Rising Sun von Lusiki (Wenn Gin doch mal die Welt in Grautönen sieht) ================================================================================ Kapitel 4: Chapter 5 -------------------- Es waren nun schon fast vier Wochen vergangen, seitdem er den Blut überströmten Jungen in das Krankenhaus gebracht hatte. Am Anfang wollte man Akais recht unplausible Geschichte nicht glauben, als aber die ersten Verletzten von der Explosion im Krankenhaus eintrafen, fand sich das Personal damit ab, das der arme Junge am falschen Ort zur falschen Zeit gewesen war. Die Ärzte hatten sich sechs Stunden mit Gin im Operationssaal eingesperrt. Als sie ihn raus rollten, sah der blonde Junge totenblass aus. Der betreuende Chefarzt hatte zu Akai gemeint, dass es sehr unwahrscheinlich wäre, dass der kleine Patient den Tag und die darauf folgende Nacht überstehe. Falls er es doch tun sollte, hätte er sogar reale Chancen die Situation lebendig zu meistern. Welche Folgeschäden bei seinen Wunden und Blutverlust bleiben würden, könne er noch nicht sagen. Auch nicht wie lange der Junge brauchen würde um zu erwachen. Der FBI-Agent bestand darauf, da er der Einzige war der über den Jungen Bescheid wusste, dass er bei im bleiben durfte. Nach langem zetern gab die Oberschwester nach, und ließ den vernarbten Mann in das Krankenzimmer. Shuuichi machte es sich auf dem unbequemen Plastikstuhl so bequem wie möglich, und wartete ab. Stumm aber wachsam sah er dem Kommen und Gehen der Schwestern und Ärzte zu. Nach zwei Tagen stellte der Chefarzt sich vor ihn und musterte den Mann, der sich bislang geweigert hatte, von der Seite des kleinen Patienten zu weichen. „Sie sehen grausam aus.“ Akai starrte ihn weiterhin wortlos an. „Wenn ich ihnen versichere, dass der Junge außer Lebensgefahr ist, und dass sie jeder Zeit wieder zu ihm können, würden sie dann nach Hause gehen und sich etwas ausruhen? Vielleicht auch etwas essen?“ Stumm sah der Scharfschütze zu dem Doktor einige Zeit lang auf. Der Arzt wollte gerade wieder ansetzen, als sich sein Gegenüber erhob. Er nickte ihm zu, und ging in Richtung Tür. „Wir werden den Jungen in ein Zimmer im vierten Stockwerk unterbringen. Fragen sie an der Rezeption danach, wenn sie wieder kommen,“ rief ihm der Mann im weißen Kittel hinterher. Der FBI-Agent gab kein Anzeichen, dass er ihn gehört hatte, sondern Schritt weiter zum Ausgang. Er hatte nicht vor sich länger als notwendig von Gin zu entfernen. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich war, dass der Agent der Schwarzen Organisation in den nächsten Stunden, oder Tagen, erwachte, wollte es Shuuichi dennoch nicht riskieren, dabei abwesend zu sein. Er Telefonierte auf der Heimfahrt mit seinem Boss, und klärte ihn in wenigen Worten über die Situation auf. Sein Vorhaben brauchte er mit dem älteren Mann nicht zu besprechen. James riet ihm mit Jody zu reden, aber Akai winkte ab. „Sie können ihr ja Bescheid geben, wenn sie das für richtig halten“, entgegnete er nur und legte auf. Bei sich zu Hause angekommen, sprang der Mann unter die Dusche. Nachdem er wieder mehr Mensch als Biest war, packte er einige Dinge in seine Sporttasche und verließ die Wohnung wieder. Auf dem Rückweg zum Krankenhaus hielt er bei einem Imbiss an, von wo er sich etwas zu essen mit nahm. Auch machte er bei einem Supermarkt halt, und versorgte sich mit Nahrung und Getränken, die er alle samt in seine Tasche packte. Es dauerte nicht lange und der schwarz haarige Mann mit der auffälligen Narbe im Gesicht stand am Eingangsschalter in der Haupthalle des Beika City Hospital. „Wie kann ich ihnen behilflich sein, Sir“, fragte die Krankenschwester hinter dem Tresen. „Ich möchte zu einem Jungen, der etwa vor zwei Tagen hier eingeliefert worden ist, mit schweren Schussverletzungen und akutem Blutverlust. Der behandelnde Arzt sagte mir heute Morgen, sie würden ihn auf das vierte Stockwerk verlegen.