Düster das Herz von Skeru_Seven ================================================================================ Nehemia XXV ----------- Ich war die ganze Nacht weggeblieben, erst gegen morgen wieder heimgekommen. Kein Schlaf, kein Essen, ich fühlte mich so seltsam aufgedreht wie lange nicht mehr. Vielleicht weil ich wusste, dass alles immer mehr in sich zusammenbrach. Nicht dass es mich störte, auf ewig hielt nichts. Die Tür zur Wohnung stand offen, Glasscherben lagen auf der abgetretenen Fußmatte. Jemand hatte ein Glas Marmelade gegen die Tür geworfen, der Inhalt tropfte das Holz herab. Was hier sich abgespielt hatte, wollte ich gar nicht wissen. Es genügte mir, das Ergebnis zu sehen. Ich hatte selbst eigene Probleme, die ich ausbaden musste. Sie saß vor dem Sofa und weinte. Hysterisch und verzweifelt, als wäre sie wieder nicht zurechnungsfähig. Vielleicht Nachwirkungen von der Begegnung mit der Verrückten, die sogar sie nicht verschont hatte. Ich hatte bei ihr nämlich auch eine Reihe blauer Flecke entdeckt. Und nein, es verschaffte mir trotzdem keine Genugtuung. „Es ist so furchtbar“, heulte sie los, als sie mich bemerkte. Fing an zu jammern und zu schluchzen, ohne dass ich sie verstand. Genervt stand ich weiter im Eingang. Von mir bekam sie kein Mitleid, mir gab sie schließlich auch keins. „Was ist denn los?“, fragte ich irgendwann gezwungenermaßen nach, sie steigerte sich immer mehr in ihr Leiden hinein. In Wirklichkeit wollte ich es nicht erfahren, es wäre sowieso nichts Erfreuliches. Sie wischte sich die Tränen von ihren Augen. Ihr Make up sah wieder aus wie ein Unfall. In letzter Zeit sah sie öfter aus wie eine Vogelscheuche. „Ich bin schwanger, von einem dieser Männer.“ Ihre Miene verzerrte sich vor deutlichem Ekel. „Dabei wollte ich von dir ein Kind!“ Konnte sie nicht einmal mit dieser Perversion aufhören? Das bedeutete, ich würde mit meiner Mutter meinen eigenen Halbbruder zeugen. Und Sohn. Das war einfach nur krank. „Was soll ich jetzt tun?“ Sie raffte sich auf, taumelte auf mich zu, begann mich panisch zu schütteln. „Nehemia, was soll ich tun? Sag es mir!“ „Lass mich.“ Sie sollte mich nicht berühren, nicht jetzt, nie wieder. Sie war eine verdammte Dreckshure, eine schwangere noch dazu, die nun völlig bewies, keine Mutterrrolle einnehmen zu können. „Sie werden mich sowieso bald holen.“ „Wieso?“ Ihr Gesicht wurde noch bleicher, falls das ging. „Du darfst nicht weggehen, du musst mit mir schlafen, hast du das verstanden?“ Trotz ihrer Angst wurde sie schon wieder laut. Wie eine Sirene, ihre Stimme tat in meinen Ohren weh. Wie ein kleines Kind klang sie. „Weil sie mir entkommen ist, deshalb.“ Die Polizei suchte vielleicht schon nach mir, wie sollte ich nun Engel jagen? Meine einzige sinnvolle Beschäftigung. Ohne sie würde ich mich zu leer zum Weiterleben fühlen, das ahnte ich. „Sie werden kommen und mich mitnehmen und du wirst ein Kind von irgendeinem dieser Idioten bekommen, weil du eine dumme Schlampe bist.“ Soweit zu ihrer Zukunft. „Das will ich nicht“, kreischte sie wie von Sinnen. „Das will ich nicht. Nehemia, tu doch was.“ Sie riss an meiner Kleidung und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. So hatte ich sie noch nie erlebt. Natürlich rastete sie manchmal aus, verlor die Beherrschung, schrie wie eine Wahnsinnige, aber das hier war etwas völlig anderes. Und es überforderte mich. „Dann bring ich dich um, dann wird es nicht passieren.“ Und das war eine absolut ernstgemeinte Alternative zu ihrem armseligen Dasein als Fickobjekt für notgeile Kerle. „Du wirst der letzte Engel sein, den ich jage.“ Mehr oder weniger, ein Engel konnte sie nie werden, dafür hatten schon zu viele Männer in ihr gesteckt. Ich jagte sich auch nicht, sie ließ es mit sich machen. „Nur, wenn du mit mir schläfst.“ Ihre Hände ruhten auf meiner Hüfte. Sie nahm mein Angebot unter dieser Bedingung also an. Die mir natürlich nicht gefiel, ganz und gar nicht, aber ich hatte die Wahl. Entweder lehnte ich und sie drehte wieder durch, bis man mich von hier wegholte, oder ich ließ es zu, erstach sie und floh dann. Wortlos begann ich meine Jacke zu öffnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)