Ein zweiter Versuch von maidlin (Luke Castellan-Rick Riordan) ================================================================================ Kapitel 24: Angst ----------------- Angst Wie auch schon zuvor verstummten plötzlich alle Gespräche, als er sich zum Frühstück einfand. Doch da er die Blicke gewöhnt war, setzte er sich an den Hermestisch und nahm sich ein Brötchen. Er hatte keinen Appetit, wusste aber, dass er etwas essen musste. Es wunderte ihn nur, dass bisher noch niemand etwas gesagt hatte oder dass sie ihn überhaupt an den Tisch gelassen haben. Gerade von Clarisse oder seinen Brüdern hätte er das erwartet. Hatte Chiron vielleicht etwas gesagt? Er hätte ihn vorher danach fragen sollen, überlegte er und zerpflückte mit den Fingern sein Frühstück. Doch die Fragen, die den anderen zweifellos auf der Zunge lagen, konnte er förmlich mit den Händen greifen. Aber er war auch froh, dass niemand fragte. Er hatte ja ohnehin keine Antworten. Kaum hatte er dies jedoch gedacht, sprach ihn eine Stimme von der Seite an: „Kann ich dich was fragen?“ Verwundert hob Luke den Kopf und blickte direkt Chris an. Dieser betrachtete ihn ehrlich interessiert und nicht feindlich. „Sicher, ich kann dir aber keine Antwort versprechen.“, erwiderte Luke und bemühte sich seine Worte klar zu formulieren. Selbst das Sprechen empfand er als anstrengend. „Warum bist du abgehauen?“, fragte er ihn gerade heraus. „Wo warst du? Das würden wir wirklich alle gern wissen.“ Fragend ob Luke eine Augenbraue? Das war es, was sie wissen wollten? Er glaubte ihm kein Wort. Trotzdem sahen ihn alle an und auch von den anderen Tischen konnte Luke die Blicke spüren. Sie taten zwar weiterhin so, als würden sie frühstücken, doch die Aufmerksamkeit lag bei ihm. Selbst Chiron tat so, als würde er sich mit Dionysus unterhalten. „Ich war bei meiner Mutter.“, antwortete Luke und sofort setzte ein Tuscheln ein, bei dem seine Worte von Ohr zu Ohr weiter getragen wurden. „Und warum... tja... weil...“ Er zögerte. Sollte er es wirklich laut aussprechen? Sollte er es alle wissen lassen? Andererseits was war schon dabei? Er war nicht der erste der je so empfunden hatte und gewiss nicht der letzte. Vielleicht würden sie ihm dann endlich glauben oder ihn zumindest in Ruhe lassen. Das würde ihm ja schon reichen. Ruckartig stand er auf und ging in die Mitte des Platzes, dort wo das Feuer brannte. „Ihr wollt also wissen, warum ich verschwunden bin? Bitte, ich sage es euch. Dann könnt ihr euch das Tuscheln sparen.“, rief er nun so laut, dass alle ihn hören konnten. Das Flüstern war mit seinen Worten augenblicklich erstorben. „Es interessiert uns nicht!“, sagte Clarisse laut. „Von uns aus kannst du sofort wieder in Gras beißen. Es gibt genug, die dir gern dabei helfen würden, mich eingeschlossen!“ „Danke, aber ich verzichte.“ , erwiderte Luke. „Und du weißt, dass du mich nicht töten darfst, nicht bevor sie nicht die Chance dazu hatten.“ Clarisse machte ein säuerliches Gesicht und Luke wusste, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Er blickte sich in der Runde um, bis seine Augen schließlich bei Annabeth hängen blieben. Er hatte sich noch nicht bei ihr bedankt, schoss es ihm kurz durch den Kopf. Aber legte sie wert darauf? Er wusste es nicht. Doch ihr Blick mit dem sie ihn ansah, war nicht feindlich, nein, vielmehr traurig und irgendwie… bittend. Als wollte sie Antworten von ihm. „Ich habe Angst.