Das große Aufräumen von bettsy_illustration ================================================================================ Kapitel 4: 4. Diplomatenarbeit ------------------------------ 1. Sam Witwicky tippelte mit den Fingern im Takt der Musik auf das Lenkrad herum und ließ es sich nicht nehmen, mit dem Sänger mitzugrölen, der aus dem kleinen Radio von Bumblebee seinen Song zum Besten gab. Der Scout selbst pfiff und quiekte fröhlich zur Musik mit. Es gab nicht viele Songs die er und sein treuester Freund gemeinsam mochten, aber die kleine Handvoll wurde immer und immer wieder hoch und runter gespielt. Von BodyRockers, über TV on the Radio bis hin zu Midnightoil. Black Strobe und The Arctic Monkeys durften da ebenfalls nicht fehlen. Sam nutzte diese Carlyfreie Zeit ausgiebig, um sich die Ohren ordentlich durchpusten zu lassen, denn so gern er sie auch hatte, aber ihr Musikgeschmack war fürchterlich. Mit A- Ha, U2 und The Kilians kam er einfach nicht auf einen Nenner. Es hatte eben seine Vorteile gemeinsam mit seinem Freund zu arbeiten und dafür über die Highways von Amerika zu schroten. Weit weg von Chicago. Die letzte große Schlacht zwischen den Autobots und der Decepticons hatte ihm die Erkenntnis eingebracht, das es seine Bestimmung war, mit den mechanischen Außerirdischen zusammen zu arbeiten und mit ihnen zu leben. Nach seinem College- Abschluss hatte Sam es versucht, sich von ihnen abzukapseln, hatte nur um feststellen zu müssen, dass kein Job der Welt ihn ausfüllen und glücklich machen würde. So kam es, dass er der Anfrage von Optimus Prime als Menschenbotschafter für sie zu arbeiten gerne entgegen kam. Sam wusste dabei nicht, ob es der Allspark in ihm war, der ihn dazu zwang, den Transformern nahe sein zu wollen, oder ob der Wunsch aus seinem Herzen kam. Das spielte für ihn keine Rolle mehr, denn in der Situation, in der er sich befand, fühlte er sich einfach am wohlsten. Und jetzt, nach den Friedensverhandlungen schien es auf einmal nicht gefährlich zu sein, mit den mechanischen Individuen abzuhängen. Was hatte er also zu verlieren? Wenn Sam nicht gerade mit Optimus zusammen bei der Regierung hockte und stundenlange Referate für irgendwelche Sicherheitsrichtlinien abhielt, streifte er quer durch die USA und kümmerte sich um benachteiligte Transformer, die von Menschen misshandelt und oder ausgenutzt wurden. Und anderes herum. Ein Mechbeauftragter eben. Ein Beamter auf Lebenszeit. Doch im Moment war seine Aufgabe etwas aufregender. Es kam sogar einem nervenaufreibenden Abenteuer gleich, der ihm einen Adrenalinkick nach dem anderen bescherte. Eine so heikle Geschichte, dass Optimus Prime ihm als Geleitschutz sogar den Decepticon Barricade zugeteilt hatte. Es war seine Aufgabe, den Altdecepticons, die einst unter den Fittichen von Fallen standen darüber zu informieren, das der Krieg vorbei war, noch ehe sich einer dazu entschließen konnte sich heroisch zu erheben und sich in eine Schlacht zu stürzen, die nicht mehr geschlagen wurde. Aufgrund ihrer komplett veralteten Kommunikationstechnik war es unmöglich, dass sie von den Vertragsverhandlungen der Auobots und Decepticons hätten etwas mitbekommen können. Und so musste er zu jedem einzelnen hinfahren und sie aufklären. Zu wirklich jedem einzelnen. Die Bilanz sah aber nicht so rosig aus wie zu Anfangs erhofft, denn drei der Urcons waren schon an Energonmangel