Digimon Savers: Relaunch von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Sayonara, Digiwelt! ------------------------------ >>Wenn ich ganz leise bin …« Langsam und aufs Äußerste darauf bedacht, bemühte Impmon sich von der Gruppe der wiedervereinten digitalen Dämonenkönige zu entfernen und dabei bloß keine Geräusche zu machen. Schließlich musste seine Abwesenheit ja nicht sofort auffallen. Außerdem hatte das Child Level Digimon auch überhaupt keine Lust sich vor Lucemon und den anderen zu rechtfertigen, weshalb der Ausgang dieser dunklen Höhle plötzlich allzu verlockend war. Denn gerade jetzt hatten die Dämonenkönige beschlossen, dass sie die Herrschaft über die digitale Welt übernehmen werden. Außerdem stand ihnen Igudorashiru auch nicht mehr im Weg und wer sollte sie jetzt noch aufhalten können? Dass über Impmon sowie Belphemons Kopf jeweils hinweg entschieden wurde, stand außer Frage nicht zur Debatte. Schließlich waren sie nur auf dem Child Level, beziehungsweise ein Digitama. Wo ihr Platz in dieser Schlacht war, stand von vornherein fest, da wurde gar nicht erst nachgefragt. Und das passte dem kleinen Teufelsdigimon so überhaupt nicht. »Gleich geschafft …«, flüsterte es und drehte sich kurz zu den anderen um. Diese waren immer noch in einer hitzigen Diskussion und besprachen das weitere Vorgehen. Ein kleines Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Diese Dummköpfe! Diese ach so erhabenen selbst ernannten Herrscher konnten noch so mächtig sein; das flinke und kluge Impmon würden sie nicht schnappen können, sobald es auf und davon war. Plötzlich erstarb sein Lächeln. Gerade noch wollte es seinen Kopf wieder umdrehen, damit es seine fast gelungene Flucht fortsetzen und letztendlich vollenden konnte. Doch dann bemerkte Impmon den Fehler in seiner Gleichung. »Wo ist denn jetzt dieses verdammte-!« »Ja? Was hast du denn gleich geschafft?«, fragte Lucemon kühl. Lautlos war es hinter Impmon erschienen. Als sich das kleinere Digimon erschrocken umdrehte und anfing verlegen mit den Armen zu rudern, setzte der gefallene Engel ein kaltes Lächeln auf. Amüsiert setzte es sich auf einen der niederen Felsen und verschränkte die Arme vor der Brust, während es die Beine übereinander schlug. Ein tadelnder und hochmütiger Blick fiel auf das fliehende Digimon. »Ähm, erhabenes Lucemon!!« Sofort verneigte sich Impmon kurz. Lucemon hingegen winkte lustlos ab. »Langweile mich nicht mit diesen Speichelleckereien. Obwohl es manchmal doch erheiternd ist. Überlege mal, was du kleiner Wicht einst für eine Position inne hattest!« Impmon musste sich wegdrehen, damit das Ultimate Level Digimon seinen Ärger und Zorn nicht von seinem Gesicht ablesen konnte. So ganz entging dies Lucemon natürlich nicht. »Ach, lass dich doch nicht immer ärgern. Hm, wo waren wir doch gleich? Ach ja, richtig. Du wolltest mir gerade erzählen, was du vorhast und wohin du dich verkrümeln wolltest.« Das lilafarbene Digimon fing an, an seiner Unterlippe herum zu kauen. »Verdammter Mist! Was mache ich denn nun?« Ja, was sollte es denn nur tun? Schließlich konnte Impmon schlecht erzählen, dass es mit Lucemons tollen Welteroberungsplänen im Grunde genommen gar nichts zu tun haben wollte. Dann konnte es sich genauso gut gleich selbst einsperren. »Also, ehrlich gesagt …«, begann Impmon und hielt im Satz inne, da ihm keine schöne Ausrede einfallen wollte. Verlegen kicherte es leise und kratzte sich am Kopf. »Jaaa? Ich bin ganz Ohr«, stellte Lucemon klar und beäugte Impmon noch immer belustigt. »I-ich wollte …« Nachdenkend schabte es mit den Füßen auf dem Boden herum. »Ich hab’s, das ist es!