Düster das Herz von Skeru_Seven ================================================================================ Flucht IX --------- Ich hatte Kirchen und Kapellen noch nie gemocht. Überall glitzerte und schimmerte es golden, übertriebene Zuschaustellung von verschwendeten Steuereinnahmen. Die Atmosphäre ähnelte der eines Grabes und triefte nur so von Scheinheiligkeit; jede Person, die normal dort saß und vorgab zu beten verstärkte das. Nur heute machte es mir nichts aus, eins dieser kleinen Exemplare am Wegrand auftauchen zu sehen. Wir brauchten schnell einen Unterschlupf. Nicht nur, weil es gefährlich nach einem Unwetter aussah, sondern weil ich eben schon wieder jemand hatte umbringen müsse. Der zweite in den letzten Tagen, aber es war notwendig gewesen. Beide hatten uns beim Stehlen ertappt und uns fast geschnappt, wenn ich nicht so gehandelt hätte. Lieber derjenige tot als ich. Nummer eins hatte ich geistesgegenwärtig die Kehle durchgeschnitten, er war sofort gestorben. Bei demjenigen vorhin hatte ich mehr Gewalt anwenden müssen, sonst hätte er uns die Polizei hinterher geschickt. Der Stich in die Brust hatte ihn zwar zu Fall gebracht, aber er lebte noch, atmete eindeutig. Und sah nicht ein, wieso er das ändern sollte. Erst als ich so oft auf seinen Körper eingestochen hatte, dass seine Brust nur noch aus einer blutigen Masse bestand, ich sicher war, das zerschnittene Herz sehen zu können und Jones in einem vor Schock gelähmten Zustand fragte, wo wir uns am besten verstecken sollten, merkte ich überhaupt, was ich getan hatte. Reue empfand ich nicht, es hatte mir meine Zukunft gerettet. Die Kapelle wäre sicher der letzte Ort, wo die Polizei oder wer auch immer nach einem Mörder suchte. Sie erfüllte daher zum ersten Mal einen nützlichen Zweck. Wie erwartet war sie geöffnet, ohne Probleme traten wir ein. Stille, Kälte, Dunkelheit, das alles schlug mir entgegen. Zum Schlafen fast optimal, besser als viele unsere früheren Unterkünfte. Ich legte mich auf eine Kirchenbank im mittleren Teil, Jones blickte sich unschlüssig um, gesellte sich dann zu mir. Kuschelte sich an mich, wie in vielen Nächten davor. Ich ließ es zu, so wärmten wir uns gegenseitig, froren nicht so stark. Seine dunkeln Augen fixierten mich, ein schwaches Lächeln erschien auf seinem blassen Gesicht. Er fühlte sich bestimmt glücklich trotz der schweren Umstände. Ich spürte nichts in mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)