vor vielen Jahren verstorben und ein weiterer hatten Barricade und Bumblebee zur Strecke bringen müssen, weil er den Friedensvertrag nicht anerkennen wollte. Sam hatte noch zwei Ziele vor sich und erhoffte, dass wenigstens einer nicht nur lebte sondern auch bereit war ihre geschichtlichen Kenntnisse der jüngeren Generation zu vermitteln. Als der Allspark verschwand und in ihm wieder aufgetaucht war ist das Wissen einer kompletten Zivilisation flöten gegangen und Sam konnte nicht so ohne weiteres auf das besagte Wissen zurückgreifen. Er konnte es nicht steuern. Erst wenn der Würfel es für nötig hielt, ließ er ihm gewissen Informationen zukommen und das war nur selten wirklich hilfreich. Plötzlich schaltete sich das Radio aus und Bumblebee verstummte während Sam ungebremst weiter trällerte. Es dauerte nicht lange, bis er merkte, dass etwas fehlte und wollte sich gerade bei dem gelben Autobot beschweren, als sein Handy zu klingeln anfing. Er schaute auf das Display und stellte stirnrunzelnd fest, dass die Nummer eine Unbekannte war. Mit einem Klopfzeichen auf das Lenkrad überließ er Bumblebee das Fahren und nahm das Gespräch an. „Hallo?“ „Ja Hallo du auch. Ich hier.“ Nach kurzem Überlegen konnte Sam den unbekannten Scherzkeks zuordnen und musste sogar breit grinsen. „Hei Robert. Was führt mich zu der Ehre, das du bei mir anrufst?“ Sam war sofort klar, dass Robert Epps nicht nur eines netten Plausches wegen bei ihm anrief. Dafür war der Soldat viel zu praktisch veranlagt. „Jo, Mann. Ich hab ein Problem. Mir sind zwei Vögelchen zugeflogen und ich weiß nicht wohin damit.“ „Wie meinst du das?“ „Auf dem Weg zu meinem wohlverdient Urlaub- also schön mit Frauchen und Kindern in die Berge fahren, mit Wandern und allen drum und dran. Du weißt ja.- finden wir auf einem Rastplatz ein Vogelkäfig. Irgend so ein Arsch hat dort seine Haustiere entsorgt. Ey, ich könnt austicken. Wenn mir dieser Mistkerl unter die Augen kommt, würde ich ihm so eine in die Schnauze schlagen!“ Sam ahnte schon wo das ganze hinführen würde und unterbrach den Soldaten in seiner Hasstirade: „Und du willst, das ich die Vögel übernehme?“ „Jo, du hast es erfasst. Weißt du das sind zwei wirklich entzückende Wellensittiche. Als wir sie fanden, waren es noch fünf, aber zwei davon sind im Regen ersoffen und der eine ist uns beim Aufpäppeln weggestorben. Ich sage dir, da war was los. Hab meine Gören nur schwer beruhigen können. Also einer ist so grüngelb der andere weiß mit leichter Blaufärbung. Ich würde sie zu gerne behalten, aber unser Vermieter erlaubt uns keine Haustiere. Das gäbe nur Stress.“ „Wird wohl Zeit, dass ihr euch eine eigene Wohnung kauft.“ „Wahrscheinlich hast du Recht, aber so ohne Weiteres klappt das nicht. Hör mal, ich hab echt schon jeden hier gefragt, aber keiner will sie haben. Entweder traue ich ihnen keine Tiere zu oder sie wollen sie nicht. Ich bin schon gezwungen dich anzurufen. Verzweiflungstat sozusagen. Und Tierheim kommt mal gar nicht in Frage.“ „Danke dass du mir so weit vertraust, dass du mir zwei Vögel überlassen würdest, aber ich hab schon einen Hund. Und zwei Kakerlaken.“ „Du hast die Viecher immer noch?“ Epps schien wirklich überrascht zu sein. Sam aber zuckte nur mit den Schultern: „Ich habe ein weiches Herz.“ „Aja.“ „Ich meine, sie stören kaum, weil sie gut genug mit sich selber beschäftigt sind. Und im Moment gehen sie eher Barricade auf die Nerven. Sie mögen Bumblebees Fahrstil nicht und fahren lieber mit ihm mit.