« »Das ist mir ein wenig peinlich, großer Meister«, nuschelte das kleine Digimon und drehte sich weg, damit das Größere von beiden sein aufkommendes Grinsen nicht sehen konnte. Seine Ausrede war einfach zu perfekt, das würde selbst Lucemon nicht durchschauen können. »Nun ja, ich wollte Blumen für Lilithmon pflücken gehen. Hatte ich doch ganz vergessen, wie schön es ist!« Um nicht los zu prusten, biss sich Impmon kurz auf die Lippe. Nachdem es sich sicher war, dass es nicht in einem albernen Lachanfall würde ausbrechen müssen, drehte es sich wieder so, dass Lucemon ihm ins Gesicht schauen konnte. »… So ist das also …«, entgegnete Lucemon und stützte seinen Kopf auf einem Arm ab. Eine lange blonde Strähne fiel nach vorn. Sein Gesichtsausdruck war ohne Emotion - wie eine Puppe - und Impmon konnte die Mimik nicht ganz einordnen. Vielleicht war sein Plan doch nicht aufgegangen …? »Ääähm …«, begann Impmon bereits, da es mittlerweile damit rechnete, dass Lucemon ihm seine Story doch nicht so ganz abnahm. Also setzte es noch nach, dass es auch mal frische Luft benötigte, da es in dieser Höhle doch arg stickig war und dieser Stinker Demon die Luft verpeste. Jedoch war dies alles gar nicht nötig gewesen, denn der gefallene Engel hörte dem kleinen Teufel schon gar nicht mehr zu. Ganz gedankenversunken regte es sich kurz und blickte das kleine Digimon nach einer Weile wieder an. »So ein Ärger«, ging es Impmon durch den Kopf, da es gerade einen erneuten Versuch sich aus dem Staub zu machen unternehmen wollte. Majestätisch erhob sich Lucemon und blickte verachtungsvoll auf das lilafarbene Digimon hinab. Impmon rechnete bereits damit, dass sein letztes Stündlein würde geschlagen haben. »Nun denn, dann viel Erfolg«, verkündete es und stemmte noch immer nachdenkend die Hände in die Hüften. Dann warf es einen Blick hinüber zu seinen Kameraden. Impmon blieb der Mund offen stehen und packte sich an das rasende Herz. »Wie jetzt?!« »Du hast mich schon verstanden«, antwortete Lucemon und grinste tückisch. Sein Blick ruhte allerdings noch immer auf den anderen dämonischen Digimon. Impmon hatte sein Glück kaum fassen können – seine Freiheit war nur noch ein paar Schritte entfernt. Es musste nur noch rasch aus der Höhle hinaus und alles würde gut gehen. Zumindest würde es für eine Weile seine Ruhe haben. Schließlich würde den Dämonenkönigen schon irgendwann auffallen, dass sie einer weniger waren. Wenn da nur nicht dieses verschlagene Lächeln seitens Lucemon gewesen wäre. Dieses machte sich nun wieder auf den Weg zu seinen Kameraden. Skeptisch blickte das Child Level Digimon dem höher Digitiertem hinterher, schüttelte letztendlich aber den Kopf. »Ach Quark, der peilt nie und nimmer was.« Nach einem weiteren letzten Rückblick auf seine ehemaligen Kollegen, eilte es aus der Höhle raus. »Freiheit..!«, murmelte es leise. Dabei hatte es einen zarten Hauch von Euphorie in der Stimme. Plötzlich hörte es hinter sich ein Geräusch. Panisch hüpfte es gut drei Meter in die Luft, fühlte es sich doch irgendwie ertappt. Ein kleiner Stein rollte vor Impmons Füße und es stieß die angehaltene Luft erleichtert aus. Als Impmon dann zu lachen anfing, endete dies in einem kleinen mittelschweren Anfall von Hysterie. »Für einen kurzen Moment dachte ich echt-! Iiieeks!!