bloody Love von Lunnaris (only memories) ================================================================================ Kapitel 1: bloody past ---------------------- Die Erde erbebte heftig, als könnte sie all den Schmerz nicht länger ertragen. Angelique hob die Hände über den Kopf. Ein Zittern schüttelte ihren Körper. Ihre Augen waren vor Angst in die Leere gerichtet, um nicht aushalten zu müssen welch Gräuel die Welt in Dunkelheit tauchte. Die Zeit lief ihr davon. Ihr Lebenssand zerrann zwischen ihren Fingern. Umso mehr sie versuchte ihn festzuhalten, desto schneller entfloh er ihrer Reichweite. Erdbeben waren in Japan häufig, aber so etwas hatte sie nie zuvor erlebt. Normalerweise waren sie geschützt gegen diese Naturgewalten. Doch gegen dergleichen waren sie nicht gefeit. Ihr Haus zerfiel langsam, jedoch unausweichlich. Das Mädchen war sich bewusst das sie sterben würde. Ihr Herz schlug heftig gegen die Rippen. Es klammerte sich an das begehrenswerte Leben. Das Blut rauschte in ihren Adern. Es pochte stetig in ihren Ohren. Das Hämmern war nicht gerade hilfreich in dieser Situation. Sie wollte nicht aufgeben. Staub vernebelte ihre Sicht. Der Gleichgewichtssinn schien angegriffen zu sein. Ihre Augen vermochten nicht die Dunkelheit völlig zu durchdringen. Die Schwarzhaarige hustete. Verzweiflung schärfte ihre Sinne. Es war ein auswegloser Todeskampf, den sie da bestritt. Plötzlich schlug ihr etwas gegen den Rücken. Binnen weniger Sekunden wurde die Luft vollständig aus ihren Lungen gepresst. Nicht der blasseste Schimmer was es sein könnte erreichte ihren Verstand. Ihre ohnehin schon wankenden Schritte wurden völlig vernichtet. Der Schlag warf sie völlig aus der Bahn. Mit einem leisen Schrei ging sie in die Knie. Es musste das Ende sein. Ihr Kopf schlug hart auf dem Boden auf. Der Tod griff mit seinen kalten Fingern bereits nach ihr. „Neeeein!!“ Ihr gellender Schrei konnte die Welt nicht erreichen, es war zu ohrenbetäubend um sie herum. Ein dünnes Rinnsal lief über ihr Kinn. Ohne es zu beachten wischte Angel das Blut aus ihrem Gesicht. Es bedarf zu viel der Anstrengung sich zu rühren. An diesem Ort wollte die Japanerin verweilen, für alle Zeit. Ihre Welt geriet aus den Fugen, zerbarst in Trümmer, bis nichts mehr blieb. Auf allen Vieren kroch sie weiter. Die zarte Haut wurde aufgeritzt. Schnitte zierten mittlerweile ihren Körper. Schmutz hatte ihn seiner einstig so glanzvollen Erscheinung beraubt. Sie wusste darum, dass bald alles zusammenstürzen würde. Die Balken ächzten kläglich. „Ich muss weiter. Ich kann hier nicht sterben“, spornte sie sich an. Ihre Kräfte schwanden, wurden zu ihrem Verhängnis. Ihr sicheres Grab zeigte seine entsetzliche Unbarmherzigkeit. Mit einem Wimmern blieb sie liegen. Reglos verharrte sie in ihrer Position. Eine panische Sehnsucht ließ sie die Hand ausstrecken, zu der Tür, die sie nie erreichen würde. Eine seltsame Gelassenheit erfasste sie angesichts des Todes, der ihr blühte. Er gleich einer süßen Frucht, die langsam überreif wurde und faulte. Wer würde sie auffangen wenn sie fiel? Wer würde ihre Hände ergreifen und sie hochziehen? Niemand… Natürlich, es war niemand da, der auch nur fähig dazu gewesen wäre ihr zu helfen. Wie sehr sie sich irrte sollte sie nicht wissen. Doch jetzt schalt sie sich für ihren selbstsüchtigen Wunsch zu leben. Ihre Schwäche sterben zu wollen verwandelte sich in Stärke leben zu wollen. Jedoch standen ihre Chancen gerade zu gering. Ihre Lider senkten sich langsam. Es war befreiend. Die Schwärze sollte sie willkommen heißen. Nur allzu gern folgte sie dem schmerzlichen Ruf. Leben war schwer, sterben war leichter. Sie musste nur loslassen. Aber Angel konnte nicht. In diesem Augenblick trat eine Gestalt zwischen den Schatten hervor. Besänftigung legte sich gleich einem Schleier um sie. Er war also gekommen. Selbst jetzt war er an ihrer Seite. Er kam ihr göttlich vor wie er sich da zwischen den Trümmern einen Weg hindurch bahnte. Vielleicht war er das auch, ihr Engel, der sie rettete, jetzt da der Abgrund sich unter ihr auftat. Sein blondes Haar war zerzaust, fiel ihm in Strähnen in das makellose Gesicht. Sorge ließ seine grünen Augen glimmen. Es sollte das letzte Mal sein, dass sie eine Regung in diesem Blick fand. Jedoch ahnte sie nichts davon, erkannte die Anzeichen nicht. „Angel!“ Rayne stürzte auf sie zu. Vorsichtig, als könnte das Mädchen unter seinen Händen zerbrechen, in Scherben zerschellen unter seine Achtlosigkeit, schlang er seine Arme um ihren zierlichen Körper. Sein Gesicht drückte sich in ihr schwarzes Haar. Angel verstand nicht das auch er nicht mehr weitergehen konnte. Sie bemerkte nicht, dass er dabei war abzurutschen. „Komm mit!“ Angel registrierte das kurze Aufflammen in seinen Augen. Vielleicht war es Verzweiflung, Panik jemand nicht retten zu können. Doch es war zu kurz, als das sie sich sicher gewesen wäre. Dann war es auch schon davon getragen, als wäre es nie von Existenz gewesen. Aber es sollte von Bedeutung sein. Er schob seine Arme unter sie, hob sie behutsam hoch. Ein Glanz schien ihn zu umgeben. Er musste göttlich sein. Auch wenn sie das zuvor nie geglaubt hätte. Er hatte es einfach nur vergessen. Erschöpft lehnte das Mädchen den Kopf gegen seine Brust. Seine Schritte gingen unter in dem Knall als das Haus hinter ihnen zusammenbrach. Ohne zu zögern, obwohl er von dem seinigen Schicksal wusste, beugte er sich über sie. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Schützend schirmte der Junge Angel mit seinem Körper ab. „Rayne…“ Die Trümmer schlugen gegen ihn. Es war ihr, als würde die Welt den Atem anhalten, als wäre die Zeit immerhin für einen kurzen Augenblick stehen geblieben. Sie sah auf die Uhr, die um seinen Hals baumelte. „Sieh nur, meine Uhr ist stehengeblieben.“ Seine Stimme war von einer ungeahnten Traurigkeit erfüllt. Der Junge wurde getroffen. Doch was als nächstes geschah war wohl am seltsamsten. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich bin so glücklich, dass ich dich retten konnte.“ Blut quoll aus seinem Mund, benetzte seine blase Haut, die aussah wie Marmor. Die Ohnmacht schloss sich um sie. Der Schock unterwarf das Mädchen seiner Grausamkeit. Rayne brach im selben Augenblick über ihr zusammen. Das Lächeln verschwand nicht von seinen Lippen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)