“ Ein Blick in den Rückspiegel versicherte Sam, dass hinter ihm noch immer ein schwarzer Mercedes fuhr und ihm artig folgte. Durch die getönten Scheiben des Mercedes konnte Sam nicht erkennen, ob sich Wheelie und Brains noch immer im Wagen aufhielten oder Barricade sie bereits unbemerkt auf dem Asphalt entsorgt hatte. Da einige Transformer- einschließlich Barricade- die Sirene und das Blaulicht dafür ausgenutzt hatten, ungehindert über die Straßen und rote Ampeln zu brettern, haben die meisten Bundesstaaten verfügt, das sie sich nicht mehr als Einsatzwagen fortbewegen durften, wenn sie nicht mit der Polizei oder dem Notdienst zusammenarbeiteten. Viele Länder außerhalb der USA zogen nach, so das Barricade selbst in halb Europa und zu großen Teilen in Asien nicht mehr als Streifenwagen durch die Gegend ziehen konnte. So blieb ihm also keine andere Wahl, als sich ein neuen Altmode zu suchen: einem Mercedes Offroader der Klasse M. Es ist nur ein Übergangswagen, denn er hatte vor, nach getaner Arbeit als Botschafter wieder als Streifenwagen der Highway- Polizei zu arbeiten. Die Jagd nach Verkehrssündern war einfach sein Ding! Diese Vorliebe dafür hatte er schon vor einigen Jahren für sich entdeckt gehabt. Auf dem Weg nach Mission City, bei einer heißen Verfolgungsjagd mit den Autobots und dem Allspark hatte er sich besonnen, das es besser war, ein lebender Feigling als ein toter Held zu sein und hatte kurzerhand nach der Schrottung von Bonecrusher entschieden, das Weite zu suchen. Gegen die Übermacht von Optimus Prime war er einfach nicht gewachsen gewesen und wäre als verzichtbares Kanonenfutter weggestorben. So monströs stark Optimus auch war, aber wenn es um die Schnelligkeit ging, war der Anführer – mit Verlaub- ein Witz. Irgendwann hatte Barricade ihn abschütteln können und war direkt in eine Provinz hineingeschlittert und hatte es sich dort bei der stationierten Landespolizei gemütlich gemacht. Den Streifenwagen vor Ort hatte er unbemerkt und umweltschonend entsorgt (in den angrenzenden See) und dessen Platz eingenommen. Dort hatte er mit den Menschen gehaust und ein fröhliches Dasein gefristet. Doch diese glücklichen Zeiten hatten jeher ein Ende gefunden, als Scapell eigenmächtig mit ein paar anderen Decepticons Lord Megatron wieder zum Leben erwecken musste. Megatron hatte es Barricade niemals verziehen gehabt, das er sich nicht für einen Sieg über die Autobots aufgeopfert und lieber das Weite gesucht hatte. Seither war er nur noch der Fußabtreter der Decepticons. Unwürdig für alles und nur für die Drecksarbeit zuständig. So hatte er für sich entschieden lieber auf der Erde zu bleiben, weit weg von Megatrons Jähzorn und nachtragendem Charakter. Unter dem Kommando von Optimus Prime begleitete er hin und wieder den Allsparkjungen bei seinen Botschafterarbeiten. Dabei legte er ein unglaubliches Diplomatengeschick an den Tag und fing an, Gefallen an seiner Arbeit zu finden. Sein rabiater und muffeliger Charakter war genau die richtige Art, mit Decepticons umzugehen, die sich herausnahmen, sich nicht hundertprozentig an den Friedensvertrag zu halten. Und gerade bei den Urdecepticons war das eine enorme Hilfe. „Ah, du bist mit Barricade auf Touren? Wo geht es denn hin?