Three Ends. von cielsmelancholy ([Mitsunari <3 Ieyasu]) ================================================================================ Kapitel 1: First End. --------------------- „Ieyasu. Ieyasu“, hallt deine klare und fröhliche Stimme in meinem Kopf. Alte Erinnerungen brennen sich in meinen Kopf und verbildlichen sich vor meinem inneren Auge. Lächelnd kommst du auf mich zugelaufen. Ein kindliches, fröhliches Lächeln. Wir kennen uns schon so viele Jahre, Mitsunari. Damals waren wir unzertrennlich. Nichts hätte uns dazu bewegen können, uns gegeneinander zu stellen. Niemand konnte sich zwischen uns stellen. Ob ich diese Zeit vermisse? Vielleicht. Man darf nicht in der Vergangenheit leben, sondern muss nach vorn in die Zukunft blicken und dennoch... Kurz vor dem alles entscheidenden Kampf, denke ich daran zurück, ohne es wirklich zu wollen, ohne irgendetwas dagegen tun zu können. In meinen Gedanken lächelst du mich an, doch in der Realität, in dem Hier und Jetzt, sind deine Augen hasserfüllt, wenn du mich ansiehst und ich frage mich zum ersten Mal, ob ich einen Fehler gemacht habe. Doch ich weiß, dass all meine Taten einzig allein dafür sorgen werden, dass ich das Land einige und Frieden bringe. Ich habe keine Zweifel – meine geballten Fäuste beweisen das. Jetzt, so kurz vor dem Sieg, dürfen mich keine Gedanken plagen. Aber warum...warum sehe ich jetzt dein lächelndes Gesicht vor mir? Mitsunari. Warum kannst du mir nicht mehr vertrauen? Wie konnte Hideyoshi dich so weit treiben? „Ieyasu. Ieyasu“, wieder deine liebliche, aufgeregte Stimme, wenn du meinen Namen sagst. „Ieyasu. Ieyasuuuuuuu“, reißt mich nun deine rasende Stimme aus meinen Gedanken und ich blicke auf. Du kommst auf mich zugestürmt, schwingst dein Schwert und ich wehre die Attacke schnell und reflexartig ab. Ernst schauen wir uns an, ehe du zurückspringst. „Endlich. Ich werde nicht verlieren. Im Namen Hideyoshi-samas werde ich dich töten“, brüllst du und startest deinen nächsten Angriff. Abermals verteidige ich mich und du greifst sogleich nochmal an. Du bist schnell und stark. Doch ich darf unter keinen Umständen sterben. Für den Frieden werde ich überleben. In einem günstigen Augenblick ducke ich mich und ramme dir meine Faust in die Magenkuhle. Du reißt vor Schmerzen die Augen auf und sackst kurz zusammen. Taumelnd gehst du nach hinten, richtest dich dann wieder auf. Der Griff um dein Schwertschaft wird fester und du beißt die Zähne zusammen. „Ich hasse dich“, knirschst du und schwingst blitzschnell dein Schwert. Ich schaffe es gerade noch auszuweichen, werde jedoch an der Schulter getroffen und schnaufe kurz. Niemals hätte ich gedacht, dass wir uns mal in einem Kampf zwischen Leben und Tod gegenüber stehen. Niemals hätte ich mir auch nur vorstellen können, dich in irgendeiner Weise zu verletzen. Dich, Mitsunari. Mein Freund. Nun entfessle ich eine Attacke. Schnell stehe ich vor dir, hole aus und schlage dir nochmal in den Magen. Du wirst weg geschleudert und ich folge sofort, hole nochmal aus, will dir diesmal ins Gesicht schlagen, doch du blockst mit deinem Schwert ab. Kein Problem. Mit der anderen Faust verpasse ich dir einen Kinnhaken und du fliegst nach oben, ehe du hart auf den Boden aufschlägst. Ich stehe vor dir. Regungslos liegst du dort. Doch dann, mit zitternder Hand greifst du nach dem Griff deines Schwertes, welches neben dir liegt und richtest dich auf. Du spuckst Blut, doch das hindert dich nicht daran, den Kampf fortsetzen zu wollen. Unsicher stehst du auf deinen Beinen und blickst mich an. „Es reicht, Mitsunari“, sage ich ernst, obwohl ich genau weiß, dass du bis zum