“ Das junge Fräulein tippte einige Daten in ihren Computer und fragte dabei weiter ohne auf zu sehen. „Sind sie ein Verwandter?“ Als Akai ihr nicht sofort antwortete sah sie ihn fragend an. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine fett gedruckte, rote Notiz in der Akte. Sie überflog sie und ihr ernstes Gesicht hellte sich auf. „Ach so, sie sind das. Dann ist Gut. Zimmer 425. Vierter Stock, rechter Gang, dann einmal Links und am Ende wieder Links.“ Akai nickte. „Danke“. Er wollte gerade schon weitergehen, als er inne hielt. „Verzeihung, in Kürze wird eine Kollegin von mir hier eintreffen. Ihr Name ist Jody Saintemillion, sie wird sie mit Sicherheit nach Akai Shuuichi ausfragen. Würden Sie sie bitte zu mir lassen, es ist wichtig.“ Die Krankenschwester runzelte die Stirn, nickte aber trotzdem. Wie er vorhergesagt hatte, ließ Jody nicht auf sich warten. Kaum eine Stunde später hörte er sie schon den Gang entlang hechten. Vor der Tür blieb sie stehen und holte erstmals Luft. Sie klopfte an, und ohne eine Antwort abzuwarten, stürzte sie ins Zimmer. „Shuu... Gott sei Dank. Seit zwei Tagen weiß niemand etwas von dir, und dann sagte mir James, dass du im Krankenaus seist. Weißt du überhaupt was für Sorgen ich mir um dich gemacht habe!!!!“ Der amerikanische Agent hatte schon erwartet, dass dieses erste Gespräch mit Jody anstrengend werden würde. Sie enttäuschte ihn nicht. Es war mehr sie, die beschloss jede paar Tage vorbei zu schauen und ihm saubere Klamotten zu bringen. Die Englisch Lehrerin schüttelte einfach nur den Kopf über sein Verhalten und ging dann auch bald wieder. Seit dem Tag, war sie die einzige Person die in regelmäßigen Abständen den Jungen besuchte. Beide Agenten unterhielten sich meistens nur kurz, Akai weil er von Natur aus still war, und Jody weil sie nicht so recht wusste, wie sie sich in der außergewöhnlichen Situation verhalten sollte. Im Gegenzug beobachteten sie sich gegenseitig. Es blieb Shuuichi nicht verborgen, dass Jody sich den kleinen Patienten näher ansah. Sie schien dabei fieberhaft zu überlegen, und immer wieder zu dem gleichen Schluss zu kommen. Ein Ergebnis das ihr ganz und gar nicht gefallen wollte. Die Agentin hatte aber nicht nur Augen für den Blonden. Sie versuchte unauffällig zu sein, als sie ihren Partner unter die Lupe nahm, und stellte fest, dass dieser sich ebenso viele Gedanken machte, wie sie selbst. Der Scharfschütze war sehr froh darüber, dass die sonst so neugierige Frau ihm keine Fragen über Gin stellt; er hätte sie nur schlecht, wenn überhaupt, beantworten können. Die Zeit war erstaunlich schnell im Krankenhaus vergangen, sicherlich auch dank der Bücher die Jody ihm immer wieder mitbrachte. Es war in der dritten Woche, als Gin zum ersten Mal die Augen auf schlug. Er war komplett des-orientiert, und konnte sich scheinbar an kaum etwas erinnern. Der Arzt hatte schon so eine Andeutung gemacht, dass der psychologische Schaden den der Junge von dieser traumatischen Erfahrung tragen würde, wesentlich größer sein würde, als die bleibenden, körperlichen Narben. Akai war sich nicht sicher gewesen, in wie fern das zutreffen würde, er wusste ja schließlich, dass das verletzte Kind eigentlich gar keines war. Deshalb war er doch eher überrascht als Gin ihn zu Anfang nicht erkannte. Im Nachhinein war es für Akai nicht verwunderlich, dass selbst ein hart gesottener Auftragsmörder in solch einer Situation einen Panik Anfall bekam. Der blonde Junge war daraufhin für die nächsten drei Tage erneut ins Koma gefallen. Es war natürlich sein Pech, das genau an dem Tag an dem Gin erneut erwachte, Jody vorbei schauen musste. Zum Glück hatte sich der Blonde dieses Mal besser in der Gewalt. Akai hatte ihm so behutsam wie möglich die Neuigkeit offenbart, dass Gin nun im Körper eines Kindes steckte. Die aufgeweckte Frau war immerhin soweit hilfreich