“ „Ich bin gerade in Florida, genauer gesagt auf der SR3 der Merritt Island. Ich bin auf dem Weg zum Kennedy Space Center.“ „Alter, das ist ja saucool. Ich wollte schon immer mal einen Ausflug dorthin machen.“ Epps klang wie ein quirliges Kind, das sich aufgrund des reichhaltigen Angebots eines Süßigkeitenladens nicht für eine Leckerei entscheiden konnte. Es klang fasst so als beneidete der Soldat Sam um seinen Job. „Wolltest wohl auch Astronaut werden, oder?“ „Ja, wer nicht? Hat aber nicht so ganz geklappt.“ Epps lachte am anderen Ende der Leitung. Es war Ironie des Schicksals, das dieser Mann nun auf der Erde seine Zeit mit den Aliens verbrachte, anstatt zu ihnen hinauf zu fliegen „Du kommst ja ganz schön rum. Gut dann will ich dich nicht weiter aufhalten.“ „Tut mir Leid, das ich dir nicht helfen konnte. Aber Danke das du gefragt hast. Du wirst schon ein zu Hause für die beiden Piepmätzchen finden.“ „Ja, muss ich wohl.“ Resignierend brummelte Epps in den Hörer und verabschiedete sich kurz und schmerzlos von seinem Kollegen und Freund. Sam hatte gerade das Handy weggelegt und das Radio wieder angeschaltet, als es schon wieder klingelte. Dieses Mal war es aber kein Anruf, sondern eine Textnachricht. Hallo Du :-) Mir ist gerade langweilig und ich wollte dich fragen was du gerade so machst. Hab dich lieb. Sam konnte sich ein verlegenes Grinsen nicht verkneifen und löschte die Mail sofort wieder, denn Carly musste nicht unbedingt wissen, das er noch immer einen Kontakt zu Mikaela pflegte. Sie beide hatten zwar momentan eine glückliche Beziehung, doch noch immer hegte Sam ein freundschaftliches Verhältnis zu seiner Ex. Das Herzklopfen, das er beim Schreiben einer Antwort verspürte, schob er auf die Ursache, das er etwas Verbotenes tat. Er hinterging ja in gewisser Weise Carly… Andererseits auch nicht. Was war schon gegen ein wenig Gelaber unter Freunden einzuwenden? Sam und Mikaela waren nur Freunde. Mehr nicht Er tippte die Nummer des Empfängers aus dem Kopf heraus ein, versandte die Nachricht und löschte gewissenhaft den Verlauf. Sämtliche Beweise tilgen war die oberste Devise. 2. Mr. Paul Magpay, ein Reservist und Förster der dem Territorial-Regiment unterstand und für die Sicherheit des Nationalparks auf Merritt Island zuständig war, warf einen abschätzigen Blick über die Schulter und schaute Sam und seine mechanische Begleiter finster an. Das jemand von der Regierung antänzelte und einfach durch „Sein“ Naturschutzgebiet latschen wollte, war schon ein Unding, aber das dieser Mensch es wagte mit zwei überdimensionalen Trampeltieren daher zukommen, ging für seinen Geschmack etwas zu weit. Das Merritt Island National Wildlife Refuge war kein Ort der es verdient hatte, von Außerirdischen eingeebnet zu werden. Mit ihren Riesenfüßen würden sie alles platt walzen, was ihnen nicht rechtzeitig aus dem Wege springen konnte. Sam selber hatte nicht einen Gedanken darauf verschwendet gehabt, dass der Decepticon, nach dem er suchte sich nicht direkt im Kennedy Space Centre aufhielt, sondern im nahegelegenen Nationalpark. Er verfluchte sich selber, das er keine Wanderschuhe oder besser gesagt Gummistiefel eingepackt hatte und gerade in Begriff war, mit der modderigen Umgebung seine feinen Lederschühchen zu versauen. Jene Schuhe die er eigens von Carly ausgesucht bekommen hatte. Die umliegenden Teiche und kleineren Seen waren glatt wie ein Spiegel und reflektierten das