bitteren Ende kämpfen wirst. Du fängst an zu lachen. „Es reicht? Es reicht? Oh nein, Ieyasu. Es reicht erst, wenn ich deinen Kopf abgeschlagen habe“, entgegnest du boshaft. „Gib mir die Kraft, Hideyoshi-sama, diesen Verräter zu massakrieren“, bittest du Hideyoshi um Hilfe. Wieder treffen sich unsere Blicke und du kommst auf mich zugerannt und irgendwie weiß ich, dass dies der letzte Angriff sein wird. Auch ich laufe nun auf dich zu und hole aus. Du schwingst dein Schwert. Ich schlage es beiseite und bevor ich dich, mit meiner anderen Faust, endgültig zu Grunde richte, sehe ich noch den erschrockenen Blick in deinen Augen, als dir klar wird, dass du verloren hast. In diesem Moment erscheint mir das alles so unwirklich und dennoch wahrhaftig. Alles um mich...um uns herum scheint langsamer zu werden, als wolle irgendjemand mich quälen, indem er mich die Sekunden, in denen ich dich vernichte, schleichend erleben lässt. „Ieyasu. Ieyasu“, abermals deine Stimme in meinem Kopf. Abermals dein glückliches Gesicht. Abermals Erinnerungen längst vergangener Zeit. Und ich spüre, wie es schmerzt. In meinem Herzen. In meinem ganzen Körper. Etwas warmes rinnt mir über die Wangen und ich kann es nicht glauben. „Mitsunari“, flüstere ich deinen Namen und hole mich somit selbst aus meinen Gedanken. Du liegst einige Meter von mir entfernt auf dem Boden. Leblos. Sachte streiche ich mir über die Wange. Eine Träne. Wie versteinert bleibe ich erstmal stehen. „Tokugawa-sama.“ Ich hebe meine Hand als Zeichen, dass ich nicht gestört werden will. Eine weitere Handbewegung als Zeichen, dass meine Soldaten und Freunde das Schlachtfeld verlassen können. „Aber Tokugawa-sama“, protestiert eine besorgte Stimme. Ich nicke als Zeichen, dass es ok sei und sie gehen. Langsam laufe ich nun auf dich, Mitsunari, zu. Vor dir bleibe ich stehen, schau auf dich hinab, ehe ich auf die Knie sinke. „Mitsunari, warum? Wieso musste es soweit kommen?“ Ich kralle meine Hände in meine Hose und sehe dich weiterhin an. „Du wolltest doch niemals Unheil über das Land bringen. Wie konntest du dich so verändern...nur wegen Hideyoshi?“ Leicht ungläubig schüttle ich meinen Kopf. Immer mehr Tränen laufen über meine Wangen. „Das bist du nicht, Mitsunari. Das warst du nicht.“ Ich kann meine Trauer nicht mehr weiter unterdrücken und schluchze, schreie vor Trauer und vor Wut. Es tut weh. Alles in mir zieht sich zusammen und wehrt sich dagegen zu glauben, dass du wirklich tot bist. Doch gibt es keine Zweifel diesbezüglich. Als ich mich wieder ein wenig beruhigt habe, blicke ich dich wieder an, ziehe meine Handschuhe aus und hebe langsam meine Hand. Ganz leicht nur streiche ich dir über die Wange. Dann beuge ich mich runter und lege meine Stirn auf deine, schließe meine Augen. „Es tut mir...Es tut mir so Leid, dass es so enden musste, Mitsunari“, gestehe ich leise. Eine meiner Tränen tropft auf dein Gesicht. „Ich werde dich niemals vergessen und du...wirst immer mein Freund bleiben.“ Ich öffne meine Augen wieder und schaue dich an. „Immer“, bestätige ich mich selbst nochmal flüsternd. Dann lehne ich mich wieder zurück und stehe langsam auf. Meinen Blick nicht von dir nehmend. „Ich hoffe, du findest nun deinen Frieden“, sage ich, drehe mich um und entferne mich nun langsam von dir. „So, wie auch dieses Land seinen Frieden gefunden hat“, führe ich meine Aussage fort und blicke hoffend in den Himmel. Kapitel 2: Second End. ---------------------- Fest den Griff meines Schwertes haltend, warte ich auf dich. Ohne mit der Wimper zu zucken vernichtest du meine Männer, nimmst mir meine Verbündeten. Du bist erbärmlich. Deine Worte