Rubina-Seelenschwert von Maeyria ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6_Das Orakel ------------------------------- Mae hustete kurz und blinzelte. Genau wie Ying und Yang vorhergesagt hatten, war die Reise durch die Wüste sehr anstrengend. Crystal war bereits nach kurzer Zeit zusammengebrochen und schlief auf dem Rücken Meas, die sie ununterbrochen trug. Zum Pech aller hatte Crystal eine Erkältung bekommen, und das obwohl sie in der Wüste waren, und war nicht mehr wachzukriegen. Die kleine Gruppe lief schon etwa 3 Tage durch das weite gelb und braun. Keine Anzeichen von einer Stadt oder einem Orakel zu sehen. Trotzdem laufen sie weiter. Immer weiter. Und weiter. Die Hitze brannte unritterlich herunter, aber außer Laufen hatten sie nichts im Kopf. Nur Ying und Yang, die schon überall unterwegs waren, schienen noch einigermaßen rechenschaftsfähig zu sein. Ein paar Tage später kam eine Stadt in Sicht. Es ist wie ein Wunder, dass überhaupt eine Stadt mitten in einer riesigen Wüste überleben konnte. Ying, Yang, Mae, Mea und Crystal betraten die Stadt. Sie war nicht so geschäftig wie Cal’Reniri und es schienen viel weniger Menschen hier zu leben, aber es war genug los, um einen gewissen Trubel zu erkennen. Die Gruppe fragte sich durch und schaffte es so zur nächsten Kneipe und aßen alle etwas Warmes. Sogar Crystal weckten sie hartnäckig auf, damit sie ein paar Schlucke Suppe aß. Alle waren müde von der langen Reise und auch erschöpft. Mae und Mea schienen mit offenen Augen zu schlafen. Ying und Yang, die ihr Leben lang solche Reisen unternehmen mussten waren nichts weiter als nur erschöpft. Alle waren sich einig, dass sie als erstes ausschlafen müssen würden. Also bestellten sie sich zwei Zimmer und ruhten sich aus. Am nächsten Morgen ging es sogar Crystal besser und die Fünfer-gruppe entschied sich, mit ihrer Suche weiter zu machen. Schon bald hatten sie einen Führer gefunden, der regelmäßig Leute zum Orakel führte und Geld damit verdiente. Hierbei hatten sich auch den Vorteil dass sie auf echsenartigen Wesen ritten und schneller und auch komfortabler vorankamen. „Wisst ihr, früher nutzten wir Kamele, aber Echsen sind nützlicher geworden. Sie sind Vertragstiere. Wir liefern regelmäßig Wasser und Proviant ihrem Volk und wir bekommen immer abwechselnd Echsen, die uns durch die Wüste führen“, erklärte der Führer stolz. Dies sei die erste Vertragsbindung zwischen Menschen und Tieren. Auch erzählte dieser ihnen eine Handvoll Legenden. „Die Welt wurde von fünf Drachen erschaffen. Wasser, Feuer, Luft, Erde und der Zwillingsdrache Raum und Zeit. Er ist zweiköpfig. Man sagt, dass Raum und Zeit zwei verschiedene Drachen waren, die ihre Magie falsch nutzten und so zu einem Zwillingsdrachen verschmolzen. Durch sie wurden auch die anderen Drachen erschaffen, die die Welt und ihre Lebewesen und Pflanzen erschaffen hat. Es soll eine friedliche Zeit gewesen sein, als sie noch auf der Erde wandelten. Kein Unglück geschah. Und dann aus heiterem Himmel sind sie verschwunden. Und all das Glück mit ihnen. Krankheiten kamen, Unglück natürlich auch, und das Böse fand nun seinen Weg in die Welt. Bis heute warten viele auf die Rückkehr der fünf Drachen, aber man glaubt, dass sie nicht wiederkommen werden“ Nachdem der Führer diese recht kurze Legende erzählt hatte, schweifte er zu der inhaltlichen Analyse ab und sie verbrachten den Rest der Zeit damit, seine Hochwissenschaftlichen Gedanken durch das eine Ohr rein und durch das andere Ohr hinaus zu nudeln. Von weitem sahen sie es schon. Ein riesiger Fels mitten in der Wüste. Ein schwarzes Loch schien der Eingang zu sein. Gute hundert Meter vor dem Felsen hielt der Führer an. „Weiter kann ich euch nicht bringen. Ich werde auf eure Rückkehr warten“, erklärte er und setzte sich ab. Die Fünfer-Gruppe rutschte von den Rücken ihrer Reitechsen ab und musste den Rest laufen. Wieso wussten sie nicht, aber als sie den Führer fragten, weigerte er sich zu antworten und so gingen sie etwas ratlos und auch aufgeregt Richtung des berühmtesten Orakels das es gab. Von nahmen war der Fels sehr beeindruckend. Der Fels schien keine richtige Gesteinsart zu sein, sondern ein Mischwerk aus vielen Gesteinsarten. Unter anderem auch Kalk und Marmor. Die Sandstürme über die Jahre hatten den Felsen spiegelglatt