Licht der Mittagssonne. Sam wurde so geblendet, dass er kaum darauf achten konnte, wo er hintrat und mit jedem Schritt, den er machte lief erneut undefinierbare Moddersoße in seine Schuhe. Langsam kroch die Feuchtigkeit immer höher und er sah sich gezwungen, seine Hosenbeine hochzukrempeln. Befestigte Wege gab es hier natürlich nicht. Der Zutritt für das gemeine Volk war strengstens verboten. Einziger Hinweis auf eine art Zivilisation sind die kleinen Fähnchen, die die Förster als Orientierung für ihre täglich abzugehenden Wanderwege brauchten. Mr. Magpay kam nicht umhin über das angewiderte Gesicht von Sam schadenfroh zu lächeln. „Schon vor zwei Jahren ist das Spaceshuttle, das im Center ausgestellt war eigenmächtig in den Park eingedrungen. Weil er aber seid dieser Zeit sich keinen Zentimeter mehr wegbewegt hatte, haben wir ihn auch da belassen. Er richtet eh keinen Schaden mehr an.“ „Ihr habt der Regierung verschwiegen, dass eins eurer Ausstellungsstücke ein Transformer ist?“ Barricade war nicht gerade von der kaltnassen Umgebung angetan. Mit seiner Hand schlug er die Vögel wie Mücken fort. Sie hatten hier ihre Nester errichtet, fühlten sich in ihrer Existenz bedroht und taten alles, um die bösen Roboter mit wildem Geschnatter zu vertreiben. Bumbelbee aber war von den fedrigen Tierchen sichtlich begeistert und erlaubte es einem von ihnen es sich auf einem seiner Finger bequem zu machen. „Als das Shuttle verschwand war natürlich die Hölle los. Es wurden selbstverständlich Untersuchungen angestellt, doch hatte man den aktuellen Verbleib von diesem… „ -Magpay schien sich das richtige Wort noch mal auf der Zunge zergehen zu lassen- „Transformer herausfinden. Zwei meiner Kollegen und ich haben ihn nur durch Zufall entdeckt. Er lag halb versunken im Morast und wurde von dem hohen Schilf so gut verdeckt, das er von der Luft aus nicht zu sehen war.“ „Und trotzdem haben sie geschwiegen?“ hakte Sam nach. Der Fußboden unter ihm gab nach und er drohte das Gleichgewicht zu verlieren. Ein beherzter Griff seitens Bumbelbee verhinderte, das er mit der Nase voran komplett im Morast versank. Wie sehr beneidete er seinem Fremdenführer um die Gummistiefel und Wathose. „Nun ja, als wir ihn fanden haben wir uns mit ihm unterhalten und festgestellt, das er ein recht dufter Kerl ist. Ein bisschen verbittert, aber schwer in Ordnung. Und er hat uns das Versprechen abgejagt, niemandem von seiner Existenz oder seinem Aufenthaltsort zu erzählen.“ Sam blieb kurz stehen. „Das macht aber nicht viel Sinn, denn wir wurden ja gleich zu Ihnen geschickt. Also muss doch jemand vom Center gewusst haben, wo wir ihn finden würden.“ „Nun ja, als es hieß, dass aufgrund einer geheimen Sache das komplette Center geschlossen werden sollte, war uns sofort klar, das es nur um das Shuttle gehen konnte. Wir sind beherzt zu unseren Chefs gegangen und haben sie aufgeklärt. Ihr habt uns mit eurem Besuch massigen Ärger beschert. Haben sogar Abmahnungen bekommen.“ Magpay sah sie vorwurfsvoll an, als erwarte er von dem Burschen oder den Robotern eine Entschuldigung. Aber keiner von ihnen dachte auch nur im Traum daran, sich auf das Niveau herabzulassen. Immerhin war das nicht ihr Problem. Oder Schuld. Ihre Arbeit galt dem Wohle und der Sicherheit des Planeten und da konnten sie keine Rücksicht auf Einzelschicksale nehmen. „Wie seid ihr eigentlich darauf gekommen, das so einer von euch hier haust?