sind wie Gift, welches du deinen Feinden infizierst, um sie auf deine Seite zu locken. Dein Ende ist nah und als ich sehe, wie du die Treppe nach oben gelaufen kommst, spüre ich wieder den ganzen Hass in mir, meine unbändige Wut. Einige Meter vor mir bleibst du stehen und siehst mich mit ernstem Blick an. Langsam und bedrohlich ziehe ich nun mein Schwert aus der Scheide und richte es auf dich. „Da du deinen Fehler – Hideyoshi-samas Ermordung – nicht eingestehen willst, werde ich dir in seinem Namen den Kopf abschlagen“, sage ich ernst und sehe dich auch ebenso an. Erst schweigst du, doch dann: „Dazu wird es nicht kommen. Es ist meine Aufgabe, das Land zu einen und Frieden zu bringen. Hideyoshi wollte nur seinen Willen durchsetzen und die Menschen sich seiner unterordnen lassen. Er ist ein-“ - „Schweig!“, brülle ich dich an. Wie kannst du es wagen Hideyoshi-samas Namen in den Schmutz zu ziehen, nachdem du ihm schon sein Leben genommen hast? „Deine Worte haben keine Bedeutung für mich. Mach dich darauf gefasst zu sterben...Ieyasuuuuu!“ Wütend brüllend stürme ich auf dich zu, schwinge schnell mein Schwert, doch auch du bist schnell, weichst aus und wehrst meine Angriffe ab. Ich hasse dich. Ich hasse dich von ganzem Herzen, Ieyasu. Ich werde dich diesen unbändigen Hass spüren lassen. Du hast Hideyoshi-sama getötet und somit auch mich und nun werde ich dir alles nehmen. Als du meinen nächsten Angriff blockst, springe ich zurück und schnaufe angestrengt. Aber auch du scheinst außer Atem. Niemals werde ich zulassen, dass du gewinnst. Ein Lügner und Heuchler, wie du, hat es nicht verdient zu leben. „Hide...yoshi-sama, gib mir die Kraft ihn zu vernichten“, bitte ich meinen Herren und umfasse den Griff meines Schwertes fester. „Ieyasu. Ieyasuuuu, ich werde dich töten“, bricht es, tief aus meiner Seele und meinem Herzen, aus mir heraus. Ich sammle all meine Energie und all meine Kraft und lege sie in diesen Angriff. Du kannst nicht überleben. Spüre meinen Zorn. Wir rennen zielsicher aufeinander zu. Dein entschlossener Blick trifft meinen und wir wissen beide, dass uns nichts aufhalten kann. Doch es kann nur einen Gewinner geben und der werde ich sein! Mein ganzer Körper erschaudert, als ich spüre, wie mein Schwert sich tief in dein Fleisch schneidet. Dieses Gefühl ist unglaublich. Befreiend. Ich ziehe mein Schwert wieder aus deinen sterbenden Körper und du sinkst zu Boden. Dein Blut tropft von meiner Klinge, ehe ich es wieder langsam in die Schwertscheide schiebe. Ungläubig bleibe ich erstmal stehen, ehe ich mich zu dir umdrehe. Du liegst am Boden, Blut strömt aus deinem Körper und du siehst mich aus glasigen Augen an. „Mitsu...-Mitsunari, ich...“, krächzt du und spuckst dann Blut. Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. Leide, ja leide, Ieyasu. Dann sehe ich, wie eine Träne aus deinem Augenwinkel tropft. „D-du wirst immer...Mitsunari, du wirst immer...mein Freund...sein“, bringst du noch hervor, ehe dich dein letzter Lebenshauch verlässt. Schweigend und mit ernster Miene blicke ich dich an. Dann wieder dieses Grinsen auf meinem Gesicht, welches immer breiter wird und in ein hallendes Gelächter mündet. Endlich habe ich Hideyoshi-sama gerächt. Endlich bist du tot, du elender Verräter. Mein Gelächter wird immer lauter und...wahnsinniger. Von wegen Freund. Wir waren Feinde. Feinde, Ieyasu! „Mitsunari, du wirst immer mein Freund sein.