gewesen, als dass sie Gin sehr gut verdeutlichte, mit welchen Augen ihn die Welt von nun an sehen würde. Ihr Besuch fiel sogar kürzer aus als gewöhnlich. Die fröhliche Agentin war kaum aus der Tür, als Gin auch schon die Kräfte verließen und er augenblicklich wieder einschlief. In den darauf folgenden Tagen, hatten sich die ehemaligen Rivalen mehr schlecht als recht über die bizarre Situation unterhalten. Immer wieder schwiegen sie sich längere Zeit an. Manchmal kam es auch vor, dass ihre Gespräche eskalierten und zu lautstarken Auseinandersetzungen wurden. Meist geschah dies wenn Akai versuchte, dem kleinen Gin bei irgendetwas behilflich zu sein und dieser seine Hilfe, sei es aus Trotz oder gewohnter Selbständigkeit, nicht annehmen wollte. Dann musste die Oberschwester oder der Arzt kommen, um dem Streit ein Ende zu bereiten und Shuu verließ den Raum. Er ging nie weit, vielmehr lief der Mann mit der Narbe in seiner Wut wie ein wildes Tier die Gänge auf und ab, und erschreckte dabei die anderen Patienten halb zu Tode. Gin dagegen, brütete mit zusammengepressten Kiefer und mörderischen Blick in seinem Bett. Etwas anderes konnte er nicht tun. Der Scharfschütze bemerkte bald, dass sein neuer Schützling eine tiefe Abneigung gegen weiße Arztkittel hatte, falls dessen Blicke etwas zu bedeuten hatten. Dagegen konnte er nichts tun. Aber es viel ihm auch auf, dass der ehemalige Schwarze Agent, das am Rücken offene Krankenhausnachthemd, genauso oder sogar noch mehr hasste. Nach einem ihrer auf brausenden Gespräche kramte er, bei seiner Rückkehr in das Zimmer, in seiner Sporttasche und hielt dem etwas verdutzten Jungen eines seiner T-shirts hin. Gin überlegte es sich nicht lange, und nahm das stumme Friedensangebot an, woraufhin sich Akai zur Wand drehte, um dem jungen Patienten eine Ahnung von Privatsphäre zu gönnen. Seit dem Vorfall herrschte eine zerbrechliche Ruhe zwischen den zwei Männern. Vier sehr interessante Wochen waren vergangen. An dem Morgen war der behandelnde Chefarzt in das spärlich erleuchtete Zimmer gekommen. Die Vorhänge hielt Akai immer geschlossen, und durch die dahinter liegenden, halb offenen Jalousien kam nur gedämpftes Licht in den Raum. Einerseits wollte der FBI-Agent keine unnötigen Risiken eingehen und andererseits schienen beide Zimmergenossen das Leben im Dämmerlicht zu bevorzugen. Der etwas ältere Mann hatte eine Mappe unter den Arm geklemmt, und sah beide Bewohner des Raumes prüfend über seine Brille hinweg an. Danach räusperte er sich, um ein nervöses schlucken zu kaschieren, öffnete die Dokumente und begann damit, dem Patienten eine Zusammenfassung seines Zustandes zu geben. Er gab sich Mühe beruhigend zu wirken, ließ aber alle Vorsicht fallen, nachdem Gin ihn Anfuhr. „Sagen sie klar was Sache ist, Doktor. Für gefühlsduslige Ausflüchte bin ich nicht zu haben!“ Verdattert wendete sich der Mann an Akai, doch dessen finsterer Blick ließ ihn verblümt weiter sprechen. Dass so gravierenden Verletzungen nicht ohne Folgen bleiben konnten, war beiden Zuhörern bekannt. Es glich schon an ein Wunder, dass Gin überhaupt am Leben war. Dennoch war es sehr ernüchternd, für Beide, die Worte des Arztes in solch einer Genauigkeit zu hören. Es gab für Gin nicht mehr viel Hoffnung, er würde mit Sicherheit den Rest seines Lebens in einem Rollstuhl verbringen. Der Grund dafür waren die Kugeln, die Gin durch Arme und Beine geschossen wurden. Das Muskelgewebe war an vielen Stellen fast gänzlich zerstört worden und würde nur mit beträchtlicher Narbenbildung verheilen. Diese hatte allerdings zur Folge, dass bei Gins Wachstum, sich seine Muskeln nicht richtig entwickeln konnten. Sein Immunsystem war durch den starken Blutverlust so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass er sich fortan vor jeder Erkältung in Acht nehmen musste, weil größere Schäden zu befürchten waren. Mehr als eine der Kugle hatte seine Brust durchbohrt, eine davon war stecken geblieben. Einen ausgewachsenen Mann hätte so ein Schaden beeinträchtigt, der Kinderkörper hatte einen Teil seiner Lungenkapazität permanent einbüßen müssen.