“ der Förster wirkte wirklich interessiert und staunte nicht schlecht als ein viel kleinerer Transformer aus der Brustpanzerung des Schwarzen gekrabbelt kam. „Hier ich.“ Es war Wheelie der nun nach Aufmerksamkeit mit den Fingern schnippte. „Ich hab sie geortet. Das war ganz allein mein Verdienst!“ Barricade verdrehte die Optiken und stopfte den kleineren Kollegen wieder dahin zurück, wo er hervorgekrabbelt kam. „Ach was.“ Mit einem Fingerzeig wandte sich Magpay von seinen Begleitern ab und deutete auf einen Wirrwarr an Gestrüpp, das mitten in einem Tümpel lag. „Da hinten ist er schon. Wir sind fast da.“ Sam Witwicky wäre beinahe verzweifelt. Nach all der Mühe nicht zu stolpern und in das Wasser zu klatschen, war er nun gezwungen mit seinen nichtwasserdichten Klamotten durch den Tümpel zu waten. Das konnte nur die Rache des Försters sein. Doch bevor er wie ein Rohrspatz drauflos schimpfen konnte, erbarmte sich Bumbelbee und setzte ihn sich auf seine Handfläche. So konnte er nicht nur die Aussicht des Parks besser genießen, sondern bleib auch noch trocken. „Danke Bee.“ Mutigen Schrittes war es Barricade der als erstes auf den im Gestrüpp verborgenem Decepticon zusteuerte. Das Wasser bedeckte ihm gerade noch so die Füße, war aber hoch genug, das der Förster bis zum Bauch darin versank. Dieser hatte es sichtlich schwer, mit dem Mercedes mithalten zu können und wurde nach einiger Anstrengung ebenfalls von Bumblebee hochgenommen. Ein Blick seitens Sams zeigte dem gelben Scout, dass er nicht ganz einverstanden damit war, dem Stänkerjochen behilflich zu sein. Genau dieser hatte nicht mal ein kleines Dankeschön für den Autobot übrig, sondern wirkte etwas pikiert, sich helfen lassen zu müssen. Barricade erreichte den Körper des Decepicons und machte sich die Mühe, diesen von dem Schilf zu befreien, damit sie Optik in Optik miteinander tratschen konnten. Bumblebee hielt Sam so weit hoch, das dieser dem Mercedes über die Schulter schauen konnte. Was er da aber sah erinnerte ihn nicht gerade an einen heroischen Krieger aus glorreichen Tagen. Die Panzerung war schlammverschmiert und ließ nur Ansatzweise erkennen, dass die Lackierung einst ein wunderschönes Schneeweiß aufgewiesen haben musste. Die Gliedmaßen lagen komplett unter dem Morast verborgen, der Torso war von Wasserpflanzen bewuchert und das Gesicht wirkte wie ausgezerrt und in sich gefallen. Sam hatte sich bisher nie vorstellen können, wie ein Transformer aussehen musste, der unterernährt war. „Bist du Decepticon RW- 23Q987 aus der Suchereinheit Fallens? Bist du Jetstorm?“ mit der harschen Stimme, wie sie Sam schon bei ihrem ersten Treffen kennenlernen durfte, stupste Barricade den halbvermoderten Decepticon an und erweckte ihn aus seinem Schlummer. „Wer will das wissen?“ Sam hatte die Hoffnung bereits aufgegeben und geglaubt, das Jetstorm schon so wie die anderen auch weggestorben war und staunte demnach nicht schlecht, als dieser sogar fast munter antwortete. Die Augen des Decepicons hatten ihren alten Glanz verloren und er vermutete, dass dieser bereits erblindet war. „Wir, das Querulantenbeseitigungskomitee.“ Jetstorm schien die Art des einstigen Streifenwagens durchaus zu gefallen. Das Geröchel und Gehuste, das er von sich gab schien wohl so etwas wie Gelächter zu. „So, so. Man will mich also vernichten? Na dann nur zu, Jungchen. Denn ich bin tatsächlich Jetstorm. Der einzig Wahre.