geschmirgelt und er glänzte richtig, dass man sich tatsächlich auch spiegeln konnte. Crystal zog fleißig Grimassen an der glatten Felswand, bis die anderen vier sie mit in die Höhle schliffen und sie daran erinnerten, weshalb sie bei dem Orakel waren. Je tiefer sie in den Felsen hinein gingen, desto rauer wurde das Gestein und Crystal, die wie immer oft stolperte und hinfiel sammelte wieder allerlei blaue Flecken und Schrammen. Immer tiefer liefen sie in den Felsen hinein. Die Temperatur war sehr weit gesunken und Mae, Mea und Crystal froren schon. Das Gestein schien immer mehr und immer öfter von selbst zu leuchten und tauchte den Weg manchmal in ein grelles, in den Augen schmerzendes blau, manchmal ein angenehmes Ockergelb, dann ein warmes Orange, ein an Pfefferminz erinnerndes grün und tausend andere Farbtöne und leuchtete den Weg. Dann kamen Kristalle zum Vorschein. Danach folgten Silber- oder Goldadern, dann wiederum nur eine Wüste Gegend. Der Fels war von draußen gesehen viel kleiner als sie vom Gefühl her jetzt schon durch die Höhle gegangen waren. Diese Tatsache verwirrte die fünf ein wenig. Nichts desto trotz machten sie sich weiter in diesen merkwürdigen Felsen hinein. Staunend machte sich die Gruppe weiter in den Innenteil, als eine Sackgasse hinter einer Kurve ihre Wandertour abrupt beendete. Vor der Sackgasse schwebte auf etwa zwei Metern Höhe eine leuchtende, weißliche Kugel, die im Kreis schwebte. Als sie die Eindringlinge bemerkte, schwebte sie direkt vor sie. „Wasssssss ist euer Begeeeeeehr“, schallte es durch die Höhle wie aus allen Richtungen. „Wir möchten wissen, was es mit der Vorhersage des Orakels in Cal’Reniri auf sich hat“, erklärte Mea. „Dasss Oraaaaaakel???“, schallte es durch die Wände. „Dassssss ist es nichhhhhhht“ „Esssssss ist das Schweeeeeeeert“ „Und die Zuuuuuuukunft der Eeeeeeeeeeerde“ Die kleinen Füchschen zitterten und schmiegten sich enger an die Hälse der drei Mädchen. Die schwebende Kugel begann zu blubbern. Das merkwürdige daran war, dass die Blubber keines Falls zu Boden fielen schienen, sondern auf der nun plötzlich klar erkennbaren Fläche, auf der Kugel herum zu tanzen schienen. Die Blubberbläschen wurden sehr schnell größer und formten sich um. Als der leuchtende Schein verschwunden war, stand vor ihnen eine … Elfe? Es schien tatsächlich eine Elfe zu sein. Sie hatte eine schlanke Statur, helle Haut, Spitzte Ohren und das klischeehafte Markenzeichen aller Elfen: grünes Gewand, das in den Farben eines gesunden und grünen Waldes erstrahlte. Das einzig merkwürdige an ihr war, dass sie drei Augen hatte. Das dritte Auge saß auf der Stirn umrankt vom einem grünlich-blauen Tattoo und die Regenbogenhaut ihrer Augen leuchtete munter von einer Farbe zur nächsten, wie die Kristalle die sie vorher in der Höhle gesehen hatten. „Sind sie eine Elfe?“, fragte Crystal neugierig und musterte die junge Dame vor sich. Eine beruhigende Aura ging von der Elfe aus, das spürten alle. Und sehen konnten sie es auch. In so einer Situation hätte sich Crystal normalerweise hinter Mae oder Mea versteckt und niemals schon eine Frage gestellte. Die Elfe lächelte freundlich. „Ja“, antwortete sie mit einer hohen aber sehr wohlklingenden Stimme. „Das gibt es nicht“, stieß Ying aus. „Die Elfenseherin?“, fragte sie. Die Elfe nickte. „Die Elfenseherin?“, fragte Mea Yang. „Eine Seherin aus einer alten Legende“, erklärte Yang knapp. „Ich erzähle dir später mehr davon“ „Ich bringe euch schreckliche Kunde“, sprach die Elfe. „Die Magie in dieser Welt ging schon lange verloren. Nur ganz wenig gibt es noch. Das wenige bisschen Magie hält diese Welt zusammen. Ein Zauberer versucht diese nun an sich zu reißen. Die größte Quelle der Magie bist du“ Die Elfe schaute zu Crystal. „Rubina, das Schwertmädchen. Wenn er dich unterwirft, wird es nicht mehr lange dauern und der Rest der übrigen Magie wird er kontrollieren. Die Elfe schaute zwar genauso freundlich wie zuvor, aber man konnte sehen wie traurig sie war, obwohl sie keine Miene verzog. Lediglich eine Träne rollte über ihre Wangen und tropfte zu Boden, wo in Sekundenschnelle ein kleiner Kristall wie eine Pflanze hervorwuchs, sofort aber wieder in Staub zerfiel und von einem Wind zu den anderen Kristallen getragen wurde, obwohl es in der Höhle windstill war. „Wieso ist Rubina die größte Magiequelle?