Düster das Herz von Skeru_Seven ================================================================================ Cecilia XIV ----------- Darren kam später nach Hause. Der Grund dafür befand sich in einer Plastiktüte. Ein Kleid. Für mich. Wie nett und beschämend zugleich. Ich war es nicht gewöhnt, dass man mir Sachen schenkte, gezielt Dinge für mich aussuchte, um mich zu erfreuen. Das war eine irritierende Erfahrung. Vor allem, weil diese Geste sich eigentlich an Cecilia richtete. Nehemia trug keine Kleider, er tötete höchstens diejenigen, die welche trugen. Es war anders, wenn ich mich dazu entschloss, mich zu erniedrigen und ein Kleid anzuziehen, um meine Identität zu verschleiern. Dann war es meine Entscheidung. Mein freier Wille. Das hier war schlimmer. Viel schlimmer. Nun wurde von mir erwartet, dass ich es genau jetzt anzog, ob ich wollte oder nicht. Ich konnte nicht selbst darüber verfügen. Geschenke konnten so grausam sein. Er grinste mich auffordernd an. „Komm, zieh es an, damit ich weiß, ob es passt oder ob ich es zurückgeben muss.“ Ich hätte sofort zu zurückgeben tendiert. Seine Kleidung war in Ordnung gewesen, wie meine, nur in größer. Als Ersatzkleidung ausreichend. Die blöde Schlampe Cecilia konnte sich freuen. Kleidung, die ihr zustand. Im Badezimmer überlegte ich. Ich konnte es zerschneiden. Es aus dem Fenster werfen. Mich selbst aus dem Fenster werfen. Oder besser hinausklettern und endlich weiter ins Ungewisse stürmen. Oder es kurz anziehen, es ertragen, es verschwinden lassen. Er war kaum daheim, es fiel ihm nicht auf, wenn ich doch wieder seine Kleidung bevorzugte. Schwarz, weiße Totenköpfe darauf verteilt, nun passte ich zur Zimmereinrichtung. Aber ich passte nicht zum Kleid, sah furchtbar kränklich darin aus, es lenkte die Aufmerksamkeit sofort auf meine nicht existenten Brüste. Schreckgespenst. Cecilia, man sieht deine Hässlichkeit, dieses Kleid enttarnt sie, pass bloß auf, wer dich so sieht. „Es steht mir nicht, ich zieh es wieder aus!“ „Zeig es trotzdem mal.“ So einfach ließ er mich nicht davon kommen. Er stand hinter mir, eine Hand an meiner knochigen Taille, die andere zupfte denselben Ärmel immer immer wieder zurecht. „Cecilia.“ Zum ersten Mal verspürte ich ein Unwohlsein in seiner Gegenwart. „Du siehst so hübsch aus.“ Es fühlte sich an wie eine Beleidigung. Weil es eine Lüge war, eine ziemlich dreiste. Weil er mich dabei ansah, als würde er mich heimlich auslachen. Weil ich so etwas nicht von ihm hören wollte. Er hatte mich behandelt wie ein Kind, eine kleine Schwester. Die Situation im Moment passte gar nicht dazu. Nichts stimmte in diesem Augenblick. Sein Finger fuhr über meinen Nacken. „Du solltest mal wieder nach draußen gehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)