“ Bevor Barricade irgendetwas Falsches sagen konnte, erhob Sam das Wort: „Wir sind Botschafter, die im Auftrag von Optimus Prime hier sind. Dem obersten Kommandanten der Transformer auf der Erde.“ Jetstorm neigte den Kopf leicht in die Richtung aus der Sams Stimme kam und knurrte bedrohlich. Scheinbar malte er sich im Kopf aus, dass die Erde der Alleinherrschaft der Autobots unterlag und alle Decepticons zu beseitigen war. „Ich bin Sam Witwicky, der Mittelsmann für Menschen- und Transformerangelegenheiten. Der sympathische Con da ist Barricade. Ebenfalls ein abkommandierter Botschafter. Und dann wäre da noch der Autobot Bumblebee. Er begleitet und beschützt uns.“ Bumblebee zirpte freundlich um auf sich aufmerksam zu machen und Jetstrom zu begrüßen. „Was höre ich da? Menschen, Decepticons und Autobots arbeiten zusammen?“ Jetstorm spuckte angewidert und war bemüht, sich aus seinem Moorgefängnis zu befreien, scheiterte aber an seinen Versuchen. Er war bereits zu tief eingesunken und konnte sich nicht von alleine befreien. Das hatte er nun davon, dass er sich selbst im Moor verbuddeln musste! Nun schaltete sich Magpay ein, um seinen Kumpel etwas zu beruhigen, fand aber nicht sofort Gehör. Dieser schien maßlos enttäuscht zu sein, als er der Gegenwart des Försters gewahr wurde. „Paul was soll das? Warum hast du sie hier her gebracht?“ „Tut mir Leid Großer, aber sie hätten eh keine Ruhe gegeben, bis sie dich gefunden haben. Ich hatte keine andere Wahl gehabt.“ Jetstorm ließ sich unter einem schmatzendem Geräusch wieder nach hinten in das Wasser fallen und gab es schlussendlich auf, sich zu erheben und die Eindringlinge zu vermöbeln. „Jetstorm, wir sind nicht in der Absicht hier her gekommen, um Euch in eurem Frieden zu stören oder gar anzugreifen. Das mit dem Beseitigungsgequatsche war nur ein Scherz.“ Sam bombardierte Barricade mit einem vorwurfsvollen Seitenblick. „Zugegebener Maße ein sehr Schlechter.“ „Und was wollt ihr dann hier? Lasst mich doch einfach in Ruhe vermodern und trollt euch! Auf Optimus bin ich sowieso schlecht zu sprechen und mit seinen Leuten will ich erst recht nichts zu tun haben.“ Sam runzelte die Stirn. Scheinbar war dieses Kerlchen hier gar nicht so schlecht informiert, wie sie bisher angenommen hatten? „Was wollt Ihr damit sagen? Ihr kennt den Prime?“ Und wieder knurrte Jetstorm und klang dabei bedrohlicher als je zu vor: „Hör mal Junge, diese Blechdose ist Schuld daran, das sich mein Bruder für ihn aufopfern musste. So ein Schwächling!“ „Du Sprichst von Altmeister Jetfire, nicht wahr?“ Barricade hatte eins und eins zusammengezählt und vermutete, das die Kommunikation unter den Geschwistern weit besser funktionierte, als bei fremden Transformern. Selbst bei solch hinterwäldlerischen Altcons So musste Jetstorm auch mitbekommen haben, wie sich sein Bruder das Leben nahm, um sich so mit dem Prime verbinden zu können. Selbst über so eine große Distanz hinweg. Das erklärte auch, warum er den Autobotanführer kannte. „Es stimmt, Jetfire hat sich geopfert, weil Optimus zu schwach war, aber das hat uns alle hier gerettet und wir haben es ihm zu verdanken, das wir hier stehen und uns unterhalten können.