«, piepste es panisch, als es etwas Eiskaltes an seiner Schulter spürte. Es war eine Hand. Lucemons Hand. »Lu-lu-lucemon! Was…? Wieso…? Blumenpflücken?!«, stammelte es und guckte dabei wie ein Auto. Wild gestikulierte Impmon mit seinen Gliedmaßen. Genüsslich legte Lucemon den Kopf in den Nacken. »Ach, mir war entfallen, dass es da eine wunderschöne Blume gibt – eine blaue Lunaris-Blüte. Sie blüht nur bei Mondschein, aber das ist der Anblick auf jeden Fall wert. Du musst dich nach dem Pflücken jedoch beeilen, da sie schnell vergeht und ich glaube kaum, dass du Lilithmon eine welke Blüte bringen willst.« Bei den letzten Worten warf es Impmon einen vielsagenden Blick zu, welchen das kleine Digimon nicht so recht zu deuten vermag. Impmon, das nie ernsthaft die Absicht pflegte irgend so eine bescheuerte Blume zu suchen, grinste gezwungenermaßen. »Oh, wirklich? Das ist ja …«, es überlegte kurz und fügte „beschissen“ in Gedanken hinzu, »super! Wo kann man diese Lulu-Blume denn finden?« Lucemon seufzte und kämmte sich eine helle Strähne hinter das Ohr. »Lunaris-Blüte. Du findest sie in einer Höhle des vergessenen Tals. Wie gesagt blüht sie nur im Schein des Mondes, doch wenn du jetzt losgehst, solltest du im Tal ankommen, bevor sie den vollen Blütenstand erreicht hat.« »Wow, klingt das kitschig.« »Wow, klingt das toll! Ich mache mich sofort auf den Weg!«, rief Impmon aus und wollte schon auf dem Absatz kehrtmachen. Zögerlich blieb es dann allerdings stehen und schaute nochmal über die Schulter zurück zu Lucemon. »Ähm, ich will ja nicht anmaßend klingen oder dergleichen, aber warum sagst du mir das?« Der gefallene Engel zuckte mit den Schultern. »Ach, ich weiß auch nicht. Mir war einfach danach.« Dann senkte es ein wenig Kopf und Stimme und fügte leiser hinzu: »Und vielleicht wollte ich dir einfach diesen ganz besonderen Ort näher bringen.« »…« Mit einem eisigen Lachen kehrte Lucemon dem kleinen Teufel den Rücken und verschwand wieder in seinem schurkischen Unterschlupf. »Was war das denn jetzt?«, fragte sich Impmon mit hochgezogenen Augenbrauen. Missmutig verzog es eine Miene, da ihm gerade klar wurde, dass es vielleicht mehr oder weniger von Lucemon und den anderen beobachtet wurde. Impmon seufzte. »Großartig. Wenn ich nicht morgen mit dieser bescheuerten Blume hier auftauche, wird Lucemon skeptisch und zieht mir die Ohren lang … oder noch schlimmer … Warum ist mir auch nichts Besseres eingefallen?!« Mit einem großem Schmollmund sah es noch einmal zur Höhle zurück. »Ich sollte da rein marschieren und denen mal verklickern, dass die ihren Scheiß gefälligst ohne mich durchziehen sollen!« Plötzlich jedoch hörte es ein donnerndes, grollendes Geräusch – das Lachen Demons. Entmutigt schluckte Impmon. »Andererseits … Das hat auch so lange Zeit, bis ich Lilithmon die Blume gebracht habe. Vielleicht ist sie ja dann so verzückt, dass es die anderen davon überzeugt, mich gehen zu lassen…?« Kaum hörbar fügte es noch hinzu: »Oder mich vor den anderen zu beschützen …« Lustlos trottete es also von dannen in Richtung des vergessenen Tals. »Hm … Vergessenes Tal … Warum hieß das doch gleich nochmal so?