“, fragte Crystal. „Weil in der Zeit, als es noch viele Magier gab auch viel Magie in Umlauf war. Das erschaffen von Rubina hat mehr Magie beansprucht als sonstige Zauberformel, somit ist sie die Trägerin der meisten Magie. Der Zauberer hat sich so viel Magie angeeignet, dass er Rubina fangen kann. Diese Magie ist unermesslich groß. Genau genommen ist sie die Magie, die verloren gegangen ist und diese macht die Hälfte etwas der noch vorhandenen Magie aus. Die andere etwaige Hälfte steckt in Rubina. Wenn er diese Mengen kontrolliert, wie der wenige Rest auch bald in seinen Händen sein. Ihr müsst ihn stoppen, das ist eure Bestimmung. Dafür braucht ihr das Schwert, in dessen Besitz ihr nicht mehr seid. Es gibt nur eine Möglichkeit, es wiederzubeschaffen: Ein Juwel in den Bergen, die Juwelen des Drakuna, sind eure Stärke. Die Schuppe des Monsters im Meer, hält diese Stärke. Und Gesang vollende die Arbeit, aber beachte, nur die Nixe ist des Gesanges mächtig. Sucht sie in den Bergen. Ich wünsche euch Glück, mein Segen sei mit euch“ Die Elfe nickte einmal kurz und von einer Sekunde auf die andere, schwebte die Kugel im Raum, als wäre nichts passiert. Hinter ihr erschien in einer schnörkeligen Schrift eine Warnung an der Wand. „Jeder Mensch, der des Orakels würdig war nehme mit: Ein Wort, ein Bild, eine Geste ein Zeichen und dein Leben sei verwirkt. Nur folgendes, darf die Welt außen erfahren: Nichts habt ihr gesehen. Niemandem seid ihr begegnet. Folgt dem Orakel wenn ihr wünscht, aber kein Leben darf erfahren, dass die Elfe gesprochen hat“ Schweigend drehte sich die Gruppe um und lief wieder zurück. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Plötzlich hörten sie ein Pochen. Verwirrt liefen sie weiter. Das Pochen änderte sich langsam zu einem Klopfen und schon bald, als sie sich dem Ausgang näherten, war es nicht ein Klopfen sondern ein Krachen. So laut, als würde jemand wirklich Stein zertrümmern. Mae, Mea, Crystal , Ying und Yang traten aus der Höhle. Und da sahen sie, was die Geräusche verursachte: Blades stand an einer Wand und hieb mit einer monströsen Axt auf den Fels ein. Die Klinge der Axt war bereits stumpf, risse zogen sich schon durch die Waffe und einzige Stücke waren schon abgebrochen, aber immer noch hieb der Diener des Zauberers auf die Felswand ein. Ying und Yang reagierten sofort. Als hätten sie sich von einer Stelle zur anderen teleportiert, standen sie plötzlich bei Blades. Dolche an seinem Hals und an das Schlüsselbein haltend und ihr Gesicht verdeckt. „Was machst du hier“, zischte Ying feindselig. Mae, Mea und Crystal fuhr ein Kribbeln durch den Körper. Das Zischen war sehr scharf und selbst sie konnten es von etwa 50 Metern hören. Es war wirklich ein sehr furchteinflößender Ton. „Ying und Yang, das Spitzenklassen-Assassinenduo“, zischte Blades stattdessen. Noch während dem Sprechen löste er sich in Rauch auf. Ying und Yang gaben ihre Angriffshaltung auf und schauten wütend in den Himmel als ob sie so den Rauch am Wegfliegen verhindern könnten. Schweigend schlenderte die Gruppe zurück zu ihrem Führer, der gemütlich an einem der Reittiere lehnend las. „Die Ladys wollen den Rückweg antreten?“, fragte er freundlich, setzte sich auf und machte alles bereit zum losziehen. Von dem was vor kurzem passiert war verlor keiner ein Wort. „Also auf nach Frequil“, meinte Ying seufzend. „Wieso das? Und wo ist das?“, fragte Mae. „Frequil ist die Stadt der Edelsteine. Die Elfin sagte ein Juwel in den Bergen. Nur Frequil kommt in Frage“, antwortete Yang flüsternd, nicht dass der Führer noch von der Elfe hörte. „Sie sagte die Juwelen eines Drakuna“, widersprach Mea. „Was ist ein Drakuna?“ „Echsenwesen, die von Drachen abstammen. Sie haben einen Drachenkopf, verstümmelte Flügel und sehr furchteinflößende Krallen. Sie sind aber, wie gesagt, Echsen, sie bewegen sich wie Eidechsen, also sind sie leicht zu besiegen. Und ja, daran rätseln wir noch“, beantwortete Ying Meas Frage. „Also, auf nach Frequil“, stimmte Mae zu. „Und ihr seid sicher, dass sind nicht die Echsen?“, flüsterte Crystal von hinten auf ihr Reittier deutend. Ying und Yang schüttelten den Kopf. „Die gibt’s nur in den Bergen und sie sind sehr selten“, erklärte sie. Dann ritten sie los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)