“ „Und? Was bringt mir das? Nichts als Ärger! Als ob mich das Schicksal von ein paar Fleischlingen und einer Handvoll Jungbots interessieren würde. Ich bin schon alt und habe allerhöchstens noch ein Paar Monate zu leben. Vielleicht sogar nur noch ein paar Wochen. Was mit mir geschieht, ist mir egal. Da hätte die Welt ruhig untergehen können. Aber Jetfire war ein paar Zyklen jünger als ich und hätte noch ein tolles Leben führen können.“ Sam wurde augenblicklich klar, dass der Con im höchsten Grade verbittert war und das konnte er unter keinen Umständen wegdoktorn. „Nun, dieser Umstand hat aber dafür gesorgt, dass die Autobots und die Decepticons Frieden schließen konnten. Deswegen sind wir auch hier.“ Jetstorm schnaufte verächtlich. Scheinbar wollte er von all dem nichts mehr hören. Sam jedoch machte unbeirrt weiter. „ Wir sind hier, um sicher zu stellen, dass du dem Friedensvertrag zustimmst und ihm Folge leisten wirst. Wir wollen ja nicht, das Jetfires Tod umsonst war und wir würden alles daran setzen, das das so bleibt.“ Da musste Jetstorm wirklich aus vollem Herzen lachen: „Meinst du denn etwa, mir bliebe etwas anderes Übrig? Junge, ich bin hier gefesselt. Selbst wenn ich eine Revolte gegen euch Autobot- und Menschengesindel planen würde, könnte ich sie nicht mehr umsetzen. Lasst mich einfach hier alleine meine letzten Tage fristen.“ Er gluckste. „Paul wird schon darauf aufpassen, dass ich hier artig liegen bleibe. Ganz ehrlich mir gefällt es hier irgendwie. Wenn nicht gerade Möchtergerndecepticons und Großkotzautobots vorbeikommen, ist es sehr idyllisch hier.“ Das war wohl ein Schlusswort. Sam schaute in die Optiken von Barricade. Dieser zuckte nur mit den Schultern und wandte sich von Jetstorm ab. „Na dann haben wir ja nichts mehr zu sagen. Machs gut Opa.“ Damit stolzierte er von dannen. Sam sah es ein, dass von Jetstorm keinerlei Gefahr mehr ausging und der Hass, den dieser in sich trug würde niemals zulassen, dass er seine Informationen und Erfahrungen mit ihnen teilen würde. Barricade hatte Recht. Es gab nichts mehr zu sagen. So blieb ihm nichts anderes mehr, als sich zu verabschieden und ihm noch angenehme Tage zu wünschen. Mit dem Förster in der einen und dem besten Freund in der anderen Hand kehrte Bumblebee dem Altcon den Rücken zu und stapfte Barricade hinterher. Barricade hatte einen Kommunikationskanal zu ihrem Chef geöffnet und erstattete auf dem Weg zurück Bericht. „Also war Jetstorm ebenfalls keine Hilfe für uns.“ „Nein Sir. Wir machen uns heute noch auf den Weg nach New Jersey, um den letzten aufzusuchen. Vielleicht bringt uns der ja mehr Glück.“ „Das wollen wir hoffen. Aber macht heute erst einmal eine Pause. Ich will nicht, das ihr euch übernimmt. Denn Tidalwave ist wahrscheinlich der schwierigste Fall von allen. Da werdet ihr eure ganzen Kräfte brauchen.“ Optimus machte eine Pause und schien zu überlegen. „Mir wäre es fast schon lieber, wenn ich euch Verstärkung mitgebe. Das könnte eine Nummer zu groß für euch werden.“ „Nicht nötig, Sir. Sie können sich auf uns verlassen. Immerhin kenne ich die Schwäche der Altcons, also kein Grund zur Panik.“ „Gut, wenn es dein Wunsch ist. Aber nehmt die Beine in die Hand, wenn es brenzlig wird. Falscher Heldentum ist niemals gesund.“ „Natürlich. Barricade Ende.“ Ohne eine weitere Antwort abzuwarten kappte der Mercedes die Leitungen. Das Gefühl, sich mit dem einstigen Feind Nummer eins zu verbinden war noch immer zu abstrus. Einfach unangenehm Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)