«, fragte es sich selbst. Schon bald war nichts mehr von Impmon zu sehen. Lucemon sah ihm von einer düsteren Ecke der Höhle aus zu. Es kicherte leise. »Was ist so lustig, Lucemon?«, fragte Barbamon, das soeben neben ihm erschienen war. »Warum zieht der kleine Dummkopf ab?« Der inoffizielle Anführer der Dämonenkönige warf einen kecken Blick auf Barbamon, wobei seine Augen voller Vergnügen kurz aufleuchteten. »Ach, sagen wir einfach, ich habe gerade den letzten Schritt unserer Operation eingeleitet.« Das sonst so weise Barbamon verstand nicht sofort. »Hm, ist das so?« Es schaute in die Richtung, in die Impmon verschwunden war. »Glaubst du denn, es kommt wieder?« »Nein, das wird es nicht.« Barbamon runzelte die Stirn. »Nein? Und darüber freust du dich? Ich denke, du wolltest, dass wir alle sieben zusammenarbeiten.« Verwirrt warf es nun einen prüfenden Blick auf das andere Digimon. Lucemon verschränkte die Arme vor der Brust, wendete den Blick allerdings noch immer nicht vom Horizont ab. Die Sonne stand im Zenit. »Gemach, Gemach, mein alter Freund. Ich versichere dir, dass alles nach Plan läuft. Impmon ist schon lange kein Teil mehr von uns. Seit es seine Kräfte als Beelzebumon eingebüßt hat, ist es mehr als unnütz.« Barbamon sah aus, als ob es dem anderen Digimon noch immer nicht folgen konnte. Lucemon seufzte. »Aber unnütz ist nicht gleich unbrauchbar und so wird auch Impmon seine Rolle in diesem Stück spielen. Es weiß es nur noch nicht.« Langsam verstehend runzelte Barbamon seine Stirn. »Nun denn. Wo hast du es hingeschickt?« Endlich löste Lucemon seinen Blick und drehte sich zum Gehen um. »In das vergessene Tal.« Überrascht riss Barbamon die Augen auf. »Das vergessene Tal?! Aber das ist Igudorashirus Reich!« Lucemon brach in ein diabolisches Gelächter aus und als es geendet hatte, sagte es nur: »Exakt.« Nun grinste auch Barbamon. »Interessant.« Nach anderthalb Tagen kam Impmon endlich im bereits dämmernden vergessenen Tal an. Es hatte es nicht allzu eilig dort anzukommen und erstrecht nicht einen eiligen Rückweg anzutreten. Also war es nicht besonders flink gelaufen und hatte etliche Pausen und Rasten eingelegt. Enttäuscht, dass es schon da war, stöhnte es kurz auf und legte den Kopf in den Nacken, um das riesige Gebilde vor seinen Augen zu betrachten. »So, da wären wir. Mann, ist das hier hässlich; Einöde lässt grüßen oder wie.« Skeptisch beäugte es das Gebilde noch einmal. »Woher kenne ich-!« Plötzlich zuckte es zusammen und hielt sich den nun schmerzenden Kopf. Dieser drohte ihm zu zerplatzen; dieses Gefühl durchlief das kleine Child Level Digimon und es sackte fast reglos zu Boden, wo es sich zusammenkauerte »Schluss damit!«, rief es aus und blinzelte ein paarmal. Nach und nach ebbte der pochende Schmerz ab und Impmon kam wieder auf die Beine. »Was war das denn?«, fragte es sich selbst, als es sich wieder aufrichtete. Allerdings fiel es sofort wieder auf den Hintern, als es zwei grüne, leuchtende Kugeln vor sich erblickte, die es neugierig beäugten. Impmon wurde rot und erlangte seine Fassung rasch wieder. Hastig sprang es auf die Füße und schwang bedrohlich seine Faust. »Sag mal, geht’s noch?! Glotz mich gefälligst nicht so an!!