“, sagte er schließlich. Das Zittern in seiner Stimme konnte er nicht ganz unterdrücken, aber was sollte er sich noch dafür schämen? Alle sahen ihn mit großen Augen an, als wäre das das letzte gewesen, was sie erwartet hatten. Selbst Dionysus schien einmal das Essen vergessen zu haben. Nur Percy hatte misstrauisch eine Augenbraue nach oben gezogen. „Ich habe keine Ahnung, warum ich wieder hierher geschickt wurde. Ich habe keine Ahnung, wie lange es anhalten wird. Werden mich die Parzen wieder aus dem Weg räumen, weil sie feststellen, dass es nur ein Versehen war? Vielleicht sind die Götter aber auch schneller?! Sie warten ja nur darauf, dass sie mich endlich beseitigen können!“, sagte er schnell hintereinander und sprach damit das aus, was ihn seit Tagen durch den Kopf ging. „Und selbst, wenn sie warten, selbst wenn sie mich in den Kampf ziehen lassen, was wird hinterher sein? Werde ich vielleicht im Kampf sterben? Warten sie nur darauf? Und wenn ich es wie durch ein Wunder überlebe, räumen sie mich dann aus dem Weg? Oder heben die Parzen den Zauber auf, der mich zurückgebracht hat und ich stehe wieder vor den Richtern? Ich weiß es nicht! „Und dann gibt es da noch diesen kleinen, dummen, naiven Teil in mir, der immer noch hofft nach all dem vielleicht die Chance auf ein normales Leben zu bekommen. Für euch gibt es ja nur zwei Möglichkeiten, entweder Leben oder Sterben und dann ins Elysium zu gelangen. Ich kann das abschreiben! Denn neben all dem anderen, darf ich mich noch mit Kronos Seele rumschlagen, die sich an meine festgebissen hat! Wiedergeburt ist damit also auch gestrichen. Mal davon abgesehen, dass jede Sekunde ein ständiger Kampf um meinen Körper ist und ich im Schlaf auch noch von Tartarus träume! „Ich habe also eine Scheißangst und war bei meiner Mutter um wenigstens für ein paar Stunden Ruhe zu finden! Und von meiner Mutter will ich hier gar nicht erst anfangen. Es ist also alles Bestens!“, zischte er. Schwer atmend stand er vor dem gesamten Camp. Jeder einzelne von ihnen starrte ihn mit großen Augen an, aber niemand sagte ein Wort. Bevor sie ihre Sprache doch noch wieder fanden, entschied sich Luke zu gehen. Kurz wandte er sich noch an Percy und sagte: „Ich warte vor dem Camp. Beeil dich.“, dann drehte er sich rum und ging mit großen Schritten davon. „Luke…“, setzte Chiron an, doch mit einer Handbewegung bedeutet ihm Luke, dass er ihn in Ruhe lassen sollte. Auch er konnte ihm nicht helfen. Das konnte niemand. Während seines Weges aus dem Camp, versuchte Luke seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Er hatte nicht erwartete, dass es so sein würde, wenn er den Gedanken erst einmal freien Lauf ließe. Seine Wangen brannten. Er hätte sich einiges verkneifen sollen, dachte er. Andererseits wollten sie die Wahrheit doch wissen, sollte sie zusehen, was sie nun damit anfingen. Zumindest hatten sie jetzt einen guten Grund ihn anzustarren. Als er die Grenzen des Camps verließ, wartete Argos bereits am Auto auf ihn. Er lief noch ein paar Schritte hin und her. Wenn er den Göttern gegenüberstehen würde, brauchte er einen klaren Kopf. Er konnte es sich nicht leisen durcheinander zu sein oder verängstigt. Es würde ihn nur durcheinander bringen. In Gedanken ging Luke noch einmal all die Argumente durch, die ich sich am Tag zuvor während der Zugfahrt zurechtgelegt hatte. Wenige Minuten später trat Percy aus dem Wald heraus. „Und habt ihr euch noch prächtig amüsiert?“, fragte Luke bissig und hatte sich immer noch nicht abreagiert. Percy antwortete ihm nicht, sondern stieg in den Wagen ein, der sie bis zur nächsten Busstation bringen würde. Von dort aus würden sie mit dem Bus nach Manhattan zum Empire State Building fahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)