“ Ich verstumme. Deine Stimme hallt in meinem Kopf wieder. Damals hattest du das selbe zu mir gesagt. Deine Stimme. Dein Lachen. Dein Gesicht. Alles erscheint vor mir. Dabei starre ich nur auf deinen toten Leib. Vergebens versuche ich den Kloß runterzuschlucken, welcher sich in meinem Hals gebildet hat und ich merke, wie meine Hände langsam anfangen zu zittern. Was geht hier vor? Ich habe nichts falsches getan, also wieso plagt mich jetzt jenes eigenartige Gefühl? „Mitsunari, komm schnell her, ich will dir die neue Kampftechnik zeigen, die ich gelernt hab'.“ Deine freudige Stimme. „Oh, Mitsunari, wie lange gehst du denn weg? Ich werd' dich vermissen.“ Deine traurige Stimme. „Wer dir das auch angetan hat, Mitsunari, ich werde ihn nicht einfach so davon kommen lassen.“ Deine wütende Stimme. „Ich mag dich sehr, Mitsunari. Lass uns immer Freunde sein, ok?“ Deine sanfte Stimme. Meine Atmung wird schwerer und ich falle vor dir auf die Knie. „I-ieyasu...ich...“, wispere ich. Meine Hände, mein ganzer Körper zittert unkontrolliert. Nein, nein, nein...ich werde nicht schwach. Ich habe das richtige getan. Ich habe es für Hideyoshi-sama getan. In seinem Namen. Ich...ich... Zögernd packe ich deinen Arm, dann deine Rüstung. Nervös und hektisch versuche ich dich wach zu rütteln. „Ieyasu...Ieyasu...w-wach wieder auf. Wach wieder auf...Ieyasuuuu!“, schreie ich verzweifelt und nehme nichts mehr um mich herum wahr, merke nicht mal, wie mir Tränen über die Wangen laufen. Wie im Wahn versuche ich dich wieder aufzuwecken. Warum? Warum...? Du bist es nicht wert. Du bist es nicht wert am Leben zu sein. Du bist es nicht wert, dass man dir nachtrauert. Also warum... „Mitsunari. Mitsunari. Mitsunari.“ Immer wieder deine Stimme, ehrlich und sanft. Immer wieder. Verzweifelt bette ich meine Stirn auf deine Rüstung und weine. Warum weine ich um dich? Du bist... Du bist doch einfach nur... Du bist mein...Freund...? Hideyoshi-sama was...was soll ich tun...was hab ich getan? Warum...warum bereue ich es? Warum... Ich habe so viele Fragen. Mein Innerstes fühlt sich leer an und es wird noch schlimmer, als ich meinen Kopf leicht hebe und dir ins Gesicht schaue. Alles in mir verkrampft sich, zieht sich zusammen. Zitternd hebe ich eine Hand und streiche dir zaghaft über die Wange. „Du bist es nicht wert, Ieyasu, dass jemand..., dass ich um dich trauere. Ich hasse dich. Ich hasse dich, Ieyasu.“ „Mitsunari, was tut Ihr da?“ Yoshitsugus Stimme. „Was willst du hier, Yoshitsugu?“, frage ich ihn kalt, ohne mich zu bewegen, ohne meinen Blick von dir zu nehmen. „Der Krieg ist gewonnen und ich wollte fragen, wie Ihr nun weiter verfahren wollt?“ Der Krieg ist gewonnen, ja. Mir bleibt nichts. Ich wandle in der Dunkelheit, ohne Ziel. Wohin wird dieser Pfad mich führen...Ieyasu...? Kapitel 3: Third End. --------------------- Lange hatten sie auf diesen Tag gewartet, vor allem Mitsunari, dessen Hass ihn fast an den Rand des Wahnsinns trieb. In vielen Schlachten hatten sie gekämpft, Verbündete und Feinde hinzugewonnen und nun standen sie sich endlich gegenüber. Ieyasus Blick war von Entschlossenheit erfüllt. Er stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden und hatte seine Hände schon zu Fäusten geballt, bereitete sich seelisch und mental auf den Kampf vor. Seine Wille war stark, denn er wusste, dass er gewinnen musste, um seinen Traum – das Land zu einen – verwirklichen zu können. Mitsunari hingegen schaute ihn mit hasserfüllten Augen an. Sein einziger Antrieb, Ieyasu zu töten, war Rache. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm qualvoll das Leben zu nehmen. Langsam legte er eine Hand an den Griff seines Schwertes. Ohne noch ein Wort zu verlieren, stürmten beide aufeinander zu. Mitsunari zog im Sprint sein Schwert und Ieyasu holte mit seiner Rechten aus. Beide wichen gekonnt aus, starteten aber sogleich einen neuen Angriff. Funken flogen und Außenstehende hätten wohl kaum sehen können, was da vor sich ging. Mitsunari und Ieyasu bewegten sich schnell, wie Blitze. Irgendwann sprangen sie voneinander weg und standen nun einige Meter auseinander. Erschöpft und schwer atmeten sie. Mitsunari stützte sich auf seinem Schwert ab und schaute zu Ieyasu, welcher sich kaum noch auf den Beinen halten konnte und ihn ebenfalls ansah. „Mitsu...nari, so muss das nicht enden“, fing Ieyasu dann an zu sprechen und Mitsunaris Blick wurde etwas fragend und dann spöttisch. „Nein, es endet mit deinem Tod, Ieyasu“, entgegnete er laut und wütend. Wütend darüber, dass er schon so am Ende war und es nicht gut aussah. Etwas verbittert und irgendwie traurig blickte Ieyasu kurz zur Seite. „Also war's das...?“, fragte er dann leise, aber noch laut genug, dass Mitsunari es hören konnte. Dann sah er ihn wieder an und erkannte in seinem Blick, dass er nicht genau wusste, was er damit sagen wollte. Kurz lachte Ieyasu auf, wieder mit einem unterschwelligen Klang von Traurigkeit. „Unsere langen Jahre der...Freundschaft, einfach so weggeschmissen“, meinte er nun weiter. „Tsk“, hörte man nur kurz von Mitsunari, welcher seinen Blick nun abwendete. „Freundschaft“, wiederholte er dann in einem verbitterten und abfälligen Tonfall. „Du hast doch keine Ahnung. Aber...“, er machte eine kurze Pause und schaute ihn dann wieder ernst an. „...das spielt alles keine Rolle mehr. Als du Hideyoshi-sama getötet hast, hast du somit auch mich getötet.“ Langsam richtete Mitsunari sich wieder auf. Sein Blick füllte sich wieder mit Hass und dem Wunsch nach Rache. „Du wirst dafür bezahlen, Ieyasuuuuu!“ Abermals rannte er auf seinen vermeintlichen Feind zu und nun musste auch Ieyasu sich wieder aufrichten, um den Angriff abzuwehren. Er kreuzte die Arme vor seinem Gesicht und Körper, um eine Schutzbarriere aufzubauen, rutschte aber einige Meter auf dem Boden nach hinten, als Mitsunari mit voller Wucht zuschlug. Bald kam er zum Stehen und drückte Mitsunari mit ganzer Kraft wieder nach hinten, um dann selbst wieder einen Angriff zu starten. Wieder wich Mitsunari aus, geriet aber ins Taumeln und so konnte ihm Ieyasu doch noch eine volle Breitseite verpassen und ihn gegen die nächste Mauer schleudern, an welcher Mitsunari hart mit dem Kopf aufschlug und dann nach unten glitt. Schwer atmet und die Faust immer noch nach vorn ausgestreckt, blieb Ieyasu stehen und schaute zu Mitsunari. Dieser rührte sich nicht und ein paar seiner Haare färbten sich rot von dem Blut, welches langsam aus seinem Kopf trat und auf den Boden tropfte. Ieyasus Augen weiteten sich, als er das sah. Schnell lief er zu Mitsunari, stolperte dabei ein paar Mal. Vor ihm knallte er zu Boden, sodass er die letzten Zentimeter zu ihm kroch und nun seinen Kopf in beide Hände nahm und ihn ansah. Das Blut, welches aus einem Loch in Mitsunaris Kopf trat, lief unentwegt weiter, auch über die Hälfte seines Gesichts. Die Augen hatte er geschlossen und er atmete nur schwach. Natürlich war es klar, dass einer von ihnen sterben musste, aber eigentlich wollte Ieyasu das nicht. Er hatte gehofft, dass Mitsunari sich besinnen würde, dass er an alte Zeiten dachte, wo sie noch befreundet waren, gemeinsam lachten und traurig waren. „Mitsu...Mitsunari“, flüsterte er und sah seinen alten Freund an, ehe er ihn in seine Arme zog. „Es tut mir so Leid..., dass es so enden musste.