« Gomamon seufzte enttäuscht. »Ach, schade, es lebt noch. Wie langweilig«, sagte es betrübt. Impmon wusste nicht so ganz, ob es das Digimon ernst meinte oder ob die harte Schale nur aufgesetzt war. Wie auch immer – es entschied sich erst mal, einen auf beleidigt zu machen. »Oh, das tut mir aber leid, dass ich dich da enttäuschen muss«, rief es sarkastisch aus. Gomamon jedoch schüttelte nur den Kopf und setzte ein riesiges Grinsen auf. »Ach was, halb so wild.« Es zuckte mit den Schultern. »Hab nur gedacht, dass hier endlich mal was los sei.« Impmon zückte eine Augenbraue. »Ah ja …« »I-i-i-ist a-a-a-alles in O-o-ordnung?«, ertönte es zögerlich hinter einer riesigen Wurzel. Impmon folgte der Stimme, um sie zu lokalisieren und erkannte, dass diese gigantische Wurzel zu dem Gebilde führte. Grundgütiger! Das war ein riesengroßer Baum! Dieser sah ganz schön mitgenommen aus und Impmon weitete sichtbar die Augen im Sekundentakt, als er das Gebiet langsam wiedererkannte. »Oh Scheiße! Das ist …!« »Ja, ja, alles klärchen!«, posaunte Gomamon fröhlich und hüpfte vergnügt auf der Stelle. Sein Freund Gabumon trat vorsichtig hinter der Wurzel hervor und sah sich prüfend um, ob auch wirklich keinerlei Gefahr drohte. »Na, wenn d-das so ist …« »Sei nicht so ein schrecklicher Feigling! Hier gibt es nichts zu befürchten!« Gomamon setzte ein strahlendes Grinsen auf, um seinen Freund endgültig zu beruhigen. »Da wär ich mir nicht so sicher«, murmelte Impmon missmutig und trat ein paar Schritte nach vorn. Gomamon neigte seinen Kopf schief. »Ach, nein? Warum denn?«, fragte es neugierig. »Weißt du denn nicht, was das hier für ein Ort ist?« »Doch, natürlich«, meinte es altklug und machte eine abwertende Handbewegung. »Dies ist das vergessene Tal.« »Ja, schon. Aber es ist auch als Igudorashirus Reich bekannt.« Impmon verzog eine finstere Miene. Plötzlich schossen ihm all die schlechten Erinnerungen an diesen Ort durch den Kopf. Damals war es hier mit seinen Truppen eingezogen, um Igudorashiru seiner Macht zu unterwerfen. Doch es kam ganz anders … Und letztendlich wurde es seiner Kräfte als Ultimate Level Digimon beraubt und digitierte zurück. Lautlos war Gomamon neben Impmon erschienen und erschreckte dieses mit seiner Stimme zu Tode. »Ach, der alte Käse. Ja, stimmt schon. Aber seit damals dieser Ultimate Level Trottel hierher kam und gewaltig eines auf die Mütze kassiert hat, ist es hier eigentlich ganz friedlich. Igudorashiru hat eine Barriere errichtet, so dass diese hoch digitierten Digimon hier nicht mehr herkönnen. Danach hat es sich selbst in den Standby-Modus versetzt und seitdem ist es hier eigentlich ganz friedlich. Hey, alles okay? Du zitterst ja auf einmal so arg …« Bevor Gomamon Impmon eine Flosse auf die Schulter legen konnte, haute es diese beiseite. Wütend knirschte es mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten. Sein Blick war hart auf den Boden gerichtet. »Standby-Modus? So ist das also. Dann schläft Igudorashiru also schon seit längerer Zeit.« »Jap«, bestätigte Gomamon, das den Ernst der Lage nicht ganz erkannte. Nicht so Gabumon, das nun panisch zu den beiden trat und versuchte, seinen Freund von dem fremden Digimon weg zu zerren. »L-lass uns gehen, wir wollen keinen Ärger!«, rief es und zog eifrig an Gomamons Flosse. Dieses jedoch machte keinerlei Anstalten, sich auch nur einen Zentimeter fortzubewegen. »Du vielleicht nicht, mir ist langweilig. Und wieso überhaupt Ärg-!