* Wie es ihre Art war, hatten die zwei Männer den Doktor zu Ende sprechen lassen, und schweigend zugehört. Nach dem der Mann im weißen Kittel seinen kleinen Diskurs beendet hatte machte sich eine drückende Stille breit. Er räusperte sich ein-zwei Mal, um seine Offenheit für Fragen klar zu stellen ,doch weder Akai noch Gin hatten etwas dazu zu sagen. Deswegen verabschiedete sich der Mediziner und eilte aus dem Raum. Wenige Augenblicke darauf erhob sich auch Shuuichi von seinem Stuhl und ging zur Tür. Als er sich noch einmal umsah, saß der blonde Junge weiterhin aufrecht im Bett und fixierte mit starren, grünen Augen einen undefinierbaren Punkt an der Wand gegenüber. Allein die Hände in seinem Schoß, zur Faust geballt, zeugten von der inneren Auffuhr des Kindes. Akai schloss die Tür leise hinter sich und lief die Treppen vier Stockwerke hinunter. Er ging durch eine Glastür in der Eingangshalle und betrat den kleinen Park der zum Spital dazu gehörte. Er hätte dringend etwas gebraucht um all die angestaute Energie abzubauen, stattdessen nahm er sein Handy aus der Tasche. Ohne groß darauf zu achten, wählte er James Nummer. Es war seine Pflichte, seinem Boss Bericht zu erstatten. Nachdem er eine größere Runde durch den Park gegangen war, machte er sich erneut auf den Weg ins Zimmer 425. Akai konnte sich gut vorstellen, was in dem stolzen Ex-Agenten der Schwarzen Organisation vor sich ging. Wäre er es gewesen, der in dem Krankenbett lag, hätte er sich im ersten Moment am liebsten eine Kugel durch den Kopf gejagt. Im Nachhinein war er froh, keine Waffen bei sich zu haben. Als er das Zimmer erreichte fand er Gin so vor, wie er ihn verlassen hatte. Schweigend nahm er auf seinem Stuhl Platz, und wartete ab. Minuten strichen dahin, ohne dass der Blonde eine Reaktion zeigte. Shuuichi war sich noch nicht einmal sicher, dass dieser ihn bewusst wahrgenommen hatte. Ein Seufzer, der mehr Akzeptanz als Resignation enthielt, obwohl der kleine Kopf langsam auf die Brust sank und sich seine Augen schlossen, zerbrach die eiserne Stille die den Raum in Atem gehalten hatte. Daraufhin folgte Gins gedämpfte Stimme: „Und wie geht es jetzt weiter?“ Akai schwieg erstmals, dann zuckte mit den Schultern. „Von den offensichtlichen Gründen abgesehen, gibt es einige andere die dagegen sprechen, dich laufen zu lassen. Jetzt sind noch ein paar mehr dazu gekommen.“ Er konnte sehen wie der Blonde die Mundwinkel verzog. „Ich nehme an, James wird in den letzten vier Wochen nicht untätig gewesen sein.“ Ein verächtliches Schnauben war die Antwort auf diese Aussage. „Meine Zukunft liegt also in den Händen von diesem alten Kauz?“ „So wie du auch, befolge ich nur Befehle. Meistens jedenfalls“, meinte Akai daraufhin. „Wir werden abwarten müssen, was er dazu sagt.“ Als Gin ihn daraufhin fragend ansah setzte er hinzu: „Ich habe ihn vorhin angerufen. Er wird Jody heute Nachmittag herbegleiten.“ *Ich habe von Medizin keine Ahnung. Habe mir nur gedacht, dass Einschusslöcher, die nicht zusammen mit dem Körper schrumpfen, weil beispielsweise die Kugel noch drin steckt, bei einem Kinderkörper erheblich mehr Schaden machen, als bei dem eines gut gebauten Erwachsenen. Mal davon abgesehen, dürften sich die Wunde beim Schrumpfen des Gewebes, verzerrt/vergrößert haben. Ich weiß dass diese Theorie nicht mit dem HaidoHotelVorfall übereinstimmt, bei dem Ai angeschossen wurde, aber ich finde sie irgendwie logisch. Falls ihr mehr Ahnung davon habt, und sie es nicht sein sollte, ignoriert es ganz einfach, dies ist ein Fanfic zu einer Animeserie, in der jemand geschrumpft wurde: Logik ist etwas anderes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)