“ Stumme Tränen liefen Ieyasu über das Gesicht und er drückte Mitsunari mehr an sich. „Narr“, hörte er dann nur leise und spürte dann einen stechenden Schmerz in seinem Oberkörper. Schmerzvoll weiteten sich die Augen Ieyasus und er bewegte sich wieder etwas von Mitsunari weg. Sein Blick nach unten verriet ihm, was ihm solche Schmerzen bereitete. Mitsunari hatte sein Schwert in Ieyasus Bauch gerammt. Kurz schluckte Ieyasu und blickte dann ungläubig zu Mitsunari, welcher ihn aus halb geöffneten Augen ansah. Dann jedoch öffnete er seine Augen richtig und schaute Ieyasu fast geschockt an, als er dessen Tränen sah. „W-was...soll das...wieso...?“, stammelte er und zuckte kurz zusammen, aufgrund der Schmerzen an seinem Kopf. Langsam hob Ieyasu wieder eine Hand, da er sie weggenommen hatte, als er den stechenden Schmerz spürte und führte sie wieder zu Mitsunaris Wange, legte sie sachte und leicht zitternd auf diese. „Weil du doch...mein bester Freund bist...“, brachte er schleppend hervor und hustete dann, kniff dabei die Augen zusammen. Mitsunari stockte der Atem, als er Ieyasus Hand an seiner Wange spürte und dieser das sagte. „A-aber das...“ Wieder ein fast unerträglicher Schmerz in seinem Kopf. Er biss sich fest auf die Unterlippe, bis es wieder einigermaßen ging. Ieyasu wollte gerade wieder das Wort erheben, als er sich gequält abwendete und Blut spuckte. Er wischte sich mit seinem Handrücken das Blut aus seinem Mundwinkel und wendete sich wieder Mitsunari zu. „Nach all...nach all dieser Zeit, hat sich für mich...nichts geändert...“, brachte er hervor und schaffte es, ihm ein kleines Lächeln zu schenken. Mitsunari wusste nicht, was er sagen oder tun sollte und als Ieyasu ihn dann auch noch anlächelte, war es ganz aus. Rasant füllten seine Augen sich mit Tränen. „I-ieyasu...ich...“ Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war. Noch immer umschloss seine Hand den Griff seines Schwertes, welchen er nun abrupt losließ. Sein Herz fing an zu rasen, doch er wusste nicht genau warum. Hektisch versuchte er den Kloß in seinem Hals runterzuschlucken, was ihm aber nicht gelang. Tränen rannen nun über sein Gesicht, doch nicht mal das bekam er richtig mit. Traurig blickte Ieyasu ihn nun an, strich ihm sanft einige Tränen mit dem Daumen weg. „I-ich wusste, dass irgendwo da drin...der alte Mitsunari...mein Mitsunari ist...“, sagte er leise, musste dann wieder husten. Langsam sank er nach vorne, landete mit seinem Kopf an Mitsunaris Schulter. Jener fing an, am ganzen Körper zu zittern. In seinem Blick war nun kein Hass mehr zu erkennen, sondern pure Verzweiflung. „Ieyasu...“ Seine Stimme bebte und als Ieyasu seinen Kopf an seiner Schulter lehnte, legte er zaghaft und zittrig seine Hand auf diesen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Ieyasus Lippen, als er Mitsunaris Hand spürte. „Danke...“, sagte er leise, schloss seine Augen und sackte etwas in sich zusammen... Panisch atmend, weiteten sich Mitsunaris Augen, als Ieyasu dieses „Danke“ flüsterte und schwerer wurde. „Ieyasu...Ieyasu, nein...d-du darfst nicht sterben“, meinte er hilflos und drückte ihn automatisch mehr an sich, vergrub sein Gesicht in den Haaren des anderen. „...du darfst nicht sterben“, schluchzte er leise und verzweifelt, bis auch er wieder von den Schmerzen seiner Wunde übermannt wurde. Er kniff seine Augen zu und als er sie wieder öffnete drehte sich alles und er sah die Welt um sich herum, wie durch einen Schleier. Seine Lippen formten sich nun zu einem leichten Lächeln. „Du gehst...nicht alleine...“, flüsterte er schwach. Sein Körper versagte und er spürte, dass der nächste Atemzug sein letzter sein würde, doch es störte ihn nicht. So konnte er Buße tun für das, was er getan hatte. „Wir sehen uns...im nächsten Leben...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)