« Weiter kam es nicht, denn Impmon stürmte plötzlich voller Wut in die Öffnung des Baumes und ließ die anderen beiden verwirrt zurück. Diese brauchten einen Moment um zu verstehen, was soeben geschehen war. »Ja, was denn..?« Gomamon blinzelte überrascht. »Oh nein! Es ist hineingegangen!« Gabumon begann an seinen Klauen zu knabbern. »Na und? Endlich mal Action!!« »Bist du i-i-irre? Wir dürfen nicht in den Baum! Wer weiß, was passiert …« Gomamon überlegte kurz. »Keine Bange. Ich hol den Dummkopf zurück.« Gabumon sah seinen Freund geschockt an. »W-was?! Nein, das kannst du nicht! Halt!!« Doch zu spät – Gomamon war schon in das Reich Igudorashirus gehoppelt. Fasziniert blickte es sich wie ein Tourist um. »Wow! Echt stark. Aber wo ist jetzt der andere hin? Der andere indes war nach schier endlosen Abzweigungen, Gängen und Kristallen an der Wand bei dem Schöpfer persönlich angelangt. Was es sah, war ein gigantisches Wesen, das Ähnlichkeit mit einem dieser Kristalle in etwas größer hatte. »So sehen wir uns wieder«, murmelte Impmon und trat noch ein paar Schritte nach vorn. Lucemon, dieser Mistkerl! Er musste das alles geplant und Impmon ganz bewusst an diesen Ort geschickt haben. Was hatten die anderen doch gleich gesagt? Nach seinem letzten Einfall, hatte der Schöpfer eine Barriere errichtet und damit alle Digimon über dem Child Level ausgesperrt. Folglich konnte Lucemon nicht selbst hierher. Doch was nun, war sein eigentliches Vorhaben? Es konnte ihm nicht mehr allein um die Blume gehen. Und was die Barriere betrat … Das war es wohl, was Impmon zuvor Schmerzen bereitet hatte. Es schlüpfte zwar hindurch, aber der Ort erinnerte sich an es – und auch Impmons Erinnerungen kamen schließlich wieder. Aber dies alles war Impmon im Moment sichtlich egal. Ob aus Zufall, Absicht oder was auch immer – es würde nun endlich seine Rache bekommen und vielleicht – ja, ganz vielleicht – würde es dann seine Kraft als Beelzebumon zurückerlangen? Impmons Augen fixierten den Herrscher, der an vielen, vielen Kabeln hing. Eines dieser Kabel sprang ihm besonders ins Auge und ehe es sich versah, war es bereits an diesem angelangt und umfasste dieses feste. Der kleine Teufel lächelte fast traurig. »Wer ist denn nun der Schwächling, he?« Es zögerte einen Moment, schließlich war es zwar schon immer auf seinen eigenen Vorteil aus, doch es griff nie die Wehrlosen und Schwachen an. Um seine aufkommenden Schuldgefühle zu vertreiben, schüttelte es hastig den Kopf. »Der hat angefangen! Und schwach ist er auch nicht. Nur etwas … wehrlos im Moment.« Es spannte seinen Körper an, um an dem Kabel zu ziehen, doch zu spät – es wurde bereits von irgendwas in den Rücken gerammt und flog gut vier Meter nach vorn. Krachend fiel es gegen das Podest, auf dem Igudorashiru verkabelt lag. »Spinnst du? Du kannst doch nicht so einfach hier was anfass-! Boah, ist das cool!« Gomamons Augen glitten schnell über die neue Umgebung und es war fasziniert von dem Anblick. In der Zwischenzeit hatte sich Impmon von dem kleinen Schlag erholt und rieb sich unsanft die Stelle, an der es getroffen wurde. »Wer hier spinnt, bist du!«, zischte es und warf einen hasserfüllten Blick auf Gomamon. »Was sollte das denn? Misch dich gefälligst nicht ein!« »Das können wir doch später besprechen, wir dürfen hier nicht sein. Also lass uns schnell hier raus, bevor irgendwas Schlimmes passiert. Hm, wobei … Ach nein.