlich zu vergessen. Das junge Affenweibchen schien ihn nicht zu bemerken, auch nicht, als er sich vor ihr langsam in die Hocke sinken ließ und sie betrachtete. Sein Herz pochte schmerzhaft, als er das kleine, schmutzige Tuch in ihren Fingern entdeckte, dass sie noch immer gegen ihre Brust drückte und wieder konnte er sich nicht gegen die Erinnerungen wehren, die auf ihn einstürzten, die Tränen, die haltlos über seine Wangen liefen. „Es tut mir so leid meine Kleine…“, wisperte er, als er sich wieder gefangen hatte, glitt mit den Fingern über die glatte, kühle Glasscheibe. „Ich wünschte, ich hätte mehr für dein Baby tun können…“ Eine ganze Weile betrachtete er den kleinen Gibbon, der an ihm vorbei in die Ferne starrte und den Stoff als Babyersatz an sich drückte und sprach in Gedanken mit ihm, entschuldigte sich für seine Unfähigkeit. Er wusste nicht mehr, ob er es sich nur einbildete, aber für einen Moment hatte er das Gefühl, dass das Weibchen ihn direkt ansah, dann sprang sie auf und lief langsam hinüber zum Lager aus Stroh, in dem das Männchen lag, kuschelte sich an dessen Seite. Einen kurzen Augenblick lang ließ Kyo den Wunsch zu, auch jemanden zu haben, neben dem er so vertrauensvoll liegen konnte, dann aber verwarf er den Gedanken schnell wieder und richtete sich auf. Er klopfte sich den Dreck vom Hosenboden und wandte sich zum Gehen, noch immer in Gedanken versunken, als ihn eine Stimme aus eben jenen riss. „Sie wird darüber hinwegkommen Kyo…und du auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)