« Wieder schüttelte es seinen Kopf mit den großen neugierigen grünen Augen. »Gabumon bekommt noch einen Nervenkoller, wenn wir nicht bald wieder zurück sind. Also komm jetzt!« Während es redete, war es zu Impmon geglitten. Dieses jedoch zeigte immer noch keine Mühe, des Schöpfers Behausung alsbald zu verlassen. »Lass mich in Ruhe! Du weißt doch gar nichts! Igudorashiru wird meine Rache zu spüren bekommen und das wird keiner verhindern. Auch du nicht!« »Hey, mach mal halblang …« »Night of Fire!«, rief Impmon aus. Kleine schwarze Feuerbälle erschienen in seinen Handflächen, welche es auf das überraschte Gomamon schleuderte. »Aua!«, schrie es noch, ehe es in ein besonders dickes Kabel Igudorashirus hineinflog und sich nicht mehr regte. Funken stoben auf und Impmon grinste zufrieden. »Das ist doch schon mal ein Anfang«, sagte es und griff wieder nach dem Kabel von eben. Als es nochmal zu Gomamon schaute, erstarrte es kurz. Hinter diesem war ein kleines Loch in der Wand erschienen, durch welches nun ein zarter Strahl des Mondscheins fiel – und zwar genau auf eine blaue Blume; die Lunaris-Blüte. Impmon lief zu der Blume, beäugte sie kurz und pflückte sie schließlich. »Hm, wer hat, der hat.« Dann trat er mit dem Fuß gegen einen Kabelwulst, aus diesem nun noch mehr Funken sprühten. Auch Gomamon verpasste es einen Tritt, so dass dieses aus der Gefahrzone flog. Ohne weiter zu überlegen, zog Impmon nun endlich an einem der Kabel. »Wollen doch mal sehen, wie es dir schmeckt, wenn man einen Teil seiner Kraft einbüßt!« Was dann allerdings geschah, hätte niemand vorhersehen können. Statt dass Igudorashiru einen Kurzschluss bekam, so wie Impmon es sich erhofft hatte, öffnete sich plötzlich an der Wand neben ihm ein Digitor. »Das ist …« Fasziniert und geängstigt zugleich, sah Impmon das Tor an. Vor fünf Jahren gab es häufiger Tore in die Menschenwelt, hatte es gehört. Doch es hieß auch, dass Igudorashiru dafür gesorgt hatte, dass keine Tore mehr geöffnet werden konnten. Und dennoch hatte sich nun eines direkt neben Impmon geöffnet. Vorsichtig trat Impmon einen Schritt näher und beäugte das Tor. Und dann kam ihm ein Gedanke. »Au, nein, tu das nicht! Du weißt immer noch nicht, was passiert!«, rief Gomamon, das nun aus seiner kleinen Ohnmacht wieder erwacht war. Zapplig kam es wieder auf die Beine. Dies gab Impmon den Antrieb. Ja, das Tor war eine mögliche Gefahr – doch auch ein kleiner Hoffnungsschimmer. Schließlich hatte es die Macht ihn ganz weit fort von Lucemon und den anderen zu bringen – und dabei den finsteren Plänen der Dämonenkönige zu entkommen. Das Tor löste sich bereits an den Rändern wieder auf und drohte, sich zu schließen. Es zuckte mit den Schultern. »Was soll’s. Überall ist es besser als hier. Und wenn es mir nicht gefällt, kann ich ja wieder zurück.« Es warf noch einen letzten Blick auf die blaue Blume in seiner Hand und hüpfte dann durch das Tor. »Nein!«, schrie Gomamon. Schnell sprang es nach vorn und erhoffte, Impmon noch zu erwischen, doch zu spät. Es war bereits hindurch und das Tor war verschlossen. »So ein Ärger«, murmelte es. Plötzlich donnerte es in der ganzen Höhle und wieder brachen elektrische Leitungen auf. »Oje, das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut! Aber … jetzt ist hier endlich mal was los.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)